Integrierter Pflanzenbau in Bayern - Ergebnisse aus Feldversuchen Unkrautbekämpfung im Ackerbau und Grünland

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1 Integrierter Pflanzenbau in Bayern - Ergebnisse aus Feldversuchen 1999 Unkrautbekämpfung im Ackerbau und Grünland Herbizidmanagement in Glufosinat-tolerantem Winterraps In Zusammenarbeit mit - den Sachgebieten 1.3 und 2P2 der Ämter für Landwirtschaft und Ernährung - den Staatlichen Versuchsgütern Herausgeber: Bayerische Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau (LBP) Fachreferent - Herbologie: K. Gehring Veröffentlichung - auch auszugsweise - nur mit Genehmigung der LBP Lange Point 10 Telefon: 08161/ Telefax: 08161/ Freising klaus.gehring@lfl.bayern.de Seite 1 von 14

2 LBP-Versuchsprogramm 919 Inhaltsverzeichnis Herbizidmanagement in Glufosinat-tolerantem Winterraps Allgemeine Hinweise...3 Versuchsaufbau...5 Standortbeschreibung...6 Bonituren und Ergebnisse der Einzelstandorte...7 Ertragsleistungen...12 Wirtschaftlichkeit...13 Kommentar...14 Seite 2 von 14

3 Allgemeine Hinweise Der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel muß sich auf das wirtschaftlich notwendige und biologisch vertretbare Maß beschränken, um den Naturhaushalt nicht unnötig zu belasten. Die Versuchsergebnisse beinhalten die biologische Wirkung der einzelnen Pflanzenschutzmaßnahmen und deren Wirtschaftlichkeit, um der Praxis und der Beratung weiterführende Entscheidungshilfen über die Notwendigkeit von Pflanzenschutzmaßnahmen anbieten zu können. Im Einvernehmen mit der Bayerischen Landesanstalt für Betriebswirtschaft und Agrarstruktur wird die "bereinigte Marktleistung (bml) in DM/ha" angegeben. Diese errechnet sich aus dem Geldrohertrag (Mehr- bzw. Minderertrag dt/ha x Marktpreis DM/dt) abzüglich der Kosten für Pflanzenschutzmittel und der variablen Kosten für den Einsatz betriebseigener Maschinen zur Ausbringung. Analog verhält es sich bei der Darstellung des "bereinigten Mehrertrags in dt/ha" in den Grafiken. Hier wurde der Mehrertrag der jeweiligen behandelten Variante durch die Kosten für Pflanzenschutzmittel plus Ausbringung ausgedrückt in dt/ha bereinigt. Sofern die Versuchsergebnisse als Entscheidungshilfen für den eigenen Betrieb herangezogen werden sollen, kann die Wirtschaftlichkeitsberechnung auf der Grundlage eigener Preise und Kosten nach dem vorgegebenen Berechnungsmodus erfolgen. Grundsätzlich ist bei der Interpretation der Versuchsergebnisse folgendes zu beachten: Ein Teil der Versuche dient der Klärung wissenschaftlicher Fragen, hat also keinen unmittelbaren Praxisbezug. Bei Herbizidversuchen sind neben einer einjährigen Betrachtung noch weitere Einflußgrößen, wie evtl. Folgeverunkrautung, Trocknungskosten, Zwischenwirte für Krankheiten usw. zu berücksichtigen. Durch die Pflanzenschutzmittelanwendung wird in der Regel auch die Qualität des Erntegutes verbessert: Höheres Tausendkorngewicht und bessere Sortierung bedeuten über einen höheren Produktpreis meist auch einen größeren Gewinn, der bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung bisher noch nicht berücksichtigt wird. Signifikanzen bzw. Nicht-Signifikanzen, die sich aus dem Newman- Keuls-Test für die Erträge ergeben, können nicht auf die Marktleistung übertragen werden, da hier andere Varianzen zugrunde liegen. Statistische Aussagen zur Marktleistung können nur aus einer eigenen Verrechnung resultieren. In Unkrautbekämpfungsversuchen wird eine Vielzahl von Boniturergebnissen gegen aufgetretene Leitunkräuter erhoben. Über eine Serie von Versuchen sind diese Ergebnisse für die Beurteilung der Leistungsfähigkeit einer Behandlung ausschlaggebend. Zur besseren Ü- bersicht werden mehrjährige Versuchsergebnisse einzelner oder mehrerer Herbizidvarianten in Form von Diagrammen aufbereitet. Neben den üblichen Säulen- und Balkendiagrammen werden auch spezielle Box-Whisker-Graphiken benutzt. Als statistische Diagrammform haben sich Box-Whisker-Graphiken für die mehrjährige Darstellung von Herbizidprüfungen als besonders geeignet erwiesen. Neben den einzelnen Boniturwerten wird die Verteilung der Wirkungsdaten berechnet und graphisch abgebildet. Die berechnete Verteilungsstudie zeigt den Mittel (Median) und die Verteilung der Daten mehrerer Datensätze bzw. Versuche. Die Eckpunkte der Säulen bzw. Boxen bilden Quantilen, wobei Whisker (engl.: Schnurrbarthaar) 5 % der Datenwerte zeigen, die als Extremwerte außerhalb liegen. Box-Whisker-Graphiken sind daher optisch anders zu lesen als einfache Säulendiagramme. Bei der Darstellung von Wirkungsergebnissen zeigt die Box den behandlungsspezifischen Wirkungsbereich an. Hierbei ist die Verteilung ober- und unterhalb des Mittel zu erkennen. Häufig zeigen Behandlungsvarianten einen stabilen, engen Wirkungsbe- Seite 3 von 14

