Ein GRACE-Gravitationsfeld berechnet aus der Analyse kurzer Bahnbögen Die Bonner Lösung ITG-Grace02s
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- Lennart Kaufman
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1 Ein GRACE-Gravitationsfeld berechnet aus der Analyse kurzer Bahnbögen Die Bonner Lösung IG-Graces orsten Mayer-Gürr Zusammenfassung Für das Gravitationsfeldmodell IG-Graces wurden aus drei Jahren GRACE-Daten in einer gemeinsamen Ausgleichung sowohl ein statisches Gravitationsfeld als auch im langwelligen Bereich die zeitlichen Variationen geschätzt. Die Analysemethode beruht auf der Newton schen Bewegungsgleichung formuliert als Randwertaufgabe, die auf relativ kurze Bahnbögen von 3 Minuten Länge angewendet wird. Für die zeitlichen Variationen wird im Gegensatz zu den üblichen Monatslösungen eine stetige Repräsentation durch quadratische Splines angesetzt. Eine Validierung wurde durch den Vergleich mit anderen GRACE-Lösungen sowie unabhängigen Daten durchgeführt. Summary In the processing of the gravity field model IG-Graces three years of GRACE data have been used to simultaneously determine a high resolution static gravity field model as well as monthly variations in the long-wavelength part in one recovery step. he analysis procedure is based on Newton s equation of motion formulated as a boundary value problem applied to relatively short arcs of the satellite s orbit of approximately 3 minutes length. In contrast to the common representation of the temporal variations in terms of monthly solutions a different approach is applied using a continous modelling by quadratic splines. he validation of the achieved results was performed by comparison with other GRACE solutions as well as by external validation based on different independent data sets. Einleitung Die Zwillingssatellitenmission GRACE liefert seit Mitte wissenschaftliche Daten zur Bestimmung des Gravitationsfeldes der Erde (apley et al. 4). Die präzise Bestimmung der Veränderungen des Gravitationsfeldes ermöglicht die Verfolgung von Massentransporten, wie die Wasserspeicherung im hydrologischen Zyklus oder das Abschmelzen der Eismassen in Grönland und der Antarktis. Ein genaues Geoid ist auch die Grundlage zur Ableitung der Meeresströmungen aus Altimeterdaten. GRACE liefert somit einen wichtigen Beitrag zum Verständnis des Systems Erde in Zeiten des Klimawandels. Die wichtigste Messgröße bei dieser Mission ist die genaue Bestimmung des Abstands zwischen den beiden Satelliten, die hintereinander auf der gleichen Bahn die Erde umrunden. Sie erfolgt mit einem Mikrowelleninstrument im K Band-Bereich mit einer Genauigkeit von wenigen µm. Aus diesen Messungen werden die Relativentfernung, -geschwindigkeit und -beschleunigung abgeleitet. Zusätzlich werden mit Hilfe von Akzelerometern an Bord jedes Satelliten die nicht-gravitativen Störkräfte erfasst. Aus diesen Daten sind eine Reihe von globalen Gravitationsfeldmodellen, reine Satellitenlösungen sowie Kombinationsmodelle abgeleitet worden, wie das EIGEN- GL4S und das Kombinationsmodell EIGEN-GL4C (Förste et al. 6). Andere GRACE-Modelle sind das GGMC und GGMS (apley et al. 5). An dieser Stelle soll das Modell IG-Graces vorgestellt werden. Es unterscheidet sich in der Berechnung in verschiedenen Punkten von