Arbeitslosigkeit als verursachender, auslösender und aufrechterhaltender Faktor von seelischer Störung
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- Swen Julian Eberhardt
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1 Arbeitslosigkeit als verursachender, auslösender und aufrechterhaltender Faktor von seelischer Störung Vortrag auf Fachtagung Jetzt oder nie Aufgaben und Wege zur Integration von langzeitarbeitslosen Menschen Dr. Jean Hermanns Leitender Psychologe 25. Januar 2017 Psychiatrisches Zentrum Rickling
2 Woher komme ich?
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5 Was erwartet Sie? ein bisschen Empirie zum Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und seelischen Störungen Wie erklärt die Psychologie/Psychiatrie diesen Zusammenhang? Generell und am Beispiel von zwei Störungen Schlussfolgerungen in Bezug auf die Bedeutung von Arbeits- und Beschäftigungsmaßnahmen Zwei Blickwinkel: Wissenschaft und Erfahrungen eines klinisch tätigen Therapeuten
6 Arbeitslosigkeit und seelische Störungen/ Krankheiten - Historie Julius Moses, 1931 Umfassende Ärztebefragung nach Weltwirtschaftskrise Arbeitslosigkeit ist ein Problem der Volksgesundheit Arbeitslosigkeit als sozialer Krankheitsfaktor ist gleichzeitig auch ein medizinischer Krankheitsfaktor
7 Arbeitslosigkeit und seelische Störungen/Krankheiten - Historie Die Arbeitslosen von Marienthal Jahoda, Lazarsfeld & Zeisel, 1933 klassische wirtschaftspsychologische Studie familiäre Reaktions- bzw. Haltungstypen: 1. ungebrochen 2. resigniert 3. verzweifelt 4. apathisch
8 Arbeitslosigkeit und seelische Störungen/Krankheiten Studienlage Arbeitslosigkeit und Auftreten seelischer Störungen assoziiert deutliche Unterschiede zu primär körperlichen Beschwerden/ Krankheiten einige, wenige Beispiele aus Studien
9 Arbeitslosigkeit und seelische Störungen/Krankheiten Studienlage Arbeitsunfähigkeitstage - Psychische Krankheiten an erster Stelle!!!
10 Arbeitsunfähigkeitstage - Psychische Krankheiten an erster Stelle!!!
11 Arbeitsunfähigkeitstage - Psychische Krankheiten an erster Stelle!!!
12 Arbeitsunfähigkeitstage - Psychische Krankheiten an erster Stelle!!!
13 Arbeitslosigkeit und seelische Störungen/Krankheiten Studienlage Arbeitsunfähigkeitstage - Psychische Krankheiten an erster Stelle!!! Krankenhaustage bei Arbeitslosen wg. psychischer Störungen 7 x häufiger (mit dtl. Gendereffekt)
14 Krankenhaustage
15 dtl. Gender-Einfluss
16 Arbeitslosigkeit und seelische Störungen/Krankheiten Studienlage Arbeitsunfähigkeitstage - Psychische Krankheiten an erster Stelle!!! Krankenhaustage 7 x häufiger bei psych. Störungen bei Arbeitslosen (mit dtl. Gendereffekt) 4,5 mal häufiger Depressionen
17 Gesundheitsbefragung von Arbeitslosen C. Lange T. Lampert, Robert Koch-Institut, Berlin, 2005
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19 Depressionen 4,52!!
