Schutzkonzept für gefährdete Wasserpflanzen der Fließgewässer und Gräben Schleswig-Holsteins

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1 Schutzkonzept für gefährdete Wasserpflanzen der Fließgewässer und Gräben Schleswig-Holsteins Teil C Gräben bearbeitet durch Dr. A. Garniel Kieler Institut für Landschaftsökologie im Auftrag des Landesamtes für Natur und Umwelt Schleswig-Holstein

2 Abbildungen auf der Umschlagseite (von oben nach unten) Efeu-Wasserhahnenfuß, Ranunculus hederaceus (RL 2) in einem Graben des Geestrands am Dacksee (Eider-Niederung bei Norderstapel, Kreis Rendsburg-Eckernförde) Hattstedter Neuerkoog in der Hattstedter Marsch (Kreis Nordfriesland) Graben mit Wasserprimel (Hottonia palustris) Tielener Koog (Eider-Niederung bei Erfde, Kreis Rendsburg-Eckernförde) Dichtes Fischkraut, Groenlandia densa (RL 1) in einem frisch geräumten Graben im Tielener Koog (Eider-Sorge-Niederung bei Erfde, Kreis Rendsburg-Eckernförde)

3 Vorbemerkungen Das vorliegende Schutzkonzept für gefährdete Wasserpflanzen der Gräben stellt den dritten Teil (Teil C) einer Studie über Erhaltungs- und Förderungsmöglichkeiten für bedrohte Arten der aquatischen Flora in Fließgewässern und Gräben Schleswig-Holsteins dar. In Teil A der Studie findet sich eine allgemeine Einführung in die behandelte Fragestellung des dreijährigen Projektes. Dort sind Informationen zu den relevanten Grundzügen der naturräumlichen Ausstattung Schleswig-Holsteins zusammengestellt worden. Darüber hinaus werden als wissenschaftliche Grundlage die Besonderheiten der Ökologie von Wasserpflanzen erläutert. Im Teil B werden Schutzvorschläge für gefährdete Wasserpflanzen der Fließgewässer vorgestellt. Sowohl in Teil B als auch in Teil C wird auf Merkblätter zur Ökologie der behandelten Pflanzenarten verwiesen. Die Merkblattsammlung ist deshalb dem für beide Teile als Einführung und Grundlage dienenden Teil A der Studie angegliedert worden.! Der behandelten Fragestellung entsprechend richten sich die vorgeschlagenen Schwerpunkte und Maßnahmen ausschließlich nach den spezifischen Bedürfnissen der aquatischen Flora und sind im Einzelfall nicht mit den Ansprüchen aller potentiell in Fließgewässern vorkommenden Tierarten kompatibel.

4 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung Makrophytische Flora der Gräben Schleswig-Holsteins Bibliographische Übersicht Vegetationskundliche Darstellungen Floristische Daten Arteninventar Niedere Pflanzen Höhere Pflanzen Neophyten und Ephemerophyten Schutzstatus der behandelten Arten und Biotoptypen Gesetzlicher Artenschutz und Verantwortlichkeit Biotopschutz Grundlagen Geschichte des Biotoptyps Graben in Schleswig-Holstein Landwirtschaft Marschen Geest und Östliches Hügelland Hochmoore Traditionelle Teichwirtschaft Forstwirtschaft Verkehr Fazit...38

5 3.2. Heutige Situation Hydrologische Grabentypen Aktuelle Gefährdungsfaktoren Standortbedingungen für Wasserpflanzen in Gräben Morphologische Eigenschaften Hydrophysikalische Eigenschaften Hydrochemische Eigenschaften Unterhaltungsmaßnahmen Übersicht über bisherige Vorschläge zur schonenden Grabenunterhaltung Typischer Vegetationszyklus in Gräben...5. Pflege- und Entwicklungsvorschläge Grundannahmen Unterscheidung schmale / breite Gräben Thesen Floristische Prioritäten und räumliche Schwerpunkte Floristische Prioritäten Räumliche Prioritäten Häufig festgestellte Probleme Schmale Gräben Standortverluste durch Verlandung und Verfüllung Beschattung Ungenügende Wasserführung Salzwassereinstau Wasserbelastung Räumungsintensität Ausbreitungshindernisse Vorkommen von Problemarten...83

6 .3.2. Breite Gräben Profileigenschaften Substrateigenschaften Wasserbelastung Frühe Mahdtermine Maßnahmen-Katalog Maßnahmen für schmale Gräben Aufrechterhatung der vorhandenen Gräben Unterhaltungsmaßnahmen Wasserführung Profileigenschaften Senkung des Nährstoffgehalts des Grabenwassers Pflege des Grabenrands Problemarten Punktuelle Maßnahmen zur Förderung einzelner Arten Beseitigung von Ausbreitungshindernissen Maßnahmen für breite Gräben Profileigenschaften Unterhaltung Ufergestaltung Typenübergreifende Empfehlungen: Standard-Grabenpflege Empfehlungen für Grabentypen Hinweise zur Bestimmung der Typen Wasserlinsen-Graben Froschbiß-Graben Krebsscheren-Graben Wasserstern-Graben Wasserpest / Hornblatt-Graben Laichkraut-Graben Teichrosen-Graben... 16

7 .6.9. Artenreicher Moor- und Feuchtheiden-Graben Brackwasser-Graben Flutrasen-Graben Berle / Wasserprimel-Graben Binsen / Seggen / Rohrglanzgras-Graben Röhricht-Graben Gehölzgesäumter Graben Makrophytenfreier Graben Literatur

8 Einleitung 1 1 Einleitung Definition Gräben werden als vom Menschen geschaffene, linienhafte Oberflächengerinne definiert. Nicht eingeschlossen sind grabenartig ausgebaute Abschnitte des Fließgewässernetzes, die stark degradierte Bäche und Flüsse darstellen. Für sie gelten Leitbilder und Empfehlungen, die im Teil B der vorliegenden Studie vorgestellt werden. Gräben haben eine Funktion (z.b. Entwässerung, Bewässerung, Parzellenabgrenzung), jedoch in der Regel keine Nutzung. In den letzten Jahren erfuhren Gräben als sekundäre Lebensräume für wildlebende Pflanzen und Tiere der Kulturlandschaft eine zunehmende Aufmerksamkeit. Dieses spiegelt sich in einer Vielzahl von Veröffentlichungen (u.a. HANDKE et al. 1999, DIEDERICH, NEUMANN & BORCHERING 1996; LEIDERS & RÖSKE 1996: Broschüre des NABU Lebensadern der Kulturlandschaft ; Landschaftspflegekonzept Bayern Band II.10: Gräben 199). Auch in der Planung ist ihre Bedeutung erkannt worden: In der Gewässerentwicklungsplanung der Gemeinde Langenberg (Kreis Gütersloh) sind zusätzlich zu den Fließgewässern auch die Gräben behandelt worden, um das gesamte Gewässernetz nach ökologischen Gesichtspunkten zu optimieren (LOSKE & LEITFELD 1996). Jedoch bleibt der Lebensraum Graben mit Ambivalenz behaftet: Seine (zer)störende Wirkung auf den natürlichen Wasserhaushalt steht seine Bedeutung als Sekundärbiotop gegenüber. Die ökologische Bedeutung eines Grabens hängt in besonderem Maße von der Beschaffenheit seines Umfelds ab: In naturnahen Quellen oder Moorlandschaften können Gräben eine gravierende Störung darstellen. In intensiv genutzten Agrarlandschaften bilden sie dagegen häufig die letzten Verbundstrukturen und die einzigen Lebensräume für viele aquatischen Organismen. Es kann folglich nur vor dem Hintergrund einer konkreten Situation abgewogen werden, ob ein Graben eher eine Störung oder einen Beitrag zur Vielfalt einer Landschaft darstellt. Eine allgemeine Erörterung der Grundsatzfrage nach dem ökologischen Wert der Gräben ist deshalb nicht sinnvoll. Vor diesem Hintergrund muß klargestellt werden, daß das folgende Schutzkonzept für gefährdete Makrophyten nicht darauf abzielt, für den Schutz einer einzigen Artengruppe gravierende Entwässerungsschäden der umliegenden Landschaften aufrechtzuerhalten bzw. voranzutreiben. Kieler Institut für Landschaftsökologie 1

9 Einleitung 1 Erhaltung von Gräben vs. Erhaltung von Feuchtgebieten Bei der Restaurierung von Feuchtgebieten wird häufig eine Wiedervernässung eingeleitet. Als erste Maßnahme wird in der Regel die Unterhaltung der Gräben eingestellt, die in den Folgejahren bald verlanden und als aquatische Lebensräume mit ihren typischen Lebensgemeinschaften verloren gehen. Bei der Erörterung des Konflikts Gräben vs. Feuchtgebiet wird häufig übersehen, daß Gräben nur in Gebieten mit ausreichender Vorflut eine nennenswerte Absenkung des Grundwasserspiegels bewirken können. Dort, wo dieses nicht der Fall ist, entwickeln Gräben ihre Entwässerungsleistung erst durch den Anschluß an Schöpfwerke und Siele. Dieses trifft für ca. ein Viertel der Landesfläche Schleswig-Holsteins zu, wo Pumpwerke zeitweilig oder ständig im Betrieb sind (MUTHORST 1995, S. 115). Die hydrologische Ausgangssituation in großen Teilen Schleswig-Holsteins unterscheidet sich von den in anderen küstenfernen Bundesländern herrschenden Verhältnissen. Die geringe Bedeutung mancher Gräben für die Entwässerung wird auch daran deutlich, daß sie in vielen Gebieten aus Kostengründen nicht mehr unterhalten werden und verlanden. Die Wasserhaltung wird ausschließlich über wenige Vorfluter mit Schöpfwerken kontrolliert. Zur Aufrechterhaltung bzw. Wiedereinführung einer extensiven Feuchtgrünlandnutzung ist in vielen Landesteilen ein kontrolliertes Pumpen ohnehin notwendig. Andernfalls würden stark ansteigende Wasserstände auch eine extensive Nutzung vereiteln.! Durch Einschränkung des Pumpbetriebs ist es deshalb aus hydrologischer Sicht in vielen Marsch- und Niederungsgebieten möglich, Gräben als aquatische Lebensräume zu erhalten, ohne die umliegende Landschaft zu beeinträchtigen. Für das im folgenden vorgestellte Schutzkonzept für gefährdete Wasserpflanzen in Gräben gelten folgende Grundsätze: Graben- und Feuchtgebieterhaltung stehen nicht zwangsläufig im Widerspruch. Gräben ohne Anschluß an stark abziehende Vorfluter bilden ein Verbundsystem von linearen Stillgewässern. Durch Fortführung einer traditionellen, nach Artenschutzgesichtspunkten optimierten Unterhaltung können die aquatischen Lebensräume erhalten werden. Kieler Institut für Landschaftsökologie 2

10 Einleitung 1 Inhaltsübersicht In einem ersten Schritt wird das Arteninventar der Grabenflora Schleswig-Holsteins zusammengestellt (Kap. 2). Im zweiten Teil wird die Entstehung der Gräbensysteme in Schleswig-Holstein aus der landschaftsgeschichtlichen Perspektive rekonstruiert. Dabei wird deutlich, daß hinter der Sammelbezeichnung Graben sich Lebensräume von sehr unterschiedlichen Alter, Funktionen und ökologischen Eigenschaften verbergen (Kap. 3.1.). Anschließend werden die Standortfaktoren vorgestellt, die die Lebensbedingungen von Wasserpflanzen in Gräben prägen (Kap. 3.2.). Der dritte Abschnitt stellt den zentralen Teil des Schutzkonzepts dar und ist den Pflege- und Entwicklungsvorschlägen für gefährdete Makrophyten gewidmet. Zunächst werden die Grundannahmen des Konzepts vorgestellt (Kap..1). Aus der im Kapitel 2 erarbeiteten landesweiten Übersicht ergeben sich floristische und räumliche Prioritäten für ein Schutzkonzept (Kap..2.). Anschließend werden typische Problemsituationen erläutert, die sich nachteilig auf Wasserpflanzen auswirken (Kap..3.). An die beschriebenen Problemsituationen anknüpfend werden problemorientierte Maßnahmen vorgestellt, die eine Behebung einzelner Mängel ermöglichen (Kap..). Die Maßnahmenvorschläge bezwecken ein diffenziertes Handeln mit verschiedenen Aufwandsintensitäten und eine Umsetzung durch unterschiedlich ausgebildetes Personal. Anschließend werden Empfehlungen für eine Standardgrabenpflege formuliert, die sich aus verschiedenen Maßnahmen zusammensetzt, die unabhängig vom Arteninventar zur allgemeinen Verbesserung der Bedingungen für Wasserpflanzen in Gräben geeignet sind (Kap..5). Dieses Maßnahmenpaket ist in die landesübliche Grabenunterhaltung integrierbar und benötigt keine spezielle Betreuung. Als Vorbild dienten die allgemeinen Empfehlungen zur Knickpflege. Darüber hinaus zeigt sich, daß in Anhängigkeit des Grabentyps spezifische Maßnahmen vorgeschlagen werden können (Kap..6.). Differenzierte Vorschläge zur Förderung einzelner Arten können den Merkblättern der Arten entnommen werden (Teil A der Studie). Im Gegensatz zur Standardgrabenpflege sind hier eine exakte Bestimmung der vorkommenden Arten und das Erkennen der artspezifischen Probleme am Standort notwendig. Im letzten Teil der Studie wird am Beispiel dreier Grabengebiete das konkrete Vorgehen erläutert. Die drei Modellgebiete sind aufgrund ihrer floristischen Bedeutung hinsichtlich der Wasserpflanzen ausgewählt worden. Sie befinden sich in Regionen, die als Schwerpunkte im Sinne der im Kap. 2 definierten räumlichen Prioritäten und beherbergen Arten, die als floristische Prioritäten definiert wurden. Aufgrund des starken lokalen Bezugs der besprochenen Inhalte erfolgt die Darstellung in gesonderten Text- und Materialbändern Kieler Institut für Landschaftsökologie 3

11 Inhaltsverzeichnis 2. Makrophytische Flora der Gräben Schleswig-Holsteins 2.1. Bibliographische Übersicht Vegetationskundliche Darstellungen Floristische Daten Arteninventar Niedere Pflanzen Höhere Pflanzen Neophyten und Ephemerophyten Schutzstatus der behandelten Arten und Biotoptypen Gesetzlicher Artenschutz und Verantwortlichkeit Biotopschutz...26

12 Flora 2 2 Makrophytische Flora der Gräben Schleswig-Holsteins Zunächst wird eine bibliographische Übersicht über veröffentlichtes Material sowie unveröffentlichte Informationen aus Gutachten und Diplomarbeiten gegeben. Anschließend wird das Arteninventar der höheren und niederen Wasserpflanzen vorgestellt. Soweit möglich wird durch Auswertung älterer Quellen das frühere Artenspektrum mit dem heutigen verglichen. In einem folgenden Abschnitt werden Hinweise zu Neophyten und Ephemerophyten in der Wasservegetation Schleswig-Holsteins gegeben und ihre Ausbreitungstendenzen eingeschätzt. Abschließend werden die Schutzbestimmungen für Arten und Biotoptypen der behandelten Lebensräume nach Landes- und Bundesrecht sowie nach europäischer Gesetzgebung erörtert Bibliographische Übersicht Vegetationskundliche Darstellungen Die erste pflanzensoziologische Beschreibung der Gräben Schleswig-Holsteins wurde 1955 von CARSTENSEN durchgeführt, der neben Kleingewässern auch zahlreiche Gräben untersuchte. Diese Arbeit enthält zahlreiche Fundortangaben von Wasserpflanzen aus Gräben aller Landesteile. Neuere vegetationskundliche Angaben finden sich bei STUHR (1987), der im Rahmen des Forschungsvorhabens Ökologische Auswirkungen der Extensivierungsförderung die Auswirkungen des verminderten Düngereintrags auf Flora und Fauna der Marschgräben untersuchte. Angaben zur Vegetation einiger Gräben in Eiderstedt (ebenfalls durch STUHR) finden sich in SCHUBERT In beiden Studien stand nicht die Vegetation im Mittelpunkt der Untersuchungen, sondern die Erfassung der Fauna und der Nährstoffbelastung des Grabenwassers. T. JANSEN bearbeitete in ihrer Diplomarbeit die Vegetation der Gräben der Insel Föhr (1996, Univ. Hamburg). Besonders interessant ist die Rekonstruktion der früheren Florenverhältnisse durch die Auswertung alter lokalen Floren. Im Rahmen ihrer Diplomarbeit beschrieb A. TACKE (1990, Univ. Freiburg i. B.) die Vegetation ausgewählter Kleinstrukturtypen in der schleswig-holsteinischen Agrar- Kieler Institut für Landschaftsökologie

13 Flora 2 landschaft im Bereich der Gemarkung Fleckeby (Kreis Rendsburg-Eckernförde) und vermittelt einen guten, auf andere landwirtschaftlich geprägte Gebiete des Östlichen Hügellands übertragbaren Überblick über die Vegetation der Gräben. Ein aktuelles Bild vermitteln die Angaben von VOSS 1999 aus 35 von Feuchtgrünland geprägten Gebieten in allen Naturräumen Schleswig-Holsteins. Die Daten stammen im Wesentlichen aus dem Zeitraum 1987 bis Da überwiegend vegetationskundlich besonders wertvolle Gebiete (z.b. Oberes Eidertal, Hellbachtal, Hohner See) bearbeitet wurden, wird allerdings ein Bild vermittelt, das für die Gesamtheit der Grabensysteme Schleswig-Holsteins nicht repräsentativ ist. Auf der anderen Seite ergibt sich aus dem Schwerpunkt der Untersuchung auf die wertvollsten Gebiete ein landesweiter Überblick über die bedeutendsten Vorkommen von Wasserpflanzen in Gräben Floristische Daten Einzelfunde In Zusammenarbeit mit der Zentralstelle für die Floristische Kartierung in Deutschland (Bochum) wurde 1992 mit einer Zustandserfassung der Populationen und Wuchsorte besonders seltener und stark bedrohter Gefäßpflanzen in Schleswig-Holstein begonnen. Erfaßt werden Arten mit den Gefährdungsgraden 0, 1, 2 und (FABRICIUS & MIER- WALD 1992). Bis 1999 sind keine neuen Fundmeldungen von gefährdeten Wasserpflanzen aus Gräben bei der Arbeitsgemeinschaft Geobotanik eingegangen. Florenwerke Durch Auswertung der Florenwerke einzelner Landkreise läßt sich das frühere Arteninventar der Gewässer näherungsweise ermitteln. Die Standortangaben sind häufig sehr differenziert, so daß sich ein aufgeschlüsselter Überblick über die Flora der Stillgewässer, der Fließgewässer und der Gräben gewinnen läßt. Die Kreisfloren sind schwerpunktmäßig im Zeitraum erschienen. Diese Informationen sind deshalb auf die heutigen Verhältnisse nicht mehr übertragbar. Im Rahmen der vorliegenden Studien wurden folgende Florenwerke ausgewertet: JÖNS, K. (1953): Flora des Kreises Eckernförde CHRISTIANSEN, O. (1952): Flora des Kreises Steinburg HORSTMANN, H. (1959): Flora des Kreises Husum URBSCHAT, J. (1972): Flora des Kreises Pinneberg CHRISTENSEN, E. & J. WESTDÖRP (1979): Flora von Fehmarn JANSEN, W. (1986): Flora des Kreises Steinburg Kieler Institut für Landschaftsökologie 5

14 Flora 2 Stellvertretend für das Östliche Hügelland wurde die Flora des Kreises Eckernförde von JÖNS 1953 ausgewertet. Die Angaben von RUNDESHAGEN 1950 (Pflanzenverzeichnis des Dänischen Wohlds) sind nicht geeignet, da lediglich Orte und keine Standorttypen genannt werden. Gleiches gilt für die Meldungen von APPUHN 1977 und 1980 (Gebiet um Neustadt i.h) in den Kieler Notizen. Zur Zeit werden von einer Arbeitsgruppe unter Leitung von E. CHRISTENSEN (Probsteierhagen) Kartierungen zur Erarbeitung einer Flora des Kreises Plön durchgeführt. Eine Inventarisierung des früheren Artenspektrums der Hohen und Niederen Geest sowie der Marschen wurde durch Auswertung der Kreis-Florenwerke von URBSCHAT 1972 für den Kreis Pinneberg und HORSTMANN 1959 für den Kreis Husum (heute Nordfriesland) durchgeführt, die sehr differenzierte Standort- und Häufigskeitangaben (z.b. Marschgräben, Geestgräben) enthalten. Damit kann das Artenspektrum für den Nordseeküsten- und Elbmarschenbereich rekonstruiert werden. Angaben von florengeschichtlichem Charakter Ältere Angaben insbesondere zu seltenen Arten können aus alten Gebietsfloren entnommen werden, die häufig genaue Fundortbeschreibungen enthalten. Für das Untersuchungsgebiet sind u.a. folgende Werke von regionalem Bezug zu nennen: KLATT, W. (1865): Flora des Herzogthums Lauenburg oder Aufzählung und Beschreibung aller im Herzogthums Lauerburg wildwachsenden Pflanzen SONDER, Chr. (1890): Die Characeen der Provinz Schleswig-Holstein und Lauenburg nebst eingeschlossenen fremden Gebietstheilen. PRAHL, P. (1903): Flora der Provinz Schleswig-Holstein, des angrenzenden Gebietes der Hansestädte Hamburg und Lübeck und des Fürstentums Lübeck (mit Angaben aus dem Herbarium von NOLTE) CHRISTIANSEN, Willi (1953): Neue kritische Flora von Schleswig-Holstein Die von KLATT 1865, PRAHL 1903 und CHRISTIANSEN 1953 genannten Fundorte gehen teilweise auf das Herbarium von NOLTE zurück und besitzen historischen Charakter. SONDER 1890 nennt in seiner Monographie über die Characeen Schleswig-Holsteins einige Vorkommen in Gräben. D.N. CHRISTIANSEN 1928 lieferte in seiner Beschreibung der Pflanzenwelt der Haseldorfer Marsch detaillierte Angaben über die Flora der Gräben. Durch Auswertung dieser Quellen läßt sich die aquatische Flora Schleswig-Holsteins für die letzten 100 Jahre rekonstruieren. Das Gesamtbild wird allerdings im letzten Jahrzehnt zunehmend unzuverlässig. Dieses ist darauf zurückzuführen, daß die Bemühungen um die floristische Erfassung seit dem Erscheinen des Atlas der Flora von Schleswig-Holstein und Kieler Institut für Landschaftsökologie 6

15 Flora 2 Hamburg (RAABE 1987) und dem Ablebens E.W. RAABEs, der über dreißig Jahre die floristische Erforschung Schleswig-Holsteins vorangetrieben hat, merklich nachgelassen haben. Fazit Insgesamt ist die Datenlage über das Vorkommen von gefährdeten Wasserpflanzen in Gräben als spärlich zu bewerten. Viele der in der vorliegenden Studie formulierten Aussagen gehen deshalb auf eigene Einschätzungen zurück. Bei der Ausarbeitung von Pflege- und Entwicklungskonzepten für Feuchtgebiete ist diese stark gefährdete Artengruppe in Zukunft angemessen zu berücksichtigen. Dieses setzt allerdings eine ausreichende Erfassung voraus. Im Rahmen von beauftragten Untersuchungen z.b. zur Fisch- oder Amphibienfauna ist eine systematische Erfassung der Wasserflora zu fordern. Bereits Artenlisten reichen aus, um eine Aussage über die Bedeutung eines Grabengebiets zu treffen. Dabei sind allerdings genauere Angaben als Potamogeton spec. erforderlich. Kieler Institut für Landschaftsökologie 7

16 Flora Arteninventar Niedere Pflanzen Moose Gräben stellen in der Regel keine Schwerpunkte für das Vorkommen seltener Moose dar. In vielen Gräben bieten Schilfstengel die einzigen Anhaftmöglichkeiten für Moose. Aufgrund der meist fehlenden Fließbewegung ist eine Uferverstärkung mit Holz oder Steinen überflüssig, so daß geeignete Haftsubstrate meistens nicht vorhanden sind. Sielbauwerke, Schleusen und Schöpfwerke stellen Sonderstandorte dar, die theroretisch mit Moosen bewachsen sein könnten. In der Regel dominieren jedoch Allerweltsarten und Algen. Moose, die als Wasserschweber leben, können in Gräben vorkommen. Aufgrund ihrer geringer Größe entkommen sie leicht einer Räumung. In vergleichsweise klarem und leicht saurem Wasser kommt vereinzelt Ricciella fluitans agg. vor. Schwerpunktmäßig wurde die Art im Übergangssaum zwischen Geest und Marsch festgestellt. Über Vorkommen von Ricciocarpus natans in Gräben liegen zur Zeit keine Angaben vor. Dem landesweiten Vorkommen entsprechend sind potentielle Fundorte im leicht wärmeren Südosten des Landes und in Ostholstein zu erwarten. Dabei ist zu berücksichtigen, daß diese Art zur Zeit in Schleswig-Holstein in Ausbreitung begriffen ist. In Moorrandgebieten wird die Verlandung der Gräben durch Flutrasen und Torfmoose vorangetrieben. In der Regel sind keine seltenen Torfmoos-Arten an diesem Vorgang beteiligt, da diese auf intaktere Teilbereiche der Moore beschränkt sind. Gleiches gilt für Torfmoose, die in Waldgräben mit saurem Wasser wachsen. Süßwasserrotalgen In Schleswig-Holstein sind zur Zeit keine Fundorte von Süßwasserrotalgen aus Gräben bekannt. Dieses ist möglicherweise auf die geringe Beachtung der Grabenvegetation und den geringen Bekanntheitsgrad dieser Artengruppe zurückzuführen. Grundsätzlich gehören Gräben nicht zu den geeignetsten Lebensräumen von Arten, die Haftsubstrate benötigen, so daß davon auszugehen ist, daß sie allgemein nur selten vertreten sind. In Hamburg kommt als häufigster Vertreter der Gattung Batrachospermum die Art B. monoliforme in Marschgräben vor. Dort wächst die Alge auf Süßwassermuschelschalen, die in solchen Lebensräumen die einzigen, über mehrere Jahre zur Verfügung stehenden Hartsubstrate darstellen (KRIEG & KIES 1989, S. 16). Ein weiterer Fundort der Gattung Batrachospermum in Nordrhein-Westfalen (Batrachospermum virgato-decaisneamum VIRGODOT) in einem Grünlandgraben am Niederrhein bei Rees legt die Vermutung nahe, daß manche Arten der Gattung zumindest sporadisch auch in Gräben vorkommen können (DIEDERICH, NEUMANN & BORCHERING 1995). Kieler Institut für Landschaftsökologie 8

17 Flora 2 Armleuchteralgen Bei der Durchsicht der von SONDER 1890 angebenen Fundorte fällt die häufige Erwähnung von Gräben auf. Soweit aus den z.t. spärlichen Beschreibungen und den Standortansprüchen der genannten Arten zu entnehmen ist, scheinen sich SONDERs Fundorte auf Gräben der Moore und der Moorrandgebiete zu konzentrieren: Nitella capitata: Gräben bei Plön und Oldenburg Nitella opaca: Gräben bei Husum und Niendorf Nitella flexilis: Gräben bei Barmstedt Nitella gracilis: Gräben bei Flensburg Tolypella prolifera: Gräben bei Steinschleuse Chara contraria: Torfgraben bei Bergenhusen In Gräben der Marschen waren nach SONDERs Angaben Armleuchteralgen dagegen auffällig selten. Characeaen (indet.) sind in 3% der von VOSS untersuchten Grabensysteme vertreten. Deutliche Schwerpunkte mit 63% bzw. 60% aller untersuchten Standorte sind im Bereich der Nordsee-Marschen bzw. der großen Flußniederungen erkennbar (VOSS 1999, S. 133). Nach eigener Erfahrung kommen in den Gräben Schleswig-Holsteins Armleuchteralgen vergleichsweise häufig vor. In den ersten Jahren nach einer Grabenräumung finden die konkurrenzschwachen Armleuchteralgen gute Entwicklungsbedingungen vor. Floristische Besonderheiten sind allerdings selten vertreten. Die Gemeine Armleuchteralge (Chara vulgaris) und die Zerbrechliche Armleuchteralge (Chara globularis) stellen - wie in anderen Gewässertypen - die häufigsten Arten dar. Beide Arten gehören zu den wenigen Armleuchteralgen, die weder landes- noch bundesweit gefährdet sind. In vergleichsweise wenig belastetem Wasser ist vereinzelt die Feine Armleuchteralge (Chara delicatula RL 3-) zu finden. Selten findet sich in Moorgräben die Biegsame Armleuchteralge (Nitella flexilis). Die übrigen von SONDER genannten Nitella-Arten konnten bislang in Gräben nicht wieder entdeckt werden. Vermutlich sind ihre Standorte verschwunden. Die Arten bevorzugen wenig belastetes, kalkarmes Wasser und sandige, nährstoffarme Substrate. Diese Bedingungen waren in Feuchtheiden und in den Randgebiete von größeren Mooren erfüllt, wo die Sohle der Moorwasser-abführenden Gräben den sandigen Untergrund anschnitt. Solche Standorte sind in Schleswig-Holstein mittlerweile landwirtschaftlich intensiv melioriert worden und stehen für Characeen nicht mehr zur Verfügung. Gleiches gilt für ehemalige Feuchtheiden-Standorte. Aus der west- und mitteleuropäischen Fachliteratur geht hervor, daß mit Ausnahme einiger typischer Characeen des tiefen Wassers (z.b. Chara tomentosa) fast alle Armleuchteralgen-Arten auch in Kleingewässern und Gräben festgestellt worden sind. Aus den Niederlanden sind z.b. Vorkommen von Nitella capillaris (RL 1) in Marschgräben bekannt (KRAUSE 1997:11). Kieler Institut für Landschaftsökologie 9

18 Flora 2 Eine intensivierte Beobachtung und eine Bestimmung der Arten über die Angabe Chara spec. hinaus sind deshalb auch für Schleswig-Holstein erforderlich. Hinweise zur Bestimmung und Kontaktadressen werden in GARNIEL & HAMANN 1998 genannt Höhere Pflanzen Das Artenspektrum der Gräben Schleswig-Holsteins beträgt insgesamt ca. 70 Makrophyten. Darunter sind 12 Arten als wahrscheinlich verschollen einzustufen. Insgesamt werden 0 Arten auf der Roten Liste Schleswig-Holsteins geführt (vgl. Tab. 1, S ). Darüber hinaus kommen zahlreiche Sumpfpflanzen vor, die auch untergetaucht wachsen können (z.b. Wasser-Minze) und im Rahmen der vorliegenden Untersuchung nicht berücksichtigt werden. Das gesamte Arteninventar der Gräben Schleswig-Holsteins ist bezüglich der Anzahl der vorkommenden Wasserpflanzen-Arten mit demjenigen der Fließgewässer vergleichbar. Die Vegetationsverhältnisse ähneln denjenigen in Kleingewässern. Da in Gräben Stillwasserverhältnisse vorherrschen, fehlen die rheophilen Arten, die auf eine stärkere Durchströmung angewiesen sind (Flutender Wasserhahnenfuß, Ranunculus fluitans und Pinselblättriger Wasserhahnenfuß, Ranunculus penicillatus). Es dominieren die typischen Wasserhahnenfuß-Arten der stehenden Gewässer wie Spreizender Wasserhahnenfuß (Ranunculus circinatus) und Stillwasserformen des Gemeinen Wasserhahnenusses (Ranunculus aquatilis agg.). Das Fehlen der Strömung ist dagegen für Arten günstig, die als Wasserschweber (Pleustophyten) leben bzw. ein nur schwach entwickeltes Wurzelsystem besitzen. Dementsprechend sind Wasserlinsen, Forschbiß (Hydrocharis morsus-ranae), Kanadische Wasserpest (Elodea canadensis) und Gemeines Hornblatt (Ceratophyllum demersum) in Gräben stark vertreten. Ähnlich wie in Fließgewässern stellt das Vorkommen von gefährdeten Wasserpflanzen eher die Ausnahme als die Regel dar. Artenarme Gräben bzw. Gräben ohne submerse Vegetation sind landesweit eindeutig dominant. Innerhalb Schleswig-Holsteins lassen sich jedoch deutliche räumliche Unterschiede erkennen. Artenreiche Gräben der Nordseemarschen und der Flußniederungen der großen Nordsee-Zuflüsse In den großen zusammenhängenden Grabensystemen der eingedeichten Elb- und Nordseemarschen und der Flußniederungen ist die aquatische Vegetation häufig außerordentlich gut entwickelt. Die artenreichsten Bestände sind in regelmäßig unterhaltenen Gräben mit hohen und weitgehend konstanten Wasserständen ausgebildet. Bei geringem Kieler Institut für Landschaftsökologie 10

19 Flora 2 Flurabstand der Wasseroberfläche sind die Lichtverhältnisse für Wasserpflanzen im Graben günstiger. Aus diesem Grund stellen Gräben der nicht ackerfähigen Grünlandgebiete den Schwerpunkt des Wasserpflanzenvorkommens dar. Besonders wertvolle Wasserpflanzen-Bestände sind in der alten Marsch und in der Eider-Sorge-Treene- Niederung ausgebildet. Innerhalb dieser Räume nehmen die Grabensysteme im Bereich von verlandeten Seen (z.b. Dacksee, Meggersee, Hohner See, Windberger See, Haasberger See bei Süderlügum) eine herausragende Stellung ein. Es ist davon auszugehen, daß diese Gebiete bereits vor der Kultivierung eine besonders reichhaltige Makrophytenflora besaßen. Der Artenreichtum könnte das Ergebnis des wiederholten Austausches zwischen flachen Stillgewässern und Niederungsflüssen sein, die über die Ufer traten und Pflanzendiasporen in die Seen eintrugen. Da die Böden der mittlerweile verlandeten bzw. trockengelegten Seen lange Zeit für eine intensive Nutzung nicht geeignet waren, konnten sich bis heute in den Gräben dieser Gebiete seltene Wasserpflanzen halten. Der Übergangssaum zwischen Hoher Geest und Marsch stellt einen bevorzugten Lebensraum des Efeu-Wasserhahnenfusses (Ranunculus hederaceus RL 2) dar, der in Schleswig-Holstein wahrscheinlich ausschließlich in frischgeräumten Gräben oder an durch Beweidung offen gehaltenen Stellen der Grabenränder vorkommt. Als Begleitarten treten gelegentlich die Feine Armleuchteralge (Chara delicatula) und das Quellgras (Catabrosa aquatica RL 2) auf. Unter den in der Marsch vorkommenden Arten läßt sich eine eindeutige Dominanz der schmalblättrigen Laichkräuter feststellen (Spitzblättriges Laichkraut, Potamogeton acutifolius RL 2, Zwerg-Laichkraut, Potamogeton pusillus agg. RL 3, Flachstengeliges Laichkraut, Potamogeton compressus RL 2, Stumpfblättriges Laichkraut, Potamogeton obtusifolius (RL 2), Stachelspitziges Laichkraut, Potamogeton friesii (RL 2), Haarblättriges Laichkraut, Potamogeton trichoides RL 3). Potamogeton pusillus (RL 3) die häufigste Art dar: Sie kommt in 100% der von VOSS untersuchten Grabengebiete im Feuchtgrünland vor. Als einzige Art ist sie in allen Naturräumen vertreten (VOSS 1999, S. 133). Die übrigen Arten sind fast ausschließlich in den Nordsee- und Küstenmarschen anzutreffen. Breitblättrige Laichkraut-Arten sind dagegen vergleichsweise schwach vertreten. Ihr Vorkommen ist auf die Nordsee- und Flußmarschen mit einem Schwerpunkt in den Flußniederungen beschränkt (VOSS 1999, S. 133). Auffällig ist das äußerst seltene Auftreten des Durchwachsenen Laichkrauts (Potamogeton perfoliatus), obwohl die Art in Schleswig-Holstein grundsätzlich sowohl in Still- wie in Fließgewässern vorkommt. Das Spiegelnde Laichkraut (Potamogeton lucens RL 3) kommt nur in größeren Gräben vor, die eine ausreichende Wassertiefe bieten. CARSTENSEN 1955 fand das Durchwachsene Laichkraut nur in wenigen Gräben bei Brunsbüttelkoog und das Spiegelnde Laichkraut in Gräben der Eider-Niederung bei Schwabstedt sowie an wenigen Stellen in der Hattstedter Marsch. Das Alpen-Laichkraut (Potamogeton alpinus RL 2) ist ebenfalls selten und scheint tiefere Gräben mit einer schwachen Fließbewegung zu bevorzugen. Nach eigener Kieler Institut für Landschaftsökologie 11

20 Flora 2 Einschätzung ist eine Mindesttiefe von 60 bis 70 cm beim absoluten Niedrigwasserstand für das Vorkommen von breitblättrigen Laichkräutern in Gräben erforderlich. Nymphaeiden (See- und Teichrosen) zeigen ebenfalls einen eindeutigen Schwerpunkt in tieferen und breiteren Gräben. Neben der Wassertiefe kann das Verbreitungsmuster auch durch die Unterhaltungsmaßnahmen begründet sein. Während schmale und meistens flachere Gräben geräumt werden, ist für tiefe Gräben eine Unterwassermahd üblich, die das Rhizomwerk der Pflanzen nicht beschädigt. See- und Teichrosen gehören zusammen mit den meisten breitblättrigen Laichkräutern zu den Arten, die sich aus in der unterirdischen Biomasse gespeicherten Reserven regenerieren und deshalb eine Mahd besser ertragen können als eine Räumung. Neben den genannten Laichkräutern sind dichte Bestände der Krebsschere (Stratiotes aloides RL 3) und des Froschbisses (Hydrocharis morsus-ranae) für diesen Naturraum charakteristisch. Das Dichte Fischkraut (Groenlandia densa RL 1) verdient eine besondere Berücksichtigung, da es in Schleswig-Holstein aktuell ausschließlich in Gräben vorkommt. Groenlandia densa (früher Potamogeton densus) ist nach J. Grönland ( ), Lehrer an der Landwirtschaftsschule in Dahme in Holstein benannt. Die in Schleswig-Holstein nachgewiesenen Pflanzen sind zwar sehr kleinwüchsig (Blattlänge bis ca. 1 cm), gedeihen jedoch üppig. Sie sind sehr stark verzweigt, was zur Ausbildung von dichten Beständen führt. In den Fließgewässern Süddeutschlands kann die Art viel größer werden (Blätter bis zu cm lang). Ihre Tracht erinnert dort an Flachwasserformen von Potamogeton perfoliatus. In Schleswig-Holstein kommt das Dichte Fischkraut heute ausschließlich in Gräben und grabenartigen Flußläufen vor. Nach PRAHL 1900 kam die Art in der Elbe, in der Untereider und in Gräben der Schleswigschen Marsch vor. CHRISTIANSEN 1953 führt nicht näher spezifizierte Angaben aus dem Östlichen Hügelland und Fundorte aus der Schleswigschen Marsch sowie aus Eider und Elbe an. Nach HERR 198 gehört Groenlandia densa zu den auch in früheren Zeiten in Schleswig-Holstein seltenen Makrophyten-Arten. Rezente und subrezente Vorkommen wurden aus der Wedeler Marsch, aus der Süderau an der dänischen Grenze und aus der Eider-Marsch genannt. Auch in der Vergangenheit war die Art in Gräben der Flußmarschen tendentiell häufiger und üppiger entwickelt als in den Fließgewässern (vgl. Beispiel von der Treene bei Schwabstedt in HORSTMANN 1955:26). In Mecklenburg-Vorpommern sind keine aktuellen Standorte bekannt (FUKAREK et al. 1991). In Niedersachsen wird das Fischkraut als vom Aussterben bedroht angegeben. Im Flachland besiedelt die Art ähnliche Standorte wie in Schleswig-Holstein und hat ihren Schwerpunkt in Gräben der Wesermarsch (VAN DE WEYER 1989). Ältere Fundorte in der niedersächsischen Elbmarsch sind wahrscheinlich erloschen. Auch in Dänemark beschränkt sich das Vorkommen des Fischkrauts auf wenige Fundorte in Gräben und im Marschabschnitt einiger Fließgewässer (HERR 198, S. 75). Kieler Institut für Landschaftsökologie 12

21 Flora 2 Obwohl die Art in anderen Gebieten (z.b. in Süddeutschland) ihren Schwerpunkt in fließenden Gewässern hat, zeichnen sich ihre heutigen Fundorte in Schleswig-Holstein durch Stillwasserverhältnisse aus. Da Groenlandia densa sowohl in Dolinen von Karstgebieten (z.b. in Südfrankreich, eigene Beobachtung) als auch in Fließgewässern der Schwäbischen Alb (SCHÜTZ 1990) vorkommt, ist vermutlich der hohe Basengehalt des Standorts ausschlaggebend. In England kommt das Fischkraut in Gräben der Marschen von East-Anglia vor, die ihr Wasser aus angrenzenden Kreide-Gebieten erhalten (PRESTON 1995, S. 310). Nach aktuellem Kenntnisstand ist das Auftreten des Fischkrauts in Schleswig-Holstein streng auf Bereiche der Niederungen der Nordseeflüsse mit tonig- bis schluffigen Klei- Ablagerungen beschränkt. Dort tritt es im perimarinen Bereich der Flußauen auf, wo unter früheren, natürlichen Bedingungen Schlicksedimente unter leichtem Brack- bis Süßwassereinfluß abgelagert wurden. Das Fischkraut wurde in Schleswig-Holstein bislang nirgends in Marschgebieten gefunden, die durch Landgewinnung aus Seewatten hervorgegangen sind. Dieses trifft sowohl für erloschene Fundorte an der Soholmer Au als auch für die aktuellen Standorte in der Eider-Niederung, in der Süderau (Sønderå) sowie in der Haseldorfer und Wedeler Marsch zu. Das Fischkraut meidet Moorgebiete. Anhand seiner Verbreitung läßt sich im Modellgebiet Tielener Koog die Grenze zwischen anstehenden Kleien und Torfen exakt verfolgen. PRESTON hebt als Ausnahmen Vorkommen über Torf oder basenarmen Sand hervor, die von kalkhaltigem Wasser überrieselt werden (PRESTON 1995, S. 310). Nach ähnlichen Standorten wurde in Schleswig-Holstein gezielt Ausschau gehalten. Dennoch konnte Groenlandia densa bislang nicht in quelligen Bereichen am Übergang zwischen Geest und Marsch entdeckt werden. Wahrscheinlich ist der Basengehalt des Wassers dort nicht ausreichend. Groenlandia densa ist kein Besiedler neu angelegter Gewässer. Die seltenen bekannten Fälle sind auf anthropogene Einbringung zurückzuführen. (PRESTON & CROFT 1997, S. 229). Das fließende Wasser ist vermutlich ursprünglich das wichtigste Verbreitungsagent gewesen. Insgesamt stellt sich die Art als ein konservativer Besiedler ihrer angestammten Standorte dar. Dafür spricht die Tatsache, daß die meisten früheren und aktuellen Fundorte in Fließgewässernähe liegen. In Eider und Sorge kommt Groenlandia densa seit Jahrzehnten nicht mehr vor (HERR 198). Es vermag sich jedoch in Gräben zu halten, die längst keinen Kontakt mit dem Fließgewässernetz mehr haben. Die Grabenräumung scheint sein langfristiges Vorkommen nicht zu verhindern. Im Tielener Koog ist sie in fast allen wasserführenden Gräben vertreten, auch in Verbandsgräben, die alljährlich geräumt werden. Auch HORSTMANN berichtet von Massenbeständen von Groenlandia densa in frisch geräumten Gräben bei Schwabstedt (HORSTMANN 1959, S. 18). Ihre aktuellen Bestände sind in erster Linie durch Verlandung bedroht. So ist das Fischkraut seit der Einstellung der Grabenunterhaltung aus dem Naturschutzgebiet Hohner See verschwunden (eigene Beobachtungen und VOSS 1999, S. 139). Kieler Institut für Landschaftsökologie 13

22 Flora 2 Artenarme Gräben der salzbeeinflußten Standorte In den Gräben Eiderstedts, die als Folge des Meerwassereinstaus zeitweilig salzbeeinflußt sind, ist die Artenvielfalt deutlich geringer als in ausschließlich von Süßwasser geprägten Gräben des Umlands. Auch Allerweltsarten wie Elodea canadensis und Ceratophyllum demersum fehlen, während Salztolerante wie Ruppia cirrhosa (RL 3), Ceratophyllum submersum und Zannichellia palustris ssp. pedicellata geeignete Bedingungen finden (VOSS 1999, S. 133). Gräben und Priele des Deichvorlands haben für die meisten submersen Arten keine Bedeutung. Dieses liegt zum einen am Salzgehalt des Wassers und zum anderen an der nur periodischen Wasserführung und dem tidebedingten Schlickfall. Artenarme Gräben der Jungmoränenlandschaft, der Altmoränenlandschaft und Sandergebiete Außerhalb der großen Niederungen der Jung- und der Altmoränenlandschaft sowie in den Sandergebieten fallen die meisten Gräben zeitweilig trocken. Diese Situation ist charakteristisch für tiefgründig entwässerte Gebiete, in denen die Gräben nur im Winterhalbjahr und bei kurzfristigen Abflußpeaks im Sommer Wasser führen. In sehr tief eingeschnittenen Gräben, die für diese Gebiete charakteristisch sind, ist der Schattenwurf durch steile Böschungen ( Schluchteffekt ) sowie durch überhängende Gräser und Stauden häufig so hoch, daß keine Wasserpflanzen existieren können. Darüber hinaus ist der mittlere Wasserstand im Graben so niedrig, daß amphibische Helophyten wie Berle (Berula erecta), Kleinblättrige Brunnenkresse (Nasturtium microphyllum), Einfacher Igelkolben (Sparganium emersum), Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea), Sumpfdotterblume (Caltha palustris) und Flutender Schwaden (Glyceria fluitans) die gesamte Sohle einnehmen können. Trockengefallene Grabensohlen sind in der Regel mit Flutrasen, Rohr-Glanzgras oder eingetrockneten Algenschichten bedeckt. Sie können deshalb nur selten von Strandling- und Zwergbinsen-Gesellschaften besiedelt werden, da ihre charakteristischen Arten im Spätsommer unbewachsene, trockenfallende Standorte benötigen. Günstigere Bedingungen sind in der Jungmoränenlandschaft in großen See- und Flußniederungen vorhanden. Als Suchgebiete für gefährdete Grabenpflanzen eignen sich Räume, in denen die Wasserhaltung aufgrund ihrer Ausdehnung und der Nähe zu einem großen Gewässer lange schwer zu beherrschen war. In den letzten Jahren sind jedoch viele Gräben und damit ihre Wasserpflanzen der Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung zum Opfer gefallen (z.b. Oberes Eidertal). Dort, wo submerser Bewuchs ausgebildet ist, setzt er sich in der Regel aus sehr nährstoffliebenden Arten zusammen. In Gräben mit nährstoffreichem Wasser finden sich Krauses Laichkraut (Potamogeton crispus) und Schwimmendes Laichkraut (Potamogeton natans). Als einzige gefährdete Laichkraut-Art findet sich relativ stetig das Zwerg- Laichkraut (Potamogeton pusillus agg. RL 3). Der Wasserkörper kann von dichten Kieler Institut für Landschaftsökologie 1

23 Flora 2 Beständen des Gemeinen Hornblatts (Ceratophyllum demersum) oder der Kanadischen Wasserpest (Elodea canadensis) eingenommen werden, während die Wasseroberfläche häufig von Wasserlinsen-Decken überzogen ist. Bei sehr starker Wasserbelastung dominieren fädige Grünalgen und Enteromorpha-Arten. Insgesamt läßt sich festhalten, daß gefährdete Wasserpflanzen vereinzelt auch in der Jungmoränenlandschaft und der Altmoränenlandschaft vorkommen können. Die Größe und die Dichte ihrer Bestände bleiben jedoch weit hinter denjenigen in den Küsten- und Flußmarschen zurück. Gräben der Moorrandgebiete und Feuchtheiden In nährstoff- und basenarmen Gräben treten bzw. traten Wechselblättriges Tausendblatt (Myriophyllum alternifolium RL 1), Knöterich-Laichkraut (Potamogeton polygonifolius RL 2), Flutende Tauchsimse (Isolepis fluitans RL 1) und Zwerg-Igelkolben (Sparganium minimum RL 2) auf. Im Unterschied zu anderen Bundesländern (z.b. Nordrhein-Westfalen, VAN DE WEIHER 1997) sind die Graben-Vorkommen dieser Arten in Schleswig-Holstein heute weitgehend verschwunden. An jeweils einem Grabenstandort fand VOSS Utricularia minor (RL 2) und Potamogeton polygonifolius (RL 2) (VOSS 1999, S. 133). Die letzten weiteren Fundorte dieser Arten finden sich in alten Torfstichen, wo sie häufig durch die Ausbreitung von Torfmoosen bedroht sind. Anmerkungen zur Tabelle 1 (S ) 1. Bei der Auswertung fremder Quellen ist häufig nicht zu klären, wie die Autoren den Lebensraum Graben abgegrenzt haben. Unter den aufgelisteten Angaben stammen wahrscheinlich einige aus grabenartig ausgebauten Fließgewässern. 2. Neben eigenen Beobachtungen haben auch mündliche Mitteilungen von Wasserpflanzen- Experten aus Schleswig-Holstein in die Tabelle Eingang gefunden. 3. Die mit Stern * markierten Angaben aus JANSEN 1996 (Gräben der Insel Föhr) beziehen sich auf historische Funde aus dem Zeitraum 1898 bis 1951 und sind deshalb nicht mit aktuellen Vorkommen gleichzusetzen.. Die Angaben zur Häufigkeit der Arten (letzte Spalte der Tabelle) beziehen sich ausschließlich auf Gräben. Vorkommen in anderen Gewässertypen (Flüsse, Seen, Kleingewässer) werden dabei nicht berücksichtigt. Die Angaben fußen auf eigenen Einschätzungen. 5. Grau hinterlegte Felder weisen auf gefährdete Arten hin, die in Schleswig-Holstein fast ausschließlich in Gräben vorkommen und deshalb für die vorliegende Studie eine zentrale Bedeutung besitzen. Kieler Institut für Landschaftsökologie 15

