Versuchsergebnisse aus Bayern

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1 Versuchsergebnisse aus Bayern 1997 Versuch zur gezielten Bekämpfung von Zuckerrübenkrankheiten und zur Beurteilung von Praktikabilität und Wirtschaftlichkeit Ergebnisse aus Versuchen in Zusammenarbeit mit den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Herausgeber: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Institut für Pflanzenschutz, IPS 3c Lange Point 10, Freising-Weihenstephan 1997 Autoren: Dr. Michael Zellner, Steffen Wagner Kontakt: Tel: 08161/

2 LfL-Versuchsprogramm Inhaltsverzeichnis Versuch zur gezielten Bekämpfung von Zuckerrübenkrankheiten und zur Beurteilung von Praktikabilität und Wirtschaftlichkeit (RPL 816) Versuchsbeschreibung... 3 Standortbeschreibung... 4 Anbaubedingungen der einzelnen Standorte... 5 Boniturdaten... 6 Monitoring zur Schwellenüberschreitung von Cercospora beticola... 7 Monitoring zur Schwellenüberschreitung von Erysiphe beticola... 8 Plan für die Fungizidbehandlungen... 9 Ertragsdaten Diagramm Entscheidungsmodell Zuckerrübe (einjährig;1997) Diagramm Entscheidungsmodell Zuckerrübe (zweijährig; ) Diagramm Entscheidungsmodell Zuckerrübe (dreijährig; ) Kommentar

3 Entscheidungssysteme zur gezielten Schadpilzbekämpfung Ernte 1997 Faktorieller Versuch zur Beurteilung von Praktikabilität und Wirtschaftlichkeit Versuchsbeschreibung Versuchsanlage: Blockanlage, 1 Faktor, 4 Wiederholungen, 8 Orte Fungizide: Faktor: Entscheidungsmodelle 1 = unbehandelt ohne 2 = Gesundvariante 3 x Bardos 3 = Modell Cercospora Bardos nach Schwelle 4 = Modell Cercospora + Mehltau Alto nach Schwellen Bekämpfungsschwellen: Bekämpfungsschwelle für Cercospora: vorläufige Bekämpfungsschwelle für Erysiphe beticola: bis % BHB (Befallshäufigkeit im Bestand = % befallene Pflanzen) ab % BHP (Befallshäufigkeit an der Pflanze = % befallene Blätter je Pflanze) 50 % BHB (Befallshäufigkeit im Bestand = % befallene Pflanzen) Einheitliche Maßnahmen: Praxisübliche Bestandesführung durch den Landwirt (Bodenbearbeitung, Saatzeit, Saatstärke, Sorte, Düngung, Unkrautbekämpfung) mit Ausnahme von Fungizidspritzungen 3

4 Entscheidungssysteme zur gezielten Schadpilzbekämpfung von Blattkrankheite Ernte 1997 Faktorieller Versuch zur Beurteilung von Praktikabilität und Wirtschaftlichkeit Standortbeschreibung Standort Langjähriges Boden Bodenuntersuchung Jahresklima EUF-Werte (mg/100g Boden) Versuchsort Landkr./ Erzeugungs- Höhe Wetter- Nieder- Tem- Boden- Boden- Stickstoff P 2 O 5 K 2 O Kalk Reg.bez. gebiet m station schlag peratur art zahl NO 3 -N/ P1/P2 K1/K2 Ca1/Ca2 Nr. mm C Norg Frankenwinheim SW/Ufr Steigerwald- Vorland ,0 sl 68 0,5/1,4 3,0/1,3 8/5 50/31 Gaurettersheim WÜ/Ufr Fränkisches Gau ,1 utl 90 0,7/2,2 2,5/0,9 14/12 55/82 Großmehring EI/Obb Donau- und ,9 sl 85 2,3/1,9 3,4/1,1 11/6 39/37 Egaualb Erlingen A/Schw Schwäbiges ,9 sl 55 1,0/3,2 1,6/1,1 5/5 47/70 Tertiär-Hügelland Nördlingen DON/Schw Ries ,6 sl 85 1,7/2,8 2,5/1,0 11/7 52/40 Hagelstadt R/Opf Regensburg ,9 sl-tl 75 1,0/1,9 3,9/1,6 12/5 30/18 Straubinger Gäu Mainkofen DEG/Ndb Tertiär-Hügelland (Nord) ,6 ul 72 1,2/1,9 4,3/1,8 12/6 35/33 Hartham PA/Ndb Tertiär-Hügelland ,0 tl 70 1,1/2,1 3,7/1,3 10/7 43/41 (Nord) 4