den anderen Lösungen. Die anderen Lösungen beruhen auf dem klassischen Ansatz der Satellitengeodäsie. Dieser Ansatz besteht im Wesentlichen aus der Ableitung der Koeffizienten einer Kugelfunktionsreihe aus der Analyse von akkumulierten Bahnstörungen. Dafür ist es nötig, lange Bahnbögen zu analysieren, um die charakteristischen periodischen und säkularen Störungen zu erfassen, die durch kleine Korrekturen der Störkraftfunktion hervorgerufen werden. Es kann gezeigt werden, dass diese Voraussetzung für die neue Generation der Satellitenmissionen mit ihrer hohen Datendichte nicht mehr benötigt wird (Ilk et al. 6). Das hier verwendete Verfahren beruht auf der Analyse kurzer Bahnbögen und hat daher eher Ähnlichkeiten mit in-situ Methoden. Eine weitere Besonderheit ist die gemeinsame Ausgleichung des langwelligen zeitvariablen Anteils zusammen mit dem höher aufgelösten statischen Gravitationsfeldes. Dabei werden nicht, wie üblich, unabhängige Monatslösungen berechnet, sondern die Zeitvariabilität durch stetige Splinefunktionen approximiert. In den nächsten zwei Abschnitten wird zunächst das verwendete physikalische und stochastische Modell erläutert. Im darauf folgenden Abschnitt 4 wird die konkrete Modell- und Parameterwahl für die Schätzung des Modells IG-Graces beschrieben. In Abschnitt 5 wird der zeitvariable Anteil der IG-Graces-Lösung und anschließend im nächsten Abschnitt der statische Anteil vorgestellt. Hier wird auch ein Vergleich mit anderen GRACE-Lösungen und externen Daten durchgeführt. Der Artikel endet mit einer Zusammenfassung. 3. Jg. 5/7 zfv 85
2 Mayer-Gürr, Ein GRACE-Gravitationsfeld berechnet aus der Analyse kurzer Bahnbögen Das physikalische Modell Die Grundlage für die Bewegung eines Satelliten ist die Newton sche Bewegungsgleichung r( t) = f( t, r, r ). () Die Beschleunigung des Satelliten r wird durch die spezifischen Kräfte f beschrieben, die auf den Satelliten wirken. Diese Differentialgleichung zweiter Ordnung kann für einen kurzen Bahnbogen als Randwertproblem gelöst werden. Dabei wird die Position r des Satelliten in Abhängigkeit von der Anfangsposition r A und Endposition r B des Bahnbogens und einem Integral über die spezifischen Kräfte dargestellt: r( ) = ( ) ra + rb K(, ') f ( ') d '. () Hierin ist die Zeit τ auf die Länge des Bahnstücks normiert: t t = A mit = t B t A. (3) Der Integralkern lautet '( ) für ' K(, ') =. (4) ( ') für ' > Gleichung () stellt eine Beobachtungsgleichung für die z. B. aus GPS gemessenen Positionen in Abhängigkeit von den spezifischen Kräften dar. Die Beobachtungsgleichungen für die Relativentfernung ρ können hieraus abgeleitet werden, indem Gleichung () für jeden Satelliten getrennt aufgestellt wird und die Differenz auf die Verbindungslinie projiziert wird: ( ) ( t) = e ( t) r ( t) r ( t), (5) wobei e der Einheitsvektor in Richtung der Verbindungsgeraden ist. Dieser Vektor kann mit einer Genauigkeit von wenigen Millibogensekunden direkt aus den Bahnen der Satelliten berechnet werden, wenn man von einer Genauigkeit der Bahnbestimmung im cm Bereich ausgeht und den Abstand von über km zwischen den beiden Satelliten beachtet. Dennoch reicht die Genauigkeit für die hochpräzisen K Band-Messungen nicht aus, so dass die Gleichungen weiter verfeinert werden müssen. An dieser Stelle kann