Irina Temushkina. Werke 2016/17

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Andrea Malaer
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1 Irina Temushkina Werke 2016/17

2 Impressum Herausgeber: Edition Fondation Carré d Art Text: Dr. Helmut Orpel Kunsthistoriker Fotos: Alexander Jaquemet Druck-Beratung / Druck: Frick Kreativbüro & Onlinedruckerei Printed in Germany Copyright: Irina Temushkina

3 Irina Temushkina Tabula rasa (leere Tafel) ist ein Begriff aus der Philosophie, der für den ursprünglichen Bewusstseinszustand steht, in den die Erkenntnis im Laufe der Entwicklung ihre Spuren hineingraviert hat. Diese Metapher kann man ohne weiteres auch auf Prozesse in der Natur übertragen. Dort hinterlassen Regen und Wind ihre Spuren in den Rissen und Abrieben auf den Steinen und Felsen. Manchmal wirken solche Eingravierungen wie eine unlesbare Schrift. Betrachtet man die Arbeiten von Irina Temushkina so spürt man, dass hier die Natur die wahre Lehrmeisterin der Künste ist. Die Malerin reflektiert in ihren Werken sowohl über die Parallelitäten als auch die Unterschiede zwischen Kunst und Natur, der beiden großen Abstrakta, die das menschliche Bewusstsein durchdringen. In ihrem schweizerischen Atelier hat sie sich zu diesem Zweck eine ganze Sammlung von fein gemaserten Kieselsteinen angelegt. Diese Sammlung ist für sie eine besondere Inspirationsquelle, denn sie spürt deren Energien nach und transformiert sie in die Sprache der Kunst. Die geheimnisvolle Wechselbeziehung zwischen Kunst und Natur ist der Schlüssel zum Verständnis von Irina Temushkinas aktuellen Werken. Die in diesem Katalog exemplarisch ausgewählten Arbeiten zeugen von ihrer Suche nach dem Geheimnis der energetischen Ausstrahlung des Materials. Dabei handelt es sich um acht verschiedene Werkgruppen. Im Einzelnen sind diese folgendermaßen betitelt: Equilibrio, Ritmi, Scrittura, Onde, Geometria, Petroglifi, Cubi und Simboli. Die italienische Namensgebung deutet auf Irina Temushkinas Wahlheimat hin, denn neben der Schweiz und ihrem Heimatland Russland, hat sie lange in Italien gelebt und hat auch heute noch in Mailand ein Atelier. Allen den eben genannten Bildzyklen ist die große Ruhe und die zeitlose Erhabenheit eigen. Diese Werkgruppen sind Resultate eines langen künstlerischen Entwicklungsprozesses, der bereits während Irina Temushkinas Studiums in Moskau begann. Sie hat an der Kunstakademie Stroganov studiert und dort unterschiedliche Disziplinen durchlaufen. Während dieser Zeit lernte sie die Kunst der russischen Avantgarde kennen. Deren dynamische Ausdrucksformen haben die Entwicklung der Künstlerin entscheidend geprägt. Mit jenen prozesshaften Kompositionsweisen gelingt es ihr, den eingangs angesprochenen Naturerscheinungen ausdrucksvoll Gestalt zu verleihen, ohne dabei in die Enge des Realismus zu verfallen. Im Vordergrund stehen die geheimnisvoll ambivalenten Zeichen und Strukturen, die der sichtbaren Welt zu Grunde liegen. Einen starken Akzent legt Irina Temushkina dabei auf die Zeichnung. Der Bildaufbau erfolgt auf der Basis tektonisch überlagerter Oberflächen, die Zwischenräume entstehen lassen und umso intensiver wirken, je länger man sich auf diese Bilder einlässt. Auffällig ist dabei auch die starke Reduktion auf Grauwerte oder Steinfarben. In Zyklen, wie Scrittura und Petroglifi aus dem Katalog erscheint die Schrift dabei wie ein Rudiment einer längst untergegangenen Kultur. Dabei sind diese Lettern keinesfalls semantisch zu verstehen. Sie haben keinen lesbaren Bedeutungsinhalt, sondern werden lediglich als Grapheme betrachtet, die im Sinne der eingangs angesprochenen Naturerscheinungen zu verstehen sind. Mir kommt es auf die Ausgewogenheit der unterschiedlichen Bildelemente an, auf das Gleichgewicht von Zeichnung und Raum, Hintergrund und Vordergrund, hellen und dunklen Partien, die im Ganzen eine dynamische Harmonie ergeben sollen, die Ausstrahlung und Atmosphäre hat, beschreibt Irina Temushkina selbst ihre Intensionen bei einem Gespräch in ihrem Atelier. So gesehen erscheinen Irina Temushkinas Bilder wie Ausschnitte aus der kosmischen Totalität. Die einzelnen Kompositionen haben keine Begrenzungen und erweitern ihre Wirkung über das Bildformat hinaus. Auf diese Weise stellen sie mit der Architektur der Räume, in denen sie ihren Platz finden, eine Wechselbeziehung her. Dr. Helmut Orpel Kunsthistoriker 4 5

