AGGRESSION AUF BOSNIEN-HERZEGOWINA ( )
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- Edwina Vogt
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1 AGGRESSION AUF BOSNIEN-HERZEGOWINA ( ) Der jugoslawische Staat war in administrativ-territorialer Hinsicht in sechs Bundeseinheiten bzw. Republiken gegliedert. Vojvodina und Kosovo hatten den Status der autonomen Provinzen. Die politische Organisation Jugoslawiens hatte zentralistische Eigenschaften, was sich in vor allem größtem Finanzmittelzustrom in die Bundesmachtorgane manifestierte, Machtorgane die auch alle politischen Hebel kontrollierten. Belgrad, als die Hauptstadt, war das Zentrum aller politischer, ökonomischer und anderer Subjekte. Die kommunistische Ordnung in Jugoslawien war streng bewahrt, vor allem durch die geheime Polizei (UDBA), die in ihrer Praxis auch vor Morden nicht halt machte. Jede Person im Inland oder Ausland, die irgendwie unter Verdacht stand, wurde verfolgt und das Belauschen von Telefongesprächen der einzelnen Personen, Institutionen und besonders der Religionsgemeinschaften war üblich. Die Ausübung von speziellen Aufgaben wurde vom Gegengeheimdienst (KOS) ausgeübt, und dessen Agenten Kosovci genannt, arbeiteten nach gleichen Methoden wie die Udbaši (Geheimpolizisten). Verfolgungen, Gewalt, Gefängnis und Schikanen waren die Haupteigenschaften der kommunistischen Regierung gegen die Religionsgemeinschaften. Atheistische Ordnung, die die Regierung propagierte, fiel über alle religiösen Gemeinschaften in Jugoslawien her, besonders den Islam und die Moslems. Die größten Leiden der Religionsanhänger, vor allem durch Einzel- oder Massenhinrichtungen, ereigneten sich im Jahre Den Tod durch das Maschinegewehr der Partisanen fanden viele Priester, besonders viele Imame (moslemische Vorbeter), Muderise (Hochschullehrer) oder Alime (Gelehrten) und andere Verfolgungen und Gewalt wurden auch in den Nachkriegsjahren praktiziert. Priester aller Konfessionen standen vor dem Standesgericht oder wurden durch unterstellte Gerichtsverhandlungen verurteilt. Durch Verfolgungen und Leiden war die Anzahl von Priestern und Imamen im Land immer kleiner. Das Vermögen der Religionsgemeinschaften wurde beschlagnahmt. Die Medressen (islamische juristisch-theologische Hochschule), moslemische Kloster und Moscheen wurden geschlossen. Die genannten moslemischen Gebäude wurden zu Lagern, Warenhäusern und Gasthäusern. Die moslemischen Friedhöfe wurden umgeackert und in Parks verwandelt, mit öffentlichen Toiletten, und die Gräber und Grabsteine wurden vernichtet. Die Religionsvereinigungen und -Presse wurden verboten. Die staatlichen Verfolgungen von Religionsgemeinschaften und Kirchen wurden erst im Jahre 1960 reduziert und danach wurden Erziehungs- und Bildungsanstalten stufenweise wiedereröffnet. Durch die Agrarreform wurden die Landwirtschaftsgüter der moslemisch-religiösen Stiftungen als auch moslemisches Land weggenommen. Die neue Regierung und der neue Staat kannten kein Privateigentum. Es war nach sozialistischer Deutung ein Symbol des Kapitalismus. Wegen des Konflikts Tito-Stalin war die KPJ (Kommunistische Partei Jugoslawiens) selbst gespalten. Durch Spitzel der UDBA (Jugoslawischer Geheimdienst), Verhaftungen und Gerichtsverhandlungen wurden Tausende von Menschen verfolgt und verurteilt. Für diese politischen Gefangenen wurden spezielle Gefängnisse organisiert, von denen das bekannteste die Insel Goli otok war. Durch die Verfassung aus dem Jahr