darauf nicht weiter eingegangen werden, so dass auf Mayer-Gürr (6) verwiesen werden muss. Ähnliche Gleichungen wie die Beobachtungsgleichungen (5) für den Abstand können durch Differentiation auch für die Relativgeschwindigkeiten und Relativbeschleunigungen abgeleitet werden. Die Gleichungen () und (5) stellen Gleichungen in Abhängigkeit von den spezifischen Kräften f dar. Um daraus Beobachtungsgleichungen zur Schätzung des Gravitationsfeldes zu erhalten, wird die Kräftefunktion aufgeteilt in einen Anteil, der gemessen oder berechnet werden kann, und den Einfluss des unbekannten, zu schätzenden Gravitationspotentials f = f + V. (6) a Der erste erm f a enthält unter anderem die Gezeitenkräfte von Sonne und Mond sowie die Reibungskräfte der Atmosphäre, die vom Akzelerometer an Bord der Satelliten gemessen werden. Das Gravitationspotential V im zweiten erm wird üblicherweise in eine Reihe nach Kugelfunktionen entwickelt: n+ n GM R V (,, r) = cnmynm (, ) R r. (7) n= m= n Neben den Kugelfunktionen können aber auch andere Basisfunktionen zur Parametrisierung verwendet werden, wie sphärische Splines oder Wavelets, siehe z. B. Mayer- Gürr et al. (6) oder Schmidt et al. (6). Aufgrund von Massentransporten sind die Potentialkoeffzienten c nm zeitabhängig. Die einfachste Möglichkeit, dies zu berücksichtigen, besteht darin, regelmäßig einen neuen, unabhängigen Satz von Potentialkoeffizienten anzusetzen üblicherweise monatlich. Um einen zeitlich stetigen Verlauf zu erhalten, wurde bei der Schätzung für das Modell IG-Graces der Verlauf der Koeffizienten durch quadratische Splines approximiert: N i nm = nmφi i= c ( t) c ( t), (8) wobei der Knotenabstand der Splinefunktionen Φ i (t) halbmonatlich gewählt wurde. Um das Gravitationsfeld im Sinne eines Gauß-Markoff-Modells aus den Beobachtungen schätzen zu können, müssen die Beobachtungsgleichungen linearisiert werden. Für die Relativentfernungsmessungen lauten die linearisierten Gleichungen = + x + (9) x Die Näherungswerte ρ können durch Gleichung (5) berechnet werden, wobei die hierfür benötigten Positionen durch Integration eines Referenzfeldes mit Gleichung () erhalten werden. Die partiellen Ableitungen lassen sich am einfachsten mit Hilfe der Kettenregel berechnen: r f = x r f x, () wobei sich der erste erm aus der Linearisierung von Gleichung (5) ergibt, der zweite erm aus der Linearisierung von Gleichung () und der letzte aus Gleichung (7). 86 zfv 5/7 3. Jg.
3 3 Das stochastische Modell Die in das Gauß-Markoff-Modell eingeführten Beobachtungen sind zeitlich hoch korreliert. Ein wesentlicher Grund ist die Reduktion der Entfernungsmessungen durch die Einflüsse der nicht-gravitativen Kräfte, die unter anderem durch die Integration der verrauschten Beschleunigungsmesserdaten gewonnen werden. Abb. zeigt die typischen Residuen der Relativentfernungsbeobachtungen für einen Bahnbogen mit einer Länge von 3 Minuten. Damit diese langwelligen Fehler fälschlicherweise nicht als Gravitationssignal interpretiert werden, kann man in der Schätzung empirische Parameter einführen. Eine wesentlich bessere Möglichgkeit ist aber, das Fehlerverhalten durch ein entsprechendes stochastisches Modell zu berücksichtigen. Das geschieht durch Einführung einer Varianz-Kovarianzmatrix C( l) = P. () Wird eine Varianz-Kovarianzmatrix