Auswertung der freiwilligen Dokumentation der Sozialpsychiatrischen Dienste in Baden-Württemberg

Größe: px
Ab Seite anzeigen:

Download "Auswertung der freiwilligen Dokumentation der Sozialpsychiatrischen Dienste in Baden-Württemberg"

Transkript

1 2015 Auswertung der freiwilligen Dokumentation der Sozialpsychiatrischen Dienste in Baden-Württemberg

2 Herausgeber: Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg e.v. Stauffenbergstr Stuttgart Telefon: 0711/ info@liga-bw.de Die Titel-Grafik wurde erstellt von Sebastian Wallroth Verwendung nach [CC BY 3.0] commons.wikimedia.org

3 ÜBER DIESEN BERICHT Die freiwillige Dokumentation der Sozialpsychiatrischen Dienste in Baden-Württemberg wurde durchgeführt von der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg e.v. in Verantwortung des Ausschusses Psychiatrie und Behindertenhilfe. Statistische Auswertung und Layout: Rainer Haggenmiller Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg e.v. Erstellung des Berichts: Luisa Lindenthal Dipl. Erziehungswissenschaftlerin, Freiburg Wolfgang Mohn Referent Kompetenzzentrum Sozialpolitik Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.v. Mathias Kneißler Referent Abteilung Behindertenhilfe/Psychiatrie Diakonisches Werk Württemberg Blitzlichter: Wieder zu Hause - Arbeit mit ehemals forensisch untergebrachten psychisch erkrankten Menschen in den Sozialpsychiatrischen Hilfen Stuttgarts Jürgen Bielesch Klaus Masanz Dr. Klaus Obert OMID- Die Arbeit mit Flüchtlingen- Interkulturelle Öffnung und kultursensibles, Alltags- und Lebenswelt orientiertes sozialpsychiatrisches Handeln Norbert Häberlin Dr. Klaus Obert Psychiatrie-Erfahrene bereichern als Genesungsbegleiter/innen die sozialpsychiatrische Arbeit Kornelia Birkemeyer Ulli Schaeffler Albert Heim Sabine Assmann Kinder psychisch kranker Eltern stärken Erfahrungen aus dem Projekt Aufwind in Stuttgart Ewa Grabowska Karin Pogadl-Bakan

4

5 INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 7 Teil I - Auswertung der Dokumentation 9 Gesamtzahlen 10 Längerfristig betreute Personen 12 Anzahl der Klienten pro Fachkraftstelle 13 Leistungsbereiche 14 Betreute Personen in den Leistungsbereichen 15 Betreuung im Rahmen der Grundversorgung 16 Beendigung der Betreuung 17 Soziodemografische Daten 18 Familienstand und Lebensverhältnisse 20 Lebensverhältnisse 21 Einkommen 22 Diagnosen 24 Gleichzeitig bestehende weitere Problematik 25 Zuweisungswege 26 Soziotherapie 28 Leistungskontingente 30 Förderzuschüsse 31 Zusätzliche Projektmittel 32 Teil II - Blitzlichter 33 Teil III - Tabellen 48

6

7 VORWORT Die Liga der freien Wohlfahrtspflege e.v. setzt sich für die ambulant-psychiatrische Versorgung in den Stadt- und Landkreisen von Baden-Württemberg ein. Um die Arbeit der Sozialpsychiatrischen Dienste für die Öffentlichkeit, die Kommunen, das Land und nicht zuletzt auch für die an der Erhebung beteiligten Diensten transparent zu machen, wertet sie die Jahresberichte der Sozialpsychiatrischen Dienste aus. Diese Auswertung ist seit vielen Jahren ein aussagekräftiges Instrument, um die ambulant-sozialpsychiatrische Versorgung in den Stadt- und Landkreisen von Baden-Württemberg flächendeckend zu beschreiben. Sie macht strukturelle Entwicklungen und sich verändernde Bedarfslagen deutlich, auf welche damit gezielt hingewiesen werden kann. Bedeutsame Erkenntnisse aus dem Jahresbericht 2015 Im Berichtsjahr 2015 wurden die Dienste im Vergleich zum Vorjahr um 2,7 % stärker nachgefragt. Insgesamt haben Personen die Angebote und Leistungen der Dienste in Anspruch genommen. Dies entspricht einer Steigerung von 829 Nutzerinnen und Nutzern. Die Inanspruchnahme der Angebote und Leistungen der Grundversorgung hat sich weiter erhöht. Rund 90,5% aller Nutzerinnen und Nutzer werden im Rahmen der Grundversorgung erreicht. Die Grundversorgung der sozialpsychiatrischen Dienste subsumiert differenzierte Leistungen wie die Beratung, Betreuung und Begleitung der Klienten und Klientinnen sowie ihrer Angehörigen, Krisenintervention, nachgehende Hilfen bzw. Hausbesuche, die Erhebung des Hilfebedarfs, die Hilfeplanung und die Vermittlung von medizinisch/pflegerischen Hilfen sowie anderen sozialpsychiatrischen Leistungen wie z.b. ambulant Betreutes Wohnen und Soziotherapie. Des Weiteren beinhaltet Grundversorgung die fallbezogene Kooperation und Koordination mit anderen Institutionen, die Sicherstellung der materiellen Grundversorgung der Betroffenen, Öffentlichkeitsarbeit sowie gemeinwesenbezogene Aktivitäten. Umfassendes Ziel ist die psychische Stabilisierung sowie die Verbesserung der Lebensqualität und Teilhabechancen der Betroffenen und ihrer Familien für ein selbstbestimmtes Leben mit und ohne Erkrankung. 44,1 % der Nutzerinnen und Nutzer greifen auf indirekte und kurzfristige Betreuungsangebote zurück. Zieht man dann noch die Zahlen der Weitervermittlungen mit 35,8% sowie die durch den Dienst gesteuerte Beendigungen der Betreuungen mit 58,7% heran, so wird deutlich, dass die Sozialpsychiatrischen Dienste eine hervorragende und nicht mehr wegzudenkende Clearing- und Lotsenfunktion innerhalb der Hilfesysteme einnehmen. Die Beratungs- und Betreuungsleistungen erzielen somit durch ihr fachliches und professionelles Niveau einen hohen positiven Wirkungsgrad. Soziotherapie befindet sich in Abwärtsspirale Wie in den Jahren zuvor muss leider auch wieder festgestellt werden, dass sich das Leistungssegment Soziotherapie in einer Abwärtsspirale befindet. Von Soziotherapie profitieren nur noch 5,2% der Klienten. Grund dafür sind voraussichtlich die Hürden für die Zulassung zum Soziotherapeuten. Immer mehr Dienste signalisieren, dass immer weniger Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die Zulassung durch die Kassen erhalten. Des Weiteren befinden sich die Vergütungssätze weit unterhalb der Wirtschaftlichkeit. Grund und zugleich Spiegel sich verändernder Anforderungen an die Sozialpsychiatrischen Dienste ist auch das am in Kraft getretenen Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz (PsychKHG). Die Liga hat in Kooperation mit ihren sozialpsychiatrischen Trägern auf der Grundlage des PsychKHG ein Leistungsprofil zur Grundversorgung der Sozialpsychiatrischen Dienste und Soziotherapie erarbeitet, verbunden mit Forderungen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen der Dienste. Seite 7

8 Die Liga der freien Wohlfahrtspflege möchte mit dem Leistungsprofil und ihren Forderungen einen fachlichen Diskussionsprozess zur Weiterentwicklung der Sozialpsychiatrischen Dienste mit allen dafür relevanten Akteuren anstoßen. Zu beiden Papieren gab es von Seiten des Ministeriums für Soziales und Integration bereits positive Einschätzungen. Die Liga wird diesbezüglich im Jahr 2017 mit dem Ministerium für Soziales und Integration in einen fachlichen Diskussionsprozess einsteigen. Neben Zahlen, Daten und Fakten sollen auch in diesem Jahresbericht wieder unterschiedliche Blitzlichter Einblicke in die konkrete sozialpsychiatrische Alltagspraxis der Dienste bieten: Jürgen Bielesch und Klaus Marsanz dokumentieren in ihrem Blitzlicht Wieder zu Hause Arbeit mit ehemals forensisch untergebrachten psychisch erkrankten Menschen in den Sozialpsychiatrischen Hilfen Stuttgarts beeindruckend, wie die Rückkehr ehemals im Maßregelvollzug untergebrachter Personen ins Gemeinwesen gelingen kann. Norbert Häberlin und Dr. Klaus Obert stellen das schnittstellenübergreifende Projekt OMID- Die Arbeit mit Flüchtlingen Interkulturelle Öffnung und kultursensibles, Alltags- und Lebenswelt orientiertes sozialpsychiatrisches Handeln vor. Bereits 2009 hat der Caritasverband für Stuttgart ein Projekt zur Interkulturellen Öffnung gestartet. Die Erfahrungen und Qualifizierungen daraus kommen nun auch in der Arbeit mit Flüchtlingen zum Tragen. Ein weiteres Blitzlicht zeigt die vielseitigen Einsatz- und Beschäftigungsmöglichkeiten von Psychiatrieerfahrenen auf, welche eine EX-IN Ausbildung zum Genesungsbegleiter/ Genesungsbegleiterin absolviert haben. Kornelia Birkenmayer, Ulli Schaeffler, Albert Heim und Sabine Assmann berichten aus ihren beruflichen Kontexten, vom Besonderen ihrer Rolle und Aufgabe und den kollegialen Herausforderungen im Teamalltag. Wir danken allen Mitarbeitenden der Sozialpsychiatrischen Dienste und ihren Trägern für ihre engagierte und erfolgreiche Arbeit im zurückliegenden Jahr und für die Mitwirkung an dieser Dokumentation. Unser Dank geht im Besonderen auch an die Psychiatrieerfahrenen, Genesungsbegleiter, Angehörigen und Unterstützer unserer Arbeit für ihre konstruktiven Rückmeldungen und ihre engagierte Mitarbeit. Unser Dank gilt ebenso dem Land Baden-Württemberg, den Kommunen und den Krankenkassen als Leistungsträger in der psychiatrischen Versorgung in Baden-Württemberg. Sie sind unsere verlässlichen Partner im Bemühen um den Erhalt und den Ausbau ambulanter, niederschwelliger Versorgung durch die Sozialpsychiatrischen Dienste. Eva-Maria Armbruster Vorsitzende der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg e.v. Seite 8

9 TEIL I - AUSWERTUNG DER DOKUMENTATION

10

11 GESAMTZAHLEN Für den Berichtszeitraum 2015 haben insgesamt 49 Sozialpsychiatrische Dienste (SpDi) ihre Daten für die jährliche, freiwillige Berichterstattung der Liga der freien Wohlfahrtspflege Baden-Württemberg zur Verfügung gestellt. Um die erbrachten Leistungen mit den Zahlen des Vorjahres zu vergleichen und so unter Umständen Trends und Tendenzen zu bewerten, bilden die nun folgenden Diagramme und Tabellen ausschließlich Daten von Diensten ab, die gleichermaßen in 2014 und 2015 an der jährlichen Erhebung teilgenommen haben Personen, im Vergleich zu 2014 Personen wurden insgesamt betreut 41,8 % 58,2 % Frauen mit Migrationshintergrund 16,1% ,7% Männer mit Migrationshintergrund Seite 11

12 Wurde bereits 2014 ein Zuwachs an Nutzerinnen und Nutzern in den Sozialpsychiatrischen Diensten des Landes gezählt, so setzt sich diese Entwicklung im Jahr 2015 fort und übertrifft dabei die letztjährige Zuwachsrate deutlich. Insgesamt chronisch psychisch kranke Menschen haben im Berichtzeitraum 2015 von den vielfältigen Angeboten der SpDi profitiert und somit 829 Personen mehr als im Vorjahr - das entspricht einer Steigerung der Fallzahlen um 2,7 Prozent. Der geschlechterdifferenzierende Blick auf die neuen Zahlen zeigt ein identisches Verhältnis von weiblichen zu männlichen Ratsuchenden gegenüber der letztjährigen Berichterstattung: mit 58,2 Prozent der betreuten Personen stellten chronisch kranke Frauen erneut deutlich mehr als die Hälfte aller Klienten. Davon abweichend liegt der Anteil der Nutzer innerhalb des Segments Personen mit Migrationshintergrund mit 18,7 Prozent gegenüber den 16,1 Prozent Migrantinnen in einem leicht erhöhten Bereich. Insgesamt macht sich der Anstieg der Fallzahlen auch bei den Nutzerinnen und Nutzern mit Migrationshintergrund bemerkbar, die 2015 erstmalig wieder einen Zuwachs um insgesamt 290 Personen verzeichneten. Seite 12

13 LÄNGERFRISTIG BETREUTE PERSONEN Analysiert man den Geschlechteranteil im Gesamtsegment der langfristig betreuten Personen, so fällt hier der Anteil an chronisch kranken Frauen mit 58,5 Prozent wiederum deutlich höher aus als der der männlichen Betreuten, welche allerdings eine kleine Zuwachsrate von knapp 1 Prozent aufweisen. Es zeigt sich zudem, dass chronisch kranke Männer mit Migrationshintergrund im Bereich der längerfristigen Betreuungen mittlerweile nahezu ein Viertel aller hier betreuten Klienten stellen und zugleich auch knapp 8 Prozent mehr Personen als in der Gruppe der weiblichen Migranten. Wenn diese Zahlen auch keine Aussagen bezüglich der Häufigkeit von psychischen Erkrankungen bei Migranten und Migrantinnen erlauben, so sind sie dennoch ein belastbares Indiz für die Akzeptanz, die Sozialpsychiatrische Dienste offensichtlich auch in diesem Teil der Bevölkerung genießen. Die Inanspruchnahme von Leistungen der SpDi durch chronisch kranke Menschen mit Migrationshintergrund wurde im übrigen erstmalig 2012 im Rahmen der jährlichen Erhebung gesondert und in Anlehnung an die Definition des Statistischen Bundesamtes sowie des Mikrozensus dokumentiert % Frauen % Frauen mit Migrationshintergrund Gesamt Personen % Männer % Männer mit Migrationshintergrund Seite 13

14 ANZAHL DER KLIENTEN PRO FACHKRAFTSTELLE Die Anzahl aller Nutzerinnen und Nutzer der SpDi, die 2015 Leistungen der Grundversorgung in Anspruch genommen haben, steigerte sich gegenüber 2014 erneut noch einmal geringfügig auf nunmehr 90,5 Prozent. Alle anderen Leistungen, insbesondere diejenigen, die wie beispielsweise das persönliche Budget auf der Grundlage des SGB XII erbracht werden, wurden entsprechend nur noch von knapp 9,5 Prozent aller Betreuten genutzt. Dieser Abwärtstrend, der die vielerorts fehlenden finanziellen Ressourcen für derartige Angebote widerspiegelt, lässt sich bedauerlicher Weise erneut auch im Leistungsbereich Soziotherapie feststellen: hier pendelte sich die ständig sinkende Quote nun bei 5,2 Prozent aller Klienten ein. Die in der Auswertung der Gesamtzahlen bilanzierte, signifikant höhere Nutzung der sozialpsychiatrischen Dienste durch weibliche psychisch Kranke, lässt sich im Blick der absoluten Zahlen am deutlichsten in der Inanspruchnahme von Soziotherapie erkennen (738 Klientinnen), die somit von knapp einem Drittel mehr Frauen als Männern genutzt wurde Fachkraftstellen IM VERGLEICH ZU Klienten Seite 14

15 LEISTUNGSBEREICHE In der folgenden Übersicht werden die Anteile der unterschiedlichen Leistungssegmente am Gesamtangebot der jeweiligen Sozialpsychiatrischen Dienste aufgeschlüsselt. Da die Gewährleistung des einzigen, pauschal bezuschussten Leistungsbereiches die Grundversorgung der Klienten und Klientinnen - zu den zentralen Anliegen und zum Selbstverständnis der SpDi zählt, haben alle 49 an dieser Erhebung beteiligten Dienste dies Angebot auch im Berichtszeitraum 2015 für ihre Klienten und Klientinnen vorgehalten: Grundversorgung 89,7% Soziotherapie 5,7% Leistungen für andere Leistungsträger 2,6% Betreutes Wohnen 1,9% Andere Leistungen nach SGB XII 0,2% Im Bereich der einzelfallfinanzierten Leistungen lassen sich gegenüber den Vorjahren leichte Schwankungen erkennen, die allerdings allesamt auf eine Reduktion der Angebotspalette verweisen: Soziotherapie wurde 2015 von 43 Diensten erbracht (2014: 44 Dienste), das Betreute Wohnen ebenfalls von einem Dienst weniger als in den beiden Vorjahren. Die Anderen Leistungen im SGB XII, wie beispielsweise das persönliche Budget, finden sich im Angebot von lediglich 9 SpDi und damit nur noch einem Fünftel der ausgewerteten Dienste, und knapp ein Drittel aller an der Dokumentation beteiligten SpDi (17) erbrachte auch Leistungen für andere Leistungsträger (vorwiegend die Psychiatrischen Institutsambulanzen - PIA), die 2014 noch von 23 SpDi angeboten wurden. Seite 15