2 1963 wurde die Arbeiterselbstverwaltung eingeführt und die sogenannten Arbeiterräte wurden gegründet. Es war eine kommunistische Lügengeschichte, dass die Arbeiter die Industrie, das Gewerbe, den Handel und die Landwirtschaft geleitet hätten. Die Lage der Bauern in Bosnien-Herzegowina nach 1945 war sehr schwer. In Cazinska Krajina kam es zur Unzufriedenheit der Bauern wegen der Armut und der schweren Lage. Diese Unzufriedenheit ging in die organisierte Bewegung über, mit dem Ziel, die gewalttätige kommunistische Regierung in Jugoslawien umzustürzen. Der Aufstand brach am 06. Mai 1950 in Cazin aus, aber bald breitete er sich bis auf Kordun in Kroatien aus. Durch jugoslawische Armee wurde der Aufstand im Keim erstickt, die Organisatoren des Aufstandes wurden getötet und die überlebenden Rebellen wurden zum Tode verurteilt oder zur langjährigen Zwangsarbeit. Die Verwandten der Rebellen mussten gezwungenermaßen in andere Regionen übersiedeln. Eine undemokratische politische Verfassung und die unbeendete Wirtschafts- und Schulreform verursachten Ende der 60-er und Anfang der 70-er massenhafte Demonstrationen, vor allem von Studenten. In Kroatien wurde die demokratische Bewegung Hrvatsko proljeće (Kroatischer Frühling) organisiert, in Bosnien-Herzegowina gab es eine ähnliche Bewegung namens Mladi Muslimani (Junge Moslems), die sich für die Einführung der nationalen Gleichberechtigung der Moslems (Bosniaken) in Jugoslawien einsetzten. Diese Bewegungen wurden als staatsfeindlich bezeichnet und ihre Mitglieder wurden verhaftet und zu Freiheitsstrafen verurteilt. Alle gesellschaftlichen Ereignisse in Jugoslawien sandten klare Zeichen zur Reorganisation der inneren Verhältnisse im Land aus. Jugoslawien bekam eine neue Verfassung im Jahre 1974 mit der größere Befugnisse den Republiken gegeben wurden in Bezug auf zentrale Macht. Diese Verfassung hat endlich die Nationalität der Moslems anerkannt, so dass nationale Angehörigkeit durch das famose große M (Moslem) gezeigt wurde. Nach dem Tod von Josip Broz Tito 1980 folgte die schnelle ökonomische und politische Destabilisierung Jugoslawiens. Die Macht wurde vom Präsidium übernommen, das aus Vertretern aller Republiken und autonomen Provinzen bestand, als auch dem Generalstab der sogenannten Jugoslawischen Volksarmee. Der politische Status von Bosnien-Herzegowina war weit von der Gleichberechtigung in Bezug auf andere Republiken. Neben ökonomischen und politischen Veränderungen war Jugoslawien auch mit der Stärkung des serbischen Nationalismus konfrontiert, mit der Vision eines Großserbiens, eines ethnisch sauberen Staates, was Jugoslawien erschüttert und zum Zusammenbruch geführt hat. Der Nationalismus hat sich offen in den Beziehungen zwischen den Serben und Albanern in der autonomen Provinz Kosovo gezeigt. Seit 1989 gab es offene Konflikte, die Ende 1990 den Höhepunkt erreichten, wobei sich die Jugoslawische Volksarmee einmischte, die durch die Präsenz der Panzer auf den Straßen zu kriegsähnlichen Zuständen führte. Der Zusammenbruch an der politischen Szene geschah beim XIV Kongress des Zentralkomitees des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens Anfang Unter dem Einfluss der serbischen Nationalisten, geleitet vom Führer Slobodan Milošević, hat die Partei den Zusammenbruch erlebt und somit begann auch der Zusammenbruch Jugoslawiens, eines Staates, der für die Moslems wie ein Ge-
