10.1 Ortsverein Männergesangverein Rochwitz Haus- und Grundbesitzerverein Frauenverein und Kinderbewahranstalt...

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1 Inhaltsverzeichnis 1. Geleitwort Vorwort Lage und Landschaft Aus der frühen Geschichte...6 Kirchgemeinde...7 Abgaben und Leistungen der Bauern, Zinsregister...8 Wildschadenersatz und Niederjagdrecht...10 Golddörfl Rochwitz Landgemeinde, Ortsgesetz und Eingemeindung...11 Landgemeinde Rochwitz...11 Eindrücke aus dem Gemeindeamt um Nachtwächter und Gemeindediener...14 Aus den Akten des Gemeindeamtes zu Rochwitz...14 Verpachtung und Veräußerung von Gemeindegrundstücken...17 Plan zur Errichtung eines Standesamtes...18 Ausstellung einer Heiratsurkunde...19 Einverleibungsversuche nach Loschwitz...20 Eingemeindung nach Dresden Baugeschehen Erste Straßenbauvorhaben...24 Aus den Aufzeichnungen des Rochwitzer Lehrers Max Schneider...24 Straßenbauprojekt Friedrich Gierth Wasserversorgung Elektrifizierung und Gasversorgung Wohnungsbau Verschiedene Einrichtungen des öffentlichen Lebens Schule...34 Aus Polizeiakten von Rochwitz und Berichten zu Lehrerkonferenzen...37 Schuluhr...38 Namensgebung der Schule Umprofilierung des Schulwesens jähriges Schuljubiläum...40 Neubaupläne Schmiede Öffentliche Verkehrsmittel Feuerwehren Post Pappritzmühle Erholungs- und Ausflugsort Rochwitz Luftkurort Jüdisches Kindererholungsheim Gasthaus Zum Jäger Gasthof und Ballsaal Oberrochwitz Rodelbahnen...69 Rodelweg...69 Waldrodelbahn Geschäfte in Rochwitz Überblick Kolonialwarenhandlung Petzold Molkerei Michel Fleischerei Haubold Bäckereien Wäschemangeln Vereinsleben...82

2 10.1 Ortsverein Männergesangverein Rochwitz Haus- und Grundbesitzerverein Frauenverein und Kinderbewahranstalt Schulverein Evangelischer Arbeiterverein Saalradsportverein Schießclub Einigkeit Rochwitz Volkstanzgruppe Jugendclub Vereine heute...95 Rochwitzer Sportverein e.v...95 Alter Dorfkern Rochwitz e.v...95 Siedlerverein Oberrochwitz e.v Gedenksteine Bismarckstein König-Albert-Stein Kriegszeiten und Seuchen Die frühen Jahrhunderte von Rochwitz Napoleonische Kriege Der Erste Weltkrieg in Aufsätzen einer Rochwitzer Schülerin Flakstellung und Ende des Zweiten Weltkriegs Persönlichkeiten aus Rochwitz Schriftsteller Volker Braun Maler Erich Buchwald-Zinnwald Maler Johannes Beutner Maler Willy Wolff Maler und Grafiker Hans Siebert Maler und Bildhauer Gustav Bach Maler und Grafiker Ulf Göpfert Maler und Restaurator Rolf Gäbel Bildhauerin Leonie Wirth Domkantor Erich Schneider Opernsängerin Christel Goltz Musiker Manfred Pieper Musiker Theo Schumann Keramikerin Doris Kreiß Keramikerin Ulrike Magdalena Streit Fußballtrainer Eduard Geyer Laufsportler Max Gebhardt Rudersportlerin Veronika Zimmert Erinnerungen der Hutmacherin Liesbeth Theiler Liste der Kulturdenkmale in Rochwitz Historische und heutige Straßennamen Danksagung Quellennachweis Literaturnachweis Abbildungsverzeichnis...147