20 Arbeitslosigkeit und seelische Störungen/Krankheiten Studienlage Arbeitsunfähigkeitstage - Psychische Krankheiten an erster Stelle!!! Krankenhaustage 7 x häufiger bei psych. Störungen bei Arbeitslosen (mit dtl. Gendereffekt) 4,5 mal häufiger Depressionen Verordnung von Antidepressiva erheblich erhöht
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22 Arbeitslosigkeit und seelische Störungen/Krankheiten Studienlage Einflussgrößen auf das Eintreten von seelischen Störungen bei Arbeitslosen negativ verändert Studie Robert Koch Institut Arbeitslose haben ein geringeres psychisches Wohlbefinden und ein geringeres Vitalitätserleben
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24 Arbeitslose haben ein geringeres psychisches Wohlbefinden und ein geringeres Vitalitätserleben Einflussgrößen auf das Eintreten von seelischen Störungen bei Arbeitslosen negativ verändert ebenso Studie von Paul, Moser et al Arbeitslose zeigen bzgl. 6 Indikatoren für seelische Gesundheit signifikant schlechtere Werte
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26 Psychosoziale Folgen von Arbeitslosigkeit Mangelnder persönlicher Erfolg, u.u. auch bei der Arbeitssuche Gefühlter Verlust von Selbstwirksamkeit Fehlende Lebensperspektiven Soziale Ausgrenzung Finanzielle Probleme Veränderte Lebenswelt in der Arbeitslosigkeit Verringerung des eigenen Handlungsspielraums Unkontrollierbarkeit der Situation
27 mehr als genug Gründe, verzweifelt, resigniert, ratlos und unleidlich und psychisch krank zu werden
28 aber nicht nur die Person selbst reagiert auf die Erwerbslosigkeit auch sein Umfeld
29 Stichwort Soziale Gesundheit Seelische Störung nicht direkt Folge der Arbeitslosigkeit, sondern u.u. der negativen Bewertung und Reaktionen der Umwelt Ausgrenzung/Stigmatisierung soziale Isolierung/verminderte Teilhabe durch geringere finanzielle Mittel Rollenveränderungen/Statusunsicherheit vermehrte familiäre Konflikte 3x höhere Scheidungsrate bei Arbeitslosen
30 Wie erklärt die Psychologie/Psychiatrie den Zusammenhang Arbeitslosigkeit/psychische Störung? Psychologische und neurobiologische Modelle Plausibilität wissenschaftlich kaum von der Hand zu weisen Klinische Erfahrung eindeutig Erwerbslosigkeit ist einer stärksten Faktoren, die unglücklich machen (Bruno Frey, Wirtschaftswissenschaftler und Glücksforscher )
31 1. Beispiel: Die sog. Erlernte Hilflosigkeit eine nachhaltige Erfahrung, durch eigenes Verhalten keinen Einfluss auf eine aversive Situation nehmen zu können, macht depressiv
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33 1. Beispiel: Die sog. Erlernte Hilflosigkeit eine nachhaltige Erfahrung, durch eigenes Verhalten keinen Einfluss auf eine aversive Situation nehmen zu können, macht depressiv Hilflosigkeitssituation/Ausweglosigkeit Pest oder Cholera/ Erhängen oder Erschießen Leitsymptom Antriebslosigkeit Erleben von Sinnlosigkeit von Aktivität
34 2. Beispiel: Zusammenhang von Aktivität und Erleben auf Inaktivität reagieren die meisten Menschen mit Stimmungsverschlechterung und Motivationsdefiziten Bsp. verregneter Sonntag gewisser Einfluss von Freiwilligkeit
35 3. Beispiel: Neurobiologie I beruhigende und erregende Botenstoffe im Gehirn folgen einem spezifischen Biorhythmus Serotonin: Wirkmaximum (beruhigend, schlaffördernd) zweite Nachthälfte Adrenalin/Noradrenalin (erregend/aktivierend: Maximum am Morgen Cortisol (Antistresshormon): aktiviert zu Kampf oder Flucht; Wirkmaximum 8.00 Uhr morgens
36 3. Beispiel: Neurobiologie II Folge: Aktivitätsschub am Morgen Ausgleich nötig, um Überschuss an aktivitätsfördernden Adrenalin und Noradrenalin abzubauen nach einer Weile entsteht ruhige Ausgelichenheit längerdauernder fehlender Abbau der körpereigenen, aktivitätsfördernden Stoffe führt zu Unausgeglichen, Unruhe und emotionaler Übererregung Folge: Stimmungsschwankungen, Anfälligkeit für Angst und Verzweiflung, ebenso Ärger und Wut
37 4. Beispiel: Erwerbslosigkeit spielt Schicksal Arbeitslosigkeit als Auslöser seelischer Erkrankungen sog. kritisches Lebensereignis Veranlagung zu seelischer Krankheit vorhanden Krankheit wäre aber nicht ausgebrochen, wenn Arbeitslosigkeit nicht eingetreten wäre gilt für Depressionen und Angststörungen, aber auch Psychosen Arbeitslosigkeit als Anfälligkeitsförderung
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39 Arbeitslosigkeit als aufrechterhaltender (und verschlimmernder) Faktor vermutlich wichtigster Einfluss Heilung seelischer Störungen bei anhaltender äußerer Belastung dtl. weniger wahrscheinlich Arbeitslosigkeit füttert seelische Störungen
40 Arbeitslosigkeit als aufrechterhaltender (und verschlimmernder) Faktor Warum bzw. wie?? 2 Beispiele: Depression und Sucht
41 aktive Bocklosigkeit?
