Johannesberger Arbeitsblätter Beratungsstelle für Handwerk und Denkmalpflege

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1 Johannesberger Arbeitsblätter Beratungsstelle für Handwerk und Denkmalpflege Die Johannesberger Arbeitsblätter wurden nach dem derzeitigen Wissensstand erstellt. Eine Haftung für den Inhalt kann trotz sorgfältigster Bearbeitung und Korrektur nicht übernommen werden. Dieses Arbeitsblatt ist ausschließlich für den persönlichen Gebrauch des Erwerbers bestimmt. Beratungsstelle für Handwerk und Denkmalpflege, Propstei Johannesberg, Fulda Alle Rechte vorbehalten. Dieses Merkblatt ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die über die engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes hinausgeht, ist ohne schriftliche Zustimmung der Beratungsstelle für Handwerk und Denkmalpflege unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen sowie die elektronische Speicherung und Verbreitung. Bei der wörtlichen Verwendung von Texten und Textteilen aus einem Johannesberger Arbeitsblatt müssen diese eindeutig durch Anführungszeichen als Zitat gekennzeichnet sein. Es dürfen nur einzelne kurze Absätze wörtlich zitiert werden. Werden Inhalte aus Johannesberger Arbeitsblättern in eigenen Worten wiedergeben, so ist es ebenfalls notwendig, die Quelle anzugeben Unter Beachtung der hier genannten Zitierregeln dürfen auch einzelne Abbildungen und Tabellen übernommen werden. Voraussetzung ist, dass die Rechte hierfür bei der Beratungsstelle für Handwerk und Denkmalpflege liegen. Sind im Merkblatt andere Urheber angegeben, so ist bei diesen direkt anzufragen bzw. die Originalquelle anzugeben.

2 Arbeitsblatt Deutsches Zentrum für Handwerk und Denkmalpflege, Propstei Johannesberg, Fulda e. V. Beratungsstelle für Formgebt ng und De ikmalpflege Leitung: Professor Manfred Gerner Reparaturverbindungen für Holzkonstruktionen Teil 1: Allgemeine Holzverbindungen Manfred Gerner Reparaturen mit originalen Holzverbindungen Die handwerklich hergestellten Holzkonstruktionen, wie Fachwerke, Blockbauten und Dachstühle, sind grundsätzlich reparaturfreundlich, da sich die handwerklichen Holzverbindungen im Normalfall ohne Substanzverlust wieder lösen lassen. Muß bei einer Reparatur die Holzkonstruktion weitgehend auseinandergenommen werden, so ist das Lösen der Holzverbindungen unproblematisch. Die Konstruktion wird in der umgekehrten Reihenfolge wie sie errichtet wurde, auseinandergenommen. Schwieriger werden Reparaturen, wenn nur einzelne Hölzer in einer Konstruktion angeschuht oder ausgewechselt werden sollen, wie z.b. Hölzer, die an beiden Enden eingezapft sind. Um solche Konstruktionen nicht weitergehend zerlegen zu müssen, haben die Zimmerleute hierfür wie auch für andere Reparaturfälle eigene Reparaturverbindungen entwickelt. Ziel dieser Art von Holzverbindungen war es, jeweils so viel wie möglich an originaler Substanz zu belassen und zu erhalten und so wenig wie möglich das Gesamtgefüge auseinanderzubauen und damit zu stören. Dies sind auch primäre Ziele denkmalpflegerischer Sanierungsvorhaben, und deshalb ist es gerade bei denkmalpflegerischen Maßnahmen notwendig, Reparaturverbindungen zweckmäßig einzusetzen. Hierzu zählen normale Holzverbindungen, die sich gut für Reparaturen eignen, wie: Schräger Stoß, Stoß mit Schwalbenschwanzeinlage, gerade eingeschnittener Stoß mit eingesetztem Mittelstück, Stoß mit Schwalbenschwanzeinlage auf halber Höhe Bild 1 gerade eingeschnittener Stoß mit eingesetztem Haken, Zapfenstoß, Gerades Blatt, liegend horizontal, Themenbereich 9.1