3 Geleitwort 1. Geleitwort Liebe Rochwitzer Bürgerinnen und Bürger, liebe Leserinnen und Leser, es liegt ein Buch vor Ihnen, das in seiner Entstehungsgeschichte seines Gleichen sucht. Dieses konnte nur entstehen, weil viele Rochwitzer Einwohner in ihren Erinnerungen, auf Dachböden und in Kellern gekramt haben, um wertvolle Informationen zu liefern und weil es viele ehrenamtliche Helfer gab, die unzählige Stunden, Tage, Monate mit der Suche und Sichtung von Materialien beschäftigt waren und sie in diesem Buch festgehalten haben. Das Buch beinhaltet nicht nur eine Zusammenstellung historischer Dokumente. Diese Dokumente wurden noch untersetzt mit alten und neuen Fotos, mit Anekdoten, mit Interviews von Zeitzeugen und persönlichen Kommentaren. Dieses Buch ist auch eine Aufforderung im Allgemeinen und im Besonderen. Es fordert Sie, liebe Leserinnen und Leser, dazu auf, an der Fortsetzung und Überarbeitung dieses Buches mitzuwirken und fordert auch auf, die Erinnerungen zu bewahren. Diese Arbeit zeigt, wie es mit Beharrlichkeit und Fleiß gelingen kann, etwas Einmaliges für unseren schönen Stadtteil Rochwitz zu schaffen. Es wird nicht nur die jetzigen und ehemaligen Rochwitzer Bürgerinnen und Bürger interessieren, wie sich ihr Ort seit 1378 von einer klitzekleinen slawischen Siedlung zu einem sehenswerten Stadtteil der Landeshauptstadt Dresden entwickelt hat. Jedem, der sich für die Entwicklung von Stadtteilen interessiert, wird ein interessantes Buch in die Hand gegeben. Der interessierte Leser erfährt, dass Rochwitz aus Oberrochwitz, Niederrochwitz und Neurochwitz besteht und jede Siedlung zu einem anderen Zeitpunkt entstanden ist. Entsprechend der Entwicklung des Ortes wuchsen auch die Einwohnerzahlen stetig an. Ausgehend von bekannten Zahlen aus 1552 mit 12 besessene Mann, 8 Inwohner, waren es 1834 bereits 244 Einwohner. Diese Zahl stieg Anfang des 19. Jahrhunderts auf 1230 an. Inzwischen ist Rochwitz weiter gewachsen, denn es leben jetzt in Rochwitz 1793 Einwohner (Altrochwitz 938 und Neurochwitz Stand: ; Quelle: Kommunale Statistikstelle Dresden). Rochwitz ist übrigens flächenmäßig die viertgrößte Gemarkung des Ortsamtsgebietes Loschwitz (ohne Dresdner Heide). Ihnen, liebe Frau Behrisch und lieber Herr Gäbel und allen Beteiligten, gebührt höchster Respekt oder besser: doppelter. Schließlich muss man so eine Aufgabe nicht nur übernehmen wollen, sondern man muss es auch können, muss seiner Aufgabe gewachsen sein. Dieses Buch zeigt - Sie verstehen etwas von dem, was Sie machen. Der Aufbau, die Gliederung, die Genauigkeit Respekt. Sie alle haben doppelten Respekt verdient: für Ihre Motivation und für Ihr Können. Es ist auch Ihr Erfolg, dass Rochwitz ist, was es ist. Sie bereichern mit Ihrer ehrenamtlichen Arbeit und Ihrem Engagement den Ortsteil Rochwitz sehr: jede und jeder von Ihnen auf ihre oder seine Art. Ohne Sie ginge es nicht und ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Arbeit. Ich wünsche Ihnen allen eine unterhaltsame Lektüre und freue mich, dass dieses Buch auch meine Sammlung bereichert. Ihre Ortsamtsleiterin 1