5 Anbaubedingungen Aussaat/Ernte Düngung (kg/ha) Versuchsort Vorfrucht Saattermin Bestandesdichte Erntedatum N P 2 O 5 K 2 O Kalk Pflanzen/ha Frankenwinheim Winterweizen Gaurettersheim Mais Großmehring Wintergerste Erlingen Wintergerste Nördlingen Wintergerste Hagelstadt Winterweizen Mainkofen Winterweizen Hartham Mais

6 Entscheidungssysteme zur gezielten Schadpilzbekämpfung Ernte 1997 Faktorieller Versuch zur Beurteilung von Praktikabilität und Wirtschaftlichkeit Endbonituren in der Kontrolle ( Okt.) Versuchsort Sorte Cercospora b. Ramularia b. Mehltau Phoma b. Rübenrost % Befallsstärke 1 % Befallsstärke 1 % Befallsstärke 1 Befallshäufigkeit 2 Befallshäufigkeit 2 Frankenwinheim Corinna 0,4 0 42, Gaurettersheim Steffi 5, Großmehring Corinna 4,5 0 40, Erlingen Steffi 0,04 1,4 0, Nördlingen Patricia 0,02 0,02 15, Hagelstadt Patricia 0,08 0 1, Mainkofen Patricia 1,2 0 7, Hartham Patricia 0,5 0 16, = prozentualer Anteil der befallenen Blattfläche 2 = prozentualer Anteil der befallenen Pflanzen 6

7 Monitoring Rübenkrankheiten 1997 Schwellenüberschreitungen* von Cercospora beticola Standort Lkr. Sorte Datum Juli August September Frankenwinheim SW Corinna keine Schwellenüberschreitung Gaurettersheim WÜ Steffi Hepberg EI Patricia keine Schwellenüberschreitung Großmehring EI Corinna 1.9. Nördlingen DON Patricia keine Schwellenüberschreitung Erlingen A Steffi keine Schwellenüberschreitung Illkofen R Ribella keine Schwellenüberschreitung Hagelstadt R Patricia keine Schwellenüberschreitung Mainkofen DEG Patricia 8.9. Niederpöring DEG Patricia keine Schwellenüberschreitung Tabershausen DEG Ribella keine Schwellenüberschreitung Hartham PA Patricia keine Schwellenüberschreitung * Bekämpfungsschwelle: bis % BHB (Befallshäufigkeit im Bestand = % befallene Pflanzen) ab % BHP (Befallshäufigkeit an der Pflanze = % befallene Blätter je Pflanze) 7

8 Monitoring Rübenkrankheiten 1997 Schwellenüberschreitungen* von Erysiphe beticola Standort Lkr. Sorte Datum Juli August September Frankenwinheim SW Corinna Gaurettersheim WÜ Steffi Hepberg EI Patricia Großmehring EI Corinna 7.8. Nördlingen DON Patricia 1.9. Erlingen A Steffi keine Schwellenüberschreitung Illkofen R Ribella keine Schwellenüberschreitung Hagelstadt R Patricia Mainkofen DEG Patricia Niederpöring DEG Patricia 8.9. Tabershausen DEG Ribella Hartham PA Patricia * Bekämpfungsschwelle: 50 % BHB (Befallshäufigkeit im Bestand = % befallene Pflanzen) 8