bei der Lösung des Gauß-Markoff-Modells berücksichtigt, die das Fehlerverhalten korrekt beschreibt, entspricht dies einer Dekorrelation der Beobachtungen und die Residuen sollten nach dem Ausgleich ein weißes Rauschen mit einer Standardabweichung von zeigen. Die hier verwendete Matrix setzt sich aus zwei eilen zusammen: Der erste eil beschreibt das Rauschverhalten des K Band-Entfernungsmessers, F C( p) F, und der zweite eil die Varianzen [mu] 3 3 p 3 [Minuten] Abb. : K-Band-Residuen nach der Ausgleichung ohne Dekorrelation für einen 3-Minuten-Bahnbogen [ ] [Minuten] Abb. : K-Band-Residuen nach der Ausgleichung mit Dekorrelation für einen 3-Minuten-Bahnbogen ab C( a) B aufgrund der Korrekturen wegen Störbeschleunigungen, die mit Hilfe des Beschleunigungsmessers berechnet werden. Damit gilt für die Varianz-Kovarianzmatrix der Beobachtungen: C l F C p F B C a B. () ( ) = p ( ) + a ( ) Die Matrix F beschreibt hierin die Filterung der Phasenbeobachtungen, siehe homas (999) und Wu et al. (4), und die Matrix B die linearisierte Korrektur dieser Beobachtungen aufgrund der Akzelerometermessungen (Mayer-Gürr 6). Abb. zeigt die dekorrelierten Residuen nach der Ausgleichung für den gleichen Bahnbogen wie in Abb.. Die dekorrelierten Residuen sind einheitenlos, da die Einheiten in der Varianz-Kovarianzmatrix berücksichtigt wurden. 4 Datensatz und Parameterwahl Für die Bestimmung der Gravitationsfeldlösung IG- Graces wurden die Daten der Satellitenmission GRACE vom Februar bis einschließlich Dezember 5 ausgewertet. Innerhalb dieses Zeitraums von fast drei Jahren wurden ca. 8 Millionen Entfernungsmessungen des K Band-Systems als Beobachtungen verwendet. Die ebenfalls erhältlichen Positionsdaten der Satelliten wurden nur als Näherungswerte für die linearisierten Beobachtungsgleichungen verwendet. Die Messungen wurden um die Gezeitenkräfte von Sonne, Mond und den Planeten korrigiert. Die Ephemeriden wurden dabei dem Datensatz JPL45 entnommen. Die Deformation der Erde aufgrund dieser Gezeitenkräfte (Gezeiten der festen Erde) wurde nach den IERS3-Konventionen berücksichtigt (McCarthy und Petit 4). Das Modell FES4 diente zur Berechnung der Ozeangezeiten (Le Provost ). Da man mit der GRACE-Mission die kurzfristigen Massenverlagerungen in der Atmosphäre und im Ozean nicht auflösen kann, diese aber durch Aliasing-Effekte die Lösung beeinflussen, müssen die Messungen um diese Effekte reduziert werden. Hierzu diente das vom GFZ prozessierte AOD-Produkt (Atmosphere and Ocean Dealiasing). Schließlich wurden noch die nicht-gravitativen Kräfte, wie die Reibung der Atmosphäre, durch die Messwerte des Beschleunigungsmessers an Bord der Satelliten berücksichtigt. Das gesuchte Gravitationsfeld wurde für den statischen eil durch eine Kugelfunktionsreihe vom Grad n = bis n = 6 mit 5.97 unbekannten Parametern repräsentiert. Gleichzeitig wurde der zeitvariable Anteil bis zum Kugelfunktionsgrad n = 4 mitgeschätzt, modelliert durch quadratische Splines mit halbmonatlicher Auflösung. Zusätzlich wurden für jedes 3 Minuten-Bahnstück Parameter für das K Band-Instrument und die Beschleunigungsmesser angesetzt, die neben der Kalibrierung der Instrumente auch weitere nicht modellierte Resteffekte aufnehmen sollen. 3. Jg. 5/7 zfv 87
