GESCHICHTE KAPITEL 1 (S. 1)
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- Samuel Küchler
- vor 6 Jahren
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1 GESCHICHTE KAPITEL 1 (S. 1) Familie Waser und Familie Haller Hallo zusammen! Dies ist die Geschichte von Familie Waser und Familie Haller. Die beiden Familien wohnen in einem grossen Haus mit zwei Wohnungen. Mama und Papa Waser haben drei Kinder: Jonas (9 Jahre), Anna (5 Jahre) und Leon (der wird jetzt bald 3). Mama und Papa arbeiten beide und manchmal ist Mama zu Hause, manchmal Papa. Die Hallers leben zu dritt: die Mama mit Sara, die 10, und Fabian, der 6 Jahre alt ist. Der Papa wohnt woanders, denn die Eltern haben sich getrennt, als Fabian noch klein war. In den Ferien besuchen Sara und Fabian den Papa und unternehmen immer tolle Sachen mit ihm. Die fünf Kinder spielen ganz oft zusammen. Am liebsten Verstecken im grossen Garten, denn da kann auch der kleine Leon mitspielen. Im Garten gibt es einen Teich, wo jeder im Sommer die Füsse badet. Das ist lustig, denn manchmal knabbert ein kleiner Fisch an den Zehen.
2 GESCHICHTE KAPITEL 1 (S. 2) Unser Papa hat Krebs Heute ist ein warmer Sommertag. Gleich nach dem Frühstück treffen sich Jonas, Sara, Anna und Fabian im Garten bei der Schaukel. Lasst uns Frösche fangen!, sagt Sara. Fabian findet, dass das eine super Idee ist. Anna hat gar nicht hingehört. Sie fragt Sara und Fabian: Habt ihr schon mal vom Krebs gehört? Sara denkt nach, lacht und meint dann: Im Teich gibt es doch keine Krebse! Anna meint die Krankheit, die Krebs heisst, sagt Jonas. Darauf schauen sich Fabian und Sara an, dann sagt Fabian: Ja, wir kennen diese Krankheit. Unsere Mama hatte letztes Jahr Krebs. Jonas platzt heraus: Unser Papa hat auch Krebs.
3 GESCHICHTE KAPITEL 1 (S. 3) Wie Mama und Papa Waser mit den Kindern über Krebs gesprochen haben Jonas beginnt zu erzählen, wie sie vom Krebs ihres Vaters erfahren haben. Gestern beim Mittagessen waren Mama und Papa ganz komisch und haben gar nicht viel geredet. Wir dachten, das sei, weil wir nach dem Spielen mal wieder nicht aufgeräumt hatten. Doch nach dem Mittagessen wollten sie dann mit uns sprechen und wir haben uns alle ins Wohnzimmer gesetzt. Da sagte Mama: Papa hat doch so viele Bauchschmerzen gehabt in letzter Zeit. Letzte Woche ist er deshalb zum Arzt gegangen und musste ganz viele Untersuchungen machen. Heute Morgen hat der Arzt nun erklärt, warum er Bauchschmerzen hat: Papa hat Krebs. Wir haben zuerst gar nicht verstanden, was das ist. Dann haben unsere Eltern erklärt, dass Krebs eine Krankheit ist. Mama hat geweint, das hat uns ganz traurig gemacht. Und auch Leon hat begonnen zu weinen. Mama sagte: Papa hat einen Klumpen im Bauch, den nennt man Tumor oder Krebs. So ein Krebs kann überall im Körper wachsen. Die Ärzte werden dem Papa zuerst Medikamente geben, die nennt man Chemotherapie oder einfach Chemo. Die Chemo wird den Krebs angreifen. Die Chemo kann den Papa müde machen, und er mag dann vielleicht nicht mehr alles so mit euch machen wie jetzt. Und wenn es Herbst ist, werden sie den Krebs mit einer Operation aus dem Bauch von Papa herausnehmen. Dafür muss Papa für einige Tage ins Krankenhaus gehen. Leon auch ins Krankenhaus gehen, meinte Leon. Ihr könnt mich besuchen kommen und ich werde euch eine tolle Abenteuergeschichte aus dem Krankenhaus erzählen, antwortete Papa und drückte Leon an sich. Wird es wehtun?, wollte Anna wissen. Vielleicht wird es etwas wehtun, aber der Arzt gibt mir eine Pille, damit ich den Schmerz nicht mehr so spüre. Aber ich werde nach der Operation bestimmt ganz müde sein und nicht mit euch herumbalgen dürfen, erklärte Papa. Abends, als Papa zu uns ins Zimmer kam, um gute Nacht zu sagen, hat er uns nochmals fest in den Arm genommen und gesagt: Auch wenn ich in den nächsten Wochen nicht immer Kraft habe, um mit euch zu spielen, habe ich euch trotzdem ganz fest lieb.