3 Stoßverbindungen Aus der Gruppe der Stöße eignen sich insbesondere die Stöße mit Mittelstück für Reparaturen. Dies gilt uneingeschränkt für Verirbfhg369D5B1CE0 Il b' I In In In II I II II I II I III 11I III III III 111 III III III II III III /46 4h 31/2 1/4 5/6 4/6 3/6 3/61 /6 3/6 1/6 4/6 2h Gerade eingeschnittener Stoß mit eingesetztem Haken Bild 2 Bild 3 Schräg eingeschni ttener Stoß mit eingesetztem doppeltem Haken und Keilen stehend horizontal und vertikal, Gerades Blatt, beidseitig schräg eingeschnitten, Gerades Hakenblatt, Gerades Blatt mit Gratschnitt, Scherzapfen, aber auch Verbindungen, die ausschließlich für bestimmte Reparaturanforderungen konstruiert wurden, wie: Falscher Zapfen, Falscher Zapfen mit Keilen, Jagdzapfen, Schleifzapfen, Gerades Blatt, in zwei Richtungen schräg eingeschnitten, schräg eingeschnittener Scherzapfen mit Grat, stehendes Gerades Hakenblatt, beidseitig schräg eingeschnitten, stehendes Schräges Blatt, beidseitig schräg eingeschnitten. Der Schwerpunkt aller Reparaturverbindungen liegt bei Verbindungen zum geraden Verlängern, zum geraden Anschuhen von Hölzern. Weiter ist grundsätzlich festzustellen, daß Reparaturverbindungen in höherem Maße zusätzlicher Hilfsmittel bedürfen, also Nägel, Klammern, Holznägel oder Schraubenbolzen, wie dies bei den normalen Verbindungen der Fall ist. Darüber hinaus mußte infolge der sehr unterschiedlich vorgefundenen Situationen, insbesondere der Einbaumöglichkeiten bei Reparaturverbindungen auch vielmehr variiert und z.b. an Standardabmessungen verändert werden. Meist gibt es bei Reparaturen viele Möglichkeiten. Beispielhaft sei hier nur auf die rund 20 Lösungsmöglichkeiten der Reparatur abgefaulter Balkenköpfe hingewiesen. (Siehe hierzu: Gerner, M.: Arbeitsblatt Konzeption und Praxis der Sanierung", mikado 9/93). Allgemeine Holzverbindungen, die sich auch für Reparaturen eignen

4 bindungen, die nicht der Verwitterung ausgesetzt sind. Liegen die Verbindungen nach außen, so daß zu den Funktionen ein möglichst guter Schutz gegen Schäden durch eindringende Nässe oder Verwitterung gehört, so sind zusätzlich mehrere Faktoren zu beachten. Die Einsatzstücke z.b., insbesondere bei stehenden Verbindungen, sind möglichst nach innen zu legen, da auf der Seite des Einsatzes immer zwei Schnitte, d.h. zwangsweise auch Fugen, quer zu den Holzfasern verlaufen, während auf der dem Einsatz gegenüberliegenden Seite nur ein Schnitt der Witterung auszusetzen ist. Weiter ist zu beachten, daß der waagerechte Schnitt bei senkrecht oder annähernd senkrecht stehenden Hölzern leicht schräg nach außen geführt wird und wegen des praktisch doppelten Gelenks ein hoher Aufwand zur Erzielung der Knicksteifigkeit notwendig ist (Bild 1, 2 und 3). Zapfenverbindungen Zum nachträglichen Anschuhen von Ständern oder anderen senkrecht stehenden Hölzern eignen sich gut Scherzapfen, wie der einseitig schräg eingeschnittene Scherzapfen, der mit der Schräge nach außen der Witterung viel Widerstand entgegensetzt. Den gleichen Zweck erfüllt auch der beidseitig schräg eingeschnittene Scherzapfen gut. Schließlich nimmt der Scherzapfen mit Grat in einer Richtung durch die Gratschnitte auch Knicklasten auf und ist deshalb bei auf Knick beanspruchten Stäben ein guter Reparaturansatz. Wird der Stab nach allen Seiten knickbeansprucht, so muß eine zusätzliche Sicherung, z.b. mit Schraubenbolzen, erreicht werden (Bild 4 und 5). Blattverbindungen Aus der Gruppe der Blätter eignen sich zahlreiche Verbindungen auch für Reparaturverbindungen. Für Längsverbindungen zum nachträglichen Anschuhen, teilweise auch für stehende Hölzer eignen sich folgende gerade Blätter: Gerades Blatt, Gerades Blatt, einseitig schräg eingeschnitten, Gerades Blatt mit Steckfalz, Gerades Blatt, beidseitig schräg eingeschnitten, Gerades Blatt, beidseitig schräg eingeschnitten, mit Keilen, Einseitig schräg eingeschnittener Scherzapfen Bild 4 Bild 5