4 Mayer-Gürr, Ein GRACE-Gravitationsfeld berechnet aus der Analyse kurzer Bahnbögen 5 Die zeitlichen Variationen Einer der Schwerpunkte der GRACE-Mission ist die Erfassung des zeitveränderlichen Gravitationsfeldes der Erde. Sie liefert damit einen wichtigen Beitrag zum Verständnis vieler Phänome des dynamischen Systems Erde. Im Rahmen der IG-Grace-Lösung wurden die zeitlichen Variationen über den gesamten Auswertungszeitaum von drei Jahren als Kugelfunktionsreihe bis zum Grad n = 4 mit einer zeitlichen Auflösung von einem halben Monat mitgeschätzt. Zwei daraus abgeleitete Ergebnisse sollen nun kurz vorgestellt werden. Für einen Vergleich mit anderen Lösungen siehe Zenner (7). Abb. 3 zeigt die Amplitude des jährlichen Zyklus, die aus den Variationen der IG-Graces-Lösung geschätzt aus den zeitveränderlichen Potentialkoeffizienten nach der folgenden Formel berechnen: n GM (,, t) = (n + ) cnm( t) Ynm(, ) 4. (3) R G n= m= n Abb. 4 zeigt beispielhaft den Verlauf der mittleren Oberflächenmassen in Grönland, wobei die Werte relativ zum statischen Anteil von IG-Graces dargestellt wurden. Der Massenverlust kann auf das Abschmelzen der Eismassen zurückgeführt werden. An dieser Grafik lässt sich außerdem gut erkennen, dass im IG-Graces-Modell keine Monatsmittelwerte berechnet wurden, sondern für den zeitlichen Verlauf eine stetige Repräsentation gewählt wurde. 6 Das statische Feld Das Signal des statischen Anteils des Gravitationsfeldes ist weitaus größer als die zeitlichen Variationen und ist Abb. 3: Amplituden des Jahregangs im Geoid aus IG Graces wurde, in Form von Geoidundulationen. Die größten Schwankungen sind über den Kontinenten erkennbar. Besonders in den großen tropischen Flusseinzugsgebieten, wie dem Amazonas in Südamerika, dem Kongo und dem Niger in Afrika sowie dem Ganges in Indien, sind die saisonalen Effekte deutlich erkennbar. Neben den saisonalen Effekten in den Geoidundulationen lassen sich auch weitere Massenveränderungen in einzelnen Gebieten aus der IG-Graces-Lösung ableiten. Die Variationen der Oberflächenmassen lassen sich [kg/m ] zfv 5/7 3. Jg Abb. 4: Mittlere Oberflächenmassen in Grönland berechnet aus IG-Graces [mgal] Abb. 5: Schwereanomalien berechnet aus IG-Graces (Grad n = 6) daher mit einer wesentlich größeren Auflösung signifikant aus den GRACE-Daten bestimmbar. Abb. 5 zeigt den statischen Anteil der IG-Graces-Lösung als Schwereanomalien bis zum Grad n = 6. Diese Lösung soll nun mit den Lösungen anderer Institutionen, die ebenfalls auf GRACE-Daten beruhen, verglichen werden. Dies ist zum einen das reine Satellitenmodell GGMS und die kombinierte Lösung GGMC vom Center of Space Research (CSR) (apley 5). Abb. 6 zeigt die Ergebnisse im Spektralbereich. Die Gradamplituden der Differenzen von IG-Graces
5 zu den Modellen GGMS und GGMC sind bis zum Grad n = 9 ungefähr gleich, aber ab Grad n = 9 wesentlich kleiner zum kombinierten Modell GGMC als zur reinen GRACE-Lösung GGMS. Dies liegt daran, dass in den höheren Graden das Modell GGMC durch terrestrische Beobachtungen gestützt wird und unsere Lösung die höheren Grade augenscheinlich genauer auflöst, als es bei GGMS gelingt. Ein ähnliches Verhalten kann man beim Vergleich zu der GRACE-Lösung EIGEN- GL4S und der kombinierten Lösung EIGEN-GL4C des GeoForschungszentrums Potsdam (GFZ) beobachten (siehe Abb. 