16 BETREUTE PERSONEN IN DEN LEISTUNGSBEREICHEN Die Dominanz des Leistungssegments Grundversorgung erschließt sich bereits auf den ersten Blick aus den für diesen Bereich erfassten Fallzahlen, die, wie bereits weiter oben beschrieben, eine Inanspruchnahme durch Personen und damit 90,5 Prozent aller Nutzer und Nutzerinneninnen belegen; entsprechend deutlich fällt auch der Rückgang bei den einzelfallfinanzierten Angeboten aus, die 2015 lediglich von insgesamt Personen und damit nur noch von 9,5 Prozent aller Nutzer und Nutzerinneninnen wahrgenommen wurden. Dass beispielsweise gerade einmal 20 Klienten und damit knapp die Hälfte der letztjährigen Personenzahl mit anderen Leistungen im SGB XII (z.b. persönliches Budget ) unterstützt werden konnte, verweist nachdrücklich auf die seit Jahren fortschreitende Tendenz zum Wegbrechen von einzelfallfinanzierten Leistungen aus dem Portfolio der Dienste, die auch in 2015 nicht aufgehalten werden konnte. Abgesehen von der quantitativen Dominanz der Grundversorgung im Nutzerverhalten muss der besondere Stellenwert dieses Angebotes im Leistungsspektrum der SpDi aber auch unter qualitativen Aspekten besonders hervorgehoben werden, denn: unter der Kategorie Grundversorgung subsumierten sich auch im Berichtszeitraum 2015 differenzierte Aufgabenstellungen wie Beratung, Betreuung und Begleitung der Klienten und Klientinnen sowie ihrer Angehörigen, Krisenintervention, nachgehende Hilfen bzw. Hausbesuche, die Erhebung des Hilfebedarfs, die Hilfeplanung und die Vermittlung von medizinisch/pflegerischen Hilfen sowie anderen sozialpsychiatrischen Leistungen wie z.b. ambulant Betreutes Wohnen, die fallbezogene Kooperation und Koordination mit anderen Institutionen, die Sicherstellung der materiellen Grundversorgung der Betroffenen, Öffentlichkeitsarbeit sowie gemeinwesenbezogene Aktivitäten, welche nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Familien deutlich verbessern, sondern die Teilhabe von psychisch chronisch Kranken im Gemeinwesen oft erst ermöglichten Betreute Personen in den Leistungsbereichen ANDERE LEISTUNGEN IM SGB XII BETREUTES WOHNEN LEISTUNGEN FÜR ANDERE LEISTUNGSTRÄGER SOZIOTHERAPIE GRUNDVERSORGUNG Seite 16

17 BETREUUNG IM RAHMEN DER GRUNDVERSORGUNG Die im folgenden Diagramm abgebildeten Kontaktfrequenzen der Nutzerinnen und Nutzer, die das Angebot Grundversorgung im Jahr 2015 nutzten, variieren gegenüber den in den Vorjahren erhobenen Daten kaum: so blieb die Zahl der Betroffenen, die eine längerfristige, kontinuierliche Betreuung in Anspruch nahm, mit 45,9 Prozent gegenüber den beiden Vorjahren erneut konstant und umfasste damit wiederum fast die Hälfte aller Betreuten ein sicherlich beachtenswerter Aspekt angesichts der weiter oben dokumentierten, ständig steigenden Fallzahlen. Innerhalb dieser Personengruppe nutzten sogar 27,2 Prozent und somit mehr als ein Viertel der Betroffenen die Begleitung durch ihren SpDi während des gesamten Berichtszeitraumes und zum Teil über mehrere Jahre: Längerfristige Betreuung Indirekte Betreuung Kurzbetreuung bis 3 Monate bis 6 Monate bis 12 Monate 15 % 40 % 45 % 63 % 21 % 15 % Leicht gestiegen ist 2015 wiederum die Anzahl der Personen, welche von den SpDi indirekt, also in Unterscheidung zu den direkt betroffenen, chronisch psychisch kranken Menschen betreut wurden; deren Zahl erhöhte sich von 14,9 Prozent in 2014 auf nunmehr 15,5 Prozent. Unter indirekter Betreuung werden alle Kontakte subsumiert, welche Dritte - z.b. Angehörige, Nachbarn, Fachkräfte anderer Institutionen oder Arbeitgeber - in Bezug auf psychisch erkrankte Menschen wahrnehmen. Dass dieses Angebot zunehmend häufiger genutzt wird, kann zum einen als Hinweis auf einen ständig wachsenden Bedarf, zum anderen aber auch als Indikator für die hohe Fachkompetenz interpretiert werden, die den Diensten auch über die direkte Beratung von Betroffenen hinaus attestiert wird. Die 41,6 Prozent Kurzbetreuungen (2014: 39,2 Prozent) verdeutlichen zudem, dass ein erheblicher Anteil aller Klienten die Professionalität der Dienste für Interventionen wie Beratung, Abklärung oder Weitervermittlung nutzt. Die Sozialpsychiatrischen Dienste in Baden-Württemberg haben sich angesichts der zunehmend komplexeren Lebens- und Problemlagen von chronisch psychisch kranken Menschen demnach auch als Clearing-, Beratungs- und Vermittlungsstelle im Gemeinwesen etabliert. Damit ist zugleich ein wesentlicher Aufgabenbereich beschrieben, der in der Alltagspraxis oft einen erheblichen zeitlichen Aufwand mit sich bringt. Seite 17 17

18 BEENDIGUNG DER BETREUUNG Abschließend verdeutlicht folgende Übersicht die wesentlichen Anlässe, die den Kontakt der Klienten und Klientinnen mit ihrem Sozialpsychiatrischen Dienst beenden können und die, ganz nebenbei, auch einen zusätzlichen Einblick in die Betreuungsdynamik gewähren: 29,2% Vermittlung in Anschlussbetreuung 25,2% Beendigung durch den Klient 20,4% Gegenseitiges Einvernehmen ohne Weiterbetreuung 8,9% Ende der regionalen Zuständigkeit 6,6% Übergang in Soziotherapie 3,5% Sonstiges 3,2% Verstorben 2,5% Beendigung durch den Dienst 0,5% Suizid Wertet man die Beendigung der Grundversorgung aus, belegen die Zahlen eindrucksvoll, dass die Lotsenfunktion im Hilfesystem mit 35,8 % Weitervermittlungen (Anschlussbetreuung + Soziotherapie) über ein Drittel der Klienten erreicht. Die durch den Dienst gesteuerten Beendigungen liegen mit 58,7 % in der Summe sehr hoch: ein Indiz für die Wirksamkeit und professionelle Handlungsfähigkeit der Dienste. Die Summe der Beendigungen weist auf die starke Fluktuation bei der Klientel hin, was an die Mitarbeitenden hohe Anforderungen stellt. Die zwar zahlenmäßig geringen Fälle die durch Tod und Suizid enden fordert bei langfristigen Betreuungen und der entstandenen Beziehung zwischen Betreuendem und Betreutem die Mitarbeitenden in besonderem Maße. Seite 18

19 SOZIODEMOGRAFISCHE DATEN Seit der vor genau 10 Jahren vollzogenen Umstellung der freiwillige Dokumentation der Sozialpsychiatrischen Dienste in Baden-Württemberg auf eine weitgehend gegenderte Datenbasis wird im Interesse einer aussagekräftigen Berichterstattung neben den absoluten Zahlen auch die Geschlechterverteilung innerhalb der Gruppe der längerfristig betreuten Personen abgebildet. Im Jahr 2015 konnte die Anzahl der soziodemografisch erfassten Betroffenen auf insgesamt Personen erhöht werden (2014: Personen), sodass für das Jahr 2015 nun die entsprechenden Daten von 83 Prozent aller längerfristig Betreuten vorgelegt werden können. Der Anteil an weiblichen Betreuten lag mit 58,5 Prozent entsprechend den Vorjahresergebnissen unverändert deutlich über dem Anteil an männlichen Klienten. 16,9 Prozent der Betroffenen (1.861 Personen) wiesen einen Migrationshintergrund auf, wobei sich das Geschlechterverhältnis innerhalb dieses Segments erstmalig als weniger ausgewogener darstellt als in den vergangenen Jahren: im Unterschied zur Gesamtpopulation waren Männer mit nahezu einem Viertel aller betreuten Personen mit Migrationshintergrund (22,7 Prozent) gegenüber Migrantinnen um 10 Prozent häufiger vertreten. Wie bereits in den vorangegangenen Dokumentationen ist es ein explizites Anliegen auch dieses Berichts, die Lebenswelten der chronisch psychisch kranken Menschen nicht nur immanent zu betrachten, sondern auch in Relation zu der Lebenswirklichkeit der Gesamtbevölkerung zu erörtern. In Ergänzung zu den entsprechenden Tabellen werden im Folgenden nun zunächst Befunde zitiert, welche die gesundheitliche Situation von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten widerspiegeln und die somit eine interessante Erweiterung der Perspektive ermöglichen In der Aufbereitung der letztjährigen Datenlage von 2,4 Mill. erwerbstätigen, ganzjährig Versicherten liegt der Fokus des Gesundheitsreport 2016 der DAK auf dem Unterschied im Krankenstand von Männern und Frauen und ist entsprechend mit Gesundheit und Gender übertitelt. So lag der Krankenstand bei Frauen in allen Altersgruppen durchschnittlich um 14 Prozent höher als bei den männlichen Beschäftigten; gleichzeitig gingen Frauen jedoch häufiger krank zur Arbeit als Männer. In der Befragung wurde deutlich, dass Frauen offensichtlich mehrheitlich von sozialen Aspekten ( die Kollegen, die Kunden, die Patienten nicht hängen lassen zu wollen ) motiviert wurden, einen so genannten Präsentismus an den Tag zu legen, obwohl sie eigentlich krank waren. Die häufige Doppelbelastung von Frauen spiegelt sich in dem Befund wider, wonach sich immerhin 27 Prozent aller Frauen aufgrund einer Erkrankung ihrer Kinder auch selbst krank gemeldet haben. Allerdings suchten berufstätige Frauen im Schnitt sieben Mal im Jahr einen Arzt auf, während berufstätige Männer nur 4,2 Mal im Jahr in einer Arztpraxis vorsprachen. Inwieweit dieser Befund mit dem überproportionalen Anteil an Nutzerinnen der sozialpsychiatrischen Dienste korreliert, kann an dieser Stelle lediglich als Hypothese bewertet werden. Der allgemeine Krankenstand stieg 2015 überraschend deutlich an und erreichte den höchsten Stand seit 16 Jahren, liegt aber dennoch auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Während Maßnahmen wie betriebliches Gesundheitsmanagement und andere den Krankenstand im Betrieb deutlich senken können, zählt Stress am Arbeitsplatz offensichtlich zu den Hauptrisikofaktoren für krankheitsbedingte Fehlzeiten. Seite 19

20 Eventuell ist dies auch ein Grund für den Aspekt, dass psychische Erkrankungen mit 16,2 Prozent aller Fehltage an dritter Stelle der zehn wichtigsten Krankheitsarten hinter den Erkrankungen im Muskel-Skelett-System sowie den Erkrankungen des Atmungssystems rangieren. Damit setzt sich der in den vergangenen Jahren beobachtete Anstieg der Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund psychischer Erkrankungen auch im Jahr 2015 stetig aber moderat fort. Unter den 5 wichtigsten Einzeldiagnosen liegen depressive Episoden sowie chronisch rezidivierende Depressionen mit großem Abstand an erster Stelle. Frauen fehlten indes deutlich öfter wegen psychischer Erkrankungen als Männer, sie wiesen in diesem Kontext 67 Prozent mehr Fehltage auf als ihre männlichen Kollegen. Unter den krankheitsbedingten Fehlzeiten fanden sich psychische Erkrankungen als Ursache bei Frauen bereits an zweiter Stelle, während Erkrankungen gemäß ICD 10 F00-F99 bei Männern erst den vierten Platz einnahmen. Insbesondere waren Frauen von Depressionen weit häufiger betroffen; davon lässt sich mit aller gebotenen Vorsicht auch ableiten, dass Frauen deutlich öfter mit Psychopharmaka behandelt wurden: Jede elfte Frau bekam 2015 beispielsweise eine entsprechende Verordnung für Antidepressiva, aber nur jeder zwanzigste Mann. Lässt sich aus diesen und weiteren Befunden der DAK zudem wohl zu Recht schlussfolgern, dass auch an sich psychisch gesunde Erwerbstätige kontinuierlich zunehmend mit - teils langwierigen - Episoden psychischer Erkrankung auf Belastungen reagieren, so muss an dieser Stelle doch auf die spezifisch ungünstigen Auswirkungen von chronifizierten psychischen Erkrankungen auf die gesamte Lebenswelt der Betroffenen hingewiesen werden. Hervorzuheben ist in diesem Kontext insbesondere die bei Klienten und Klientinnen der SpDi am häufigsten gestellte Diagnose Schizophrenie die beispielsweise eine Erwerbstätigkeit in aller Regel dauerhaft verhindert. Seite 20

21 FAMILIENSTAND Unverändert ist knapp über die Hälfte aller Klienten und Klientinnen der SpDi im Berichtszeitraum ledig. Vergleicht man diesen Familienstand mit dem der allgemeinen Bevölkerung in Baden-Württemberg, so findet sich zwar auch hier eine kontinuierlich wachsende Anzahl an nicht verheirateten Personen: Ende 2013 wurden bereits 45 Prozent Ledige gezählt, das entspricht gut 2,5 Millionen Einwohnern im Land. Es ist jedoch anzunehmen, dass sich die Grundlagen dieses Familienstandes bei den Klienten und Klientinnen der SpDi von denen der Gesamtbevölkerung unterscheiden: nach Beobachtungen der Sozialpsychiatrischen Dienste lebt die überwiegende Mehrzahl der betroffenen Klienten und Klientinnen allein und bleibt keinesfalls immer freiwillig ledig, sondern häufig infolge und im Kontext von psychiatrischen Erkrankungen. Dieser Umstand trägt sicherlich in erheblichem Umfang auch zur sozialen Isolierung vieler Betroffenen bei. Waren zu Ende des Jahres 2013 trotz einer kontinuierlich rückläufigen Tendenz immerhin noch 55,0 Prozent aller Erwachsenen in Baden-Württemberg verheiratet, so findet sich dieser Familienstand bei lediglich 15,9 Prozent der Klienten und Klientinnen der Sozialpsychiatrischen Dienste und bildet somit die eklatanteste Abweichung gegenüber den Lebensformen in der Gesamtbevölkerung. 22,1 Prozent der Betroffenen- und damit signifikant mehr Personen als in der Gesamtbevölkerung - benennen ihren Familienstand mit geschieden, wenngleich sich der Prozentsatz der durch Scheidung beendeten Ehen auch in der Gesamtbevölkerung jährlich erhöht. Dies hat dazu geführt, dass sich der Anteil der Geschiedenen an der erwachsenen Bevölkerung von etwa 3 Prozent im Jahr 1980 auf zuletzt 8 Prozent mehr als verdoppelt hat. 4% getrennt ,9% verheiratet ,1% unbekannt 190 5,9 verwitwet ,1% geschieden ,1% ledig Seite 21

22 LEBENSVERHÄLTNISSE Mit 54,4 Prozent liegt die Anzahl der allein Lebenden auch im Berichtzeitraum 2015 bei mehr als der Hälfte aller Betroffenen; davon deutlich unterschieden erhöhte sich zwar auch die Alleinlebendenquote in der Gesamtbevölkerung Baden-Württembergs, diese lag 2014 allerdings nur bei 38 Prozent. Positiv fällt auf, dass nahezu alle anderen, langfristig betreuten Klienten und Klientinnen der SpDi in ein privates Netzwerk eingebunden sind, in dem sie entweder im Rahmen der Herkunftsfamilie oder eines eigenen familiären Kontextes auf persönliche Kontakte im engen Lebensumfeld zurückgreifen können. Innerhalb dieses Segments lebt lediglich knapp ein Fünftel mit (Ehe)partner und Kind(ern) im eigenen Haushalt; in der Gesamtbevölkerung wurden 2012 hingegen 24,5 Prozent eheliche und nicht-ehelichen Gemeinschaften gezählt, in denen Kinder versorgt wurden. Immerhin sind 4,7 Prozent der Betroffenen als Alleinerziehende in der Lage, die Verantwortung für ein oder mehr Kinder im eigenen Haushalt zu übernehmen; in der Gesamtbevölkerung betrug der Anteil an Ein-Eltern-Familien 6,3 Prozent im Jahr Seite 22

23 EINKOMMEN Der Anteil der Betroffenen, die ihren Lebensunterhalt im Rahmen einer eigenen Berufs- oder Erwerbstätigkeit bestreiten konnten, betrug 2015 lediglich 9,9 Prozent und liegt somit im Trend der Vorjahre. Damit ist eine der herausragenden Abweichungen gegenüber der Gesamtbevölkerung Baden-Württembergs benannt, in der die Anzahl der erwerbstätigen Personen an der Gesamtbevölkerung 2015 auf 54,9 Prozent anstieg und damit um knapp 1 Prozent höher lag als noch Diese Zahl macht eindrücklich deutlich, dass psychisch kranke Menschen auch in Zeiten eines stark nachfragenden Arbeitsmarktes nicht am wirtschaftlichen Aufschwung partizipieren. Ebenso prägnant bestätigt sich dieser Aspekt in der Analyse der Zahlen, in denen die Transferleistungen gemäß SGB II und III erfasst wurden (insgesamt 24,5 Prozent); es ist davon auszugehen, dass sich die Langzeitarbeitslosigkeit der immerhin 22,2 Prozent davon Betroffenen im Leistungsbezug primär im Kontext ihrer psychischen Erkrankung und damit einem persönlichen Vermittlungshemmnis interpretieren lässt: Seite 23

24 Rechnet man diesem besonders arbeitsmarktfernen Personenkreis noch diejenigen Personen zu, die unterschiedliche Formen von Rente, Grundsicherung gemäß SGB XII und andere Formen staatlicher Transferleistungen beziehen, sind demnach auch im Berichtszeitraum 2015 wiederum mehr als Zweidrittel aller Betroffenen mehr oder weniger endgültig vom allgemeinen Arbeitsmarkt und damit auch von einem zentralen Faktor sozialer und gesellschaftlicher Teilhabe abgekoppelt. Dieser Aspekt ist umso markanter, als dass die Arbeitslosenquote in der Gesamtbevölkerung 2015 um weitere 1,4 Prozent sank und nun mit 3,8 Prozent den niedrigsten Stand seit der erstmaligen Berechnung der Quote im Jahr 1994 erreicht hat. Mittlerweile belegen zahlreiche Studien die Entwicklung von psychischen Befindlichkeitsstörungen/Erkrankungen bei an sich psychisch gesunden Menschen bereits nach einjähriger Arbeitslosigkeit, die bei sich verfestigender Langzeitarbeitslosigkeit zudem kontinuierlich zunehmen. So ist nachvollziehbar, dass chronisch psychisch kranke, langzeitarbeitslose Menschen einer fatalen Wechselwirkung der unterschiedlichen ungünstigen Faktoren ausgesetzt sind; die mit der Abhängigkeit von Transferleistungen verbundene relative Armut in Addition zu den Begleiterscheinungen der psychischen Erkrankungen begünstigt das Entstehen einer sehr prekären Lebenslage bei diesem Personenkreis in erheblichem Umfang. Seite 24