4 reich oberhalb des Mittel und eine größere Streuung unterhalb. Diese spezifische Wirkungscharakteristik kann im Normalfall mit den jeweiligen Ansprüchen der eingesetzten Präparate an die Behandlungsbedingungen bzw. an die Umwelt (z.b. Bodenfeuchtigkeit, Temperatur, Unkrautgröße,... u.a.) erklärt werden oder wird einfach durch die Leistungsschwäche verursacht. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit kann man an Box-Whisker- Graphiken mit einem Blick das Wirkungsprofil einer Behandlung ablesen. Je kompakter und höher der Verteilungsbereich liegt, desto besser und sicherer ist die Bekämpfungsleistung. Durch die Darstellung als Box-Whisker-Diagramm können wesentlich mehr Detailinformationen dargestellt werden. Im Einzelfall ist damit auch eine gerechtere Bewertung als mit einfachen Säulendiagrammen möglich. Diese Graphikform ist natürlich nicht in allen Fällen vorteilhaft. Bei Zusammenfassungen mehrerer Unkrautwirkungen (z.b. gesamte dikotyle Leistung einer Herbizidbehandlung) oder für die Übersicht des Wirkungsspektrums von Präparaten ist nach wie vor die Mittelwertdarstellung mit Säulen- bzw. Balkengraphiken die beste Form. Auch bei Serien mit wenigen Einzeldaten ist die Box-Whisker-Graphik mit Verteilungsverrechnung nicht sinnvoll. Über die Software kann auch eine Variante ohne Quantilen dargestellt werden, so daß nur der erzielte Wertebereich erkennbar ist. Abb.: Musterbeispiel einer typischen Box-Whisker-Graphik mit Verteilungsverrechnung der Unkrautwirkung (%) Seite 4 von 14

5 Versuchsaufbau Ernte 1999 VG Behandlung Aufwand Termin Bemerkung 1 Unbehandelt Butisan Top Agil 3 Schadschwellenmodell - konventionell 1,0 l nach Modell NAK NAH-1 Vergleichsbehandlung; Agil nur bei Bedarf! nach Modell konventionelle Herbizide nach RAPUS-Modell 4 3,5 l NAH-2 Liberty Link - Standardbehandlung 5 Schadschwellenmodell- Liberty Link nach Bedarf nach Modell Herbizid: nach RAPUS-Modell 6 NAH-1 Einfachbehandlung - früh 7 NAH-2 Einfachbehandlung - spät Cirrus + SSA 150 g + 10 kg NAH-1 NAF NAH-2 NAF VA NAF Spritzfolge - früh Spritzfolge - spät kombinierte Spritzfolge; reduziert VA = vor dem Auflaufen, spätestens 5 Tage nach der Saat NAK = im Keimblatt der Unkräuter und der Kultur ("Butisan-Termin") NAH-1 = im 2-4-Blattstadium der Leitunkräuter NAH-2 = im 4-6-Blattstadium der Leitunkräuter Seite 5 von 14

6 Standortbeschreibung Ernte 1999 Versuchsort AfLuE Kultur Sorte Saat Vorfrucht Bodenart N-Düngung Anzahl Wassermenge [kg /ha] Wiederholungen [l /ha] Gaimersheim Ingolstadt Winterraps PGS-W Durum (ul) Wolfsdorf Bayreuth Winterraps PGS-W Wintergerste k.a Moyacker LBP I und II Winterraps PGS-W Hafer (tl) Grub LBP III Winterraps PGS-W Wintergerste (sl) Seite 6 von 14

7 Boniturergebnisse Ernte 1999 Versuchsort: Gaimersheim (IN) DG [%] VG Behandlung Aufwand Termin Kultur STEME MATMT GALAP HERBA 1) Kultur Unkraut BBCH Anteil am Gesamt-Unkrautdeckungsgrad [%] 1 Unbehandelt Wirkung [%] 2 Butisan Top SSM konventionell Butisan nach Modell 1,5 l ,5 l SSM Liberty Link nach Bedarf Cirrus + SSA 150 g + 10 kg ) HERBA: CHEAL, VIOAR, GAESS, KKKGY Seite 7 von 14