4 GESCHICHTE KAPITEL 1 (S. 4) Mama Haller hat mit den Kindern ein Buch über Krebs angeschaut Sara und Fabian haben gut zugehört, und dann erzählt Sara von ihren Erfahrungen. Das kennen wir, unsere Mutter hat Fabian und mir auch alles erklärt. Sie hatte einen Krebs in der Brust und sie haben ihr die Brust wegnehmen müssen. Wir haben uns aber oft nicht getraut Fragen zu stellen, weil es ihr nicht so gut ging. Erst als unsere Mutter uns gefragt hat, was wir darüber denken, haben wir ganz viele Fragen gestellt. Das war gut. Wir wollten wissen, wer denn jetzt für uns Mittagessen kocht und ob wir unseren Freunden und den Lehrerinnen davon erzählen dürfen. Wir haben ein tolles Buch geschenkt bekommen, wo alles über Krebs drin steht, auch was die Ärzte gegen den Krebs tun können. In diesem Buch gibt es viele Bilder, die auch Fabian gut verstehen konnte. Sara schlägt vor: Kommt, wir setzen uns an den Teich. Dort können wir euch alles über Krebs erklären.
5 GESCHICHTE KAPITEL 1 (S. 5) Im Teich gibt es viele Fische: Was ist Krebs? Die Kinder schauen in den Teich. Der Teich ist eigentlich gar nicht so gross, aber es leben ganz viele Tiere darin: Fische, Frösche, Wasserflöhe und manchmal fliegen auch Libellen vorbei. Sara beginnt zu erklären: Schaut mal ins Wasser und seht, wie viele Tiere und verschiedene Fische es hier drin gibt. Alle gehören zum Teich und wohnen miteinander hier drin. Jede Fischart hat ihren Platz und ist im Teich für etwas anderes zuständig. Stellt euch vor, jetzt gibt es plötzlich ganz viele Babies von diesen schwarz gestreiften Fischen, und die machen wieder Babies, und die wieder und so weiter. Und wenn das geschieht, dann gäbe es plötzlich keinen Platz mehr für die Goldfische. Und die Goldfische hätten nicht mehr genug zu essen und würden vielleicht sterben. So ähnlich ist es mit dem Krebs in unserem Körper. Wir haben aber nicht Fische oder andere Tiere im Körper, sondern verschiedene Bausteine, die Zellen heissen. Wie die Fische im Teich hat jede Zelle ganz bestimmte Aufgaben. Zum Beispiel gibt es Zellen im Gehirn, die sind für das Denken da oder Hörzellen, die sind für das Hören da. Und die Zellen in unserem Körper vermehren sich auch, wie die Fische, aber es bleibt immer genügend Platz für alle Zellen. Manchmal kann es aber passieren, dass gewisse Zellen plötzlich und ganz schnell mehr werden, wie die schwarz gestreiften Fische. Diese Zellen nennt man Krebszellen und die können zu einem richtigen Klumpen werden, wenn es ganz viele sind. Diesen Klumpen nennt man eben Krebs oder auch Tumor. Und dieser Krebs kann gefährlich werden, weil er die gesunden Zellen verdrängen kann. Die Krebszellen können sich im gesamten Körper ausbreiten, bei unserer Mama waren sie in der Brust und bei eurem Papa sind sie im Bauch. Dann muss man aber die Krebszellen schnell vernichten!, sagt Jonas.
6 GESCHICHTE KAPITEL 1 (S. 6) Fische fangen den Krebs entfernen Ja, und man kann die Krebszellen auf verschiedene Arten bekämpfen. Der Arzt kann zum Beispiel alle Krebszellen aus dem Körper herausnehmen. Das nennt man Operation. Das heisst, alle schwarz gestreiften Fische werden aus dem Teich gefischt, antwortet Sara. Ja, das macht der Arzt bei unserem Papa, meint Anna.