24 Flora 2 Tab. 1: Artenspektrum der Gräben Schleswig-Holsteins (Teil 1) wissenschaftlicher Artname / Gefährdung nach Roter Liste Schleswig-Holstein Deutscher Artname Quelle (Autor / Jahr) Einschätzung der Häufigkeit in Gräben Azolla filiculoides Großer Algenfarn Mierwald (mündl.), Voß 1999 ephemer Berula erecta Berle Stuhr 1987, Jansen 1986, Urbschat 1972, Jöns 1953, Horstmann 1959, Voß 1999 landesweit sehr häufig Calla palustris (RL 3) Schlangenwurz Stuhr (mündl.), Jansen 1986, Urbschat 1972, Horstmann 1959 Prahl 1903 in Moorgräben vereinzelt Callitriche cophocarpa Stumpfkantiger Wasserstern Jansen 1986, Horstmann 1959, Voß 1999 landesweit sehr häufig Callitriche hamulata (RL 3) Haken-Wasserstern Jansen 1986, Urbschat 1972, Horstmann 1959, Jöns 1953 verschollen? Callitriche hermaphroditica (RL 2) Herbst-Wasserstern Horstmann 1959, Jöns 1953, Jansen 1996* verschollen Callitriche obtusangula (RL 1) Nußfrüchtiger Wasserstern Raabe 197 verschollen? Callitriche palustris (RL 3) Sumpf-Wasserstern Horstmann 1959 landesweit selten Callitriche platycarpa Flachfrüchtiger Wasserstern Jansen 1986, Mierwald (mündl.), Voß 1999 landesweit sehr häufig Callitriche stagnalis (RL 3) Teich-Wasserstern Jansen 1986, Horstmann 1959, Jöns 1953, Jansen 1996*, Voß 1999 landesweit selten, Schwerpunkt in den Fluß- und Küstenmarschen Catabrosa aquatica (RL 2) Quellgras Grell (mündl.), Stuhr (mündl.), Jansen 1996*, Voß 1999 landesweit sehr selten Ceratophyllum demersum Gemeines Hornblatt Carstensen 1955, Stuhr 1987, Jansen 1986, Urbschat 1972, Horstmann 1959, Jansen 1996, Voß 1999 landesweit sehr häufig Ceratophyllum submersum Zartes Hornblatt Carstensen 1955, Jansen 1986, Urbschat 1972, Horstmann 1959, Voß 1999 vereinzelt, Schwerpunkt in Ostholstein und in Eiderstedt Elatine alsinastrum (RL 0) Quirl-Tännel Klatt 1865 verschollen Eleocharis acicularis (RL 3) Nadel-Sumpfsimse Carstensen 1955, Urbschat 1972, Horstmann 1959, Voß 1999 sehr selten in den Fluß- und Küstenmarschen Elodea canadensis Kanadische Wasserpest Carstensen 1955, Stuhr 1987, Jansen 1986, Urbschat 1972, Horstmann 1959, Voß 1999 landesweit sehr häufig Elodea nuttallii Nuttalls Wasserpest Voß 1999 vereinzelt in den Küstenmarschen Groenlandia densa (RL 1) Dichtes Laichkraut Stuhr (mündl.), Herr 198, Jansen 1986, Urbschat 1972, Horstmann 1959, Voß 1999 landesweit sehr selten, Schwerpunkt in Flußmarschen Hippuris vulgaris (RL3) Tannenwedel Carstensen 1955, Stuhr (mündl.), Jansen 1986, Horstmann 1959, Mierwald (mündl.), Voß 1999 landesweit vereinzelt Hottonia palustris Wasserfeder Carstensen 1955, Stuhr 1987, Jansen 1986, Urbschat 1972, Jöns 1953, Horstmann 1959, Voß 1999 landesweit häufig Kieler Institut für Landschaftsökologie 16

25 Flora 2 Tab. 1: Artenspektrum der Gräben Schleswig-Holsteins (Teil 2) wissenschaftlicher Artname / Gefährdung nach Roter Liste Schleswig-Holstein Deutscher Artname Quelle (Autor / Jahr) Einschätzung der Häufigkeit in Gräben Hydrocharis morsus-ranae Froschbiß Carstensen 1955, Stuhr 1987, Jansen 1986, Urbschat 1972, Jöns 1953, Horstmann 1959, Voß 1999 landesweit vereinzelt, in der Marsch häufig Isolepis fluitans (RL 1) Flutende Tauchsimse Carstensen 1955, Christiansen 1953, Jansen 1986, Horstmann 1959, Klatt 1865, Prahl 1903, Christiansen 1953, Jansen 1996* Feuchtheiden in Nordfriesland, verschollen? Isolepis setacea (RL 3) Borstige Schuppensimse Horstmann 1959, Klatt 1865, Christiansen 1953 sehr selten, Schwerpunkt Feuchtheiden in Nordfriesland Lemna gibba Buckelige Wasserlinse Carstensen 1955, Stuhr 1987, Jansen 1986, Urbschat 1972, Horstmann 1959, Voß 1999 landesweit sehr häufig Lemna minor Kleine Wasserlinse Carstensen 1955, Stuhr 1987, Jansen 1986, Urbschat 1972, Horstmann 1959, Voß 1999 landesweit sehr häufig Lemna trisulca Untergetauchte Wasserlinse Carstensen 1955, Stuhr 1987, Jansen 1986, Urbschat 1972, Horstmann 1959, Voß 1999 landesweit häufig Luronium natans (RL 1) Froschkraut Urbschat 1972, Prahl 1903, Christiansen 1953 verschollen Montia fontana (RL 3) Bach-Quellkraut Christiansen 1953, Jansen 1986, Horstmann 1959, Mierwald (mündl.), Jöns 1953 landesweit sehr selten Myriophyllum alternifolium (RL 1) Wechselblättriges Tausendblatt Horstmann 1959, Jöns 1953, Jansen 1996* verschollen? Myriophyllum spicatum (RL 3) Ähren-Tausendblatt Carstensen 1955, Jansen 1986, Horstmann 1959, Voß 1999 landesweit selten Myriophyllum verticillatum (RL 3) Quirl-Tausendblatt Carstensen 1955, Stuhr (mündl.), Jansen 1986, Mierwald (mündl.), Voß 1999, Jansen 1996 landesweit selten Schwerpunkt in den Fluß- und Küstenmarsch Nuphar lutea Gelbe Teichrose Carstensen 1955, Jansen 1986, Urbschat 1972, Jansen 1996 landesweit vereinzelt, in der Marsch häufig Nymphaea alba Weiße Seerose Jansen 1986, Jansen 1996, Voß 1999 Schwerpunkt in den Marschen, sonst vereinzelt gepflanzt Nymphoides peltata (RL 1) Seekanne Christiansen 1953, Jansen 1986, Urbschat 1972, Klatt 1865, Prahl 1903, Christiansen 1953 überall verschollen Pilularia globulifera (RL 1) Pillenfarn Jansen 1996* verschollen Peplis portula (RL 2) Sumpfquendel Jöns 1953, Jansen 1996*, Voß 1999 landesweit selten Polygonum amphibium Wasser-Knöterich Carstensen 1955, Stuhr 1987, Jansen 1986, Urbschat 1972, Horstmann 1959, Voß 1999 landesweit vereinzelt Potamogeton acutifolius (RL 2) Spitzblättriges Laichkraut Carstensen 1955, Stuhr 1997 (mündl.), Jansen 1986, Urbschat 1972, Horstmann 1959, Voß 1999 landesweit sehr selten, in der Marsch vereinzelt Kieler Institut für Landschaftsökologie 17

26 Flora 2 Tab. 1: Artenspektrum der Gräben Schleswig-Holsteins (Teil 3) wissenschaftlicher Artname / Gefährdung nach Roter Liste Schleswig-Holstein Deutscher Artname Quelle (Autor / Jahr) Einschätzung der Häufigkeit in Gräben Potamogeton alpinus (RL 2) Alpen-Laichkraut Carstensen 1955, Stuhr (mündl.), Urbschat 1972, Horstmann 1959, Mierwald (mündl.), Voß 1999 landesweit sehr selten Potamogeton compressus (RL 2) Flachstengeliges Laichkraut Carstensen 1955, Stuhr 1987, Jansen 1986, Urbschat 1972, Horstmann 1959, Voß 1999 landesweit sehr selten, in der Marsch stellenweise häufig Potamogeton crispus Krauses Laichkraut Carstensen 1955, Stuhr 1987, Jansen 1986, Urbschat 1972, Horstmann 1959, Voß 1999 landesweit häufig Potamogeton friesii (RL 2) Stachelspitziges Laichkraut Carstensen 1955, Jansen 1986, Urbschat 1972, Jansen 1996*, Voß 1999 landesweit sehr selten, in der Marsch stellenweise häufig Potamogeton gramineus (RL 1) Grasblättriges Laichkraut Jansen 1996* verschollen Potamogeton lucens (RL 3) Spiegelndes Laichkraut Carstensen 1955, Voß 1999 landesweit selten Potamogeton natans Schwimmendes Laichkraut Carstensen 1955, Stuhr 1987, Jansen 1986, Urbschat 1972, Horstmann 1959, Voß 1999 landesweit häufig Potamogeton obtusifolius (RL 2) Stumpfblättriges Laichkraut Carstensen 1955, Urbschat 1972, Horstmann 1959, Jansen 1996* Voß 1999 landesweit selten Potamogeton pectinatus Kamm-Laichkraut Carstensen 1955, Stuhr 1987, Jansen 1986, Urbschat 1972, Jöns 1953, Horstmann 1959, Voß 1999 landesweit mäßig häufig, Schwerpunkt in Küstennähe Potamogeton perfoliatus Durchwachsenes Laichkraut Carstensen 1955, Voß 1999 landesweit sehr selten, Schwerpunkt in den Marschen Potamogeton polygonifolius (RL 2) Knöterich-Laichkraut Jansen 1986, Horstmann 1959, Klatt 1865, Jöns 1953, Christiansen 1953, Jansen 1996*, Voß 1999 landesweit extrem selten Potamogeton pusillus i.w.s. (RL 3) Zwerg-Laichkraut Carstensen 1955, Stuhr 1987, Jansen 1986, Urbschat 1972, Horstmann 1959, Mierwald (mündl.), Voß 1999 landesweit häufig Potamogeton rutilus (RL 1)! weltweit gefährdet Rötliches Laichkraut Jansen 1986, Urbschat 1972, Horstmann 1959, Prahl 1903, Christiansen 1953 verschollen Potamogeton trichoides (RL 3)! weltweit gefährdet Haarblättriges Laichkraut Carstensen 1955, Stuhr (mündl.), Jansen 1986, Horstmann 1959, Mierwald (mündl.), Voß 1999 landesweit selten, in der Marsch häufig Ranunculus aquatilis agg. Gemeiner Wasserhahnenfuß Carstensen 1955, Jansen 1986, Urbschat 1972, Jöns 1953, Horstmann 1959, Stuhr 1987, Mierwald (mündl.) Voß 1999 landesweit häufig Ranunculus baudotii (RL 3) Brackwasser- Wasserhahnenfuß Jöns 1953, Jansen 1996* verschollen? Ranunculus circinatus Spreizender Wasserhahnenfuß Jansen 1986, Urbschat 1972, Horstmann 1959, Jöns 1953 landesweit vereinzelt Kieler Institut für Landschaftsökologie 18

27 Flora 2 Tab. 1: Artenspektrum der Gräben Schleswig-Holsteins (Teil ) wissenschaftlicher Artname / Gefährdung nach Roter Liste Schleswig-Holstein Deutscher Artname Quelle (Autor / Jahr) Einschätzung der Häufigkeit in Gräben Ranunculus hederaceus (RL 2) Efeu-Wasserhahnenfuß Stuhr (mündl.), Jansen 1986, Urbschat 1972, Horstmann 1959, Mierwald (mündl.), Voß 1999 landesweit sehr selten, Schwerpunkt: Übergang zwischen Marsch und Hoher Geest Ranunculus trichophyllus Haarblättriger Wasserhahnenfuß Carstensen 1955, Horstmann 1959, Voß 1999 landesweit sehr selten Ricciella fluitans Voß 1999 Ruppia cirrhosa (RL 3) Spiralige Salde Voß 1999 landesweit vereinzelt sehr selten in Salzeinstaugebieten Eiderstedt Sagittaria sagittifolia Pfeilkraut Carstensen 1955, Jansen 1986, Urbschat 1972, Horstmann 1959, Voß 1999 landesweit selten, in der Marsch häufig Sparganium emersum Einfacher Igelkolben Carstensen 1955, Jansen 1986, Horstmann 1959, Mierwald (mündl.), Voß 1999 landesweit sehr häufig Sparganium minimum (RL 2) Zwerg-Igelkolben Carstensen 1955, Christiansen 1953, Prahl 1903, Klatt 1865 verschollen? Spirodela polyrhiza Vielwurzelige Teichlinse Carstensen 1955, Stuhr 1987, Jansen 1986, Urbschat 1972, Horstmann 1959, Mierwald (mündl.), Voß 1999 landesweit sehr häufig Stratiotes aloides (RL 3) Krebsschere Carstensen 1955, Stuhr 1987, Jansen 1986, Urbschat 1972, Horstmann 1959, Voß 1999 landesweit selten, in der Marsch sehr häufig Utricularia intermedia (RL 0) Mittlerer Wasserschlauch Jansen 1996* verschollen Utricularia minor (RL 2) Kleiner Wasserschlauch Voß Fundort Utricularia vulgaris (RL 3) Gemeiner Wasserschlauch Carstensen 1955, Stuhr (mündl.), Urbschat 1972, Voß 1999 landesweit sehr selten Zannichellia palustris ssp. palustris Sumpf-Teichfaden Carstensen 1955, Stuhr 1987, Jansen 1986, Urbschat 1972, Horstmann 1959 landesweit selten Zannichellia palustris ssp. pedicellata Sumpf-Teichfaden Horstmann 1959, Stuhr (mündl.), Voß 1999 Schwerpunkt in Salzeinstaugebieten Eiderstedts Kieler Institut für Landschaftsökologie 19

28 Flora Neophyten und Ephemerophyten Die Gefährdung der einheimischen Flora durch neu einwandernde Arten ist seit einigen Jahren stärker ins Bewußtsein gerückt. Bestimmte Lebensraumtypen wie Flußufer und Auwälder scheinen in dieser Hinsicht besonders empfindlich zu sein. Dort können sich Massenbestände u.a. von Drüsigem Springkraut (Impatiens glandulifera) und Riesen- Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) entwickeln, die die typische Vegetation verdrängen. Ähnliche Phänomene sind auch unter den Wasserpflanzen bekannt, weshalb im folgenden einige Arten vorgestellt werden, die in Schleswig-Holstein als Neophyten oder Ephemerophyten in Gräben auftreten bzw. in naher Zukunft auftreten könnten. Kanadische Wasserpest (Elodea canadensis) Das bekannteste Beispiel für Neophytie in Gewässern ist die Kanadische Wasserpest (Elodea canadensis). Wie es für invadierende Pflanzen charakteristisch ist, folgte auf eine anfängliche Phase der explosionsartigen Ausbreitung ein deutlicher Rückgang. Mittlerweile gilt die Art als eingebürgert und besiedelt in Schleswig-Holstein Still- und Fließgewässer sowie Gräben aller Nährstoffstufen. Sie gehört zu den häufigsten Makrophyten Schleswig-Holsteins. Ob die massenhafte Ausbreitung der Kanadische Wasserpest in der Vergangenheit zur Verdrängung einheimischer Arten geführt hat, läßt sich nicht eindeutig nachweisen. Wie am Beispiel der Laichkraut-Arten gezeigt wurde (vgl. Teil B, Fließgewässer, S. 22ff.), fand der Rückgang der Fließgewässer-Flora in erster Linie ab 1950 statt, als die Massenausbreitung der Wasserpest bereits am Abklingen war. Im selben Zeitraum stieg dagegen die Belastung der Gewässer stark an, so daß dieser Faktor wahrscheinlich eher als das Auftreten der Wasserpest für den Artenrückgang verantwortlich ist. Nuttalls Wasserpest (Elodea nuttallii) Elodea nuttallii wurde als Aquariumpflanze aus Nordamerika eingeführt. Sie wurde in England zuerst 1966 gemeldet und verdrängt in Großbritannien vielerorts die Kanadische Wasserpest (CLEMENT & FOSTER 199). Ihre Verbreitung in Schleswig-Holstein ist wahrscheinlich größer als bisher bekannt, da die Art ungenügend beobachtet wird (HERR 1985). Die meisten Funde stammen aus Fließgewässern. Sporadisch findet sich Elodea nuttallii in Gräben der Nordsee-Marschen. Nach HERR 1985 besitzt die Art keine florenverändernde Ausbreitungstendenz, was auch 15 Jahre später nach eigener Einschätzung für Gräben bestätigt werden kann: Kieler Institut für Landschaftsökologie 20

29 Flora 2 Elodea ernstiae St.John (= E. callitrichoides) Elodea ernstiae, die im Oberrheingebiet in rascher Expansion zu sein scheint (KOHLER 1995, S. 09), wurde aus Norddeutschland noch nicht gemeldet. Die in England unter ähnlichen klimatischen Bedingungen vorkommenden Bestände haben sich als ephemer erwiesen. Die aus Amerika stammende Art wurde erstmals 1958 im Elsaß festgestellt (PRESTON & CROFT 1997, S.188). Sie besiedelt eutrophe Fließgewässer und bevorzugt thermisch belastete Abwässer (PRESTON & CROFT ebd.). Unter den drei in Europa vorkommenden Elodea-Arten gilt Elodea ernstiae als die nährstoffliebenste (KOHLER 1995). Australisches Dickblatt (Crassula helmsii) Die aus Australien und Neuseeland stammende Art wurde am Anfang des Jahrhunderts als Zierpflanze und Sauerstofflieferant für Aquarien in Europa eingeführt. Der Schwerpunkt ihres Vorkommens liegt hier im Bereich der Britischen Inseln. Vereinzelte Fundorte wurden aus ganz Europa bis zum Baikal-See bekannt (CHILD & SPENCER- JONES 1995). In England verhält sich die Art als ein derart invasiver Neophyt:, daß Möglichkeiten der chemischen Bekämpfung geprüft werden. Auch aus Schleswig-Holstein ist das Dickblatt miittlerweile bekannt (CHRISTEN- SEN 1993), wo es auch winterliche Fröste überstanden hat. Die Einschleppung geht vermutlich auf Aquarianer zurück. Im Hamburger Gebiete wurde es bisher an drei Stellen gefunden. Zur Zeit liegen keine Meldungen aus Gräben und Fließgewässern vor. Über Ausbreitungstendenzen in Norddeutschland können noch keine Aussagen gemacht werden. Großer Algenfarn (Azolla filiculoides) Der Große Algenfarn tritt als Ephemerophyt sporadisch in Südwest-Holstein sowie in Hamburg in Marschgräben auf, wo er kurzfristig Massenbestände bildet, die im folgenden Winter durch den Frost vernichtet werden. Der pleustophytisch lebende Farn ist im warmgemäßigten und subtropischen Amerika heimisch und wurde nach Europa eingeschleppt. In Holland und im Oberrheingebiet gilt die Art als eingebürgert. In Südeuropa gehört sie zur Wildkrautflora der Reisfelder. Bei der als Azolla caroliniana im Pflanzenverzeichnis von A. CHRISTIANSEN (199) als verschleppt aufgeführten Art, handelt es sich vermutlich auch um Azolla filiculoides. KLATT 1865 und PRAHL 1903 erwähnen den Großen Algenfarn nicht. Im Juni 1991 wurde ein größerer Bestand der Art in einem Graben bei Bad Bramstedt festgestellt (MIERWALD mündl.) und ist auch aus der Hamburger Gegend rezent beobachtet worden (vgl. Artenliste in CHRISTENSEN 1993, S. 6). VOß 1999 nennt einen Fundort in der Marsch. Kieler Institut für Landschaftsökologie 21

30 Flora 2 Die Art wird von spezialisierten Gärtnereien angeboten. Häufig wird sie zusammen mit anderen Wasserpflanzen unbemerkt erworben. Es ist deshalb damit zu rechnen, daß der Algenfarn regelmäßig in den Sommermonaten in Schleswig-Holstein auftritt. Gemeiner Schwimmfarn (Salvinia natans) Der Gemeine Schwimmfarn ist in Ostasien und im südlichen und südöstlichen Europa heimisch (CASPER & KRAUSCH 1980, S. 7). KLATT 1865 nennt die Art für das Lauenburgische Gebiet nicht. Nach PRAHL 1903 kam sie bei Lübeck, Lauenburg und Hamburg in mehreren Elbarmen vor. Sie wird im Pflanzenverzeichnis von A. CHRISTIANSEN (199) als verschleppt erwähnt. Laut URBSCHAT 1972 (S. 7) sind die letzten Fundorte für Schleswig-Holstein heute erloschen. Im warmen Sommer 1999 tauchte der Schwimmfarn spontan in einem Kleingewässer aus, wo er vor ca. 10 Jahren eingesetzt worden war und seidem trotz alljährlicher Kontrollen nicht mehr beobachtet wurde. Es ist deshalb nicht auszuschließen, daß Salvinia natans sich unter günstigen Bedingungen aus Sporen regenerieren kann. Zwerg-Wasserlinse (Wolffia arrhiza) Die Zwerg-Wasserlinse kommt in Schleswig-Holstein in Kleingewässern sporadisch vor. Fundortmeldungen für Gräben oder Fließgewässer sind nicht bekannt. Die Art besitzt in Schleswig-Holstein keine florenverändernde Ausbreitungstendenz. Rötliche Wasserlinse (Lemna minuta = L. turionifera, L minuscula nom. illeg.) Die aus den gemäßigten Breiten Nord- und Südamerikas stammende Art wurde für das europäische Festland zum ersten Mal in Gräben der Haseldorfer Marsch festgestellt (HECKMANN 198). In England trat sie bereits wenige Jahre zuvor 1977 auf. In Großbritannien hat sich die Rötliche Wasserlinse rasch als Problempflanze erwiesen. Für das übrige Europa liegen nur wenige Meldungen vor (BRAMLEY et al. 1995). In Schleswig-Holstein wurde die Art auch nach der Veröffentlichung von HECKMANN 198 nicht ausreichend beobachtet. Mit hoher Wahrscheinlichkeit besitzt sie keine florenverändernde Ausbreitungstendenz im Untersuchungsgebiet. neophytische Tausendblatt-Arten Bislang sind keine Funde von neophytischen Tausendblatt-Arten aus Norddeutschland bekannt. Aufgrund der geringen Beachtung der Wasserflora sind Vorkommen jedoch nicht auszuschließen. Kieler Institut für Landschaftsökologie 22

31 Flora 2 Auf folgende Arten ist zu achten: Myriophyllum aquaticum, Myriophyllum heterophyllum, Myriophyllum verrucosum. Eine Bestimmung setzt allerdings die Verwendung von neuer und spezieller Literatur voraus: In Standardwerken wie ROTHMALER und HEGI werden die Arten nicht erwähnt. Insbesondere Myriophyllum aquaticum (= Myriophyllum brasiliense) ist mittlerweile in Großbritannien verbreitet. Dort hält es sich seit über 10 Jahren auch in Gewässern, die im Winter regelmäßig zufrieren. In Frankreich gilt Myriophyllum aquaticum als eingebürgert. Es wurde in Österreich, in der Tschechischen Republik und in Sachsen (Oberlausitz) festgestellt. Da die Art als Aquariumpflanze angeboten wird, ist es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis sie auch in Schleswig-Holstein im Gewässernetz auftaucht. übrige Arten Gelegentlich finden sich Zierformen von Seerosen (Nymphaea spec.) und Pfeilkraut (Sagittaria spec.) auch außerhalb von gärtnerisch gepflegten Anlagen. Nach eigener Einschätzung sind solche Vorkommen nicht einer natürlichen Ausbreitung der Arten, sondern der anthropogenen Entsorgung von Pflanzenmaterial aus Gartenteichen in Kleingewässer zuzuschreiben. Eine florenverändernde Ausbreitungstendenz liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht vor. Das Vorkommen von sehr wärmeliebenden Aquarienpflanzen (u.a. Valisneria- Arten) ist nur sporadisch zu beobachten und auf eine Vegetationsperiode beschränkt. Fazit Zur Zeit ist keine Gefährdung der einheimischen aquatischen Flora der Gräben durch Neophyten und Ephemerophyten in Schleswig-Holstein zu befürchten. Nichtsdestotrotz ist eine verstärkte Beobachtung der aus anderen europäischen Gebieten als Problempflanzen bekannten Wasserpest- und Dickblattarten zu empfehlen. Kieler Institut für Landschaftsökologie 23

32 Flora Schutzstatus der behandelten Arten und Biotoptypen Gesetzlicher Artenschutz und Verantwortlichkeit Einige der in Gräben vorkommenden bzw. potentiell vorkommenden Wasserpflanzen werden in den Anhängen 1 bzw. 2 der Bundesartenschutzverordnung aufgeführt (vgl. Tab. 2). Die Schutzbestimmungen untersagen unmittelbare anthropogene Beeinträchtigungen wie Sammeln, Pflücken, kommerzielle Verwertung usw. Sie beinhalten jedoch keine Schutzverpflichtung für die Lebensräume dieser Arten. Unter den potentiell in Gräben vorkommen Wasserpflanzen werden 2 Angiospermen-Arten in Anhang II der FFH-Richtlinie genannt. Es handelt sich um: den Kriechenden Scheiberich, Apium repens (RL 1), das Froschkraut, Luronium natans (RL 1). Beide Arten werden als Arten von gemeinschaftlichem Interesse eingestuft. Sie werden ferner im Anhang IV, Buchstabe b) der Richtlinie aufgeführt und unterliegen folglich den in Artikel 13 formulierten Verbotsbestimmungen bezüglich des Pflückens, Sammelns, Abschneidens, Ausgrabens und Vernichtens von Exemplaren solcher Pflanzen. Darüber hinaus sind Besitz, Transport, Handel oder Austausch und Angebot zum Verkauf oder Austausch von aus der Natur entnommenen Exemplaren solcher Pflanzen untersagt. Die Mitgliedsstaaten sind verpflichtet, die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um ein striktes Schutzsystem für die in Anhang IV, Buchstabe b) angegebenen Pflanzenarten aufzubauen. Die Maßnahmen zur Erhaltung umfassen im Sinne Artikel 1, Abs. a) der Richtlinie alle Maßnahmen, die erforderlich sind, um die natürlichen Lebensräume und die Populationen wildlebender Tier- und Pflanzenarten in einem günstigen Erhaltungszustand zu erhalten oder wiederherzustellen. Anmerkung: Die prioritäre Art Schierlings-Wasserfenchel, *Oenanthe conioides (RL 1) kommt in den untersuchten Standorttypen nicht vor (vgl. BELOW, POPPENDIECK & HOBOHM 1996). Für die beiden folgenden, weltweit gefährdeten Sippen kommt der Bundesrepublik Deutschland eine hohe Verantwortlichkeit zu (WALTER & GILLETT 1998): Rötliches Laichkraut, Potamogeton rutilus, Haarblättriges Laichkraut, Potamogeton trichoides (RL 3). Während das Rötliche Laichkraut nach derzeitigem Kenntnisstand in den Gräben und in den übrigen aquatischen Lebensräumen Schleswig-Holsteins ausgestorben ist, kommt das Haarblättrige Laichkraut in Gräben in sehr vitalen Beständen vor. Kieler Institut für Landschaftsökologie 2

33 Flora 2 Aus landesweiter Betrachtung stellen die Gräben der Nordsee- und Flußmarschen den eindeutigen Schwerpunkt des Vorkommens von Potamogeton trichoides in Schleswig- Holstein dar (VOSS 1999 und eigene Einschätzung). In anderen Gewässertypen ist die Art dagegen sehr stark zurückgegangen. Nach eigener Einschätzung ist der aktuelle Gefährdungsgrad 3 in Schleswig-Holstein nur unter Berücksichtigung der Vorkommen in Gräben aufrechtzuerhalten. Ohne Einbeziehung der Grabenstandorte wäre der Status 1 vom Aussterben bedroht gerechtfertigt. Wie in der Roten Liste gefährdeter Pflanzen Deutschlands hervorgehoben wird, gilt die Schutzverpflichtung in besonderem Maße für unscheinbare Arten, für die sich im Unterschied z.b. zu Orchideen keine einflußreiche Lobby einsetzt (BFN 1996, S.157). Das Haarblättrige Laichkraut dürfte in dieser Hinsicht ein Paradebeispiel für diese Problematik sein.! Vor dem Hintergrund der weltweiten Verantwortlichkeit der Bundesrepublik Deutschland für die Erhatung von Potamogeton trichoides ist der Schutz seiner Bestände in den Grabensystemen Schleswig-Holsteins von vorrangiger Bedeutung. Tab. 2: Gesetzlich geschützte Makrophyten Wissenschaftliche Artname Deutscher Artname Schutzstatus Apium repens Kriechender Scheiberich, B, FFH Calla palustris Schlangenwurz Hottonia palustris Wasserfeder Luronium natans Froschkraut B, FFH Nuphar lutea Gelbe Teichrose Nymphaea alba Weiße Seerose Nymphoides peltata Seekanne Stratiotes aloides Krebsschere : Bundesartenschutzverordnung B: Berner Konvention FFH: FFH-Richtlinie Kieler Institut für Landschaftsökologie 25

34 Flora Biotopschutz 15a Landesnaturschutzgesetz Gräben werden in 15a LNatSchG als aquatische Biotope nicht erwähnt. Da für Kleingewässer eine Mindestbreite nicht angegeben wird, entsprechen sie prinzipiell der Definition des Biotopstyps 21 Andere stehende Kleingewässer : Kleingewässer bis 1000 m² mit dauernder Wasserführung und ohne ausgeprägten Verlandungsbereich, aber mit bewachsenen Ufer- bzw. Böschungszonen; ausgenommen sind Kleingewässer in technischer Befestigung oder mit Abdichtungen sowie wirtschaftlich genutzte Kleingewässer und Zierteiche. Mindestgröße: 25 m² (LANU SCHLESWIG-HOLSTEIN 1998, S. 30) Hinsichtlich ihres Bewuchses und ihrer Fauna sind manche Gräben Kleingewässern durchaus ebenwertig. Darüber hinaus können Gräben im Gegensatz zu Kleingewässern, die isolierte Lebensräume darstellen, hervorragende Verbundeigenschaften besitzen. Auf der anderen Seite sind lineare Röhrichte von mindestens 100 m² ab einer Breite von 2 m nach 15a LNatSchG geschützt (LANU SCHLESWIG-HOLSTEIN 1998, S. 9). In regelmäßig unterhaltenen Gräben sind die beidseitig ausgebildeten Röhrichtstreifen in der Regel schmaler und deshalb nicht geschützt. Wenn sie bei Verlandung zusammenwachsen, kann die Mindestbreite von 2 m jedoch leicht erreicht werden. Bei einer strengen Auslegung schränkt das Gesetz somit die Möglichkeiten ein, den Verlust des aquatischen Lebensraums nach Verlandung rückgängig zu machen und fördert - ungeachtet der Gefährdung der betroffenen Arten und der Bedeutung des aquatischen Biotopverbunds in engmaschigen Grabensystemen - die Entwicklung von terrestrischen Biotopen. Eine Restaurierung von verlandeten Gräben zur Förderung der aquatischen Vegetation könnte folglich als ein Eingriff in einen nach 15a LNatSchG geschützten Lebensraum ausgelegt werden.! Im Sinne des Schutzes und der Förderung von gefährdeten Wasserpflanzen ist eine ausdrückliche Nennung der artenreichen Ausprägungen der Gräben in 15a LNatSchG zu empfehlen. Der Kartierschlüssel für Biotoptypen in Niedersachsen (VON DRACHEN- FELS 199, S. 99) weist ausdrücklich auf die Möglichkeit hin, artenreiche Gräben ohne beeinträchtigende Entwässerungswirkung auf ihr Umfeld als nach 28a Niedersächs. LnatSchG geschützte Kleingewässer zu erfassen. Eine ähnliche Ergänzung ist zur Erhaltung von gefährdeten Wasserpflanzen auch für Schleswig-Holstein notwendig, da weltweit gefährdete und landesweit vom Aussterben bedrohte Arten ihren Schwerpunkt in diesem Biotoptyp haben. Kieler Institut für Landschaftsökologie 26

35 Flora 2 FFH-Richtlinie: Anhang I: Lebensräume (nach BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat und der Vogelschutz- Richtlinie, SSYMANK et al. 1998) Gräben werden in der Definition des Lebensraumtyps von gemeinschaftlichem Interesse Fließgewässer der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis NATURA 2000-Code: 3260 erwähnt: Der Lebensraumtyp umfaßt Abschnitte planarer bis montaner Fließgewässer, die durch das Vorkommen von flutender submerser Vegetation der aufgeführten Syntaxa ausgezeichnet sind. Dabei sind neben natürlichen Fließgewässern wie Bächen und Flüssen auch durchströmte Altarme sowie ständig wasserführende und ständig fließende naturnahe Gräben eingeschlossen. (BFN 1998, S. 199). Die durchgeführte Inventarisierung der in den Gräben Schleswig-Holsteins vorkommenden Wasserpflanzen belegt, daß die typischen Wasserhahnenfuß-Arten der Fließgewässer Ranunculus fluitans und Ranunculus penicillatus nicht vorkommen. Die Wasserstern- und Tausendblatt-Arten sind ausschließlich mit Stillwasserformen vertreten. Gleiches gilt für Ranunculus aquatilis und Ranunculus peltatus. Ständig fließende naturnahe Gräben mit einer Fließgeschwindigkeit, die das Vorkommen von flutenden Wasserhahnenfuß-Arten erlaubt, sind in Schleswig-Holstein nicht ausgebildet. Kieler Institut für Landschaftsökologie 27

36 Inhaltsverzeichnis 3. Grundlagen 3.1. Geschichte des Biotoptyps Graben in Schleswig-Holstein Landwirtschaft Marschen Geest und Östliches Hügelland Hochmoore Traditionelle Teichwirtschaft Forstwirtschaft Verkehr Fazit Heutige Situation Hydrologische Grabentypen Aktuelle Gefährdungsfaktoren Standortbedingungen für Wasserpflanzen in Gräben Morphologische Eigenschaften Hydrophysikalische Eigenschaften Hydrochemische Eigenschaften Unterhaltungsmaßnahmen Übersicht über bisherige Vorschläge zur schonenden Grabenunterhaltung Typischer Vegetationszyklus in Gräben...5

37 Grundlagen 3 3 Grundlagen 3.1. Geschichte des Biotoptyps Graben in Schleswig-Holstein Die Gräben, die heute in fast allen Regionen Schleswig-Holsteins vorhanden sind, wurden zu verschiedenen Zeiten und Zwecken angelegt und haben in unterschiedlichem Maße das Bild der Landschaft geprägt. Vor dem Hintergrund der erwähnten Ambivalenz des Biotoptyps Graben aus naturschutzfachlicher Sicht sollte die kulturhistorische Dimension bei der Entscheidung über die zukünftige Entwicklung von Grabensystemen (z.b. verlanden lassen und Fortführung der Pflege) berücksichtigt werden. Sie kann darüber hinaus als Auswahlkriterium für Schwerpunktgebiete herangezogen werden, in denen Grabensysteme aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte als erhaltenswerte Landschaftselemente gelten dürfen. Die folgende kurze Rekonstruktion der Entstehungsgeschichte der Gräben in Schleswig-Holstein bietet hierfür erste Entscheidungsgrundlagen. Gräben sind im Zusammenhang mit verschiedenen Tätigkeiten der Menschen entstanden. Die folgende Darstellung ist nach den Wirtschaftsbereichen gegliedert, die zur Anlage von Grabensystemen geführt haben Landwirtschaft Die Mehrheit der Gräben wurde zur Gewinnung bzw. zur besseren Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen angelegt. Sowohl das Alter als auch die Ausdehnung und die Eigenschaften der Gräben hängen sehr stark von den naturräumlichen Ausgangsbedingungen ab. Der landschaftlichen Vielfalt Schleswig-Holsteins entsprechend lassen sich verschiedene Grabenlandschaften unterscheiden Marschen Wie kaum eine andere Landschaft sind die Küstenmarschen durch Gräben geprägt. Der größte Teil der Marschen war bereits um die Jahrtausendwende besiedelt. Die Menschen lebten auf Warften und auf den höhergelegenen Gebieten der Marsch. Das Kieler Institut für Landschaftsökologie 28

38 Grundlagen 3 Sietland (siet: ndd. tief) war nicht dauerhaft bewohnt, jedoch bewirtschaftet. Erste Entwässerungsgräben wurden von den altsächsischen Siedlern angelegt. Deiche waren dagegen noch nicht bekannt (SCHERENBERG 1992:06). Mit der Einwanderung der Friesen zur Zeit Karls des Großen fand eine systematische Kolonisation der bislang nur relativ dünn besiedelten Nordsee- und Flußmarschen statt. Seit dem 11. Jahrhundert sind an der Westküste Deichbau und Binnenentwässerung eng gekoppelt. Im Unterschied zu anderen Gebieten Schleswig-Holsteins, wo bis Mitte des 19. Jahrhunderts kein übergreifendes Wasserrecht Gewässeranrainer zum gemeinsamen Handeln verpflichtete, stellten in den Marschen Bedeichung und Entwässerung der vom Meeresspiegelanstieg bedrohten Ländereien eine überlebenswichtige Aufgabe dar, die nur von der Gemeinschaft bewältigt werden konnte. Das von friesischen Siedlern erschlossene Land ist an seiner geometrischen Feldeinteilung zu erkennen: 3 Ruten breite Ackerstücke werden durch parallele Gräben eingeschlossen, die auf einen künstlichen Vorfluter (Wettern) ausgerichtet sind. Die altsächsische Flureinteilung zeichnet sich dagegen durch unregelmäßige Parzellen und eine auf ehemalige Priele ausgerichtete Entwässerung aus. Das Nebeneinander beider Flurformen ist in den holsteinischen Elbmarschen heute noch erkennbar (GRÜTTNER 1992:35). Obwohl die Inkulturnahme in den Marschen mit ungleich höheren Schwierigkeiten verbunden war als in anderen Regionen, gehört die Westküste zu den Gebieten, die sehr früh und durchgreifend vom Menschen überprägt wurden. Das gleichzeitig mit den Deichen angelegte Grabennetz hatte mehrere Funktionen zu erfüllen. Zum einen mußte das Niederschlagswasser aus dem eingedeichten Polder (Koog) abgeführt werden. Zur Kultivierung war darüber hinaus eine Absenkung des Grundwassers notwendig. Zum anderen mußte für das aus den Mooren des Hinterlands (sog. schwarzes Wasser oder wildes Wasser ) und aus der Geest (sog. weißes Wasser ) drängende Wasser bis zum Vorland geleitet werden. Das schwarze Wasser war wegen seines hohen Säuregehalts für Menschen und Tiere schädlich und wurde getrennt abgeführt. Das weiße Wasser wurde dagegen in Trockenzeiten zur Grünlandbewässerung und zum Auffüllen der Tränken genutzt (BAUCH 1951:2). Der Wasserabfluß erfolgte durch in die Deiche eingebrachte Siele. Bereits zu Beginn der Neuzeit wurden einige der größeren Priele begradigt, um ihre Abflußleistung zu erhöhen (KRAMER 1992:117). Bis zum Ende des Mittelalters waren einige Hochmoore bereits entwässert und zur Torfgewinnung abgebaut, was zu einem verstärkten Wasserdrang vom Geestrand in die vorgelagerten Marschen führte. Auch der anhaltende Meeresspiegelanstieg von 25 cm/100 Jahre und die Sackung der Marschsedimente nach Trockenlegung erschwerten zunehmend die Binnenentwässerung. Mit Hilfe von Windmühlen-betriebenen Schöpfwerken konnte der Grundwasserspiegel auf einem Niveau gehalten werden, das trotz Meeresspiegelanstiegs eine Fortführung der Nutzung und eine Ausdehnung der Kulturflächen ermöglichte. Kieler Institut für Landschaftsökologie 29

39 Grundlagen 3 Trotz wiederholter Katastrophen war bereits am Ende des Mittelalters anstelle der ehemaligen Naturlandschaft eine völlig neue Kulturlandschaft entstanden. Abb.1: Entstehung der Kulturlandschaft der Nordseemarschen (aus KRAMER 1992:112) Das Grabensystem setzt sich aus Beet-, Parzellen- und Vorflutgräben zusammen. Die Beetgräben oder Binnengräben dienen der Oberflächenentwässerung innerhalb relativ kleiner Parzellen. Sie sind in der Regel aus den Grüppen entstanden, die bei der Landgewinnnung ausgehobenen werden, und gliedern die Felder in leicht aufgewölbte Beete. Beetgräben sind häufig nicht an das Vorflutsystem angebunden Kieler Institut für Landschaftsökologie 30

40 Grundlagen 3 Die Parzellengräben dienen neben der Bündelung des Oberflächen- und Grundwassers auch der Parzelleneinteilung. Vor der Einführung der Drahtzäune war diese Funktion in den holzarmen Marschen von großer Bedeutung. Die Vorflutgräben (auch Abzug-, Zuggräben gennant) führen Oberflächen- und Grundwasser ab. Sie sind an Schöpfwerke und Siele angeschlossen und leisten den Hauptanteil der Entwässerung. In Abhängigkeit von ihrer Größe, Funktion und Lage im Entwässerungssystem haben sich verschiedenene Bezeichnungen geprägt. In Nordfriesland finden sich die Namen Schlot(t), Sielzug und Strom. In Dithmarschen und in der Elbmarsch werden die große Vorflutgräben Fleth oder Wettern genannt. In früheren Zeiten diente das engmaschige Entwässerungssystem zugleich als Verkehrsnetz. Nur selten mußten eigenständige Wasserstraßen geschaffen werden. Anfang des 17. Jahrunderts wurden in Eiderstedt Bootfahrten angelegt, die Garding und das Landesinnere mit der Küste verbanden. Diese Zubringekanäle dienten zur Anlieferung von landwirtschaftlichen Produkten (Butter und Käse) in den Hafen von Tönning (SCHAFFT 1997:28). Die heutige Entwässerung der Marschen stellt die Fortsetzung des traditionellen Systems mit wirksameren technischen Mitteln dar. Motorbetriebene Pumpwerke haben eine stärkere Grundwasserabsenkung ermöglicht. Unter Maschineneinsatz sind die Gräben vertieft worden. Die maschinelle Grabenunterhaltung erlaubt eine gründlichere und raschere Unterhaltung. In den jüngeren Kögen ist in Abweichung vom traditionellen Muster zusätzlich zu den Vorflutgräben ein unterirdisches Dränagesystem angelegt worden. Nur Teilbereiche der Alten Marschen, in denen ungünstige Bodenveränderungen (starke Sackungen, Bildung von Knickhorizonten) stattgefunden haben, sind von der Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung ausgespart geblieben.! Das Grabensystem der Marschen wurde von den Anfängen seiner Anlage im 11. Jahrhundert bis heute ausgebaut und erweitert. Im Unterschied zu anderen Landschaften gehört es zum Wesen der Marschlandschaft und zeichnet sich durch eine bemerkenswerte historische Kontinuität aus. Teile des Eiderstedter Entwässerungssytems stellen fast tausendjährige Strukturen dar. Im Vergleich zu anderen Landschaftsräumen fällt der floristische Reichtum der Marschgräben auf (vgl. Kap. 2, S. 10ff.). Ein Zusammenhang zwischen Artenreichtum und Alter des Lebensraums ist wahrscheinlich, jedoch nicht nachweisbar. Ein hohes Alter der Landschaft bedeutet eine lange Zeitspanne, in der eine Artenanreicherung durch Einwanderung stattfinden konnte. Da die Marschen von vielen Vögeln aufgesucht werden, erfolgte im Laufe der Jahrhunderte auf diesem Weg ein allmählicher Diasporeneintrag und eine Florenanreicherung der ansonsten vom Fließgewässernetz getrennten Grabensysteme. Kieler Institut für Landschaftsökologie 31

41 Grundlagen Geest und Östliches Hügelland Zeugnisse einer früheren künstlichen Entwässerung sind außerhalb der Marschen nur spärlich vertreten, weil alte Elemente nicht nach und nach in neue Systeme integriert, sondern später vernichtet worden sind. Zumindest in einigen der vor den Völkerwanderungen besiedelten Gebiete Holsteins war die Ackerflur durch Gräben aufgeteilt. Helmold von Bosau berichtet um 1165 in seiner Slawenchronik über Grabensysteme, die bereits zu seiner Zeit längst verfallen waren: Noch gibt es zahlreiche Spuren jener alten Bevölkerung, insbesonders in dem Walde, der sich von der Burg Lütjenburg über weite Strecken bis nach Schleswig hinzieht. In seiner unermesslichen und fast undurchdringlichen Einsamkeit finden wir zwischen riesigen Urwaldstämmen Gräben, von den einst die Äcker aufgeteilt wurden. (zit. nach KARSTENS 1990: 12) Vermutlich handelte es sich um Beetgräben, die das Oberflächenwasser von staunassen Äckern abführten. Ähnliche Strukturen sind aus dem frühen 17. Jahrhundert von Fehmarn bekannt (PRELLE 1973). Das sehr schwache Relief und der hohe Tongehalt der Böden führten zu einem lang anhaltenden Wasserstau im Frühling, der das Keimen des Getreides verzögerte. Durch Aufpflügen wurden leicht aufgewölbte Beete angelegt, die von flachen Abzugsgräben getrennt waren. Das System verfiel während des Dreißigjährigen Kriegs und wurde auf Anordnung der Herzöglichen Regierung gegen Ende des 17. Jahrhunderts wieder instandgesetzt. Im 19. Jahrhundert wurden die Beetgräben endgültig durch Röhrendrainagen ersetzt. Die ehemaligen Gräben sind heute noch als dunkle, mit Humus angereicherte Streifen auf umgebrochenen Ackerflächen zu erkennen (ebd.). Vereinzelt wurden ab dem 16. Jahrhundert in Niederungen des Hügellands und auf der Geest Moräste abgegraben (d. h. entwässert) und zu gutem Lande gebracht (MAGER 1930, Bd. I: 38). Wie 1708 festgestellt wurde, stellte auf der Geest die starke Winderosion des übernutzten Bodens eine zusätzliche Erschwernis dar: Die Gräben wollen wegen des sandigen Landes schwerlich von Bestand sein. (ebd.:39). Außerhalb der wenigen reliefarmen Gebieten wie Fehmarn ist die Jungmoränenlandschaft durch ein kuppiges Relief mit zahlreichen abflußlosen Senken (sog. Sichten ) charakterisiert, die eine starke Behinderung für den Ackerbau darstellten. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts wurden um die Sichten Gräben gezogen, die Ackerflächen vom Sumpf trennten (LEISTER 1953:183). Zu ihrer Trockenlegung reichten die technischen Mittel jedoch nicht aus. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts nahmen die Sichten einen sehr hohen Fluranteil ein. Die Aufhebung der Feldgemeinschaft gab den Anstoß für die Meliorationstätigkeit. Zahlreiche Niederungen, Moore und Sichten im Ackerland wurden mit Gräben durchzogen (MAGER 1937: 115). Das Bodenmaterial für Knickwälle wurde durch beidseitiges Ausheben eines Grabens gewonnen. In den damaligen Schriften wurde das dabei entstehende Entwässerungssystem als Hauptzweck der Gesamtanlage angegeben (WEBER 1967: 2). Kieler Institut für Landschaftsökologie 32

42 Grundlagen 3 Nach den Schleswig-Holsteinischen Provinzialberichten hatte bis 1811 gegenüber der Vorverkoppelungszeit eine Zunahme des Kulturlands um ein Fünftel stattgefunden. Selbst, wenn die Zahl zu hoch gegriffen erscheint, ist von bedeutenden Landgewinnen auszugehen (LEISTER 1953:183). Neben offenen Gräben wurden auch unterirdische Dränzüge angelegt, die mit Filtermaterial (Reisig, Kies) verfüllt und mit Erde überdeckt wurden (LEISTER ebd.). Ein zentrales Problem der Agrarreformen des beginnenden 19. Jahrhunderts war die Steigerung der Wiesenerträge. Nur auf diese Weise war eine Zunahme der Viehzahl möglich, um wiederum durch höhere Mist- und Jauchegaben den Ackerbau intensivieren zu können. Zu diesem Zweck wurden Wiesen nicht nur entwässert, sondern auch gleichzeitig bewässert. Sumpfige Gebiete wurden entwässert, planiert und durch Überrieselung und Stauung des durchströmenden Wassers mit geringen Kosten zu einiger Höhe der Kultur gebracht (zit. nach MAGER 1937, Bd. II: 117). In einem 1823 erschienenen Bericht wird das Können der Angeliter Landwirte bewundert: Mit Vergnügen bemerkt man, wie sinnreich manche die Überrieselung ihrer Wiesen zu leiten wissen, wie genau sie aufpassen, daß bei Stauen und Schütten keine Lecke entstehen, die das Wasser ableiten, wie die Erfahrung sie auf eine zweckmäßige Abwechselung mit den zu bewässernden Strecken geleitet hat und mit welcher Aufmerksamkeit und Einsicht jeder, auch selbst der kleinste Wasserzufluß aus Wegen und Siehlen dazu benutzt wird, den Graswuchs zu beleben. (zit. nach MAGER 1937, Bd. II: 118) Über die Beschaffenheit der Bewässerungssysteme konnten für Schleswig-Holstein keine genauen Informationen gefunden werden. Diese Nutzungsform ist seit mehreren Jahrzehnten untergegangen. Die Bewässerungsgräben sind entweder verfüllt oder zu reinen Entwässerungsgräben umfunktioniert worden. Die Rohrdrainage wurde um ca in Schleswig-Holstein eingeführt. Die Rohre wurden zunächst aus Holz gefertigt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden Tonrohre massenhaft auf den Gutsziegeleien hergestellt. Auf Gut Löhndorf konnten an einem Tag bis zu m Rohr angefertigt werden (LEISTER 1953:185). Nach der Gründung der Meliorationsämter 1872 in Schleswig und 1912 in Neumünster erfolgte ein systematischer Ausbau des Entwässerungssytems. Auf den schweren Böden der Moränengebiete dominiert heute die Rohrdränage. Die Knickgräben sind fast überall verfüllt worden. Einige sind noch als Straßengräben erhalten. In grundwassernahen Moorgebieten der Vorgeest und in den Niederungen der Jungmoränenlandschaft prägen nach wie vor Gräben das Bild. Auch hier handelt es sich in der Regel um jüngere Systeme, die ab Ende des 19. Jahrhunderts im Zuge des Gewässerausbaus und der Melioration der Niederungen entstanden sind. Kieler Institut für Landschaftsökologie 33