8 Boniturergebnisse Ernte 1999 Versuchsort: Wolfsdorf (BT) VG Behandlung Aufwand Termin Kultur GALAP MATSS KKKGY VIOSS BBCH CAPBP STEME HERBA 1) Trieb- Stauch. Blatt- Verbräun. allg. Phytotox DG [%] Blatt- Chlor. Blatt- Punktnekr. Wuchsverzög. Kultur Unkraut Anteil am Gesamt-Unkrautdeckungsgrad [%] 1 Unbehandelt Wirkung [%] 2 Butisan Top Agil 1,0 l SSM - konv. Butisan nach Modell 1,5 l SSM - LL nach Bedarf Cirrus + SSA 150 g + 10 kg ,0 l ,0 l ) HERBA: VERPE Seite 8 von 14

9 Boniturergebnisse Ernte 1999 Versuchsort: Moyacker (LBP I) DG [%] VG Behandlung Aufwand Termin Kultur GASCI MATCH CAPBP STEME VERPE VIOAR HERBA 1) Kultur Unkraut BBCH Anteil am Gesamt-Unkrautdeckungsgrad [%] 1 Unbehandelt Wirkung [%] 2 Butisan Top SSM - konventionell nach Modell Butisan S 1,5 l ,5 l SSM - Liberty Link nach Bedarf ,5 l (-13) (-13) bis bis Cirrus 150 g SSA + 10 kg bis ,5 l (-13) ,5 l bis SSA 1,5 l + 10 kg (-13) SSA 1,5 l + 10 kg bis ,5 l ,5 l bis SSA 2,5 l + 10 kg SSA 1,5 l + 10 kg bis SSA + SSA + 10 kg + 10 kg bis ) HERBA: LAMPU, GALAP, CAPBP, MATSS, POAAN Seite 9 von 14

10 Boniturergebnisse Ernte 1999 Versuchsort: Moyacker (LBP II) DG [%] VG Behandlung Aufwand Termin Kultur GASCI CAPBP POAAN STEME VERPE MATCH HERBA 1) Kultur Unkraut BBCH Anteil am Gesamt-Unkrautdeckungsgrad [%] 1 Unbehandelt Wirkung [%] 2 Butisan Top Elancolan VSE bis Elancolan + SSA + 10 kg VSE bis ) HERBA: VIOAR, LAMPU, AGRRE, GALAP Seite 10 von 14

11 Boniturergebnisse Ernte 1999 Versuchsort: Grub (LBP III) DG [%] VG Behandlung Aufwand Termin Kultur LAMPU VIOAR SOLNI LAMAM VERPE HERBA 1) Kultur Unkraut BBCH Anteil am Gesamt-Unkrautdeckungsgrad [%] 1 Unbehandelt Wirkung [%] 2 Butisan Top bis ,5 l (-15) SSA + 10 kg bis (-13) (-15) (-13) bis (-15) bis ) HERBA: AGRRE, SONOL, STEME, MATCH, CAPBP, GALAP Seite 11 von 14

12 Ertragsleistungen Ernte 1999 VG Ertrag [dt/ha VG 1 bzw. rel. % VG 2 und folgende] Gaimersheim SNK Wolfsdorf SNK Grub SNK Moyacker I SNK Moyacker II SNK 1 44,3 A 53,3 A 35,8 A 39,8 B A 101 A 129 A 114 A A 101 A keine 109 A 109 AB A n.d. Beerntung 118 A 108 AB A 101 A 125 A A n.d. 113 A A n.d. 115 A A n.d. 113 A A 105 A 116 A A 100 A 122 A A A A A A A A A A n.d. = nicht durchgeführt Seite 12 von 14

13 Wirtschaftlichkeit Ernte 1999 VG Marktleistung (VG 1) bzw. bereinigte Marktleistung (VG 2 und folgende) [DM/ha] Gaimersheim SNK Wolfsdorf SNK Grub SNK Moyacker I SNK Moyacker II SNK A A A A 2-58 A -249 A +171 A +12 A 3 +5 A -113 A keine -22 A -12 A A n.d. Beerntung +56 A -29 A A -119 A +141 A A n.d. +62 A A n.d. +45 A A n.d. -64 A A -139 A -34 A A -149 A +70 A A A A A A A A A A n.d. = nicht durchgeführt Seite 13 von 14

14 Ernte 1999 Kommentar Bei allen vier Versuchsstandorte war die Vorzüglichkeit des Liberty- Link-Systems deutlich erkennbar. Die relativ breite Wirkung von Glufosinat unabhängig von den Bodenbedingungen und die systembedingte, stadienunabhängige volle Selektivität ermöglicht eine wesentlich effektivere und gezieltere Unkrautbekämpfung. Als stadienorientierte Behandlung erzielte die Herbst-Frühjahrsspritzfolge die höchsten Bekämpfungsleistungen. Bei Absenkung der Aufwandmenge auf 2,0 l/ha scheint der SSA - Zusatz einen regelmäßig positiven Additiv-Effekt zu ermöglichen. Die schadschwellenorientierte Unkrautbekämpfung mit dem Komplementärherbizid war der Anwendung von konventionellen Präparaten regelmäßig überlegen. Die wirtschaftliche Vorzüglichkeit hängt hierbei deutlich von dem kalkulatorischen Kostenansatz ab, der das Ergebnis bei Aufwandmengen von mehr als /ha erheblich belastet. Seite 14 von 14