7 GESCHICHTE KAPITEL 1 (S. 7) Ein giftiges Futter in den Teich geben die Chemo Sara nickt und meint dann: Manchmal können aber nicht alle Krebszellen entfernt werden. Bei unserer Mama hat die Operation zum Beispiel nicht gereicht. Dann muss man den Krebs noch auf andere Art bekämpfen. Im Krankenhaus kann der Arzt Medikamente geben, die Krebszellen angreifen und vernichten. Das nennt man Chemotherapie oder kurz Chemo, und das hat unsere Mutter machen müssen. Unser Papa macht auch eine Chemo bestätigt Jonas. Sara erklärt: Das Blöde an der Chemo ist, dass sie auch andere Zellen abtötet, die nichts mit dem Krebs zu tun haben. Zum Beispiel die Haarwurzel-Zellen. Darum sind unserer Mama alle Haare ausgefallen! Echt? Dann hatte sie eine Glatze? Das hab ich gar nie gesehen!, staunt Jonas. Nein, sie hat eben eine Perücke gehabt, wenn sie aus der Wohnung ging, sagt Fabian. Mmh, überlegt Jonas, also in das Aquarium wird etwas Giftiges hineingegeben, das von den schwarz gestreiften Fischen gegessen wird. Aber auch andere, gesunde Fische, die ähnlich aussehen wie die Krebsfische, essen diese Medikamente. Darum sterben nicht nur Krebsfische, sondern auch andere gesunde Fische, die die Medikamente gegessen haben. Genau. Darum gab es Tage, an denen war Mama übel und sie war ganz müde. Die Haare sind ihr dann aber wieder nachgewachsen, sobald sie keine Chemo mehr bekommen hat. Aber die Krebszellen, die waren danach tot, erklärt Sara.
8 GESCHICHTE KAPITEL 1 (S. 8) Die Fische mit Licht bekämpfen Die Bestrahlung Dann sagt Fabian: Aber man kann die Krebsfische auch mit Licht bekämpfen. Das nennt man Bestrahlung. Sara antwortet: Ja, das stimmt. Man kann die Krebsfische auch mit einem Licht blenden. Dadurch sterben sie auch. Mit dem Licht muss man aber ganz genau zielen, sonst erwischt man auch andere Fische, die gesund sind. Lichtstrahlen, die man beim Menschen auf die Krebszellen richtet, können zum Beispiel Röntgenstrahlen heissen. Unsere Mama musste da jeden Tag ins Krankenhaus. Einmal ging ich mit, weil Oma nicht auf mich aufpassen konnte. Ich musste dann 15 Minuten im Wartezimmer bleiben, bis Mama wieder gekommen ist. Die Krankenschwester hat mir dort Süssigkeiten gegeben!, erinnert sich Fabian.
9 GESCHICHTE KAPITEL 1 (S. 9) Wie kann ich Papa helfen? Jonas und Anna haben gut zugehört, was Sara und Fabian erzählt haben. Anna denkt nach. Mmh und wieso hat Papa Krebs bekommen? Sara erklärt: Das kann man nicht so einfach sagen, es gibt immer viele verschiedene Gründe. Oft weiss man es gar nicht genau. Die Zellen spielen verrückt, weil in der Bauanleitung der Zelle etwas schief gelaufen ist. Es ist auch nicht ansteckend. Jedenfalls ist niemand schuld daran, wenn jemand Krebs bekommt. Auch du und Jonas nicht. Und wie kann ich denn Papa helfen?, fragt Jonas. Es kann sein, dass euer Papa mehr Zeit für sich braucht und nicht mehr alles mit euch machen kann wie vorher. Dies ist oft so, weil die Behandlungen anstrengend sind und müde machen. Manchmal war unsere Mutter auch traurig oder hatte Angst. Sie hat mir aber gesagt, das sei nicht wegen Fabian und mir, sondern weil sie viel nachdenke. Sie hat dann geschlafen oder telefoniert und danach ging es ihr oft wieder besser. Manchmal haben wir ihr etwas Lustiges erzählt oder ihr von der Schule berichtet, das hat sie abgelenkt. Oma hat mir gezeigt, wie ich die Pflanzen giessen und die Post holen soll. Das mache ich jetzt ganz alleine. Sonst ist aber vieles ganz normal geblieben. Oma hat mich auch zum Volleyball gefahren. Fabian und ich haben zusammen gespielt und gestritten, meinen Papa besucht und dich und die anderen haben wir ja auch immer getroffen. Sara lacht und stupst Jonas von der Seite an. Jonas stupst zurück und fragt: Dürfen Anna und ich das Buch über Krebs ausleihen? Ja, klar!
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