Pfarrkirche Wünnewil. Untersuchung der Farbfassungen im Innenraum 2011/2012. Erste Ergebnisse Atelier Fasel, Konservierung und Restaurierung Tafers

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1 Pfarrkirche Wünnewil Untersuchung der Farbfassungen im Innenraum 2011/2012 Erste Ergebnisse Atelier Fasel, Konservierung und Restaurierung Tafers

2 Pfarrkirche Wünnewil (FR) Untersuchung Farbfassung Innenraum 1. Chor 1.1 Gewölbe Das Rundgewölbe mit Stern und Kreuz zeigt sich in einer blauen Farbgebung, und roten Bandeinfassungen. Die Originale Farbfassung zeigte sich im Bereich der Sterne authentisch, nur das Kreuz zeigte sich in einem roten Grund und blauen Bandeinfassung. Abb. 1: Detail Stern am Gewölbe. Abb. 2: Detail Kreuz am Gewölbe. Kirche Wünnewil Ort Farbfassung Innenraum Untersuchung: Gewölbe Beton 1 Fassung (älteste vorh.) Stern: blauer Hintergrund mit roter Einfassung und Ocker?- Kreuz roter Grund mit blauer Einfassung original. 2 Stern: blauer Hintergrund mit roter Einfassung und Ocker?- Kreuz blauer Grund mit roter Bandeinfassung 3 Beiger Anstrich nur Gewölbefläche? Am Gewölbe ist eine erneute Nachsondierung dringend notwendig, da bislang noch nicht alle Flächen untersucht werden konnten. 2

3 1.2 Wandflächen Die jüngste aktuelle Farbfassung ist in einem helleren beige und wirkt etwas stumpf. Die Originalfassung gestaltet sich wie folgt: Wände Pfeiler Ockergelb original (roter Sockel 2Schichtig nicht original) Rundbogen Innenseite Rot original Wandfläche Grau-Blaufassung mit rotem Sockel und grünem Band original? Gewölbe- Stern, blauer Hintergrund mit roter Einfassung, Kreuz roter Grund mit blauer Einfassung original. Chorbogenwand blaue Fassung (Nachsondierung!) Detail Sondierung Pfeiler Chor Abb. 3: Detail Sondierung. Kirche Wünnewil Ort Farbfassung Innenraum Untersuchung: Wandfläche Pfeiler Nord Beton 1 Fassung (älteste vorh.) Erste Fassung Ocker bis Boden, ohne Sockel 2 Sockel- Heller Anstrich, Filet? Oben Ocker 3 Sockel- schwarzer Anstrich, oben Ocker 4 Sockel- Roter Anstrich, oben Ocker 5 Sockel- Roter Anstrich, oben Ocker 6 Aktuelle Farbgebung Die Wandflächen im Chor sind analog wie im Schiff gestaltet (siehe Sondierung Schiff Wandflächen). 3

4 2. Schiff 2.1 Schiff Gewölbe Gewölbe: Kassettierung grau mit blauem Band 4cm inkl. Abwicklung, Grauer Anstrich bis Pfeilerfläche siehe Horizontalbegrenzung. Jüngster Eingriff ist ein feines Textilgewebe über den Rissen aufgebracht (deutlich erkennbar im Streiflicht). Auch der Akustikputz ist in Zusammenhang mit der jüngsten Renovation entstanden. Abb. 3: Detail horizontalbegrenzung Gewölbe und Wandfläche. Abb. 5: Detail Sondierung Decke. Kirche Wünnewil Ort Farbfassung Innenraum Untersuchung: Gewölbe Beton 1 Fassung (älteste vorh.) Grauer Anstrich in der Fläche mit 4cm blauem Band. Der Anstrich des Gewölbes endet auf der Pfeilerseite auf der Höhe Gewölbeanschluss mit einem 18cm breiten horizontal verlaufenden Band. 2 Grauer Anstrich mit Akustikputz 4

5 2.2 Schiff Wandfläche Fassadenseitig Wandfläche bei Fenster inkl. Rundbogen Blaufassung mit rotem Sockel und grünem Band Detail Sondierung Wandfläche und Sockel Schiff Kirche Wünnewil Ort Farbfassung Innenraum Untersuchung: Wandfläche Nord 1 Fassung (älteste vorh.) Erste Fassung Hellgrau, ohne Sockel sondern bis auf Boden 2 Roter Anstrich(Sockel) Oben Hellgrau 3 Erneuter roter Anstrich mit grüner Bandeinfassung, oben Hellgrau 4/5 Heutiger Anstrich Bemerkung: Ob hier die erste rote Sockelzone bereits zum Original gehört kann nur vermutet werden. Bislang konnte auf jeden fall der Hellgraue Anstrich im unteren Bereich nicht klar nachgewiesen werden, sondern nur der rote Anstrich auf dem Verputz. Auch das grüne dekorative Band, ob dies bereits eine erste sehr frühe Überarbeitung in der Sockelzone ist. Oder ob der monochrome hellgraue Anstrich zu fad erschien in Zusammenhang mit der Architektur, dies ist nicht auszuschliessen. Bemerkenswert ist jedoch, dass die roten Anstriche Nr.2 und Nr.3 nicht die gleiche Qualität haben, also deutlich anders gebunden mit dem Bindemittel. Somit ist der Anstrich Nr.2 sehr dünn auf dem Putz (deutet auf ein rein mineralischer Anstrich, Kalk hin). 5