3 fängnis war. Es waren kommunistische Lügengeschichten, dass das Bestehen von Bosnien-Herzegowina vom Bestehen des jugoslawischen Staates abhing. Über das Bestehen von Bosnien-Herzegowina seit dem Mittelalter bis heute haben immer die guten Bosniaken entschieden, Bosnier und andere Völker, die sich nach Bosnien umsahen. Bosnien-Herzegowina war die einzige der sechs jugoslawischen Republiken, wo keine der ethnischen Gruppen die absolute Mehrheit hatte: Moslems (Bosniaken) machten 44 Prozent aus, Serben 31 und die Kroaten 17 Prozent, und die Bevölkerung war bis zum Anfang der Aggression von den Nachbarn im Osten und Westen auf dem ganzen Territorium der Republik Bosnien-Herzegowina vermengt. Die Aggression auf Bosnien-Herzegowina 1992 hat eine lange Vorgeschichte. Es gab immer Aspirationen nach dem bosnisch-herzegowinischen Land - entweder vom Osten oder vom Westen (Belgrad oder Zagreb). Ihre Absicht war, bestimmte Teile oder das ganze BuH den benachbarten Staaten anzuschließen, den Staaten, die megalomanische Eroberungs-Ambitionen zeigten und durch diese Ambitionen nationalistische Programme haben immer vor dem Namen ihres Staates das Adjektiv Groß vorgestellt. In der nahen oder weiteren Vergangenheit war das typisch für jedes nationalistische Programm (Groß-Serbien, Groß-Kroatien, Groß-Bulgarien, Groß-Albanien u.a.) auf dem Balkan. Nur gab es nie eine Idee vom Schaffen von Groß-Bosnien. Das nationale Erwachen von Serben hatte seit eh und je seinen Keim in der imperialen, hegemonistischen Politik. Serbische Historiker, Schriftsteller, Geographen und Politiker haben es sich nur ausgedacht, dass die Serben das größte Volk auf dem Balkan seien, dass sie ein himmlisches Volk wären, dass es notwendig wäre, dass gerade sie die nationale Wiedervereinigung jugoslawischer Völker ausüben sollten. Solch ein Programm entstand im Jahre 1844 durch das Werk Načertanije (Entwurf) geschrieben vom serbischen Minister Ilija Garašanin. Dieses Dokument war mehr als ein halbes Jahrhundert geheim gehalten und wurde erst in den 30-er Jahren des XX Jahrhunderts veröffentlicht. Gerade diese nationale Frage und die ständige serbische Absicht, die Dominanz zu behalten, hat das ehemalige Jugoslawien schwächer gemacht, und es wurde auch nicht durch die Abmachung mit Kroaten 1939 gestärkt (Abmachung zwischen Dragiša Cvetković und Vlatko Maček), eine Abmachung die ein Ziel hatte - Bosnien-Herzegowina zu teilen, was zu ihrem Verschwinden führen würde. Ein identisches Übereinkommen über die Teilung Bosnien-Herzegowinas erreichte man 1991 in Karađorđevo (Übereinkommen zwischen Slobodan Milošević und Franjo Tuđman). So befand sich Bosnien-Herzegowina immer zwischen jenen, welche die Idee von Groß-Serbien oder Groß-Kroatien pflegten. Es ist interessant, dass beide Seiten, ohne Rücksicht auf das Übereinkommen, geheime Pläne hatten, das ganze Bosnien-Herzegowina zu erobern und anzuschließen. Dabei hatten sie fast identische Programme (was tun mit der nicht-serbischen oder nicht-kroatischen Bevölkerung?). Das wurde gleich nach dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges bestätigt, wo nationalistisch-faschistische Formationen der Četniks (Tschetniks) und der Ustaša (Ustascha) gegeneinander kämpften, aber oft waren sie dazu bereit, in Bosnien-Herzegowina mitzuarbeiten; solche Fälle gab es auch Ende des XX Jahrhunderts. Großserbische nationalistische und faschistische Programme wurden schon im
4 Jahre 1941 formuliert. Als erstes seriöses Programm wird das des Rechtsanwalts Stevan Moljević, eines der Ideologen der Tschetniks aus Banja Luka, anerkannt, das er im Memorandum im Juni 1941 geschrieben hat. Um das zu realisieren, ist es notwendig, alle Länder, in denen Serben leben, dem Staat Serbien anzuschließen. In dem Programm der Tschetniks vom September 1941 wird deutlich betont, dass es in einem solchen Serbien nur für Serben Platz gibt. Nur vier Monate später begannen die großen Massaker an der moslemischen (bosniakischen) und kroatischen Bevölkerung, besonders in Ostbosnien. Dragoljub-Draža Mihailović, Kommandant der Armee der Tschetniks und der Bewegung von Ravna Gora, schrieb in einem Befehl im Dezember 1941, dass das Ziel der