5 Bild 6 Bild 7 Beidseitig schräg eingeschnittenes Gerades Blatt Gerades Blatt mit Gratschnitt, Gerades Blatt mit Gratschnitt, schräg eingeschnitten. Besonders effektiv zum Anschuhen senkrechter Hölzer ist das Gerade Blatt mit Steckfalz. Je nach Ausbildung und Stärke der Steckfalze können über diese in einer Richtung erhebliche Knicklasten aufgenommen werden. In der zweiten Richtung können solche Knicklasten leicht durch Holznägel oder Schraubenbolzen abgedeckt werden. Dazu ist die Verbindung insgesamt äußerst lagestabil. Als weitere günstige Reparaturverbindungen, insbesondere für das Fachwerk, müssen auch das schräg eingeschnittene Gerade Blatt und das Gerade Blatt mit Gratschnitt angesehen werden. Das schräg eingeschnittene Blatt sorgt ohne Kompromiß für den schnellen Wasserablauf an der Fassade, ohne daß zu viel Wasser in die (schräg nach oben verlaufende) Fuge eindringen kann. Mit Holznägeln oder Schraubenbolzen wird dieses Blatt auch sehr knicksteif. Beim Geraden Blatt mit Gratschnitt ist die Wasserführung nicht ganz so gut, da über die schrägen Gratflächen des Holzes auch Wasser in das Gefach laufen kann. Mit Bolzensicherung wird aber eine ausgezeichnete Steifigkeit und Knickfestigkeit erreicht. Folgende Schräge Blätter eignen sich für waagerecht liegende Hölzer: Schräges Blatt, Schräges Blatt, einseitig schräg eingeschnitten, Schräges Blatt, beidseitig schräg eingeschnitten, Schräges Blatt mit verdecktem Haken, Schräges Blatt mit Einlegestück. In einer sehr langen Ausführung (ca. 4 bis 5 h der Kantholzhöhe) ist das beidseitig schräg eingeschnittene Schräge Blatt mit guter Schraubenbolzensicherung wieder eine ausgezeichnete Reparaturverbindung für senkrecht angeordnete Kanthölzer. Ebenso sind fast alle Hakenblätter gut für Reparaturen, d.h. Anschuhungen an waagerecht liegenden Hölzern geeignet. Es gehören dazu: Gerades Hakenblatt, Gerades Hakenblatt mit Keilen, Gerades Hakenblatt, schräg eingeschnitten, Gerades Hakenblatt, schräg eingeschnitten mit Keilen,

6 1 3/81, 3h rn I I II I III III W ^ Z/8 p h 1 3/8 h' 5/8 3/B 34 5/8 1 '/8 1 5/8 Schräg eingeschnittenes Gerades Hakenblatt mit Keilen Bild 8 Bild 9 Gerades Hakenblatt mit Steckfalz, Bogenschloß, Gerades Hakenblatt mit Grat, Gerades Hakenblatt mit Grat und Keilen, Gerades Hakenblatt mit Grat und Keilen, schräg eingeschnitten. Die Schrägen Hakenblätter eignen sich zum Teil ebensogut als Reparaturverbindungen. Wie die Geraden Hakenblätter sind sie praktisch ausschließlich für waagerecht liegende Hölzer geeignet. Sie wurden bisher allerdings deutlich weniger als Schräge Blätter für Reparaturverbindungen verwendet. Es eignen sich: Schräges Hakenblatt, Schräges Hakenblatt mit Keilen, Schräges Hakenblatt, schräg eingeschnitten, Schräges Hakenblatt, schräg eingeschnitten mit Keilen, Jupiterschnitt (Bilder 6, 7, 8 und 9).

7 Literatur: Gerner, M.: Handwerkliche Holzverbindungen der Zimmerer, Stuttgart Gerner,M.: Les assemblages des ossatures et charpentes en bois, Paris Gerner, M.; Klopfer, R.; Kugele, C.; Kuschnik, B.: Anschuhen, Verstärken und Auswechseln, Fulda Zum Autor: Professor Manfred Gerner ist seit 1981 Leiter des Deutschen Zentrums für Handwerk und Denkmalpflege. Bereits in den 70er Jahren initiierte und begleitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Referats Denkmalpflege der Stadt Frankfurt die Sanierung von mehr als 250 Fachwerkbauten.