9 Entscheidungssysteme zur gezielten Schadpilzbekämpfung Ernte 1997 Faktorieller Versuch zur Beurteilung von Praktikabilität und Wirtschaftlichkeit Fungizidbehandlungen Versuchsort Sorte Gesundvariante Modell Cercospora Modell Cercospora + Mehltau Frankenwinheim Corinna 1,0 l/ha Bardos nicht angelegt 0,8 l Alto 100 SL am 8.7., 4.8., 1.9. am Gaurettersheim Steffi 1,0 l/ha Bardos 1,0 l/ha Bardos 0,8 l Alto 100 SL am 8.7., 5.8., 8.9. am 8.9. am 8.9. Großmehring Corinna 1,0 l/ha Bardos 1,0 l/ha Bardos 0,8 l Alto 100 SL am 2.7., 4.8., 5.9. am 8.9. am 8.8. Erlingen Steffi 1,0 l/ha Bardos 1,0 l/ha Bardos keine Schwellenbehandlung am 2.7., 4.8., 1.9. am Nördlingen Patricia 1,0 l/ha Bardos keine Schwellenbehandlung 0.8 l Alto 100 SL am 2.7., 4.8., 1.9. am 1.9. Hagelstadt Patricia 1,0 l/ha Bardos keine Schwellenbehandlung 0.8 l Alto 100 SL am 8.7., 7.8., 1.9. am Mainkofen Patricia 1,0 l/ha Bardos 1,0 l/ha Bardos 0,8 l Alto 100 SL am 30.6., 30.7., am am Hartham Patricia 1,0 l/ha Bardos keine Schwellenbehandlung 0,8 l Alto 100 SL am 30.6., 30.7., am

10 Entscheidungssysteme zur gezielten Schadpilzbekämpfung Ernte 1997 Faktorieller Versuch zur Beurteilung von Paktikabilität und Wirtschaftlichkeit Zusammenfassung der Exaktversuche der ÄfLuE und der CAU Kiel 1997 (8 Versuche) Modell Modell Cercospora Unbehandelt Gesund Cercospora + Mehltau Rübenertrag dt/ha 807,1 829,7 826,1 833,6 Mehrertrag zu Unbehandelt dt/ha 22,6 19,0 26,4 Zuckergehalt % 18,47 18,69 18,47 18,75 bereinigter Zuckerertrag dt/ha 132,3 138,0 135,2 138,8 Behandlungshäufigkeit Anzahl 3,0 0,6 0,9 Fungizidkosten DM/ha Ausbringungskosten (30 DM/ha pro Beh.) DM/ha Bereinigte Erträge * A-Quote DM/ha B-Quote DM/ha C-Quote DM/ha Bereinigte Mehrerträge * A-Quote DM/ha B-Quote DM/ha C-Quote DM/ha * berechnet auf Basis Zuckergehalt, inkl. Ergänzungsabgabe, Schnitzelvergütung, Bonus für 1997, ohne Ausbeutevergütung, ohne Qualitätsprämie, ohne weitere Zu- und Abschläge. Preis für A-Quote 10,691 DM/dt, B-Quote 6,855 DM/dt, C-Quote 3,668 DM/dt Rüben, inkl. MWSt. bei 16 % Zuckergehalt 10

11 % Entscheidungsmodell Zuckerrübe Ertragsdaten Orte unbehandelt = dt/ha 18,47 % 132,3 dt/ha DM/ha 6756 DM/ha 3615 DM/ha Rübenertrag Zuckergehalt bereinigter Zuckerertrag bereinigte Marktleistung A-Quote bereinigte Marktleistung B-Quote bereinigte Marktleistung C-Quote Bayerische unbehandelt Gesund Modell Cercospora Modell Cercospora + Mehltau Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau PS 1 11