Bewegung das Schaffen des Großen Jugoslawiens ist und darin wäre Groß-Serbien-ethnisch sauber. Zu diesem Großserbien wäre natürlich ein ethnisch sauberes BuH angeschlossen. Die Antithese zu diesem Projekt der Tschetniks entstand im Befreiungskrieg ( ) was zu den bekannten Entscheidungen des ZAVNOBIH (Tagung des antifaschistischen Rates der Volksbefreiung von BuH) über BuH als einem Staat aller hier lebenden Völker, führte, als auch zur Reaffirmation der mittelalterlichen bosnischen Staatlichkeit. Die Aggression auf Bosnien-Herzegowina hatte klare historische, theoretische und praktische Bereiche. In den Plänen für die Aggression 1992 war es vorgesehen, Bosnien-Herzegowina zu vernichten, jede Form der Staatlichkeit zu löschen. Dabei sollten die politischen Motive nicht dem Aggressor, der es macht, zugeschrieben werden, sondern sollten die anderen dafür beschuldigt werden, und hinter diesem Wandschirm wird eigentlich viel Raum für die national-faschistische Ideologie der Tschetniks gelassen. Es war geplant, dass Bosnien-Herzegowina verschwindet, man schaffte ein falsches Bild davon, dass die Bosniaken Bosnien zerstören, die ihre nationale Wiedergeburt und ihre nationale Form ohne bosnischen staatlichen Rahmen nicht realisieren können. Alles war nach dem Prinzip des Blitzkrieges geplant der ethnischen (genoziden) Säuberung, wo es in kurzer Zeit ermöglicht würde, wichtige Voraussetzungen zur Vereinigung von serbischen Ländern zu schaffen, in denen es keine nicht-serbische Bevölkerung gäbe (heute ist es leider der Fall in Ostbosnien und in Ostherzegowina). Die Träger dieses nationalistischen und faschistischen Projekts haben ganz gewandt auch die internationalen Faktoren einkalkuliert. Wir sind uns dessen bewusst, dass es kein vereinigtes Europa gibt, es gibt keine bipolare Welt. Die Berliner Mauer fiel 1990 und noch immer gibt es kein effektives System der kollektiven Sicherheit. Der Völkermord in Bosnien-Herzegowina an den Bosniaken mit dem Höhepunkt in Srebrenica und allen Verbrechen und Leiden im Laufe der Aggression auf BuH ( ) ist ein Bild des modernen Europas im III Millennium. Proklamierung der Tschetniks als Antifaschisten bedeutet für mich Verfälschung der Wahrheit und der Geschichte. Sie als Antifaschisten durch das Gesetz anzuerkennen ist der größte Missbrauch der Macht, und genau das hat längst das Parlament Serbiens und der Republika Srpska (eine von zwei bosnischen Entitäten) gemacht. Europa erlaubt es, den Faschismus zu kumulieren unter dem Namen und Symbol der sogenannten Nationalen demokratischen Parteien. Gerade unter diesem Symbol wurden in Bosnien-Herzegowina die schrecklichsten Verbrechen und der Völkermord an den Bosniaken im zweiten Weltkrieg und am Ende des XX Jahrhunderts begangen. Die Tschetniks und andere Nationalfaschisten tun alles mit dem Ziel der Vernichtung von Bosnien-Herze-
5 gowina und dem Verschwinden der Bosniaken und sie versuchen unsere Welt zur Hölle und Vernichtung zu führen. Bosnien-Herzegowina braucht eine neue Verfassung, für einen normalen Staat Republik Bosnien-Herzegowina, eine Verfassung, die Menschenrechte garantieren würde, als auch Frieden und das gemeinsame Interesse aller Bürger. Durch das Unterdrücken des humanistischen Rechts der Bosniaken, besonders hinsichtlich Srebrenica, kehrt die Welt in die Zeit der Barbarei und des Vandalismus zurück oder in die Zeit des Faschismus aus dem Zweiten Weltkrieg, bzw. Ende des XX Jahrhunderts. Mag. Smajo Halilović Vorstandsvorsitzender des Museums Sarajewo ICH FLEHTE UM MEINEN TOD Frauen als Kriegsopfer 29. September 2007, Neues Rathaus Linz Zentrum der zeitgemäßen Initiativen (ZZI)
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