8 Arbeitsblatt Deutsches Zentrum für Handwerk und Denkmalpflege, Propstei Johannesberg, Fulda e. V. Beratungsstelle für Formgebt ng und De lkmalpflege Leitung: Professor Manfred Gerner Reparaturverbindungen für Holzkonstruktionen Teil 2: Spezielle Reparaturverbindungen Manfred Gerner Bei Holzverbindungen, die von Zimmerern ausschließlich oder doch im wesentlichen für Reparaturen entwickelt wurden, wurde das Hauptaugenmerk darauf gerichtet, die Eingriffe in die vorhandene Konstruktion möglichst gering zu halten. Das heißt sowohl die Holzkonstruktion nicht weiter gehend auseinandernehmen zu müssen, als auch angrenzende Bauteile nicht zu beschädigen und Holz einzusparen. Stoßverbindungen In der Verbindungsgruppe der Stöße ist der Stoß mit verlängertem Einsatzstück als Reparaturverbindung herauszugreifen, da z.b. bei Schwellen auch kürzere zerstörte Teil überbrückt werden können. Sind zu verbindende Kanthölzer nicht lang genug oder muß ein kürzeres Stück zerstörten Holzes herausgeschnitten werden, so kann ein verlängertes Einsatzstück mit Haken, gerade oder schräg eingeschnitten, eingesetzt werden. Die Abmessungen des Stoßes mit einem verlängerten Einsatzstück sind gleich den Abmessungen wie bei den geraden oder schräg eingeschnittenen Einsatzstücken mit Haken. Es muß lediglich das Einsatzstück in der Mitte um die fehlende Kantholzlänge verlängert werden. Um eine stabile Lage zu erreichen, muß diese Verbindung auf beiden Seiten mit mindestens je zwei Holznägeln oder je zwei Schraubenbolzen gesichert werden (Bild 1). Stoß mit verlängertem Einsatzstück Bild 1 Zapfenverbindungen Zapfen werden besonders häufig zu eigenständigen Reparaturverbindungen ausgebildet. Es gehören dazu: Falscher Zapfen, Falscher Zapfen mit Keilen, Schleifzapfen, Themenbereich 9.1

9 rt 1^3-1 -1l3 14 ti- 1., Bild 2 Jagdzapfen, Zapfen über Kreuz, Schräg eingeschnittener Scherzapfen mit Grat. Falscher Zapfen Falsche Zapfen werden überall eingesetzt, wo ein echter" Zapfen sitzt oder saß und dieser sich nicht mehr einbauen läßt. Abgeschnitten werden müssen Zapfen u.a. dann, wenn ein Riegel oder Ständer ausgewechselt wird und die beiden Hölzer, in die der Riegel oder Ständer eingezapft ist, nicht auseinandergerückt werden können. Der neue Riegel oder Ständer läßt sich dann mit einem einfachen Falschen Zapfen einbauen, wenn genügend Platz vorhanden ist, um das einzubauende Holz seitlich über diesen Falschen Zapfen zu führen. Falscher Zapfen Bild 3 Für einen Falschen Zapfen wird in das Holz, an dem der Falsche Zapfen angearbeitet werden soll, eine Ausnehmung in Form einer Schere mit der Tiefe gleich der Holzbreite und einer Breite von einem Drittel der Gesamtholzbreite eingeschnitten. Dann wird ein Holzzuschnitt gefertigt, der die Größe der Ausnehmung um die Tiefe des Zapfenlochs verlängert hat. Dieser Holzzuschnitt wird in das Zapfenloch gesteckt. Das Holz wird mit der Ausnehmung seitlich über den Falschen Zapfen geschoben und die gesamte Verbindung mit Holznägeln oder Nägeln lagegesichert (Bild 2). Falscher Zapfen mit Keilen Sind die Platz- und Einbauverhältnisse so, daß das seitliche Einschieben über einen Falschen Zapfen nicht möglich ist, so muß ein Falscher Zapfen mit Keilen oder einem Einsatzstück gewählt werden. Dazu wird eine Ausnehmung in dem Holz, an das der Zapfen angearbeitet werden soll, wie beim Falschen Zapfen gefertigt. Der Holzzuschnitt für den Falschen Zapfen erhält dabei nur eine Länge, die gleich der Breite ist. Dann wird das einzubauende Kantholz über das Zapfenloch gesetzt, der Falsche Zapfen in die Ausnehmung geschoben und anschließend in das Zapfenloch gedrückt. Zur Fixierung des Zapfens wird der freigewordene Raum in der Ausnehmung (in der Länge gleich der Höhe des Zapfenloches) ausgekeilt oder ein leicht konisches Einsatzstück eingetrieben und die Verbindung mit Holznägeln oder Nägeln gesichert (Bild 3).