4 Vorwort 2. Vorwort Seit Jahrhunderten sind die Menschen immer wieder aufs Neue von der Schönheit und dem Zauber der Stadt Dresden fasziniert. Dresden schrieb glanzvolle Epochen in der deutschen und europäischen Kunst- und Kulturgeschichte. Angefangen vom Augusteischen Barockzeitalter über die Epoche der Romantik bis in die heutige Zeit war und ist Dresden ein kostbares Kleinod. Die Stadt am Elbestrom begeistert seit jeher durch ihre herrliche Lage. Über Jahrhunderte schon ziehen Dresden und seine Umgebung die Besucher in ihren Bann. Viele Maler hielten solche idyllischen Orte wie Loschwitz, Wachwitz und Rochwitz während ihrer Aufenthalte in stimmungsvollen Gemälden, Skizzen und Radierungen fest. Auch der Fotograf Kotzsch war vom besonderen Reiz des Ortes Dresden-Rochwitz fasziniert. Das Ihnen heute vorliegende Buch dokumentiert die geschichtliche und kulturhistorische Entwicklung der einstigen slawischen Siedlung mit einem Teich in einer Wiesenmulde zum bevorzugten Wohnort mit seinem unvergänglichen romantischen Ambiente. Liebe Leser, im Jahre 2013 konnte Oberrochwitz bereits auf eine 635-jährige Geschichte zurückblicken. Das ehemalige Weinbauerndorf hat sich zu einem beliebten Stadtteil mit überwiegender Wohnbebauung und zahlreichen Kulturdenkmalen entwickelt, der sich durch seine ruhige ländliche Höhenlage und eine gute Verkehrsanbindung auszeichnet. Lassen Sie sich einladen zu einer Entdeckungsreise vom Golddörfl Rochwitz, das lange abgeschieden von der nahen Großstadt lebte, gehen Sie mit uns durch den Rochwitzer Wald, lächeln über kleine Missetäter oder staunen über die Aktivitäten des einstigen Ortsvereins. Mit Zeitbildern über die Geschichte von Rochwitz spannen wir einen Bogen von den Anfängen bis zur Gegenwart. Abbildung 1: Blick von Altrochwitz in Richtung Pappritzer Straße, um

5 Vorwort Viel Interessantes werden Sie entdecken: Fotoschätze, Anekdoten aus der 61. Grundschule, Berichte über das Kriegsgeschehen oder über die erste Kinderbewahranstalt. Sie lesen über die erste private Straße, die Entstehung der Rochwitzer Siedlungen, über die hier ansässigen Künstler und Sportler, erfahren Interessantes über die Geschehnisse und Aktivitäten der Rochwitzer Vereine damals und heute und vieles mehr. Dieser Erforschung der Geschichte von Rochwitz haben wir uns mit Leidenschaft verschrieben. Wir haben auf langjährig gewachsene Sammlungen aufgebaut, alte Rochwitzer nach Ihren Kindheitserinnerungen befragt, im Stadtarchiv Einsicht in alte Gemeindeakten genommen und auf manchen privaten Böden Schätze entdeckt. Zur Vorbereitung einer Ausstellung 130 Jahre 61. Grundschule Rochwitz erhielten wir Zugang zum Schularchiv und können Ihnen damit auch ein umfassendes Zeitbild der jüngsten Rochwitzer Schulgeschichte vorstellen. Sie werden feststellen können, dass sich in einigen Abschnitten manches zwar inhaltlich wiederholt und zusammenspielt, doch jedes Ereignis ist ein Stück Geschichte und wirkt besonders, wenn es im Originaltext wiedergegeben wird. Wir wünschen viel Vergnügen beim Lesen. Die Autoren Marlis Behrisch und Rolf Gäbel Rochwitz, im Jahre 2014 Abbildung 2: Luftaufnahme von Oberrochwitz,