25 DIAGNOSEN Die folgende Übersicht gibt einen differenzierten Überblick über die Diagnosen, die chronisch psychisch kranke Menschen oder deren Angehörige dazu bewogen haben, Leistungen der Sozialpsychiatrischen Dienste in Anspruch zu nehmen. Die adäquate, fachlich qualifizierte Versorgung der Betroffenen zählt angesichts der hier aufgeschlüsselten Krankheitsbilder sowie den damit verbundenen Beeinträchtigungen der Lebensqualität zu den anspruchsvollen Aufgaben für das Fachpersonal in den sozialpsychiatrischen Diensten: Schizophrenie Affektive Störungen Persönlichkeits- und Verhaltensstörung Neurotische Störungen Psychische und Verhaltensstörung Organische Psychosen Verhaltensauffälligkeit Sonstige Erstmalig seit Erfassung der soziodemografischen Daten verdrängen Affektive Störungen mit 34,3 Prozent aller Erkrankungen im Berichtsjahr 2015 die Diagnose Schizophrenie von ihrem gewohnten ersten Platz. Analog zu den Befunden des aktuellen DAK Reports (siehe oben) leiden deutlich mehr Frauen als Männer an dieser Erkrankung, die mit dem Überbegriff Depression annähernd zutreffend beschrieben werden kann. Inwieweit sich die Häufigkeit des Auftretens von ernsthaften affektiven Störungen geschlechtsspezifisch begründen lässt, ist an dieser Stelle nicht abschließend zu bewerten. Innerhalb des Diagnosefensters Schizophrenie sind mit 36,8 Prozent hingegen 8 Prozent mehr Männer als Frauen betroffen, auch dies eventuell ein Befund, der unter Genderaspekten zu erörtern wäre. In allen anderen Segmenten erweisen sich die Unterschiede zwischen den Geschlechtern als eher marginal, wenn man einmal davon absieht, dass Männer fast viermal so häufig an Psychischen und Verhaltensstörungen erkrankt waren. Seite 25

26 GLEICHZEITIG BESTEHENDE WEITERE PROBLEMATIK Folgende Grafik verdeutlicht den Umfang von unterschiedlichen Komorbiditäten in Ergänzung zur Indexerkrankung und somit das Vorkommen von weiteren, ungünstigen Einflüssen auf die Lebensqualität der Betroffenen: 483 Personen haben eine für die Betreuung relevante Minderbegabung 4% 3016 Personen haben eine behandlungsbedürftige körperliche Erkrankung 12% 27% 1300 Personen haben eine behandlungsbedürftige Suchtproblematik Insgesamt ist im Berichtzeitraum 2015 ein leichter Rückgang aller in diesem Teilbereich dokumentierten Fallzahlen zu verzeichnen. Dennoch litten etwas weniger als die Hälfte aller Klienten und Klientinnen der SpDi, ergänzend zu ihrer psychiatrischen Symptomatik, an zusätzlichen und oft gravierenden gesundheitlichen Belastungen. So wiesen 27,4 Prozent aller Betroffenen noch mindestens eine behandlungsbedürftige körperliche Erkrankung auf, 11,8 Prozent waren zusätzlich von einer behandlungsbedürftigen Suchterkrankung betroffen. Weitere 483 Personen kamen mit einer für die Betreuung relevanten Minderbegabung in die Sozialpsychiatrischen Dienste. Die Zahlen belegen nachdrücklich, wie stark die Lebensqualität der Betroffenen nicht nur von ihrer psychiatrischen Grunderkrankung, sondern vor allem auch von der Interdependenz mit den unterschiedlichen Komorbiditäten geprägt wird. Dieser Aspekt hat sicherlich dazu beigetragen, dass sich die Sozialpsychiatrischen Dienste landesweit im Sinne eines ganzheitlichen Gesundheitsmanagements weiterentwickelt haben. Die Gleichzeitigkeit verschiedener, oft komplexer psychisch/physischer Belastungen erfordert nicht nur eine enge und abgestimmte Kooperation mit den beteiligten Fachärzten und diensten, sondern auch die Bereitstellung von differenzierten Begleit- und Präventionsangeboten. Der hohe Vernetzungsgrad der sozialpsychiatrischen Dienste im jeweiligen Gemeinwesen zeigt sich exemplarisch auch in der folgenden Datenlage. Seite 26

27 ZUWEISUNGSWEGE Um das soziodemografische Profil der Klienten und Klientinnen abzurunden, schlüsselt die abschließende Tabelle die unterschiedlichen Zugangswege in die Sozialpsychiatrischen Dienste auf. Chronisch psychisch kranke Menschen bzw. ihre Angehörigen wählen entweder selbst den für sie geeigneten Zugang aus; ebenso orientieren Dritte wie Nervenärzte etc. die Betroffenen auf einen gangbaren Weg, um individuell passende Bausteine im Leistungsspektrum der SpDi zu erschließen. Institutionen, die 2015 lediglich in geringerem Umfang tätig geworden sind (jeweils unter 2 Prozent), wurden in der Tabelle unter Sonstige subsumiert: Psychiatrisches Krankenhaus Eigeninitiative Patient Nachbarn / Angehörige Niedergelassener Nervenarzt Jobcenter Sozialpsychiatrische Einrichtung Unbekannt Sonstiges Beratungsstelle Allgemeiner Sozialdienst PIA Gesetzlicher Betreuer Andere Klinik REHA-Einrichtung Sonstige* Seite 27

28 Bemerkenswerte 18,6 Prozent der chronisch psychisch kranken Menschen nahmen 2015 den Kontakt zu einem Sozialpsychiatrischen Dienst auf eigene Initiative auf und belegten somit den zweiten Platz in der Übersicht über die unterschiedlichen Zugangswege; addiert man die mit 10,2 Prozent dritthäufigste Kohorte der Angehörigen und Nachbarn hinzu, so erfolgte nahezu ein Drittel der Zugänge aus dem privaten Sektor, also den Betroffenen selbst oder ihrem unmittelbaren Lebensumfeld. Dieser Aspekt verweist auf die häufig große Not, die chronifizierte psychische Erkrankungen bei den Klienten und Klientinnen, aber auch bei ihren Angehörigen, Nachbarn und Kollegen verursachen. Hier einen qualifizierten fachlichen Rat anzubieten oder eine gezielte Behandlung zu erschließen, gehört daher zu den zentralen Aufgaben der Sozialpsychiatrischen Dienste im Rahmen ihres Leistungsspektrums. Dass die Grundversorgung in den Diensten mit ihrem niedrigschwelligen Angebot einen soliden und verlässlichen Eckpfeiler für die Kontaktaufnahme bildet, ist daher ebenso zu begrüßen wie der hohe Bekanntheits- und Vernetzungsgrad, den sich die SpDi im jeweiligen Gemeinwesen erarbeitet haben. Die überwiegende Mehrzahl der Zuweisungen kam, wie in den Vorjahren, aus dem Bereich der medizinischpsychiatrischen Versorgungsangebote, wobei Psychiatrische Krankenhäuser als Spitzenreiter mit 21,2 Prozent die Betreuung von etwas mehr als einem Fünftel aller Klienten und Klientinnen der sozialpsychiatrischen Dienste veranlasst haben erfahrungsgemäß in der Regel als ambulant nachsorgendes Element im Anschluss an einen stationären Aufenthalt. Die gute und kollegiale Kooperation der Dienste mit allen Fachinstanzen im Gemeinwesen drückt sich gleichfalls darin aus, dass auch niedergelassene Nervenärzte mit 10,0 Prozent aller Zuweisungen zu den bedeutenden Untergruppen innerhalb der genau 50 Prozent weiteren Zuweisungsinstanzen zählen. Ihnen allen ist zu verdanken, dass zahlreiche betroffene Patienten und Patientinnen auf die ergänzenden Angebote der sozialpsychiatrischen Dienste aufmerksam gemacht wurden. Seite 28

29 SOZIOTHERAPIE Im Jahr 2015 haben 43 der an der Erhebung beteiligten 49 Sozialpsychiatrischen Dienste und damit erneut ein Dienst weniger als 2014 Leistungen der Soziotherapie erbracht. Insgesamt waren im Berichtzeitraum 170 Fachkräfte als Soziotherapeuten auf rund 64 Vollzeitstellen in den Sozialpsychiatrischen Diensten tätig. Zusätzliche 6 weitere Anbieter und damit ein Anbieter mehr als im Vorjahr waren 2015 ebenfalls im Segment soziotherapeutische Leistungen im Versorgungsgebiet der jeweiligen SpDi tätig. Die abschließende Abbildung verdeutlicht die Vielfalt an Personen, Institutionen und Instanzen, die im aktuellen Berichtsjahr mit der Beantragung von Soziotherapie befasst waren, die ja 2006 und damit vor genau 10 Jahren in Baden-Württemberg eingeführt worden war: 27,8% Sozialpsychiatrischer Dienst niedergelassener Nervenarzt 20,9% 16,9% Psychiatrische Klinik durch den Klienten selbst 15,0% 12,2% Institutsambulanz Sonstige 3,8% 2,2% anderer psychiatrischer Fachdienst Hausarzt Allgemeinarzt 0,6% 0,6% Leistungsträger Seite 29

30 Obwohl Soziotherapie zu den Leistungen gehört, die fachärztlich verordnet werden müssen, sind es nach wie vor die Sozialpsychiatrischen Dienste selbst, die mit 27,8 Prozent mehr als ein Viertel aller Anträge für und mit den Betroffenen auf den Weg gebracht haben und die damit die größte Untergruppe in der obigen Tabelle bilden. Ein wesentlicher Grund für diesen Befund liegt sicherlich in dem großen Erfahrungswissen sowie den fundierten Kenntnissen im Umgang mit den Krankenkassen, die sich die Mitarbeitenden der SpDi mittlerweile erworben haben. An zweiter Stelle der veranlassenden Personen und Institutionen rangieren, wie in den Vorjahren, die niedergelassenen Nervenärzte mit 20,9 Prozent aller Anträge. Insgesamt 31,3 Prozent und damit fast ein Drittel der Anträge auf Soziotherapie wurden von anderen psychiatrischen Institutionen gestellt. Hausärzte sowie Leistungsträger spielen in der Initiierung von Soziotherapie hingegen eine lediglich marginale Rolle. Betont werden soll an dieser Stelle ebenfalls, dass immerhin 15 Prozent (2014: 13,9 Prozent) aller Anträge auf Soziotherapie von den Klienten und Klientinnen selbst auf den Weg gebracht wurden. Unter sonstigen Akteuren (3,8 Prozent) summieren sich schlussendlich ganz unterschiedliche Initiativen wie beispielsweise ein Kinderprojekt, gesetzliche Betreuer, Angehörige, Integrationsfachdienste oder Werkstätten für behinderte Menschen, die ihre Klienten und Klientinnen ihrerseits in Soziotherapie vermittelt haben, obwohl dieser aufwändige Vorgang sicherlich nicht zu ihren Regelleistungen gehört. Abschließend bleibt anzumerken, dass sich die bereits im Rahmen der Dokumentation 2012 geäußerte Hoffnung auf eine Zunahme der Fallzahlen, die im Kontext eines ab 2013 gelockerten Zulassungsverfahrens für Soziotherapeuten erwartbar war, bereits im Berichtzeitraum 2014 nicht erfüllt hat und sich auch 2015 nicht realisieren ließ: im Gegenteil sank der Anteil der Klienten und Klientinnen, die 2015 das Angebot Soziotherapie nutzen konnten, erneut und nunmehr auf lediglich Personen (2014: Personen) oder 5,2 Prozent aller Betreuten, obwohl sich die Anzahl der 2015 tätigen Soziotherapeuten gegenüber dem Vorjahr sogar um insgesamt 11 Fachkräfte erhöhte. Seite 30

31 LEISTUNGSKONTINGENTE So genannte Leistungskontingente bilden die Bemessungsgrundlage für die Bezuschussung der Sozialpsychiatrischen Dienste. Ein Leistungskontingent entspricht dabei pauschal der Arbeitskapazität einer Vollzeitbeschäftigung. Da ab 2013 die Kürzung des Landeszuschusses der vergangenen Jahre nahezu rückgängig gemacht wurde, erhöhte sich der Zuschuss des Landes auf Für die Städte und Landkreise konnte diese Erhöhung aber nicht zwingend kurzfristig erreicht werden, so dass einige Städte und Landkreise bei ihrer abgesenkten Förderung in Höhe von bleiben konnten. Dies wird mit der nachfolgenden Tabelle abgebildet. Eine Anhebung der Zuschüsse dieser Städte und Landkreise wird erst verbindlich mit der ab 2016 erwarteten veränderten VwV ermöglicht. Erfreulich ist jedoch, dass die Förderung einer großen Zahl von Städten und Landkreisen höher ausfällt, als der Landeszuschuss. Seite 31

32 FÖRDERZUSCHÜSSE Analysiert man die Relation zwischen Förderzuschüssen des Landes und denen des jeweiligen Kreises zu den Leistungen der Sozialpsychiatrischen Dienste, so ist 2015 eine deutliche Bewegung gegenüber dem Berichtszeitraum 2014 festzustellen: waren es 2014 noch 10,2 Prozent der Dienste, bei denen der Kreiszuschuss niedriger ausfiel als der des Landes, so verdoppelte sich diese Zahl im Jahr 2015 auf 20,4 Prozent und betraf somit 10 von 49 SpDi. Immerhin gaben auch 15 der befragten 49 Dienste an, dass sich für sie keine Änderung in den Zuschüssen ergeben habe. Schließlich waren die Kreiszuschüsse für 30 SpDi (2014: 31) 2015 sogar höher als die Zuschüsse des Landes % 10% 63% Förderzuschuss in gleicher Höhe 7 von 49 Niedriger 5 von 49 Höher 31 von % 20% 61% Förderzuschuss in gleicher Höhe 15 von 49 Niedriger 10 von 49 Höher 30 von 49 Seite 32

33 ZUSÄTZLICHE PROJEKTMITTEL Zahlreiche Sozialpsychiatrische Dienste haben in den letzten Jahren unterschiedliche Projekte etabliert, die das Regelangebot wirksam ergänzen. Zielgruppen der Projekte sind zum einen die Klienten und Klientinnen selbst, die beispielsweise in Selbsthilfegruppen und Treffpunkten niedrigschwellige Möglichkeiten zu Austausch und Geselligkeit wahrnehmen können. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in gezielten Angeboten zur Unterstützung von Angehörigen, in einzelnen Fällen auch in der Begleitung von Kindern psychisch erkrankter Personen. Ein dritter Schwerpunkt fokussiert die für viele Kranke mittlerweile unverzichtbare Begleitung durch ehrenamtlich Mitarbeitende, die durch die SpDi ihrerseits fachlich begleitet und unterstützt werden. Schlussendlich sind einzelne SpDi auch in der Beratung von anderen Fachkräften aktiv wie z.b. in Sprechstunden für Mitarbeitende im Jobcenter. Die hier nur kurz skizzierten Angebote werden von den unterschiedlichen Zielgruppen in der Regel stark nachgefragt und erfahren oft große Wertschätzung in der Öffentlichkeit; sie leisten unschätzbare Dienste insbesondere in Hinblick auf die Lebensqualität der chronisch psychisch kranken Menschen und deren soziale Integration. Dennoch gelingt es noch immer äußerst selten, Drittmittel für derartige Vorhaben zu akquirieren, sodass manches Sinnvolle nur befristet, anderes gar nicht angeboten werden kann. In der abschließenden Tabelle fällt auf, dass lediglich 14,3 Prozent der sozialpsychiatrischen Dienste von Fördermitteln von Stadt oder Land zur Finanzierung ihrer Projekte profitierten, weiteren 24,5 Prozent gelang die Akquise von anderen, externen Fördermitteln. Demgegenüber haben im Berichtszeitraum 2015 jedoch bereits 36,7 Prozent der Dienste (2014: 10,2 Prozent) ihre Zusatzangebote gänzlich aus Eigenmitteln finanziert: 36,7 63 % 14,3 % 24,5 % % 86 % 75 % EIGENMITTEL FÖRDERMITTEL VON STADT UND LAND ANDERE EXTERNE FÖRDERMITTEL Angesichts der weiter oben erörterten, stetigen Zunahme der Fallzahlen sowie der damit verbunden Auslastung der Mitarbeitenden ist davon auszugehen, dass die Ressourcen der Sozialpsychiatrischen Dienste in Bezug auf die Umsetzung von sinnvollen, ergänzenden Projekten unter diesen Umständen leider eine natürliche Grenze finden. Seite 33