10 Schleifzapfen Schleifzapfen sind für Reparaturen sehr beliebt und werden bereits in der Literatur für Zimmermeister im 18. Jahrhundert dargestellt. Steht in Richtung des Zapfens mehr Platz zur Verfügung, so ist eine Zapfenverbindung als Schleifzapfen leicht einzubauen. Der Zapfen wird dazu direkt am Holz angearbeitet, erhält aber statt der sonst üblichen 4 bis 5 cm eine Länge von nur 3 cm. Das Zapfenloch läßt man auf der Seite, auf der es die Platzverhältnisse am günstigsten zulassen, im Kurvenradius des Holzes mit dem Zapfen auf 0 auslaufen. Handelt es sich bei dem Holz mit dem Zapfen um einen Riegel, so sollte der Auslauf auf 0 (entgegen der Darstellungen in älterer Literatur, wie Johann Jacob Schübler 1736 oder auch jüngster Beschreibungen) auf jeden Fall nach oben zeigen, da das Holzteil dann wesentlich leichter einzubauen ist und sofort fest sitzt. Beim Auslauf nach unten neigt das Holz, da es kein festes Auflager hat, immer zum Abrutschen nach unten (Bild 4). Jagdzapfen Der Jagdzapfen dient zum nachträglichen Einbau oder Austausch schräg sitzender Hölzer, wie Kopfbänder, Fußbänder oder Streben. Dabei wird z.b. an einem Kopfband ein Zapfen so abgesteckt, daß die Zapfenstirn genau senkrecht zum Zapfenloch steht, während der gegenüberliegende Zapfen soweit geächselt wird, daß das Kopfband im Kurvenradius seiner Länge in das zweite Zapfenloch eingefügt werden kann. Nachteilig ist, daß an dem schräg abgeächselten Zapfen nur eine Kante zur Übertragung der Kräfte zur Verfügung steht (Bild 5). Zapfen über Kreuz Für Anschäftungen von rechteckigen oder quadratischen Kantholzquerschnitten gibt es eine gute Reparaturverbindung in Form eines Zapfens über Kreuz. Dazu wird an dem unten angeordneten Kantholz ein möglichst langer Zapfen in Kreuzform angeordnet, während am oberen Holz vier mehr oder weniger große Ecken stehenbleiben. In einer verfeinerten Art dieser Reparaturverbindung werden alle Schnittflächen so abgeschrägt, daß Bild 4 Bild 5

11 b 1/2 1/2 1/3 s 2 b N tfroi 2b Schräg eingeschnittener Scherzapfen mit Grat Bild 6 Bild 7 Schräges Blatt über Zapfenloch kein Wasser in die horizontalen Schnitte eindringen kann. Schräg eingeschnittener Scherzapfen mit Grat Für alle Anschuhungen senkrecht frei stehender Kanthölzer, die allseitig der Witterung ausgesetzt sind, eignet sich als Verbindung ein langer Scherzapfen, bei welchem der Zapfen an seinem Ende einen Grat erhält und die Wangen der Schere oder der Zapfenbrust schräg nach unten und außen geschnitten werden. Der Scherzapfen soll mindestens 2 bis 2,5 h der Kantholzhöhe lang sein und wird mit vier Schraubenbolzen gesichert (Bild 6). Blattverbindungen Die Reparaturen mit Blättern wurden z.t. aus allgemein angewendeten Blättern weiterentwickelt, z.t. entstanden und entstehen aber auch sehr individuelle Lösungen. Zu den Reparaturverbindungen aus der Gruppe der Blätter gehören: Gerades Blatt über Zapfenloch, Schräges Blatt über Zapfenloch, Einsatzstück über Zapfenloch, Gerades Blatt in zwei Richtungen schräg eingeschnitten, Stehendes Gerades Blatt. Gerades Blatt über Zapfenloch Dieses Blatt wird häufig zum Auswechseln von Riegeln verwendet, da auch hier die Lage der Ständer nicht verändert werden muß. So kann ein Riegel an einem Ende mit einem normalen Zapfen angeschlossen werden, während am anderen Ende des Riegels das Zapfenloch nach einer Seite zu einer Blattsasse vergrößert wird und statt des zweiten Zapfens ein Blatt mit der Länge und Tiefe, die durch das ursprüngliche Zapfenloch vorgegeben ist, ausgearbeitet wird. Die Verbindung ist am einfachsten mit Nägeln, einem Holznagel oder einer Bauklammer zu sichern. Schräges Blatt über Zapfenloch Ist für einen entsprechenden Riegelanschluß mit Geradem Blatt der Ständer nicht stark genug (um ihn für ein tiefes Blatt in Zapfenlochtiefe zu schwächen), so kann auch ein Schrä-