7). Auch hier sind die Gradamplituden der Differenzen in den höheren Graden kleiner zu der kombinierten Lösung als zu der reinen Satellitenlösung. Der auffällige Sprung bei Grad n = 5 erkärt sich durch die Kombinationsstrategie bei EIGEN-GL4C. Die Daten aus der GRACE-Mission flossen genau bis zu diesem Grad in die Lösung ein. Der Vergleich der Modelle im Ortsbereich deutet darauf hin, dass GRACE-Daten auch in den höheren Kugelfunktionsgraden die Gravitationsfeldlösungen aus terrestrischen Daten noch verbessern können. Abb. 8 und 9 zeigen die Differenzen der IG-Graces-Lösung zu EIGEN-GLS bzw. EIGEN-GL4C in Form von Geoidundulationen. Die Unterschiede zum kombinierten Modell sind besonders groß in Südamerika und in der Antarktis. Von diesen Orten ist bekannt, dass die terrestrischen Daten nur sehr ungenau sind. Des weiteren ist erkennbar, dass die Differenzen zum EIGEN-GL4S die typischen Streifenmuster der GRACE-Lösungen zeigen, Signal Diff. zu IG Graces: GGMC GGMS [m].. Genauigkeiten: IG Graces GGMC GGMS.. e [Grad] Abb. 6: Vergleich zwischen IG-Graces und GGM. Grad-Standardabweichungen in Form von Geoidhöhen [m.. Signal Diff. zu IG Graces: EIGEN GL4C EIGEN GL4S Genauigkeiten: IG Graces EIGEN GL4C EIGEN GL4S.. e [Grad] Abb. 7: Vergleich zwischen IG-Graces und EIGEN-GL4. Grad-Standardabweichungen in Form von Geoidhöhen 3. Jg. 5/7 zfv 89
6 4 3 Mayer-Gürr, Ein GRACE-Gravitationsfeld berechnet aus der Analyse kurzer Bahnbögen 3 4 Abb. 8: Differenz zwischen IG-Graces und EIGEN GL4C in Geoidhöhen (Grad n = 5) Abb. 9: Differenz zwischen IG-Graces und EIGEN GL4S in Geoidhöhen (Grad n = 5) Abb. : Differenz zwischen IG-Graces und EGM96 in Geoidhöhen (Grad n = 5) Abb. : Differenz zwischen EIGEN-GL4S und EGM96 in Geoidhöhen (Grad n = 5) während sie beim Vergleich zum kombinierten Modell stark reduziert sind. Neben den Vergleichen zu anderen GRACE-Lösungen soll eine externe Validierung mit unabhängigen Daten sätzen einen Hinweis auf die Genauigkeit der IGGraces-Lösung geben. Eine Möglichkeit ist der Ver gleich mit dem Modell EGM96 (Lemoine et al. 996). In Abb. werden die Geoiddifferenzen zwischen IGGraces und EGM96 über den Ozeanen gezeigt. Über den Kontinenten sind die Abweichungen wesentlich grö ßer und können bei der gewählten Farbskala nicht mehr dargestellt werden. Zum Vergleich sind die Differenzen der Modelle EIGEN-GL4S und GGMC zum EGM96 in Abb. : Differenz zwischen GGMS und EGM96 den Abb. und dargestellt. Die Kugelfunktionsreihen in Geoidhöhen (Grad n = 5) wurden in allen Fällen bis zum Grad n = 3 ausgewertet. Die Lösung IG-Graces hat den kleinsten quadratischen Fehler (RMS) im Vergleich zu den anderen Modellen und auch die typische Streifenbildung ist hier am wenigsten ausgeprägt. ab. : Externe Validierung, alle Modelle bis Grad n = 3, aufgefüllt mit EGM96 Weitere Vergleiche mit unab Modell NIMA NIMA GPS GPS hängigen Daten sind in ab. dar Altimeter errestrisch USA Kanada gestellt. In den ersten beiden Spal IG-Graces 6.6 mgal. mgal 43.6 cm 3. cm ten wurden Schwereanomalien der EIGEN-GL4S 6.9 mgal.4 mgal 43.7 cm 3.6 cm National Geo spatial-intelligence Agency (NGA, vormals National GGMS 7.5 mgal.6 mgal 45.8 cm 36. cm Imagery and Mapping Agency, EIGEN-GRACES 7.7 mgal. mgal 48.6 cm 36.7 cm NIMA) verwendet, die zum einen aus 9 zfv 5/7 3. Jg.