4 Equilibrio x100cm 6

5 Equilibrio x100cm 8

6 Equilibrio x100cm 10

7 Equilibrio x100cm 12

8 Ritmi x100cm 14

9 Ritmi x100cm 16

10 Ritmi 13/12/ x 100x20cm 18

11 Scrittura x100cm 20

12 Scrittura x100cm 22

13 Scrittura Acryl auf Leinwand 100x100cm 24

14 Scrittura x80cm 26

15 Scrittura x80cm 28

16 Scrittura Acryl auf Leinwand 40x40cm 30

17 Scrittura Acryl auf Leinwand 40x40cm 32

18 Onde 01/02/ x 70x70cm 32

19 Onde x70cm 36

20 Onde x70cm 38

21 Onde x70cm 40

22 Onde x30cm 42

23 Geometria x80cm 44

24 Geometria x80cm 46

25 Geometria x20cm 48

26 Geometria x20cm 50

27 Geometria x20cm 52

28 Geometria x20cm 54

29 Geometria x20cm 56

30 Geometria x20cm 58

31 Petroglifi x90cm 60

32 Petroglifi x70cm 62

33 Petroglifi x30cm 64

34 Petroglifi x30cm 66

35 Petroglifi x30cm 68

36 Petroglifi x30cm 70

37 Petroglifi x80cm 72

38 Petroglifi x80cm 74

39 Petroglifi x80cm 76

40 Cubi x90cm 78

41 Cubi x90cm 80

42 Simboli x80cm 82

43 Simboli x70cm 84

44 Kurz-Biographie von Irina Temushkina: Irina Temushkina ist 1955 in Russland geboren ihre Kunststudien hat sie an der berühmten Kunst-Akademie (Universität) Stroganov in Moskau absolviert und 1978 abgeschlossen; seit 1985 ist sie Mitglied der Berufskünstler-Union Russlands als Künstlerin (Gestaltung von Bildern, Objekten und Installationen) hat sie sich an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen sowie an Kunstmessen beteiligt; in Russland, Europa, Saudi-Arabien Werke von ihr wurden erworben von namhaften Kunstinstitutionen und Kunstsammlungen - Staatliches Zentrum für Gegenwartskunst (NCCA), Moskau - Russisches Museum, Sankt Petersburg - Staatliches Museum der Angewandten und Dekorativen Kunst, Moskau - University St. Thomas, Rom - Museo Galleria Civica d Arte Contemporanea Franco Libertucci, Casacalenda (IT) - Fondo del Arte Contemporaneo Baronissi, Salerno (IT) - sowie von zahlreichen privaten Kunstsammlungen Irina Temushkina lebt und arbeitet seit 1990 in Italien, in der Schweiz und in Russland Thema: Harmonie der Steine Die Steine mit ihren Symbolen und geometrischen Zeichnungen sind wie Briefe mit geheimnisvollen Schriften und Petroglifen mit einer inneren Botschaft von grosser Ruhe, Ausgeglichenheit und musikalischen Rhythmen. Die monochromen Werke von Irina sind alle 2016 und 2017 zu diesen Themen entstanden. Kurz-Biographie Irina Temushkina 86 87

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