12 1/7 1/ cm ^-2 b /2 1/2 r^ cm 1/4 041 /loop. top. 1/ 11/2-2b Gerades Blatt in zwei Richtungen schräg eingeschnitten Bild 8 Ill Bild 9 Stehendes Gerades Bla in zwei Richtungen schräg eingeschnitten ges Blatt am Riegel angearbeitet werden. Dazu wird der Ständer an der Flanke des Zapfenlochs nur mit einer Schräge geschwächt. Nachteilig ist dabei, daß das Blatt des Riegels nur an der geringen Schräge anliegt (Bild 7). Einsatzstück über Zapfenloch Ein einzufugender Zapfen eines Riegels kann auch möglichst auf der witterungsgeschützten Seite mit einem Einsatzstück gesichert werden. Ein solches Einsatzstück eignet sich auch gut, wenn das Holznagelloch eines Zapfens zu stark angewittert ist. Gerades Blatt, in zwei Richtungen schräg eingeschnitten Für alle Anschuhungen senkrecht frei stehender Kanthölzer, die allseitig der Witterung ausgesetzt sind, eignen sich Gerade Blätter, die beidseitig derart schräg eingeschnitten sind, daß beide Schnittflächen schräg nach außen und unten zeigen. Das Gerade Blatt erhält dazu eine Länge von 1,5 bis 2 b der Kantholzstärke, und beide Stirnen werden entgegengesetzt und schräg nach unten und außen zeigend mit einem Viertel der Höhe von der Senkrechten abweichend unterschnitten. Die Verbindung muß mit vier Schraubenbolzen gesichert werden (Bild 8). Stehendes Gerades Blatt, in zwei Richtungen schräg eingeschnitten Die Variationsbreite von Blättern als Reparaturverbindungen wird bei dem stehenden Geraden Blatt deutlich. Dieses Blatt eignet sich besonders gut für alle Hölzer, die auf Durchbiegung beansprucht werden. Das etwa 0,80 bis 1,20 m lange Blatt wird an beiden Blattenden mit etwa 45 zur Senkrechten nach innen eingeschnitten. Die Länge des Blattes wie auch die Anordnung und Anzahl der Schraubenbolzen richten sich nach der aufzunehmenden Last. Das dargestellte Beispiel ist nur eine Verbindung aus einer ganzen Gruppe senkrecht stehender Verblattungen zum Anschuhen von Balken. Fürden gleichen Zweck können auch stehende gerade und gerade eingeschnittene Blätter dienen, aber auch z.b. gerade eingeschnittene Schräge Blätter, in beiden Fällen mindestens mit vier Schraubenbolzen verbolzt (Bild 9).

13 Literatur: Gerner, M.: Handwerkliche Holzverbindungen der Zimmerer, Stuttgart Gerner, M.: Les assemblages des ossatures et charpentes en bois, Paris Gegner, M.; Klopfer, R.; Kugele, C.; Kuschnik, B.: Anschuhen, Verstärken und Auswechseln, Fulda Zum Autor: Professor Manfred Ge gner ist seit 1981 Leiter des Deutschen Zentrums für Handwerk und Denkmalpflege. Bereits in den 70er Jahren initiierte und begleitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Referats Denkmalpflege der Stadt Frankfurt die Sanierung von mehr als 250 Fachwerkbauten.