34 Seite 34

35 TEIL II - BLITZLICHTER

36

37 WIEDER ZU HAUSE ARBEIT MIT EHEMALS FORENSISCH UNTERGEBRACHTEN PSYCHISCH ERKRANKTEN MENSCHEN IN DEN SOZIALPSYCHIATRISCHEN HILFEN STUTTGARTS Die forensische Psychiatrie, der Maßregelvollzug oder genauer die ambulante Arbeit mit ehemals forensisch untergebrachten psychisch kranken Menschen ist endlich in der Sozialpsychiatrie angekommen und wird mehr und mehr zu einem normalen Bestandteil in der Planung und Ausgestaltung der sozialpsychiatrischen Hilfen. Lange war sie weitgehend aus der sozialpsychiatrischen Debatte ausgeklammert und führte ein Schattendasein hinter der unverändert gültigen Leitlinie der Rückkehr und des Verbleibs aller psychisch kranken Bürger/-innen einer Region in das Gemeinwesen. Die stärker werdende Forderung und Umsetzung der regionalen Versorgungsverpflichtung erhebt den Anspruch, dass niemand aufgrund der Art oder Intensität der Erkrankung gegen seinen Willen außerhalb seiner Herkunftsgemeinde untergebracht werden darf. Gleichzeitig muss festgestellt werden, dass eine enorme Zunahme der Plätze in forensischen Kliniken/Abteilungen zu verzeichnen ist. In Stuttgart besteht schon seit Langem eine Praxis der Rückkehr forensisch untergebrachter Patient/-innen aus der Klinik für forensische Psychiatrie/Psychotherapie Weissenau am Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg. Dass dies so ist, liegt vorrangig an der dezidierten sozialpsychiatrischen Haltung und der damit korrespondierenden Praxis in den Sozialpsychiatrischen Hilfen Stuttgarts wie der forensischen Klinik Weissenau des Zentrums für Psychiatrie selbst. Immer wieder tauchte die Fragestellung auf, wie der angesprochene Personenkreis untergebracht ist, wo und wie er lebt, wie die Betreuung aussieht, ob und wenn ja wie sie sich unterscheidet von der normalen sozialpsychiatrischen, alltags- und lebensweltorientierten Unterstützung und Begleitung, ob sie gelingt und erfolgreich ist. Die Antworten auf diese Fragen bewegten sich immer auf dem Boden der subjektiven Erfahrungen, Wahrnehmungen und Einschätzungen der jeweiligen Mitarbeiter/-innen, die ohne Zweifel in sich einen eigenen Wert besitzen. Aber dies reichte uns nicht aus. Wir wollten die Fragen näher beleuchten, sozusagen hinter die Kulissen schauen und entschlossen uns zu einer Erhebung. Die deutschsprachige Literatur zum Thema Nachsorge für forensische Patienten konzentriert sich überwiegend auf erforderliche Maßnahmen zur Reduktion des Deliktrückfallrisikos (mündliche Aussage von Dr. Frank, Chefarzt der Forensischen Klinik des ZfP Südwürttemberg). Die Perspektive der Einrichtungen des Gemeindepsychiatrischen Verbunds war bislang kaum vertreten. Aus etwas anderer Perspektive befasst sich die Erhebung von Konrad/Frank und Flammer (2011) sowie der Beitrag von Frank/Konrad (2010) und Rosemann (2002). Eine vergleichbare systematische Auswertung der Erfahrungen mit entlassenen Maßregelvollzugspatienten aus Perspektive der aufnehmenden Einrichtungen des GPV ist uns nicht bekannt. So wurden die Rückkehrer/-innen aus der Forensik vom erhoben. Dabei handelt es sich um eine vollständige Erhebung der Menschen, die in den letzten 5 Jahren aus der Forensischen Klinik Weissenau des Zentrums für Psychiatrie Südwürttemberg nach Stuttgart zurückgekehrt sind. Dabei ging es um die nähere Betrachtung dessen, um welche Menschen mit welchen soziodemografischen Merkmalen es sich handelt, in welche Einrichtungen sie zurückkehrten, was aus ihnen geworden ist, d.h. wie sie aktuell leben und aktuell betreut und begleitet werden, aber auch wo der Rückkehrprozess ins Stocken geraten und gegebenenfalls auch gescheitert ist. Seite 37

38 Ergebnisse und Bewertung: In den vergangenen fünf Jahren wurden insgesamt 41 ehemals forensisch untergebrachte Personen in das sozialpsychiatrische Hilfesystem des Gemeindepsychiatrischen Verbundes Stuttgarts (GPV) entlassen. Von den 41 Menschen wurden 25 ins ambulant Betreute Wohnen aufgenommen, 8 Personen in offene Wohnheime, geschlossen untergebracht nach 1906 BGB sind 3 Personen, durch den sozialpsychiatrischen Dienst werden 4 Personen begleitet und 1 Person lebt wieder bei der Familie ohne Betreuung. Nur 2 Personen aus dieser Gruppe befinden sich im Zuge eines Widerrufs der Bewährung wieder in der Unterbringung der Forensischen Klinik. Insgesamt kann von durchweg positiven Erfahrungen in der Betreuung und Begleitung dieses Personenkreises gesprochen werden. Bestätigt hat sich die Hypothese, dass es dafür keine Sonderstrukturen benötigt, sondern diese Menschen in den Bausteinen der Sozialpsychiatrie betreut werden können. Dafür benötigt es allerdings einer engen Kooperation, Vernetzung und eines Kontaktes, der auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen beruht, bis hin zu gemeinsamen Fallbesprechungen und der Teilnahme der Kollegen aus der Forensischen Fachklinik Weissenau am Zentrum für Psychiatrie (ZfP) Südwürttemberg an der Hilfeplankonferenz in Stuttgart und auch entsprechender Fortbildungen mit der forensischen Klinik. Für den gesamten Personenkreis ist die hohe Betreuungskontinuität von wesentlicher Bedeutung. Wenn hier mit Sicherheit die gerichtlichen Auflagen eine nicht unbedeutende Rolle einnehmen, in Bezug auf die Kontinuität und die Aufrechterhaltung des Kontaktes und der Beziehungen, kann nichtsdestotrotz von einem beträchtlichen Maß an der Entstehung und dem Aufbau von Vertrauen durch die Mitarbeiter/-innen ausgegangen werden, was wiederum wesentlich mit zur Stabilisierung der Beziehung führt. U.E. wird diese Einschätzung durch die geringe Anzahl an einseitigen Beendigungen des Kontaktes durch die Betroffenen unterlegt. Analog verhält es sich mit der Tatsache, dass alle in die Erhebung eingegangenen Personen in medizinisch-psychiatrischer Behandlung sind, auch das Ergebnis einer Kombination aus gerichtlicher Auflage zur Behandlung und der kontinuierlichen Anstrengung um Beziehung und Vertrauen. Sowohl die zahlreichen Kriseninterventionen als auch kurzfristigen Behandlungen in der Forensischen Klinik führen nicht zu einer längerfristigen Unterbrechung oder gar Beendigung der Betreuung. Auffallend ist die hohe Zahl an ambulanten Betreuungen im Vergleich zur Betreuung in offenen und geschlossenen Wohnheimen. Dadurch wird der in Stuttgart schon seit langem eingeschlagene Weg des differenzierten und intensiven, ambulant betreuten Wohnens mit der dafür erforderlichen Haltung bei den Mitarbeiter/-innen und den Trägern noch einmal deutlich bestätigt und belegt. Abschließend wird auf zwei Bedingungen hingewiesen, ohne die eine erfolgreiche und dauerhafte Rückkehr und Betreuung dieses Personenkreises nach und in Stuttgart nicht möglich gewesen wäre. Dabei handelt es sich um die enge, konstruktive, fachlich auf hohem Niveau stehende und von gegenseitiger Wertschätzung geprägte Kooperation der Forensischen Klinik mit der eindeutig formulierten Erwartung, die forensischen Patient/-innen aus Stuttgart wieder nach Stuttgart zurück zu bringen, dort zu behandeln und zu betreuen. Seite 38

39 Im Wesentlichen geht es um die Haltung der Dienste und Einrichtungen und ihrer jeweiligen Träger im GPV Stuttgart. Von vornherein wurde die Haltung eingenommen, etabliert und weitergegeben, dass ehemals forensisch untergebrachte Patient/-innen aus Stuttgart Stuttgarter Bürger/-innen sind mit dem Recht, wieder nach Stuttgart zurückzukehren und entsprechend ihrem Bedarf in den Sozialpsychiatrischen Hilfen behandelt, betreut und begleitet zu werden im Kreislauf der Sozialpsychiatrischen Hilfen des Gemeindepsychiatrischen Verbundes mit regionaler Versorgungsverpflichtung. Die Forensik ist Teil der regionalen Versorgungsverpflichtung. Jürgen Bielesch (Caritasverband für Stuttgart e.v., Klaus Masanz (Evangelische Gesellschaft Stuttgart) Dr. Klaus Obert (Caritasverband für Stuttgart e.v.) Seite 39

40 OMID- DIE ARBEIT MIT FLÜCHTLINGEN- INTERKUL- TURELLE ÖFFNUNG UND KULTURSENSIBLES, ALLTAGS- UND LEBENSWELT ORIENTIERTES SOZIALPSYCHIA- TRISCHES HANDELN Der Blick auf die Entwicklung des Anteils an Migrant/-innen insbesondere der Flüchtlingssituation in Stuttgart stellt eine dauerhafte Herausforderung für die Sozialpsychiatrischen Hilfen dar hatten von den langfristig betreuten psychisch kranken Menschen in den acht SpDis Stuttgarts 747 (35,8%) Migrationshintergrund, während Stuttgart insgesamt einen Anteil an Migrant/-innen von 40 % aufweist. Hinzu kommt die rasante Entwicklung der Flüchtlingszahlen in den vergangenen 1,5 Jahren, die neue noch nicht genau zu benennende Herausforderungen an die Sozialpsychiatrie wie an die Suchthilfen stellen. Während Ende Flüchtlinge in Stuttgart untergebracht waren, betrug die Zahl Ende 2015 ca Der Caritasverband für Stuttgart e.v. hat 2009 das Projekt Interkulturelle Öffnung gestartet. Mit diesem Projekt wollte der Caritasverband der Lebenssituation von Migrant/-innen in Stuttgart Rechnung tragen und alle seine Dienste und Einrichtungen interkulturell öffnen. Ziel dieses Veränderungsprojektes war es, bis 2011 in allen Geschäftsfeldern die Veränderungsbedarfe zu identifizieren und durch Qualifizierung und modellhafte Teilprojekte die interkulturelle Öffnung praktisch umzusetzen. Die dabei wesentliche Frage lautet: Wie kann Interkulturelle Öffnung Teil einer Teamkultur, einer Philosophie werden, die mehr sucht- und psychisch kranke Migrant/-innen erreicht, und hilft, sie bedarfsorientiert zu betreuen und zu begleiten? Was benötigen Mitarbeiter/-innen und Teams zur Umsetzung dieser Aufgabe? Unseres Erachtens kann dies nur gelingen, wenn Interkulturelle Öffnung kontinuierlich thematisiert wird und die Teams Unterstützung und Stärkung durch die Leitung erfahren. Immer wieder benötigt die Thematik fallund nichtfallbezogene Schleifen der Rückmeldung und Weiterentwicklung. Interkulturelle Öffnung ist keine einmalige Angelegenheit, sondern verlangt Kontinuität und einen nie zu Ende gehenden Prozess. Die Arbeitsgruppe im Bereich Sucht- und Sozialpsychiatrische Hilfen arbeitete konsequent praxisbezogen. Theoretische Hintergründe flossen regelmäßig in die Praxisreflexionen ein. Fallkonferenzen wechselten sich ab mit Vorträgen von Experten und dem Besuch einer islamischen Gemeinde, immer gekoppelt mit der Frage: Was bedarf es für spezifische interkulturelle Kompetenzen mit psychisch und suchtkranken Menschen mit Migrationshintergrund. Die Arbeitsgruppe erstellte als ein wesentliches Ergebnis ihrer Arbeit ein Handbuch für kultursensible Beratung, das Tipps und Orientierungshilfen für die praktische Arbeit vermittelt. Neben anderen Aspekten geht aus dem Prozess hervor, dass Interkulturelle Öffnung, Interkulturelle Kompetenz oder auch kultursensible Beratung nicht nur ein wichtiger, sondern auch ein intrinsischer Bestandteil sozialpsychiatrischen Handelns sind. Es handelt sich bei kultursensibler Beratung nicht um eine eigenständige Methode, auch wenn z.b. in der sozialpsychiatrischen Alltagspraxis das Augenmerk darauf gerichtet werden sollte, in der Einzelfallarbeit zu verstehen, was jeweils Ergebnis der kulturellen Herkunft, der psychischen Erkrankung und von Migrationserfahrungen ist und wie diese drei Dimensionen miteinander verbunden und verflochten sind. Eine interkulturelle Haltung korrespondiert vielmehr mit den niederschwelligen, flexiblen, an der Lebenslage und der Lebenswelt orientierten Grundlagen sozialpsychiatrischen Handelns. So bilden die Kategorien gemeindenaher, sozialpsychiatrischer Arbeit eine solide und valide Grundlage für die Entwicklung Interkultureller Kompetenz. Die niederschwellige, flexible, umfassende, ganzheitliche, ambulant-aufsuchende Methode bedeutet notwendigerweise die Integration kultursensibler Beratung in den Arbeitsalltag (Obert 2001). Seite 40

41 Die Entstehung und Entwicklung des Flüchtlingsprojektes OMID Im Caritasverband Stuttgart e.v. hat diese Entwicklung zur Implementierung eines Projektes OMID (persisch: Hoffnung) als gemeinsames Projekt der beiden Abteilungen Migration und Sucht- und Sozialpsychiatrische Hilfen im Caritasverband geführt. Die Ziele des Projektes bestehen darin, ein niederschwelliges, flexibles, frühzeitiges, stabilisierendes Hilfeangebot für traumatisierte und psychisch kranke Flüchtlinge vor Ort in den Flüchtlingsunterkünften zur Verfügung zu stellen; die häufig prekäre psychosoziale Lage zu stabilisieren und den fragilen Gesundheitszustand zu verbessern; das Projekt mit verschiedensten Kooperationspartnern und Akteuren zu vernetzen, die Ergebnisse durch eine wissenschaftliche Begleitung zu sichern und darauf hinzuarbeiten, das Projekt über die dreijährige Laufzeit hinaus abzusichern. Die Aufgaben und die Arbeitsweise der Mitarbeiter/-innen, Organisation und Finanzierung des Projektes Die Kolleg/-innen von OMID hören den traumatisierten und psychisch kranken Flüchtlingen zunächst einfach zu und investieren Zeit. Sie beraten, orientieren, reflektieren und geben den Menschen dadurch die Möglichkeit, über das Erlebte und die Folgen zu sprechen. Diese Gespräche helfen den traumatisierten und psychisch erkrankten Flüchtlingen mit dem Erlebten umzugehen und auch weitere Hilfe annehmen zu können. OMID leistet Hilfe zur Akutversorgung der dringend behandlungs- und therapiebedürftigen schwer traumatisierten Flüchtlinge in Form von Gruppen- oder Einzelangeboten und entwickeln stützende Angebote für Familienangehörige (Ehegatten, Eltern, Kinder) der betroffenen Menschen. Es bestehen enge Kooperationsbeziehungen mit den SpDis, den Kliniken, Ärzten, Refugio und weiteren Therapeuten. Dadurch entsteht ein enges Netz an Hilfen und Unterstützung für diesen Personenkreis. Es besteht auch Bedarf an einem seelsorgerisch beratenden Angebot. Von wesentlicher Bedeutung ist die Einbindung und Vernetzung mit den Sozialpsychiatrischen Diensten/ Gemeindepsychiatrischen Zentren, da dort das Wissen und die Kompetenz im Umgang mit seelischen Erkrankungen abgerufen werden kann und vor allem auch die Erfahrungen und Kompetenzen des Umgangs mit Menschen, die sich schwer tun, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das Projekt umfasst 2,5 Stellen mit 5 Mitarbeiter/-innen: Sozialarbeiter/-innen, Pflegepersonal, Psycholog/-innen und ein Seelsorger. Weitere 1,5 Stellen wurden beantragt und genehmigt. Die Mitarbeiter/-innen sind im Bereich Migration verankert in enger Vernetzung und Kooperation mit den Sozialpsychiatrischen Hilfen des Verbandes. Die Projektmitarbeiter/-innen arbeiten direkt vor Ort in den Flüchtlingsunterkünften. Die Finanzierung des Projektes erfolgt zu 100% über einen Fond des Bischöflichen Ordinariats Rottenburg-Stuttgart für 3 Jahre. Seite 41

42 Erfahrungen des Projektes mit traumatisierten Flüchtlingen Die konkreten Erfahrungen des OMID Projektes beziehen sich auf 70 Bewohner/-innen, zu denen Kontakte und Beziehungen aufgebaut wurden. Davon weisen offensichtlich 19 Personen psychiatrische Auffälligkeiten auf: Depressive Störungen in Verbindung mit sozialem Rückzug, psychotische Erkrankungen, Substanzmittelmissbrauch und Abhängigkeiten, Menschen mit schweren Persönlichkeitsstörungen und dissozialem Verhalten. Die Unterstützung, die Hilfen und die Angebote des Projektes werden von den Betroffenen angenommen und sofern Angehörige vorhanden sind, wird die Hilfe und Unterstützung vielfach von den Angehörigen nachgefragt. Die bisherige Projektarbeit zeigt, dass durch die Arbeit nicht nur die psychisch kranken Menschen selbst stabilisiert werden, sondern auch die Mitbewohner/-innen der Flüchtlingsunterkunft und selbstverständlich die Angehörigen. Zudem werden die Kolleg/-innen der Flüchtlingsunterkünfte deutlich entlastet, ergänzt und unterstützt. Die Sozialarbeiter/-innen arbeiten nach dem in Stuttgart vereinbarten Personalschlüssel von einer Vollzeitstelle auf 136 Bewohner/-innen. Die anstehenden sozialanwaltlichen, organisatorischen, logistischen Tätigkeiten, d.h. der umfassende Bedarf an psychosozialer Betreuung ist mit diesem Personalschlüssel nur schwer und nur mit außerordentlichem Engagement einigermaßen abzudecken. Es zeigt sich zunehmend, dass die Unterstützung und Ergänzung durch die Mitarbeiter/-innen des Projektes mit spezifischen Erfahrungen und Kompetenzen im Umgang mit psychischen Erkrankungen und Traumata unabdingbar werden. Deutlich zeichnet sich nach 1,5 Jahren praktischer Arbeit von OMID ab, dass der Bedarf vor allem vor dem Hintergrund der im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegenen Flüchtlingszahlen - deutlich höher ist als von den Projektmitarbeiter/-innen abgedeckt werden kann. Zumindest kann die zusätzlich über den bischöflichen Fond finanzierte Stelle etwas Abhilfe schaffen. Fazit Alltags- und Lebenswelt orientiertes Handeln ist eingebunden in normative Prinzipien und Leitlinien: Die unteilbare Würde jedes einzelnen Menschen, der wechselseitige Respekt vor dem Eigensinn des Gegenüber, die Wertschätzung des Anderen; der Einsatz für soziale Gerechtigkeit, Partizipation und Demokratie für alle Bürger/-innen ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Die Anerkennung kultureller Vielfalt ist jedoch nicht beliebig. Sie kann sich nur verwirklichen in der übergreifenden Einheit der universellen Gültigkeit der Menschenrechte. Diese sind unteilbar und auch nicht durch kulturelle und/oder Besonderheiten zu relativieren. Gewalt und Unterdrückung gegenüber Frauen, Kinder oder gegenüber Minderheiten wie z.b. psychisch erkrankten Menschen können und dürfen nie kulturell oder religiös legitimiert werden. Anmerkung: Das Blitzlicht wurde gekürzt. Sie können den vollständigen Bericht sowie das Handbuch beim Autor anfordern: k.obert@caritas-stuttgart.de Seite 42