43 Grundlagen Hochmoore Vor der Verkoppelung gehörten die Moore zur Allmende und standen deshalb jedem zur Verfügung. Wie alle Allmenden wurden sie bis zur Zerstörung übernutzt. Kein Eigentümer war daran interessiert, sie so zu nutzen, daß ein systematischer und langfristiger Torfabbau möglich blieb. Torf wurde gestochen, wo es gerade ging. Eine ungleichmäßige Oberfläche aus Torfbänken und -stichen blieb zurück. Ein systematisches Grabennetz wurde nicht angelegt. Die zum Abbau notwendigen Entwässerungszüge wurden häufig in späteren Abbauphasen zertört. Das Land galt anschließend als nicht kultivierbar. Dieses planlose Torfstechen zur bäuerlichen Brenntorfgewinnung wird in alten Quellen als Puttgraben bezeichnet und wiederholt beklagt (MAGER 1930, Bd. I: 325). Die Verknappung des Brennholzes führte zu einem zunehmenden Druck auf die Torfmoore. Insbesondere die marschnahen Geestrandmoore wurden früh zur Torfgewinnung teilweise trockengelegt und abgebaut. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde zur Inventarisierung der verbleibenden Torfvorräte Beschreibungen des Zustands der Moore verfaßt. Diese Quellen belegen, daß das Puttgraben bereits zur Zerstörung der meisten kleineren Torfmoore geführt hatte. Nur die großen Moore waren in ihrem Kern noch intakt. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts sind auch die größeren Moore im Zuge der staatlichen Kolonisationsmaßnahmen nachhaltig verändert worden. Eine anschauliche Beschreibung der planmäßigen Entwässerung der Hohner Harde liefert CLAUSEN 1981 (S. 77ff.). Ein systematisches Grabennetz wurde angelegt. Im Unterschied zu früheren Zeiten wurde nicht nur eine rationelle Torfgewinnung, sondern auch eine anschließende Kultivierung der abgetorften Flächen durch Siedler beabsichtigt. In den ehemaligen Kolonisationsgebieten stammen die Grundzüge des heutigen Grabennetzes aus dieser Zeit. Bei der Verkoppelung sind auch die Moore aufgeteilt worden. Aufgrund der guten Preise, die sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts für Torf erzielen ließen, stachen viele der neuen Eigentümer Torf zum Verkauf über den Eigenbedarf hinaus (MAGER 1937, Bd. II: 227). Während des 19. Jahrhunderts sind zahlreiche Moore bis zum mineralischen Untergrund abgetorft worden. Das heutige Grabennetz wurde nach der Abtorfung zur Kultivierung der Flächen angelegt, die heute noch in der Regel als Dauerweiden genutzt werden. Ein geringer Anteil wurde aufgeforstet (MAGER 1937: 18). Aus dieser kurzen Übersicht geht hervor, daß - obwohl der Torfabbau in Schleswig-Holstein sehr alt ist - das heutige Grabennetz in der Regel ein vergleichsweise junges System darstellt. Kieler Institut für Landschaftsökologie 3

44 Grundlagen Traditionelle Teichwirtschaft Die Teichwirtschaft gehörte zu den typischen Nutzungen der historischen Gutslandschaft des Östlichen Hügellands. Die Entwicklung der Teichwirtschaft in Schleswig-Holstein von ihren Anfängen im 13. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ist von RUST 1956 rekonstruiert worden. Die Teichanlagen der traditionellen Karpfenteichwirtschaft umfassen in der Regel mehrere Teiche unterschiedlicher Funktionen, deren Wasserversorgung durch ein spezielles Grabensystem erfolgt (vgl. GARNIEL 1993: 20ff.). Teiche werden über einen Zulaufgraben mit Wasser versorgt. Stammt das Wasser aus einem natürlichen Fließgewässer, so ist dieses vom Zulaufgraben durch ein Wehr getrennt, um den Wasserzufluß zu kontrollieren und Wildfische von der Anlage fern zu halten. Der Zulaufgraben führt im Winter kein Wasser und hat seine stärkste Wasserführung im Frühling zum Wiederbespannen der Teiche. Die Wasserstände sind im Sommerhalbjahr sehr ungleichmäßig: Wasser wird bei Bedarf aus dem Vorfluter in den Teich geführt, um Sickerund Verdunstungsverluste auszugleichen. Beim Ablassen der Teiche zur herbstlichen Befischung wird das Wasser über einen Mönch und einen Abflußgraben zum Vorfluter geführt. Der Abflußgraben dient zusätzlich als Abfluß für das überschüssige Wasser, das sich im Sommer nach starken Niederschlägen im Teichbecken ansammelt und ohne kontrollierten Abfluß den Teich zum Überlaufen bringen würde. Der Abflußgraben hat im Sommerhalbjahr seine schwächste Wasserführung und wird bei Bedarf in dieser Zeit geräumt, um für das Ablassen im Herbst voll funktionsfähig zu sein. Im Winter und nach dem Bespannen des Teiches wird das nicht benötigte Wasser durch einen Umlaufgraben an dem Teich vorbei geleitet und unterhalb der Anlage dem Vorfluter wieder zugeführt. Im Unterschied zu modernen, intensiven Formen der Teichwirtschaft stellen traditionelle Karpfenteiche keine Durchströmungssysteme dar. Im Gegenteil wird versucht, der Verlust des warmen und nährstoffreichen Wassers zu minimieren, da dieses die Grundlage für die Produktivität des Teichs darstellt. Wenn das gesamte Wasser im Frühling für das Bespannen des Teichs benötigt wird, fällt der Umlaufgraben trocken. Ansonsten unterliegt seine Wasserführung den gleichen saisonalen Schwankungen wie das übrige Fließgewässernetz. Zuletzt sind als Kuriosum die Unterwasser -Gräben der Teichgründe zu erwähnen. Diese auf den Mönch ausgerichten Abzugsrinnen dienen zur Entwässerung der Teichböden während der Trockenphase. In dieser Phase fördert die stärkere Bodendurchlüftung den Abbau der organischen Verbindungen, die sich während der Bespannungsphase auf dem Teichgrund angesammelt haben. Das Grabensystem des Teichgrunds verlangsamt die Verschlammung und kann bei sachgemäßer Handhabung Räumungen für Jahrzehnte überflüssig machen. Kieler Institut für Landschaftsökologie 35

45 Grundlagen 3 Der beschriebene Rhythmus der Wasserführung gilt für die sog. Abwachsteiche, die erwachsene Fische aufnehmen und den größten Anteil der gesamten Teichfläche ausmachen. Einige weitere Teiche sind speziellen Funktionen wie der Produktion von Setzlingen gewidmet und zeichnen sich durch abweichende Bespannungsrhythmen aus. Im Idealfall kann jeder Teich einer Anlage über das Grabensystem unabhängig von den anderen Gewässern geflutet und abgelassen werden. Dort, wo die topographischen Verhältnisse dieses nicht ermöglichen, entwässern die Teiche in das nächste abwärts gelegene Becken, so daß die Gewässer nacheinander bespannt und geleert werden müssen (sog. Kettenteiche). Für Wasserpflanzen stellen Umlaufgräben geeignete Standorte dar. Im Gegensatz zu Entwässerungsgräben werden sie in der Regel durchströmt und ähneln begradigten Bächen. Zu- und Ablaufgräben fallen häufig über längere Zeiten trocken und werden vornehmlich von Bachröhrichten besiedelt. In der Teichwirtschaft wird die Grabenunterhaltung mit dem Ziel durchgeführt, den Wasserabfluß zum gewünschten Zeitpunkt zu gewährleisten. Im Unterschied zu landwirtschaftlich genutzten Flächen dürfen Gräben in Teichanlagen keine Entwässerungswirkung ausüben. Räumungen erfolgen deshalb nur bei Bedarf. Um das Eindringen von Flutrasen und Gehölzen zu verhindern, werden manche Grabenabschnitte aufgestaut. An Gräben, die entlang von Dämmen verlaufen, wird das Aufkommen von Gehölzen unterbunden, weil ihr Wurzelwerk die Deichstabilität gefährden kann. Dammferne Abschnitte können durch Gehölze beschattet sein und stellen keine geeigneten Wasserpflanzen-Standorte dar. In modernen Teichanlagen werden die offenen Gräben häufig durch Rohrleitungen ersetzt. In einigen holsteinischen Teichwirtschaften ist das traditionelle Grabensystem noch erhalten. Das typische Gefüge der verschiedenen Teichtypen, Gräben, Wege und Bauwerke gehört heute jedoch meist der Vergangenheit an Forstwirtschaft Vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden Entwässerungsgräben auf forstwirtschaftlichen Flächen angelegt, um Buchenkulturen auf staunassen Böden zu fördern (HASE 1997:98). Später wurden auf solchen Standorten vorwiegend Nadelbäume gepflanzt. In dem 1902 vom Forstdirektor Carl EMEIS verfaßten Betriebswerk der Klosterforsten Preetz wird die Anlage von Grabensystemen auf nassen Böden vorgeschrieben: Die Gräben müssen mindestens Fuß obere Breite, bei ziemlich steilen Wänden 2½ bis 3 Fuß tief ausgeführt werden und je nach Vorflut und Bodenwellen tiefer sein. Eine rechtzeitige Grabenräumung darf nicht in Vergessenheit geraten. (zit. nach HASE 1997: 116) Kieler Institut für Landschaftsökologie 36

46 Grundlagen 3 Heute besteht kein betriebswirtschaftliches Interesse mehr, Nadelholzkulturen auf staunassen Böden anzulegen. Waldgräben werden unterhalten, um Zuwegungen aufrechtzuerhalten und den Einsatz von Landmaschinen zu ermöglichen. Aufgrund der starken Beschattung stellt die Mehrheit der Waldgräben keine geeigneten Standorte für seltene Wasserpflanzen dar. Die Wasserführung wird häufig von Trockenphasen unterbrochen. Das Grabenwasser ist wegen des Laubeintrags sehr sauer. Zur typischen Vegetation gehören Wasserlinsen sowie einige anspruchslose Torfmoose und Wassersterne Verkehr Bereits im Mittelalter führten durch Bohlen verstärkte Wege mit Randgräben durch sumpfige Gebiete. Solche aufwändige Konstruktionen wurden nur für kurze, unvermeidliche Strecken unterhalten. Sumpfgebiete wurden ansonsten gemieden. In der Marsch dienten die breiteren Gräben als Verkehrverbindungen (s. oben). Bis zum 19. Jahrhundert herrschte auf den außerhalb der Ortschaften verlaufenden, großen Handelswegen eine verwilderte Wegführung vor. So nahm der Ochsenweg, der als Verbindung von Jütland nach Altona die schleswig-holsteinische Geest durchquerte, abschnittsweise einen mehrere 100 m breiten Bereich ein, in dem sich jeder Fuhrmann durch Morast oder Sand einen eigenen Weg suchte. Feste Straßen wurden vornehmlich im Bereich der Gutslandschaft angelegt. Die leicht aufgewölbte Fahrbahn wurde mit Steinen bepflastert und beidseitig von Gräben und Baumalleen begleitet. Ab Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts wurden neben dem Bankett systematisch Gräben angelegt. Sie liegen in geschüttetem, grobkörnigem Material und führen in der Regel nur nach starken Niederschlägen Wasser. Häufig besitzen sie keine Anbindung an natürliche Gewässer. Eine Ausnahme bilden Weggräben der Niederungsgebiete, die zum Entwässerungssystem der gesamten Niederung gehören. Das Wasser von stark befahrenen Straßen kann durch verschiedene Schadstoffe (Verbrennungsrückstände von Kraftstoffen, Tausalze, Öle, Stäube aus Reifenabrieb, Herbizide) stark belastet sein. Straßengräben außerhalb der Niederungsgebiete stellen in der Regel keine wertvollen Standorte für Wasserpflanzen dar. Kieler Institut für Landschaftsökologie 37

47 Grundlagen Fazit Aus kulturhistorischer Sicht kann festgehalten werden, daß Gräben in den Marschen zum Wesen der Landschaft gehören. Dort sind die für Schleswig- Holstein ältesten und dichtesten Grabensysteme ausgebildet, die als Elemente einer stellenweise tausendjährigen Kulturlandschaft aufzufassen sind. Aus floristischer Sicht handelt es zugleich sich um die artenreichsten Standorte (vgl. Kap. 2.) In den übrigen Landschaften Schleswig-Holsteins stellen Grabensysteme jüngere Entwicklungen dar. Ältere Strukturen wurden in der Regel nicht übernommen, sondern bei Flurneuordnungen beseitigt. Die Mehrheit der im Zuge der Verkoppelung angelegten Gräben ist mittlerweile nicht mehr vorzufinden. Die heutigen Formen sind im Zusammenhang mit der Intensivierung der modernen Landnutzung entstanden und als Elemente der jüngsten Landschaftsgeschichte einzustufen. Eine besondere Bedeutung haben die Grabensysteme der traditionellen Karpfenteichwirtschaften, die Elemente einer in Schleswig-Holstein seit dem 13. Jahrhundert betriebenen und heute stark bedrohten Nutzung darstellen. Ähnlich wie die Marschgräben besitzen die Teichgräben eine hohe kulturhistorische Bedeutung. Kieler Institut für Landschaftsökologie 38

48 Grundlagen Heutige Situation Aus der Sicht des Schutzes von seltenen Makrophyten besitzen in erster Linie die Gräben der landwirtschaftlich genutzten Flächen eine Bedeutung. Aufgrund ihrer Beschattung (Waldgräben) oder ihrer unsteten Wasserführung (Strandrandgräben) spielen die übrigen Gräben für Wasserpflanzen in der Regel eine untergeordnete Rolle. Die folgenden Ausführung beziehen sich deshalb in erster Linie auf Gräben der Acker- und Grünlandflächen. Zunächst wird die Funktion der verschiedenen Grabenformen in der heutigen Agrarlandschaft vorgestellt. Anschließend wird auf Gefährdungsfaktoren für die Lebensgemeinschaften der Gräben eingegangen Hydrologische Grabentypen Aus hydrologischer Sicht lassen sich folgende Typen unterscheiden: Beetgräben Flache Beetgräben sind heute vor allem noch auf Grünlandflächen erhalten. In den Küstenmarschen sind sie häufig aus Vorlandsgrüppen hervorgegangen. Sie kommen jedoch auch in anderen Landschaftszonen vor. Sie dienen der Abführung des Oberflächenwassers, das in verdichteten Böden nur schwer versickert. Sie sind mit schmalen, linearen Flutrasen bewachsen und stellen keine geeigneten Standorte für Wasserpflanzen dar. Parzellengräben Die Parzellengräben werden von den einzelnen Landeigentümern unterhalten. Sie sind in der Regel bis zu 1,5 m breit. Eine Fließbewegung ist meistens nicht erkennbar. Viele Parzellengräben befinden sich heute in einem fortgeschrittenen Verlandungszustand. In einigen Gebieten bleibt auch in vollständig verlandeten Gräben der Wasserstand hoch. Dieses ist in vielen Fällen auf alte Bretterwehre zurückzuführen, die eine eigenständige Regulierung des Wasserstands in jedem Graben ermöglichten. Auf diese Weise konnte der Wasserstand der Parzellengräben über demjenigen der größeren Abzugsgräben gehalten werden, um Produktivitätseinbußen in trockenen Sommern zu vermeiden. In früheren Zeiten spielten die Parzellengräben für die Entwässerung eine wichtige Rolle. Seitdem die Wasserhaltung durch leistungskräftige Schöpfwerke reguliert wird, reichen die großen Abzugsgräben zur Entwässerung aus, so daß die Parzellengräben überflüssig Kieler Institut für Landschaftsökologie 39

49 Grundlagen 3 wurden. Ihre zweite wichtige Funktion, die Flurabgrenzung, haben sie nach der Einführung von kostengünstigen Drahtzäunen ebenfalls weitgehend verloren. Abzugsgräben, Vorflutgräben, Verbandsgräben Die größeren Abzugsgräben werden von Wasser- und Bodenverbändes bzw. von Sielverbänden unterhalten und deshalb auch als Verbandsgräben bezeichnet. Heutzutage übernehmen die Verbandsgräben die Hauptentwässerungsfunktion. Sie haben in der Regel einen direkten Anschluß an Schöpfwerke, Siele oder einen ausreichenden natürlichen Vorfluter. Die meisten von ihnen werden alljährlich intensiv unterhalten Aktuelle Gefährdungsfaktoren Die Datengrundlage über das Vorkommen von Wasserpflanzen in Gräben ist sowohl für die heutige Situation als auch für frühere Zeiten sehr spärlich (vgl. Kap. 3), so daß sich ein Artenrückgang nicht belegen läßt. Eine allgemein rückläufige Tendenz ist jedoch aus folgenden Gründen wahrscheinlich: Der Einsatz von Gülle und Düngemitteln auf angrenzenden Nutzflächen kurbelt die Biomasseproduktion der wuchskräftigsten Arten der Gräben an. Die Anfangsstadien der Sukzession, in denen konkurrenzschwache Arten vorkommen können, verkürzen sich drastisch bzw. sind im Extremfall nicht mehr ausgebildet. Die stärkere Biomasseproduktion erfordert wiederum eine häufigere Räumung, die wenige Problemarten (u.a. Elodea canadensis, Ceratophyllum demersum und Sparganium emersum) selektiv fördert. Schädlingsbekämpfungsmittel, die auf Äckern und intensiv genutzten Grünlandflächen gegen Dikotyle, Pilze oder Insekte eingesetzt werden, können bei unsachgemäßer Anwendung in angrenzende Gräben eingeschwemmt werden. Nach eigener Beobachtung geschieht dieses verstärkt im Wendebereich am Ende der Parzellen. Die Wirkung von Kontakt- und Wuchsherbiziden auf emerse Grabenpflanzen ist eindeutig feststellbar. Einige Arten wie u.a. Alisma plantago-aquatica scheinen besonders empfindlich zu reagieren. Inwiefern die Mittel nach Verdünnung im Grabenwasser auch submerse Pflanzen schädigen, läßt sich ohne spezielle Untersuchungen nicht entscheiden. Die verbesserten Räumtechniken ermöglichen eine gründlichere Räumung, bei der das gesamte Wurzelwerk der Pflanzen und die Diasporenbank beseitigt wird. Größere Grabensysteme können in kürzerer Zeit geräumt werden, so daß die Entfernung zur nächsten potentiellen Wiederbesiedlungszelle tendentiell zunimmt. Die Wahrscheinlichkeit der erneuten Einwanderung einer seltenen Art in einen frisch geräumten Graben sinkt dementsprechend. Kieler Institut für Landschaftsökologie 0

50 Grundlagen 3 Die Beschattung der Wasseroberfläche hat aus verschiedenen Gründen zugenommen. Die Grabensohlen sind in den letzten Jahrzehnten vielerorts stetig tiefergelegt worden, so daß sich die Wasseroberfläche mittlerweile auf dem Grund einer tiefen und schmalen Schlucht befindet und nur noch bei senkrechtem Sonnenstand direkte Einstrahlung erhält. Als Folge der veränderten Grabenmorphologie ist die Beweidung der Böschungen landesweit deutlich zurückgegangen, was die Entwicklung von stark beschattenden Nitrophytenfluren am Grabenrand gefördert hat. Da der Grabenaushub heutzutage nur noch selten als Dünger auf die angrenzenden Nutzflächen verteilt wird, sondern häufig auf der Grabenschulter deponiert wird, finden Nitrophyten dort optimale Bedingungen. Die Anlage von Pufferstreifen als Sukzessionsflächen und Pflanzung von Gehölzen entlang von Gräben führen ebenfalls zu einer für Wasserpflanzen nachteiligen Zunahme der Beschattung. Im Rahmen der Flurbereinigungen sind Gräben häufig der Verfüllung zum Opfer gefallen und durch unterirdische Dränsysteme ersetzt worden. Diese Entwicklung ist charakteristisch für Gebiete mit ackerfähigen Standorten, in denen ein engmaschiges Grabennetz den Einsatz von Landmaschinen einschränkte. Aufgabe der Grabenunterhaltung: Aus Kostengründen werden vielerorts die Parzellengräben nicht mehr geräumt. Seit der Inbetriebnahme von leistungskräftigen Schöpfwerken sind sie für die Wasserhaltung nicht mehr unbedingt erforderlich. Ihre Funktion zur Einfriedung der Parzellen haben seit der Einführung von billigen Drahtzäunen ebenfalls eingebüßt. Nicht geräumte Gräben verlanden rasch und verlieren ihre Bedeutung als aquatische Lebensräume. Durch Aufgabe der Nutzung sind viele Gräben verlandet und fallen als Wuchsorte für Wasserpflanzen aus. Diese Entwicklung betrifft in erster Linie wenig produktive Gebiete mit hohem Grundwasserstand. So hatte sich z.b. in der Niederung des Hohner Sees (Kreis Rendsburg-Eckerförde) eine außerordentlich artenreiche Grabenvegetation entwickelt, die nach Verlandung der Gräben mittlerweile verschwunden ist. Kieler Institut für Landschaftsökologie 1

51 Grundlagen Standortbedingungen für Wasserpflanzen in Gräben Wie aus der historischen Übersicht (Kap. 3.1.) hervorgeht, kommen Gräben in verschiedenen Naturräumen vor und übernehmen als Straßengräben entlang von Verkehrswegen sowie auf landwirtschaftlich, forstwirtschaftlich oder teichwirtschaftlich genutzten Flächen unterschiedliche Funktionen. Die Besiedlungsmöglichkeiten eines Grabens durch Wasserpflanzen werden durch morphologische und hydrologische Eigenschaften sowie durch Unterhaltungsmaßnahmen geprägt Morphologische Eigenschaften Gräben zeichnen sich meistens durch einen geraden Verlauf und ein gleichförmiges Querprofil aus. Ihre Form wird von ihrer Funktion geprägt. Breite und Einschnittiefe eines Grabens sind entscheidend für die Geschwindigkeit der Verlandung und damit für die Häufigkeit von Räumungsmaßnahmen. Die Wassertiefe stellt in Gräben in der Regel keine Besiedlungshürde für Wasserpflanzen dar. Tiefes Wasser verhindert die Ausbreitung von Röhrichten und ist deshalb tendentiell für Makrophyten günstig. Im flachen Wasser können sich dagegen Flutrasen und Fluren aus Arten der Bachröhrichte (z.b. Berula erecta) ausbreiten, die Makrophyten verdrängen. In Schleswig-Holstein werden überwiegend Gräben mit steilem, trapezförmigen Querschnitt angelegt. Der Böschungswinkel beträgt über 0 und erreicht gelegentlich 90. Bei älteren Gräben können flache Trapezformen mit Böschungswinkeln zwischen 20 und 0 auftreten. Beetgräben in beweideten Grünländereien besitzen häufig eine sehr flache Muldenform. Für Wasserpflanzen sind steile Profilformen günstig, weil diese die Einwanderung von Röhrichten bremsen. Wie zahlreiche Untersuchungen belegt haben, ist die Beschaffenheit der Sohlensubstrate für Wasserpflanzen von großer Bedeutung. In Abhängigkeit von der geologischen Zusammensetzung des Umfelds treten als natürliche Substrate Sand, Lehm und Torf im Bereich der Grabensohle auf. In Moorgebieten kann die Sohle von tiefen Gräben in anderen Sedimenten als das Grabenumfeld ausgebildet sein. Im Zusammenhang mit der Grabenräumung unterliegen die Grundsubstrate zyklischen Veränderungen. Nach der Räumung herrschen zunächst mineralische Substrate vor, die im Zuge der Verlandung zunehmend mit organischem Material überdeckt werden. Eine Ausnahme bilden Gräben, die in Torfen ausgebildet sind und deren Grund durchgehend von einer Torfmudde überzogen ist. Kieler Institut für Landschaftsökologie 2

52 Grundlagen 3 Selten ist der Grabengrund mit künstlichen Materialien wie Beton ausgelegt. Dieses tritt in der Regel nur auf kurzen Strecken, z.b. im Umfeld von Brücken auf. Eine Verschalung der Seitenwände mit Bongossi, Stein oder Zement stellt ebenfalls eine Ausnahme dar Hydrophysikalische Eigenschaften Die Fließbewegung ist in Gräben sehr eingeschränkt. Im Jahresdurchschnitt herrschen in den meisten Gräben Stillwasserverhältnisse. Nur bei Starkniederschlägen ist eine Fließbewegung erkennbar. Marschgräben zeigen in der Regel eine nur sehr schwache Wasserbewegung, weil kein Gefälle zum Vorland vorhanden ist. Nur beim starken Anstieg der Wasserstände im eingedeichten Gebiet (z.b. nach starken Niederschlägen) tritt Sielzug ein, bei dem sich das Wasser langsam auf das Meer zubewegt. Eine wirksame Entwässerung kann deshalb nur über Schöpfwerke oder bei Ebbe über Siele stattfinden. Bei dauerhaftem Pumpbetrieb ist in den größeren Gräben eine langsame, stetige Fließbewegung feststellbar. Bei zeitweiligem Pumpbetrieb entsteht unmittelbar am Schöpfwerk kurzfristig ein starker Sog, der die entfernteren und kleineren Gräben oft nicht erreicht. Das Wasser bewegt sich mit Verzögerung aus entfernteren Teilen des Einzugsgebiets auf die Vorfluter zu. Ein Fließen ist dabei nicht feststellbar. Die Wasserführung stellt für das Vorkommen von Wasserpflanzen einen entscheidenden Faktor dar. In sporadisch wasserführenden Gräben dominieren überflutungstolerante Landund Sumpfpflanzen. In dauerhaft wasserführenden Gräben herrschen dagegen Wasserpflanzen vor. Dennoch bestehen in Abhängigkeit von der Dauer der Trockenphase und der Überstauhöhe in der Wasserphase zahlreiche Übergänge zwischen diesen beiden Extremformen, die zusätzlich in der Zeitdimension durch die Verlandung beeinflußt werden. Der Abstand zwischen Wasserspiegel und Grabenschulter bedingt die Intensität der Beschattung. In schmale und tief eingeschnittene Gräben dringt direktes Licht nur bei hohem Sonnenstand bis zur Wasseroberfläche. Der Wasserkörper liegt während der meisten Zeit im Schatten der Gräbenwände. Der Ausrichtung des Grabens zur Himmelsrichtung kommt in solchen Fällen eine große Bedeutung zu. Dieses Phänomen wird durch überhängende Stauden verstärkt, so daß auch gehölzfreie Gräben einer intensiven Beschattung unterliegen können. Bei geringem Abstand von Wasserspiegel und Grabenschulter finden Wasserpflanzen günstige Entwicklungsbedingungen. Diese Situation tritt in Niederungen und Marschgebieten mit hohem Wasserstand auf, in denen die Gräben eine nur schwache Entwässerungsleistung ausüben. Dagegen besitzen die häufig schluchtartig gestalteten Gräben der Moränengebiete in der Regel keine besondere Bedeutung als Standorte von Wasserpflanzen. Kieler Institut für Landschaftsökologie 3

53 Grundlagen 3 Die Wassertemperaturen zeigen starke Schwankungen. SCHUBERT 1997:3 stellte in Eiderstedter Gräben eine jährliche Spanne von 0 bis 25 C fest. Das Maximum wurde bereits im Mai erreicht. Im Hochsommer sorgte die Beschattung durch Vegetation dafür, daß die Wassertemperatur nicht über 17 C stieg. Im Sommer blieben die Tagesschwankungen der Wassertemperatur sehr gering und folgten dem Tagesgang der Lufttemperatur. Flache Gräben können im Winter bis zum Grund gefrieren. Die sehr schwache bzw. fehlende Wasserbewegung verstärkt die Forstgefahr. Der Sauerstoffgang wird durch sehr starke Schwankungen der Sauerstoffsättigung (zwischen 50% und 200%) im Herbst, Winter und Frühling geprägt. Im Sommer ist das Grabenwasser dagegen weitgehend sauerstofffrei (SCHUBERT ebd.). Sowohl die Temperatur als auch der Sauerstoffgehalt des Grabenwassers wird von den Niederschlägen beeinflußt. ph-wert und Leitfähigkeit werden maßgeblich von der Intensivität der biologischen Vorgänge beeinflußt. In Marschgräben maß SCHUBERT im Winter ph-werte um 7. Während der Vegetationsperiode steigen die Werte bis ph 9,2 (ebd. S. 37). Wie in kleinen Gewässern üblich, kann die Leitfähigkeit sehr schnell stark schwanken, beispielsweise durch Verdünnung nach Starkniederschlägen Hydrochemische Eigenschaften Die geologische Beschaffenheit des Umfelds beeinflußt tendentiell die Eigenschaften des Grabenwassers. Ebenso wie die Fließgewässer führen die meisten Gräben Wasser mit einem mittleren bis hohen Härtegrad. Küstennahe Marschgräben zeichnen sich häufig durch erhöhte Chloridgehalte aus. Gräben mit hohem Quellwasseranteil (z.b. im Übergangssaum zwischen Geest und Marsch) führen tendentiell kühles und sauberes Wasser, Gräben der Moorgebiete saures und humingefärbtes Wasser. Diese standortlichen Unterschiede werden jedoch sehr stark durch die Nutzungsverhältnisse überlagert. Nach SCHUBERT 1997 zeigen Stickstoff- und Phosphorverbindungen in Gräben der Marsch eine vergleichbare Jahresdynamik wie in anderen Kleingewässern. Seine Ergebnisse stützen sich auf zweijährige Untersuchungen mit festen Meßstationen an Gräben in Eiderstedt. Die erhobenen Werte wurden im 10 Minuten Rhythmus in Loggern gespeichert (ebd. S. 22). Der Nitratgehalt steigt im Herbst und nimmt im Laufe des Winters allmählich ab. Im Sommerhalbjahr liegen nur geringe Mengen von NH -N und NO 2 -N im Wasser vor. Im Winterhalbjahr dominiert Phosphat im Grabenwasser, während Phosphor in anderen P- Verbindungen gebunden ist. Im Sommerhalbjahr kehrt sich dieses Verhältnis um. Verschiedene Vorgänge können jedoch diese allgemeine Dynamik überdecken. Bei Sauerstoffmangel werden schubweise hohe Nährstoffmengen freigesetzt. Bei stark schwankenden Wasserständen, die u.a. mit Verdünnungs- und Konzentrationseffekten Kieler Institut für Landschaftsökologie

54 Grundlagen 3 verbunden sind, ist mit einer großen Variabilität der hydrochemischen Kenngrößen zu rechnen. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt STUHR 1987 nach der hydrochemischen Untersuchung von Gräben in Nordfriesland. Insbesondere die verschiedenen Formen des Phosphors zeigen sehr starke Schwankungen (ebd. S.22ff.). Die Nutzung der umliegenden Flächen kann zu Einschwemmungen von nährstoffbeladenem Bodenmaterial führen. Bei intensiver Bewirtschaftung bis zum Grabenrand können Düngestoffe und Pestizide ins Wasser gelangen. Nicht selten münden Drainagerohre in Gräben. An ihrer Einmündung werden gelegentlich erhöhte Belastungen festgestellt. STUHR ebd. konnte nachweisen, daß eine intensive Düngung der angrenzenden Flächen in der Regel zu einer erhöhten Ammonium-Belastung des Grabenwassers führt. Der Umkehrschluß, nach dem eine geringe Nutzungsintensität der angrenzenden Flächen einer geringen Belastung entsprechen würde, trifft jedoch nicht zu: Starke Ammonium-Werte können auch in Gräben auftreten, die zwischen seit Jahrzehnten ungedüngten Parzellen verlaufen (ebd. S.25). Nach STUHR ebd. und VOSS (mündliche Mitteilung) lassen sich zwischen mittleren und geringen Nutzungsintensitäten von angrenzenden Günländereien keine Unterschiede im Grabenzustand feststellen. Diese Feststellung entspricht auch den eigenen Beobachtungen. Diese Ergebnisse legen den Schluß nahe, daß die Wasserqualität eines Grabens nicht nur von der Nutzung der unmittelbar angrenzenden Flächen, sondern auch von den Verhältnissen im gesamten Einzugsgebiet des Grabensystems, bzw. in der Marsch im gesamten Koog, bestimmt wird (ebd. S. 25). Nach STUHR 1987 korreliert das allgemeine Belastungsniveau der Marschgräben mit dem Ackeranteil in einem Koog. Darüber, ob diese Zusammenhang auf die andere Boden- und Grundwasserbeschaffenheit in den ackerfähigen Kögen oder unmittelbar auf die Nutzung selbst zurückzuführen ist, liegen keine Informationen vor. Im Einzelfall kann auch die Einleitung von häuslichen Abwässern oder Straßenabwässern als Belastungsquellen in Betracht zu ziehen sein. Dieses macht sich außerhalb der Marschen durch erhöhte Chloridgehalte bemerkbar. In Gräben mit üppigem submersen Bewuchs ist ferner der Einfluß der Makrophyten auf die Wasserchemie zu berücksichtigen. Durch Aufnahme im Wurzelraum mobilisieren sie Bodennährstoffe, die in den oberirdischen Pflanzenteilen zwischengespeichert werden. Die in der Phytomasse festgelegten Nährstoffe werden beim Zerfall der Pflanzen während und am Ende der Vegetationsperiode dem Wasserkörper zugeführt. Im Unterschied zur schwer zersetzbaren Streu der Röhrichtpflanzen wird die organische Substanz der Makrophyten sehr rasch mineralisiert und vorwiegend durch Algen und wurzellose Makrophyten wiederaufgenommen. Dichte Makrophytenbestände üben deshalb eine eutrophierende Wirkung auf kleine Wasserkörper aus (DENNY 1987:15). Im Unterschied zu Gewässern mit großem Wasservolumen ist dieser Prozeß für kleine, pflanzengefüllte Stillgewässer wie Gräben von erheblicher Bedeutung. Kieler Institut für Landschaftsökologie 5

55 Grundlagen 3 Als weiterer Faktor beeinflußt der Verlandungszustand eines Grabens die chemischen Eigenschaften des Wassers. Die Akkumulation der organischen Substanz fördert die Entwicklung der Röhrichtarten. Das Verhältnis zwischen leicht abbaubarer Biomasse der Makrophyten und schwer zersetzbarer Röhrichtstreu verschiebt sich zugunsten der letzteren: Im Laufe der Sukzession verschlechtert sich die Verfügbarkeit der Bodennährstoffe, was sich zum Nachteil der Makrophyten-Arten auswirkt, die einen hohen Anteil ihres Nährstoffbedarfs über das Wurzelwerk decken. Dagegen sind die wurzellosen und schwach verankerten Makrophyten im Vorteil, weil sie sehr rasch die Phosphorverbindungen aufnehmen können, die bei Sauerstoffmangel aus dem organischen Sediment schubweise ins Wasser freigesetzt werden. Solche Arten wie die Kanadische Wasserpest neigen dazu, Massenbestände auszubilden, in denen soviel Nährstoffe gebunden sind, daß das Wasser selbst zeitweilig nährstoffarm sein kann. Es ist davon auszugehen, daß der Einfluß der Vegetation auf die hydrochemischen Parameter in kleinen Gräben besonders groß ist. Da auch hier die größten Schwankungen des Wasservolumens auftreten, ist mit sehr labilen Verhältnissen zu rechnen. Auf der Grundlage eines umfangreichen Datensatzes stellt SCHUBERT 1997 (S. 66) abschließend fest, daß die Belastung des Wassers nicht den entscheidenden Faktor für das Vorkommen von Pflanzen- und Tierenarten darstellt. Dem Sukzessionszustand, der Grabenvegetation, Wasserqualität Strukturangebot beeinflußt, kommt eine größere Bedeutung zu. Verfahren der Bioindikation, die von einem Zusammenhang von Wasserqualität und Vorkommen von bestimmten Pflanzen und Tieren ausgehen, sind deshalb in Gräben nicht einsetzbar. Im Hinblick auf das zu entwickelnde Konzept ergeben sich hieraus folgende Konsequenzen:! Zur Konzeptentwicklung für Gräben kann auf ein aufwendiges, hydrochemisches Meßprogramm verzichtet werden. Einfache Verfahren der Gewässeransprache im Gelände sind für eine grobe Einstufung der Wasserqualität ausreichend. Von vorrangiger Bedeutung sind die Unterhaltungsmaßnahmen, die den Verlauf der Sukzession steuern. Kieler Institut für Landschaftsökologie 6

56 Grundlagen Unterhaltungsmaßnahmen DIN 07 regelt die geltenden Bezeichnungen für Unterhaltungsmaßnahmen an Gewässern: (zit. nach DVWK Merkblätter 22/1992): Krauten / Entkrauten: Beseitigung der Verkrautung, Entfernung der Phytomasse, z.b. durch Mähgeräte. Submerse und emerse Pflanzen, die im Wasserbereich wachsen, werden oberhalb der Sohle abgeschnitten. Eine Sedimententnahme findet nicht statt. Räumen: Beseitigung von Auflandungen und Abflußhindernissen. Sowohl Pflanzen wie Substrate werden aus dem Gewässer entnommen. Grundräumung: Beseitigung von Verlandungen und Auflandungen zur Wiederherstellung des erforderlichen Abflußquerschnittes. Der Übergang zur Räumung ist fließend. Bei der Grundräumung werden verlandete Gewässerabschnitte vollständig neu ausgehoben. Mähen: Abschneiden und Entfernen des übermäßigen Pflanzenbewuchs auf Ufern und Vorländern durch Mähgeräte. Krauten der Gewässersohle Die Beseitigung der Pflanzenbestände wird durchgeführt, um einen Abflußstau zu verhindern. Die Maßnahme wird deshalb in Fließgewässern und Sielzügen eingesetzt. Kleine Gräben mit überwiegend stehendem Wasser werden in der Regel nicht gekrautet, sondern geräumt. Das Krauten erfolgt mit schwimmenden oder landgestützten Geräten. Mähboote mit Dreiecksmesser, Seitenmähwerk und Sammelharke sind nur für große Gräben mit deutlicher Fließgeschwindigkeit geeignet. Bei schwacher Wasserbewegung verfängt sich das Schnittgut in den Uferpflanzen, anstatt sich in einer Auffangvorrichtung anzusammeln, wo es aus dem Wasser herausgenommen wird. Landgestützte Geräte können in Gewässern bis zu einer Breite von ca. 10 m eingesetzt werden (Die maximale Breite hängt von der Reichweite des Baggerarms ab). An beidseitig bebauten oder bepflanzten Ufern müssen andere Geräte verwendet werden. Häufig werden Sohle und Böschung in einem Arbeitsgang gekrautet bzw. gemäht. Das Krauten mit dem Böschungsmäher ist bei ausreichend langem Hydraulikarm durch Horizontalstellung des Schneidwerks möglich. Problematisch ist jedoch die Entfernung der abgeschnittenen Pflanzen aus dem Wasser. Im Flachland wird am häufigsten der Mähkorb benutzt. Das Gerät besteht aus einem bis ca. 3 m breitem Korb mit einem an der Schneidstelle angebrachten Doppelmesserschneidwerk. Im Unterschied zu Mähbooten und Böschungsmähern wird das Mähgut sofort aus dem Wasser entnommen und entweder seitlich ablagert oder in ein bereitstehendes Transportfahrzeug abgeladen. Kieler Institut für Landschaftsökologie 7

57 Grundlagen 3 Häufig wird ein Teil des mit Schlamm oder Sand durchsetzten oberen Wurzelwerks der Wasserpflanzen gleichzeitig entfernt, was bereits als Räumung einzustufen ist. Auf die Dauer erfolgt eine schleichende Vertiefung des Gewässers und damit eine stärkere Entwässerung. In festen Sohlensubstraten kann ein Ausscharben der Sohle durch das Anbringen von Abstandshaltern am Mähkorb verhindert werden. In weichem Schlamm ist es allerdings schwierig, nicht mit dem Gerät in das Substrat einzudringen. Foto 1: Der Mähkorb wird in Schleswig-Holstein zur Grabenunterhaltung häufig eingesetzt. Räumen und Grundräumen In den meisten kleineren Gräben Schleswig-Holsteins stellt das Räumen die einzige durchgeführte Unterhaltungsmaßnahme dar. In der Marsch wird vom Kleien gesprochen. Mehrere Methoden stehen zur Verfügung. Bei schmalen Gewässern kann die Räumung vom Ufer aus stattfinden. Dabei werden Bagger mit verschiedenen Geräten verwendet: Schaufelbagger mit Schleppschaufel, Greiferbagger oder Grabenlöffel (mit einer glatten Schneidkante). Bagger mit Grabenlöffel werden in Schleswig-Holstein sehr häufig eingesetzt (Foto 2, S. 9). Gelegentlich eine partielle Räumung vorgenommen, indem mit dem Bagger nur die Kanten hochgezogen werden. Dadurch werden in erster Linie aufkommende Röhrichte am Wassersaum entfernt und die Verlandung verlangsamt. Kieler Institut für Landschaftsökologie 8

58 Grundlagen 3 Foto 2: Der Grabenlöffel wird zur Räumung von verlandeten Gräben und von Gräben verwendet, der Sohle durch Röhrichte bewachsen ist. In breiteren Gewässern muß vom Gewässer aus geräumt werden. Die Räumgeräte werden von schwimmenden Vorrichtungen getragen. Aufgrund der Ausmaße der Gewässer kommen solche Geräte in Schleswig-Holstein nur selten zum Einsatz. Grabenfräsen werden zur vollständigen Ausräumung schmaler Gräben wie Grüppen und kleiner Beetgräben bis ca. 1 m Breite eingesetzt (Foto 3, S. 50). Durch das Rotieren von Scheiben oder Trommeln wird das Räumgut weggeschleudert und über einen 10 bis 15 m breiten Streifen auf der angrenzenden Parzelle fein verteilt. Dabei entsteht ein gleichmäßiges, glattes Querprofil. Alle Gewässerorganismen werden dabei ebenfalls klein gehäckselt, so daß die Grabenfräse die aus der Sicht der Lebewelt schädlichste Räumungsmethode darstellt. In Schleswig-Holstein werden Grabenfräsen in der Regel nur noch zur Anlage neuer Entwässerungszüge verwendet. Biologische Bekämpfung Pflanzenfressende Fische ( Graskarpfen ) werden in Schleswig-Holstein zur Grabenunterhaltung nicht eingesetzt. Chemikalien Der Einsatz von Herbiziden im Gewässerbereich ist nach Landeswassergesetz verboten. Kieler Institut für Landschaftsökologie 9

59 Grundlagen 3 Foto 3: Gräben, die mit einer Grabenfräse angelegt oder geräumt wurde, sind an ihrem extrem glatten Profil zu erkennen. In Schleswig-Holstein wird die Grabenfräse nur selten zur Anlage neuer Gräben verwendet. Salzwassereinstau Um eine Verkrautung der Gräben zu verhindern, ist es in den küstennahen Marschen insbesondere auf Eiderstedt und in den Elbmarschen üblich. Seewasser in die Gräben einzuleiten und einzustauen. Das Salzwasser ist für die meisten submersen Arten schädlich. Einige Arten werden jedoch dadurch selektiv gefördert. Kamm-Laichkraut, Sumpf-Teichfaden (Zannichellia palustris ssp. pedicellata) und Zartes Hornblatt (Ceratophyllum submersum) vertragen brackige Verhältnisse. Auch in der Ufervegetation bewirkt der Salzeinfluß eine deutliche Auslese. Die Röhrichtbestände werden von der Salz-Teichsimse (Schoenoplectus tabernaemontani) und Gemeinen Strandsimse (Bolboschoenus maritimus) beherrscht. Im Brackwasser kann das Schilf (Phragmites australis) sehr wüchsige Bestände aufbauen. Andere Arten wie der Wasser-Schwaden (Glyceria maxima) fehlen dagegen vollständig. Kieler Institut für Landschaftsökologie 50

60 Grundlagen 3 Mähen und Beweidung der Böschung Das Mähen oder Beweiden der Grabenböschungen ist nur bei schwach geneigten Böschungen und auf nicht allzu nassen Böden möglich. Beetgräben und Grüppen werden häufig durchweidet. Da sie sehr flach sind, fallen sie im späten Frühling trocken und können nur ephemeren Beständen von amphibischen Arten wie Wassersterne und Wasser-Primel Lebensräume bieten. Die Beweidung durch Schafe führt zu kurzrasigen Flächen, die häufig floristisch und faunistisch artenarm sind. Tiefe Gräben sind in der Regel eingezäunt und höchstens an wenigen Stellen für das Vieh zugänglich. Eine Mahd der Uferböschungen verringert die Beschattung durch Hochstauden, Röhrichte oder aufkommende Gehölze und wirkt sich deshalb auf Wasserpflanzen positiv aus. Darüber hinaus wird die Ausbreitung von Röhrichtpflanzen vom Ufer aus verlangsamt, wodurch die Räumungshäufigkeit herabgesetzt werden kann. Aus zoologischer Sicht geht das Mähen der Böschungen mit einem Habitatverlust einher. Eine Eutrophierungsgefahr geht von der häufig beobachteten Einschwemmung von Mahdgut aus, daß sich im Grabenwasser zersetzt. Rhythmus der Unterhaltungsmaßmahmen Die vorgestellten Maßnahmen werden zu unterschiedlichen Zeitpunkten und in unterschiedlichen Abständen durchgeführt. Auch die Gründlichkeit der Durchführung kann sehr stark variieren. Aufgrund der anfallenden Kosten sind die Gewässerunterhaltenden bestrebt, die Maßnahmen so selten, jedoch jeweils so gründlich wie möglich durchzuführen. Das gleichzeitige Räumen einer möglichst großen Anzahl von Gräben im Verbund stellt ebenfalls eine Kostenersparnis dar. Für die Pflanzen- und Tierwelt hat dieses jedoch zur Folge, daß bei einer Räumkampagne kaum nah gelegene Rückzugsräume unberührt bleiben. Die Räumungshäufigkeit ist sehr unterschiedlich. Die Räumung der Parzellengräben erfolgt meistens nicht nach einem festen Zeitplan, sondern bei Bedarf. Nur die Verbandsgräben werden in der Regel jährlich unterhalten. Die Verlandungsgeschwindigkeit kann von Graben zu Graben sehr stark schwanken. Einige Gräben sind nach 20 Jahren noch offen, während andere bereits nach 5 Jahren stark zugewachsen sind. In Ausnahmefällen kommen Gräben bis zu 0 Jahre lang ohne Räumung aus (STUHR 1987). Neben der Grabenmorphologie und den Nutzungsverhältnissen spielt das Verhalten der dominanten Verlandungspflanzen eine große Rolle. So gehört der Schlamm-Schachtelhalm zu den typischen Problempflanzen, die häufige Räumungen erforderlich machen. Die Art besitzt ein tiefgreifendes Rhizomsystem, das in der Regel nicht vollständig entfernt werden kann, so daß die Pflanzen rasch wieder austreiben. Kieler Institut für Landschaftsökologie 51

61 Grundlagen 3 Die Auswirkungen der Unterhaltungsmaßnahmen auf die Pflanzenwelt sind abhängig von ihrem Durchführungszeitpunkt. In den schleswig-holsteinischen Marschen wird zur Gewährleistung des Abflusses im Winterhalbjahr kurz vor Beginn der Abflußsaison im September geräumt und gemäht. Zu diesem Zeitpunkt haben die meisten Wasserpflanzen bereits überwinterungsfähige Diasporen ausgebildet,so daß der Termin aus botanischer Sicht als günstig zu werten ist. Wenn dichte Makrophytenbestände den Abfluß und somit die Leistung der Schöpfwerke behindern, werden Entkrautungen auch im Hochsommer durchgeführt. Handelt es sich um Verlandungsbestände aus Röhrichten und emersen Stauden, wird die Räumung in der Regel im Winterhalbjahr durchgeführt. Auch die Bodeneigenschaften bestimmen häufig den Zeitpunkt der Unterhaltungsmaßnahmen. So sind manche moorige Niederungen nur bei ausgesprochener Trockenheit oder nach lang anhaltendem Frost mit schweren Maschinen befahrbar Übersicht über bisherige Vorschläge zur schonenden Grabenunterhaltung Bislang sind die Vorschläge zur Erhöhung der ökologischen Verträglichkeit von Maßnahmen der Gewässerunterhaltung überwiegend faunistisch ausgerichtet (vgl. u.a. LEIDERS & RÖSKE 1996). Wasserpflanzen werden lediglich aus dem Gesichtspunkt ihrer Lebensraumfunktion für die Tierwelt berücksichtigt. Die Untersuchung von HANDKE et al. über Gräben der Weser Marsch gehört zu den wenigen Arbeiten, die auch vegetationskundliche Aspekt berücksichtigen. Vorschläge zum Räumzeitpunkt orientieren sich an den Bedürfnissen der jeweils behandelten Tierarten und -gruppen. Bereits ein kurzer Überblick läßt erkennen, daß kein Räumtermin den Belangen aller Arten gerecht werden kann. Mehr oder weniger alle Autoren betonen die Notwendigkeit einer gelegentlichen Räumung zum Erhalt des aquatischen Lebensraums. Über den bestgeeigneten Termin läßt sich jedoch keine Einigkeit erzielen. In der Tendenz werden aus zoologischer Sicht Termine im Zeitraum von September bis November empfohlen. Solche späte Termine dürften jedoch aufgrund des eingeschränkten Abflusses in den regenreichen Herbstmonaten von Seiten der unterhaltenden Verbände auf eine geringe Akzeptanz stoßen. Die bisherigen Vorschläge konzentrieren sich auf wenige Schwerpunkte. Im Vordergrund steht das Aussparen von Wiederausbreitungszellen, was durch jeweils partielle Räumung oder Mahd zu erreichen ist. Eine wechselseitige, halbseitige und abschnittsweise Maßnahmendurchführung wird deshalb empfohlen (vgl. u.a. DVWK Merkblätter 22/1992: 7 ff., HANDKE et al. 1999). Manche Autoren bevorzugen Räumungen von Hand u.a., weil sie sehr langsam vor sich gehen und so verhindert wird, daß große zusammenhängende Grabensysteme gleichzeitig geräumt werden. Aus Gründen des Zeit- und Kostenaufwandes kann dieses jedoch nur in Kieler Institut für Landschaftsökologie 52