42 Die Big Three der Depression
43 Die Big Three der Depression
44 Die Big Three der Depression dauerhaftes Stimmungstief
45 Die Big Three der Depression dauerhaftes Stimmungstief sich nicht freuen können
46 Die Big Three der Depression dauerhaftes Stimmungstief sich nicht freuen können Antriebsdefizit
47 Die Big Three der Depression dauerhaftes Stimmungstief sich nicht freuen können Antriebsdefizit
48 Die Big Three der Depression dauerhaftes Stimmungstief sich nicht freuen können Antriebsdefizit
49 Die Big Three der Depression dauerhaftes Stimmungstief sich nicht freuen können Antriebsdefizit
50 Die Big Three der Depression dauerhaftes Stimmungstief sich nicht freuen können Antriebsdefizit
51 Die Big Three der Depression dauerhaftes Stimmungstief sich nicht freuen können Antriebsdefizit
52 Die Big Three der Depression dauerhaftes Stimmungstief sich nicht freuen können Antriebsdefizit
53 Die Big Three der Depression dauerhaftes Stimmungstief sich nicht freuen können Antriebsdefizit
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55 2. Beispiel
56 2. Beispiel Sucht
57 2. Beispiel Sucht
58 2. Beispiel Sucht
59 2. Beispiel Sucht ist multifaktoriell
60 Sucht ist multifaktoriell Drei-Faktoren-Modell (nach Feuerlein 1989) Droge Person Umwelt
61 Warum werden einige Menschen süchtig und andere nicht?
62 Sucht ist multifaktoriell Es gibt bei jedem beteiligten Faktor sowohl Schutzals auch Risikofaktoren Diese sind sowohl bei der Entstehung, bei der Aufrechterhaltung als auch bei der Bewältigung von besonderer Bedeutung
63 Sucht und Arbeitslosigkeit Wie steht es bei Arbeitslosen mit den drei Faktoren? die Risiko- und aufrechterhaltenden Faktoren scheinen zu überwiegen!!
64 Sucht ist multifaktoriell Drei-Faktoren-Modell (nach Feuerlein 1989) Droge Person Umwelt
65 Sucht und Arbeitslosigkeit Wer Sorgen hat, hat auch Likör!
66 Sucht und Arbeitslosigkeit Wer Sorgen hat, hat auch Likör!
67 Die Big Three der Depression dauerhaftes Stimmungstief sich nicht freuen können Antriebsdefizit
68 Sucht ist multifaktoriell Drei-Faktoren-Modell (nach Feuerlein 1989) Droge Person Umwelt
69 Die 3 (psychiatrisch relevanten) Hauptwirkungen des Alkohols Euphorisierung (antidepressive Wirkung) Anxiolyse Angstlösung,Enthemmung) Sedierung (Entspannung,Beruhigung)
70 Sucht ist multifaktoriell Drei-Faktoren-Modell (nach Feuerlein 1989) Droge Person Umwelt
71 Arbeitslosigkeit und Sucht
72 Was tun, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist Schlussfolgerungen I Wiedererlangung von Arbeit (incl. entsprechender Kompetenzen) reicht als Therapie nicht aus Menschen mit seelischen und Sucht-Störungen brauchen spezielle Hilfe und sind richtig krank Maßnahmen wirken gegen die seelische/suchtstörung gleichzeitig Verbesserung der Vermittlungschancen win win
73 Was tun, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist Schlussfolgerungen II win win wenn die Störung berücksichtigt wird Depression und Sucht v.a. in der Folge für die Motivation Maßnahmen sollten sich an modernen, Motivation fördernden (und schrittweise fordernden) Konzeptionen orientieren sollten lang genug sein
74 Was tun, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist Schlussfolgerungen III Arbeit und Beschäftigung gehören zu den beiden wichtigsten positiven Prognosefaktoren bzgl. Depression und Sucht insgesamt seelische Störungen mit guter Prognose es lohnt sich - auch aus medizinischpsychotherapeutischer Sicht Psychopharmako- und Psychotherapie allein nicht ausreichend
75 Therapeutisches Angebot: Bestandteile Psychotherapie
76 Therapeutisches Angebot: Bestandteile Psychotherapie Medikamentöse Therapie
77 Was tun, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist Schlussfolgerungen IV Anteil an seelisch gestörten Langzeitarbeitslosen scheint gestiegen dennoch Potenzial an tollen Arbeitskräften
78 Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Inhalt. Vorwort 10. Zum Thema 15. Stimmungstief Trauer Depression 17. Mögliche Ursachen von Depressionen 33
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