43 Literatur: Assion, Hans-Jörg (Hg.) (2005): Migration und seelische Gesundheit. Heidelberg. Caritasverband Stuttgart e.v. (2011): Handbuch: Kultursensible Beratung. In: [ ]. Hegemann, Thomas (Hg.) (2010): Handbuch transkulturelle Psychiatrie. Bonn. Heitmeyer, Wilhelm (Hrsg.) (2011): Deutsche Zustände. Folge 10. Frankfurt/Main Machleidt, Wieland/Heinz Andreas (2011): Praxis der interkulturellen Psychiatrie und Psychotherapie: Migration und psychische Gesundheit. Urban und Fischer Verlag Obert, Klaus (2001): Alltags- und lebensweltorientierte Ansätze als Grundlage sozialpädagogischen Handelns. Bonn. Zick, Andreas/Küpper, Beate (Hrsg.): Wut, Verachtung, Abwertung Rechtspopulismus in Deutschland Norbert Häberlin Dr. Klaus Obert (Caritasverband für Stuttgart e.v.) Seite 43

44 PSYCHIATRIE-ERFAHRENE BEREICHERN ALS GENESUNGS- BEGLEITER/INNEN DIE SOZIALPSYCHIATRISCHE ARBEIT: EX-IN ist ein einjähriges Ausbildungsprojekt der Offenen Herberge e.v. mit dem Ziel der berufliche Qualifizierung von Psychiatrie-Erfahrene zu Genesungsbegleiter/innen. Menschen die selbst psychische Krisen durchlebt und Hilfen der sozialpsychiatrischen Diensten und Einrichtungen in Anspruch genommen haben, begleiten nun psychisch erkrankte Menschen in Ihrem Alltag. Sie verfügen mit ihrer EX-IN-Ausbildung über umfangreiche Kompetenzen verbunden mit subjektiven Erfahrungen der eigenen psychischen Erkrankungen, welche bisher in dem traditionellen Versorgungssystem zu wenig Berücksichtigung gefunden hat. Unterschiedliche Dienste in Gemeindepsychiatrischen Verbünden in Baden-Württemberg haben begonnen, Genesungsbegleiter/innen anzustellen und bieten ihnen damit die Perspektive neue berufliche Erfahrungen zu machen. Wir möchten die ersten Praxiserfahrungen von Genesungsbegleiter/innen in ihren neuen Einsatzorten vorstellen und darum werben, vermehrt Genesungsbegleiter/innen in den SpDis bzw. in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern einzusetzen. Mit Sicherheit ein Gewinn für das sozialpsychiatrische Versorgungssystem. Die folgenden Berichte schildern die persönliche Erfahrungen der Genesungsbegleiter/innen in den verschiedenen Tätigkeitsfeldern. Genesungsbegleiterin GPZ Stuttgart Vaihingen - Kornelia Birkemeyer Seit April 2012 arbeite ich als Gesundheits- und Krankenpflegerin mit der Qualifikation EX-IN Genesungsbegleiterin, EX-IN Trainerin und Ausbildung Pflegemanagement im GPZ Stuttgart-Vaihingen; der Arbeitgeber ist die Evangelische Gesellschaft. Ich arbeitete dort 5,5 Stunden an 2 Tagen in der Woche. Mein Einsatzort ist das Ambulante Betreute Wohnen, dort bin ich in meiner Funktion als Genesungsbegleiterin für2 Klienten zuständig, die als Paar in einer Gemeinschaft leben. In Einzelberatungen, bei Spaziergängen, oder einer Tasse Kaffee oder auch bei der Körperpflege bzw. Kosmetik führe ich gute Gespräche mit meiner Klientin. Meine Aufgabe sehe ich darin, recovery-orientierte Elemente in die Arbeit einfließen zu lassen: Ich mache ihnen Mut, vermittle Hoffnung und trage zur Entwicklung einer positiven Identität bei. In den Gesprächen unterstütze ich sie bei der Förderung eines positiven Selbstbildes, sowie der Sinn- und Bedeutungssuche im Leben. Ich versuche ihr zu vermitteln, dass sie auch Verantwortung für eigene Entscheidungen übernehmen können. Ich tausche mich mit ihr über gemeinsame Erfahrungen und Sichtweisen aus und begegne ihnen auf Augenhöhe. Sie sehen mich als Vorbild. Ich lasse sehr viel Nähe zu und mache mich als Person erfahrbar. Ich spreche dieselbe Sprache. Ich habe den Eindruck, dass sie sich von mir umfassend verstanden und akzeptiert fühlen. Ich mache Mut. Ich sehe meine Arbeit vor allem im Begleiten und Unterstützen. Zu meiner Aufgabe gehört auch die gesetzliche Dokumentationen, sowie der Schriftverkehr mit ihrem gesetzl. Betreuer, die Übernahme organisatorischer Tätigkeit, wie Arztbesuche etc. Ich versuche auf ihre Wünsche einzugehen. Einmal im Monat nehme ich in der Fallbesprechung teil. Dort bringe ich meine Blickwinkel aus der Sichtweise eines Genesungsbegleiters ein. Der Beginn der Zusammenarbeit war geprägt durch das Einbringen meines Blickwinkels ins Team. So wurden z.t. manche Arbeits- und Sichtweisen der professionellen Kolleg/innen in Frage gestellt. Nach einer Klärungsphase konnten zwischen uns neue Räume der Begegnung mit allen Teamkollegen geschaffen werden. Sie lernten es nicht als persönlichen Angriff zu sehen, vor allem auch nebeneinanderstehende Sichtweisen auszuhalten. Nur somit hatte die Zusammenarbeit eine Chance sich weiterzuentwickeln, mein Erfahrungswissen einzubeziehen um wirksame Lösungen umzusetzen. Heute nach 4 Jahren kann ich sagen wir begegnen uns auf Augenhöhe. Ich bin aufgenommen im Team und werde akzeptiert. Dies war ein langer Prozess, dem wir alle ausgesetzt waren. Seite 44

45 Ich nehme einmal im Monat in der Gesamtteambesprechung teil. Es war eine Idee von mir, Klienten mit dem Konzept Recovery und Empowerment (Selbstermächtigung) in Berührung zu bringen und Interesse hierfür zu wecken. Hierzu bieten wir in unserer Einrichtung vierzehntägig eine RecoveryGruppe mit einem professionellen Kollegen aus der EX-IN Weiterbildung ( Trainer) an. Genesungsbegleiterin in den Werkstätten des Rudolf Sophien Stiftes (RSS)- Ulli Schaeffler reintegra ist ein Kooperationsprojekt zwischen den Werkstätten und der Nintegra, einer Tochter des Sozialunternehmen Neue Arbeit in Stuttgart. Das Projekt wird vom Europäischen Sozialfonds seit 2009 gefördert. Es bietet einen barrierefreien Zugang zu Arbeit für psychisch erkrankte Menschen in Stuttgart. Es handelt sich dabei um eine Beratung, Clearingsangebots sowie einer beruflichen Orientierung mittels einer niederschwelligen Erprobungsmöglichkeit über ein 3-monatiges Praktikum - z.b. in der WfbM des RSS, einer Abteilung der Neuen Arbeit oder auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Ziel ist auch die Entwicklung einer Anschlussperspektive. Keine Rolle spielen dabei die aktuelle Belastbarkeit und der Leistungsbezug. Es bedarf keinen Schwerbehindertenstatus. Das multiprofessionelle Team von reintegra besteht derzeit aus (Stellenumfang insgesamt 100 %): Einem Sozialarbeiter, einer Ergotherapeutin, einer Arbeitserzieherin und mir (EX-IN Genesungsbegleiterin). Tätigkeitsbereiche sind: Erstgespräche mit Interessenten (führen ein Kollege /- in aus dem Team und ich als Genesungsbegleiterin im Tandem) Praktikumsplatzsuche, Praktikumsbegleitung, Verlaufsgespräche/Praktika-Besuche, Abschlussgespräche, Fallbesprechungen, Teambesprechung, quartalsweise Großteam mit Projektleitung, Öffentlichkeitsarbeit. Seite 45

46 Erfahrungen in der Team-Zusammenarbeit: Erklärungsbedarf über EX-IN bzw. auch die Begrifflichkeit Genesungsbegleiterin als ( Berufs- Bezeichnung ) Kompetenz Tandemgespräche bieten eine Vielfalt und Individualität in der Gesprächsgestaltung (sind personenzentrierter; Schambarrieren sind evtl. leichter zu überwinden) EX-IN Beteiligung bewahrt den niederschwelligen Charakter von reintegra für die Teilnehmer (durch Anregungen und Sensibilisierung) Individuelle Praktikumsbegleitung Entwicklung realisierbarer Ziele mit den Teilnehmern durch Eigenerfahrung der EX-IN Genesungsbegleiterin leichter Rückmeldung durch EX-IN Genesungsbegleiterin bei Zielsetzungen z.b. kleine Schritte zu bewahren. Dennoch fokussiert, Ressourcen zu entdecken und gezielt Empowerment zu befördern. Schwer verstehbare Reaktionen der TN können in Praktika-Verlaufsgesprächen im Team und auch bei Arbeitgebern nochmal anders beleuchtet werden; Anregungen zu Perspektivenwechsel, Sensibilisierung für Zwischentöne Die EX-IN Beteiligung in der Teamarbeit erweitert das Angebot für die TN um die Eigenerfahrung. Z.B. durch den Glauben und die Hoffnung tragend, dass es für jeden einen (individuellen) Genesungsweg trotz (teils schwer chronifizierter) Erkrankung gibt. Genesungsbegleiter beim SpDi der ARKADE e.v. Ravensburg- Albert Heim Meine Aufgabenbereiche als Genesungsbegleiter beim SpDi der ARKADE e.v. Ravensburg sind die Mitbegleitung von Klienten im Ambulant Betreuten Wohnen, d.h. ich mache Hausbesuche, auch kommen Klienten zu mir ins Büro in die Sprechstunde. Bei den Hausbesuchen mache ich mit den Klienten Entsorgungen, Einkäufe, Haushaltserledigungen, Gespräche, sowie Hilfen beim Ausfüllen von Anträgen, Ämterbegleitung, Arztbegleitung. Hinzukommen die jeweilige Dokumentation am PC. Ich bin auch an der Anmeldung im Sekretariat im Telefondienst tätig. Ich nehme auch regelmäßig an Teamsitzungen und Supervisionen teil, ebenfalls arbeite ich an ca. 10 Schulprojekte im Jahr mit und beteilige mich bei der IBB-Stelle. Einmal im Quartal stelle ich meine EX-IN Tätigkeit auf der offenen und geschlossenen Station des ZfP-Weissenau vor. Meine Fertigkeiten umfassen: Geduld, Einfühlungsvermögen, Mitgefühl, Ehrlichkeit, Empathie, Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit, Objektivität, Zuhören können, Vertrauen, Friedfertigkeit, Kreativität, Toleranz. Im Team des SpDi werde ich auf Augenhöhe angenommen und ich beteilige mich bei Neuanfragen, Fallbesprechungen und Diskussionen regelmäßig. Oft stehen Blumen auf meinem Schreibtisch; den Büroarbeitsplatz teile ich mir mit einer Sozialarbeiterin des SpDi's. Seite 46

47 Genesungsbegleiterin ABW Leonberg, Offene Herberge e.v- Sabine Assmann Aufgabenbereiche: Regelmäßige Beratung mit einem mir zugeteilten Klienten: Klärung der aktuellen Befindlichkeit, wie ist es ihm seit dem letzten Gesprächstermin bis heute ergangen. Dazu gehören auch Entspannungsübungen, u.a. einfache Atemübungen, Qi Gong, positive Affirmationen. Weitere Tätigkeit: Hilfestellungen im Haushalt z.b. beim Putzen, Spaziergänge, Einkäufe unterstützend. Wichtig ist es mir, immer wieder nachzufragen, wie mein Auftrag lautet, in welchen Bereichen ich den oder die Klienten hilfreich unterstützen kann. Nach Bedarf biete ich Gesprächsangebote für die übrigen Klienten, da nicht jeden Tag jemand von unserem Team in der WG anwesend ist. Zusätzlich übernehme ich im Büro im ABW kleinere Arbeiten, wie Telefonabrechnungen der Klienten, sowie Telefonanfragen fürs ABW und Posteingänge, zuständig für die ABW-Barkasse: Anschaffungen und Einkäufe für die WG abrechnen. Meine spezifischen Fertigkeiten: Menschen auf dem Weg zur Genesung zu begleiten und Mut zur Übernahme von Eigenverantwortung zu machen. Besonderes Verständnis und Mitgefühl zu vermitteln, ähnliche Erlebnisse und Emotionen nachempfinden zu können, empathisch zu sein und über umfangreiche Erfahrungen im psychiatrischen Hilfesystem aus Nutzersicht zu verfügen. Hoffnungsträger und persönliches Vorbild zu sein, dass Genesung stattfinden kann oder aber auch trotz oder weiterhin bestehender Symptome ein erfülltes und zufriedenes Leben führen zu können. Teamarbeit: Ich werde im Team akzeptiert, wertgeschätzt mit meinen Erfahrungen als Expertin in eigener Sache, als Psychiatrie-Erfahrene, hilfreich und unterstützend, mit dem Prinzip auf gleicher Augenhöhe. Seite 47

48 KINDER PSYCHISCH KRANKER ELTERN STÄRKEN ERFAHRUNGEN AUS DEM PROJEKT AUFWIND IN STUTTGART: Wenn Eltern psychisch erkrankt sind, leiden darunter immer auch die Kinder. Nach Schätzungen von Experten wachsen in Deutschland etwa drei Millionen Kinder mit einem psychisch erkrankten Elternteil auf. Überträgt man diese Zahl auf Stuttgart, so sind hier etwa 8600 Familien betroffen. Bisher geraten die Kinder oftmals erst dann in den Blick des Hilfesystems, wenn sie selbst auffällig werden. Um dies zu ändern und die Kinder präventiv zu unterstützen, fand von 2012 bis 2015 in Stuttgart das Projekt Aufwind statt. Es wurde von der Evangelischen Gesellschaft (eva) als Projektträgerin sowie dem Caritasverband für Stuttgart und der Stiftung Jugendhilfe aktiv umgesetzt. Von 1. April 2012 bis 1. April 2015 waren neun Projektteilnehmerinnen aus den Bereichen Jugendhilfe und Sozialpsychiatrie für das Projekt Aufwind aktiv. Das Aufwindteam bestand aus der Projektkoordinatorin, Frau Wolf (mit einem Stellenanteil von 50 %) und vier trägerübergreifenden dezentralen Regionalteams in Stuttgart Vaihingen, -Freiberg, -Mitte und Birkach. Die Tandems bestanden aus je einem Mitarbeiter der Jugendhilfe und der Sozialpsychiatrie mit 12,5 % Stellenanteil pro Mitarbeiter. Das Projekt Aufwind trug dazu bei, Angebote der Sozialpsychiatrie und der Jugendhilfe besser zu vernetzen und Mitarbeiter in Kindergärten, Familienzentren, Schulen und anderen Fachdiensten für die Probleme der betroffenen Kinder zu sensibilisieren. In den Modellregionen wurden Gruppen für Kinder und Jugendliche und für betroffene Eltern angeboten. Als weiterer Baustein hat Aufwind ein Patenschaftsmodell aufgebaut. Hierfür wurden Ehrenamtliche gefunden, die die Kinder und ihre Familien begleiten. Die Familien konnten sich auch direkt an die zentrale Anlaufstelle von Aufwind wenden, die dann bei Bedarf an bestehende Hilfsangebote weitervermittelte. In Folge des Projektes wird seit dem 1. Januar 2016 eine Stelle für Aufwind im Bereich Sozialpsychiatrie, verteilt auf die Träger: Caritas, Evangelische Gesellschaft und Klinikum Stuttgart, regelfinanziert. Sie soll die Vernetzung von Jugendhilfe und die Sozialpsychiatrie und die präventive Arbeit mit Kindern und Familien, jetzt bezogen auf das gesamte Stadtgebiet, fortführen. Aus der Praxis von Aufwind Ein Fallbeispiel. Frau Maier und Lukas. Die alleinerziehende Mutter Claudia Maier (alle Namen geändert) lebt mit ihrem Sohn Lukas (8 Jahre alt) in Stuttgart Mitte. Mutter und Sohn leben sehr zurückgezogen und haben kaum Kontakte zur Außenwelt. Er hat nur ein halbes Jahr den Kindergarten besucht und wurde abgemeldet, als die Erzieherinnen Frau Maier wegen auffälligen Verhaltens um ein Gespräch baten. Kontakt zum Hilfesystem entstand dadurch erst in der Grundschulzeit. In der Schule fällt auf, dass Lukas während des Unterrichts oft abwesend wirkt. Er besucht den Unterricht zeitweise ganz regelmäßig, dann wieder sehr unregelmäßig und unpünktlich. Darüber hinaus ist der Kontakt von Lehrerin zur Mutter schwierig. Die Schule informiert das zuständige Beratungszentrum. Seite 48