6 Lage und Landschaft 3. Lage und Landschaft Rochwitz befindet sich 7 km östlich des Dresdner Stadtzentrums, der Inneren Altstadt, am westlichen Ende des Schönfelder Hochlands. Die Fluren von Rochwitz reichen im Westen bis an die Dresdner Elbhänge heran, die zum Elbtalkessel überleiten. Die Gemarkung Rochwitz mit ihrer Fläche von 196 ha erstreckt sich zwischen dem Loschwitzgrund und dem Wachwitzgrund. Das Höhenprofil steigt von 170 m auf rund 280 m über NN an. Bis zum Jahre 2000 bildete Rochwitz die Stadtgrenze. Im Norden wird Rochwitz durch den Loschwitzgrund, im Süden durch den Wachwitzgrund begrenzt. Keine natürliche Grenze existiert nach Nordosten, wo das Hochland in Richtung Quohren weiterführt. Angrenzende Gemarkungen sind die anderen Dresdner Stadtteile Bühlau im Nordosten und Norden, Loschwitz im Nordwesten und Wachwitz im Südwesten. Mit Pappritz im Südosten und Gönnsdorf im Osten sind außerdem zwei Ortsteile der Dresdner Ortschaft Schönfeld-Weißig benachbart. Die Gemarkung Rochwitz gehört im Wesentlichen zum statistischen Stadtteil Bühlau/Weißer Hirsch. Der Stadtteil Rochwitz selbst wird in drei Teile gegliedert. Im ältesten Teil, auch als Oberrochwitz bezeichnet, liegt der Ortskern Altrochwitz in einer Höhe von etwa 270 m ü. NN in einer flach ins umliegende Gelände eingesenkten Wiesenmulde, die in Richtung Wachwitzgrund an Tiefe gewinnt. Einige der Gehöfte dieses alten Dorfes blieben bis heute erhalten. In der Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden im mittleren Abschnitt des Loschwitzgrundes einige Häuser (Beispiel Haus Grundstrasse 153). Fortan wurde zwischen Ober- und Niederrochwitz unterschieden. Neurochwitz liegt hingegen im äußersten Westen der Gemarkung, zwischen Neurochwitzer Grund und Wachwitzer Elbhang. Zwischen Ober- und Neurochwitz erstrecken sich die Reste des im 19. Jahrhundert zum Teil gerodeten Rochwitzer Tännicht, eines auch unter dem Namen Rochwitzer Busch bekannten Nadelwalds. Dieser alte Rittergutswald und Jagdgebiet wettinischer Fürsten wurde 1832 sächsischer Staatsforst und dem Revier Pillnitz zugeordnet sowie auch die im Wachwitzgrund gelegene Pappritzmühle. Abbildung 3: Historischer Dorfkern Pappritzer Straße, Dorfplatz Rochwitz, um 1910 Abbildung 4: Am Dorfplatz münden die Bühlauer Straße, Zaschendorfer Straße, Pappritzer Straße und die Straße Altrochwitz, um

7 Lage und Landschaft Abbildung 5: Rochwitz auf der Oeder-Zimmermann -Karte, Tafel IX, um 1610 (Süden oben) Landschaftsbeschreibung von Oberlehrer Max Schneider, niedergeschrieben um 1936: Es unterliegt keinem Zweifel, daß vor Jahrhunderten die Dresdner Heide und das Rochwitzer Tännicht zusammen gehangen haben und daß nur hier und da von Wiesen umgebene Teichmulden das Waldland mit kleinen Lichtungen unterbrochen haben. Wer aufmerksam zwischen Rochwitz und Bühlau hin wandernd die Pflanzenwelt an den Feldrainen beobachtet, findet mitten im Wiesenwuchs Spuren einstiger Waldvegetation: Heidekraut, Heidelbeersträucher, Heckenrosen sind solche Zeugen. Kein Weg, keine Straße durchschnitt den Hochwald des Rochwitzer Tännichts, aus dem am Morgen Rehe und Fasanen in Rudeln auf die Felder heraustraten, um zu äsen. Dieser Wald war aber die Dornröschenhecke, hinter der seit Jahrhunderten eine kleine Bewohnerschaft längst vergangenen Zeiten nachträumte. Rochwitz