6 2.3 Schiff Pfeilerflächen Innenseite mit grossem Rundbogen und Pfeilerfläche zum Anschluss Decke Schiff. Detail Sondierung Wandfläche Pfeiler Innenseite mit grossem Rundbogen Schiff, und Anschluss Gewölbe Detail Sondierung Wandfläche Pfeiler Innenseite und Fläche Schiff Im Sockelbereich stellt sich die Frage, ob bei der ersten Fassung der rote Sockel original Aufgetragen wurde, oder ob dies eine sehr frühe Überarbeitung ist und gleichzeitig als Schutz diente. (Siehe bereits 2.2) Kirche Wünnewil Ort Farbfassung Innenraum Untersuchung: Wandfläche Pfeiler Schiff 1 Fassung (älteste vorh.) Erste Fassung Hellblau Innenseite Rundbogen, Fläche Schiff Grau 2 Sockelzone ist ein roter Anstrich,2.Fassung? Heller Beiger Anstrich auf der Fläche 6

7 2.4 Wandfläche Pfeiler Innenseite mit kleinem Rundbogen Seitenschiff Detail Sondierung Wandfläche Pfeiler Innenseite mit kleinem Rundbogen Seitenschiff Kirche Wünnewil Ort Farbfassung Innenraum Untersuchung: Wandfläche Pfeiler Schiff 1 Fassung (älteste vorh.) Roter Anstrich, Oxidrot 2 Heller Beiger Anstrich 7

8 3. Empore 3.1 Untersicht Empore Bei der Untersicht zeigt sich, dass abwechslungsweise eine hälfte Graugrün und die andere Blau gestrichen ist. Die Farbgebung unterstützt also die wechselnde Architektur im Gewölbe. Detail Sondierung Untersicht Kirche Wünnewil Ort Farbfassung Innenraum Untersuchung: Wandfläche Nord 1 Fassung (älteste vorh.) Erste Fassung Hellblau mit Graugrün im Gewölbe 2 Heller Beiger Anstrich 8

9 3.2 Wandflächen Bei den Wandflächen auf der Westseite, Ausgang der Kirche, konnte festgestellt werden, dass sich lediglich der jüngste Anstrich zeigt. Somit wurde bei der letzten Renovation ein neuer Verputz mit Anstrich aufgetragen. Lediglich auf den Äusseren Wandflächen wie Emporenaufgang zeigen sich noch ältere Anstriche in einem Rot. Detail Sondierung Wandfläche Kirche Wünnewil Ort Farbfassung Innenraum Untersuchung: Wandfläche West 1 Fassung (älteste vorh.) Erste Fassung Rot im Bereich der Fensteröffnung, ohne Sockelzone sondern bis auf Boden 2 Heller Beiger Anstrich 9

10 3.3 Emporenbrüstung Schiffseitig Detail Sondierung Empore Schiff Abb.: Detail Sondierung. Kein Foto Kirche Wünnewil Ort Farbfassung Innenraum Untersuchung: Wandfläche Empore Brüstung 1 Fassung (älteste vorh.) Heller Grauer Anstrich- wie auf der Wandfläche Schiff und Pfeilerfläche. 2 Heller Beiger Anstrich 3.4 Emporen Aufgang Der Aufgang bei der Empore zeigt sich in einem grün-roten Farbkleid. Abwechslungsweise sind die Wandabschnittflächen grün oder rot gestrichen. Das Gewölbe zeigt einen hellen blauen Anstrich wie im Schiff auf den Pfeilerinnenseiten. Das originale Farbkonzept kann vor Ort erkannt und nachvollzogen werden. 10

11 Detail Sondierung Gewölbe Emporen Aufgang Detail Sondierung Gewölbe Emporen Aufgang Kirche Wünnewil Ort Farbfassung Innenraum Untersuchung: Wandfläche West-Süd 1 Fassung (älteste vorh.) Erste Fassung Grüner Anstrich und Roter Anstrich 2 Heller Beiger Anstrich Wandfläche Innenraum zur Tür Auf dieser Wandfläche nur Türseitig, zeigt sich der gleiche Fassungsaufbau wie bereits im Schiff siehe Pos Es ist auch hier nicht ganz klar ob der rote Sockelbereich mit grünem Band Original ist, oder bereits eine sehr frühe Überarbeitung. 11