49 Das Beratungszentrum nimmt Kontakt zur Familie auf. Um zu erreichen, dass Lukas wieder regelmäßig die Schule besucht wird Hilfe zur Erziehung installiert. Der zuständigen Mitarbeiterin fällt schnell auf, dass die Mutter unter extremen Stimmungsschwankungen leidet. Mal ist sie niedergeschlagen und depressiv, dann wieder überschwänglich und schnell gereizt. Dies hat bei Lukas zu großer Desorientierung geführt. Der Junge ist oft verwirrt und verängstigt, weil er das wechselnde Verhalten der Mutter nicht einordnen kann. Er fühlt sich sehr für seine Mutter verantwortlich und geht deshalb nicht zur Schule, wenn er den Eindruck hat, dass es seiner Mutter nicht gut geht. Die Kollegin von der Jugendhilfe bittet die Aufwindkollegin des sozialpsychiatrischen Dienstes um Kontaktaufnahme. Gemeinsam mit dem Beratungszentrum überlegen die beteiligten Mitarbeiterinnen mit Frau Maier und Lukas Hilfsmöglichkeiten: Mit Lukas werden Gespräche über die Krankheit der Mutter geführt. Ihm wird erklärt, dass die Stimmungsschwankungen seiner Mutter nichts mit ihm zu tun haben. Für Lukas wird eine Nachmittagsbetreuung organisiert. Da die kleine Familie sehr isoliert lebt, wird über das Aufwindpatenprojekt ein ehrenamtlicher Pate eingeschaltet. Er hat einmal in der Woche Kontakt mit Lukas. Es wird außerdem ein Weck- und Fahrdienst eingerichtet, so dass es Lukas möglich ist pünktlich zur Schule zu kommen. Die Mitarbeiterin vom sozialpsychiatrischen Dienst, gleichzeitig bei Aufwind tätig, bespricht mit der Mutter wie sie es schaffen kann ihre Medikamente so einzunehmen, dass es ihr besser gelingt morgens aufzustehen. Sie nimmt Kontakt mit der behandelnden Psychiaterin auf. Sie unterstützt bei der Suche nach einem Therapieplatz. Lukas wird während der Therapie betreut. Für Mutter und Sohn wird eine Mutter- Kind - Kur beantragt. Durch die Aktivitäten von Aufwind soll erreicht werden, dass Kinder wie Lukas früher erreicht und unterstützt werden können. Die Sensibilisierung von Erzieherinnen, Lehrern und Ärzten und die regelmäßige Präsenz bei Treffen der Jugendhilfemitarbeiter, die Vernetzung des Aufwindtandems und gemeinsam gestaltete Gruppenangebote für Kinder und Eltern sollen dabei helfen, dass der Hilfebedarf von Kindern wie Lukas frühzeitig erkannt werden kann. Seite 49

50 Mit Kindern über die Erkrankung sprechen Das Projekt Aufwind hat auch Auswirkungen auf Arbeitsweise der beteiligten Diensten. In den acht sozialpsychiatrischen Diensten in Stuttgart wurden jeweils eine Ansprechperson für das Thema: Kinder benannt. Sehr viel häufiger als vor der Projektzeit führen wir direkt mit den Kindern und Jugendlichen Gespräche über die Belastungen durch die Erkrankung der Eltern und Bewältigungsmöglichkeiten. Um Kinder gut über die Krankheit der Eltern informieren und damit stärken zu können, wurden in den Diensten der Jugendhilfe und der Sozialpsychiatrie Broschüren und Kinder- und Jugendbücher für verschiedene Altersstufen angeschafft. Die Tandemmitarbeiterinnen von Aufwind bereiten sich gemeinsam auf Gespräche mit Kindern vor und qualifizieren sich entsprechend weiter. Auch die Teamkolleginnen in der Jugendhilfe und im sozialpsychiatrischen Dienst wurden entsprechend informiert. Im Gespräch wird den Eltern vermittelt, wie wichtig die kindgerechte Aufklärung über die Erkrankung für die Entwicklung von Schutz- und Bewältigungsstrategien ist. Wir machten die Erfahrung, dass Eltern in der Regel versuchen die Erkrankung von den Kindern fern zu halten und deshalb auch das Gespräch mit den Kindern scheuen. Diese Tabuisierung wirkt sich jedoch insgesamt als Stressfaktor für die Beziehung von Eltern und Kind aus. Wenn Eltern entsprechend beraten und angeleitet werden, ist es Ihnen häufig möglich ihre Scheu zu überwinden und kindgerecht mit Kindern und Jugendlichen über ihr Erleben zu sprechen. Die Eltern nutzten dabei gerne die ausgeliehenen Bücher und Broschüren. Darüber hinaus erweist es sich jedoch auch als sinnvoll, wenn Kinder mit Einverständnis der Eltern direkt mit Fachpersonen, die entsprechend dafür geschult wurden, sprechen können. Besonders ältere Kinder und Jugendliche wollen oft ihre Eltern schützen vor weiteren Belastungen und können dann ihre Sorgen besser bei Dritten ansprechen. In den Gesprächen mit den Eltern wird besonderes darauf geachtet, welche Möglichkeiten die Eltern haben, sich zu entlasten und sich bei Bedarf Hilfe zu holen. Frau Maier kam mit Hilfe des Bilderbuches Mamas Monster mit ihrem Sohn Lukas ins Gespräch. Lukas sprach, nachdem er genug Vertrauen gefasst hatte, auch mit der Mitarbeiterin von den Hilfen zur Erziehung und seinem Paten über die Schwierigkeiten im Zusammenleben mit seiner Mutter, aber auch über schöne Seiten, seine Wünsche und Träume. Ewa Grabowska, Hilfen zur Erziehung, evangelische Gesellschaft und Tandemkollegin Karin Pogadl-Bakan, Caritasverband, sozialpsychiatrischer Dienst Süd/Mitte/Nord (beide Aufwind Mitte) Seite 50

51 TABELLEN

52

53 Seite 7: Gesamtzahlen Insgesamt betreute Personen Frauen Männer Gesamt Anzahl Klienten Anteil der Geschlechter 58,2 % 41,8 % 100,0 % davon mit Migrationshintergrund Anteil der Geschlechter 16,1 % 18,7 % 17,2 % Insgesamt haben 49 Dienste teilgenommen Seite 9: Längerfristig betreute Personen Frauen Männer Gesamt Anzahl Klienten Anteil der Geschlechter 58,5 % 41,5 % 100,0 % davon mit Migrationshintergrund Anteil der Geschlechter 12,8 % 22,7 % 16,9 % Seite 10: Anzahl der Klienten pro Fachkraftstelle Anzahl Klienten Anzahl 100% Fachkraftstellen Anzahl Klienten pro 100% Fachkraft Seite 53

54 Seite 11: Leistungsbereiche Frauen Männer Gesamt in % Frauenanteil Grundversorgung ,5 57,8 % Soziotherapie ,2 62,0 % Betreutes Wohnen ,9 56,0 % Andere Leistungen SGB XII ,1 60,0 % Leistungen für andere Leistungsträger ,3 60,0 % Gesamt ,1 % Seite 12: Betreute Personen in den Leistungsbereichen Einrichtungsart Betreute Personen Grundversorgung Soziotherapie Betreutes Wohnen 436 Andere Leistungen im SGB XII 20 Leistungen für andere Leistungsträger 537 Summe Seite 13: Betreuung im Rahmen der Grundversorgung Anzahl Prozent Kurzbetreuung ,6 % Indirekte Betreuung ,5 % bis 3 Monate ,6 % bis 6 Monate ,2 % bis 12 Monate ,2 % Seite 54

55 Seite 14: Beendigung der Betreuung Anzahl Prozent Beendigung durch Vermittlung in anderen psych. Fachdienst ,2 % Einseitige Beendigung durch Klient/in ,2 % Beendigung im Einvernehmen ohne Weiterbetreuung durch anderen Fachdienst ,4 % Beendigung durch Ende der regionalen Zuständigkeit 181 8,9 % Beendigung durch Übergang in Soziotherapie 135 6,6 % Sonstiges * 71 3,5 % Verstorben (ohne Suizid) 66 3,2 % Einseitige Beendigung durch den Dienst 51 2,5 % Verstorben durch Suizid 10 0,5 % Ergebnis ,0 % Seite 17: Familienstand Anzahl Prozent ledig ,1 % geschieden ,1 % verheiratet ,9 % verwitwet 539 5,9 % getrennt 364 4,0 % unbekannt 190 2,1 % Summe % Seite 55

56 Seite 18: Lebensverhältnisse Anzahl Prozent lebt allein ,4 % lebt mit (Ehe)partner und ggf Kind(ern) ,2 % lebt mit Eltern / Verwandten ,7 % lebt allein erziehend mit minderjährigen Kind(ern) 426 4,7 % lebt in Betreuter Wohnform 273 3,0 % lebt in privater Wohngemeinschaft 249 2,7 % unbekannt 97 1,1 % sonstiges 112 1,2 % Summe % Seite 20: Einkommen Anzahl Prozent Erwerbs- / Berufsunfähigkeitsrente ,9 % ALG II ,2 % Erwerbs- / Berufstätigkeit 909 9,9 % Altersrente / Pension / Witwenrente 904 9,9 % Grundsicherung nach SGB XII 691 7,6 % Unterhalt durch den Ehepartner 475 5,2 % Unterhalt durch die Familie 382 4,2 % Krankengeld 327 3,6 % ALG I 210 2,3 % Unbekannt 241 2,6 % WfbM 187 2,0 % Eigenes Vermögen / Ersparnisse 132 1,4 % Übergangsgeld 84 0,9 % Sonstiges 60 0,7 % Gelegenheitsarbeiten 45 0,5 % Summe % Seite 56

57 Seite 21: Diagnosen Frauen Männer Gesamt Schizophrenie ,8 % 36,8 % 32,1 % Affektive Störungen ,6 % 29,5 % 34,3 % Persönlichkeits- und Verhaltensstörung ,9 % 8,5 % 11,1 % Neurotische Störungen ,9 % 8,7 % 9,4 % Psychische und Verhaltensstörungen ,5 % 5,6 % 3,2 % Organische Psychosen ,7 % 2,4 % 2,0 % Verhaltensauffälligkeit ,0 % 1,4 % 1,8 % Sonstige ,5 % 7,0 % 6,1 % Summe Seite 22: Gleichzeitig bestehende weitere Problematiken Anzahl Prozent Behandlungsbedürftige körperliche Erkrankung ,4 % Behandlungsbedürftige Suchtproblematik ,8 % Für die Betreuung relevante Minderbegabung 483 4,4 % Summe ,6 % Seite 57

58 Seite 23: Zuweisungswege Anzahl Prozent Psychiatrisches Krankenhaus ,2 % Eigeninitiative Patient ,6 % Nachbarn / Angehörige ,2 % Niedergelassener Nervenarzt ,0 % Jobcenter 332 3,9 % Sozialpsychiatrische Einrichtung 370 4,3 % Unbekannt 254 3,0 % Sonstiges 228 2,7 % Beratungsstelle 249 2,9 % Allgemeiner Sozialdienst 168 2,0 % PIA 286 3,3 % Gesetzlicher Betreuer 211 2,5 % Andere Klinik 210 2,4 % REHA-Einrichtung 189 2,2 % Sonstige* ,9 % Summe % Seite 58

59

60 c Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg e.v.

Auswertung der freiwilligen Dokumentation 2012. Sozialpsychiatrische Dienste in Baden-Württemberg

Auswertung der freiwilligen Dokumentation 2012. Sozialpsychiatrische Dienste in Baden-Württemberg Auswertung der freiwilligen Dokumentation 2012 Sozialpsychiatrische Dienste in Baden-Württemberg Datengrundlage: Über 95 Prozent der Dienste in Baden-Württemberg haben sich an der Auswertung der freiwilligen

Mehr

Vorstellung des Projektes zur Versorgung von Menschen mit psychischer Erkrankung im Rahmen des. NetzWerkes psychische Gesundheit

Vorstellung des Projektes zur Versorgung von Menschen mit psychischer Erkrankung im Rahmen des. NetzWerkes psychische Gesundheit Vorstellung des Projektes zur Versorgung von Menschen mit psychischer Erkrankung im Rahmen des NetzWerkes psychische Gesundheit Vertrag nach 140a ff SGB V mit der Techniker Krankenkasse 1 Ausgangssituation

Mehr

Haushalte und Erwerbstätigkeit im Wandel

Haushalte und Erwerbstätigkeit im Wandel Haushalte und Erwerbstätigkeit im Wandel 5 Jahre Daten aus dem Mikrozensus Von Hans-Peter Fein Die Lebens- und Erwerbsverhältnisse der Bevölkerung in Rheinland- Pfalz befinden sich seit der Gründung des

Mehr

BPtK-Hintergrund. Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Erkrankungen. 22. Juni Seite 1 von 5

BPtK-Hintergrund. Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Erkrankungen. 22. Juni Seite 1 von 5 BPtK-Hintergrund Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Erkrankungen 22. Juni 2011 Seite 1 von 5 Die Bundespsychotherapeutenkammer analysiert jährlich die Daten der gesetzlichen Krankenversicherung zur

Mehr

Arche Fachstelle für Integration. Beratung und Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags

Arche Fachstelle für Integration. Beratung und Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags Arche Fachstelle für Integration Beratung und Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags Inhaltsverzeichnis 1 // EINLEITUNG 2 // ZIELGRUPPE 3 // Ziele 4 // Angebote 5 // ORGANISATION, STEUERUNG UND

Mehr

Bedeutung psychischer Gesundheit im Arbeitsleben aus Sicht der Ersatzkassen

Bedeutung psychischer Gesundheit im Arbeitsleben aus Sicht der Ersatzkassen Seelisch fit im Job! Förderung psychischer Gesundheit im Arbeitsleben Bedeutung psychischer Gesundheit im Arbeitsleben aus Sicht der Ersatzkassen Kerstin Keding-Bärschneider vdek-landesvertretung Thüringen

Mehr

Menschen mit Behinderungen 2005

Menschen mit Behinderungen 2005 Menschen mit Behinderungen 2005 Von Günter Ickler Als schwerbehindert gelten Personen, denen von den Versorgungsämtern ein Grad der Behinderung von 50 und mehr zuerkannt wurde. In Rheinland-Pfalz leben

Mehr

Krankenstand weiter gestiegen Zunahme der Krankheitsfälle

Krankenstand weiter gestiegen Zunahme der Krankheitsfälle Krankenstand weiter gestiegen Zunahme der Krankheitsfälle Der Krankenstand der AOK-Versicherten in Hamburg ist im Jahresverlauf 2008 angestiegen und betrug im Jahresdurchschnitt 5,59 Prozent. Dies zeigt

Mehr

Konzept. Kooperationsprojekt Jugend- und Gesundheitshilfe und Freie Träger für Kinder von psychisch kranken Eltern

Konzept. Kooperationsprojekt Jugend- und Gesundheitshilfe und Freie Träger für Kinder von psychisch kranken Eltern Verden (Aller), 16. April 2013 Fachdienst Jugend und Familie Konzept Kooperationsprojekt Jugend- und Gesundheitshilfe und Freie Träger für Kinder von psychisch kranken Eltern Ausgangspunkt Immer mehr Kindern

Mehr

Konzeption für das Ambulant Betreute Wohnen psychisch Kranker

Konzeption für das Ambulant Betreute Wohnen psychisch Kranker Deutsches Rotes Kreuz Betreutes Wohnen für psychisch Kranke zu erreichen unter Psychosoziales Wohnheim Kosmonautenweg 5 18528 Bergen Tel.:03838/209756 Fax:03838/252664 Konzeption für das Ambulant Betreute

Mehr

Sonderbericht: Lebenslagen der. Pflegebedürftigen

Sonderbericht: Lebenslagen der. Pflegebedürftigen Statistisches Bundesamt Zweigstelle Bonn Sonderbericht: Lebenslagen der Pflegebedürftigen - Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung - Deutschlandergebnisse des Mikrozensus 2003 Bonn, im Oktober 2004 Inhalt

Mehr

Der Bremer Depressionsbericht

Der Bremer Depressionsbericht Janine Pfuhl Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales 4.3.2009 Der Bremer Depressionsbericht Depressionen Regionale Daten und Informationen zu einer Volkskrankheit (Herbst 2008) Senatorin

Mehr

Empfängerinnen und Empfänger von Leistungen nach den Kapiteln 5 bis 9 SGB XII

Empfängerinnen und Empfänger von Leistungen nach den Kapiteln 5 bis 9 SGB XII Dr. Ortrud Moshake (Tel. 0511 9898-2213) Empfängerinnen und Empfänger von Leistungen nach den Kapiteln 5 bis 9 SGB XII Im Laufe des Jahres 2011 erhielten in Niedersachsen 144 962 Personen Leistungen nach

Mehr

Ambulant Betreutes Wohnen -Eingliederungshilfegemäß 53, 54, 67 ff. SGB XII. Konzeption

Ambulant Betreutes Wohnen -Eingliederungshilfegemäß 53, 54, 67 ff. SGB XII. Konzeption Ambulant Betreutes Wohnen -Eingliederungshilfegemäß 53, 54, 67 ff. SGB XII Konzeption des Caritasverbandes für den Kreis Olpe e.v. Alte Landstraße 4 57462 Olpe Tel. 02761-9668-0 info@caritas-olpe.de www.caritas-olpe.de

Mehr

Institutionelle Erziehungsberatung in Frankfurt

Institutionelle Erziehungsberatung in Frankfurt Institutionelle Erziehungsberatung in Frankfurt Die Arbeit mit den Ratsuchenden im Spiegel der Zahlen - Zusammenfassung - Die fünfzehn Frankfurter Erziehungsberatungsstellen legen regelmäßig Jahresberichte

Mehr

Die Entwicklung der Pflegebedürftigen in Thüringen bis 2020

Die Entwicklung der Pflegebedürftigen in Thüringen bis 2020 Die Entwicklung der Pflegebedürftigen in Thüringen bis 2020 Die Anzahl alter und hochbetagter Menschen in Thüringen wird immer größer. Diese an sich positive Entwicklung hat jedoch verschiedene Auswirkungen.

Mehr

MedMobil Projekt MedMobil

MedMobil Projekt MedMobil Projekt Ein Projekt der Stadt Stuttgart in Zusammenarbeit mit Ambulante Hilfe e.v. Ärzte der Welt e.v. Caritasverband Stuttgart e.v. Evangelische Gesellschaft e.v. Sozialberatung Stuttgart e.v. Sozialdienst

Mehr

Forum A. Behandlungszentrum für. Wie werden Menschen mit schweren psychiatrischen Beeinträchtigungen in Zukunft behandelt?