seit 1. April 1921 ein Stadtteil der sächsischen Hauptstadt war für die meisten Dresdner ein völlig unbekannter Begriff, und noch um 1890 kam es vor, daß nach Rochwitz adressierte Briefschaften in den Postämtern nach Rochlitz oder Bockwitz umadressiert erst mit Verspätung den gesuchten Adressaten in Rochwitz erreichten. Viele Dresdner, die auf regelmäßigen Spaziergängen in die Umgebung der Stadt alle Vororte erwanderten, hatten keine Ahnung, dass es nahe bei Dresden das schöne uralte Dörfchen Rochwitz gibt. Und doch ist das Rochwitzer Gelände in seiner herrlichen Lage, mit seinen wundervollen Ausblicken bis zum Kamm des Erzgebirges, seinem Wald und seinen lieblichen Tälern als eine Perle der Dresdner Umgebung und heute als einer der naturschönsten Stadtteile zu schätzen. Im Übrigen hatte sich in Altrochwitz seit Jahrhunderten nichts geändert, und das Dorf bot um 1890 folgendes Bild: Im Ausblick auf den Dorfplatz denke man sich die dammartig hochgebaute Straße ganz weg und zwischen den 5

8 Lage und Landschaft Gebäuden der Bauernhöfe und kleinen Wirtschaften eine nach SW sich senkende Wiesenmulde mit zwei Teichen (ein kleiner vor der Petzold schen und ein größerer vor dem Gierth schen Gute) und zwei überdachte Schöpfbrunnen, umgeben von den Giebeln der Gebäude (- wie noch heute). Am oberen und unteren Ende des Rundlings schmückten je eine Riesenlinde, die Häuser weit überragend, den Dorfplatz. Im Sommer hüllen sie den ganzen Platz in süßen Lindenduft. Im Herbst sind sie der Sammelplatz der abziehenden Stare. Die Zugänge zu diesem Dorfidyll waren primitive Kommunikationswege, schmale Fahrwege, die teilweise durch Klarschlagschüttung einigermaßen gang- und fahrbar gehalten wurden. Bei Regenwetter war der Fußgänger lediglich auf die festeren Wiesenränder angewiesen, auf den Straßen konnte man im Schlamm versinken. 4. Aus der frühen Geschichte Vor mehr als 1000 Jahren war das Rochwitzer Flurgebiet ein Teil der Dresdener Heide. Allerlei Spuren einstigen Wildwuchses sind heute noch vorhanden. Der Boden ist verwitterter Lausitzer Granit. Im Westen berührt das Gebiet die große Sanddüne, die sich von der Lößnitz bis Pillnitz erstreckt. Aus Funden der jüngeren Bronzezeit geht hervor, dass Rochwitz schon früh besiedelt war. Rochwitz wurde erstmalig im Zinsregister von 1378 erwähnt (Abbildung 7 auf Seite 8). In einer amtlichen Verfügung vom 31. Juli 1450 wird Rochwitz dann urkundlich als Rochewicz erwähnt. Die Schreibweise weist auf eine alte slawische Ansiedlung, ein Straßenangerdorf in einer Wiesenmulde hin. Im Laufe der Zeit änderte sich der Name mehrfach. Aus Rochewicz wurde um das Jahr 1514 Rechewitz, um 1526 Rachwitz. Ab 1748 blieb die noch heutige gültige Schreibweise Rochwitz. Verwaltungszugehörigkeit: Grundherrschaft: 1378 : castrum Dresden 1552: Rittergut Schönfeld 1696 : Amt Dresden 1609: Rittergut Helfenberg 1764 : Amt Dresden 1696: Rittergut Gönnsdorf 1816 : Amt Dresden 1764 bis 1839: Rittergut Gönnsdorf 1843 : Amt Dresden 1856 : Gerichtsamt Schönfeld 1875 : Amtshauptmannschaft Dresden 1952 : Stadtkreis Dresden (seit 1921) 1994: Kreisfreie Stadt Dresden