12 Detail Sondierung Wandflächen Emporen Aufgang Detail Sondierung Wandflächen Emporen Aufgang Kirche Wünnewil Ort Farbfassung Innenraum Untersuchung: Wandfläche West-Süd 1 Fassung (älteste vorh.) Erste Fassung blauer Anstrich mit roter Sockelzone und grünem Band, 2 Heller Beiger Anstrich Gerade hier im Treppenbereich konnte eine sehr wichtige Feststellung gemacht werden. Auf der grünen Wandflächen welche bis zum Anschluss Treppe reichen, ist der rote Sockel mit grünem Band aufgemalt. Es zeigt sich also hier in diesem Bereich, dass der dekorative Sockel nicht der älteste Anstrich ist. Jedoch ist nicht auszuschliessen, dass es sich um eine sehr frühe Intervention handelt. Es stellt sich also die Frage ob im Schiff Bereich Wandflächen die Sockelzone überhaupt original ist, oder der monochrome Anstrich bis auf den Boden reicht wie es im Chor der Fall ist. 12

13 4. Kapelle Detail Sondierung Wandflächen Kapelle Kirche Wünnewil Ort Farbfassung Innenraum Untersuchung: Wandfläche West-Süd 1 Fassung (älteste vorh.) Erste Fassung dekorativ Gelb-Grün Wellenförmiges Muster 2 Heller Beiger Anstrich Bemerkungen zur Untersuchung Der älteste vorhandene Anstrich ist nicht lösbar mit Abbeizzer, das Bindemittel dürfe hier daher mineralischer Herkunft sein, aber definitiv keine Leimfarbe. Gleiche Anzeichen gibt es aber auch bei Kaseinanstrichen aus dieser Zeit. Der rote Sockel im Bereich des Pfeilers im Schiff (Nordseite) ist auf einem weissen Grund aufgetragen. Die Technik ist hier eher lasierend und konnte nur an dieser partiellen Stelle festgestellt werden. Die übrigen Anstriche sind deutlich deckender im Erscheinungsbild. Erst die jüngsten Anstriche der letzten Renovationen bildeten den eigentlichen Schaden, ein viel zu harter Farbfilm lässt die Beschichtung auf der Oberfläche abplatzen. Der Dispersionsanstrich ist somit auch die Ursache für die Kondenswasser Bildung auf der Wandfläche, und der starken Verschmutzung. Die Sondierungen in der Pfarrkirche sollten bei Renovationsbeginn vorgängig noch einmal eruiert werden. 13

14 5. Konservierungs- und Restaurierungskonzept 5.1 Innere Oberfläche- Farbkonzept Die gesamte Innenraumhülle ist feucht zu reinigen. Risse sind vorsichtig zu öffnen (Schwalbenschwanz) und neu zu Kitten mit einem geeigneten Füllstoff (Gips mit Plextol). Da voraussichtlich die älteren Anstriche nicht komplett entfernt werden können, ist partiell bei Anstrichabplatzungen der Anstrich mechanisch zu entfernen. Beim applizieren eines neuen Anstriches ist darauf zu achten, dass dieser keine zusätzlichen Spannungen auf der Altbeschichtung erzeugt. Es wird daher ein Farbsystem der Firma Keim (Quarzil) empfohlen. Nicht auszuschliessen sind jedoch auch Produkte wie Siliconharzfarben oder Kasein- Tempera und Leimfarben. 5.2 Innenraumausstattungselemente Hauptaltar- Massnahme Der Altar ist in einem ersten Schritt trocken zu reinigen. Die Oberflächenverschmutzung zeigt sich auf der ganzen Oberfläche inklusive dem holzgeschnitzten Relief mit Polychromie und Vergoldung. Partiell sind stärkere Verschmutzungen zu erkennen. Hier wird empfohlen mit einem Lösemittelgel eine Reinigung auszuführen. Der ganze Altar ist weiter auf seine Konstruktionsstabilität zu prüfen. Offene Fugen sind zu schliessen und Farblich ans Original anzugleichen. Reinigen der gesamten Altaroberfläche mit Polychromie und Vergoldung Lose Farbschollen sind zu festigen und zu konservieren. Firnisabnahme auf dem holzgeschnitzten Relief störende Retuschen sind zu entfernen und durch Neue zu ersetzen Fehlstellen sind zu kitten und farblich zu integrieren Neuer Firnisauftrag auf dem Relief Altar auf Konstruktionsstabilität prüfen, loser mangelhafte Fugen sind zu ersetzen und zu ergänzen. Weitere Massnahmen für die restlichen Kulturgüter sind in Bearbeitung. Christoph Fasel Dipl. Restaurator FH ATELIER FASEL Konservierung und Restaurierung von Kulturgut und Baudenkmal Kirchweg Tafers Tel Nat christophfasel@bluewin.ch 14