62 Grundlagen 3 Ausnahmefällen als punktuelle Pflegemaßnahme in Schutzgebieten empfohlen werden bzw. wenn ausreichende freiwillige Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Eine radikale Räumung mit vollständiger Entfernung des Grabengrundsediments wird von allen Autoren durchweg abgelehnt. Gleiches gilt für die Verwendung der Grabenfräse. Häufig wird eine Veränderung des Grabenprofils empfohlen: Durch Abflachung und Vergrößerung des Querschnitts läßt sich eine höhere Lebensraumdiversität im Böschungsbereich erreichen. Der Schwerpunkt liegt hier auf der Gestaltung der Ufer. Als flankierende Maßnahmen werden die Anlage von breiten Pufferstreifen und Gehölzpflanzungen sowie gelegentlich eine kontrollierte Nutzung z.b. durch Beweidung oder Mahd genannt. Viele dieser Maßnahmen sind aus Wasserschutzgründen empfehlenswert, da sie durch eine verbesserte Filtrierwirkung zu einer Verminderung der Nährstoffeinträge aus umliegenden Flächen beitragen. Das Aufkommen von Gehölzen und hochwüchsigen Stauden erhöht allerdings die Beschattung der Wasserfläche und kann sich auf Makrophyten nachteilig auswirken. In manchen Gebieten erlauben die hydrologischen Ausgangsbedingungen einen Wasseranstau im Grabensystem. Eine solche Maßnahme führt zu einer Wiedervernässung der umliegenden Flächen und kann nur im Zusammenhang mit einem Gesamtkonzept zur Nutzungextensivierung bzw. -umwandlung vorgenommen werden. Bei einem Anstau gelangt die Wasseroberfläche ohne Profilveränderung dichter an die Geländeoberfläche, so daß der Schluchteffekt (Beschattung durch steil eingegrabenen Böschungen) gemildert wird und die Lebensbedingungen für Makrophyten verbessert werden. Die größere Wassertiefe verlangsamt zunächst die Verlandung. Die mit dem Wasseranstau einhergehende Vernässung der umliegenden Flächen kann jedoch die Durchführung von zukünftigen Unterhaltungsmaßnahmen an den Gräben erheblich erschweren und eine langfristige Aufgabe der Gräben erzwingen, was nicht im Sinne des Wasserpflanzenschutzes sein kann. Unter den bislang veröffentlichten Pflege- und Entwicklungskonzepten für Gräben gehört der Landschaftspflegekonzept von Bayern (Band II.10, SCHWAB 199) zu den vollständigsten. Im Unterschied zu den übrigen, artenorientierten Vorschlägen basiert es auf einem landschaftsökologischen Ansatz. Zunächst werden allgemeine Leitsätze formuliert (z.b. Anlage von Pufferstreifen). Je nach Funktion eines Grabens im gesamten Landschaftshaushalt werden verschiedene Entwicklungsziele vorgestellt. Es wird z.b. zwischen Gräben in naturnahen Feuchtgebieten geringer Nutzungsintensität, in kultivierten Feuchtgebieten mit Nutzungs- und Strukturvielfalt und in reinen Produktionsflächen mit hoher Nutzungsintensität unterschieden (SCHWAB 199: 96 ff.). Kieler Institut für Landschaftsökologie 53

63 Grundlagen 3 Zur Umsetzung der allgemein formulierten Leitbilder wurde ein Maßnahmen-Katalog zusammengestellt, der auch einige Maßnahmen zur Erhaltung von gefährdeten Wasserpflanzen enthält. Hier wird empfohlen, im Sommer eine Böschungsmahd vorzunehmen, um die Beschattung der Wasseroberfläche zu reduzieren. Die Forderung, nur gelegentliche manuelle Entkrautungen beim Vorkommen gefährdeter Arten durchzuführen, kann für Schleswig-Holstein angesichts der hohen Kosten und des häufigen Auftretens von Makrophyten der Roten Liste nicht uneingeschränkt übernommen werden. Auch zeigt die bisherige Unterhaltungspraxis in vielen Gebieten Schleswig-Holsteins, daß maschinelle Räumungen nicht grundsätzlich abzulehnen sind Typischer Vegetationszyklus in Gräben Im Unterschied zu Fließgewässern führt die natürliche Entwicklung in einem Graben zum Verlust des Gewässerlebensraums durch Verlandung. Die Grabenunterhaltung hat ein regelmäßiges Wiedereintreten von vegetationsarmen Frühstadien zur Folge. Nach einer Räumung setzt die konkurrenzbedingte Auslese unter den submersen Arten ein. Im Unterschied zu natürlichen Fließgewässergewässern, in denen auch abiotische Faktoren wie die Strömung bei der Artenauslese eine große Bedeutung haben können, stellt - neben dem Eingriff durch die Räumung -das Konkurrenzgefüge unter den Arten in der Zeitspanne zwischen zwei Räumungen eine der wichtigsten Steuergrößen für die Vegetationsentwicklung dar. In der Anfangszeit können konkurrenzschwache Arten - soweit sie in der Lage sind, die Räumung zu überdauern bzw. rasch wieder einzuwandern - auch in stark eutrophen Gräben vorkommen. In der Regel handelt es sich um lichtbedürftige, kleinwüchsige Arten, die ihren Schwerpunkt in wenig belasteten Gewässern haben, weil nur dort langfristig Klarwasserverhältnisse gegeben sind. Den einzelnen Pflanzen ist es jedoch gleichgültig, ob die ausreichende Lichtversorgung das Ergebnis der Beseitigung von beschattenden Konkurrenten durch Räumung ist oder auf die geringe Trübung in unbelastetem Wasser zurückzuführen ist. Verfahren der hydrochemisch orientierten Bioindikation u.a. über Ziegerarten für bestimmte Trophiestufen sind deshalb zur Charakterisierung von Gräben (sowie von allen regelmäßig stark gestörten Lebensräumen) nur bedingt anwendbar. Mit der Zeit setzen sich die Arten durch, die zur kräftigen Biomassebildung befähigt sind. Ihr Vorteil kann physiologischer Natur sein und darin bestehen, daß sie in der Lage sind, die in der Regel im Graben reichlich vorhandenen Nährstoffe sehr effektiv umzusetzen. Positiv wirken sich Wuchsformen aus, die den Pflanzen eine Besiedlung des Wasserkörpers knapp unter oder an der Oberfläche ermöglichen, weil sie von anderen Arten wenig beschattet werden und dabei ihre Konkurrenten beschatten. Diese Selektionsvorgänge innerhalb der submersen Vegetation sind leicht zu übersehen und nur bei gezielter Beobachtung erkennbar. Sie setzen ein, bevor Anzeichen der Verlandung sichtbar werden. Deshalb läßt sich im Laufe der Zeit auch in breiten, nur langsam verlandenden Gräben eine floristische Kieler Institut für Landschaftsökologie 5

64 Grundlagen 3 Verarmung feststellen. Die Artenvielfalt ist in der Regel in den mittleren Sukzessionsstadien am größten. Parallel zur Entwicklung der Pflanzenbestände wandeln sich auch die Substrate auf dem Grabengrund. Das zunächst überwiegend mineralische Sediment reichert sich zunehmend mit organischen Anteilen an. Im Laufe der Sukzession akkumuliert sich Detritus und Sapropel auf dem Grabengrund. Bei hohem Gehalt des Bodens an organischer Substanz geht die Phytomasseproduktion der Makrophyten trotz des hohen absoluten Nährstoffgehaltes des Substrates zurück. Die Abnahme der Wuchsleistung ist nur z.t. auf eine stärkere chemische Bindung der Nährstoffe an organische Komplexe zurückzuführen. Wie BARKO & SMART 1986 nachweisen konnten, ist die geringe Dichte des Substrats entscheidend, die einen niedrigen Nährstoffgehalt pro Volumeinheit bedingt. Eine Pflanze muß deshalb auf locker gelagertem, grobporigem organischem Substrat ein aufwendigeres Wurzelsystem ausbilden, um die gleiche Nährstoffausbeute wie auf dicht gelagerten mineralischen Substraten zu erzielen. In späten Stadien der Sukzession gehen deshalb auch aus pedologischen Gründen die wurzelnden Makrophyten zurück. Insbesondere für einjährige Arten wie schmalblättrige Laichkräuter ist der Aufwand zum Ausbau eines ausgedehnten Wurzelsystems zu hoch. Auch im klarem Wasser und bei günstigen Lichtverhältnissen verkümmern die Pflanzen im Jungpflanzenstadium. Wenn über lange Zeiträume nur entkrautet wird, verschlechtern sich die Entwicklungsbedingungen für Arten, die mineralische Substrate bevorzugen. Hierzu zählen Armleuchteralgen und manche schmalblättrigen Laichkräuter. Für einige Arten kann deshalb eine zu schonende Pflege zum Verhängnis werden. Zumindest für einige Abschnitte eines Grabensystems können radikalere Räumungen von Vorteil sein. Als Folge der Akkumulation von organischer Substanz auf dem Grabengrund wird irgendwann die kritische Tiefe erreicht, bei der die Sohle für emerse Pflanzen besiedelbar wird. Einige submerse Arten können sich noch eine Zeitlang in ihrem Schatten halten. Um die Abflußleistung aufrechtzuerhalten, werden Gräben in der Regel geräumt, bevor sie vollständig verlandet sind. Die Schlußstadien der Sukzession werden von Flutrasen- oder Röhrichtbeständen beherrscht. Als Schlußgesellschaft siedeln sich langfristig Gehölze (Erlen, Weiden) auf ehemaligen Grabenstandorten an. Abb. 2: Zyklische Entwicklung der Vegetation in einem regelmäßig geräumten Graben. aus LEIDERS & RÖSKE 1996:7) Kieler Institut für Landschaftsökologie 55

65 Grundlagen 3 Unter langfristig gleichbleibender Grabenunterhaltung wiederholt sich die zyklische Abfolge der Vegetationszustände, die mit dem regelmäßigen Wiederkehren bestimmter Lebensformgruppen verbunden ist. Die jeweilige Artenzusammensetzung hängt davon ab, welche Arten sich nach Räumung als erste wieder ansiedeln, und kann deshalb von Zyklus zu Zyklus variieren. Solange die Grabensohle bei der Räumung nicht allzu tief ausgeschürft wird, bleibt ein Grundstock an Arten erhalten, die aus tief vergrabenen unterirdischen Organen wiederaustreiben können. Das Wiederauftreten der einjährigen und flachwurzelnden Arten ist dagegen schwieriger zu prognostizieren. Wenn die Lichtversorgung bereits in den Frühstadien der Sukzession schlecht ist, so werden sich auch in frisch geräumten Gräben keine konkurrenzschwachen Arten ansiedeln können. Die Beschattung kann auf die Profilform und auf überhängenden Uferbewuchs zurückzuführen sein. Auch anhaltende Planktonblüten, ein dichter Teppich aus Teich- und Wasserlinsen oder durch Viehtritt aufgewühlter Boden können die Entwicklung von lichtbedürftigen Arten unterbinden. Ferner ist zu bedenken, daß bei unvollständigen, schonenden Räumungen Fortpflanzungseinheiten der konkurrenzkräftigen Arten aus den Schlußstadien der Sukzession im Graben verbleiben. Aus Bruchstücken der kanadischen Wasserpest können sich sehr schnell wieder dominante Populationen aufbauen. Je zahlreicher solche Diasporen sind und je nährstoffreicher das Wasser ist, desto kürzer ist der Zeitraum, in dem sich konkurrenzschwache Arten entwickeln können. In manchen Fällen werden die Pionierstadien übersprungen : Bereits am Ende der ersten Vegetationsperiode nach einer Räumung herrschen wieder monotone Bestände aus dominanten Arten vor.! Zusätzliche Informationen zur Ökologie von Wasserpflanzen finden sich im Teil A der vorliegenden Studie (Kap. 3). Fazit: Potential der Gräben für den Schutz gefährdeter Makrophyten Bei geeigneter Grabenunterhaltung stellt die zyklische Entwicklung der Grabenvegetation ein stetiges Phänomen dar, das in Pflegevorschläge für konkurrenzschwache Wasserpflanzen integriert werden kann. Zur Entwicklung von artbezogenen Schutzkonzepten kommen den Regenerationsstrategien der einzelnen Arten (z.b. Diasporentypen, Beschaffenheit des Wurzelsystems) eine große Bedeutung zu. Auch die arttypische Phänologie ist zur Festlegung geeigneter Räumungstermine zu berücksichtigen (z.b. Reife der Samen oder der Turionen). Kieler Institut für Landschaftsökologie 56

66 Inhaltsverzeichnis. Pflege- und Entwicklungsvorschläge. Pflege- und Entwicklungsvorschläge Grundannahmen Unterscheidung schmale / breite Gräben Thesen Floristische Prioritäten und räumliche Schwerpunkte Floristische Prioritäten Räumliche Prioritäten Häufig festgestellte Probleme Schmale Gräben Standortverluste durch Verlandung und Verfüllung Beschattung Ungenügende Wasserführung Salzwassereinstau Wasserbelastung Räumungsintensität Ausbreitungshindernisse Vorkommen von Problemarten Breite Gräben Profileigenschaften Substrateigenschaften Wasserbelastung Frühe Mahdtermine...87

67 .. Maßnahmen-Katalog Maßnahmen für schmale Gräben Aufrechterhatung der vorhandenen Gräben Unterhaltungsmaßnahmen Wasserführung Profileigenschaften Senkung des Nährstoffgehalts des Grabenwassers Pflege des Grabenrands Problemarten Punktuelle Maßnahmen zur Förderung einzelner Arten Beseitigung von Ausbreitungshindernissen Maßnahmen für breite Gräben Profileigenschaften Unterhaltung Ufergestaltung Typenübergreifende Empfehlungen: Standard-Grabenpflege Empfehlungen für Grabentypen Hinweise zur Bestimmung der Typen Wasserlinsen-Graben Froschbiß-Graben Krebsscheren-Graben Wasserstern-Graben Wasserpest / Hornblatt-Graben Laichkraut-Graben Teichrosen-Graben Artenreicher Moor- und Feuchtheiden-Graben Brackwasser-Graben Flutrasen-Graben Berle / Wasserprimel-Graben Binsen / Seggen / Rohrglanzgras-Graben Röhricht-Graben Gehölzgesäumter Graben Makrophytenfreier Graben

68 Leitlinien des Schutzkonzepts Pflege- und Entwicklungsvorschläge Nachdem im Kap. 3 die Entstehung der Grabensysteme in Schleswig-Holstein und die Standortbedingungen für Wasserpflanzen in Gräben vorgestellt wurden, werden im folgenden Empfehlungen zum Schutz und zur Förderung von gefährdeten Wasserpflanzen in Gräben formuliert. Als weitere Grundlagen werden die im Teil A der Studie vorgestellten Informationen zur Ökologie von Wasserpflanzen herangezogen. Das vorliegende Konzept zum Schutz von gefährdeten Makrophyten in Gräben beruht auf zwei Säulen: Empfehlungen zur Auswahl von floristischen und räumlichen Prioritäten und ein problemorientierter Maßnahmen-Katalog. Auf dieser Grundlage wird ein bezüglich des erforderlichen Aufwands differenziertes Vorgehen vorgeschlagen: Empfehlungen für eine Standard-Grabenpflege, die zur Verbesserung der Voraussetzungen für gefährdete Wasserpflanzen beitragen kann. Die Standard-Grabenpflege benötigt keine wissenschaftliche Betreuung und kann ohne Zusatzkosten in die landesübliche Grabenunterhaltung integriert werden. Empfehlungen zur Auswahl von Modellgebieten und zur Aufstellung von differenzierten Pflegeplänen. Solche Programme benötigen umfangreiche Basisdaten und eine wissenschaftliche Begleitung. Sie sind nur für Gebiete mit einer besonders wertvollen aquatischen Grabenflora sinnvoll. Auf der Grundlage der floristischen und räumlichen Inventarisierung (Kap. 2) werden Arten ausgewählt, die aufgrund ihrer Vorkommen in Gräben floristische Prioritäten darstellen. Die Teilräume Schleswig-Holsteins, in denen diese Arten mit besonders bedeutsamen Beständen vorkommen, sind als räumliche Schwerpunkte für spezielle Förderungsprogramme geeignet (Kap..2.). Anschließend müssen die spezifischen Probleme und Ungunstfaktoren für Wasserpflanzen in Gräben erkannt werden. Diese werden in Kap..3. erläutert. Darauf aufbauend werden anschließend Lösungen aufgezeigt. Hierfür wird ein Instrumentarium vorgestellt, das bezüglich des Untersuchungsaufwands ein differenziertes Vorgehen ermöglicht. Kap... enthält einen nach Problemkreisen aufgeschlüssselten Maßnahmenkatalog. Im Kap..5. werden Empfehlungen für eine Standard-Grabenpflege vorgestellt, die zwar keine Kieler Institut für Landschaftsökologie 57

69 Leitlinien des Schutzkonzepts gezielte Förderung bestimmter Arten, jedoch die Einstellung von Standortbedingungen ermöglichen, die für eine Vielzahl von Makrophyten günstig sind. Als Entscheidungshilfe für die Festlegung von Maßnahmen werden verschiedene Grabentypen und typspezifische Maßnahmen vorgestellt (Kap..6.). Die Typbestimmung richtet sich nach dominanten Artengruppen: Eine vollständige Inventarisierung der Arten ist nicht erforderlich. Ein differenziertes Vorgehen ist anhand der Merkblätter der Arten möglich, die artspezifische Angaben zur Ökologie, Maßnahmenverträglichkeit und Förderungsmöglichkeiten enthalten (Teil A der Studie).! Der behandelten Fragestellung entsprechend richten sich die vorgeschlagenen Schwerpunkte und Maßnahmen ausschließlich nach den spezifischen Bedürfnissen der aquatischen Flora und sind nicht mit den Ansprüchen aller potentiell in Gräben vorkommenden Pflanzen- und Tierarten kompatibel. Die folgende Übersicht über den Aufbau des Konzepts bietet einen inhaltlichen Leitfaden zur Findung der gewünschten Informationen für bestimmte Fragestellungen. Kieler Institut für Landschaftsökologie 58

70 Leitlinien des Schutzkonzepts Übersicht über den Aufbau des Konzepts Erkennen der spezifischen Probleme und Gefährdungsursachen Definition von Prioritäten häufig festgestellte Probleme und Ungunstfaktoren für Wasserpflanzen in Gräben (Kap..3.) Lösungen Feststellung der floristischen Prioritäten: Auswahl von Arten mit Vorkommensschwerpunkt und günstigen Erhaltungsvoraussetzungen in Gräben (Kap..2.1.) Maßnahmen-Katalog (Kap..) Vorstellung von häufigen Grabentypen mit Auflistung typischer Probleme und möglicher Lösungen (Kap..6.) Merkblätter der Arten artspezifische Empfehlungen (Teil A) Abgrenzung der räumlichen Prioritäten: Landschaften mit besonders wertvollen Vorkommen von Zielarten (Kap..2.2.) zwei abgestufte Vorgehensweisen Standard-Grabenpflege allgemeine Empfehlungen für Gräben außerhalb der Modellgebiete: geringer Bedarf an Ausgangsdaten und fachlicher Begleitung (Kap..5.) Pläne für Modellgebiete genaue Inventarisierung der Arten, Kartierung typischer Probleme, differenzierte standortangepaßte Lösungen: höherer Bedarf an Ausgangsdaten und fachlicher Begleitung Planbeispiele für 3 Modellgebiete Kieler Institut für Landschaftsökologie 59

71 Leitlinien des Schutzkonzepts.1. Grundannahmen.1.1. Breite vs. schmale Gräben Ein differenziertes Vorgehen für breite und schmale Gräben ist aus verschiedenen Gründen sinnvoll: Größere Breiten sind in der Regel mit größeren Wassertiefen verbunden, so daß die Standortbedingungen für anderen Artengruppen (See- und Teichrosen, breitblättrige Laichkräuter) günstig werden (Foto, S. 60). Mit der Wassertiefe wird allerdings die Trübung des Wasserkörpers für viele Makrophyten zum Problem, während in schmalen und flachen Gräben selbst bei stärkerer Trübung meistens genügend Licht den Grabengrund erreicht (Foto 5, S. 60). Im Unterschied zu schmalen Gräben ist in breiten Gräben häufig eine leichte Fließbewegung gegeben, weil die breiten Sielzüge einen direkten Anschluß an Schöpfwerke besitzen. Die breiten Gräben und Sielzüge werden in der Regel nicht geräumt, sondern im Sommer vom Boot aus mit einer unter Wasser geschleppten Sense gemäht. Aufgrund des andersartigen Verhältnisses von Ufer- zu Wasserbereich verursachen hohe Vegetationstrukturen wie Röhrichte und Hochstaudensäume in breiten Gräben keine problematische Beschattung des Wasserkörpers. Als Faustwert zur Abgrenzung von breiten und schmalen Gräben wird von einem Schwellenwert von 3 m Breite ausgegangen. Im Einzelfall können bei geringen Wassertiefen breite Gräben bezüglich ihrer Standortökologie schmalen Gräben ähneln. Umgekehrt können in schmalen Gräben Übertiefen auftreten. Kieler Institut für Landschaftsökologie 60

72 Leitlinien des Schutzkonzepts Foto : Beispiel für einen breiten Graben: Die Neue Schlote (Eider-Sorge-Niederung bei Norderstapel) leitet Wasser aus der Sorge bis zur Steinschleuse und stellt den größten Vorfluter des Gebiets dar. Foto 5: Beispiel für einen schmalen Graben (Tielener Koog, Eider-Niederung östlich von Erfde). Mit einer Breite von ca. 1,5 m stellt der abgebildete Graben einen typischen Parzellengraben dar. Kieler Institut für Landschaftsökologie 61

73 Leitlinien des Schutzkonzepts.1.2. Thesen Leitgedanke Bei gleichbleibender Grabenpflege und Nutzung der umliegenden Flächen stellt die zyklische Entwicklung der Wasserpflanzen-Vegetation der Gräben ein stetiges Phänomen dar, das im Rahmen von Schutzprogrammen für Makrophyten integriert werden kann. Durch geeignete Pflege lassen sich in Gräben die meisten Arten in stabilen und individuenreichen Populationen erhalten. Durch entsprechende Maßnahmen und Durchführungsrhythmen kann in einem Gebiet mit vergleichsweise einfachen Mitteln eine hohe Artenvielfalt erzielt werden.! Aus der Sicht des Artenschutzes stellen Förderungsmaßnahmen in Gräben einen sicheren und vergleichsweise kostengünstigen Weg dar, um Populationen von gefährdeten Wasserpflanzen zu erhalten. Maßnahmen in Fließgewässern und Seen sind aufgrund der Ausmaße und der schwer lenkbaren Dynamik größerer Gewässersysteme ungleich schwieriger erfolgreich durchzuführen als in überschaubaren Gräben. Die vorgeschlagenen Maßnahmen basieren auf folgenden Annahmen. These 1 Räumung muß sein! Der Verzicht auf die Grabenunterhaltung führt durch Verlandung zum Verlust des aquatischen Lebensraums. Diese Entwicklung geht im Einzelfall unterschiedlich schnell vor sich. Die Nutzung und Pflege der Grabenränder (z. B. durch Beweidung) und eine geringe Produktivität (z.b. in Mooren) können die Verlandung hinauszögern. Langfristig fallen jedoch alle nicht mehr unterhaltenen Gräben diesem Vorgang zum Opfer. These 2 Lange Räumungsintervalle führen zu einer floristischen Verarmung. Gräben stellen Systeme dar, die durch externe Störungen gesteuert werden. Im Unterschied zu Fließgewässern, in denen auch abiotische Faktoren des Standorts bei der Artenauslese eine große Bedeutung haben können (z.b. Strömung), stellt - neben dem Eingriff durch die Räumung - das Konkurrenzgefüge der Arten in der Zeitspanne zwischen zwei Räumungen die wichtigste Steuergröße für die Vegetationsentwicklung dar (insbesondere durch gegenseitige Beschattung). Kieler Institut für Landschaftsökologie 62

74 Leitlinien des Schutzkonzepts Nach der Räumung setzt die konkurrenzbedingte Auslese unter den Arten ein. In der Anfangszeit können konkurrenzschwache Arten - soweit sie in der Lage sind, die Räumung zu überdauern oder rasch wieder einzuwandern - auch in stark eutrophen Gewässern vorkommen, aus denen sie ohne regelmäßige Räumung von Wuchskräftigeren wieder verdrängt werden. Mit wenigen Ausnahmen (z.b. Krebsschere, Stratiotes aloides RL 3) gehören die Zielarten zu den Konkurrenzschwachen. Mit der Zeit setzen sich wenige Arten durch, die die vorrätigen Nährstoffe in eine kräftige Biomassebildung umsetzen können. Die Artenvielfalt ist somit eine unmittelbare Folge der Unterhaltungsmaßnahmen. Unterbleibt die Räumung, so läßt sich auch in breiten, langsam verlandenden Gräben schon bald eine floristische Verarmung feststellen. Definition: Problempflanze Als Problempflanzen werden Arten definiert, die zu Massenentwicklungen befähigt sind und dadurch das Vorkommen von anderen, konkurrenzschwächeren Arten unterdrücken. Die Arten verhalten sich nicht überall als Problempflanzen. Ob sie zum Problem werden, hängt von der Standortbeschaffenheit, von den übrigen vorkommenden Arten und - nicht zuletzt - vom gewählten Entwicklungsziel für einen Graben ab. In der Regel sind Problempflanzen häufig und nicht gefährdet (z.b. Elodea canadensis). Eine Ausnahme bildet die Krebsschere (Stratiotes aloides RL 3), die außerhalb der Marsch selten ist. These 3 Die Sukzession nach Räumung fängt nicht bei Null an. Solange die Grabensohle bei der Räumung nicht tief ausgeschürft wird, bleibt ein Grundstock an Arten erhalten, die sich aus unterirdischen Organen, Samen oder Bruchstücken regenerieren können. Die Vegetation der Frühstadien stellt deshalb kein Zufallsprodukt dar, sondern wird entscheidend von der Artenzusammensetzung vor der Räumung geprägt. Die Bezeichnung Pionierstadium ist deshalb für die frühen Stadien der Sukzession nach der Räumung irreführend. Vielmehr handelt es um eine Regeneration aus der vorhandenen Diasporenbank. Echte Pionierstadien treten nur bei vollständiger Ausräumung oder in neu angelegten Gräben. auf Diese Lebensräume sind in der Regel artenärmer als alte Gräben. Die jeweilige Artenzusammensetzung hängt davon ab, welche Arten sich als erste wieder entwickeln. Hier können u.a. die Witterungsverhältnisse eine Rolle spielen, so daß das Arteninventar von Zyklus zu Zyklus variieren kann. Wenn gefährdete Arten in einem Graben vorkommen, ist eine zumindest partielle Erhaltung der Diasporenbank wünschenswert und durch eine entsprechende Räumungsmethode zu Kieler Institut für Landschaftsökologie 63

75 Leitlinien des Schutzkonzepts fördern. Sind dagegen nur Problemarten (z.b. Elodea canadensis) vertreten, kann es angebracht sein, eine gründliche Räumung vorzunehmen. These Eine zu späte Räumung fördert die Arten der Spätstadien der Sukzession. Es muß geräumt werden, bevor die Zielarten im Laufe der Sukzession verdrängt worden sind. Aus These 3 ergibt sich folgende Konsequenzen: Sind vor der Räumung gefährdete Wasserpflanzen-Arten vertreten, dann ist sehr wahrscheinlich, daß sie auch im darauffolgenden Frühstadium vorkommen werden. Da sich schmalblättrige Laichkräuter bei konstanten Wasserständen eher aus kurzlebigen Turionen regenerieren als aus länger haltbaren Samen, sinkt mit der Zeit die Wahrscheinlichkeit, daß sich regenerationsfähige Diasporen noch im Graben befinden. Der optimale Räumungszeitpunkt liegt deshalb dann, wenn die Zielarten noch vorkommen und bevor die konkurrenzstarken Arten der Spätstadien die Oberhand gewonnen haben. HANDKE et al stellten fest, daß sich Laichkräuter nach Räumung von vollständig verlandeten Gräben der Wesermarsch nicht mehr entwickelten (S. 270). Nach eigenen Beobachtungen ist zumindest von einer starken Schwächung der Populationen auszugehen. Sind dagegen vor einer Räumung überwiegend konkurrenzstarke Problemarten vertreten, so ist davon auszugehen, daß einige ihrer Diasporen die Räumung überdauern werden. Aufgrund ihrer Wuchskraft werden sie sich bald wieder durchsetzen. Der Zeitraum, in denen sich konkurrenzschwache Arten entwickeln können, wird dadurch verkürzt. Im Extremfall bleibt er ganz aus: Der frisch geräumte Graben kann bereits im Folgejahr mit einem Dominanzbestand einer Problempflanze gefüllt sein. Wenn erst in einem späten Stadium der Sukzession geräumt wird, in dem nur noch konkurrenzstarke Problemarten vorkommen, ist die Gefahr groß, daß die Räumung keinen Entwicklungsraum für Konkurrenzschwächere schafft. Da die konkurrenzstarken Problemarten sich häufig durch eine sehr effektive Vermehrung aus Bruchstücken auszeichnen, werden sich durch eine Zerstückelung bei der Räumung nicht geschädigt, sondern selektiv gefördert.! Je nach Vegetationsdynamik der Grabengebiete (die u.a. durch den Nährstoffhaushalt geprägt wird) sind Räumungen zum Erhalt von seltenen Wasserpflanzen in einem Abstand je nach Standort von drei bis fünf Jahren durchzuführen. Nach Beobachtungen von einem bis zwei Sukzessionszyklen läßt sich für ein Gebiet anschließend relativ einfach ein geeigneter Unterhaltungsrhythmus ermitteln. Kieler Institut für Landschaftsökologie 6

76 Leitlinien des Schutzkonzepts These 5 Halbseitige und abschnittsweise durchgeführte Räumungen können Problemarten fördern. Das Auslassen von Teilbereichen eines Grabenabschnitts bei der Räumung entspringt dem nachvollziehbaren Wunsch, Schonräume und Wiedereinwanderungszellen zu erhalten und damit einen Kahlschlag in der Lebensgemeinschaft zu vermeiden. Aus zoologischer Sicht kann diese Vorgehensweise sinnvoll sein. Für Wasserpflanzen bedeutet sie, daß ein räumliches Nebeneinander von verschiedenen Sukzessionsstadien herbeigeführt wird. In der Hälfte eines halbseitig geräumten Grabens finden sich Arten der Spätstadien (z.b. Elodea canadensis), die z.b. im Schutz der Röhrichte erhalten bleiben. Auf der gegenüberliegenden geräumten Grabenhälfte entsteht ein freier Raum, um dessen Besiedlung wuchsschwache und -starke Arten konkurrieren sollen. Die konkurrenzstarken Arten der Spätstadien starten in diesem Rennen mit einem erheblichen Platzvorteil: Sie können sich rasch durch Wachstum der Restbestände ausbreiten, während andere Arten sich erst wieder etablieren müssen. Es ist deshalb wahrscheinlich, daß die Ausbreitung der Arten der Spätstadien durch die partielle Räumung gefördert wird (Foto 1, S. 82, Foto 15, S. 8). Zur Aufrechterhaltung von offenen Räumen für konkurrenzschwache Pflanzenarten müßte folglich häufiger eingegriffen werden als bei einer Räumung der gesamten Grabenlänge- und breite. Damit würde das Gegenteil der erwünschten Wirkung (Reduktion der negativen Folge einer Räumung) erreicht.! Partielle Räumungen können aus zoologischer Sicht Vorteile bringen. Die Vorgehensweise birgt die Gefahr, Problempflanzen selektiv zu fördern. Für gefährdete Wasserpflanzen ist ihre Wirksamkeit gering und kann langfristig mit einer Zunahme der Gefährdung verbunden sein. Partielle Räumungen sind deshalb nur für Grabenssyteme zu empfehlen, in denen keine Problempflanzen vorkommen. Erfahrungsgemäß ist diese Voraussetzung jedoch nur selten erfüllt. These 6 Hohe Strukturen am Grabenrand behindern die Entwicklung der submersen Vegetation. Die meisten Wasserpflanzen sind lichtbedürftige Organismen, die eine Beschattung durch Gehölze, Röhrichte, Hochstaudensäume und andere Wasserpflanzen nur kurzfristig ertragen. Dieses Problem ist in erster Linie für schmale Gräben akut. Insbesondere in windexponierten Küstenregionen werden überragende Uferpflanzen häufig auf die Wasserfläche niedergedrückt (Foto 37, S 158). In breiten Gräben (über 3 m) wirkt sich der Schattenwurf durch eine hochwüchsige Ufervegetation weniger nachteilig aus bzw. betrifft nur Teilbereiche des Wasserkörpers. Auf Wasserpflanzen wirken sich offene, gemähte oder beweidete Grabenränder positiv aus. Kieler Institut für Landschaftsökologie 65

77 Leitlinien des Schutzkonzepts These 7 Die Erhaltung und Förderung von gefährdeten Wasserpflanzen in einem Graben sind nicht mit allen zoologisch orientiert Schutzzielen kompatibel. Der für Wasserpflanzen günstige Grabentyp ist vergleichsweise strukturarm, was für manche aquatische und amphibische Tierarten und Vögel (Nistmöglichkeiten in Röhrichten) nachteilig ist. Eine Räumung in den mittleren Sukzessionsstadien unterbindet die Ausbildung von langlebigen Lebensgemeinschaften. Einige Tiergruppen (Mollusken, Libellen und Käfer-Arten mit mehrjähriger Entwicklung, Fische) können dadurch geschädigt werden. In vielen Gebieten sind Gräben noch in ausreichender Zahl vorhanden. Aufgrund der vernachlässigten Pflege beherbergen die meisten Gräben keine gefährdeten Wasserpflanzen mehr und können anderen Schutzzielen gewidmet werden. Durch räumliche Trennung der Schutzziele können Zielkonflikte gelöst werden. These 8 Eine Unterhaltung nach dem Rotationsprinzip, bei dem in einem Jahr nur einen Teil der Gräben eines Gebiets geräumt werden, bringt für Wasserpflanzen keine Vorteile. Für manche Makrophyten Arten kann sich daraus eine Gefährdung ergeben. Häufig wird die Forderung formuliert, jeweils nur Teilbereiche eines Grabensystems turnusmäßig zu unterhalten (u.a. LEIDERS & RÖSKE 1996, S. 28). Bei langen Räumungsintervallen hat diese Vorgehensweise zur Folge, daß jeder Graben die vollständige Sukzession vom Frühstadium bis zur Verlandung durchläuft. Auf diese Weise können Arten, die in den mittleren Sukzessionsstadien verdrängt werden und nur kurzlebige Diasporen bilden, mittelfristig aus dem gesamten Grabensystem ausgemerzt werden (vgl. Thesen 3 und ). Da Wasserpflanzen bedeutend weniger mobil sind als Tiere und sich überwiegend aus der Diasporenbank des geräumten Grabens statt durch Einwanderung aus Nachbargräben regenerieren, bringt eine turnusmäßige Räumung aus botanischer Sicht keine Vorteile.! Da Kompromißlösungen wie wechsel- oder halbseitige Räumungen für Wasserpflanzen nicht den erwünschten Effekt bringen (vgl. These 5), sollte eine langfristige Festlegung der Schuzziele für jeden Graben eines Gebiets stattfinden. Ein Wechsel von Schutzzielen nach wenigen Jahren würde sich sowohl auf den offenen und häufiger gestörten Wasserpflanzen-Graben als auch auf den strukturreichen, weniger gestörten Röhricht-Graben negativ auswirken, da beide Typen ihren spezifischen Wert durch die Kontinuität des Managements erlangen. Dadurch erübrigt sich aus der Sicht des Makrophytenschutzes die Ausarbeitung von komplizierten, zeitlich gestaffelten Unterhaltungsplänen. Für Teile des Grabensystems, die anderen Schutzzielen gewidmet sind, sind Rotationspläne nach wie vor sinnvoll. Kieler Institut für Landschaftsökologie 66

78 Typische Probleme.2. Floristische Prioritäten und räumliche Schwerpunkte Bezüglich der aquatischen Vegetation der Gräben ergeben sich für Schleswig-Holstein keine Verpflichtungen gemäß FFH-Richtlinie Floristische Prioritäten Als floristische Prioritäten werden Arten eingestuft, die in Schleswig-Holstein ausschließlich in Gräben vorkommen oder in diesem Lebensraum im Vergleich zu anderen Gewässertypen mit besonders gut entwickelten Beständen vertreten sind. Diese Voraussetzung trifft für folgende Arten zu, die in Schleswig-Holstein schwerpunktmäßig bzw. ausschließlich in Gräben vorkommen: Dichtes Fischkraut, Groenlandia densa RL 1 Flachstengeliges Laichkraut, Potamogeton compressus RL 2 Haarblättriges Laichkraut, Potamogeton trichoides RL 3,! weltweit gefährdet Teich-Wasserstern, Callitriche stagnalis RL 3 Quellgras, Catabrosa aquatica RL 2 Efeu-Wasserhahnenfuß, Ranunculus hederaceus RL 2 Für die Erhaltung des weltweit gefährdeten Haarblättrigen Laichkrauts (Potamogeton trichoides) kommt der Bundesrepublik Deutschland eine hohe Verantwortlichkeit zu. Da die Art in Schleswig-Holstein hauptsächlich in Gräben vorkommt, stellt Potamogeton trichoides für die vorliegende Studie eine absolute Priorität dar. Darüber hinaus sind die Bestände folgender Arten im landesweiten Vergleich in Gräben besonders gut entwickelt: Spitzblättriges Laichkraut, Potamogeton acutifolius RL 2 Berchtolds Laichkraut, Potamogeton berchtoldii RL 3 Stachelspitziges Laichkraut, Potamogeton friesii RL 2 Zwerg-Laichkraut, Potamogeton pusillus RL 3 Krebsschere, Stratiotes aloides RL 3 Kieler Institut für Landschaftsökologie 67

79 Typische Probleme Breitblättrige Laichkräuter sind dagegen in der Grabenflora nur vergleichsweise schwach repräsentiert. Sie sind in Gewässern mit größeren Wassertiefen (Fließgewässer, Seen, Teiche) deutlich stärker und mit vitaleren Formen anzutreffen. Tausendblatt-Arten (Myriophyllum spicatum, Myriophyllum verticillatum) sind vereinzelt in Gräben vertreten. Im landesweiten Vergleich wurden jedoch bislang in Gräben keine Bestände von herausragender Bedeutung festgestellt. Sehr große Populationen beider Arten finden sich in den schwach eutrophen bis eutrophen Seen der Jungmoränenlandschaft. Die Flora der Gräben setzt sich aus Arten zusammen, die ihren Schwerpunkt in Stillgewässern haben. Obligate Fließgewasser-Arten (z.b. Ranunculus fluitans, Ranunculus penicillatus) und strömungsliebende Arten wie Fontinalis antipyretica und Potamogeton praelongus kommen in Gräben nicht vor. Arten der Zwergbinsen-Gesellschaften (z.b. Peplis portula) sind in Gräben nur äußerst selten nachgewiesen worden. Sie benötigen offene Standorte, die im Spätsommer trocken fallen. Trockengefallene Grabensohlen sind in der Regel mit Flutrasen, Rohr-Glanzgras oder eingetrocknete Algenwatten bedeckt und deshalb für Zwergbinsen-Gesellschaften ungeeignet. Es wird vorgeschlagen, die Förderungsbemühungen auf die oben genannten Arten zu konzentrieren. Bei der Umsetzung geeigneter Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen entstehen ohnehin Bedingungen, die ganz allgemein für konkurrenzschwache Makrophyten günstig sind und somit auch für weitere gefährdete, nicht als vordringlich eingestufte Wasserpflanzen förderlich sind. Sollte sich im Einzelfall herausstellen, daß weitere gefährdete Arten in einem Grabenabschnitt vorkommen, kann anhand der Merkblätter der Arten überprüft werden, welche besondere Standortsprüche für diese Arten zu erfüllen und welche speziellen Maßnahmen gegebenenfalls zu ergreifen sind Räumliche Prioritäten Im Hinblick auf den Artenreichtum der makrophytischen Grabenvegetation lassen sich in Schleswig-Holstein räumliche Schwerpunkte feststellen. Die artenreichsten Gräben konzentrieren sich in Schleswig-Holstein auf folgende Landschaften: Alte Marsch Übergangssaum zwischen Hoher Geest und Alter Marsch Flußniederungen (Eider-Treene-Gebiet) Kieler Institut für Landschaftsökologie 68

80 Typische Probleme Innerhalb dieser Räume nehmen die Grabensysteme im Bereich von verlandeten Seen (z.b. Dacksee, Meggersee, Hohner See, Windberger See, Haasberger See bei Süderlügum) eine herausragende Stellung ein. Es ist davon auszugehen, daß diese Gebiete bereits vor der Kultivierung eine besonders reichhaltige Makrophytenflora besaßen, die sich bis heute in den Gräben halten konnte. Für den Schutz der gefährdeten Wasserpflanzen ergeben sich daraus folgende Konsequenzen: Bei allen Planungen in diesen Schwerpunktgebieten sollten die Belange der aquatischen Vegetation berücksichtigt werden. Im Unterschied zur bisherigen Praxis sollte deshalb die Grabenvegetation ähnlich wie die Fauna und die terrestrische Vegetation bei den Bestandserhebungen erfaßt werden. Diesbezügliche Hinweise im Landschaftsrahmenplan sind für diese Gebiete zu empfehlen. Da die Verlandung der Parzellengräben und die Intensivierung der Unterhaltung der Vorflutgräben eine akute Gefährdung der seltenen Wasserpflanzen in diesen Gebieten bedeutet (vgl. Kap ), ist dringend zu empfehlen, besondere Schutzzonen einzurichten. Im Unterschied zur vorgeschlagenen Standard- Grabenpflege (vgl. Kap..5.) sind hier die besonderen Bedürfnissen einzelner ausgewählten Arten zu berücksichtigen (z.b. Groenlandia densa, RL 1). Der Bedarf an wissenschaftlicher Begleitung ist dementsprechend höher. Die Mehrheit der gefährdeten Wasserpflanzen bevorzugt Gräben mit mineralischen Sohlensubstraten. Nur für wenige Wasserpflanzen wachsen in Gräben, deren Sohle in Torf ausgebildet sind. Zielkonflikte mit der Renaturierung von Hochmooren sind deshalb nicht gegeben. Zur Erhaltung typischer Arten der Weichwasserstandorte ist eine besondere Berücksichtigung der Moorrandgebiete und Feuchtheiden angebracht. In Gewässen, die eine mineralische Sohle besitzen und basenarmes, wenig belastetes Moorwasser führen, könnten u.a. seltene Armleuchteralgen-Arten der Gattung Nitella und das Knöterich- Laichkraut (Potamogeton polygonifolius) vorkommen. Zur Zeit sind solche Standorte in Schleswig-Holstein weitgehend verschwunden. Unter bestimmten Bedingungen können die typischen Arten in Gräben sekundäre Lebensräume finden. Außerhalb der genannten Schwerpunkträume können die Voraussetzungen für Wasserpflanzen in Gebieten mit hohen Grundwasserständen (z.b. Niederungen der Jungmoränenlandschaft) durch Umstellung der Unterhaltung auf die beschriebene Kieler Institut für Landschaftsökologie 69

81 Typische Probleme Standard-Grabenpflege (Kap..5.) verbessert werden. Aufgrund der verbreiteten Artenarmut dieser Grabensysteme ist allerdings nicht mit der spontanen Einstellung von ähnlichen Verhältnissen wie in manchen Marschgebieten zu rechnen. Die schmalen Gräben der tiefgründig entwässerten Gebiete besitzen eine nur eingeschränkte Bedeutung für Wasserpflanzen. Gelegentlich kommen gefährdete Arten zwar auch in Ackergräben der Jungen Marsch vor. Da der Flurabstand der Wasseroberfläche bei Ackernutzung zwangsläufig groß ist, kommt der typische Schluchteffekt zum Tragen, so daß in der Regel keine ähnlich ausgedehnten und artenreichen Bestände wie in Gebieten mit hohen Grundwasserständen ausgebildet sind. Die Gräben der Niederungen der Jungmoränenlandschaft, der Altmoränenlandschaft und der Sandergebiete sind in der Regel artenärmer und von Allerweltsarten dominiert. Nur vereinzelt kommen hier gefährdete Arten vor. Grundsätzlich bleibt festzuhalten, daß Grabengebiete mit großen Flurabständen des Grabenwasserspiegels keine Priorität für den Schutz von gefährdeten Wasserpflanzen besitzen. Kieler Institut für Landschaftsökologie 70

82 Typische Probleme.3. Häufig festgestellte Probleme Im Folgenden werden häufig wiederkehrende Situationen vorgestellt, die das Vorkommen von Wasserpflanzen in Gräben beeinträchtigen bzw. verhindern Schmale Gräben (Breite unter 3 m) Standortverluste durch Verfüllung und Verlandung Grabenverfüllung In Gebieten, in denen eine Flurbereinigung stattgefunden hat, sind zahlreiche Gräben verfüllt und durch ein Drainagesystem ersetzt worden. Damit sind Wasserpflanzenstandorte verschwunden. Diese Entwicklung ist für Gebiete charakteristisch, in denen die Boden- und Wasserstandsverhältnisse eine Nutzungsintensivierung mit Bodenumbruch und Grünlandansaaten erlauben. Dort stört die engmaschige Fluraufteilung in kleine Parzellen die maschinelle Bearbeitung. In neuerer Zeit werden bei Flurneuordnungen neue Gräben als Ersatz für die alten verfüllten Strukturen angelegt (z.b. Gemeinde Süderstapel, Modellgebiet Dacksee). Diese Gräben sind jedoch zunächst aus floristischer Sicht bedeutend artenärmer als die alten Gräben, weil sich noch keine Diasporenbank auf dem Grabengrund aufgebaut hat. Im Gegensatz zu früheren Zeiten, als viele Wasserpflanzen-Arten häufiger waren, erschwert ihre zunehmende Seltenheit eine spontane Besiedlung der neuen Standorte. Es kann deshalb nicht mit Sicherheit davon ausgegangen werden, daß eine solche Maßnahme zu einer erfolgreichen spontanen Ansiedlung von gefährdeten Arten führt. schleichende Grabenverfüllung durch Beweidung der Böschung Auf Moorsubstraten sind die Gräben in der Regel abgezäunt, weil die geringe Festigkeit des Bodens eine Gefahr für die Weidetiere darstellt. Auf den Kleisedimenten der Küstenmarschen kommen dagegen offene Grabenränder relativ häufig vor. Durch das Niedertreten der Böschung entsteht zu Kosten der Wasserfläche eine Berme. Dieser Vorgang führt zu einer Abnahme der Grabenbreite, die bei schmalen Gräben am drastischsten ist. Die Berme ist in der Regel mit Flutrasen bewachsen. Auf Kahlstellen siedeln sich Juncus effusus und Cirsium arvense an. Mit der Zeit wird durch Tritt auch die Stufe zwischen Grabenschulter und Berme abgetragen. Die Böschung wird zu einem flachen Hang umgestaltet. Mittelfristig ist mit dem Verlust der Wasserfläche durch Verstopfung mit Flutrasen und anschließender Verlandung zu rechnen. Insbesondere dort, wo die Grabenpflege nicht mehr durchgeführt wird, beschleunigt die Beweidung das Verschwinden der Gräben. Kieler Institut für Landschaftsökologie 71

83 Typische Probleme Foto 6: Verfüllter Graben in Hattstedter Neuenkoog. Auch in breiten Gräben fördert das stetige Niedertreten der Böschungen die Verlandung. Aufgabe der Grabenunterhaltung Problematisch ist der fortschreitende Verfall der Unterhaltung der Gräben, von denen bereits viele verlandet sind. Der Rückgang betrifft in erster Linie die Parzellengräben, die von den einzelnen Landeigentümern zu unterhalten sind. Im Modellgebiet Tielener Koog ist zur Zeit bereits ca. 90% der ürsprünglichen Grabenlänge mit Röhrichten zugewachsen bzw. verlandet. Diese Gräben stehen als Standorte für Wasserpflanzen nicht mehr zur Verfügung. Auch im Hattstedter Neuenkoog befindet sich ein hoher Anteil des Grabensystems im Röhrichtstadium. Die meisten Gräben sind hier zwar noch nicht vollständig verlandet und besitzen unter dem dichten Schilfbestand einen Restwasserkörper mit einer Tiefe von 10 bis 30 cm. Wenn der durchschnittliche Abstand zwischen den einzelnen Schilfhalmen unter ca. 10 cm fällt, wird der Wasserbereich aufgrund der starken Beschattung nur von schwimmenden Pflanzen (Froschbiß, Wasserlinsen) oder von sehr schattentoleranten submersen Arten wie die Wasserpest besiedelt. In früheren Zeiten spielten die Parzellengräben eine wichtige Rolle für die Entwässerung. Seitdem die Wasserhaltung durch leistungskräftige Schöpfwerke reguliert wird, reichen die großen, von den Wasser- und Bodenverbänden unterhaltenen Abzugsgräben zur Entwässerung aus. Ihre zweite wichtige Funktion, die Flurabgrenzung, haben die Parzellengräben nach der Einführung von kostengünstigen Drahtzäunen ebenfalls verloren. Kieler Institut für Landschaftsökologie 72