Forum A. Behandlungszentrum für. Wie werden Menschen mit schweren psychiatrischen Beeinträchtigungen in Zukunft behandelt? Forum A Vom Krankenhaus zum regionalen Behandlungszentrum für Psychiatrie undpsychotherapie: Wie werden Menschen mit schweren psychiatrischen Beeinträchtigungen in Zukunft behandelt? Ergebnisse aus dem

Mehr

Versorgungssysteme für psychisch kranke Menschen

Versorgungssysteme für psychisch kranke Menschen Versorgungssysteme für psychisch kranke Menschen Das psychiatrische Hilfesystem stellt sich vielfach als Dschungel dar. Die Versorgungslandschaft ist sehr differenziert, weshalb wir Ihnen eine grobe Richtlinie

Mehr

Psychische Erkrankungen rücken in NRW erstmals auf Platz 2 vor

Psychische Erkrankungen rücken in NRW erstmals auf Platz 2 vor DAK-Gesundheitsreport 2013 Nordrhein-Westfalen Psychische Erkrankungen rücken in NRW erstmals auf Platz 2 vor Burnout-Verbreitung wird überschätzt Düsseldorf, 30. April 2013. Erstmals kletterten 2012 psychische

Mehr

Herausforderung Langzeitarbeitslosigkeit und Vermittlungshemmnisse

Herausforderung Langzeitarbeitslosigkeit und Vermittlungshemmnisse Segel setzen 21.04.2016 Herausforderung Langzeitarbeitslosigkeit und Vermittlungshemmnisse Impulsvortrag Workshop 3 Manfred Becker MBeckerBN@web.de m: 0179-1459451 d: 221-2943-444 1 SGB II / Hartz-IV Langzeit-Arbeitslosigkeit

Mehr

Die Inanspruchnahme ambulanter ärztlicher Leistungen durch ältere Menschen

Die Inanspruchnahme ambulanter ärztlicher Leistungen durch ältere Menschen Die Inanspruchnahme ambulanter ärztlicher Leistungen durch ältere Menschen Mit der demographischen Alterung ist es absehbar, dass der Bedarf an medizinischen Leistungen weiter anwachsen wird. Eine wesentliche

Mehr

Kooperation zwischen Mehrgenerationenhäusern und den regionalen Agenturen für Arbeit bzw. Jobcentern. (Stand: Dezember 2012)

Kooperation zwischen Mehrgenerationenhäusern und den regionalen Agenturen für Arbeit bzw. Jobcentern. (Stand: Dezember 2012) Kooperation zwischen Mehrgenerationenhäusern und den regionalen Agenturen für Arbeit bzw. Jobcentern (Stand: Dezember 2012) 0 Hintergrund Mit Blick auf die jeweiligen Aufgabenstellungen und Zielgruppen

Mehr

Konzeptbaustein. Ambulant Betreutes Wohnen für Menschen mit psychischen Behinderungen

Konzeptbaustein. Ambulant Betreutes Wohnen für Menschen mit psychischen Behinderungen Konzeptbaustein Ambulant Betreutes Wohnen für Menschen mit psychischen Behinderungen Inhalt: 1 Zielgruppe 2 Spezifische Ziele der Leistungen 3 Leistungsanbote 4 Spezifisches zur Organisationsstruktur Anlagen:

Mehr

Arbeits- und Wohnungslosenhilfe UNSER LEITBILD

Arbeits- und Wohnungslosenhilfe UNSER LEITBILD Arbeits- und Wohnungslosenhilfe UNSER LEITBILD Vorwort Dieses Leitbild wurde unter Einbeziehung aller Mitarbeitenden erarbeitet. Es gibt uns im Alltag Orientierung und vermittelt die Grundlagen unseres

Mehr

Familien in Thüringen Ergebnisse des Mikrozensus von 2005 bis 2009

Familien in Thüringen Ergebnisse des Mikrozensus von 2005 bis 2009 - März 211 Yvonne May Referat Bevölkerung, Mikrozensus, Haushaltsstatistiken Telefon: 361 37-84432 e-mail: Yvonne.May@statistik.thueringen.de Familien in Thüringen Ergebnisse des Mikrozensus von 25 bis

Mehr

Armut und Pflege. Zusammenhänge, Problemstellungen, Best Practice Beispiele. Mag. (FH) Erich Fenninger

Armut und Pflege. Zusammenhänge, Problemstellungen, Best Practice Beispiele. Mag. (FH) Erich Fenninger Armut und Pflege Zusammenhänge, Problemstellungen, Best Practice Beispiele Mag. (FH) Erich Fenninger Outline Volkshilfe Österreich Armut Pflege Problemstellungen Forderungen Best Pratice Beispiele Volkshilfe

Mehr

Prof. Dr. Sigrid Leitner: BEDARFE UND RESSOURCEN EINER ALTERNDEN GESELLSCHAFT: PERSPEKTIVEN FÜR DIE SOZIALE ARBEIT

Prof. Dr. Sigrid Leitner: BEDARFE UND RESSOURCEN EINER ALTERNDEN GESELLSCHAFT: PERSPEKTIVEN FÜR DIE SOZIALE ARBEIT : BEDARFE UND RESSOURCEN EINER ALTERNDEN GESELLSCHAFT: PERSPEKTIVEN FÜR DIE SOZIALE ARBEIT Vortrag im Rahmen der Fachtagung Quartiersorientierung in der stationären Altenhilfe, HS Düsseldorf, 13.11.2015

Mehr

Sonderbericht: Lebenslagen der. Pflegebedürftigen

Sonderbericht: Lebenslagen der. Pflegebedürftigen Statistisches Bundesamt Zweigstelle Bonn Sonderbericht: Lebenslagen der Pflegebedürftigen - Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung - Deutschlandergebnisse des Mikrozensus 1999 Bonn, im November 2002 Sonderbericht

Mehr

Gesundheitsförderung bei dauerhafter Arbeitslosigkeit

Gesundheitsförderung bei dauerhafter Arbeitslosigkeit 17. November 2014 Werkhof, Hannover Forum IV Schnittstellen-Management Arbeitsförderung Gesundheitswesen. Drei professionelle Perspektiven auf ein gemeinsames Projekt in Essen Perspektive JobCenter Projekt

Mehr

Ambulante und stationäre Behandlung pathologischer Glücksspieler: Entwicklung in Bayern. 1 Einleitung. Kurzbericht, Dezember 2012

Ambulante und stationäre Behandlung pathologischer Glücksspieler: Entwicklung in Bayern. 1 Einleitung. Kurzbericht, Dezember 2012 Kurzbericht, Dezember 2012 IFT Institut für Therapieforschung Parzivalstraße 25 80804 München www.ift.de Wissenschaftlicher Leiter Prof. Dr. Ludwig Kraus Ambulante und stationäre Behandlung pathologischer

Mehr

Fallmanagement im JC Köln Fallmanagement (FM) im Jobcenter Köln Disability Management (DiMa) Beschäftigungsorientiertes FM (bfm)

Fallmanagement im JC Köln Fallmanagement (FM) im Jobcenter Köln Disability Management (DiMa) Beschäftigungsorientiertes FM (bfm) Fallmanagement im JC Köln FM Fallmanagement (FM) im Jobcenter Köln Schuldner- Beratung Disability Management (DiMa) Beschäftigungsorientiertes FM (bfm) Lohnhallengespräch 11.04.2013 G.I.B. 1 geschäftspolitische

Mehr

LEITBILD. des Jobcenters EN. Gemeinsam. Für Ausbildung, Arbeit und Teilhabe.

LEITBILD. des Jobcenters EN. Gemeinsam. Für Ausbildung, Arbeit und Teilhabe. LEITBILD des Jobcenters EN Gemeinsam. Für Ausbildung, Arbeit und Teilhabe. UNSERE ORGANISATION Der Fachbereich Jobcenter EN ist auf unser Engagement angewiesen. Wir bringen unsere Ideen über die Gremien

Mehr

Zerreißprobe Pflege FORUM.MESSE VORSORGE.PFLEGE.BEGLEITUNG. ABSCHIED.TRAUER. Pflege und Beruf vereinbaren, wie geht das? Messe Bremen 9.

Zerreißprobe Pflege FORUM.MESSE VORSORGE.PFLEGE.BEGLEITUNG. ABSCHIED.TRAUER. Pflege und Beruf vereinbaren, wie geht das? Messe Bremen 9. Carola Bury - Arbeitnehmerkammer Referentin für Gesundheitspolitik FORUM.MESSE VORSORGE.PFLEGE.BEGLEITUNG. ABSCHIED.TRAUER Zerreißprobe Pflege Pflege und Beruf vereinbaren, wie geht das? Messe Bremen 9.

Mehr

GUT ZU TUN. Arbeit, Beschäftigung und Qualifizierung für Personen in besonderen Lebensverhältnissen in Berlin

GUT ZU TUN. Arbeit, Beschäftigung und Qualifizierung für Personen in besonderen Lebensverhältnissen in Berlin GUT ZU TUN Arbeit, Beschäftigung und Qualifizierung für Personen in besonderen Lebensverhältnissen in Berlin Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.v. Fachtag: Arbeit und Beschäftigung

Mehr

Konzept. Kooperationsprojekt Jugend- und Gesundheitshilfe und Freie Träger der Jugendhilfe für Kinder von psychisch kranken Eltern

Konzept. Kooperationsprojekt Jugend- und Gesundheitshilfe und Freie Träger der Jugendhilfe für Kinder von psychisch kranken Eltern Verden (Aller), 1. Juli 2013 Konzept Kooperationsprojekt Jugend- und Gesundheitshilfe und Freie Träger der Jugendhilfe für Kinder von psychisch kranken Eltern Ausgangspunkt Immer mehr Kindern leben mit

Mehr

)\tlantis ..., Ambulanter psychiatrischer Fachpflegedienst für psychiatrische Fachpflege integrierte Versorgung Soziotherapie betreutes VVohnen

)\tlantis ..., Ambulanter psychiatrischer Fachpflegedienst für psychiatrische Fachpflege integrierte Versorgung Soziotherapie betreutes VVohnen )\tlantis..., Ambulanter psychiatrischer Fachpflegedienst für psychiatrische Fachpflege integrierte Versorgung Soziotherapie betreutes VVohnen Ihre Chance: Zielsetzung von Atlantis Atlantis - der ambulante

Mehr

Unterstützung für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz

Unterstützung für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz Unterstützung für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz Ein Modellprojekt anerkannt und gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Frauen und den Pflegekassenverbänden

Mehr

Grußwort Staatssekretär Boris Velter Bedeutung der interkulturellen Kompetenz in der Pflege und gleichberechtigtem Zugang zu Hilfe- und Pflegesystemen

Grußwort Staatssekretär Boris Velter Bedeutung der interkulturellen Kompetenz in der Pflege und gleichberechtigtem Zugang zu Hilfe- und Pflegesystemen Datum: 15.02.2016 Uhrzeit: 11:00 bis 13:00 Uhr Ort: Graefestraße 35, 10967 Berlin Thema: 1/9 Grußwort Staatssekretär Boris Velter Bedeutung der interkulturellen Kompetenz in der Pflege und gleichberechtigtem

Mehr

Kreistagssitzung am mit Hr. Miehle Fregin (KVJS) Vorstellung des 13. Kinder und Jugendberichts der Bundesregierung. Diskussion im Plenum

Kreistagssitzung am mit Hr. Miehle Fregin (KVJS) Vorstellung des 13. Kinder und Jugendberichts der Bundesregierung. Diskussion im Plenum Kreistagssitzung am 09.06.2010 mit Hr. Miehle Fregin (KVJS) Vorstellung des 13. Kinder und Jugendberichts der Bundesregierung. Diskussion im Plenum über evt. notwendige Verbesserungen bei der örtlichen

Mehr

DAK-Gesundheit fordert sachliche Debatte über psychische Krankheiten

DAK-Gesundheit fordert sachliche Debatte über psychische Krankheiten DAK-Gesundheitsreport 2013 DAK-Gesundheit fordert sachliche Debatte über psychische Krankheiten Burnout-Verbreitung wird deutlich überschätzt Berlin, 26. Februar 2013. Die Krankschreibungen von Arbeitnehmern

Mehr

Wie sich der demografische Wandel auf das Leben von Menschen mit lebenslanger Behinderung auswirkt

Wie sich der demografische Wandel auf das Leben von Menschen mit lebenslanger Behinderung auswirkt Kurzfassung Alt und behindert Wie sich der demografische Wandel auf das Leben von Menschen mit lebenslanger Behinderung auswirkt Jeder zwölfte Bundesbürger besitzt einen Schwerbehindertenausweis. Die meisten

Mehr

Der Sozialpsychiatrische Dienst als subsidiärer Helfer für Flüchtlinge

Der Sozialpsychiatrische Dienst als subsidiärer Helfer für Flüchtlinge Flüchtlinge in der psychiatrisch-psychotherapeutischpsychosozialen Versorgung in Niedersachsen Der Sozialpsychiatrische als subsidiärer Helfer für Flüchtlinge Dr. med. Thorsten Sueße Leiter 1 Inhaltliche

Mehr

Der Arbeitsmarkt im Dezember und Jahresrückblick 2016

Der Arbeitsmarkt im Dezember und Jahresrückblick 2016 Pressemitteilung Nr. 001 / 2017-03. Januar 2017 Der Arbeitsmarkt im Dezember und Jahresrückblick 2016 - Arbeitslosigkeit steigt zum Jahresende moderat - mehr als 1.000 Arbeitslose weniger als im Dezember

Mehr

Ambulant Betreutes Wohnen für Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung

Ambulant Betreutes Wohnen für Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung Konzeption Lebenshilfe Walsrode Ambulant Betreutes Wohnen für Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung Vorwort Das ambulant betreute Wohnen bietet eine Betreuungsform für Menschen mit Behinderungen,

Mehr

In Krisen den Weg gemeinsam gehen...

In Krisen den Weg gemeinsam gehen... In Krisen den Weg gemeinsam gehen... Das interkulturelle Pilotprojekt Wegbegleiter der Landeshauptstadt München Katja Schlüter, Fachstelle für Psychiatrie und Sucht Wiltrud Wystrychowski, Leiterin Psychologischer

Mehr

auch aus Sicht der Krankenkassen ist dies hier heute eine erfreuliche Veranstaltung.

auch aus Sicht der Krankenkassen ist dies hier heute eine erfreuliche Veranstaltung. Es gilt das gesprochene Wort. Es gilt das gesprochene Wort. Es gilt das gesprochene Wort. Sehr geehrte Frau Ministerin, meine Damen und Herren, auch aus Sicht der Krankenkassen ist dies hier heute eine

Mehr

Trialogische Arbeit in einer ländlichen Region Entwicklung der Psychiatrischen Vernetzungsarbeit in Eichstätt

Trialogische Arbeit in einer ländlichen Region Entwicklung der Psychiatrischen Vernetzungsarbeit in Eichstätt 8. Internationale Psychiatrietagung Südtirol Tirol Oberbayern 16.-17. Oktober 2015, Lichtenburg Nals 1 Trialogische Arbeit in einer ländlichen Region Entwicklung der Psychiatrischen Vernetzungsarbeit in

Mehr

Aufwertung der Sozial- und Erziehungsdienste (Nachfrage zur Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage auf Bundestagsdrucksache 18/4411)

Aufwertung der Sozial- und Erziehungsdienste (Nachfrage zur Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage auf Bundestagsdrucksache 18/4411) Deutscher Bundestag Drucksache 18/4588 18. Wahlperiode 10.04.2015 Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter

Mehr

Das Persönliche Budget

Das Persönliche Budget Das Persönliche Budget Erfahrungen aus Deutschland Prof. Dr. Gudrun Wansing Universität Kassel Institut für Sozialwesen FG Behinderung und Inklusion Übersicht 1. Hintergrund und Zielsetzung des Persönlichen

Mehr

ARGE Landkreis Kaiserslautern Organisation der Vermittlung von Menschen mit einer psychischen Erkrankung

ARGE Landkreis Kaiserslautern Organisation der Vermittlung von Menschen mit einer psychischen Erkrankung Neue Wege zu Arbeit und Beschäftigung für Menschen mit einer psychischen Erkrankung Eva Maria Müller ARGE Landkreis Kaiserslautern Organisation der Vermittlung von Menschen mit einer ARGE Landkreis Kaiserslautern

Mehr

Psychische Gesundheit. Claudia Hornberg / Claudia Bürmann

Psychische Gesundheit. Claudia Hornberg / Claudia Bürmann Psychische Gesundheit Claudia Hornberg / Claudia Bürmann Geschlechterspezifische Aspekte in der Psychischen Versorgung (I) Zunahme der Aufmerksamkeit für geschlechterspezifische Aspekte vielfältige Gründe,

Mehr

Die Herausforderungen an das Gesundheitswesen in Sachsen-Anhalt

Die Herausforderungen an das Gesundheitswesen in Sachsen-Anhalt Die Herausforderungen an das Gesundheitswesen in Sachsen-Anhalt Vor dem Hintergrund einer ständig alternden Bevölkerung Dr. Dr. Reinhard Nehring Innovationsforum MED.TEC.INTEGRAL 22./23.09.2008 Demografischer

Mehr

Umsetzung des Persönlichen Budgets in der Eingliederungshilfe. Erfahrungen aus der Praxis am Beispiel der Stadt Emden

Umsetzung des Persönlichen Budgets in der Eingliederungshilfe. Erfahrungen aus der Praxis am Beispiel der Stadt Emden Umsetzung des Persönlichen Budgets in der Eingliederungshilfe Erfahrungen aus der Praxis am Beispiel der Stadt Emden Gliederung: Situation in der Stadt Emden Beispiele aus der Praxis Ausblick Allgemeine

Mehr

Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen

Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen Grußwort von Ministerialdirigent Burkard Rappl Tagung Leben pur München, den 9. März 2012 Für die Einladung zur Tagung hier im Holiday Inn in München danke ich sehr. Herzliche Grüße darf ich von Frau Staatsministerin

Mehr

Thesenpapier. Zur Zukunft tagesklinischer Behandlung bei psychischen Erkrankungen

Thesenpapier. Zur Zukunft tagesklinischer Behandlung bei psychischen Erkrankungen Arbeitskreis der Chefärzte und Chefärztinnen von Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie an Allgemeinkrankenhäusern in Deutschland Homepage: www.ackpa.de Vorsitz: Prof. Dr. med. Karl H. Beine Klinik

Mehr

MitarbeiterInnen krank was tun?!