Ortsnamenformen: Bevölkerung: 1378 : Rochewitz (RDMM 262) 1552: 12 besessene Mann, 8 Inwohner 1514 : Rechewitz (HOV) 1764: 14 besessene Mann, 7 Gärtner, 1526 : Rochwitz 12 Häusler 1526 : Rachwitz (HOV) 1834: : Ober- u. Nieder-Rochwitz (HOV) 1871: : Nieder Rochwitz, Ober Rochwitz 1890: : Rochwitz (Oberrochwitz) mit Niederrochwitz 1910: 1230 Um 1460 war Rochwitz im Besitz der Familie Kundig aus Dresden. Das Rittergut Helfenberg war für die Gerichtsbarkeit zuständig. Im 16. Jahrhundert gehörte es dem angesehenen kursächsischen Adelsgeschlecht Karras, von dem ein Zweig auf dem Schloss im nahen Schönfeld saß. Von unterstand Rochwitz dem Rittergut Helfenberg, von 1609 bis 1839 dem Rittergut Gönnsdorf. Erst nach dem Erlass der Landgemeindeordnung 1838 in Sachsen wurde Rochwitz 1839 eine selbständige Gemeinde. In den Monaten März und April 1839 wurde die Gemeinderatswahl durchgeführt. Der erste Gemeinderatsvorsitzende wurde Johann Gottlob Nacke. Die Bestätigung erfolgte durch das Gericht allda am 5. Juni 1839 in Gönnsdorf. 6

9 Aus der frühen Geschichte Bis heutigen tags zeigt der älteste Teil unseres Stadtteils Altrochwitz unverkennbare Spuren einer sorbenwendischen Niederlassung, ein echter Rundling. Von seiner Gründung an drängen sich die Bauernhöfe, mit den Hausgiebeln nach der Platzmitte gerichtet, eng um einen eirunden Wiesenplan den Dorfplatz. Nur drei Störungen (Abriss, Brand 1869, Brand 1896) hat die ursprüngliche Anlage im 19. Jahrhundert erfahren. Die den Rundling nach Norden und Süden schließenden Höfe sind verschwunden bzw. baulich verändert worden, und ein Hof (Stelzer) ist Mitte des 19. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit abgebrochen und bergauf neu gebaut worden. Der den Rundling im Norden abschließende Bärsche Hof brannte 1869 ab und wurde ca. 100 m nordwärts neu aufgerichtet. Von diesem Gutshof bzw. von den Gutsgebäuden steckt das Wohn- und Stallgebäude in dem heutigen umfangreichen Gasthofbau, erkenntlich in dem Giebel an der Hutbergstraße. Der Besitzer dieses Gutes hatte nach 1870 die Schankgerechtigkeit erworben, die bis dahin als Reihschank von Haus zu Haus gewandert war. Der Dorfkern brannte im Jahre 1896 bis auf acht Anwesen ab und wurde dann in der noch erkennbaren Form wieder aufgebaut. Abbildung 6: Torbogen Pappritzer Straße 9, einzig erhaltener Torbogen nach dem Dorfbrand von 1869 mit dem Schlussstein IGP 1807, existiert heute nicht mehr Kirchgemeinde Rochwitz hatte nie eine eigene Kirche. Ab 1539 gehörte es mit einer Reihe weiterer Dörfer zur Kirch- und Schulgemeinde Schönfeld. Die Zugehörigkeit zum Schönfelder Kirchspiel bestand auch über die Gründung der selbständigen Gemeinde Rochwitz im Jahr 1839 hinaus. Die Toten wurden in einer Rochwitzer Abteilung des Schönfelder Friedhofs beerdigt. Am 21. Juli 1898 erfolgte der erste Spatenstich zum Bau der Evangelisch-Lutherischen Erlöserkirche in Bühlau, an dem sich die Gemeinde Rochwitz beteiligte. Am 29. Oktober 1899 wurde die Kirche geweiht. Ihren heutigen Namen St. Michaelskirche erhielt sie Das von Woldemar Kandler entworfene neogotische Bauwerk bietet 550 Besuchern Platz. 7