84 Typische Probleme Foto 7: geschlossener Schilfbestand in einem noch nicht verlandeten Graben im Hattstedter Neuenkoog In einem beweideten Uferabschnitt ist die Struktur des Bestands erkennbar. Das Schilf hat sich bereits flächendeckend ausgebreitet. Die verbleibende Wasserfläche in der Grundschicht des Röhrichts ist nur für schattentolerante Wasserpflanzen besiedelbar. Die überflüssig gewordenen Parzellengräben bleiben eine Zeitlang als lineare Röhrichte erhalten. Einige werden nach vollständiger Verlandung beweidet. Der verbleibende Höhenunterschied zwischen ehemaligem Graben und angrenzenden Weiden wird durch den Viehtritt allmählich ausgeglichen. Auf der anderen Seite werden die Verbandsgräben und die Sielzüge sehr intensiv unterhalten (oft alljährlich), was zu einer floristischen Verarmung und Nivellierung der Vegetationsverhältnisse führt. Aufgabe der Nutzung der angrenzenden Parzellen Bei Aufgabe der Nutzung der angrenzenden Parzellen fallen mit Ausnahme der wichtigsten Vorfluter alle Gräben brach. Da schwerpunktmäßig wenig produktive und nicht intensivierbare Flächen aufgegeben werden, verschwinden besonders wertvolle, meist alte Grabensysteme in bisher extensiv genutzten Gebieten. Die bislang ungenügende Berücksichtigung der aquatischen Vegetation der Gräben hat zu empfindlichen Verlusten auch im Rahmen von Naturschutzprojekten geführt, die häufig mit einer Aufgabe der Grabenunterhaltung verbunden sind. Kieler Institut für Landschaftsökologie 73

85 Typische Probleme Beschattung Großer Flurabstand der Wasseroberfläche In tief eingeschnittenen Gräben führt der große Abstand zwischen Gelände- und Wasseroberfläche zu einem Schluchteffekt. Zusätzlich zum Schattenwurf durch die Böschungen wird die Entwicklung der Wasservegetation durch den Staudenbewuchs auf den hohen Böschungen erschwert. Große Flurabstände bedeuten ferner, daß die umliegenden Parzellen intensiv genutzt werden können. Diese Situation ist typisch für die Gräben der Ackerflächen in der jungen Marsch. Auch Gräben in kleinen Niederungen der Alt- und Jungmoränenlandschaft mit leicht beherrschbarer Wasserhaltung beherbergen in der Regel keine wertvolle submerse Vegetation. in Gebieten mit aus landwirtschaftlicher Sicht unzureichender Vorflut herrschen deshalb günstige Bedingungen für Wasserpflanzen. Foto 8: tief eingeschnittener Graben am Südrand des Jardelunder Moors (Kreis Schleswig-Flensburg). Bereits im späten Frühling überschatten die Stauden der Grabenböschungen die Wasserfläche fast vollständig. Kieler Institut für Landschaftsökologie 7

86 Typische Probleme Foto 9: Bereits bei sehr geringen Flurabständen der Wasserfläche macht sich der Schattenwurf der Grabenböschungen auf die Makrophyten bemerkbar. Der Schattenbreich der ca. 0 cm hohen Böschung wird vom Haarblättrigen Laichkraut (Potamogeton trichoides RL 3) gemieden, das die Grabenmitte vollständig ausfüllt. (Tielener Koog) Beschattung durch Hochstaudensäume und Röhrichte Hochstaudensäume und Röhrichte im Randstreifen wirken sich entlang von schmalen Gräben nachteilig auf lichtbedürftige Wasserpflanzen aus. In der offenen und windexponierten Marschlandschaft werden hohe Gras- und Staudensäume leicht vom Wind über den Graben gedrückt und unterbinden die Entwicklung der Grabenvegetation. Der damit verbundene Streueintrag führt zu einer Belastung des Wassers und zu einer beschleunigten Verlandung des Grabens. Hinsichtlich ihres Einflusses auf submerse Arten sind deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Röhrichtbildnern erkennbar. Phalaris arundinacea besiedelt zunächst die Grabenböschung im Wasserwechselbereich und breitet sich nur langsam auf den Wasserkörper aus. Aufgrund ihrer geringen Standfestigkeit auf nährstoffreichen Standorten (schwäches Stützgewebe) werden die Rohrglanzgras-Bestände vom Wind über den Graben gedrückt. Das Gras treibt erneut aus dem unteren Bereich der Böschung aus, so daß der Graben Schicht für Schicht durch dichte Grasmatten verstopft wird. Die schlecht abbaubare Streu treibt die Verlandung rasch voran (vgl. Foto 10, S. 76). Der Restwasserkörper wird von den verfaulenden Grasmatten stark belastet. Dieser Vorgang kann in den windexponierten Marschen einen entscheidender Standortfaktor darstellen. Kieler Institut für Landschaftsökologie 75

87 Typische Probleme Foto 10: Mit verottender Streu des Rohr- Glanzgrases (Phalaris arundinacea) verstopfter Graben im Modellgebiet Dacksee. Der Wasser-Schwaden (Glyceria maxima) bildet dagegen standfeste Bestände von großer Halmdichte aus, die im Hochsommer eine sehr starke Schattenwirkung entfalten. Das Schilf, Phragmites australis ist dem Winddruck besser angepaßt, so daß es selten zur Verstopfung von Gräben durch niedergedrückten Matten kommt. Im Unterschied zu anderen Röhrichtbildnern entwickelt das Schilf aufgrund seiner Wuchsform eine geringere Beschattung. Submerse Wasserpflanzen können für eine längere Zeit in der Grundschicht von Schilfbeständen überdauern. Dichte Seggen- und Flatterbinsenbestände entfalten ebenfalls eine starke Beschattung und verstopfen die Gräben mit ihrer schwer zersetzbaren Streu. Ihr Verhalten ist mit demjenigen des Rohr-Glanzgrases vergleichbar. Juncus effusus baut eine persistente Samenbank auf. Die Keimung der Binse wird durch Lichtimpuls bei Störung der Grasnarbe ausgelöst. Optimale Keimbedingungen werden deshalb auch bei Räumungen geschaffen. Sehr häufig entwickeln sich im Uferbereich rasch wieder geschlossene Binsensäume als Dauerpioniergesellschaft. Das Potential solcher Gräben für gefährdete Wasserpflanzen ist deshalb dementsprechend gering. Kieler Institut für Landschaftsökologie 76

88 Typische Probleme Anlage von breiten, ungenutzten Randstreifen Im ungenutzten Randstreifen können sich Hochstaudensäume und Röhrichte rasch und störungsfrei ausbreiten. Dieser Vorgang verkürzt die Zeit, in der ein Graben für lichtbedürftige Arten besiedelbar ist. Im Hinblick auf die aquatische Vegetation ist die Zurückdrängung einer intensiven Nutzung vom Grabenrand zwar grundsätzlich zu begrüßen (s. unten Wasserbelastung). Langfristig siedeln sich jedoch Gehölze an, die den Graben stark beschatten können. Im Grünland ist eine bewegliche Abzäunung von Vorteil, die bei Bedarf die Durchführung von Pflegemahden ermöglicht. Eine vollständige Absperrung des Randstreifens ist dagegen ungünstig (Foto 11). Foto 11: Durch die wallartige Deponierung des Grabenaushubs in größerer Entfernung des Grabenrands wurde ein breiter, für maschinelle Pflege nicht mehr zugänglicher Streifen geschaffen. Eine Pflegemahd zur Unterdrückung der Gehölzentwicklung ist dadurch nicht mehr möglich Ungenügende Wasserführung Zur Entwicklung von Wasserpflanzen ist eine ausreichende Wasserführung erforderlich. In vielen tiefgründig entwässerten Gebieten fallen die Gräben im Sommerhalbjahr zeitweilig trocken und sind deshalb als Wasserpflanzenstandorte nicht geeignet. Da die Gräben zur Abführung kurzzeitiger Abflußpeaks bemessen sind, ist selbst in vielen Gräben, die nicht vollständig trockenfallen, die Niedrigwasserführung für die Entwicklung Kieler Institut für Landschaftsökologie 77

89 Typische Probleme einer dauerhaften submersen Vegetation zu gering. Die Grabensohle ist in der Regel mit an starken Wasserstandsschwankungen angepaßten Sumpfpflanzen und Flutrasen bewachsen. Diese Situation ist charakteristisch für kleine, grabenartig ausgebaute Fließgewässer der Jung- und Altmoränenlandschaft. Günstigere Bedingungen sind in großen Niederungen und in Teilen der Marschen gegeben Salzwassereinstau Zur Beseitigung des Grabenbewuchs wird in den Nordseemarschen gelegentlich Salzwasser über die Siele in die küstennahen Grabensysteme eingeleitet. Der abrupte Wechsel von limnischen zu marinen Bedingungen führt zum Absterben der meisten submersen Pflanzenarten und eines Großteils der Tiergemeinschaft. Anschließend süßen die Gräben wieder aus. Diese traditionelle Maßnahme ist in Gebieten anzutreffen, in denen eine zeitweilige Versalzung keine Gefahr für die Nutzung darstellt. Sie wird heute noch in einigen Teilen Eiderstedts durchgeführt. Die Ufervegetation wird in der Regel vom Schilf, vereinzelt von der Gemeinen Strandsimse (Bolboschoenus maritimus) beherrscht. Submerser Bewuchs ist selten ausgebildet und setzt sich gegebenfalls aus wenigen kurzlebigen und salztoleranten Arten wie Sumpf-Teichfaden (Zannichellia palustris ssp. pedicellata), Zwerg-Laichkraut (Potamogeton pusillus RL 3) und Kamm-Laichkraut (Potamogeton pectinatus) zusammen. Der periodische Einstau von Salzwasser erspart häufige Räumungen. Aufgrund der schädlichen Auswirkungen auf die gesamte Lebensgemeinschaft stellt diese Maßnahme keine ökologisch vertretbare Alternative zur Grabenunterhaltung dar Wasserbelastung punktuelle Einleitungen Belastende Einleitungen fördern das Algenwachstum und beeinträchtigen die Entwicklung von Wasserpflanzen. Im Allgemeinen spielen punktuelle Einleitungen in weiträumigen Niederungen keine besondere Rolle, da die Siedlungsdichte dort sehr gering ist. In den Marschen stellen Warften und bebaute Deiche potentielle Problemzonen dar. diffuse Belastung In Moorgebieten und ihrem Umfeld ist häufig eine starke Veralgung der submersen Pflanzenteile zu beobachten, die auf eine Freisetzung von Stickstoffverbindungen aus entwässerten Torfen zurückzuführen ist. Bei intensiver Nutzung bis zum Grabenrand besteht die Gefahr, daß Dünger und Gülle insbesondere bei Starkniederschlägen und wassergesättigten Böden ins Grabenwasser eingeschwemmt werden. Kieler Institut für Landschaftsökologie 78

90 Typische Probleme In Einzugsgebieten mit hohen Anteilen an intensiv genutzten Flächen sind die meßbaren Nährstoffgehalte des Grabenwassers höher als bei dominanter extensiver Nutzung. Ein direkter Zusammenhang zwischen Beschaffenheit des Grabenwassers und der Nutzung der unmittelbar angrenzenden Flächen ist jedoch nicht direkt feststellbar. Ausschlaggebend für die Belastung des Wassers ist die Summe der diffusen Einträge aus dem gesamten Einzugsgebiet (vgl. STUHR 1987). Eingeschwemmtes Mahdgut Wo Gräben abgezäunt sind oder ein Randstreifen aus der Nutzung herausgenommen wurde, werden in der Regel die Grabenränder und -schultern gemäht. Häufig gelangt dabei ein Teil des Mahdguts in den Graben und verfault dort. Größere Mengen verrottenden Heus können eine starke Belastung des Wassers sich ziehen. Dieses fördert die Entwicklung von Blaualgen und schädigt die übrigen Organismen. Eine ähnliche Wirkung geht von Streumatten aus, die durch den Wind in das Grabenwasser gedrückt wurden (s. Foto 10, S. 76). Foto 12: Eingeschwemmtes Mahdgut nach Mahd der Grabenböschung (Modellgebiet Dacksee) Kieler Institut für Landschaftsökologie 79

91 Typische Probleme Umbruch und Herbizideinsatz auf angrenzenden Parzellen Vor dem Umbruch von älteren Grasansaaten werden Parzellen gelegentlich mit Breitbandherbiziden flächendeckend behandelt. Insbesondere an den Schlagenden im Wendebereich der Maschinen können unmittelbare Einträge in die Gräben stattfinden. Auch durch Oberflächenabspülung können die Chemikalien in die angrenzenden Gräben gelangen und die emersen Teile der Wasserpflanzen (z.b. Sagittaria sagittifolia) ätzen. Möglicherweise wegen des Verdünnungseffektes werden submerse Pflanzen nicht sichtbar geschädigt. Deponierung des Räumungsaushubs am Grabenrand Nach der Grabenräumung wird das Räumgut häufig unmittelbar am Grabenrand deponiert. In den meisten Fällen handelt es sich um eine Zwischenlagerung, da die als Aushubdeponie beanspruchte Fläche für eine landwirtschaftliche Nutzung nicht mehr zur Verfügung steht. Grabenaushub mit hohem organischem Anteil wird in der Regel flächig auf die angrenzenden Parzellen verteilt. Diese Möglichkeit der Entsorgung fällt allerdings bei stark mit Röhrichtrhizomen durchsetztem Klei aus. Das schwer zersetzbare Material muß zunächst geschreddert werden. Um die Entstehung von Kahlflächen zu vermeiden, darf das Material auf Grünlandflächen nur sehr dünn ausgebracht werden. Aus diesem Grund kommt es vor, daß sperriger Grabenaushub auf ohnehin nicht genutzten Randstreifen deponiert wird. Durch Oberflächenabspülung werden Boden und Nährstoffe in den Graben eingeschwemmt. Dieser Vorgang hält solang an, bis der Aushubwall sich wieder begrünt hat. In der Regel entwickeln sich sehr wüchsige Nitrophytensäume, die den Graben stark beschatten können. Trittschäden durch Beweidung Haben Weidetiere Zugang zum Graben, so können Trittschäden am Ufer entstehen. Die damit verbundene Einschwemmung von Bodenmaterial und Tierexkrementen ruft eine sehr starke Trübung des Wassers hervor. Auf Moorsubstraten sind die Gräben in der Regel abgezäunt, weil die geringe Bodenfestigkeit eine Gefahr für die Weidetiere darstellt. Auf Kleisedimenten der Marschen kommen dagegen offene Grabenränder relativ häufig vor. Wie hoch dieser negative Effekt ist, hängt von der Anzahl und der Art der Tiere ab. Schafe rufen weniger Trittschäden hervor als Rinder. Durchgehend kahlgetretene Ufer sind dagegen bei Jungbullenherden häufig. Das ungestüme Verhalten der Tiere führt im Vergleich zu einer Beweidung durch Kühe oder Rinder zu deutlich stärkeren Schäden. Kieler Institut für Landschaftsökologie 80

92 Typische Probleme Räumungsintensität Zu tief greifende Räumung Die von den Wasser- und Bodenverbänden unterhaltenen Gräben haben in der Regel Vorflutfunktion und werden häufig alljährlich geräumt. Ihre gesteigerte Leistungsfähigkeit ist wiederum die Voraussetzung dafür, daß die Parzellengräben entweder gar nicht mehr oder höchstens in größeren Zeitabständen geräumt werden. Der Einsatz des Grabenlöffels ist in späten Verlandungsstadien erforderlich, wenn sich Röhrichte ausgebreitet haben. Um auch ihre Rhizome zu entfernen, muß der Graben faktisch neu ausgehoben werden. Die Diasporenbank des Grabengrunds wird zusammen mit dem Sediment beseitigt. Die radikale Räumung ist somit auch eine Folge des zu späten Räumungszeitpunkts. In früheren Zeiten wurde von Hand geräumt. Da die Beseitigung der Röhrichte eine sehr beschwerliche Arbeit war, wurde schon vor einem fortgeschrittenen Röhrichstadium gekleit. Heute steht bei den einzelnen Parzelleneigentümern eher das Bestreben im Vordergrund, die Kosten für die maschinelle Räumung zu senken. Deshalb wird in möglichst langen Abständen geräumt, dafür dann gründlicher. Dieses ist möglich geworden, weil die Vorflut ohnehin durch die Unterhaltung der Verbandsgräben gesichert wird. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, daß die von Naturschützern häufig formulierten Forderung nach einer schonenden Unterhaltung zu einem ähnlichen Dilemma führt. Eine späte Räumung zur Wiederherstellung von Wasserflächen nach dem Röhrichtstadium muß zwangsläufig tiefgreifend sein. Bei einem oberflächlichen Ankratzen des Grabens bleibt das Rhizomwerk erhalten, so daß binnen kurzer Zeit wieder ein geschlossenes Röhricht ausgebildet ist. Diese Vorgehensweise mag für einige Tiergruppen Vorteile bringen. Für Wasserpflanzen sind dagegen keine positiven Effekte zu erwarten. Die Verwendung der Grabenfräse ist in Schleswig-Holstein nicht verbreitet. Das für Pflanzen und Tiere extrem zerstörerische Gerät wird gelegentlcih zur Anlage neuer Entwässerungszüge eingesetzt. Zu häufige Räumung Viele der von den Wasser- und Bodenverbänden bzw. Sielverbänden unterhaltenen Gräben werden unabhängig von ihrer tatsächlichen Abflußleistung alljährlich geräumt. In manchen Gräben ist die Räumung wegen einer luxurierenden Vegetationsentwicklung zur Aufrechterhaltung des Abflußquerschnitts erforderlich. Die Maßnahme kuriert allerdings am Symptom, ohne die wahren Ursachen zu bekämpfen: Nährstoffbelastung des Grabenwassers, Verstopfung durch eingeschwemmtes Mahdgut und Uferpflanzen. Kieler Institut für Landschaftsökologie 81

93 Typische Probleme Alljährliche und tiefgreifende Räumungen führen zur Verarmung der submersen Vegetation. In den meisten Fällen breiten sich geschlossene Teich- und Wasserlinsen- Decken aus. Bei extremer Nährstoffbelastung kommen nur fädige Grünalgen vor. Zu seltene Räumung. These, S. 6 und Problemarten, S Ausbreitungshindernisse Benachbarte Gräben zeichnen sich häufig durch eine sehr unterschiedliche submerse Vegetation aus, was in vielen Fällen auf Ausbreitungshindernisse zurückzuführen ist, die den Pflanzenaustausch verhindern. Wenn Problempflanzen in Teilen des Grabensystems vorkommen, können Ausbreitungshemnisse durchaus von Vorteil sein. Auf der anderen Seite wird dadurch auch die spontane Ausbreitung von Zielarten unterbunden. verrohrte Grabenanschlüsse Foto 13: Häufig werden an jeder Seite an den Parzellenenden eine Überfahrt für Landmaschinen oder zum Viehumtrieb an den Parzellenenden angelegt. Dafür werden in der Regel Betonrohre mit schmalen Durchmesser verwendet. Die Rohröffnung befindet sich unterhalb des Wasserspiegels, so daß eine Verdriftung von Diasporen an der Wasseroberfläche nicht möglich. Verdriftbare Pflanzenteile stauen sich beiderseits der Überfahrten. In geometrisch angelegten Grabensystemen hat dieses im Extremfall zur Folge, daß die Parzellengräben vollständig voneinder abgeschnitten sind. Kieler Institut für Landschaftsökologie 82

94 Typische Probleme Verlandete Zwischenabschnitte Verlandete Zwischenstücke innerhalb eines zusammenhängenden Grabenzugs können die Ausbreitung von Wasserpflanzen stark eingeschränken. Bereits ein wenige Meter langer Röhrichtabschnitt stellt für viele Arten eine unüberwindliche Barriere dar. Dieses gilt insbesondere für Arten, die sich durch Verdriftung ausbreiten (z. B. Krebsschere, Stratiotes aloides RL 3) Vorkommen von Problemarten Ob Arten als Problempflanzen in einem Gebiet auftreten, hängt zum einen davon ab, welche Arten dort jeweils erwünscht sind. So gehört im Modellgebiet Hattstedter Neuenkoog die Krebsschere zu den Arten, die problematische Dominanzbestände aufbauen. In anderen Gebieten kann diese Art der Roten Liste erwünscht sein. Zum anderen zeigt sich, daß einige Arten, die in manchen Gebieten geradezu luxurieren, woanders sich als unproblematische Begleitarten verhalten. Im Modellgebiet Tielener Koog neigen Ceratophyllum demersum und Callitriche platycarpa dazu, Massenbestände auszubilden. Im Hattstedter Neuenkoog und im Dacksee bilden sich bereits in Frühstadien der Sukzession geschlossene Froschbiß-Decken, die den Wasserkörper vollständig abschirmen und die Entwicklung von submersen Arten unterbinden. Die Kanadische Wasserpest ist im Hattstedter Neuenkoog ein Problem. In den beiden anderen Modellgebieten ist die Art zwar vertreten, gelangt jedoch nur selten zur Dominanz. Bevor eine Art als Problemart deklariert wird, muß ihr Verhalten im jeweiligen Gebiet geprüft werden. Über örtliche Besonderheiten hinaus, zeichnen sich typische Problemarten durch besondere Eigenschaften aus: starke Wuchskraft und effektive vegetative Vermehrung (häufig aus Bruchstücken) schwache Bindung an das Grundsubstrat (Schwimmpflanzen, im Wasser freischwebende Pflanzen mit fakultativer Bewurzelung) geringe Lichtansprüche (Schwimmpflanzen, schattentolerante Arten) Es handelt sich fast immer um konkurrenzkräftige Arten, die für Spätstadien der Sukzession charakteristisch sind. Wie unter These 5 (S. 65) erläutert wurde, besteht die Gefahr, daß solche Arten durch partielle Räumungen gefördert werden. Das Nebeneinander der charakteristischen Arten verschiedener Sukzessionsstadien führt zur raschen Dominanz der Problemarten. Bei halbseitigen Räumungen können sich die Arten aus der nicht geräumten Seite explosionsartig in den freigewordenen Raum ausbreiten, so daß bereits wenige Wochen nach der Maßnahme die gesamte Wasserfläche wieder vollständig von Arten der späteren Sukzessionsstadien bedeckt sein kann (Foto 1, S. 8). Kieler Institut für Landschaftsökologie 83

95 Typische Probleme Foto 1: Bereits 2 Monaten nach der Räumung hat sich in einem Graben des Hattstedter Neuenkoogs wieder ein dichter Bestand der Kanadischen Wasserpest entwickelt (Aufnahme im August 1998). Konkurrenzschwache Arten wie das Stachelspitzige Laichkraut (Potamogeton friesii RL 2) (im Vordergrund) wurden bereits im Folgejahr verdrängt. Das Schlußglied der Sukzession wird voraussichtlich von der Krebsschere beherrscht sein, die bereits mit wenigen Pflanzen vertreten ist. Problemarten können auch aus den nicht geräumten Parzellengräben einwandern, die in die frisch geräumten Verbandsgräben einmünden. (Foto 15, S. 85). In den Anschlußabschnitten zwischen mit Röhrichten zugewachsenen Parzellengräben und regelmäßig geräumten Abzugsgräben bilden sich Reinkulturen von Arten der späten Sukzessionsstadien aus, die in der Grundschicht des Röhrichts ausgeharrt hatten. Von dort aus breiten sie sich in den Vorfluter aus. In einer solchen Situation können Einwanderungshindernisse Vorteile bieten Kieler Institut für Landschaftsökologie 8

96 Typische Probleme Foto 15: Das Bild zeigt den Einmündungsbereich eines mit Flutrasen und Krebsschere zugewachsenen Grabens in den frisch geräumten Graben, der auf Foto 1 (S. 8) abgebildet ist. Vor der Einmündung des zugewachsenen Parzellengrabens ist der Wasserpest-Teppich bereits geschlossen. Truppweise lösen sich Rosetten der Krebsschere vom Kernbestand ab und werden vom Wind in den geräumten Vorfluter verdriftet. Kieler Institut für Landschaftsökologie 85

97 Typische Probleme.3.2. Breite Gräben (Breite über 3 m) Breite Gräben kommen schwerpunktmäßig in den Marschen vor, da dort die ausgedehntesten künstlichen Entwässerungssysteme angelegt worden sind. In den anderen Landschaften Schleswig-Holsteins übernehmen in der Regel die - bisweilen auch grabenartig ausgebauten - Fließgewässer die Rolle der Hauptvorfluter. Breite Gräben zeigen eine zeitweilige langsame Fließbewegung, da sie in der Regel an Schöpfwerken angeschlossen sind. Sie weisen Ähnlichkeiten mit den Unterlaufabschnitten der Marschflüsse auf. Ihre Sohle besitzt jedoch keinen sandigen Stromstrich, sondern ist vollständig mit Schlamm bedeckt. Aufgrund der hohen Unterhaltungskosten werden in Schleswig-Holstein breite Gräben meist extensiver unterhalten als schmale Gräben. Wasserpflanzen und Röhrichte werden im Sommer vom Mähboot aus zurückgeschnitten. Die abgeschnittenen Pflanzen schwimmen auf und treiben bis zu den Schöpfwerken, wo sie sich an Fanggittern oder schwimmenden Sperren stauen und aus dem Wasser herausgenommen werden. Selten werden Gewässerabschnitte mit Schwimmbaggern entschlammt. In breiten Gräben wachsen in der Regel andere Arten als in schmalen Gräben. Die Vegetation wird von Arten behrrscht, die Reservestoffe in kräftigen Rhizomen einlagern. Diese Nährstoffvorräte ermöglichen einen kräftigen Austrieb im Frühling und die Überwindung der hohen und trüben Wassersäule bis zu den oberflächennahen Wasserschichten, wo eine effektive Photosynthese erst möglich wird. Die Vegetation konzentriert an der Wasseroberfläche und setzt sich aus Schwimmblattpflanzen (Potamogeton natans, Nuphar lutea, Polygonum amphibium) und aus mehrjährigen Arten, die sich wie Potamogeton lucens (RL 3) und Potamogeton pectinatus baldachinförmig knapp unter der Wasseroberfläche ausbreiten. Diese Wuchsformen vermindern die Lichtversorgung der unteren Wasserbereiche zusätzlich, die nur spärlich von schattentolerante Arten wie Elodea canadensis, Ranunculus circinatus und Ceratophyllum demersum besiedelt werden. In der Grundschicht kommt sporadisch Hippuris vulgaris (RL 3) vor. Schmalblättrige Laichkräuter mit annuellem Entwicklungszyklus sind dagegen nur selten vertreten und finden sich dann überwiegend in flacheren, besser lichtversorgten Randbereiche. Das Schilf wird durch die Unterwassermahd zurückgedrängt und durch schnittolerante Arten wie Sparganium emersum, Sparganium erectum, Glyceria maxima, Butomus umbellatus und Sagittaria sagittifolia ersetzt. Erst landeinwärts tritt das Schilf im Ufersaum auf. Kieler Institut für Landschaftsökologie 86

98 Typische Probleme Profileigenschaften Breite Gräben sind in der Regel tiefer als schmale Gräben. Ihre Tiefe beträgt in der Regel 1 bis 2 m. Ihr Profil ist kastenförmig bis steil trapezförmig. Flachwasserzonen vor dem Ufer sind - wenn überhaupt ausgebildet - meistens sehr schmal und mit Röhrichten bewachsen. Aufgrund der Wassertrübung ist die Lichtversorgung auf dem Gewässergrund für viele Arten nicht ausreichend Substrateigenschaften Aufgrund der hohen Unterhaltungskosten werden breite Gräben selten geräumt. Die Gewässersohle ist deshalb meistens mit einer Schlamm- und Sapropelauflage bedeckt. Diese Substrate sind für viele Wasserpflanzen ungünstig (vgl. Teil A der Studie, Kap. 3..) Wasserbelastung In den meisten Fällen ist der heutige Zustand der Hauptvorfluter aus der Sicht des Makrophytenschutzes nur bedingt als akzeptabel zu bewerten. Eine Herabsetzung der Nährstoffbelastung ist zwar wünschenswert, aber aufgrund der Ausdehnung der Einzugsgebiete und der Rückführung aus dem Sohlensediment bei Sauerstoffengpässen schwer zu erreichen. Im Hinblick auf die Wasserbelastung der großen Vorfluter spielen die unmittelbar angrenzenden Nutzungen eine noch geringere Rolle als in den schmalen Gräben. Eine Verbesserung der Wasserqualität setzt eine flächenhafte Herabsetzung der punktuellen und diffusen Nährstoffeinträge voraus, die erst bei einer sehr konsequenten Einhaltung merkliche Auswirkungen auch in den Hauptvorflutern haben würde Frühe Mahdtermine Die Wasservegetation der gemähten Gräben wird von Rhizompflanzen geprägt. Diese Regenerationsstrategie ist bei hoher Wassertrübung und größerer Tiefe von Vorteil. Darüber hinaus werden Arten, die sich mit Samen oder Turionen vermehren, wahrscheinlich durch die sommerliche Unterwassermahd besonders empfindlich geschädigt. Einige Wasserverbände beginnen bereits Ende Juli / Anfang August mit der Mahd, was für die meisten Arten eindeutig zu früh ist.eine frühe Mahd vernichtet die Samenanlagen und die an den Stengeln sitzenden Turionen, bevor diese reif und austreufähig sind. Das vollständige Kieler Institut für Landschaftsökologie 87

99 Typische Probleme Fehlen der annuellen Laichkräuter in manchen Gräben ist vermutlich auf eine zu frühe Mahd zurückzuführen. Die kräftigsten unter den Rhizompflanzen regenerieren sich dagegen teilweise nach einem frühen Schnitt und speichern bis zum Herbst genügend Nährstoffe, um im Folgejahr erneut auszutreiben. Langfristig wird auch die Wuchsleistung der Rhizompflanzen geschwächt. In regelmäßig früh und gründlich gemähten Gräben wird die submerse Vegetation - ähnlich wie in intensiv unterhaltenen Fließgewässern, von submersen Formen von Nuphar lutea und Sparganium emersum dominiert. Kieler Institut für Landschaftsökologie 88

100 Maßnahmen-Katalog.. Maßnahmen-Katalog Die im folgenden vorgestellten Empfehlungen stellen Lösungen für die im vorausgegangenen Kapitel erläuterten Probleme der Wasservegetation in Gräben dar Die einzelnen Maßnahmen sowie die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung werden erläutert und begründet. Wie bei der Erörterung der Probleme erfolgt eine getrennte Darstellung der Empfehlungen für schmale und breite Gräben...1. Maßnahmen für schmale Gräben Aufrechterhaltung der vorhandenen Gräben Gräben mit artenreicher submerser Vegetation sind nicht leicht ersetzbar. Auch frisch geräumte Gräben sind Lebensräume mit einer langen Entwicklungsgeschichte. Ihr Bewuchs wird vom Diasporenvorrat bestimmt, der sich über lange Zeiträume, teilweise über Jahrhunderte aufgebaut hat. Neue Gräben stellen keinen gleichwertigen Ersatz für zugeschütteten Gräben dar. Die Erhaltung der alten Gräben muß deshalb unbedingt Vorrang vor der Anlage neuer Gräben haben. Die Grabenunterhaltung muß fortgeführt werden. Nach Aufgabe der Unterhaltung akkumulieren sich abgestorbene Wasser- und Sumpfpflanzen sowie Streu von den Böschungen im Graben, was die Verlandung beschleunigt. Schon lange bevor der Graben vollständig verlandet ist, wird er für gefährdete Wasserpflanzen unbesiedelbar. Parzellengräben verschwinden am schnellsten. Größere Gräben bleiben länger erhalten, dennoch nimmt die Wassertrübung stark zu. Die Wasserbelastung durch verrottende Streu steigt an. Faulschlammbildung und Blaualgenblüten werden dadurch gefördert Die Kontinuität der Unterhaltung ist zu gewährleisten. Da bei einigen Wasserpflanzen die vegetative Vermehrung über kurzlebige Turionen überwiegt (z.b. schmalblättriger Laichkräuter), sinkt nach der sukzessionsbedingter Verdrängung der letzten Pflanzen die Wahrscheinlichkeit einer späteren Regeneration nach Wiederinstandsetzung der Standorte. Die Auswirkung einer längeren Unterhaltungspause kann für manche Arten irreversibel sein. Nur Arten, die langfristig haltbare Samen produzieren, können nach einer langen Kieler Institut für Landschaftsökologie 89

101 Maßnahmen-Katalog Phase ungünstiger Bedingungen wieder auftreten. In Gräben mit artenreicher submerser Vegetation ist deshalb für die Kontinuität der Unterhaltung zu sorgen. Die Aufrechterhaltung des Grabennetzes ist mit der Forführung der Nutzung des Umfelds gekoppelt. Mit Ausnahme der größeren Vorfluter besteht bei Aufgabe der angrenzenden Nutzung für die Parzelleneigentümer keine Veranlassung mehr, das Grabennetz zu unterhalten. In erster Linie werden wenig produktive und nicht intensivierbare Grünländereien aufgegeben. Sie zeichnen sich häufig durch hohe Grundwasserstände und vergleichsweise geringe Nährstoffrachten des Grabenwassers aus, so daß überproportional viele wertvolle Wasserpflanzenstandorte von dieser Entwicklung betroffen sind. Großräumige Wiedernässungen mit Wasserständen, die auch für eine extensive Nutzung zu hoch sind, führen zur flächenhaften Ausbreitung von Röhrichten und zum Verlust der Wasserpflanzenstandorte in den Gräben. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Erhaltung von gefährdeten Wasserpflanzen in Gräben und einer extensiven Grünlandnutzung im Umland (s. unten). Erhaltung des historischen Charakters der Landschaft In alten Kulturlandschaften gehört das Grabennetz zu den traditionellen Elementen der Landschaften. In der Alten Marsch Eiderstedts sind Teile des Grabensystems bis zu Jahre alt und unabhängig von ihren Lebensgemeinschaften als kulturhistorisch bedeutsame Strukturen schützenswert (vgl. Kap ) Unterhaltungsmaßnahmen Die von einigen Autoren gestellte Forderung, beim Vorkommen von gefährdeten Wasserpflanzen gänzlich auf eine maschinelle Räumung zu verzichten und nur eine vorsichtige Entkrautung per Hand durchzuführen (SCHWAB 199, Landschaftspflegekonzept von Bayern), erscheint im Lichte der schleswig-holsteinischen Verhältnisse weder notwendig noch durchführbar. Die vorhandenen Verhältnisse belegen, daß unter bestimmten Randbedingungen Wasserpflanzen und maschinelle Räumung durchaus kompatibel sein können. Bezogen auf die Gesamtheit der heute in Gräben vorkommenden Wasserpflanzen-Bestände sind die Verluste durch die Aufgabe der Grabenunterhaltung und das Verschwinden der Wuchsorte durch Verlandung wahrscheinlich höher einzustufen als durch Räumung. Im folgenden werden die Randbedingungen für eine Wasserpflanzen-verträgliche Räumung aufgezeigt sowie Empfehlungen zur Profilgestaltung der Gräben und zur Pflege ihrer Randbereiche vorgestellt. Kieler Institut für Landschaftsökologie 90

102 Maßnahmen-Katalog Grundsätzlich sind zwei Situationen zu unterscheiden: Pflege-Unterhaltung zur Erhaltung eines zufriedenstellenden Ist-Zustands Grundräumung zur Wiederinstandsetzung von Gräben in späten Stadien der Sukzession bzw. nach Verlandung Die Erhaltung eines zufriedenstellenden Ist-Zustands und die vollständige Restaurierung eines Graben erfordern grundsätzlich verschiedene Vorgehensweisen. Im ersten Fall soll der Eingriff eine rasche Regeneration der vorhandenen submersen Vegetation unterstüzen. Im zweiten Fall müssen Verlandungs- oder Dominanzbestände gründlich ausgeräumt werden, um eine offene Wasserfläche wiederherzustellen. Pflege-Unterhaltung Folgende Eigenschaften der Pflege-Unterhaltung werden vorgestellt: - Unterhaltungsmethode - Unterhaltungsumfang - Rhythmus - Jahreszeit Unterhaltungsmethode: Entkrautung mit dem Mähkorb Zur Aufrechterhaltung eines optimalen Zustands der submersen Vegetation ist eine Entkrautung mit dem Mähkorb zu empfehlen. Mähkörbe werden in Schleswig-Holstein zur Gewässerunterhaltung häufig eingesetzt und sind deshalb überall vorrätig. Die Unterhaltenden sind mit dem Gerät vertraut. Bei der Entkrautung wird lediglich die oberirdische Pflanzenmasse entfernt. Der Grabengrund wird nur leicht gestreift, um die im Substrat vergrabenen Pflanzenteile nicht zu beschädigen. Kleine Pflanzenteile und Tiere fallen zwischen den Stäben des Korbs heraus. Da sich reife Samen, Turionen und stärkehaltige Vermehrungstriebe leicht von den Mutterpflanzen lösen, verbleiben ausreichend Diasporen im Graben. Das Abschöpfen des überwiegenden Teils der oberirdischen Phytomasse wirkt der Akkumulation von abgestorbenen Pflanzenreste und somit der Verschlammung entgegen. Die Entfernung der oberirdischen Phytomasse durch den Mähkorb ist sehr wichtig, da sie das Wachstum der Schlammschicht verlangsamt, die sich auf die Entwicklung der meisten schmalblättrigen Laichkrautarten sehr negativ auswirkt (fehlender Lichtimpuls für den Austrieb im Frühling). Die Abflußleistung bleibt erhalten. Während der Grabengrund nur vorsichtig behandelt werden soll, kann zur Reduzierung des Röhricht- und Staudenbewuchses im submersen Abschnitt der Böschungen das Gerät kräftiger eingesetzt werden. Auf diese Weise wird langfristig eine schleichende Kieler Institut für Landschaftsökologie 91

103 Maßnahmen-Katalog Verbreiterung des Grabens erreicht (vgl. Kap Profileigenschaften). Der Mähkorb ist für beide Anwendungen geeignet, die in einem gemeinsamen Arbeitsgang durchgeführt werden können. Von den verfügbaren Geräten, die zur maschinellen Grabenunterhaltung eingesetzt werden, stellt der Mähkorb die schonendste Möglichkeit dar (vgl. Vergleich der Auswirkungen verschiedener Räummethoden auf die Tierwelt in LEIDERS & RÖSKE 1996, BOSTELMANN et al. 1999). Die verschiedenen Typen von Grabenfräsen und Grabenlöffeln bewirken eine viel stärkere (Zer-)Störung des Lebensraums. Schnittverfahren, die die Pflanzenmasse im Gewässer belassen, sind für den Einsatz in Gräben nicht geeignet. Im Unterschied zu Fließgewässern, wo das Mähgut von der Strömung zusammengetrieben wird und an schwimmenden Sperren mit Greiferbaggern herausgenommen werden kann, verbleiben die abgeschnittenen Pflanzen in Gräben an Ort und Stelle, verrotten und verstopfen den Abfluß.! Die vorgeschlagene Anwendung des Mähkorbs ist weniger durchgreifend als üblicherweise praktiziert und schöpft nicht das technische Potential des Geräts aus. Mit dem Mähkorb lassen sich Gräben auch sehr gründlich ausräumen. Wenn keine genaue Anweisungen gegeben werden, besteht die Gefahr, daß das Gerät weiterhin in gewohnter Weise eingesetzt wird. Zumindest in Gebieten, die zum Schutz der submersen Vegetation ausgewählt wurden, sollten die Unterhaltungsmaßnahmen deshalb begleitet und kontrolliert werden. Bei der empfohlenen Räumungsmethode setzt sich der Aushub aus Blatt- und Stengelwerk von Pflanzen somit etwas Schlamm zusammen. Festes Substrat aus der Grabensohle darf nicht enthalten sein. Das Trockenvolumen des anfallenden Materials ist deshalb vergleichsweise gering und kann auf die Nachbarparzellen flach verteilt werden. Kosten zum Abtransport entstehen nicht. Wasserpflanzen verrotten sehr schnell. Die Ausbildung von Kahlstellen auf dem Grünland ist nicht zu befürchten. Auf einem ca. 5 m breiten Grabenrandstreifen darf kein Räumgut abgelagert und ausgebracht werden, um die Entwicklung von hohen Nitrophytensäumen zu reduzieren. Eine flächenhafte Ausbringung erhöht die Wahrscheinlichkeit, daß Pflanzensamen von Vögeln aufgenommen und verbreitet werden. Die Räumungsmethode ist für alle Grabentypen zu empfehlen, deren Vegetation nicht von emersen (aufgetauchten) Pflanzen mit starken Rhizomen (z.b. Röhrichte) dominiert wird, wie z.b. bei Dominanz folgender Arten: - Laichkräuter - Froschbiß - Krebsschere - Teichrosen - Wasserpest - Flutrasen - Berle - Wasserfeder Kieler Institut für Landschaftsökologie 92

104 Maßnahmen-Katalog Wenn im Räumgut stark gefährdete Zielarten vertreten sind, können einzelne Bestände ausgespart werden, einzelne Pflanzen vor der Räumung vorsichtig entnommen und anschließend in den Graben wieder eingebracht werden. Dieses gilt z.b. für Groenlandia densa, dessen Wurzelmasse sich unmittelbar an und knapp unter dem Grabengrund befindet. Damit ist selbst bei einer vorsichtigen Verwendung des Mähkorbs mit einer Schädigung der Regenerationsorganen der Pflanzen zu rechnen. Die Art regeneriert jedoch gut aus Bruchstücken. Umfang der Pflege-Unterhaltung Abschnittsweise und halbseitige Räumungen bringen für gefährdete Wasserpflanzen keine Vorteile. Im Gegenteil breiten sich in der Regel die konkurrenzkräftigen Arten der späten Sukzessionsstadien von den nicht geräumten Teilbereichen rasch wieder aus. Sie verdrängen schwächere Arten langfristig wirkungsvoller als bei einer vollständigen Räumung. In Gebieten, in denen z.b. Kanadische Wasserpest, Krebsschere und Froschbiß bereits omnipräsent sind, würden partielle Räumungen die weitere Ausbreitung dieser Problempflanzen fördern. Wenn aufgrund von konkurrierenden Schutzzielen eine halbseitige Räumung von Röhricht-Gräben erwünscht ist, sollte der Röhrichtbestand nur auf der windabgewandten Seite ausgespart werden. So wird verhindert, daß hochwüchsige Pflanzen vom Wind über den Graben niedergedrückt werden. Aufgrund der Standfestigkeit, der Abbaueigenschaften der Streu und der Beleuchtungsverhältnisse im Bestand sind halbseitige Räumungen in Schilf-dominierten Gräben am ehesten mit den Zielen der Wasserpflanzenschutzes zu vereinbaren.! Grundsätzlich wird empfohlen, die Erhaltung der submersen Vegetation und die Förderung von hochwuchsigen Strukturen räumlich getrennt in verschiedenen Gräben eines Gebiets zu verfolgen. Rhythmus der Pflege-Unterhaltung Zum Erhalt von gefährdeten Wasserpflanzen sollte die Unterhaltung zu einem Zeitpunkt durchgeführt werden, an dem die zu schützenden Arten noch in der Grabenvegetation vorhanden sind. Dieses gilt insbesondere für Arten, die keine dauerhafte Samenbank aufbauen. Sind die Populationen an einem Standort erloschen, so lassen sie sich mehr später reaktivieren. Eine Räumung in einem forgeschrittenen Sukzessionsstadium mit Dominanzbeständen von konkurrenzstarken Arten führt zu einer Dominanz der Problemarten in der Diasporenbank, so daß die konkurrenzkräftigen Arten bereits in den folgenden Pionierstadien übermäßig stark vertreten sind. Besonders negativ wirkt sich eine Räumung im Röhrichtstadium aus, weil zur Entfernung des Wurzel- und Rhizomwerks der Kieler Institut für Landschaftsökologie 93

105 Maßnahmen-Katalog Grabengrund vollständig ausgekratzt werden muß. Damit wird ein großer Anteil der Diasporenbank ebenfalls vernichtet. Die Grabenunterhaltung muß in den mittleren Sukzessionsstadien zu einem Zeitpunkt stattfinden, an dem die zu erhaltenen Arten noch im Graben wachsen. Es darf nicht abgewartet werden, bis sie von konkurrenzkräftige Arten der späten Sukzessionsstadien verdrängt worden sind. Die Unterhaltung soll jeweils dann wiederholt werden, wenn ein mittleres Sukzessionsstadium erreicht wird. Zu diesem Zeitpunkt sind Röhrichte oder andere aufgetauchte Pflanzen (Berle, Flutrasen) noch nicht aspektprägend. Auf keinen Fall darf abgewartet werden, bis Röhrichte zur Grabenmitte vorgedrungen sind, da in diesem Fall ihre unterirdische Phytomasse ebenfalls flächendeckend ausgebildet ist. Sie kann nicht mehr durch Entkrautung beseitigt werden. Ein bedeutend schwererer Eingriff mit dem Grabenlöffel wird notwendig. In schmalen Gräben bedeutet dieses, daß eine Unterhaltung durchzuführen ist, sobald emerse Pflanzen ein Viertel bis maximal ein Drittel des Durchflußquerschnitts einnehmen. Dieser Faustwert kann leicht variieren, weil sich die Notwendigkeit der Unterhaltung nach der Beschaffenheit der unterirdischen Phytomasse der Verlandungsbildner richtet. So können nur locker verankerte Bestände von Berula erecta, Glyceria fluitans und Nasturtium microphyllum auch in einem späten Sukzessionstadium mit dem Mähkorb entfernt werden. Lockere Röhrichte, die starke Rhizome entwickeln, sind dagegen bereits in frühen Stadien sehr schwer zu beseitigen. Ein fester Jahresabstand kann nicht angegeben werden, weil die Sukzession in jedem Gebiet (u.a. aufgrund der Nährstoffsituation) unterschiedlich schnell verläuft. In Gebieten mit sehr rascher Sukzession sind Unterhaltungsmaßnahmen voraussichtlich in einem zwei- bis dreijährigen Turnus erforderlich. In anderen Gebieten können die Maßnahmen erst in Abständen von 5 bis 7 Jahren erforderlich sein. Unterhaltungszuständige vertreten häufig die Meinung, daß Abzugsgräben alljährlich und gründlich geräumt werden müssen. In manchen Gebieten mit sehr hohen Nährstofffrachten und Dominanz von wintergrünen Problempflanzen kann dieses zutreffen. Zumindest für Parzellengräben, die zur Zeit nicht mehr unterhalten werden, haben solche Einwände vonseiten der Wasserwirtschaft keine Berechtigung, da diese Gräben nicht mehr funktionsfähig sind. Kieler Institut für Landschaftsökologie 9

106 Maßnahmen-Katalog! Es ist sinnvoll, gemeinsam mit den Unterhaltungszuständigen einen Plan zu entwickeln, in dem die einzelnen Gräben nach ihrer hydrologischen Bedeutung eingestuft werden. Die Unterhaltungshäufigkeit kann zunächst in den weniger wichtigen Gräben reduziert und eine extensivere Unterhaltung anschließend schrittweise ausgedehnt werden. Beim konkreten Versuch wird sich zeigen, daß größere Unterhaltungsabstände in vielen Gebieten auch wasserwirtschaftlich vertretbar sind. Der vorgeschlagene Unterhaltungsrhythmus bedeutet für Gräben, die heute nicht mehr oder nur sporadisch unterhalten werden, eine Zunahme der Unterhaltungshäufigkeit. Für Gräben, die alljährlich geräumt werden, tritt dagegen eine deutliche Abnahme der Unterhaltungshäufigkeit ein. Bezüglich der Unterhaltungskosten dürfte der vorgeschlagene Unterhaltungsmodus gegenüber der jetzigen Praxis weitgehend neutral sein. Jahreszeit der Pflege-Unterhaltung Herbst Für die Mehrheit der in den Gräben Schleswig-Holsteins vorkommenden Wasserpflanzen ist eine Unterhaltung vom Spätsommer bis Herbst zu empfehlen. Dieser Zeitpunkt bietet die Möglichkeit einer ungestörten Vegetationsentwicklung mit Frühling- und Sommeraspekt bereits im folgenden Jahr. Dort, wo Arten mit Entwicklungshöhepunkt im Frühling (vor allem Ranunculus-Arten) vorkommen, sind Störungen in den Frühlingsmonaten unbedingt zu vermeiden. Ein Unterhaltungstermin im Spätsommer oder Herbst ist deshalb von Vorteil. Die Unterhaltung sollte frühestens in der zweiten August-Hälfte stattfinden, damit die Wasserpflanzen ausreichend Zeit haben, fortpflanzungsfähige Diasporen auszubilden. In kühlen Jahren sind Termine ab der ersten September-Woche zu empfehlen. Auch aus der Sicht des Amphibienschutzes ist ein Herbsttermin zu empfehlen, da die Tiere weder während der Laichzeit im Frühling noch während der Überwinterung im Schlamm des Grabengrunds gestört werden dürfen. Aus wasserwirtschaftlicher Sicht wird eine Unterhaltung in den Spätsommer- und Herbstmonaten vor dem Beginn der Hauptabflußsaison bevorzugt. Bei einem späten Beginn der Unterhaltung ergibt sich ein hoher Zeitdruck für die Unterhaltungszuständigen, wenn die Abflußleistung zum Winter rechtzeitig wieder hergestellt werden muß. In Gebieten ohne wertvolle Grabenvegetation sind frühe Unterhaltungstermine im Sommer eher zulässig. Es bittet sich deshalb an, dort mit der Räumkampagne anzufangen. Gebiete mit sehr gut entwickelter Grabenvegetation sollten dagegen am Ende der Kampgne erst im Herbst unterhalten werden. Ein derart differenziertes Vorgehen setzt allerdings voraus, daß über das Vorkommen von gefährdeten Wasserpflanzen in Gräben ausreichend Kenntnisse vorliegen, was bislang in der Regel nicht der Fall ist. Kieler Institut für Landschaftsökologie 95