7 Altimeterdaten abgeleitet (rimme und Manning 996) und zum anderen aus terrestrischen Messungen gewonnen wurden (Kenyon und Pavlis 996). Die Spalten mit der Beschriftung GPS sind Vergleiche mit Geoidundulationen, die aus GPS/Nivellements abgeleitet wurden. Die Daten der USA stammen vom US National Geodetic Survey, die kanadischen Daten von den National Resources of Canada. Alle Gravitationsmodelle wurden bis zum Grad n = 3 verglichen und mit dem EGM96 bis zum Grad 36 aufgefüllt, um den Abbruchfehler zu verringern. Auch hierbei hat das Modell IG-Graces die kleinsten Abweichungen verglichen mit anderen reinen GRACE-Lösungen. 7 Zusammenfassung In diesem Artikel wurde das GRACE-Gravitationsfeld IG Graces vorgestellt. Es besteht aus einem statischen Anteil bis zum Grad n = 6 und den zeitlichen Variationen über einen Zeitraum von drei Jahren bis zum räumlichen Grad n = 4. Die zeitlichen Variationen wurden dabei als stetige Funktionen mit Hilfe quadratischer Splines mit einem halbmonatlichen Knotenabstand modelliert. Es lassen sich deutlich geophysikalische Phänomene erkennen, wie der hydrologische Jahresgang oder das Abschmelzen der Eismassen in Grönland. Der statische Anteil zeigt die große Genauigkeit verglichen mit anderen GRACE-Lösungen. Das Modell bestätigt die am Institut für Geodäsie und Geoinformation in Bonn entwickelte Prozessierungsstrategie. Diese beruht auf der Analyse kurzer Bahnbögen mit Hilfe der Integralgleichung für die Randwertaufgabe, wie sie auch schon für die Auswertung der CHAMP-Daten verwendet wurde und zu den Modellen IG-Champ und IG-Champ führte, siehe Mayer- Gürr et al. (5). Die größten Quellen der Ungenauigkeiten in den GRACE-Lösungen scheinen aus der Sicht des Autors zurzeit die unzureichenden Hintergrundmodelle wie zum Beispiel das verwendete Ozeangezeitenmodell zu sein. Hier verspricht eine gemeinsame Schätzung des Gravitationsfeldes und der Ozeangezeiten aus GRACE-Daten eine deutliche Verbesserung der Lösung. Ein entsprechender Ansatz ist in Vorbereitung. Literatur Förste, C., Flechtner, F., Schmidt, R., König, R., Meyer, U., Stubenvoll, R., Rothacher, M., Barthelmes, F., Neumayer, H., Biancale, R., Bruinsma, S., Lemoine, J.-M., Loyer, S.: A mean global gravity field model from the combination of satellite mission and altimetry/gravimetry surface data EIGEN-GL4C, Geophysical Research Abstracts, Vol. 8, 346, 6. Ilk, K. H., Löcher, A., Mayer-Gürr,.: Do we need new gravity field recovery techniques for the new gravity field satellites? Proceedings of the VI Hotine Marussi Symposium of heoretical and Computational Geodesy: Challenge and Role of Modern Geodesy, 9. Mai. Juni, 6, Wuhan, China, in Vorbereitung. Kenyon, S. C., Pavlis, N. K.: he Development of a Global Surface Gravity Data Base to be used in the Joint DMA/GSFC Geopotential Model. In: Rapp, R. 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