MitarbeiterInnen krank was tun?! MitarbeiterInnen krank was tun?! BEM Betriebliches Eingliederungsmanagement Wir schaffen maßgeschneiderte Lösungen für kleine und mittlere Unternehmen BEM Betriebliches Eingliederungsmanagement Die heutige

Mehr

Kultursensibel pflegen

Kultursensibel pflegen Kultursensibel pflegen in Sachsen-Anhalt Florian Schulze, Examinierter Krankenpfleger Dipl.Soz.Päd. (FH) Leiter des XENOS-Projektes Interkulturelle Sensibilisierung in der Gesundheits-, Kranken- und Altenhilfe.

Mehr

Arbeitsmarktintegrative Gesundheits- und Arbeitsförderung eine Herausforderung

Arbeitsmarktintegrative Gesundheits- und Arbeitsförderung eine Herausforderung Arbeitsmarktintegrative Gesundheits- und Arbeitsförderung eine Herausforderung Projekt Arbeitslosigkeit und Gesundheit Konzept einer integrierten Gesundheits- und Arbeitsförderung für die Stadt Essen (gefördert

Mehr

Berliner Erklärung Pflege von morgen braucht eine starke Gemeinschaft

Berliner Erklärung Pflege von morgen braucht eine starke Gemeinschaft Berliner Erklärung Pflege von morgen braucht eine starke Gemeinschaft 2. Sozialkonferenz der AWO am 16. Dezember 2011 in Berlin Bundesverband e. V. Die Lage Die Zahl älterer und vor allem hoch altriger

Mehr

DAK-Gesundheitsreport 2013

DAK-Gesundheitsreport 2013 Der Krankenstand der DAK-Mitglieder im Jahr 2012 Schwerpunktthema: Psychische Erkrankungen Berlin, 26. Februar 2013 Der Krankenstand im Jahr 2012 Schwerpunktthema: Psychische Erkrankungen Schlussfolgerungen

Mehr

Leitbild. des Jobcenters Dortmund

Leitbild. des Jobcenters Dortmund Leitbild des Jobcenters Dortmund 2 Inhalt Präambel Unsere Kunden Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Unser Jobcenter Unsere Führungskräfte Unser Leitbild Unser Jobcenter Präambel 03 Die gemeinsame

Mehr

Hauswirtschaft im Quartier

Hauswirtschaft im Quartier Hauswirtschaft im Quartier Jahrestagung Berufsverband Hauswirtschaft 15. - 16. April 2013 Stuttgart-Hohenheim Johanna Ewig-Spur Diakonisches Werk Württemberg Jahrestagung Berufsverband Hauswirtschaft April

Mehr

5.3.2 Krankheitskosten nach Alter und Geschlecht

5.3.2 Krankheitskosten nach Alter und Geschlecht 5.3.2 nach Alter und Geschlecht Die steigen mit zunehmendem Alter. Im Jahr 2002 lagen die durchschnittlichen pro Einwohner bei 2.710 Euro. Die Ausgaben für jüngere Menschen sind deutlich niedriger als

Mehr

Patientenberatung für mehr Entscheidungsteilhabe und Gesundheit. Prof. Dr. Marie-Luise Dierks

Patientenberatung für mehr Entscheidungsteilhabe und Gesundheit. Prof. Dr. Marie-Luise Dierks Patientenberatung für mehr Entscheidungsteilhabe und Gesundheit Prof. Dr. Marie-Luise Dierks Die neue Rolle der Nutzer Die Nutzer als Gegengewicht zur Dominanz der Anbieterinteressen auf der Mikro-, Mesound

Mehr

Kommentierung zur Statistik 2009

Kommentierung zur Statistik 2009 Kommentierung zur Statistik 2009 Netzwerk Selbsthilfe und Ehrenamt Kreis Steinfurt Träger: Paritätischer Wohlfahrtsverband Kreisgruppe Steinfurt Die Arbeit des Netzwerks im Bereich Selbsthilfe Das Netzwerk

Mehr

Mensch - Natur. Leitbild

Mensch - Natur. Leitbild Mensch - Natur Leitbild Unser Auftrag Die berufliche und soziale Integration verstehen wir als gesellschaftspolitischen Auftrag. Wir fördern versicherte Personen in ihrem individuellen Lern- und Entwicklungsprozess.

Mehr

Das St.Galler Bündnis gegen Depression nimmt Form an

Das St.Galler Bündnis gegen Depression nimmt Form an Das St.Galler Bündnis gegen Depression nimmt Form an Ausblick mit Dr. med. Thomas Meier Psychiatrie-Dienste Süd des Kantons St.Gallen Leiter Steuergruppe St.Galler Bündnis gegen Depression Inhalt Zahlen

Mehr

Zukunftsperspektiven in der Eingliederungshilfe, insbesondere der Familienpflege Bundestagung Familienpflege am September 2010 in Münster

Zukunftsperspektiven in der Eingliederungshilfe, insbesondere der Familienpflege Bundestagung Familienpflege am September 2010 in Münster LWL-Behindertenhilfe Westfalen 1 Zukunftsperspektiven in der Eingliederungshilfe, insbesondere der Familienpflege - 25. Bundestagung Familienpflege am 22.-24.September 2010 in Münster Michael Wedershoven

Mehr

Vernetzungsveranstaltung Kommunale Gesundheitskonferenzen KGK Jobcenter. Fallmanagement (FM) im Jobcenter Köln

Vernetzungsveranstaltung Kommunale Gesundheitskonferenzen KGK Jobcenter. Fallmanagement (FM) im Jobcenter Köln Fallmanagement im JC Köln Vernetzungsveranstaltung Kommunale Gesundheitskonferenzen KGK Jobcenter Fallmanagement (FM) im Jobcenter Köln Brigitte Carl Jobcenter Köln Zentrale Steuerung und Fachkoordination

Mehr

Der ergänzende Lohnkostenzuschuss nach diesem Programm wird auf Grundlage des 53 Abs. 3 SGB XII als freiwillige Leistung gewährt.

Der ergänzende Lohnkostenzuschuss nach diesem Programm wird auf Grundlage des 53 Abs. 3 SGB XII als freiwillige Leistung gewährt. Förderprogramm des Landkreises Konstanz ergänzende Eingliederungshilfeleistungen zur Integration ins Arbeitsleben für wesentlich behinderte Menschen im Sinne des 53 Abs. 3 SGB XII Präambel Der KVJS und

Mehr

Sozialpsychiatrischer Dienst Aufgaben und Struktur Vorstellung im Pflegenetz Dresden

Sozialpsychiatrischer Dienst Aufgaben und Struktur Vorstellung im Pflegenetz Dresden Aufgaben und Struktur 16.10.2013 Vorstellung im Pflegenetz Dresden Landeshauptstadt Dresden Klientel Volljährige, von psych. Erkrankung bedrohte und betroffene Menschen Störungen aus dem schizophrenen

Mehr

Psychische Gesundheit in Bayern - ein Überblick. Dr. Joseph Kuhn

Psychische Gesundheit in Bayern - ein Überblick. Dr. Joseph Kuhn Psychische Gesundheit in Bayern - ein Überblick Dr. Joseph Kuhn Gesundheitsberichterstattung Eine Bestandsaufnahme der Gesundheitsversorgung nach den verschiedenen Teilbereichen, Krankheitsarten, Regionen

Mehr

Psychisch erkrankte Eltern in der Münchner Sozialpsychiatrie

Psychisch erkrankte Eltern in der Münchner Sozialpsychiatrie Psychisch erkrankte Eltern in der Münchner Sozialpsychiatrie 26. November 2013 Mike Seckinger Ambulante Erziehungshilfen Seckinger 1 Einordnung der Studie Bundesweit fehlen generalisierbaren Daten zum

Mehr

Sicherheit im Skisport. Sicherheit im Skisport. Unfälle und Verletzungen im alpinen Skisport

Sicherheit im Skisport. Sicherheit im Skisport. Unfälle und Verletzungen im alpinen Skisport Sicherheit im Skisport Sicherheit im Skisport Herausgegeben von der Unfälle und Verletzungen im alpinen Skisport Zahlen und Trends 2012/2013 In Kooperation mit der Unfälle und Verletzungen im alpinen Skisport

Mehr

Kinder psychisch kranker Eltern Vernetzung von Hilfen und Kooperation der Hilfesysteme

Kinder psychisch kranker Eltern Vernetzung von Hilfen und Kooperation der Hilfesysteme Kinder psychisch kranker Eltern Vernetzung von Hilfen und Kooperation der Hilfesysteme am Beispiel der Region Kassel 14.09.2012 Psychisch kranke Erwachsene sind auch Eltern 9% - 30% der Patienten in Psychiatrischen

Mehr

Akademisches Lehrkrankenhaus der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Unser Leitbild

Akademisches Lehrkrankenhaus der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Unser Leitbild Akademisches Lehrkrankenhaus der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz Unser Leitbild Präambel Das Leitbild des Pfalzklinikums formuliert aus der Perspektive der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Führungspersonen,

Mehr

Sozialpsychiatrischer Dienst in der Integrierten Versorgung. Klaus Jansen Geschäftsführender Vorstand Kölner Verein für Rehabilitation e.v.

Sozialpsychiatrischer Dienst in der Integrierten Versorgung. Klaus Jansen Geschäftsführender Vorstand Kölner Verein für Rehabilitation e.v. Sozialpsychiatrischer Dienst in der Integrierten Versorgung Klaus Jansen Geschäftsführender Vorstand Kölner Verein für Rehabilitation e.v. 2000: SGB V 140a-d Krankenkassen können Verträge mit verschiedenen

Mehr

SchuldnerAtlas Region Stuttgart 2014

SchuldnerAtlas Region Stuttgart 2014 Wirtschaftsauskünfte Inkasso Marketing Creditreform Stuttgart Strahler KG Postfach 10 08 41, 70007 Stuttgart Theodor-Heuss-Str. 2, 70174 Stuttgart Telefon 07 11 / 66 41-104 Telefax 07 11 / 66 41-200 Internet

Mehr

Beschäftigung von besonders betroffenen Menschen mit Behinderungen und Werkstätten für behinderte Menschen

Beschäftigung von besonders betroffenen Menschen mit Behinderungen und Werkstätten für behinderte Menschen Beschäftigung von besonders betroffenen Menschen mit Behinderungen und Werkstätten für behinderte Menschen Unterstützte Beschäftigung Für Menschen mit Behinderungen mit besonderem Unterstützungsbedarf

Mehr

Lokaler Arbeitsmarkt stabilisiert: mehr Beschäftigte und Erfolge bei der Arbeit des Jobcenters / Stadtrat Schenke zieht Bilanz für 2015

Lokaler Arbeitsmarkt stabilisiert: mehr Beschäftigte und Erfolge bei der Arbeit des Jobcenters / Stadtrat Schenke zieht Bilanz für 2015 Der Magistrat Presse-Information Amt für Öffentlichkeitsarbeit Fabian Iskandar El Cheikh Amtsleiter Telefon +49 (0) 69 8065 2846 Telefax +49 (0) 69 8065 3197 info@offenbach.de Nummer: / 16 / fel Dateiname:

Mehr

Die Planung und Prognose bei Menschen mit einer psychischen Erkrankung / Menschen mit einer seelischen Behinderung. - Vortrag Februar

Die Planung und Prognose bei Menschen mit einer psychischen Erkrankung / Menschen mit einer seelischen Behinderung. - Vortrag Februar Die Planung und Prognose bei Menschen mit einer psychischen Erkrankung / Menschen mit einer seelischen Behinderung - Vortrag Februar 2009 - Jochen Hammerschick Birkenstrasse 1, 34587 Felsberg Tel.: 05665

Mehr

Seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und deren Familien nachhaltig fördern - Bildung eines Kinder- und Jugendpsychiatrischen Verbundes

Seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und deren Familien nachhaltig fördern - Bildung eines Kinder- und Jugendpsychiatrischen Verbundes Seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und deren Familien nachhaltig fördern - Bildung eines Kinder- und Jugendpsychiatrischen Verbundes Landesinitiative Starke Seelen MGEPA Projektpartnerschaft

Mehr

Der Arbeitsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Heidelberg

Der Arbeitsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Heidelberg Der Arbeitsmarkt im Bezirk der Agentur für Arbeit Heidelberg Berichtsmonat Dezember 2007 Agentur für Arbeit Heidelberg Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Dezember 2007 3.1.2008 Guter Einstieg in das

Mehr

Holger Adolph (DVSG)

Holger Adolph (DVSG) Holger Adolph (DVSG) SOZIALE ARBEIT: BERATUNGSSPEKTRUM, RESSOURCEN UND BELASTUNGEN IM VERGLEICH VON AKUT-UND REHABILITATIONSKLINIKEN Soziale Aspekte in der Gesundheitsversorgung 2. Dezember 2016 in Münster

Mehr

Keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit - 10 Folien zum 10. Geburtstag am

Keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit - 10 Folien zum 10. Geburtstag am Keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit - 10 Folien zum 10. Geburtstag am 10.10. Dr. Thomas Götz Landesbeauftragter für Psychiatrie Q: Eames Office Keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit aber

Mehr

Wohnen für Menschen mit psychischen Erkrankungen

Wohnen für Menschen mit psychischen Erkrankungen Unterstützung beim Wohnen für Menschen mit psychischen Erkrankungen Impuls zum Forum 2 Landespsychiatrietag Stuttgart, 27. Juni 2015 Wohnen für Menschen mit psychischen Erkrankungen Selbst- Versorgung

Mehr

Kurzbeschreibung der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV)

Kurzbeschreibung der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) Kurzbeschreibung der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) Was ist SAPV? Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) will die Lebensqualität und Selbstbestimmung schwerstkranker

Mehr

Sicherheit im Skisport. Unfälle und Verletzungen im alpinen Skisport

Sicherheit im Skisport. Unfälle und Verletzungen im alpinen Skisport Sicherheit im Skisport Unfälle und Verletzungen im alpinen Skisport Zahlen und Trends 2011/2012 Herausgegeben von der In Kooperation mit der Unfälle und Verletzungen im alpinen Skisport Zahlen und Trends

Mehr

Schicksal Demenz Was brauchen die Betroffenen und ihre Angehörigen

Schicksal Demenz Was brauchen die Betroffenen und ihre Angehörigen Schicksal Demenz Was brauchen die Betroffenen und ihre Angehörigen Sabine Jansen Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.v. Selbsthilfe Demenz Kooperationstagung Demenz Gemeinsam für eine bessere Versorgung

Mehr

Heute pflegen und morgen arm? Kosten und Qualität von Pflege. Silke Niewohner

Heute pflegen und morgen arm? Kosten und Qualität von Pflege. Silke Niewohner Heute pflegen und morgen arm? Kosten und Qualität von Pflege Silke Niewohner Die Stimme der pflegenden Angehörigen in Deutschland Interessenvertretung begleitender Angehöriger und Freunde in Deutschland

Mehr

Leitbild der AWO SANO

Leitbild der AWO SANO SANO Leitbild der AWO SANO Mutter-/Vater-Kind-Kuren Mutter-/Vater-Kind-Klinik Ostseebad Rerik Mutter-Kind-Klinik «Strandpark» Kühlungsborn Mutter-Kind-Klinik Ostseebad Baabe/Rügen Gesundheitszentrum Am

Mehr

Datenauswertung Dot.sys 2014 für das Land Brandenburg

Datenauswertung Dot.sys 2014 für das Land Brandenburg Datenauswertung Dot.sys 2014 für das Land Brandenburg Im Jahr 2014 beteiligten sich wie im Vorjahr insgesamt 8 Fachstellen an der Datenerfassung mit Dot.sys. Neben den 5 Überregionalen Suchtpräventionsfachstellen

Mehr

Zukunftsweisendes Personalmanagement

Zukunftsweisendes Personalmanagement Ehrhard Flato Silke Reinbold-Scheible Zukunftsweisendes Personalmanagement Herausforderung demografischer Wandel Fachkräfte gewinnen Talente halten Erfahrung nutzen 3 1 Fakten zur demografischen Entwicklung

Mehr

Generelle Einschätzung der zukünftigen Bedeutung von Telematik und Telemedizin

Generelle Einschätzung der zukünftigen Bedeutung von Telematik und Telemedizin I N S T I T U T F Ü R D E M O S K O P I E A L L E N S B A C H Der Einsatz von Telematik und Telemedizin im Gesundheitswesen aus Sicht der Ärzteschaft * - Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick - Breite

Mehr

Segel Setzen 2014 Die Rolle der SpDis im Sozialraum 20./ Hannover

Segel Setzen 2014 Die Rolle der SpDis im Sozialraum 20./ Hannover Segel Setzen 2014 Die Rolle der SpDis im Sozialraum 20./21.03.14 Hannover Forum: Der Sozialraum ist überfordert Gemeinwesenarbeit und Regionale Versorgungsverpflichtung Dr. Klaus Obert Ute Müller-Ridinger

Mehr

Statistisches Bundesamt

Statistisches Bundesamt Wiesbaden, 29. Juli 2010 Pressekonferenz Alleinerziehende in Deutschland Ergebnisse des Mikrozensus 2009 am 29. Juli 2010 in Berlin Statement von Präsident Roderich Egeler Es gilt das gesprochene Wort

Mehr

13. Wahlperiode

13. Wahlperiode 13. Wahlperiode 03. 12. 2002 Kleine Anfrage der Abg. Heike Dederer GRÜNE und Antwort des Sozialministeriums Ambulante Rehabilitation in Baden-Württemberg nach Einführung des SGB IX Kleine Anfrage Ich frage

Mehr

Psychiatrie PP.rt Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Reutlingen Psychiatrische Tagesklinik Gerontopsychiatrie, Station 21

Psychiatrie PP.rt Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Reutlingen Psychiatrische Tagesklinik Gerontopsychiatrie, Station 21 Psychiatrie PP.rt Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Reutlingen Oberlinstraße 16, 72762 Reutlingen, Tel. 07121 9200-15111, Fax 07121 9200-15112 E-Mail: info@pprt.de Psychiatrische Tagesklinik

Mehr