107 Maßnahmen-Katalog Frühling Im Falle eines sehr starken Vorkommens von wintergrünen Problemarten (Stratiotes aloides, Elodea canadensis, Ceratophyllum demersum) bereits in frühen Sukzessionsstadien, kann durch eine Unterhaltung im zeitigen Frühling (März bis April) der Konkurrenzvorteil der Wintergrünen zu Beginn der Vegetationsperiode herabgesetzt werden. Samen und Turionen vieler Zielarten sind im Laufe des Winters leicht in die Grabenmudde eingesunken und sind somit tendentiell besser vor der Gefahr geschützt, vom Mähkorb erfaßt zu werden, als im Herbst. Aus wasserwirtschaftlicher Sicht kann der Verzicht auf die Herbsträumung problematisch sein, weil die Abflußleistung der Gräben im Winterhalbjahr durch die im Sommer produzierte Biomasse herabgesetzt wird. Als Kompromißlösung kann die Frühlingsunterhaltung auf Parzellengräben beschränkt werden, die eine geringere Bedeutung für die Entwässerung haben. Die abflußstarken Vorfluter werden dabei weiterhin im Herbst entkrautet. In manchen Gebieten kann ein Maschineneinsatz im Frühling wegen wasserdurchtränkter Böden problematisch sein. Grundräumung zur Wiederinstandsetzung von Gräben Viele Grabensysteme in floristisch wertvollen Gebieten sind als Folge der Aufgabe der Grabenunterhaltung bereits bis zu 90% verlandet (vgl. Modellgebiet Tielener Koog ). Der Lebensraumverlust betrifft in erster Linie die Parzellengräben.! Da verlandete Parzellengräben keine vorrangige Bedeutung für die Wasserhaltung besitzen, stellen sie Standorte dar, die ohne Rücksicht auf wasserwirtschaftliche Ansprüche dem Schutz der submersen Vegetation gewidmet werden können. Die Verlegung der Schutzaktivitäten auf konfliktfreie Abschnitte der Grabensysteme kann vielerorts Wiederstände bei den unterhaltenden Verbänden bereits im Vorfeld entkräften. Dieses ist insbesondere für Gebiete im Umfeld des Nationalparks Wattenmeer zu empfehlen.! Wie im Kapitel erläutert, können sich rechtliche Schwierigkeiten ergeben, wenn sich über 2 m breite Röhrichte durch die Verlandung eines Grabens entwickelt haben, die nach 15a LNatSchG geschützt sind. Diese rechtlichen Fragen sind im Vorwege mit dem LANU zu erörtern. Kieler Institut für Landschaftsökologie 96

108 Maßnahmen-Katalog Methode: Räumung mit dem Grabenlöffel Bei einer Räumung in einem fortgeschrittenen Sukzessionsstadium mit Dominanz von Röhrichten muß eine gründliche Räumung mit dem Grabenlöffel durchgeführt werden. Das Wurzelwerk der Röhrichte muß vollständig entfernt werden, sonst treiben die Pflanzen aus den Rhizomen wieder aus und bilden bereits im Folgejahr wieder dichte Bestände aus. Eine Grundräumung stellt einen schweren Eingriff dar und vernichtet einen Großteil der Samenbank. Arten der frühen und mittleren Sukzessionsstadien, die keine dauerhafte Diasporenbank aufbauen, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr vertreten sein.! In Gebieten, in denen die Erhaltung von Wasserpflanzen im Vordergrund steht, sollten Grundräumungen lediglich zur einmaligen Wiederinstandsetzung durchgeführt werden. Die nachfolgenden Unterhaltungsmaßnahmen sollten rechtzeitig in den mittleren Sukzessionsstadien mit dem Mähkorb durchgeführt werden, da diese Methode für Wasserpflanzen und Tiere schonender ist und einen geringeren technischen Aufwand bedeutet. Praktikable Alternativmethoden zum Einsatz des Grabenlöffels stehen nicht zur Verfügung. In schmalen Gräben bereitet eine Mahd des Schilfs unterhalb des Wasserspiegels technische Schwierigkeiten. Noch aufwendiger ist das anschließende Einsammeln der Sreu, so daß eine Mahd in den meisten Fällen keine Alternative zu einer Räumung darstellt. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, daß nur Phragmites australis durch eine solche Mahd unter Wasser verdrängt werden kann. Andere Röhrichtbildner wie Equisetum fluviatile, Glyceria maxima und Sparganium emersum werden von der Maßnahme nur kurzfristig beeinträchtigt. Grabenlöffel werden in Schleswig-Holstein sehr häufig eingesetzt und stehen deshalb überall zur Verfügung. Grabenaushub mit hohem organischem Anteil kann teilweise flächig auf die Nachbarparzellen verteilt werden. Die schwer zersetzbaren Helophyten-Rhizome müssen jedoch zuerst gehäckselt werden. In Marschgebieten ist der mit Klei durchsetzte Aushub voluminös und enthält verhältnismäßig wenig leicht abbaubares Material. Im Unterschied zu torfhaltigen Grabensedimenten, die sich rasch zersetzen, würde eine Ausbringung von Klei auf Grünlandflächen zur Entwicklung von Kahlstellen und zur Ausbreitung von Problemkräutern wie Juncus effusus, Agropyron repens und Cirsium arvense führen. Eine flächenhafte Ausbringung auf die angrenzenden Parzellen ist deshalb häufig nicht möglich. Größere Aushubmengen müssen anderweitig entsorgt werden. Kieler Institut für Landschaftsökologie 97

109 Maßnahmen-Katalog Eine Deponierung des Aushubmaterials als Wall entlang des Grabens verhindert eine Pflege des Randstreifens (vgl. Foto 11, S. 77). Dadurch wird mittelbar die Beschattung des Grabens und die Entwicklung von Röhrichten und Gehölzen gefördert. Räumung zur Bekämpfung von Problempflanzen (s. auch Kap ) Beim starken Vorkommen von Problemarten (z.b. Elodea canadensis, Ceratophyllum demersum, Hydrocharis morsus-ranae) kann in einzelnen Gräben eines Gebiets eine wiederholte sehr gründliche Räumung mit Entfernung des Grundsediments angebracht sein. Vor der Durchführung einer solchen Maßnahme ist zu prüfen, ob diese Arten aus angrenzenden Gräben leicht wieder einwandern können. Wenn ja, sollte als Einwanderungshindernis kurze, mit Röhrichten zugewachsene Abschnitte bei der Räumung ausgespart werden. Bei einer Räumung im Sommer besteht die Gefahr, daß einige Problempflanzen die Maßnahme überdauern, sich bis zum Winter regenerieren und sofort wieder ausbreiten können. Eine Räumung im zeitigen Frühling ist deshalb zu empfehlen. Da Pflanzenbruchstücke mit den Räumgeräten leicht eingeschleppt werden können, sollten Gräben mit und ohne Problemarten in zwei getrennten Durchgängen bearbeitet und die Räumgeräte dazwischen sorgfältig auch von scheinbar eingetrockneten Pflanzenresten gereinigt werden. Zeitpunkt der Räumung Dort, wo keine Regeneration bzw. Einwanderung von Problempflanzen zu befürchten ist, können Wiederinstandsetzungen im Herbst - gleichzeitig mit der Pflege-Unterhaltung von anderen Gräben im Gebiet - durchgeführt werden. Dabei bietet sich die Möglichkeit, in die restaurierten, noch pflanzenleeren Gräben erhaltenswürdiges Pflanzenmaterial einzubringen, das bei der Pflege-Unterhaltung benachbarter Gräben anfällt. Der Ansiedlungserfolg kann schwer prognostiziert werden. Die Maßnahme ist jedoch risikolos, da die verwendeten Pflanzenteile ansonsten vernichtet worden wären. Voraussetzung hierfür ist die Anwesenheit einer sachkundigen Person, damit nur erwünschte Arten umgesetzt werden. Kieler Institut für Landschaftsökologie 98

110 Maßnahmen-Katalog Fazit Gründliche Räumungen werden im Regelfall nur als einmalige Maßnahmen empfohlen. Nach Wiederinstandsetzung des Standorts reicht eine rechtzeitige Pflege-Unterhaltung zur Grabenpflege langfristig aus. Das Hinauszögern der Unterhaltung (auch aufgrund naturschutzfachlicher Bedenken) macht zwangsläufig eine spätere Grundräumung notwendig, die eine stärkere Zerstörung anrichtet als eine regelmäßige Pflege-Unterhaltung. Ein Verzicht auf die Wiederinstandsetzung von Gräben führt zum Verlust des aquatischen Lebensraums. Vor dem Hintergrund drastischer Verluste durch Verlandung insbesondere in floristisch wertvollen Gebieten stellt dieser Verzicht aus der Sicht des Wasserpflanzen-Schutzes keine akzeptable Lösung dar Wasserführung Für die Mehrheit der Wasserpflanzen sind nur Gräben mit dauerhafter Wasserführung geeignet. Die Höhe der erforderlichen Wassersäule beim Wassertiefststand hängt von der Üppigkeit des submersen Bewuchs ab. Als Faustwert kann eine Mindesttiefe von 20 cm beim tiefsten Wasserstand angegeben werden. In schmalen Gräben ist eine durchschnittliche Wassertiefe von 50 bis 70 cm für die meisten Arten günstig. Dauerhaft geringere Tiefen fördern die Entwicklung von Flutrasen und amphibischen Arten wie Berle und Kleinblättriger Brunnenkresse. Bei Wassertiefen über 80 cm wird die Entwicklung der lichtbedürftigen Arten in trübem Wasser behindert. Ein geringer Flurabstand der Wasseroberfläche erhöht den Lichtgenuß im Wasserkörper und ist für lichtbedürftige Arten förderlich. Eine Lage der Wasserfläche im Sommer bei ca. 50 cm unter Flur ist für Wasserpflanzen wünschenswert. aufgrund des Schattenwurfs durch die Böschungen und ihren Bewuchs können in schmalen Gräben Flurabstände über 80 cm problematisch werden. Der Wasserstand der Gräben kann mit Hilfe einfacher Wehre reguliert werden. Anstau und Entwässerung können bei Bedarf individuell gesteuert werden. Alte Anlagen sind in manchen Gebieten noch vorhanden (Foto 16, S. 100). Kieler Institut für Landschaftsökologie 99

111 Maßnahmen-Katalog Foto 16: Altes Wehr im Hattstedter Neuenkoog. Mit Hilfe solcher Wehre kann der Wasserstand des Grabens gesteuert werden. Für die Mehrheit der Wasserpflanzen sind Wassertiefen von 50 bis 70 cm günstig. Beim tiefsten Wasserstand sollte die Wassertiefe mindestens 20 cm betragen. Dauerhafte Flurabstände des Grabenwassers über 80 cm sind in schmalen Gräben wegen des Schattenwurfs durch die Böschungen für Wasserpflanzen ungünstig Profileigenschaften Längsschnitt Korrekturen des Längsverlaufs sind aus der Sicht der submersen Vegetation nicht erforderlich. Wenige Marschgräben sind aus Prielen hervorgegangen und haben ihren ursprünglich gewundenen Verlauf teilweise beibehalten. In den meisten Fällen sind die Gräben als geradlinige Zweckgewässer entstanden. Kieler Institut für Landschaftsökologie 100

112 Maßnahmen-Katalog Die gelegentlich durchgeführte Remäandrierung von Gräben stellt somit in der Regel eine kosmetische Maßnahme dar, die nicht nur einem natürlichen Vorbild entbehrt (die meisten Gräben haben von sich aus nie mäandriert), sondern auch die historische Ausprägung mißachtet. Da schmale Gräben eine höchstens schwache Fließbewegung aufweisen, ist von einem geschlängelten Verlauf keine Erhöhung der Standortdiversität zu erwarten. Eine Renaturierung von Gräben ist somit eine kostspielige Maßnahme ohne nennenswerte Vorteile für die submerse Vegetation. Aufweitungen und Buchten sind für Wasserpflanzen nicht unbedingt notwendig. Um ein Nebeneinander von Frühstadien und von späten, von konkurrenzkräftigen Arten dominierten Stadien zu vermeiden, sollten die Buchten im selben Turnus wie der Graben unterhalten werden. Wenn in einem Gebiet weitere Kleingewässer geschaffen werden sollen, ist eine Anlage außerhalb der Gräben wünschenswert, um ein Gegengewicht zu den regelmäßig unterhaltenen Gewässern zu schaffen. Ferner ist zu beachten, daß ein gleichmäßiger Längsverlauf die Voraussetzung für eine problemlose und kostengünstige Unterhaltung ist. Aus diesen Gründen wird hier für einen geraden Verlauf von Gräben plädiert. Querschnitt Werden verlandete Gräben restauriert oder neue Gräben angelegt, so sollte auf ein für Wasserpflanzen günstiges Querprofil geachtet werden. Für Wasserpflanzen sind Gräben am besten geeignet, die breiter als tief sind. Ein solches Profil minimiert den Schattenwurf durch die Uferböschung auf die Wasserfläche ( Schluchteffekt ). In schmalen Gräben reicht der zur Verfügung stehende Raum nicht aus, um verschiedene Tiefenbereiche zu gestalten. Das Nebeneinander unterschiedlicher Tiefenzonen würde zudem eine schonende Entkrautung mit dem Mähkorb erschweren und sollte auf breite Gräben beschränkt bleiben. Im Zusammenhang mit der Nutzung der angrenzenden Flächen können zwei Varianten des Querschnitts empfohlen werden. steiler Querschnitt bei Beweidung der angrenzenden Flächen Wie Beobachtungen aus der Praxis zeigen, stellt eine Mahd des Grabenrandstreifens und der Böschungen keine befriedigende Lösung dar, da fast immer Mahdgut (häufig in großen Mengen) im Graben verbleibt, wenn es nicht von Hand entfernt wird (Foto 12, S. 79). Der Aufwand zur Bergung des Mahdguts aus dem Graben macht für die einzelnen Landwirte keinen Sinn, da einkalkuliert wird, daß die Streu bei der herbstlichen Räumung durch den unterhaltenden Verband ohnehin beseitigt wird. Das im Hochsommer Kieler Institut für Landschaftsökologie 101

113 Maßnahmen-Katalog abgeschnittene Mahdgut verbleibt deswegen bis zum Herbst im und am Graben. Dort überdeckt es die Grabenvegetation. Ferner wird das Wasser durch die verrottende Streu stark belastet. Nur dort, wo Naturschutzverbände mit Hilfe von unentgeldlich arbeitenden Freiwilligen die Grabenunterhaltung übernehmen, stellt das Einsammeln von Mahdgut von Hand eine realistische Alternative dar. In den anderen Fällen ist es sinnvoller, das Streuproblem durch die Kombination einer geeigneten Böschungprofilierung und Abzäunung zu vermeiden. An Gräben, die im Grünland verlaufen, ist eine besondere Form der Abzäunung zu empfehlen, bei welcher die Weidetiere im Randstreifen bis zur Grabenschulter den Uferbewuchs kurzrasig abfressen können, ohne den Grabenrand unmittelbar zu betreten. Dieses ist möglich, wenn der untere Draht des landesüblichen Weidezauns etwas höher angebracht wird oder wenn ein moderner einreihiger Zaun verwendet wird. Der Abstand zwischen Zaun und Graben sollte die Kuhhalslänge nicht überschreiten. Bei diesem Abstand (ca. 70 cm) bleiben Fäkalieneinträge und Bodenschäden aus. Eine Mahd des Randstreifens wird dadurch überflüssig. Der Weidezaun verhindert allerdings die Beweidung der Böschungen. Neben dichten Beständen wintergrüner submerser Arten sind herbstliche Krautstaus in erster Linie auf die Streu der Böschungspflanzen zurückzuführen, die bei üppigem Wuchs die Gräben im Winter verstopft. Sommergrüne submerse Arten zersetzen sich dagegen rasch. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, die Fläche zu mininieren, die dem Böschungsbewuchs zur Verfügung steht und nicht abgeweidet werden kann. Jede Abflachung der Böschungen bedeutet eine Zunahme dieser Fläche und damit des potentiellen Streueintrags in den Graben. Aus diesem Grund sollten steile Böschungen erhalten bleiben. Bei einem geringen Flurabstand des Grabenwasserspiegels entstehen trotz steiler Böschungen keine für Amphibien unüberwindlichen Höhenunterschiede. Eine schwache Entwicklung von Gräsern und Stauden auf den Grabenböschungen ist die Voraussetzung dafür, daß ein Graben nicht alljährlich entkrautet werden muß. Bei der turnusmäßigen Pflege-Unterhaltung wird der Bewuchs der Böschungen mit dem Mähkorb beseitigt und bei Bedarf die Steilheit des Profils wiederhergestellt. Für die Parzelleneigentümer entstehen keine Nachteile, weil Mahdkosten entfallen. Da durch eine Abzäunung in einem geringen Abstand zur Grabenschulter auf einen breiten gemähten Randstreifen verzichtet werden kann, entstehen auch durch eine wünschenswerte Verbreiterung der Gräben keine Verluste an Nutzflächen. Kieler Institut für Landschaftsökologie 102

114 Maßnahmen-Katalog Flacher Querschnitt bei Mahd der angrenzenden Flächen Soweit die angrenzenden Parzellen nicht als Weiden genutzt werden, ist eine offene Trapezform zu empfehlen. Um die Beschattung durch überhängende Hochstauden und Röhrichte zu mindern, ist eine jährliche Pflegemahd der Böschungen mit Abstransport der Streu erforderlich. Eine flach geneigte Böschung vermindert die Gefahr, daß Streu bei Mahd des Uferstreifens in das Wasser gelangt. Das Mahdgut kann von der Böschung z.b. maschinell mit Kreiselrechen abgesammelt werden. Für jede Böschung wird eine Grundfläche benötigt, die mindestens der Einschnittiefe des Grabens entspricht. Diese Lösung ist deshalb flächen- und kostenintensiv. In Grünlandgebieten finden sich nicht-beweidbare Flächen überwiegend entlang der Wirtschaftswege, die auf schmalen Dämmen verlaufen. Dort ist eine Neuprofilierung der Gräben nur mit sehr hohem Aufwand möglich Senkung des Nährstoffgehalts des Grabenwassers Aufgrund ihrer Morphologie (geringe Tiefe und große Uferlänge) sind Gräben grundsätzlich eutrophe Gewässer. Eine Senkung des Nährstoffgehalts durch Reduzierung der Einträge ist deshalb nur bis zu einem gewissen Niveau erreichbar. Oligotrophe Gräben stellen eine Illusion dar. Hinsichtlich der Nährstoffgehalte ist ein Niveau anzustreben, bei dem die Wassertrübung eine Entwicklung der submersen Pflanzen nicht behindert und die Entwicklung von Aufwuchsalgen relativ gering ist. Da hohe Nährstoffgehalte mit Sauerstoffengpässen in den Sommermonaten verbunden sind, ist im Hinblick auf die gesamte Lebensgemeinschaft ein mittleres Nährstoffgehalt anzustreben. Sehr hohe Nährstoffgehalte des Grabenwassers fördern Massenentwicklungen von wenigen Wasserpflanzen-Arten, die in der Lage sind, das Nährstoffangebot rasch in Biomasse umzusetzen. Dazu sind offensichtlich nicht alle Arten befähigt. Nach eigenen Beobachtungen bildet z.b. das Stachelspitzige Laichkraut (Potamogeton friesii RL 2) keine luxurierenden Formen, auch wenn es sich gut versorgt und konkurrenzfrei entwickeln kann. Dagegen können Wasserlinsen (insb. Spirodela polyrhiza), Kanadische Wasserpest und Gemeines Hornblatt rasch Massenbestände hervorbringen. Bei hohen Nährstoffgehalten werden die für gefährdete Wasserpflanzen wichtige mittlere Stadien der Sukzession stark verkürzt bzw. übersprungen. Kieler Institut für Landschaftsökologie 103

115 Maßnahmen-Katalog Die Nährstoffe des Grabenwassers stammen im Wesentlichen aus folgenden Quellen: 1. diffuse Einträge durch die Nutzung im Einzugsgebiet 2. diffuse Einträge durch Mineralisation von anstehenden Torfen 3. punktuelle Einleitungen. Bodeneinschwemmung und Tierfäkalien bei Beweidung 5. Akkumulation von Pflanzenmaterial aus der Vegetation des Grabenrands Im folgenden werden einige allgemeine Maßnahmen vorgeschlagen, um die Belastung des Grabenwassers zu senken. zu 1: Senkung der diffusen Einträgen aus dem Einzugsgebiet des Grabensystems Flächenhafte Senkung der Nutzungsintensität auf ein mittleres Niveau Wie bereits STUHR 1987 feststellte, zeigt sich kein Zusammenhang zwischen Flora und Fauna der Gräben und der Nutzungsintensität auf den unmittelbar angrenzenden Parzellen. Vielmehr bestimmt das allgemeine Intensitätsniveau der Nutzung im Einzugsgebiet die Hintergrundbelastung im Grabenssystem. Einzugsgebiete mit einem hohen Anteil des Ackerbaus zeichnen sich allgemein durch eine höhere Belastung und artenärmere Lebensgemeinschaften aus. Diese Aussage kann durch die eigenen Untersuchungen bestätigt werden: Solange keine extremen Belastungen wie ein vollständiges Kahltreten der Böschung durch Weidetiere oder eine Herbizideinleitung (z. B. durch Tankreinigung) stattfinden, lassen sich innerhalb eines Gebiets keine Unterschiede in der Grabenvegetation in Abhängigkeit der Nutzungsintensität der unmittelbar angrenzenden Flächen feststellen. Lokale Abweichungen erklären sich durch Unterschiede der Grabenunterhaltung, der Wasserversorgung oder der Sohlensubstrate. Somit ist von isolierten extensivierten Parzellen keine durchgreifend positive Auswirkung auf die Wasservegetation der Gräben zu erwarten. Aus diesem Grund ist es notwendig, im gesamten Einzugsgebiet eines Grabensystems eine geringere Nutzungsintensität anzustreben. Bei flächendeckender geigneter Grabenrandpflege, die für eine Reduzierung der diffusen Einträge sorgt, kann wahrscheinlich auf eine radikale Extensivierung verzichtet werden. Auf mineralischen Substraten kann bei Einhaltung eines ausreichenden Abstands zu den Gewässern ein gelegentlicher Bodenumbruch und eine Nutzung als Umtriebsweiden toleriert werden. Der hochproduktive Anbau von Futtermitteln sollte dagegen in den Einzugsgebieten von Gräben mit schützenswerter submerser Vegetation unterbleiben. Da Wasserpflanzen günstige Bedingungen in Gebieten mit hohen Wasserständen finden (geringer Flurabstand des Grabenwasserspiegels), besitzen überwiegend ackerbaulich genutzte Einzugsgebiete in der Regel keine besondere Bedeutung für seltene Arten. Da der Ackerbau zur Hintergrundbelastung anderer Landschaften beiträgt, würde sich eine Kieler Institut für Landschaftsökologie 10

116 Maßnahmen-Katalog allgemeine Senkung der Nährstoffeinträge auf das gesamte Gewässernetz positiv aus. Die Anlage von nicht umgebrochenen Randstreifen entlang der Ackerschläge ist deshalb zu empfehlen. Reduzierung der Winterbeweidung In überflutungsgefährdeten Niederungsgebieten (z.b. Flußniederungen) ist die Winterbeweidung zu reduzieren. Auf beweideten Niedermoortorfen entstehen in feuchten Wintern erhebliche Schäden der Grasnarbe. Bei Strakniederschlägen wird der entblößte Oberboden abgeschwemmt und verursacht eine erhebliche Belastung des Graben- und Gewässernetzes. In Gebieten, die für ein Schutzprogramm für Wasserpflanzen ausgewählt wurden, ist auf eine Winterbeweidung mit Pferden und Robustrindern zu verzichten. Diese Tierrassen werden häufig als Hobby von Besitzern gehalten, die nicht über ausreichend Flächen für einen bodengerechten Umtrieb verfügen. In nassen Wintern entstehen erhebliche Bodenschäden auf den viel zu kleinen Standweiden. zu 2: Reduzierung der diffusen Einträge durch Mineralisation anstehender Torfe Hohe Grundwasserstände reduzieren die Freisetzung von Stickstoffverbindungen aus organischen Sedimenten und helfen deshalb die allgemeinen Stickstofffracht der Gräben und des Gewässernetzes zu senken. Sie erzwingen eine extensivere Nutzung, da Umbruch und Anbau produktiver Grasmischungen und Futterfrüchten auf nassen Standorten wirtschaftlich nicht sinnvoll sind. Der Maschineneinsatz ist dort ohnehin häufig eingeschränkt. Die Hintergrundbelastung im Grabensystem läßt sich deshalb tendentiell senken. Ferner führen hohe Grundwasserstände zu einem geringen Flurabstand der Wasseroberfläche im Graben und somit einen guten Lichtgenuß für Wasserpflanzen (kein Schuchteffekt ). Da bei hohen Grundwasserständen die Befahrbarkeit mit Landmaschinen jahreszeitlich stark eingeschränkt wird, ist in der Regel nur eine extensive Grünlandnutzung möglich, die unter den heutigen Rahmenbedingungen betriebswirtschaftlich nicht mehr sinnvoll ist. Eine Fortführung der Nutzung bzw. eine Anhebung der Grundwasserstände ist deshalb nur dort durchsetzbar, wo die Agrarnutzung anderen Zielen (z.b. dem Naturschutz) untergeordnet wird. Die Mehrheit der Makrophyten bevorzugt Gräben mit mineralischen Sohlensubstraten. Nur wenige Wasserpflanzen wachsen in Moorgräben, deren Sohle ausschließlich im Torf ausgebildet ist. Zielkonflikte zwischen der Grabenerhaltung und der Renaturierung von Kerngebieten der Hochmoore sind deshalb nicht gegeben. Kieler Institut für Landschaftsökologie 105

117 Maßnahmen-Katalog zu 3: Reduzierung von punktuellen Schmutzwassereinleitungen Abwässer Einleitungen von Stallabflüssen und unzureichend geklärten häuslichen Abwässern sind in großen Grabengebieten vergleichweise selten, weil die Siedlungen sich außerhalb der Niederungen befinden. Solche Belastungen gehen heute überwiegend von Deichsiedlungen und Warften der Marsch aus. Da dort Streusiedlung vorherrscht, ist eine zentrale Abwasserbehandlung noch nicht flächendeckend gegeben. Punktuell sind sehr hohe Belastungen bereits optisch und am Geruch feststellbar. Einige Gräben am Übergang zwischen Geest-Inseln der Eider-Treene-Niederung und angrenzenden Flußmarschen erhalten offensichtlich Schmutzwasser aus landwirtschaftlichen Betrieben der Geestrücken. Da die Gräben dieses Übergangssaums häufig mit Quellwasser gespeist werden und ein Vorkommensschwerpunkt von seltenen Arten wie dem Efeu-Wasserhahnenfuß (Ranunculus hederaceus RL 2) darstellen, ist hier eine Reduzierung der Belastung besonders dringlich. In Gebieten, die für Schutzprogramme für Lebensgemeinschaften der Gräben ausgewählt worden sind, sollten Siedlungsabwässer grundsätzlich über getrennte Entwässerungssysteme zum Vorfluter geleitet werden. Pflanzenschutzmittel Die Entsorgung von Schmutzwasser nach Tankreinigung oder Spülung von Pflanzenschutzmittelbehältern ist nach geltendem Wasserschutzrecht bereits verboten. Einzelne Verstöße kommen jedoch vor. Da eine Überwachung nicht möglich ist, kann nur auf ein wachsendes Bewußtsein der Landwirte gehofft werden. Grabenränder und -böschungen werden gelegentlich absichtlich mit Herbiziden behandelt. Dieser Gesetzverstoß geschieht in der Regel im Zusammenhang mit einer flächenhaften Behandlung der angrenzenden Flächen vor einem Umbruch und einer Neubestellung. In Gebieten, die für ein Schutzprogramm für Wasserpflanzen ausgewählt worden sind, sollte jeglicher Herbizideinsatz untersagt werden. zu und 5: Bodeneinschwemmung und Tierfäkalien bei Beweidung, Akkumulation von Pflanzenmaterial aus der Vegetation des Grabenrands Durch eine geeignete Pflege des Grabenrands können Nährstoffeinträge aus den angrenzenden Parzellen wirksam herabgesetzt werden. Einige Hinweise zur Vermeidung der Akkumulation von Streu aus der Grabenrandvegetation sind bereits im Kapitel gegeben worden. Weitere Empfehlungen werden im folgenden Kapitel vorgestellt. Die dort vorgeschlagene Pflege ist nicht nur aus der Sicht des Nährstoffhaushalts von Bedeutung, sondern trägt auch zur Steuerung des Lichtklimas und zur Vermeidung der Streuakkumulation im Graben bei. Kieler Institut für Landschaftsökologie 106

118 Maßnahmen-Katalog Vorschläge zur Pflege des Grabenrands Im Hinblick auf die Erhaltung von Wasserpflanzen hat die Pflege des Grabenrands folgende Aufgaben zu erfüllen: Vermeidung von Nährstoffeinträgen aus der Nutzung der angrenzenden Parzellen Vermeidung von Nährstoffeinträgen durch Tierexkremente und Bodeneinschwemmung aus angrenzenden Parzellen Minderung von Streueinträgen, die bei Mahd des Randstreifens und durch zerfallende Uferpflanzen zustandekommen Aufrechterhaltung einer wenig beschattenden Randvegetation Verzögerung der Röhrichtentwicklung Vorbeugung der Entwicklung von geschlossenen Juncus effusus-beständen am Grabenrand Grabenrandpflege durch Beweidung Durch eine kontrollierte Beweidung lassen sich die oben aufgelisteten Ziele der Grabenrandpflege ohne zusätzliche Unterhaltungskosten erreichen. Da für gefährdete Wasserpflanzen in erster Linie Gräben in Grünlandgebieten von Relevanz sind, wird davon ausgegangen, daß die Mehrheit der angrenzenden Flächen in floristisch bedeutsamen Gebieten zumindest zeitweilig beweidet werden können. Bei Ausbringung von Gülle oder sonstigen wasserbelastenden Stoffen ist ein 10 m breiter Streifen entlang sämtlicher Gräben auszusparen, um Einschwemmungen durch Oberflächenabfluß zu vermeiden.! Der Randstreifen sollte jedoch unbedingt in die Beweidung einbezogen werden. Beweidung durch Rinder Auf durch Rinder beweideten Parzellen lassen sich die obengenannten Zwecke der Grabenrandpflege durch eine besondere Abzäunung erreichen. Der Weidezaun wird ca. 70 cm von der Grabenschulter gesetzt. Von den üblichen drei Drahtreihen werden nur die beiden oberen Drähte angebracht. Der obere Draht kann als E-Zaun ausgeführt werden. Durch den Verzicht auf den unteren Draht können die Tiere unter dem Zaun grasen, ohne den Grabenrand zu betreten. Die Attraktivität des Streifens hinter dem Zaun für Weidetiere ist überall zu beobachten. Zwischen Zaun und Grabenschulter entsteht ein mehr oder weniger kurzrasiger Streifen, der allmählich aushagert. Diese Entwicklung wird durch der Verzicht auf Düngung in einem 10 m breiten Streifen entlang des Grabens gefördert. Der Einsatz dieses Zauntyps wurde in der Praxis beobachtet, so daß davon ausgegangen werden darf, daß er auch funktionsfähig ist. Kieler Institut für Landschaftsökologie 107

119 Maßnahmen-Katalog Die vorgeschlagene Abzäunung bietet folgende Vorteile: Eine Pflegemahd des Randstreifens wird überflüssig. Damit entfällt die Gefahr, daß Mahdgut in den Graben gelangt. Darüber hinaus werden Mahdkosten gespart. Trittschäden unmittelbar am Grabenrand bleiben aus, weil der Streifen jenseits des Zauns durch die Beweidung eine geschlossene Grasnarbe erhält, ohne daß er von den Tieren betreten wird. Die Trittschäden und das Koten verlagern sich auf die Weideseite des Zauns in einem Abstand, der eine Einschwemmung von Boden und Tierfäkalien in den Graben reduziert. Die Wasserversorgung der Tiere erfolgt wie allgemein üblich mit Hilfe von Tränkpumpen. Da keine Kahlstellen unmittelbar am Grabenrand entstehen, können sich keine über die Wasserfläche überhängende Flatterbinsen-Säume entwickeln. Der ausgehagerte Grabenrand bietet günstige Bedingungen für artenreiche Feuchtgrünlandstreifen. Hochstauden- und Röhrichtsäume können sich zwar im Bereich der nicht zugänglichen Grabenböschung ansiedeln. Bei einem güstigen Breiten-Tiefen-Verhältnis des Grabens und steilen Böschungen entwickeln sich nur schmale Bestände, deren Streu keine Gefahr für Wasservegetation darstellt. Diese Form der Abzäunung ist allerdings für eine Beweidung mit Kälbern nicht geeignet, da kleinwüchsige Tiere unter den Zaun hindurch schlüpfen könnten. Eine Ausführung als eindrahtiger beweglicher E-Zaun bietet für das Management des Grabenrandstreifens flexible Möglichkeiten. Im Hinblick auf die Belange der Wasserpflanzen darf der Abstand zwischen Zaun und Grabenschulter zumindest zeitweilig nicht mehr als eine Kuhhalslänge betragen. In Abhängigkeit der lokalen Wuchsbedingungen kann außerhalb der Wachstumsspitzen des Grünlands der Abstand vergrößert werden und einen breiteren extensiv genutzten Streifen zu erzielen. Zur Reduzierung des Hochstauden- und Röhrichtbewuchs kann im Hochsommer der Zaun kurzfristig unmittelbar an die Grabenschulter versetzt werden. Beweidung durch Schafe Bei Beweidung mit Schafen wird häufig auf eine Abzäunung verzichtet, wenn der Graben flache Böschungen besitzt. Es entsteht zunächts ein kurzer geschlossener Rasen. Mittelbis langfristig häufen sich dennoch die Trittschäden, was zur Ansiedlung von Flatterbinsen- und Acker-Kratzdistel-Säumen führt. Um sowohl eine kurzrasige Beweidung zu erreichen als auch langfristig die Entwicklung von Nitrophytensäumen zu vermeiden, können niedrige, bewegliche E-Zäune eingesetzt werden. Ein E-Zaun in 0 bis 50 cm Höhe hindert die Schafe (auch Muttertiere mit Lämmern) wirksam daran, bis zum Graben vorzudringen. Phasenweise kann der Zaun zurückgenommen werden, um eine Beweidung des gesamten Randstreifens zuzulassen. Auf diese Weise entsteht ein allmählich aushagernder Grasstreifen ohne Störstellen. Kieler Institut für Landschaftsökologie 108

120 Maßnahmen-Katalog Ausschließlich gemähte Flächen Ausschließlich gemähte Flächen treten an Wegrändern und auf Extensivierungsflächen mit besonderen Vertragsvereinbarungen auf, die eine Beweidung ausschließen. In diesen Fällen sind nutzungsbedingte Nährstoffeinträge nicht zu befürchten. Eine starke Belastung des Grabenwassers kann jedoch von Mahdgut ausgehen, das im Graben verrottet. Um dieses zu vermeiden, steht keine geeignete und doch einfache Methode zur Verfügung. Das Mahdgut muß gegebenfalls von Hand aus dem Graben herausgeholt werden. Eine Lagerung am Grabenrand führt zu einer Eutrophierung des Standorts. Die Streu muß eingesammelt und abtransportiert werden. Vom Einsatz des Schlegelmähers ist unbedingt abzuraten, da das Mahdgut gehäckselt wird und als düngende Mulchdecke am Standort verbleibt. Ein flaches Böschungsprofil setzt die Gefahr herab, daß Streu in den Graben eingeschwemmt wird. Wie bereits im Kap erläutert, ist die Anlage von flachen Böschungen platzaufwendig und nicht überall durchführbar. Gräben mit geschlossenen Flatterbinsen-Säumen Schmale Gräben können durch die schwer zersetzbare Binsenstreu stark beschattet und vollständig verstopft werden (vgl. Foto 37, S. 158). Geschlossene Flatterbinsen-Säume können nur mit einem hohen Aufwand zurückgedrängt werden. Die Flatterbinse baut im Boden eine dominante und langlebige Samenbank auf. Bei jeder Störung der Grasnarbe (z.b. bei Unterhaltungsmaßnahmen) keimen neue Pflanzen. Eine Beweidung scheidet zur Bekämpfung der Binsen weitgehend aus, da sie von Weidetieren ungern gefressen werden. Darüber hinaus fördern Trittschäden die Ansiedlung neuer Pflanzen. Um neue Trittschäden zu vermeiden, wird die Einrichtung der oben beschriebenen Abzäunung empfohlen. Zusätzlich muß regelmäßig eine Pflegemahd des Streifens zwischen Zaun und Graben durchgeführt und die Streu eingesammelt werden. Bei Unterhaltungsmaßnahmen ist darauf zu achten, daß Fahrzeuge mit Kettenfahrwerken die Grasnarbe des Grabenrands nicht beschädigen. Da die Geräte mit längeren Greifarmen ausgestattet sind, ist die Einhaltung eines Abstands von ca. 2 m möglich Es kann deshalb sinnvoll sein, eine gründliche Räumung vorzunehmen und gleichzeitig den Graben so weit zu verbreitern, daß der überwiegende Teil des Binsensamenvorrats mit dem ehemaligen Grabenrand beseitigt wird. Da in mit Binsen verstopfte Gräben keine wertvolle Vegetation zu erwarten ist, bestehen aus der Sicht des Makrophytenschutzes gegen eine vollständige Ausräumung keine Bedenken. Dort, wo eine deutliche Verbreiterung des Grabens nicht möglich ist, besteht die Gefahr, daß Flatterbinsen-Säume sich wiederholt neuentwickeln. In diesem Fall kann es angebracht sein, den Graben verlanden zu lassen und einen neuen Graben in einiger Entfernung anzulegen. Kieler Institut für Landschaftsökologie 109

121 Maßnahmen-Katalog Problemarten Als Problemarten werden Arten bezeichnet, derer Entwicklung die Artdiversität im Graben unterdrückt. Es handelt sich um wuchskräftige Arten, die durch ihr üppiges Wachstum konkurrenzschwächere Arten verdrängen. In der Regel erfolgt die Verdrängung durch gegenseitige Beschattung. Auch aus der Sicht der Abflußsicherung sind Massenentwicklungen insbesondere von wintergrünen submersen Arten problematisch, weil sie die Gräben auch während der Hauptabflußsaison verstopfen. Bei Dominanz solcher Arten ist eine Extensivierung der alljährlichen Räumung aus wasserwirtschaftlicher Sicht problematisch. Besondere Eigenschaften von Problemarten Die charakteristischen Problemarten besitzen mindestens eine, häufig mehrere der folgenden Eigenschaften: wintergrün: Ein Teil der oberirdischen Phytomasse (bei manchen Arten die gesamten Pflanzen) überdauert den Winter (z.b. Elodea canadensis, Ceratophyllum demersum, Stratiotes aloides, Lemna minor). Einige Arten wachsen während des Winters langsam weiter. Konkurrenzvorteil: Die Pflanzen können ohne empfindliche Keimung- und Etablierungsphase im Frühling sofort weiterwachsen. Ihre Expansion erfolgt in einem noch konkurrenzfreien Raum. Ihre Biomasse beschattet andere aufkommende Pflanzen in einer Phase, in der diese besonders lichtbedürftig sind. wirksame vegetative Vermehrung: Problemarten sind nicht auf eine generative Vermehrung angewiesen. Aus Bruchstücken der Mutterpflanzen können neue Pflanzen hervorgehen, die bereits als Jungpflanzen konkurrenzfähig sind. Manche Arten bilden Tochterrosetten, die sich von der Stammpflanze lösen. (z.b. Elodea canadensis, Ceratophyllum demersum, Stratiotes aloides, Lemna minor, Hydrocharis morsusranae, Callitriche platycarpa). Konkurrenzvorteil: Die Pflanzen müssen bei ihrer Vermehrung keine empfindliche Keimung- und Etablierungsphase durchlaufen. Besiedlung der oberen Wasserschichten: Problempflanzen leben als Pleustophyten (Wasserschweber) an bzw. nah der Wasseroberfläche (z.b. Stratiotes aloides, Lemna minor, Hydrocharis morsus-ranae, Callitriche platycarpa) Konkurrenzvorteil: Selbst in sehr trübem Wasser und bei überhängenden Röhrichten oder Stauden erhalten sie ausreichend Licht. Sie überschatten den Wasserkörper unter sich und unterbinden die Entwicklung von Arten, die sich erst ganz unten am Gewässergrund etablieren müssen. keine oder nur lose Verankerung im Substrat: Im Laufe der Sukzession akkumuliert sich unverfestigtes organisches Material auf dem Grabengrund. Wegen der starken Bindung der Nährstoffe an organischen Bestandteilen und der geringen Dichte des Kieler Institut für Landschaftsökologie 110

122 Maßnahmen-Katalog Substrates nimmt die Nährstoffverfügbarkeit in Boden ab. Bei Sauerstoffengpässen werden Phosphorverbindungen schubweise ins Wasser abgegeben. Konkurrenzvorteil I: Pflanzen mit sehr geringer Wurzelmasse bzw. freischwebende Pflanzen nehmen den überwiegenden Anteil ihrer Nährstoffe durch ihre gesamte Sproßoberfläche unmittelbar aus dem Wasser auf. Sie werden von der abnehmenden Nährstoffverfügbarkeit im Boden nicht beeinträchtigt und profitieren unmittelbar von den Phosphorabgaben aus dem Faulschlamm (z.b. Ceratophyllum demersum, Elodea canadensis, Stratiotes aloides, Lemna minor, Hydrocharis morsus-ranae, Callitriche platycarpa) Konkurrenzvorteil II: Mehr oder weniger frei schwebende Pflanzen können sich starken Wasserstandschwankungen problemlos anpassen, indem sie mitflottieren. Durch Wachstum zum Licht können sie sich bei starker Trübung in die oberen Wasserschichten verlagern und sich knapp unterhalb der Wasseroberfläche baldachinförmig ausbreiten (z.b. Ceratophyllum demersum, Elodea canadensis). Die Pflanzenbeispiele verdeutlichen, daß die in Gräben sehr durchsetzungsfähigen Arten über diese charakteristischen Eigenschaften verfügen. Einige besitzen mehrere vorteilhafte Strategien: Die Kanadische Wasserpest ist wintergrün, im Substrat nur lose verankert und und vermehrt sich vegetativ durch Pflanzenbruchstücke. Das Gemeine Hornblatt weist die gleiche Merkmalkombination auf. Auch die Krebsschere (Stratiotes aloides RL 3) verfügt über die vier genannten vorteilhaften Eigenschaften: partiell wintergrün, vegetative Vermehrung, Besiedlung der oberen Wasserschicht, geringe Substratabhängigkeit. Obwohl sie allgemein selten ist und auf der Roten Liste geführt wird, handelt es sich um eine außerordentlich erfolgreiche Grabenpflanze, die sich dort, wo sie vorkommt, als Problempflanze verhält. Ihre Seltenheit ist in erster Linie auf ihr eingeschränktes Vermögen zurückzuführen, neue Standorte spontan zu besiedeln, sowie auf einen Parasit, der viele Bestände vernichtet hat. Aus der umgekehrten Perspektive lassen sich Ungunststrategien ableiten, die die Erfolgschancen von Makrophyten in Gräben schmälern. Hierzu gehört eine annuelle Regeneration aus Turionen oder Samen (schmalblättrige Laichkräuter). Die Jungpflanzen müssen sich zunächst in der Grundschicht etablieren und brauchen dort in dieser Phase ausreichend Licht. Nach dem Verbrauch der eigenen Reserven im Samen oder in der Winterknospe sind sie darauf angewiesen, aus den unmittelbar umgebenden Bodenbereichen ausreichend Nährstoffe aufzunehmen. Solche Arten bevorzugen deshalb mineralische Substrate und werden bei zunehmendem organischem Gehalt des Grabenbodens in den späten Stadien der Sukzession geschwächt. Gleiches gilt für Arten wie Myriophyllum verticillatum (RL 3), bei denen die Nährstoffaufnahme über das Wurzelwerk auch im erwachsenen Stadium eine große Rolle spielt. Kieler Institut für Landschaftsökologie 111

123 Maßnahmen-Katalog Die vorgeschlagenen Unterhaltungsmethoden und -rhythmen schaffen zwar für die Zielarten günstige Voraussetzungen. Die so erzielten Standortbedingungen sind jedoch mit keinen entscheidenden Nachteilen für die Problemarten verbunden, so daß die Chancen-Ungleichheit nach wie vor gegeben ist. Im folgenden werden deshalb Möglichkeiten diskutiert, selektive Nachteil für Problemarten herbeizuführen.! Das verstärkte Auftreten von Problemarten in den Spätstadien der Sukzession stellt eine Antwort der Pflanzenwelt auf die Veränderungen der Standorteigenschaften (z.b. Akkumulation von organischem Material im Graben) dar und ist Teil der Standortdynamik. Diese Entwicklung kann durch eine rechtzeitige Unterhaltung durchzuführen. Das Ziel der folgenden Überlegungen ist dagegen die Unterdrückung von Dominanzbeständen der Problemarten bereits in frühen Stadien der Sukzession. Die folgenden Ausführungen beschränken sich d auf diejenigen Arten, die nach den in den drei untersuchten Modellgebieten die größten Schwierigkeiten bereiten: Kanadische Wasserpest, Elodea canadensis Froschbiß, Hydrocharis morsus-ranae Vielwurzelige Teichlinse, Spirodela polyrhiza Gemeines Hornblatt, Ceratophyllum demersum Krebsschere, Stratiotes aloides (RL 3) Während es sich bei den ersten genannten Arten um sehr weit verbreitete, ungefährdete Pflanzen handelt, wird dagegen die Krebsschere landes- und bundesweit als gefährdet eingestuft und ist darüber hinaus nach Bundesartenschutzverordnung geschützt, was eine differenzierte Strategie erfordert. Wenig wirksame Bekämpfungsmethoden Um die Wüchsigkeit von Problemarten kommen verschiedene Methoden in Frage, die allerdings unter den im Grabennetz Schleswig-Holsteins nur eingeschränkte Aussichten auf Erfolg haben. Dieses trifft für folgende Vorgehensweise zu. Reduzierung der Nährstoffversorgung Generell wird die Entwicklung der genannten Problemarten durch ein hohes Nährstoffangebot gefördert. Darüber hinaus läßt ihre reichlich produzierte Biomasse die Akkumulation von organischem Material auf dem Grabengrund schneller voranschreiten, so daß die Arten, die mineralische Substrate bevorzugen, früher geschwächt werden. Eine Reduzierung des Nährstoffpegels ist deshalb wünschenswert. Allerdings können Froschbiß und Wasserpest hinsichtlich ihrer Nährstoffansprüche auch sehr genügsam sein: Sie wachsen auch gut unter mesotrophen Verhältnissen. Kieler Institut für Landschaftsökologie 112

124 Maßnahmen-Katalog Dagegen wird die Entwicklung der Vielwurzeligen Teichlinse und des Gemeinen Hornblattes durch hohe Nährstoffgehalte deutlich gefördert und fällt insbesondere bei niedrigen Phosphor-Frachten geringer aus. Massenentwicklungen von Ceratophyllum demersum in ansonsten nur durchschnittlich belasteten Grabensystemen zeigen punktuelle Einleitungen an (z.b. im Hattstedter Neuenkoog im Grabenzug am Fuß des Alten Deichs mit Wohnhäusern und landwirtschaftlichen Betrieben). Durch eine Reduzierung der Wasserbelastung läßt sich die Wüchsigkeit beider Arten herabsetzen. Dennoch ist zu bedenken, daß Gräben aufgrund ihrer Morphologie eutrophe Lebensräume sind, die im engen stofflichen Austausch mit ihrem Umfeld stehen. Der Versuch, das Pflanzenwachstum über eine Reduzierung des Nährstoffangebots herabzusetzen, hat wahrscheinlich nur in Ausnahmesituationen Aussicht auf Erfolg. Beweidung Die meisten Wasserpflanzen werden nicht von Rindern gefressen, die - so weit nach eigenen Beobachtungen bekannt - nur größere Wasserpflanzen wie See- und Teichrosen und breitblättrige Laichkräuter fressen. Eine Zurückdrängung durch Beweidung scheidet somit aus. VOSS 1999 (S. 137) stellte fest, daß u.a. die Krebsschere und der Tannenwedel von Rindern verschmäht werden. Trockenlegung Stratiotes aloides, Hydrocharis morsus-ranae, Elodea canadensis und Ceratophyllum demersum können durch Trockenlegung und kombinierter Frosteinwirkung nachhaltig verdrängt werden. Keine der vier Arten bildet eine langlebige Landform. Eine kurzfristige Trockenphase im Sommerhalbjahr reicht in der Regel nicht aus, um die Arten wirksam zu verdrängen. Insbesondere bei Massenbeständen bleiben die tieferen Schichten im Schutz der zusammengefallenen Pflanzen noch feucht. Ferner schädigt die Maßnahme die erwünschten Zielarten und die Fauna des Grabens sehr stark. Die Samen und Turionen der Laichkräuter sind in der Regel frosttolerant, so daß eine Trockenlegung im Winter sie nicht beeinträchtigen würden. Aufgrund der hydrologischen Verhältnisse ist eine partielle Trockenlegung des Grabennetzes im Winter jedoch nur in Ausnahmefällen durchführbar. Da gerade in Gebieten mit gut ausgebildeter Wasserflora die Grundwasserstände meistens hoch sind, würde die Maßnahme - ohne Berücksichtigung der technischen Machbarkeit - einen nicht zu verantwortenden Eingriff in die gesamte Gebietsqualität darstellen. In der Regel ist diese Maßnahme ohnehin nicht durchführbar. Gräben, die sich im Winterhalbjahr trockenlegen lassen, sind für Gebiete mit tiefen Grundwasserständen charakteristisch. Dort kommen in der Regel keine bedeutenden Wasserpflanzen-Bestände vor, die eine Trockenlegung mit Frosteinwirkung rechtfertigen würden. Kieler Institut für Landschaftsökologie 113

125 Maßnahmen-Katalog Schnitt Da aus Pflanzenbruchstücken neue Individuen hervorgehen können, werden Ceratophyllum demersum und Elodea canadensis durch Schnitt tendentiell fördert. Kleine, an der Wasseroberfläche schwimmende Pflanzen wie Spirodela polyrhiza und Hydrocharis morsus-ranae werden durch Schnitt nicht beeinträchtigt. Herbizide, Grasfische Der Einsatz von Herbiziden und von Grasfischen ist nach Landeswassergesetz verboten. Da beide Maßnahmen auch Zielarten in Mitleidenschaft ziehen würden, sind sie zur selektiven Zurückdrängung der Problemarten ohnehin nicht geignet. In der Fachliteratur zur Wasserpflanzen-Bekämpfung (u.u. SEAGRAVE 1988) wird allerdings nach ausführlicher Erörterung u.a. der oben genannten Maßnahmen darauf hingewiesen, daß Massenentwicklungen der Kanadische Wasserpest nur mit Chemikalien-Einsatz zu beseitigen sind. Beschattung Da die Problemarten schattentoleranter als die Mehrheit der zu schützenden Makrophyten sind, bietet die Beschattung keine Möglichkeit einer selektiven Zurückdrängung. Selektive Beseitigung der Problemarten Sommerhalbjahr Theoretisch besteht die Möglichkeit, unerwünschte Arten von Hand aus dem Graben zu entfernen. An der Wasseroberfläche schwimmende Pflanzen wie Spirodela polyrhiza und Hydrocharis morsus-ranae können herausgekäschert werden. Kanadische Wasserpest und Gemeines Hornblatt können mit einer kräftigen Harke herausgezogen werden. Maschinelle Verfahren (Krauten, Saugen) kommen im Sommer nicht Frage, da sie auch gemeinsam vorkommende gefährdete Arten vernichten würden. In der Praxis scheitert eine Aufnahme solcher Maßnahmen in die Unterhaltungsroutine an dem damit verbundenen hohen Aufwand. In warmen Sommern müßte sie mehrfach wiederholt werden. Lediglich in einigen floristisch besonders relevanten Gräben kann eine manuelle Entfernung von Pflanzen mit dem Krautrechen zu empfehlen sein, z.b. dort, wo der Froschbiß eine direkte Konkurrenz für den stark gefährdeten Efeu-Wasserhahnenfuß (Ranunculus hederaceus RL 2) darstellt. Dabei ist zu beachten, daß der Hahnenfuß seinen Entwicklungshöhepunkt im Frühling hat. Dichte Bestände des Froschbisses stellen deshalb im Hochsommer keine Gefährdung dar. Auf dem Merkblatt des Efeu- Wasserhahnenfusses (Teil A der Studie) werden genaue Hinweise zur Einschätzung der Gefährdung gegeben. Da beide Arten in Mischbeständen auftreten, muß die Maßnahme sehr vorsichtig und von Sachkundigen durchgeführt werden. Winterhalbjahr Kieler Institut für Landschaftsökologie 11

126 Maßnahmen-Katalog Elodea canadensis und Ceratophyllum demersum speichern keine Nährstoffe in der Wurzelmasse. Alle Reserven befinden im Winter in gedrungenen Wintersprossen bzw. in Turionen. Bei milden Temperaturen wachsen die Pflanzen in Schleswig-Holstein während des Winters langsam weiter. Der knollige Stamm von Stratiotes aloides bildet Winterknospen und Winterrosetten und sinkt auf dem Grund. Das Wurzelwerk stirbt im Winter ab. Im Frühling treiben neue Wurzeln und Blätter aus. Die Pflanzen steigen zur Oberfläche auf. Die Vermehrung mit Samen spielt in Schleswig-Holstein keine Rolle (vgl. Merkblatt der Art, Teil A der Studie). Der Zeitraum vom Spätwinter bis zum Frühling ist für die Entwicklung der wintergrünen Arten von großer Bedeutung. In diesem Zeitraum können sie sich vor dem Austrieb der anderen Arten rasch ausbreiten. Aus diesem Grund wird angenommen, daß eine Krautung mit dem Mähkorb im zeitigem Frühling (März bis April) vor dem Entwicklungsbeginn der übrigen Arten die Problemarten schwächen würde. Der Mähkorb sollte nur den Wasserkörper abstreichen und nur die im Wasserkörper flottierenden Pflanzen entfernen. Da das auf dem Grabengrund akkumulierte Material (Schlamm, Pflanzenreste) dadurch nicht beseitigt wird, stellt die Maßnahme keinen Ersatz zur routinenmäßigen Grabenunterhaltung dar. Sie ist nur dort sinnvoll, wo bedeutende Zielartbestände bereits in frühen Stadien der Sukzession durch eine Massenentwicklung von Wintergrünen akut bedroht sind. Zur Zurückdrängung des Froschbisses ist die Maßnahme dagegen nicht geeignet. Der Sommersproß von Hydrocharis morsus-ranae zerfällt im Spätherbst. Die Winterknospen sinken zum Grund, steigen im späteren Frühling wieder zur Oberfläche und bringen neue Pflanzen hervor. Die Überwinterungsorgane liegen deshalb mit Samen und Turionen der schmalblättrigen Laichkräuter auf dem Gewässergrund und können nur gemeinsam mit diesen aus dem Gewässer entfernt. Aufgrund ihres relativ späten Entwicklungsbeginns im Frühling könnten die Jungpflanzen erst von der Wasseroberfläche abgesammelt werden, wenn die übrige Vegetation bereits gut ausgebildet ist. Eine Krautung zu diesem Zeitpunkt würden gefährdete Arten ebenfalls schädigen. Fazit Einer selektiven Zurückdrängung von Problemarten sind in Gräben enge Grenzen gesetzt. In den meisten Fällen ist es nicht ohne hohen Aufwand möglich, sie zu beseitigen, ohne gleichzeitig gefährdete Arten zu schädigen. Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen: Gebiete mit ausgeprägten Dominanzbeständen von Problemarten sind nach derzeitigem Wissenstand für Förderungsmaßnahmen für gefährdeten Wasserpflanzen in Gräben nicht geeignet. Wenn nur einzelne Gräben in einem ansonsten floristisch wertvollen Gebiet von Problempflanzen dominiert sind, kann eine sehr grundliche Räumung angebracht sein. Da die Zurückdrängung von etablierten Dominanzbeständen von Problemarten Schwierigkeiten bereitet, ist darauf zu achten, daß ihre Einwanderung in bislang problemartenfreie Gräben vermieden wird Lösungsvorschlag: Kieler Institut für Landschaftsökologie 115

127 Maßnahmen-Katalog gründliche Räumung und Errichtung von Ausbreitungshindernissen Wenn das Vorkommen von üppigen Beständen der Problemarten auf wenigen Standorten eines ansonsten artenreichen Grabensystems beschränkt ist, sollten die betroffenen Standorte gründlich ausgeräumt werden (vgl. oben, Kap...1.2, Wiederinstandsetzung in einem späten Sukzessionsstadium). Da so gut wie immer einige Pflanzen bzw. Pflanzenbruchstücke nach einer Räumung im Wasser verbleiben, muß der Graben anschließend sehr gründlich mit dem Krautrechen abgesucht werden. Dieses sollte erst einige Tage nach der Räumung stattfinden, wenn die Wassertrübung zurückgegangen ist und einzelne Pflanzen im Graben wieder sichtbar sind. Eine Wiederholung des Absammelns nach 2 Wochen ist ratsam. Um die Ansiedlung von erwünschten Arten zu beschleunigen, können dabei Diasporen aus Nachbargräben eingebracht werden. Aufgrund des damit verbundenen hohen Aufwands und der Vernichtung der gesamten Lebensgemeinschaft ist die Grundräumung nur als einmalige Wiederinstandsetzung zu empfehlen. In der Folgezeit muß dafür gesorgt werden, daß die unerwünschten Arten nicht aus angrenzenden Grabenabschnitten wieder einwandern können. Zu diesem Zweck müssen Ausbreitungshindernisse angelegt werden. Diese können als einfache Wehre gestaltet werden. In manchen Gebieten sind solche Wehre noch erhalten und können für diesen Zweck genutzt werden (vgl. Foto 16, S. 100). Dabei ist zu achten, daß die Absperrung hoch genug sein muß, damit keine Pflanzen bei höheren Wasserständen über das Wehr überschwappen können. Die Ausbreitung von Pflanzen, die wie Froschbiß und Krebsschere an der Wasseroberfläche driften, können mit leichten Holzsperren unterbunden werden (Foto 17, S. 117). Die Ausbreitung der schwimmenden Rosetten läßt sich sehr wirksam auf diese Weise unterbinden. Da die großen aus dem Wasser ragenden Rosetten der Krebsschere dem Wind eine große Segelfläche bieten, ist insbesondere in küstennahen Gebieten ihre Verdriftung durch den Wind sehr ernst zu nehmen. Kostengünstiger ist das Aussparen von kurzen verlandeten Zwischenabschnitten bei der Räumung, um somit eine Einwanderung aus benachbarten Gräben unterbinden. Diese Abschnitte sollten vollständig verlandet sein. Restbestände von Problemarten dürfen in der Grundschicht des Verlandungsbestands nicht vorkommen. Wenn diese Bedingung nicht erfüllt ist, sollte der Graben auf einer Länge von wenigen Metern verfüllt werden. Nach demselben Prinzip können Teilgebiete, in denen Problempflanzen vorkommen, prophylaktisch, vom Rest des Grabensystems isoliert werden. Kieler Institut für Landschaftsökologie 116

128 Maßnahmen-Katalog Foto 17: Mit Hilfe einer an beiden Seiten des Grabens befestigten, schwimmenden Holzsperre kann die Ausbreitung von größeren schwimmenden Pflanzen wie der Krebsschere unterbunden werden. Die Vorrichtung beeinträchtigt die Abflußleistung des Grabens nicht. Gegen die Ausbreitung von submersen Arten wie Elodea canadensis ist die Maßnahme nicht geeignet. Bei der Errichtung von Ausbreitungshindernissen ist folgendes zu beachten: Die Abflußleistung des Grabens wird beeinträchtigt. Die Maßnahme ist deshalb nur für Gräben ohne bedeutende Vorflutfunktion zu empfehlen. Sie ist in der Mehrzahl der häufig bereits verlandeten Parzellengräben durchführbar. Wehre können gleichzeitig so angelegt werden, daß sie eine kontrollierbare Anhebung der Wasserstände in den Gräben ermöglichen (vgl. Kap Wasserführung). Die Einwanderungsmöglichkeiten werden auch für gefährdete Arten herabgesetzt. Ihre Ansiedlung muß gegebenenfalls durch Ansalbungsmaßnahmen unterstützt werden. Insbesondere dort, wo das hierfür verfügbare Pflanzenmaterial knapp ist, empfiehlt sich jedoch abzuwarten, welche Arten sich im geräumten Graben spontan ansiedeln. Kieler Institut für Landschaftsökologie 117

129 Maßnahmen-Katalog Reinigung der Räumgeräte Nicht nur nach der Wiederinstandsetzung eines Grabens, sondern auch im Rahmen der routinemäßigen Grabenunterhaltung muß darauf geachtet werden, daß die Räumgeräte sorgfältig von Pflanzenresten gereinigt werden. Die Erfahrung zeigt, daß Pflanzenteile sich sehr häufig im Mähkorb verfangen und somit von Graben zu Graben verschleppt werden können. Da eine Reinigung des Gerätes nach der Barbeitung jedes Grabens kaum durchführbar ist, muß darauf geachtet, daß zuerst problemartenfreien Teilbereiche eines Gebiets bearbeitet werden. Anschließend werden die Gräben mit Problemarten in einem gemeinsamen Arbeitsdurchgang geräumt. Bevor die Geräte in einem anderen Gebiet eingesetzt werden, müssen auch scheinbar ausgetrocknete Pflanzenreste gründlich entfernt werden. In der Regel lassen sich innerhalb eines Gebiets räumliche Schwerpunkte des Vorkommens von Problemarten erkennen, die möglicherweise auf eine frühere Einschleppung durch die Räumung zurückzuführen sind. In den meisten Fällen muß deshalb kein komplizierter Fahrplan zwischen einzelnen Grabenabschnitten aufgestellt werden.! Ein differenziertes Vorgehen setzt einen Überblick über die lokale Verbreitung der Grabenpflanzen voraus, was in den meisten Fällen jedoch nicht der Fall ist. In Schwerpunktgebieten für die Erhaltung der submersen Grabenvegetation sollte das Einschleppungsrisiko von Problempflanzen dagegen unbedingt minimiert werden Punktuelle Maßnahmen zur Förderung einzelner Arten Da in den Spätstadien der Sukzession die meisten gefährdeten Arten verdrängt werden, ist es in der Regel nicht sinnvoll, sondern kontraproduktiv, auf die Unterhaltung eines Grabens mit seltenen Wasserpflanzen zu verzichten. Das Risiko einer Vernichtung durch eine im Röhrichtstadium notwendig gewordene Grundräumung ist höher als durch eine rechtzeitige Unterhaltung ohne Sedimententfernung. Zur Erhaltung von sehr seltenen Arten, die im Gebiet nur mit kleinen Populationen vorkommen, kann es im Einzelfall angeraten sein, punktuelle Maßnahmen durchzuführen, die im folgenden erläutert werden. Wiedereinbringung von Räumgut Teile von Wasserpflanzen (Stengelabschnitte mit Turionen, Fruchtstände, spezialisierte Winterkurztriebe), die am Tag der Unterhaltung aus dem herausgenommenen Pflanzenmaterial herausgesucht werden, können in geräumte Gräben wieder eingebracht werden. Größere Pflanzen wie z.b. Krebsscheren können vom Schneidwerk des Mähkorbs Kieler Institut für Landschaftsökologie 118

130 Maßnahmen-Katalog geschädigt werden und sollten vor der Räumung entnommen werden. Wie aus der Gartenbaupraxis bekannt ist, lassen sich Krebsscheren sehr leicht umsetzen (s. auch Foto in HANDKE et al. 1999:272). Einige Pflanzen oder Diasporen können in andere Gräben eingebracht werden, die günstige Entwicklungsbedingungen bieten. Da dieses Material ohnehin vernichtet worden wäre, bedeutet diese Maßnahme kein zusätzliches Risiko für die Gesamtpopulation des Gebiets. Ein Ansiedlungserfolg kann allerdings nicht garantiert werden. Bei der Umsetzung von Samen oder Turionen muß immer mit unvorsehbaren Keimungsverlusten gerechnet werden. Insbesondere in Jahren mit geringen Wärmesummen im Sommerhalbjahr und hohen Wasserständen produzieren Laichkräuter Samen mit geringer Keimfähigkeit. Arten mit schwimmenden Rosetten wie Ranunculus hederaceus (RL 2) lassen sich leicht umsetzen. Das Fischkraut (Groenlandia densa RL 1) bildet an abgebrochenen Stengelabschnitten rasch Adventivwurzeln und kann relativ leicht umgesetzt werden. Da das spontane Ausbreitungsvermögen der Art in Stillgewässern als sehr gering einzuschätzen ist, kann das Fischkraut durch Einbringung von Pflanzenbruchstücken an geeignete Standorte wirksam gefördert werden. Arten, die sich über unterirdische Organe (Rhizome, Knollen) vermehren, lassen sich dagegen schwer umsetzen. Auf die Eignung der einzelnen Arten für Umsetzungsmaßnahmen wird in den Merkblättern der Arten hingewiesen (Teil A der Studie). Dort wird für jede Art angegeben, welche Pflanzenteile entnommen werden sollten. Umsetzungsmaßnahmen sollten grundsätzlich nur mit konkurrenzschwachen Arten durchgeführt werden. Andernfalls besteht die Gefahr, daß die Vegetation nach gelungener Wiedereinbringung bzw. Umsetzung im Folgejahr von einer Art einseitig dominiert wird. Dieses gilt z.b. für die Krebsschere, die zwar als gefährdet eingestuft wird und nach Bundesartenschutzgesetz zu erhalten ist. Dennoch zeichnet sich die Art durch ein dominantes Ausbreitungsvermögen in Gräben der Marschen aus und kann sich dort als Problemart erweisen (s. Foto 15, S. 85 und Kap ). Es muß deshalb sehr vorsichtig bei einer Ansalbung vorgegangen werden. Die Maßnahme ist nur in Gebieten sinnvoll, in denen die Krebsschere tatsächlich selten ist. Da ihre geringe Verbreitung in erster Linie auf Ausbreitungshürden zurückgeht, empfiehlt sich für eine Wiederansiedlung Teile von Grabensystemen auszuwählen, die durch Ausbreitungshindernisse vom Rest des Systems bei Bedarf abtrennbar sind. Vor Umsetzungsmaßnahmen müssen die Arten zweifelsfrei bestimmt werden. Bevor Ansalbungen durchgeführt werden, müssen die Arten mit absoluter Sicherheit richtig bestimmt werden. So zeigt die Erfahrung, daß Tausendblatt-Arten (Myriophyllum) häufig mit Hornblatt-Arten (Ceratophyllum) verwechselt werden. Da das Ceratophyllum demersum sich in nährstoffreichen Gräben zu einer Problempflanze entwickeln kann, wäre eine Verwechselung mit einer der zu schützenden Myriophyllum-Art verhängnisvoll. Kieler Institut für Landschaftsökologie 119

131 Maßnahmen-Katalog Hinweise auf Verwechlungsmöglichkeiten werden in den Merkblättern der Arten gegeben (Teil A der Studie). Dort werden auch spezielle Bestimmungshilfen genannt. Dennoch wird davon ausgegangen, daß Fachkenntnisse zur Auswahl der richtigen Arten und der geeigneten Pflanzenteile erforderlich sind. Umsetzungsmaßnahmen stellen Abweichungen von der routinemäßigen Grabenpflege dar und sind nur punktuell für sehr seltene Arten sinnvoll. Wenn Gräben - wie vorgeschlagen - regelmäßig in den mittleren Sukzessionsstadien mit dem Mähkorb unterhalten werden, verbleiben in der Regel ausreichend Diasporen und Regenerationsorganen auf dem Grabengrund, so daß punktuelle Rettungsmaßnahmen überflüssig sind Beseitigung von Ausbreitungshindernissen Verlandete Zwischenabschnitte verhindern die Verdriftung von Wasserpflanzen. Insbesondere in Gräben mit einer dauerhaften oder zeitweiligen Durchströmung sollten gezielt Ausbreitungshindernisse beseitigt werden. An der Anschlußseite zu den größeren Gräben sollten die Überfahrten für Landmaschinen zwischen den Parzellen so weit möglich beseitigt und die verrohrten Grabenanschlüsse (s. Foto 13, S. 82) geöffnet werden. In der Regel sind hinreichende Überfahrten am anderen Ende der Parzellen an der Seite zum Wirtschaftsweg vorhanden, so daß nicht alle Überfahrten erhalten werden müssen. Foto 18: Überfahrten sollten so hoch wie möglich ausgeführt werden, z.b. mit einer Betonplatte oder einem weiten Rohr. Die Rohrdecke muß oberhalb des Wasserspiegels liegen, damit eine Verdriftung von Pflanzenteilen möglich bleibt. Kieler Institut für Landschaftsökologie 120

132 Maßnahmen-Katalog Foto 19: Überfahrten, die nur zum Viehumtrieb genutzt werden und nicht für schwere Landmaschinen befahrbar sein müssen, können als Holzbrücken ausgeführt werden. Die Unterbrechung der Durchgängigkeit des Grabensystems ist bei solchen Konstruktionen am geringsten. In manchen Fällen kann jedoch das Bestehen bzw. die Schaffung von Ausbreitungshindernissen notwendig sein, um Invasionen von Problemarten in bisher unbefallene oder frisch restaurierte Teile des Grabensystems zu verhindern. Vor der Aufhebung von Ausbreitungshürden ist deshalb eine Inventarisierung der vorkommenden Arten notwendig (s. Kap Problempflanzen). Kieler Institut für Landschaftsökologie 121

133 Maßnahmen-Katalog..2 Maßnahmen für breite Gräben Breite Gräben mit einer Mindestbreite von 3 m stellen in der Regel die Hauptvorfluter des Grabensystems dar. Sie erreichen meistens auch größere Tiefe als schmale Gräben. Sie sind nur in Gebieten mit Entwässerungssytemen von sehr großer Ausdehnung vorhanden und kommen deshalb schwerpunktmäßig in den Marschen und den großen Flußniederungen im Westen des Landes vor. Wegen der wichtigen Vorflutfunktion der breiten Gräben ergeben sich für Maßnahmen zur Erhaltung und Förderung der submersen Vegetation mehr Einschränkungen als bei schmalen Gräben Profileigenschaften Wegen der Ausdehnung der Einzugsgebiete wird eine nennenswerte Verbesserung der Wasserqualität über den heutigen Zustand hinaus für unrealistisch gehalten. Es wird deshalb davon ausgegangen, daß die Wassertrübung nicht deutlich gesenkt werden kann, so daß die in breiten Gräben vorherrschende tiefe Wasserzonen für die meisten Wasserpflanzen unbesiedelbar bleiben. Günstige Lichtbedingungen für Wasserpflanzen können folglich nur durch die Anlage von Flachwasserbereichen erreicht werden. Es wird vorgeschlagen, an einer Grabenseite eine Unterwasserberme zu schaffen, während am gegenüber liegenden Ufer das Regelprofil in einer tieferen Rinne erhalten bleibt (Abb. 3, S. 123). Als Ergänzung zu den Maßnahmen in schmalen Gräben sollten in breiten Gräben gezielt breitblättrige Laichkräuter und Nympheaiden gefördert werden. Eine Wassertiefe von ca. 1 m ist für diese Artengruppe günstig. In geringeren Tiefen bilden die Pflanzen häufig nur Kümmerformen. In größere Tiefen wird ihre Entwicklung durch die Trübung beeinträchtigt. Bei der vorgeschlagenen Tiefe können darüber hinaus unter günstigen Bedingungen einige schmalblättrige Laichkräuter (z.b. Potamogeton compressus RL 2, Potamogeton friesii RL 2) vorkommen. Damit die Berme wie die Rinne mit dem Mähboot unterhalten werden kann (s. Kap ), muß sie eine einheitliche Tiefe aufweisen und als weitgehend ebene Stufe angelegt werden. Eine geneigte Unterwasserfläche kann mit einem geschleppten, festeingestellten Schneidwerk nur partiell bearbeitet werden. Es wird davon ausgegangen, daß die tieferen Wasserbereiche nach wie vor keine besondere Bedeutung für gefährdete Wasserpflanzen haben werden. Nach Etablierung in der Flachwasserzone können sich einzelne Pflanzen durch Rhizomausläufer in die tieferen Wasserbereiche ausbreiten. Es werden somit zwei Tiefenbereiche mit getrennter Funktionen angelegt: Die Unterwasserberme kann von Wasserpflanzen besiedelt werden. Die tiefere Rinne sichert die Abflußleistung. Kieler Institut für Landschaftsökologie 122

134 Maßnahmen-Katalog aktueller Zustand: Regelprofil mit durchgehend großen Tiefen flache Berme erhaltener ursprünglicher Abflußquerschnitt 1 m Abb. 3: Anlage einer flachen Unterwasser-Berme Die für die Berme benötigte Fläche wird durch Abgrabung des Ufers gewonnen, so daß die ursprüngliche Abflußleistung uneingeschränkt bestehen bleibt. Alternativ zu vorgestellten Lösung kann eine mittige tiefere Rinne mit zwei flachen Uferbänken geschaffen werden, was allerdings der Aufwand zur Anlage und Unterhaltung erhöht Unterhaltung In Gräben, in denen keine Unterwasserberme angelegt werden kann, empfiehlt es sich, nur die Mitte des Grabens regelmäßig zu mähen und die Randbereiche z.b. wechselseitig aussparen. Diese von einigen Wasserverbänden bereits praktizierte Vorgehensweise kann die Strukturdiversität im Graben leicht erhöhen. Rinne Der Rinnenbereich kann wie allgemein üblich vom Boot aus gemäht werden. Die Mahd sollte nach Möglichkeit erst ab der zweiten Augusthälfte stattfinden. Die vegetationskundlich weniger relevanten Abschnitte des Grabennetzes sollten zuerst gemäht werden und die interessanten Bereiche zuletzt. Ein räumlich differenziertes Vorgehen setzt ausreichende Kenntnisse über die Verbreitung der Vegetation im gesamten System voraus, was selten der Fall ist. Kieler Institut für Landschaftsökologie 123

135 Maßnahmen-Katalog Eine Mahd ab September ist für die meisten Arten unbedenklich. Da zu diesem Zeitpunkt eine Rückverlagerung von Reservestoffen in die unterirdische Speicherorgane stattgefunden hat, werden die Pflanzen durch den Schnitt nicht empfindlich geschwächt (was allerdings aus wasserwirtschaftlicher Sicht erwünscht wird.) Erfahrungen über verschiedene Schnitthöhen über dem Grabenboden liegen nicht vor. Da die Hauptblattmasse der Pflanzen sich dicht unterhalb bzw. an der Wasseroberfläche befindet, sind von bestimmten Schnitthöhen keine wesentlichen Vorteile zu erwarten. Unterwasserberme Für den Bereich der Unterwasserberme wird ein Sommerschnitt in jedem zweiten Jahr empfohlen, damit zwischenzeitlich eine Generation von Annuellen zur Diasporenausstreuung gelangen kann. Bei einer Wassertiefe von ca. 1 m dürfte sich die Ausbreitung der Röhrichte nur langsam vollziehen. Der Tiefgang der Mähboote beträgt je nach Bauart und Werkstoff (Aluminium, Stahl) zwischen 0,30 und 0,50 m. Die Unterwasserberme in 1 m Wassertiefe kann problemlos mit denselben Booten und Geräten bearbeitet werden wie die Rinne Ufergestaltung In breiten Gräben ist die Gefahr der Beschattung durch überhängende Hochstauden und Röhrichte weniger akut, so daß eine größere Strukturdiversität der Ufervegetation für die submerse Vegetation keine Beeinträchtigung nach sich zieht. Aufgrund der Ausmaße der Gewässer bieten sich Möglichkeiten für eine größere Standortdifferenzierung an. Da die Wasserqualität der großen Vorflutgräben ohnehin kaum zu verbessern ist, können einzelne Flachuferbereiche beweidet werden. Uferabbrüche können die Strukturvielfalt erhöhen. Andere Abschnitte können wechselseitig gemäht werden. Die Fachliteratur liefert eine Vielzahl von Empfehlungen und Vorschlägen zur naturnahen Ufergestaltung. Solange die Unterwasserberme offen und weitgehend unbeschattet bleibt, hat die Uferbeschaffenheit keinen direkten Einfluß auf die submerse Vegetation. Von einer Beschattung durch Gehölzreihen ist abzuraten. Sie würde sich auf Makrophyten sehr nachteilig auswirken. In den Marschen sind Gehölzpflanzungen auch aufgrund der Beeinträchtigung des traditionellen Landschaftsbilds abzulehnen. Kieler Institut für Landschaftsökologie 12

136 Standard-Grabenpflege.5. Allgemeine Empfehlungen: Standard-Grabenpflege Als Standard-Grabenpflege wird ein Bündel einzelner, im Kap... vorgestellter Maßnahmen bezeichnet. Die Empfehlungen gelten für schmale Gräben bis zu einer Breite von 3 m. Folgende Ziele sollen dabei erreicht werden: Schaffung günstiger Bedingungen für die Mehrheit der gefährdeten Wasserpflanzen geringer Untersuchungs- und Begleitungsbedarf Integrierbarkeit in übliche Nutzungsabläufe weitgehend kostenneutrale Lösung Die Standard-Grabenpflege ist für Gebiete mit dominierender Grünlandnutzung konzipiert. Ackerfähige Gebiete mit Grundwasserständen tief unter Flur besitzen keine vorrangige Bedeutung für gefährdete Wasserpflanzen. Sie ist ohne hydrologische Einschränkungen für alle Parzellengräben und auch für eine Vielzahl von Gräben mit Vorflutfunktion geeignet. Als Entwicklungsziel wird die Erhaltung und Förderung der submersen Vegetation des Grabens festgesetzt. Diese Zielbestimmung bleibt langfristig gültig. (vgl. These 8, S. 66) Gräben, in denen gefährdete Wasserpflanzen gefördert werden sollen, dürfen keine röhrichtgeprägten Stadien durchlaufen. Wenn hochwüchsige Strukturen erwünscht sind, sollte für andere Gräben dieses Entwicklungsziel ebenfalls langfristig festgesetzt werden. Das Bestreben, beide Ziele in sukzessionsmäßigem Turnus im selben Graben zu realisieren, beeinträchtigt zwar die Röhrichte nicht. Die Populationen vieler Wasserpflanzen werden dagegen stark geschwächt, weil Grundräumungen zur Wiederherstellung von freien Wasserflächen ihre Diasporenbank zerstört. Arten der frühen und mittleren Sukzessionsstadien mit kurzlebigen Fortpflanzungseinheiten sind nur noch in geringem Umfang bzw. nicht mehr vertreten. Die Standard-Grabenpflege umfaßt Maßnahmen zur Graben-Unterhaltung sowie zur Gestaltung und Pflege des Grabenrands. Kieler Institut für Landschaftsökologie 125

137 Standard-Grabenpflege Grabenunterhaltung (vgl. Kap ) Eine Pflege-Unterhaltung mit dem Mähkorb wird regelmäßig durchgeführt. Im Unterschied zur üblichen Praxis (Räumung) wird der Grabengrund wird dabei nur leicht gestreift (Entkrautung). Die Grabenböschungen werden steil gestaltet und bei Bedarf gründlich von Röhrichten gesäubert. Steile Böschungen minimieren die Grundfläche, die zur Entwicklung von hochwüchsigen Stauden zur Verfügung stehen. Dadurch wird der Streueintrag in den Graben wirksam reduziert. Die Unterhaltung findet in den mittleren Sukzessionsstadien statt. Es darf nicht abgewartet werden, bis emerse Pflanzen (Röhrichte, Stauden) die Grabenmitte erreicht haben, da in diesem Fall eine Entkrautung nicht mehr ausreichen und eine Räumung notwendig werden würde. Der geeignete Rhythmus hängt von der Wüchsigkeit der Pflanzen ab. Bei einer Umstellung auf die vorgeschlagene Grabenpflege muß die Entwicklung der Verlandungsbestände in den ersten Jahren beobachtet werden muß. Je nach Gebiet und Funktion für die Vorflut müssen die Gräben in einem Turnus von 3 bis 5-7 Jahren unterhalten werden. Die vorgeschlagenen Maßnahmen erlauben eine allmähliche Absenkung der Unterhaltungshäufigkeit. Bei den Hauptvorflutern ist die Entwicklung in Zusammenarbeit mit den Unterhaltungszuständigen zu beobachten. In Vorflutgräben mit dichten Beständen von immergrünen Arten (z.b. Kanadische Wasserpest) kann eine alljährliche Unterhaltung notwendig bleiben. Jedoch auch in diesem Fall ist eine Krautung der Räumung vorzuziehen, weil letztere ohnehin keine wesentlich stärkere Wirkung gegen solche Arten zeigt. Viele der heute weitgehend funktionslosen Parzellengräben können extensiver unterhalten werden. Die Unterhaltung wird wie allgemein üblich im Herbst durchgeführt. Das Räumgut setzt sich aus leicht zersetzbaren Wasserpflanzen und wenig Schlamm zusammen und kann auf de Nachbarparzellen ausgebracht werden. Ein 5 bis 10 m breiter Randstreifen sollte dabei ausgespart werden. Entsorgungskosten fallen nicht an. Pflege des Grabenrands (vgl. Kap ) Der Grabenrandstreifen wird beseitigt beweidet. Ein Zaun wird im Abstand einer Kuhhalslänge (ca. 70 cm) von der Böschungsschulter gesetzt. Damit die Tiere unter dem Zaun grasen können, wird auf den unteren der üblichen drei Drähte verzichtet. Auf diese Weise wird der Streifen zwischen Böschung und Zaun kurzrasig gehalten, ohne daß die Tiere diesen Bereich betreten. Diese Form der Abzäunung ist bei einer Beweidung durch Muttertiere mit jungen Kälbern solange ungeeignet, bis die Kälber nicht mehr unter den Zaun hindurch schlüpfen können. Im Spätsommer, wenn die Kälber aufgewachsen sind, ergeben sich in der Regel keine Einschränkungen mehr. Die Wasserversorgung der Tiere erfolgt mit Tränkpumpen. In einem 10 m breiten Streifen beidseitig des Grabens sollte auf Bodenumbruch und düngende Stoffe (Dünger, Mist, Gülle) verzichtet werden. Kieler Institut für Landschaftsökologie 126

138 Standard-Grabenpflege Aus der vorgeschlagenen Vorgehensweise ergeben sich folgende Vorteile: Trittschäden an der Grabenschulter entstehen nicht. Folglich finden keine Ansiedlung von Weideunkräutern (Binsen, Ampfer, Disteln), keine Koteinträge und keine Bodeneinschwemmungen in den Graben statt. Eine Mahd des Grabenrands ist nicht erforderlich. Streueinträge ins Wasser gehen zurück. Mahdkosten entfallen. Mit beweglichen E-Zäunen läßt sich die Breite und die Beweidungsintensität regulieren und gegebenfalls artenreiche Grünlandstreifen fördern. In der zweiten Sommerhälfte sollte der gesamte Randstreifen bis zur Grabenschulter kurzfristig in die Beweidung einbezogen werden, damit eine Mahd überflüssig wird. Langfristig hagert der Grabenrand aus. Es entstehen nährstoffärmere, kurzrasige und deshalb mikroklimatisch wärmere Sonderstandorte ohne unmittelbare Tritteinwirkung, die u.a. für Käfer und Spinnen günstig sind. Bei hohen Wasserständen sind die Bedingungen zur Entwicklung von artenreichen Feuchtgrünlandstreifen günstig. Zusätzliche Maßnahmen Grundsätzlich wünschenswert sind folgende Maßnahmen, die jedoch mit Nutzungseinschränkungen verbunden sind: Zur Verringerung der Beschattung des Wasserkörpers ist eine Anhebung des Wasserstands insbesondere in schmalen Gräben wünschenswert (Kap ). Die Maßnahme muß nicht sämtliche Gräben eines Gebiets betreffen. Die Wasserstände sind mit Hilfe von einfachen Holzwehren individuell einstellbar. Viele heute nicht mehr unterhaltenen Parzellengräben besitzen keine Bedeutung für die Gesamthydrologie sind dafür geeignet. Der Schlucht-Effekt wird gemildert. Die Höhe der Böschung über dem Wasserspiegel wird verringert und kann von Amphibien überwunden werden. Wenn keine Anhebung des Wasserstands möglich ist, sollten die Gräben verbreitert werden. Dadurch kann ebenfalls die Lichtversorgung der Wasserpflanzen verbessern werden (vgl. Kap...1..). Da die zur Verfügung stehende Wassermenge begrenzt ist, darf der Graben nicht so breit werden, daß der Tiefstwasserstand unter 20 cm fällt. Wassertiefen zwischen 50 und 70 cm sind optimal. Eine schleichende Verbreiterung findet durch das regelmäßige Räumung der Böschungen statt. Wenn die Bereitschaft dazu besteht, ist eine raschere Profilkorrektur wünschenswert. Breitere Gräben sind zwar grundsätzlich mit einem Verlust an Nutzflächen verbunden. Dennoch ist zu beachten, daß beim vorliegenden Pflegevorschlag eine Weidennutzung bis zur Grabenschulter möglich ist und daß die zusätzliche Kosten für die Mahd eines nicht genutzten Randstreifens entfallen. Die wesentlichen Merkmale der Standard-Grabenpflege sind auf Abb. zusammengestellt. Kieler Institut für Landschaftsökologie 127

139 E-Zaun mit zwei statt drei Drahtreihen zur Beweidung des Grabenrands unter dem Zaun : keine Mahd des Grabenrands: keine Streueinträge keine Trittschäden: keine Bodeneinschwemmungen, keine Weideunkräuter (Disteln, Flatterbinsen) keine Koteinträge durch Weidetiere keine zusätzlichen Kosten zur Pflege des Grabenrands allmähliche Aushagerung des Grabenrands: Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten des Feuchtgrünlandes Wasserstand mit geringem Flurabstand: bessere Lichtversorgung: kein Schluchteffekt nur relativ extensive Nutzung möglich keine unüberwindliche Böschung für Amphibien keine schädliche Entwässerungsleistung geringe Mineralisierung von organischen Substraten Abb. : Grabenanlage und Standardpflege des Grabenrands Alternative: beweglicher E-Zaun Beweidung unter dem Zaun möglich flexible Pflege des Grabenrands möglich: z.b. breiter unbeweideter Saum im Frühling (Bruthabitate für Wiesenvögel), Beweidung bis zum Grabenrand im Hochsommer offenes Querprofil: Graben breiter als tief zur Optimierung der Lichtversorgung des Wasserkörpers steile Böschung: Reduzierung der Grundfläche, auf der sich Röhrichte und Hochstauden entwickeln können: Reduzierung der Beschattung durch Vegetation der Böschung geringere Streuproduktion geringere Verstopfungsgefahr durch Streu Wasserpflanzen der Gräben Standard-Grabenpflege 128

140 Standard-Grabenpflege Fazit Die vorgeschlagene Standard-Grabenpflege berücksichtigt zwar nicht die besonderen Erfordernisse einzelner Arten, sie schafft jedoch Bedingungen, die sich auf die Mehrheit der gefährdeten Makrophyten positiv auswirken. Einzelne Verluste sind möglich, insgesamt sind positive Entwicklungen oder zumindest eine langfristige Erhaltung des Ist-Zustands zu erwarten. Als Nachteil ist zu erwähnen, daß das Vorkommen von Problemarten ungelöst bleibt. Da bei der vorgeschlagenen Räumungsmethode Pflanzendiasporen in ausreichender Menge nach Unterhaltung im Graben verbleiben, erübrigt sich die Ausarbeitung von komplizierten, zeitlich und räumlich abgestuften Unterhaltungsplänen, die Regenerationszeiten und Wiederansiedlungsphasen für einzelne Bereiche des Grabennetzes bezwecken. Die Umstellung auf die vorgeschlagene Graben-Unterhaltung erfordert keine umfangreichen Voruntersuchungen und ist in die üblichen Nutzungsabläufe integrierbar. Die notwendigen Unterhaltungsgeräte sind bei den Wasser- und Bodenverbänden bzw. Sielverbänden vorrätig. Eine Einführung der Unterhaltenden in einen schonenderen als den bisher üblichen Einsatz des Mähkorbs ist allerdings notwendig (Krautung statt Räumung). Da die Gräben nach wie vor bis zum Beginn der Hauptabflußsaison im Herbst unterhalten werden, ergeben sich keine wasserwirtschaftlichen Einschränkungen.! Ähnlich wie für die Knickpflege ist die Veröffentlichung eines Faltblatts zur Standard-Grabenpflege zu empfehlen, das Informationen über die Bedeutung des Lebensraums für seltene Wasserpflanzen und zu Möglichkeiten ihrer Förderung liefert. Kieler Institut für Landschaftsökologie 129

141 Empfehlungen für Grabentypen.6. Empfehlungen für Grabentypen Die Erfahrungen im Gelände zeigen, daß bestimmte Problemsituationen wiederholt im Zusammenhang mit abgrenzbaren Ausprägungen der Ufer- und Grabenvegetation auftreten. Im folgenden werden deshalb Grabentypen vorgestellt sowie typabhängige Probleme und mögliche Lösungen aufgezeigt. Die folgenden Vorschläge erheben nicht den Anspruch, fertige Pflegepakete für jeden einzelnen Graben bereitzustellen. Die Besprechung auf Typebene muß sich mit allgemeinen Hinweisen begnügen und kann nicht die individuellen Züge eines jeden Grabens berücksichtigen. Auf die Bedeutung des konkreten Umfelds wurde in den vorausgegangenen Kapiteln mehrfach hingewiesen: Die individuelle Betrachtung ist z.b. erforderlich, um die Notwendigkeit des Auf- oder Abbaus von Ausbreitungshindernissen abzuschätzen Hinweise zur Bestimmung der Grabentypen Die im folgenden vorgestellten Grabentypen werden überwiegend anhand der Dominanz von diagnostischen Arten voneinander abgegrenzt. Grundsätzlich kann fast jede Art Dominanzbestände in Gräben aufbauen, wenn sie nach einer Räumung einen konkurrenzfreien Raum vorfindet. Eine Typisierung, die für jede Art einen eigenen Dominanztyp aufstellt, läuft allerdings Gefahr, ihren eigentlich Zweck, die Schaffung einer Übersicht über die Vielfalt der Einzelformen zu verfehlen.! Die Zuordnung eines Grabens zu einem Typ soll eine Hilfe bei der Entscheidung für geeignete Maßnahmen zum Schutz von gefährdeten Wasserpflanzen bieten. Die folgende Typisierung ist für diesen Zweck aufgestellt worden und deshalb weder streng floristisch noch vegetationskundlich orientiert, sondern anwendungsbezogen. Im Vordergrund stehen typische gefährdete Arten und Problemarten, deren Erkennen für das Ergreifen von Pflegemaßnahmen notwendig ist. Insgesamt werden 16 Typen unterschieden, die sich in der Regel zu bestimmten Stadien der Sukzession zuordnen lassen. In der Praxis sind viele Übergangsformen vorhanden, die Zwischenstellungen zwischen den vorgestellten 16 Typen einnehmen (z.b. Übergänge zwischen Laichkraut- und Röhricht- Graben). Um sichere Entscheidungen zu treffen, müssen auch die Übergangsformen einem der Typen zugeordnet werden. Kieler Institut für Landschaftsökologie 130

142 Empfehlungen für Grabentypen In Hinblick auf die Fragestellung ist es aus folgenden Gründen sinnvoll, Übergangsformen grundsätzlich dem Folgestadium in der Sukzession zuzuordnen: Die charakteristischen Arten vom jeweils späteren Sukzessionsstadium sind grundsätzlich konkurrenzkräftiger (sie würden sich ansonsten nicht durchsetzen) und entscheidend für die zukünftige Vegetationsdynamik. Die Erfahrung lehrt, daß eine gewisse Zeit zwischen der Entscheidung für die Durchführung von Pflegemaßnahmen und ihrer tatsächlichen Durchführung verstreicht. In diesem Zeitraum setzt sich die Sukzession fort. Die Typbestimmung ist am besten im Früh- und Hochsommer (ab Mitte Juni bis Ende Juli) durchzuführen. Im Frühling dominieren Ranunculus aquatilis-bestände und Callitriche-Arten auch in Gräben, in denen sich im Hochsommer differenziertere Vegetationsverhältnisse ausbilden. Die Zuordnung zu einem Ranunculus aquatilis-typ wäre deshalb wenig hilfreich bei der Entscheidung für spezifische Pflegemaßnahmen. Kieler Institut für Landschaftsökologie 131

143 Empfehlungen für Grabentypen.6.2. Wasserlinsen-Graben Typische Arten: Lemna minor, Spirodela polyrhiza, Lemna gibba; gelegentlich zweite untergetauchte Decke aus Lemna trisulca. Vereinzelt mit Ricciella fluitans agg. Vorkommen: in allen Landesteilen Kurzbeschreibung: Die Wasseroberfläche ist mit Wasserlinsen vollständig oder teilweise bedeckt. Unter den Wasserlinsen können vereinzelt schattentolerante Arten wie Elodea canadensis oder Ceratophyllum demersum vorkommen. Da die Wasserlinsen leicht vom Wind verdriftet werden, können für submerse Pflanzen zeitweilig günstige Bedingungen gegeben sein. Bei der Kartierung muß deshalb grundsätzlich geprüft werden, ob andere Arten unter den Wasserlinsen vorkommen (insbesondere in Küstennähe bei Gräben, die in Hauptwindrichtung verlaufen). Wasserlinsen-Gräben treten nach einer gründlichen Räumung als Frühstadium der Sukzession oder als Dauerstadium von nährstoffbelasteten, sehr intensiv unterhaltenen Gräben auf. Foto 20: Wasserlinsen-Graben im Modellgebiet Dacksee In diesem parallel zur Hauptwindrichtung verlaufenden Graben sind die Wasserlinsen am Ostende der Wasserfläche zusammengetrieben worden. Der Graben wird alljährlich von Wasser- und Bodenverband unterhalten. Kieler Institut für Landschaftsökologie 132

144 Empfehlungen für Grabentypen Typische Probleme: Die Dominanz der Wasserlinsen kann das Ergebnis einer starken Beschattung mit hohem Laubeintrag sein ( Typ gehölzsäumter Graben..15.). Dominanzbestände von Wasserlinsen können sich kurzfristig nach Räumung einstellen. Als Dauerzustand sind sie ein Hinweis auf eine sehr intensive Unterhaltung. Dominanzbestände von Lemna gibba und Spirodela polyrhiza deuten eine hohe Nährstoffbelastung hin. Faulschlammbildung, durch absterbende Massenpopulationen von Wasserlinsen Mögliche Lösungen Prüfen, ob eine Rücknahme der Beschattung sinnvoll ist: Für einen Waldgraben wäre die Maßnahme absurd!; Besiedlungspotential durch Kartierung der Vegetation umliegender Gräben abschätzen. Das Datum der letzten Räumung und übliche Unterhaltunghäufigkeit in Erfahrung bringen und abschätzen, ob die Wasserlinsen-Dominanz einen Dauerzustand darstellt. Wenn frische Räumung nach mehrjähriger Unterhaltungspause: weitere Entwicklung beobachten Wenn alljährliche Grundräumung: Möglichkeiten einer weniger intensiven Räumung prüfen ( Kap Pflege-Unterhaltung) Punktuelle Belastungsquellen prüfen (z.b. Siedlungsabwässer, Beweidung), Möglichkeiten großräumiger Extensivierung prüfen Das Abschöpfen der Wasserlinsen führt in der Regel nicht zum erwünschten Erfolg. Sie ist allenfalls zur kurzfristigen Rettung sehr seltener Arten zu empfehlen. Ohne Lösung der eigentlichen Ursachen für die Dominanz der Wasserlinsen muß die Maßnahme sehr häufig wiederholt werden. Kieler Institut für Landschaftsökologie 133

145 Empfehlungen für Grabentypen.6.3. Froschbiß-Graben Typische Art: Hydrocharis morsus-ranae Vorkommen: Schwerpunkt in den Marschen und im Übergangssaum zwischen Geest und Marsch Kurzbeschreibung: Die Wasseroberfläche ist mit einer dichten Froschbiß-Decke überzogen. Im Laufe des Sommers können die Bestände mehrschichtig werden. Eine luxurierende Entwicklung von Hydrocharis morsus-ranae unterbindet durch Beschattung die Entwicklung anderer Arten wirksamer als eine Wasserlinsen-Decke. Submerse Pflanzen kommen in der Regel nicht vor. Einige Pflanzen und Diasporen von Hydrocharis morsus-ranae überleben in der Regel eine Grabenräumung. Sie können bei entsprechendem Nährstoffangebot bereits im zweiten Jahr nach einer Räumung geschlossene Dominanzbestände aufbauen, die sich unverändert bis in die mittleren und späten Stadien der Sukzession halten. Froschbiß-Gräben stellen artenarme mittlere und späte Stadien der Sukzession dar. Der Froschbiß ist ein wirksamer Sapropelbildner. Dichte Bestände werden von Flutrasen oder Röhrichten überwachsen. Foto 21: Dominanzbestand von Hydrocharis morsus-ranae im Modellgebiet Dacksee Kieler Institut für Landschaftsökologie 13

146 Empfehlungen für Grabentypen Typische Probleme: Einseitige Dominanz verhindert die Entwicklung von konkurrenzschwächeren Arten Das Vorkommen des Efeu-Wasserhahnenfusses (Ranunculus hederaceus RL 2) wird unterdrückt. Mögliche Lösungen Datum der letzten Räumung bzw. Sukzessionsstadium abschätzen Abschätzen, ob sich die Froschbiß-Dominanz bereits in einem frühen Sukzessionstadium einstellt: Tritt der Froschbiß als Problempflanze auf? Wenn ja: gründliche Räumung zur Wiederinstandsetzung, anschließend Wiedereinwanderung behindern. Prüfen, ob Ausbreitungshindernisse mit der Vorflutfunktion des Grabens kompatibel sind Wenn ein fortgeschrittenes Stadium erreicht ist, routinemäßige Pflege-Unterhaltung durchführen. In den meisten Fällen kann die Entwicklung des Froschbisses bei regelmäßiger Unterhaltung auf in einen für andere Arten vertretbaren Umfang reduziert werden. Schutzmaßnahmen für Ranunculus hederaceus Wenn die Entwicklung von Hydrocharis morsus-ranae den Efeu-Wasserhahnenfuß bereits im Frühling gefährdet, selektives Herausnehmen des Froßbisses und schwimmende Holzsperren anbringen, die an den Grabenrändern befestigt sind, damit der Efeu- Wasserhahnenfuß zur Samenausstreuung gelangt. Im Hochsommer Umsetzung eines Teils des Bestands in einen geeigneten, froschbißfreien Graben, anschließend Entkrautung des Ursprungsstandorts phänologische Entwicklung der Bestände beachten vgl. Merkblatt von Ranunculus hederaceus Kieler Institut für Landschaftsökologie 135

147 Empfehlungen für Grabentypen.6.. Krebsscheren-Graben Typische Arten: Stratiotes aloides (RL 3), Begleitarten: Hydrocharis morsus-ranae, Elodea canadensis, vereinzelt Potamogeton compressus (RL 2), Potamogeton berchtoldii (RL 3) Vorkommen: Schwerpunkt in den Marschen und im Übergangssaum zwischen Geest und Marsch Kurzbeschreibung: Stratiotes aloides bildet geschlossene Bestände aus, in denen nur wenige andere Arten wie Hydrocharis morsus-ranae, Lemna trisulca und Lemna minor vorkommen können. Gelegentlich ist eine untere Schicht aus verkümmerten untergetauchten Rosetten der Krebsschere und Kanadischer Wasserpest ausgebildet. Durch ihre üppige Biomasseproduktion fördert die Art die Sapropelbildung und die Auflandung des Grabens. Obwohl die Krebsschere auf der Roten Liste geführt wird, kann sie für konkurrenzschwächere untergetauchte Arten als Problemart eingestuft werden. Ihre Seltenheit beruht auf einem schwachen spontanen Ausbreitungsvermögen. An den Standorten, wo sie etabliert ist, entfaltet die Art eine beträchtliche Konkurrenzkraft. Stratiotes aloides breitet sich nach oberflächlicher Räumung rasch wieder aus und wird sehr leicht auch ohne Strömung durch den Wind ( Segelpflanze ) aus benachbarten Gräben verdriftet. In schmalen Gräben können die Krebsscheren-Bestände von Agrostis stolonifera-flutrasen überwachsen werden. In größeren Gräben verharren sie lange im Schatten von Schilfröhrichten. Foto 22: Dominanzbestand der Krebsschere Stratiotes aloides (RL 3) im Modellgebiet Dacksee Kieler Institut für Landschaftsökologie 136

148 Empfehlungen für Grabentypen Typische Probleme Die gesamte Wasserfläche wird von einem dichten Krebsscherenbestand bedeckt. Der submerse Bewuchs wird unterdrückt (s. auch Foto 15, S. 85). Mögliche Lösungen! Die Krebsschere ist nach Bundesartenschutzverordung geschützt: Sie darf aus dem Grabengebiet nicht radikal verdrängt werden. Prüfen, ob die Dominanz der Krebsschere auf nur wenige Standorte des Gebiets beschränkt ist oder ob die Art allgegenwertig ist. Artenpotential durch Kartierung des Umlands abschätzen: Sind durch eine Reduzierung des Krebsscherenbestands Vorteile für andere gefährdete Arten zu erwarten? Wenn nicht, keine besonderen Maßnahmen ergreifen Datum der letzten Räumung in Erfahrung bringen bzw. Sukzessionsstadium abschätzen Abschätzen, ob sich die Dominanz der Krebsschere bereits in einem frühen Sukzessionstadium einstellt: Tritt die Art als Problempflanze auf? wenn ja: gründliche Räumung zur Wiederinstandsetzung, anschließend Wiedereinwanderung behindern. Prüfen, ob Ausbreitungshindernisse mit der Vorflutfunktion des Grabens kompatibel sind Wenn ein fortgeschrittenes Sukzessionstadium erreicht ist, routinemäßige Pflege- Unterhaltung durchführen Foto 23: Bei der Räumung sind Teilbestände der Krebsschere ausgespart worden. Da die Pflanzen sehr wüchsig sind, wird empfohlen, bedeutend weniger Pflanzen im Graben zu belassen. (Modellgebiet Dacksee) Kieler Institut für Landschaftsökologie 137

149 Empfehlungen für Grabentypen.6.5. Wasserstern-Graben Typische Arten: Callitriche platycarpa, Callitriche cophocarpa, Lemna minor, Spirodela polyrhiza, Glyceria fluitans; selten und im sterilen Zustand schwer zu determinieren: Callitriche palustris (RL 3), Callitriche stagnalis (RL 3) Vorkommen: in allen Landesteilen, insbesondere bei starker Beschattung (Waldgräben) Kurzbeschreibung: Die Wasserstern-Pflanzen breiten sich mit ihren schwimmenden Rosetten an der Wasseroberfläche aus und verursachen eine starke Beschattung des Wasserkörpers. Die Lücken zwischen den einzelnen Wasserstern-Polstern werden von Wasserlinsen eingenommen. Im Extremfall wird jeglicher submerse Bewuchs unterdrückt. Von Wassersternen dominierte Gräben können bei sehr unterschiedlichen Ausgangssituationen entstehen: - Bei vollem Lichtgenuß bilden sich nach Räumung rasch geschlossene Wasserstern- Bestände, deren Dominanz in den Folgejahren in der Regel abklingt. Callitriche platycarpa ist ein typischer Pionierbesiedler der frisch geräumten Gräben. - Im Halbschatten bleiben die Wasserstern-Decken geschlossen. Die Vegetation des Grabens ist artenarm und verändert sich bis zur Einwanderung von Flutrasen nur wenig. - In stark beschatteten Gräben (z.b. im Wald) setzt sich der Bewuchs häufig ausschließlich aus Callitriche-Arten zusammen, die sowohl das geringe Lichtangebot als auch den niedrigen ph-wert des durch Laubeintrag belasteten Wassers ertragen. Die Pflanzen sind partiell wintergrün und nutzen die besseren Lichtverhältnisse im Frühling und im Herbst. Foto 2 Dominanzbestand des Flachfrüchtigen Wassersterns (Callitriche platycarpa) Kieler Institut für Landschaftsökologie 138

150 Empfehlungen für Grabentypen Typische Probleme: Die Dominanz der Wassersterne kann das Ergebnis einer starken Beschattung sein ( Typ gehölzsäumter Graben..15.) Geschlossene Wasserstern-Decken verhindern die Entwicklung des submersen Bewuchses. Mögliche Lösungen:! Einige Wasserstern-Arten sind gefährdet: Arten bestimmen vor dem Ergreifen von Maßnahmen ( Merkblätter der Arten) Prüfen, ob eine Rücknahme der Beschattung sinnvoll ist: Für einen Waldgraben wäre die Maßnahme absurd!; Besiedlungspotential durch Kartierung der Vegetation umliegender Gräben abschätzen In nicht beschattenden Gräben Datum der letzten Räumung abschätzen. Massenbestände von Wassersternen sind bei hohen Nährstofffrachten für sehr frühe Sukzessionsstadien charakteristisch und zeigen in solcher Situation ein ähnliches Verhalten wie Wasserlinsen. Sie gehen meistens in den mittleren, für die meisten Zielarten relevanten Stadien zurück. In diesem Fall sind keine Maßnahmen notwendig. Sie können auch in späten Stadien der Sukzession dominieren, weil sie wegen ihrer wirksamen Nährstoffaufnahme aus dem Wasser und ihrer Schwimmrosetten im Schatten und über Faulschlamm vorkommen können. Solche Bestände können durch Entkrautung im Rahmen der regelmäßigen Pflege-Unterhaltung auf ein Maß reduziert werden, das andere Arten nicht gefährdet. Kieler Institut für Landschaftsökologie 139

151 Empfehlungen für Grabentypen.6.6. Wasserpest / Hornblatt-Graben Typische Arten: Elodea canadensis, Ceratophyllum demersum, Ceratophyllum submersum Vorkommen: in allen Landesteilen, Ceratophyllum submersum schwerpunktmäßig im Südosten des Landes und in der Marsch Brackwasser-Graben..10. Kurzbeschreibung: Das Wuchs- und Konkurrenzverhalten von Ceratophyllum demersum ist demjenigen von Elodea canadensis sehr ähnlich. Beide Arten siedeln sich zunächst in der Grundschicht an und bauen Bestände von zunehmender Mächtigkeit auf. Da die Pflanzen immergrün sind und während des Winters langsam weiter wachsen, sind die Bestände auch im Frühling geschlossen, so daß konkurrenzschwache Arten zu keiner Jahreszeit bessere Verhältnisse vorfinden. Im Sommerhalbjahr neigen sie zur raschen vegetativen Vermehrung und bilden gewässerfüllende Bestände aus, die das Aufkommen konkurrenzschwächerer Arten unterdrücken. Lediglich Arten, die die Wasseroberfläche besiedeln (Wasserlinsen, Froschbiß, Krebsschere), können langfristig zusammen mit Wasserpest und Hornblatt vorkommen. Kanadische Wasserpest und Gemeines Hornblatt sind sehr schattentolerant und können unter Wasserlinsen-Decken und in der Grundschicht von Röhrichten bis in späte Stadien der Sukzession ausharren. Foto 25 Dominanzbestand der Kanadischen Wasserpest (Elodea canadensis). Die Pflanzen füllen den Wasserkörper vollständig aus. Knapp unterhalb der Oberfläche finden sich einige Pflanzen des unempfindlichen Krausen Laichkraut (Potamogeton crispus) Kieler Institut für Landschaftsökologie 10

152 Empfehlungen für Grabentypen Elodea canadensis und Ceratophyllum demersum vermehren sich in Schleswig-Holstein ausschließlich vegetativ, indem neue Pflanzen aus Bruchstücken hervorgehen. Da kleine Pflanzenbruchstücke die Grabenräumung leicht überdauern, entwickeln sich Wasserpest- Bestände häufig zu artenarmen Dauerpionierstadien. Sie werden durch oberflächliche und partielle Räumungen gefördert (S. Foto 1, S. 8) Beide Arten beanspruchen die gleiche Standortnische und treten deshalb selten gemeinsam auf. Eine starke Dominanz des Hornblatts ist häufig ein Hinweis auf eine hohe Phosphatbelastung (Einleitungen prüfen!). Während Elodea canadensis mineralische Substrate bevorzugt, kann sich Ceratophyllum demersum auch über Sapropel gut entwickeln. Foto 26 Dominanzbestand des Gemeinen Hornblatts (Ceratophyllum demersum) in sehr trübem Wasser. Vereinzelt sind wenige Exemplare des ebenfalls belastungstoleranten Berchtolds Laichkrauts (Potamogeton berchtoldii RL 3 zu erkennen. Typische Probleme: Auftreten der Arten in Dominanzbeständen, die das Aufkommen weiterer submerser Arten verhindern. Mögliche Lösungen: Bei Dominanz von Ceratophyllum demersum prüfen, ob punktuelle Belastungsquellen (z.b. Abwassereinleitung) vorliegen und ob die Wasserbelastung gesenkt werden kann. Kieler Institut für Landschaftsökologie 11

153 Empfehlungen für Grabentypen Datum der letzten Räumung ermitteln oder abschätzen Artenpotential durch Kartierung des Umlands abschätzen: Sind durch die Beseitigung der Pflanzenbestände Vorteile für gefährdete Arten zu erwarten? wenn nicht: routinemäßige Pflege-Unterhaltung durchführen und Einschleppungsrisiko in andere Gewässer beachten ( Kap Problemarten) oder Schwerpunkt auf andere Entwicklungsziele als auf Makrophytenförderung legen (z.b. Röhrichtentwicklung) wenn ja: prüfen, ob die Dominanz der Arten erst in einem späten Sukzessionsstadium eingetreten ist. Bei geringer Entwicklung der Röhrichte zunächst eine Entkrautung durchführen ( Pflege-Unterhaltung Kap ) und die weitere Entwicklung beobachten, denn die charakteristischen Arten des Grabentyps verhalten sich nicht überall als Problempflanzen. Wenn die sich anschließenden Frühstadien ebenfalls von Wasserpest und Gemeinem Hornblatt dominiert sind, ist es in floristisch wertvollen Gebieten angebracht angebracht, gezielte Bekämpfungsmaßnahmen zu ergreifen ( Kap Problemarten) Bei der Aufstellung von Ausbreitungshindernissen ist die Vorflutbedeutung des jeweiligen Grabens zu prüfen.! In Gräben mit wichtiger Vorflutfunktion sind Massenentwicklungen von wintergrünen Arten problematisch. Eine Extensivierung der Räumungsintensität ist hier in der Regel nicht möglich. Kieler Institut für Landschaftsökologie 12

154 Empfehlungen für Grabentypen.6.7. Laichkraut-Graben Typische Arten: Potamogeton pusillus (RL 3), Potamogeton berchtoldii (RL 3), Potamogeton trichoides (RL 3), Potamogeton friesii (RL 2), Potamogeton acutifolius (RL 2), Potamogeton compressus (RL 2), Potamogeton obtusifolius (RL 2), Groenlandia densa (RL 1) Potamogeton pectinatus, Potamogeton crispus, Potamogeton natans, Myriophyllum verticillatum (RL 3), Ranunculus circinatus Vorkommen: Potamogeton crispus, Potamogeton natans, Potamogeton pectinatus und Potamogeton pusillus (RL 3) in allen Landesteilen, übrige Arten schwerpunktmäßig in den Fluß- und Küstenmarschen Kurzbeschreibung: Als Laichkraut-Gräben werden Gräben mit Vorkommen von schmalbrättrigen Laichkräutern bezeichnet. Da sich diese Artengruppe überwiegend aus gefährdeten Zielarten zusammensetzt, kommen den Gräben dieses Typs eine zentrale Bedeutung zu. Die Arten bilden unterschiedlich dichte Bestände (Potamogeton acutifolius (RL 2) meist nur als Einzelpflanze, Potamogeton trichoides (RL 3) mit größeren Beständen), so daß kein Grenzwert des Deckungsanteils gegeben werden kann.! Mit Ausnahme der beiden häufigeren Arten Potamogeton pusillus (RL 3) und Potamogeton berchtoldii (RL 3) ist jeder Graben auch mit spärlichen Vorkommen der übrigen genannten Arten der Roten Liste als Laichkraut-Graben einzustufen und besonders zu beachten. Nur beim Vorkommen dieser beiden Arten der Roten Liste wird bei Dominanz anderer Arten der Graben nicht als Laichkraut-Graben eingestuft (s. Foto 26, S. 11). Diese Vorgehensweise gilt auch für nicht gefährdete Laichkräuter (z.b. Krauses Laichkraut, Potamogeton crispus, s. Foto 25, S. 10). Dieser Grabentyp ist für frühe und mittlere Sukzessionstadien charakteristisch, in denen noch keine Art zu einer ausgeprägten Dominanz gelangt ist. Lediglich Potamogeton pusillus (RL 3) verhält sich als Pionierbesiedler und kann in frisch geräumten Gräben relativ rasch artenarme Dominanzbestände aufbauen, die jedoch bald von wuchskräftigeren Arten verdrängt werden. Die Vegetation ist häufig artenreich. Potentiell können alle in einem Gebiet festgestellten Arten in Laichkraut-Gräben auftreten. Der submerse Bewuchs ist in der Regel mehrschichtig. Auf der Wasseroberfläche finden sich lockere Decken aus Wasserlinsen, Froschbiß und Wassersternen. Die Laichkräuter nehmen in der Regel die mittlere Wasserschicht ein, während in der Grundschicht Elodea canadensis vertreten sein kann. Der Spreizende Wasserhahnenfuß (Ranunculus circinatus) und das Quirl-Tausendblatt (Myriophyllum verticillatum RL 3) entwickeln im Sommerhalbjahr ein ähnliches Verhalten wie die Kanadische Wasserpest und das Gemeines Hornblatt. Sie sind jedoch nicht wintergrün. Ihre Bestände schließen sich erst im Hochsommer, so daß andere Wasserpflanzen im Frühsommer noch genügend Licht erhalten. Der submerse Bewuchs ist deshalb meistens Kieler Institut für Landschaftsökologie 13

155 Empfehlungen für Grabentypen zweischichtig und artenreicher. Da Laichkräuter in der Regel vertreten sind, werden Dominanzbestände von Myriophyllum-Arten und von Ranunculus circinatus dem Laichkraut- Graben zugeordnet. Foto 27 Stumpfblättriges Laichkraut (Potamogeton obtusifolius RL 2) auf mineralischem Grundsubstrat in einem frisch geräumten Graben. Typische Probleme: Der Laichkraut-Graben stellt für viele gefährdete Wasserpflanzen das Entwicklungsziel im Rahmen eines Schutzkonzepts dar. Typische Gefährdungsursachen sind: Aufgabe der Unterhaltung bzw. Unterhaltung in Spätstadien der Sukzession zu Intensive Unterhaltung Ausbreitung von Problempflanzen Beschattung durch Böschung- und Uferpflanzen Mögliche Lösungen: Artenreiche Laichkrautgräben stellen ein vordringliches Schutzziel dar. Die Entwicklung einer hochwüchsigen Ufervegetation ist grundsätzlich als Gefährdung zu werten. Für die Erhaltung und Förderung von Laichkraut-Gräben ist das als Standard- Grabenpflege bezeichnete Maßnahmenbündel geeignet ( Kap..5.) Kieler Institut für Landschaftsökologie 1

156 Empfehlungen für Grabentypen Durch Wiederinstandsetzung von verlandeten Grabenabschnitten ist ihre Entwicklung zu fördern. Der Einwanderung von Problemarten ist vorzubeugen, indem ihre Verbreitung im Umfeld kartiert wird und gegebenenfalls Ausbreitungshindernisse angelegt werden. Einige der im Grabentyp vorkommenden Arten sind hochgradig gefährdet und als floristische Prioritäten zu betrachten (z.b. Groenlandia densa RL 1, Foto 28). Je nach Artenzusammensetzung können spezifische Förderungsmaßnahmen angebracht sein ( Merkblätter der Arten). Foto 28: Dominanzbestand des Dichten Fischkrauts (Groenlandia densa RL 1) im Modellgebiet Dacksee Diese sehr seltene Art kommt in Schleswig-Holstein fast ausschließlich in Gräben vor. Geschlossene Bestände sind für mittlere Stadien der Sukzession charakteristisch. (hier zusammen mit Spirodela polyrhiza und Nasturtium microphyllum) Kieler Institut für Landschaftsökologie 15

157 Empfehlungen für Grabentypen.6.8. Teichrosen-Graben Typische Arten: Nuphar lutea, Nymphaea alba, vereinzelt Potamogeton lucens (RL 3) und Potamogeton alpinus (RL 2) Vorkommen: schwerpunktmäßig in Fluß- und Küstenmarschen Kurzbeschreibung: Teichrosen-Bestände sind für breite, oft langsam fließende Gräben charakteristisch. Aufgrund ihrer Ausmaße werden solche Gräben nicht geräumt, sondern unter der Wasseroberfläche gemäht. Teichrosen können vereinzelt auch in kleineren Gräben vorkommen, sind dort jedoch nicht aspektprägend. Seerosen (Nymphaea alba) treten in Gräben nur selten auf und sind in der Regel vom Menschen eingebracht worden. In der artenreichen Ausprägung (Wassertiefe bis ca. 1 m) können neben Nuphar lutea zahlreiche Laichkrautarten vorkommen. An der Wasseroberfläche finden sich lockere Decken aus Teichrosen-Schwimmblättern, Wasserlinsen und einzelnen Krebsscheren. Die mittlere Wasserschicht wird von schmal- und breitblättrige Laichkräutern besiedelt. In der Grundschicht wachsen schattentolerante Arten wie Elodea canadensis, Ceratophyllum demersum und Potamogeton crispus. (Foto 28, 29) Die artenarme Ausprägung ist in breiten und tiefen Gräben mit mächtigen Faulschlammschichten ausgebildet. Die Vegetation setzt sich fast ausschließlich aus Teichrosen zusammen. Ein submerser Bewuchs ist selten entwickelt und besteht aus spärlichen Beständen von Elodea canadensis, Ceratophyllum demersum und Potamogeton crispus. Seltene Arten kommen in der Regel nicht vor (Foto, S. 61). Foto 29: artenreicher Teichrosen-Graben im Modellgebiet Dacksee Kieler Institut für Landschaftsökologie 16

158 Empfehlungen für Grabentypen Typische Probleme: Die potentiellen Standorte der Teichrosen und der breitblättrigen Laichkräuter befinden sich in der Regel in größeren Gräben mit wichtiger Vorflutfunktion. Die Unterhaltung wird häufig zu früh im Hochsommer durchgeführt. Das Unterwasserprofil ist für seltene Begleitarten (u.a. Potamogeton friesii RL 2) ungünstig. Mögliche Lösungen: In breiten Gräben Schaffung einer Flachwasserzone als Unterwasserberme (vgl. Kap ), Unterhaltung durch Mahd mit dem Mähboot im Spätsommer. In schmaleren Gräben routinemäßige Pflege-Unterhaltung. Mit Ausnahme des annuellen Alpen-Laichkrauts befinden sich die Regenerationsorgane der übrigen charakteristischen Arten im Sediment vergraben und dürfen nicht durch Grundräumung vernichtet werden. Foto 30: artenreicher Teichrosen-Graben im Modellgebiet Dacksee. Detailaufnahme des auf Foto 29 abgebildeten Grabens. Im Bild zu erkennen sich Nuphar lutea, Spirodela polyrhiza, Sagittaria sagittifolia, submerse Pflanzen von Stratiotes aloides (RL 3) und Potamogeton lucens (RL 3) Kieler Institut für Landschaftsökologie 17

159 Empfehlungen für Grabentypen.6.9. Artenreicher Moor- und Feuchtheidegraben Typische Arten: Potamogeton polygonifolius (RL 2), Nitella-Arten (Glanzleuchteralgen), Utricularia vulgaris agg. (RL 3), Isolepis fluitans (RL 1), Potamogeton natans, Sphagnum- Arten, Juncus bulbosus Vorkommen: in Schleswig-Holstein verschollen, in der Vergangenheit schwerpunktmäßig in Moorrandgebieten der Sander-Geest (Hohner See-Niederung) Kurzbeschreibung: Für diesen Grabentyp, der in Norddeutschland (Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen) und in den Niederlanden noch vereinzelt ausgebildet ist, lassen sich in Schleswig-Holstein nach derzeitigem Kenntnisstand keine Vertreter mehr nennen. Er fand sich in mineralisch beeinflußten Randbereichen von Hochmooren und in Feuchtheiden. Diese Standorte sind durch Kultivierung weitgehend vernichtet worden. Eine Regeneration ist mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr schwierig, weil die letzten Standorte der charakteristischen Arten in Torfstichen durch Anstau und Zuwachsen durch Torfmoose bedroht sind. Foto 31: Breiter Graben in einer Feuchtheide in Südjütland (Frøslev Mose, dänischer Bereich des Jardelunder Moors). Im Frühling kommt vereinzelt Potamogeton polygonifolius (RL 2) vor, das in den Sommermonaten von Potamogeton natans (braune Schwimmblätter auf dem Foto) verdrängt wird. Kieler Institut für Landschaftsökologie 18

160 Empfehlungen für Grabentypen Obwohl Potamogeton polygonifolius (RL 2) reichlich Samen bildet, die vermutlich lange keimfähig bleiben, ist die Keimungsrate sehr gering (vgl. Merkblatt der Art, Teil A der Studie). Bei konstanten Wasserständen vermehrt sich die Art in erster Linie durch unterirdische Stolonen und Pflanzenbruchstücke. Wie bei anderen Laichkrautarten, werden keimfähige Samen überwiegend als Überlebensstrategie erst bei fallenden Wasserstand gebildet. Sind die Bestände nach Aufstau und Verlandung durch Ausbreitung von Torfmoosen einmal erloschen, so gibt es voraussichtlich keine Möglichkeit, sie wieder ins Leben zu rufen. Die Flutende Tauchsimse (Isolepis fluitans RL 1) benötigt in regelmäßigten Zeitabständen Trockenphasen zur Ausbildung einer fertilen Landform. Infolge von Anstaumaßnahmen in Hochmooren haben sich die Bedingungen zur langfristigen Erhaltung von Isolepis fluitans verschlechtert. Typische Probleme: Die ehemaligen Grabenstandorte mit den charakteristischen Arten sind in Schleswig-Holstein erloschen. Mögliche Lösungen: Potentielle Standorte sind in der Nähe der letzten Vorkommen u.a. in Feuchtheiden Nordfrieslands im Raum Borderlum / Langenhorn / Lütjenholm zu suchen. Dort, wo erfolgreiche Projekte zur Moorregeneration durchgeführt werden, ist die Anlage von Gräben zur Förderung der genannten Arten aufgrund des unsicheren Ausgangs des Versuchs nicht sinnvoll. Die Wasserabgabe der meisten angestauten Hochmoore wird über ein Überlaufwehr kontrolliert. Das abfließende Moorwasser besitzt eine für einige Makrophyten-Arten geeignete hydrochemische Beschaffenheit. Anstatt es ungenutzt abfließen zu lassen, kann es durch ein Graben geleitet werden, um einige Arten der sauren Gewässer zu fördern. Wegen der geringen anfallenden Wassermengen sind nur punktuelle Maßnahmen möglich. Ansalbungen sind wahrscheinlich notwendig, da die zu fördernden Arten im Umland längst verschollen und allgemein sehr selten sind. Erfolgreiche Maßnahmen sind u.a. aus Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden bekannt. In Feuchtheiden, die in Schleswig-Holstein nur in Naturschutzgebieten vorkommen, entspricht das Aufschieben von Heideweihern eher der naturnahen Ausprägung des Lebensraums als die Anlage von Gräben. Eine erfolgreiche Regeneration dieses Grabentyps, dessen Vorkommen in Schleswig- Holstein durch historische Florenangaben eindeutig belegt ist, ist in der heutigen Landschaft als sehr unwahrscheinlich einzustufen. Es muß geprüft werden, ob der Schutz der chrakteristischen Arten in anderen Gewässertypen gelingen kann. Kieler Institut für Landschaftsökologie 19

161 Empfehlungen für Grabentypen Brackwasser-Graben typische Arten: in der Regel kein makrophytischer Bewuchs, vereinzelt Ruppia-Arten (RL 3), Potamogeton pusillus (RL 3), Potamogeton pectinatus, Zannichellia palustris ssp. pedicellata, Ceratophyllum submersum Vorkommen: eingedeichte Teile der Nordsee-Marschen, in denen Salzwasser in den Gräben eingeleitet wird (z.b. Eiderstedt) Kurzbeschreibung: Zur Reduzierung des Krautbewuchses wird heute noch in einigen Landschaften der Nordsee-Marschen Salzwasser in das Grabensysten eingeleitet und eingestaut. Die plötzliche Veränderung des Salzgehaltes ist für die meisten Pflanzen- und Tierarten fatal. Nur wenige salztolerante Makrophyten können unter solchen Bedingungen existieren. In der Vegetation der Grabenböschung dominieren Schilf (Phragmites australis), Gemeine Strandsimse (Bolboschoenus maritimus) und Salz-Teichsimse (Schoenoplectus tabernaemontani). Die Strandsalden-Arten und das Zwerg-Laichkraut sind an anderen Standorttypen mit naturnäheren und größeren Populationen vertreten, so daß keine Dringlichkeit besteht, sie in Gräben zu erhalten. Foto 32: Brackwasser-Graben auf Nordstrand Typische Probleme: Der Einstau von Salzwasser stellt für die gesamte Lebensgemeinschaft eine unverträgliche Maßnahme dar, so daß die Erhaltung von binnendeichs gelegenen Brackwasser-Gräben aus Kieler Institut für Landschaftsökologie 150

162 Empfehlungen für Grabentypen naturschutzfachicher Sicht als Leitbild nicht geeignet ist. Diese traditionelle Art der Grabenunterhaltung besitzt allerdings eine kulturhistorische Bedeutung. Mögliche Lösungen: Nach dem Salzwasser-Einstau süßt das Grabenwasser rasch aus, so daß sich Brackwasser- Gräben leicht in Süßwasser-Gräben umwandeln lassen. Die sich anschließend etablierende Vegetation sollte zunächst einige Jahre beobachtet werden, um das Standortpotential abzuschätzen und in Abhängigkeit der auftretenden Arten das Schutzziel festzulegen (z.b. Laichkraut-Graben, Krebsscheren-Graben). Aufgrund der kulturhistorischen Bedeutung des Grabenstyps sollte er in ausgewählten Marschgebieten erhalten bleiben. Kieler Institut für Landschaftsökologie 151

163 Empfehlungen für Grabentypen Flutrasen-Graben Typische Arten: Agrostis stolonifera, Glyceria fluitans Vorkommen: in allen Landesteilen Kurzbeschreibung: Schmale oder flache Gräben können von Flutrasen-Arten vollständig überwachsen werden. In durchströmten Gräben siedelt häufig sich der Flutende Schwaden (Glyceria fluitans) häufig als erste Flutrasen-Art an und fördert durch die Ausbildung dichter Matten die Verstopfung des Grabens. Das Weiße Straußgras (Agrostis stolonifera) gelangt dagegen nur bei Stillwasserverhältnissen zur Dominanz. Es breitet sich entweder in mit Streu verfüllten Gräben aus oder wächst auf schwimmenden Pflanzenbeständen (dichte Wasserlinsen-, Froschbiß- oder Krebsschere-Decken) (Foto. Häufig ist ein Restwasserkörper unter den Grasmatten vorhanden. Flutrasen-Gräben stellen in der Regel ein Spätstadium der Vegetationsentwicklung dar. Eine Beweidung des Grabenrands (auch an Juncus effusus-säumen erkennbar) führt zur Dominanz von Agrostis stolonifera in der ufernahen Grasschicht. Die Art kann sich von dort aus rasch ausbreiten. In flachen, durchweideten Gräben können sich keine Röhrichte ansiedeln. Dort stellt ein Flutrasen das Endglied der Sukzession dar (Foto 6, S. 72). Flutrasen-Gräben haben für gefährdete Wasserpflanzen keine Bedeutung. Artenreiche Ausbildungen sind mit Sumpfpflanzen (z.b. Oenanthe aquatica, Rorippa palustris, Butomus umbellatus, Veronica beccabunga, Veronica catenata) durchsetzt. Foto 33: Flutende Bestände des Flutenden Schwadens (Glyceria fluitans) in einem schwach durchströmten Moorgraben. Kieler Institut für Landschaftsökologie 152

164 Empfehlungen für Grabentypen Typische Probleme: Dichte Flutrasen-Bestände aus Weißem Straußgras breiten sich nach Aufgabe der Grabenpflege insbesondere in Gräben aus, die früher beweidet wurden. Darüber hinaus werden sie durch niedrige Wasserstände im Sommerhalbjahr gefördert. In beweideten Gräben stellen Agrostis stolonifera-flutrasen Schlußstadien der Sukzession dar. In Gräben mit leichter Fließbewegung am Geestrand können dichte Flutrasen die stark gefährdeten Arten Catabrosa aquatica (RL 2) und Ranunculus hederaceus (RL 2) verdrängen. Foto 3: Flutrasenausbreitung über einen Krebsscheren-Bestand. In der Grundschicht ist noch ein Restwasserkörper ausgebildet, der jedoch für submerse Pflanzen nicht besiedelbar ist. Mögliche Lösungen: Solange die Flutrasen-Gräser nicht dominant werden, sind keine Maßnahmen erforderlich. Bei Dominanz sind grundsätzlich zwei Situationen zu unterscheiden: Unter den Grasmatten ist ein Restwasserkörper vorhanden. Die Wasserführung wäre zur Makrophyten-Entwicklung im Sommerhalbjahr ausreichend. Der Flutrasen hat sich vom Grabenrand aus über die Wasserfläche ausgebreitet und wurzelt nicht oder nur schwach im Grabengrund. In diesem Fall reicht eine Krautung mit dem Mähkorb (ohne den Grund zu berühren) aus, um die offene Wasserfläche wiederherzustellen. Die Grabenböschungen sollten mit demselben Gerät gründlich gesäubert werden, um eine Kieler Institut für Landschaftsökologie 153

165 Empfehlungen für Grabentypen sofortige Wiederausbreitung des Flutrasens zu verhindern. Anschließend ist eine regelmäßige Pflege-Unterhaltung durchzuführen. Ein Restwasserkörper ist unter den Grasmatten nicht mehr vorhanden. Der Flutrasen schwingt nicht mehr und kann z.t. betreten werden. Der Bestand wurzelt auf dem Grabengrund. Der Graben ist nach Verlandung oder partielle Verfüllung durch Beweidung zu flach und muß neu ausgehoben werden. Eine mindestens partielle Zerstörung der im Sediment vergrabenen Diasporenbank ist unvermeidlich. Anschließend ist eine regelmäßige Pflege-Unterhaltung durchzuführen, damit sich diese ungünstige Situation nicht wiederholt. Gräben mit ausreichender Profiltiefe, jedoch ungenügender Wasserführung können theoretisch durch höhere Stauhöhen zu geeigneten Makrophyten-Standorten werden. Diese hydrologische Situation ist allerdings für tiefgründig entwässerte Gebiete bezeichnend, die in der Regel nur eine stark verarmte Makrophytenflora besitzen. Vor Durchführung der Maßnahme ist deshalb zu prüfen, ob die Förderung von Makrophyten überhaupt ein geeignetes Ziel in solchen Gebieten darstellt. Kieler Institut für Landschaftsökologie 15

166 Empfehlungen für Grabentypen Berle-Wasserprimel-Graben Typische Arten: Berula erecta, Hottonia palustris,oenanthe aquatica, Nasturtium microphyllum, Rorippa amphibia, Glyceria fluitans, Myosotis palustris agg. selten Catabrosa aquatica (RL 2) und Ranunculus hederaceus (RL 2) Vorkommen: in allen Landesteilen, artenreiche Ausprägungen mit Catabrosa aquatica (RL 2) und Ranunculus hederaceus (RL 2) schwerpunktmäßig im Übergangssaum zwischen Hoher Geest und Marsch (Quellwasser!) Kurzbeschreibung: Unter der Sammelbezeichnung Berle-Wasserprimel-Graben werden Gräben zusammengefaßt, deren Bewuchs von zweikeimblättrigen Arten der Kleinröhrichte dominiert wird. Diese Arten können vegetativ vollständig submers leben und bilden während der Blühphase emerse Blütenstände und Blätter aus. Die Vegetation setzt sich häufig aus sich fleckenartig im Laufe des Grabens ablösenden Dominanzbeständen einzelner Arten zusammen. Die Pflanzen entwickein eine starke submerse Biomasse und behindern den den Wasserabfluß. Berula erecta gelangt insbesondere in durchströmten Gräben zur Dominanz. Hottonia palustris und Oenanthe aquatica bevorzugen Stillwasserverhältnisse. Als Begleitarten treten Lemna minor, Lemna trisulca, Stratiotes aloides (RL 3) und Hydrocharis morsus-ranae auf. Foto 35: Geschlossener Bestand der Berle (Berula erecta) in einem schwach durchströmten Graben (Modellgebiet Dacksee) Kieler Institut für Landschaftsökologie 155

167 Empfehlungen für Grabentypen In Quellwasser-beeinflußten Gräben am Übergang zwischen Geest und Marsch können in Frühstadien der Sukzession gefährdete Arten wie Ranunculus hederaceus (RL 2) und Catabrosa aquatica (RL 2) vorkommen. Berle-Wasserprimel-Gräben sind für mittlere und späte Sukzessionsstadien charakteristisch. Aufgrund der Wüchsigkeit der prägenden Arten treten diese Stadien relativ schnell ein. In fortgeschrittenen Stadien kommt keine submerse Vegetation vor. Die charakteristischen Arten dieses Typs sind schattentorelant und können sich lange als Sumpfpflanzen in der Grundschicht von Schilfröhrichten halten. Foto 36: Wasserprimel (Hottonia palustris) im Modellgebiet Tielener Koog Typische Probleme: Die submerse und emerse Pflanzenmasse verstopft den Graben und fördert die Sapropelbildung. Häufig ist ein Restwasserkörper unter schwimmenden Matten vorhanden, der jedoch nicht besiedelbar ist. Die charakteristischen Arten gelangen in der Regel erst bei tiefen Sommerwasserständen unter 50 cm zur Dominanz. Kieler Institut für Landschaftsökologie 156

168 Empfehlungen für Grabentypen Mögliche Lösungen:! Die Wasserfeder (Hottonia palustris) ist nach Bundesartenschutzverordnung geschützt und darf nicht aus einem Grabengebiet gänzlich verdrängt werden. Solange die genannten Arten keine beherrschenden Dominanzbestände aufbauen, sind keine Maßnahmen erforderlich. Grundsätzlich sind zwei Situationen zu unterscheiden: Unter den Pflanzenmatten ist ein Restwasserkörper vorhanden. Die Wasserführung ist zur Makrophyten-Entwicklung im Sommerhalbjahr ausreichend. Die Wurzelmasse der Pflanzen hat sich überwiegend im Wasserkörper ausgebreitet und ist nur schwach im Grabengrund verankert. In diesem Fall reicht eine Krautung mit dem Mähkorb (ohne den Grund zu berühren) aus, um die offene Wasserfläche wiederherzustellen, ohne die Diasporenbank zu zerstören. Anschließend ist der Wasserstand im Graben nach Möglichkeit um ca. 20 bis 30 cm anheben, um die Wüchsigkeit der Arten herabzusetzen, und eine regelmäßige Pflege-Unterhaltung durchzuführen. Ein Restwasserkörper ist unter den Pflanzenmatten nicht mehr vorhanden. Die Pflanzen wurzeln in unverfestigtem Schlamm. Zur Restaurierung einer offenen Wasserfläche muß der Schlamm entfernt werden. Eine mindestens partielle Zerstörung der im Sediment vergrabenen Diasporenbank ist unvermeidlich. Anschließend ist eine regelmäßige Pflege- Unterhaltung durchzuführen. In schwach durchströmten bzw. quelligen Gräben muß besonders auf das Vorkommen von Catabrosa aquatica (RL 2) geachtet werden (s. Merkblatt der Art, Teil A der Studie). Wenn der Graben keine wichtige Vorflutfunktion mehr besitzt, kann zum Schutz des Quellgrases die Erhaltung dieses späten Sukzessionsstadiums wünschenswert sein. Durch Krautung mit dem Mähkorb können im Verlandungsbestand wechselseitig Lücken geschaffen, die sich bald wieder mit den vorhandenen Arten schließen. Um das status quo zu erhalten und eine Einwanderung von Großröhrichten zu vermeiden, sind allerdings jährliche Eingriffe notwendig. Für submerse Makrophyten bringen solche partiellen Krautungen keine Vorteile. Kieler Institut für Landschaftsökologie 157

169 Empfehlungen für Grabentypen Binsen- / Seggen- / Rohrglanzgras-Graben Typische Arten: Juncus effusus, Carex paniculata, Carex gracilis, Carex acutiformis, Phalaris arundinacea Vorkommen: in allen Landesteilen Kurzbeschreibung: Dominanzbestände von Großseggen, Rohrglanzgras und Flatterbinsen sind zu einem Grabentyp zusammengefaßt worden, weil sie bezüglich der Grabenunterhaltung ähnliche Probleme aufwerfen. Sie bilden in großer Menge eine sehr schlecht abbaubare Streu, die einen Graben sehr schnell verstopfen kann. Die Arten dieser Gruppe siedeln sich auf der Grabenböschung im Wasserwechselbereich an. Im Unterschied zu Röhrichten breiten sie sich zunächst nicht wasserwärts aus. Aufgrund ihrer geringen Standfestigkeit auf nährstoffreichen Standorten legen sich die Pflanzen über den Graben. Sie treiben erneut aus dem unteren Böschungsbereich aus, so daß der Graben Schicht für Schicht durch dichte Streumatten verstopft wird. Die schlecht abbaubare Streu treibt die Verlandung rasch voran. Der Restwasserkörper wird von den verfaulenden Streumatten stark belastet. Über diese Schicht kann sich im Folgejahr ein Flutrasen aus Agrostis stolonifera ausbreiten ( Flutrasen-Graben). Streu und Flutrasen bilden eine stark verfilzte Schicht, die den Restwasserkörper vollständig überdecken und den Abfluß stark behindern (Foto 10, S. 76). Binsen- / Seggen- / Rohrglanzgras-Gräben sind für mittlere und späte Sukzesssionsstadien charakteristisch und haben keine Bedeutung für gefährdete Wasserpflanzen. Sie finden sich in Gebieten, in denen die Grabenunterhaltung teilweise aufgegeben worden ist. Foto 37: Entlang von aktuell oder früher beweideten Gräben können sich geschlossene Flatterbinsen-Säume entwickeln, die den Graben stark beschatten und verstopfen. Kieler Institut für Landschaftsökologie 158

170 Empfehlungen für Grabentypen Typische Probleme: starke Beschattung, Verstopfung des Grabens und Belastung des Grabenwassers mit Pflanzenstreu Mögliche Lösungen: Abschätzung des Wasserpflanzen-Potentials anhand des Arteninventars der umliegenden Gräben. Beim potentiellen Vorkommen von gefährdeten Arten: Der Graben muß mit dem Grabenlöffel gründlich wiederinstandgesetzt werden (vgl. Kap ). Dabei ist nicht zu vermeiden, daß ein Großteil der Diasporenbank des Grabengrunds zerstört wird. Anschließend ist eine regelmäßige Pflege-Unterhaltung durchzuführen. Um die Wiederausbreitung von geschlossenen Flatterbinsen-Säumen zu vermeiden, muß in den Folgejahren eine regelmäßige Pflegemahd durchgeführt werden (s. Kap ) Wenn keine gefährdeten Wasserpflanzen zu erwarten sind, ist aus der Sicht des Makrophytenschutzes der hohe Aufwand zur Wiederinstandsetzung von Binsen-Gräben nicht zielführend. Es ist sinnvoller, solche Gräben der Verlandung zu überlassen und als Ersatz neue Gräben anzulegen. Kieler Institut für Landschaftsökologie 159

171 Empfehlungen für Grabentypen.6.1. Röhricht-Graben typische Arten: Phragmites australis, Glyceria maxima, Sparganium erectum, Typha latifolia, Typha angustifolia, Schoenoplectus lacustris, Equisetum fluviatile, Schoenoplectus tabernaemontani, Bolboschoenus maritimus Vorkommen: in allen Landesteilen; Schoenoplectus tabernaemontani in Gebieten, wo Salzwassereinstau praktiziert wird. Kurzbeschreibung: Der Röhricht-Graben stellt in vielen Gebieten Schleswig-Holsteins den häufigsten Grabentyp dar. Im Modellgebiet Tielener Koog ist er in den nicht mehr unterhaltenen Parzellengräben ausgebildet und nimmt ca. 90% der gesamten ursprünglichen Grabenlänge ein. Im Unterschied zu den charakteristischen Arten des Binsen- Seggen- und Rohrglanzgras- Grabens drängen die Arten des Röhricht-Grabens durch die Ausbreitung ihrer Rhizome gegen die Grabenmitte. Für die Grabenunterhaltung bedeutet dieses, daß eine sperrige unterirdische Biomasse bei der Räumung entfernt werden muß. Von Röhrichten dominierte Gräben sind charakteristisch für später Stadien der Sukzession. Hinsichtlich ihres Einflusses auf submerse Arten sind deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Röhrichtbildnern erkennbar. Foto 38: Dominanzbestand des Ästigen Igelkolbens (Sparganium emersum) und des Wasser-Schwadens (Glyceria maxima) im Modellgebiet Tielener Koog Kieler Institut für Landschaftsökologie 160

172 Empfehlungen für Grabentypen Der Wasser-Schwaden (Glyceria maxima) und der Ästige Igelkolben (Sparganium erectum) sind beweidungstolerant und ersetzen das Schilf bei Viehverbiß. Sie siedeln sich zuerst im unteren Bereich der Grabenböschung an und breiten sich anschließend mittels halbschwimmender Rhizome über die Wasserfläche aus. Die Blattmasse von Glyceria maxima zersetzt sich rascher als bei anderen Röhrichtbildnern, so daß die Streuakkumulation vergleichbar gering bleibt. In jungen und lockeren Beständen der unverzweigten, aufrechten Pflanzen dringt häufig noch genügend Licht bis zur Wasseroberfläche, so daß Wasserpflanzen zunächst noch vorkommen können. In fortgeschrittenen Stadien der Sukzession sind geschlossene Bestände des Wasser-Schwadens jedoch dichter als Schilfbestände. Das Rhizomsystem liegt nah der ehemaligen Wasseroberfläche. Zwischen den Halmen ist kein offener Restwasserkörper mehr ausgebildet. Wasserpflanzen können deshalb in der Grundschicht eines alten Glyceria maxima-bestands nicht mehr existieren. Foto 39 Schilf-Ausbreitung in Modellgebiet Dacksee. Die Parzelle rechts im Bild ist brach gefallen. Die Ausbreitung des Schilfs wird nur noch auf der linken Parzelle durch gelegentliche Mahd aufgehalten. Aufgrund seiner Wuchsform entwickelt das Schilf eine geringere Beschattung. Die Verlandung erfolgt langsamer als bei Glyceria maxima, weil das Schilf sich durch auf dem Grund verankerte Rhizome und Ausläufer ausbreitet. Wenn die Auflandung den erforderlichen Grad erreicht hat, wird die gesamte Grabenfläche zwar relativ schnell eingenommen. Die Bestände sind jedoch zunächst locker und verdichten sich erst allmählich. All diese Gründe führen dazu, daß submerse Wasserpflanzen für eine längere Zeit in der Grundschicht von Schilfbeständen vorkommen können. Dennoch sind nicht alle Arten in der Kieler Institut für Landschaftsökologie 161

173 Empfehlungen für Grabentypen Lage, die verminderte Lichtversorgung und die Sapropelakkumulation zu ertragen. Substratunabhängige und schwach verankerte Arten wie Stratiotes aloides oder Ceratophyllum demersum kommen häufig bis zum Verschwinden des Wasserkörpers vor. Konkurrenzschwache schmalblättrige Laichkräuter werden dagegen rasch verdrängt. Typische Probleme: Verstopfung des Grabens mit Pflanzenstreu, zunehmend starke Beschattung des Wasserkörpers und Verdrängung konkurrenzschwacher Arten der mittleren Sukzessionsstadien. Ausbreitungszellen für Problemarten wie Elodea canadensis, die in der Grundschicht von Röhrichten langen ausharren können (vgl. Kap ) Mögliche Lösungen: Abschätzung des Wasserpflanzen-Potentials anhand des Arteninventars der umliegenden Gräben. Bei potentiellem Vorkommen von gefährdeten Arten: Der Graben muß mit dem Grabenlöffel gründlich wiederinstandgesetzt werden (vgl. Kap ). Dabei ist nicht zu vermeiden, daß ein Großteil der Diasporenbank des Grabengrunds zerstört wird. Anschließend ist eine regelmäßige Pflege-Unterhaltung durchzuführen. Wenn keine gefährdeten Wasserpflanzen zu erwarten sind, ist zu prüfen, ob andere Entwicklungsziele für den Graben besser geeignet sind. Von Großröhrichten dominierte Gräben können aus zoologischer Sicht eine Zeitlang wertvoll sein. Für gefährdete Makrophyten nimmt ihre Bedeutung mit zunehmendem Alter ab. Da Problemarten häufig in der Grundschicht von Röhrichten vorkommen, sollten die Austauschmöglichkeiten mit den Gräben vermindert werden, die der Erhaltung von gefährdeten Makrophyten gewidmet sind. Röhrichtentwicklung und Makrophytschutz sind unbedingt in räumlicher Trennung zu verfolgen (vgl. These, Kap..1.2.). Kieler Institut für Landschaftsökologie 162

174 Empfehlungen für Grabentypen Gehölzgesäumter Graben Typische Arten: in der Regel kein makrophytischer Bewuchs, spärliche Bestände von schattentoleranten Arten: Lemna minor, Glyceria fluitans, Callitriche-Arten Vorkommen: in allen Landesteilen verbreitet, nur in den Fluß- und Küstenmarschen selten Kurzbeschreibung: Gehölzgesäumte Gräben kommen in verschiedenen Landschaften vor. Gräben können durch Waldgebiete oder entlang von Knicks verlaufen. In abgetorften Hochmooren sind Gräben häufig durch Birken- und Faulbaumreihen gesäumt. In neuerer Zeit werden Gräben gelegentlich mit Gehölzen (Erlen, Weiden) bepflanzt. Bislang sind in Schleswig-Holstein entsprechende Maßnahmen nur vereinzelt durchgeführt worden. Bei unterbleibender Pflege des Grabenrandstreifens siedeln sich in der Regel Gehölze spontan an. Diese Entwicklung ist für viele Wasserpflanzen verhängnisvoll, da sie durch die Beschattung und durch die Akkumulation von Laub im Graben verdrängt werden. Nur wenigen Arten sind der einhergehenden Dystrophierung gewachsen. Dort, wo die Lichtversorgung ausreichend ist, bilden sich häufig Polster aus fädigen Grünalgen. Dieser Graben-Typ hat keine Bedeutung für gefährdete Wasserpflanzen. Es bestehen Übergänge zu Wasserlinsen- bzw. Wasserstern-Gräben. Foto 0: Räumung eines mit Laub verfüllten Waldgrabens Kieler Institut für Landschaftsökologie 163

175 Empfehlungen für Grabentypen Typische Probleme: Beschattung, Verfüllung mit Laub und Dystrophierung Mögliche Lösungen: Prüfen, ob eine Rücknahme der Beschattung sinnvoll ist: Für einen Waldgraben wäre die Maßnahme absurd! Das Besiedlungspotential kann durch Kartierung der Vegetation umliegender Gräben abgeschätzt werden. Spontan aufkommende Gehölze des Randstreifens sind durch Beweidung ( Standard- Grabenpflege, Kap..5.) oder Mahd zu beseitigen. Kieler Institut für Landschaftsökologie 16

176 Empfehlungen für Grabentypen makrophytenfreier Graben Gräben können aus verschiedenen Gründen weitgehend frei von Makrophyten sein: Der Graben ist wegen der Beschattung durch tief eingeschnittene Böschungen mit ihrem überhängenden Gras- und Staudenbewuchs ( Schluchteffekt ) oder durch angrenzende Gehölze ( gehölzgesäumter Graben) frei von makrophytischem Bewuchs. Schluchtartig eingetiefte Gräben stellen außerhalb der Fluß- und Küstenmarschen und der großen Niederungen den mit Abstand häufigsten Grabentyp dar. Der Graben ist frisch geräumt worden. Bei der Räumung werden Sohlen und Böschungen häufig kahl gekratzt. Bereits wenige Wochen nach der Maßnahme regenerieren sich einige Arten aus den Resten der Diasporenbank. Als erste Besiedler treten häufig Chara vulgaris, Chara globularis, Potamogeton pusillus (RL 3), Hydrocharis morsus-ranae, Oenanthe aquatica sowie zahlreiche Flutrasen- und Kleinröhrichtarten auf. Der Graben ist neu angelegt worden. Im Unterschied zu frisch geräumten Gräben besitzen neue Gräben noch keine Diasporenbank. Der Bewuchs entwickelt sich zunächst langsam vom Rand aus. Als erste siedeln sich Arten der wechselnassen Pionierstandorte wie Polygonum hydropiper, Ranunculus sceleratus, Juncus bufonius und Agrostis stolonifera an. Unter den Wasserpflanzen treten zuerst Wasserlinsen und Wassersterne auf (Foto 1). Der Graben ist durch Nährstoffe oder Pestizide (z.b. in Obstanbaugebieten der Elbmarschen) stark belastet. Aufgrund der starken Trübung durch aufgewühlten Boden und Fäkalieneinträge können beweidete Gräben für Makrophyten unbesiedelbar sein. Foto 1: Neu angelegter Graben im Modellgebiet Dacksee. Die Parzelle rechts im Bild und im Hintergrund ist vor dem Umbruch mit einem Breitbandherbizid behandelt worden. Der Abstand zur Grabenschulter betrug keine 50 cm! Kieler Institut für Landschaftsökologie 165

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