12 % Entscheidungsmodell Zuckerrübe Ertragsdaten zwei ährig Versuche unbehandelt = ,1 dt/ha 18,16 % 134,4 dt/ha DM/ha 6460 DM/ha Rübenertrag Zuckergehalt bereinigter Zuckerertrag bereinigte Marktleistung A-Quote bereinigte Marktleistung B-Quote Bayerische unbehandelt Gesund Modell Cercospora Modell Cercospora + Mehltau Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau PS 1 12

13 % Entscheidungsmodell Zuckerrübe Ertragsdaten drei ährig Versuche unbehandelt = ,6 dt/ha 17,76 % 130,4 dt/ha 9919 DM/ha 6260 DM/ha Rübenertrag Zuckergehalt bereinigter Zuckerertrag bereinigte Marktleistung A-Quote bereinigte Marktleistung B-Quote Bayerische unbehandelt Gesund Modell Cercospora Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau PS 1 13

14 Kommentar Monitoring und Exaktversuche Rübenkrankheiten In Zusammenarbeit von Lehrstuhl für Phytopathologie der Christian-Albrechts-Universität (CAU) Kiel, Bayerische Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau (LBP) und Ämtern für Landwirtschaft und Ernährung (ÄfLuE), Sachgebiete 2P2, wurden im Jahr 1997 acht Versuche zur gezielten Pilzbekämpfung in Zuckerrüben durchgeführt. Ab Juli wurde wöchentlich der Befall mit den wichtigsten Blattkrankheiten bonitiert. An vier weiteren Standorten wurden Monitoring-Parzellen in Praxisschlägen angelegt und ebenfalls wöchentlich exakte Befallsdaten erhoben. Die Boniturwerte wurden in einen Großrechnerbestand eingegeben und konnten von jeder Dienststelle abgerufen werden. Die Daten sollen einerseits für den aktuellen, regionalen Warndienst Verwendung finden. Andererseits wird die Datenbasis für die Überprüfung von Bekämpfungsschwellen und Erarbeitung von Prognosemodellen verbreitert. Cercospora beticola trat auf den meisten Untersuchungsflächen erst ab August auf und breitete sich in der Folge nur langsam aus. Lediglich an drei von zwölf Standorten wurde die Bekämpfungsschwelle überschritten. Die Endbonituren der Versuchsstandorte bestätigten die begrenzte Bedeutung der Krankheit in diesem Jahr. Erysiphe beticola wurde ab Mitte August verbreitet nachgewiesen und erreichte meist schnell die Bekämpfungsschwelle von 50 Prozent Befallshäufigkeit. Die Befallswerte im Oktober stehen in guter Korrelation zu den Zeitpunkten der Schwellenüberscheitung. Je früher ein kritischer Befall vorlag (Frankenwinheim, Großmehring), desto höher war der Endbefall. Ähnlich wie in den Vorjahren war der Befall durch Ramularia, Phoma und Rübenrost von untergeordneter Bedeutung. Nur an einigen Standorten stieg die Befallshäufigkeit durch Rost im September auf höhere Werte. Bei vor Mitte Juli beobachteten Blattflecken handelte es sich in der Regel um die bakterielle Blattfleckenkrankheit, verursacht durch Pseudomonas syringae. Für die in den bayerischen Anbaugebieten bedeutendste Blatt-krankheit der Zuckerrübe, Cercospora beticola, liegen abgesicherte Bekämpfungsschwellen vor. Für den Echten Mehltau, Erysiphe beticola, sind Bekämpfungsschwellen in Erprobung. 14

15 Wegen des insgesamt geringen Befallsdrucks durch Cercospora beticola waren die Fungizideffekte nicht so hoch wie im Befallsjahr Da Erysiphe beticola in diesem Jahr eine vergleichsweise höhere Bedeutung erlangte, waren die Ertragswirkungen jedoch höher als im Jahr 1996 mit ebenfalls geringem Befall mit Cercospora beticola. Die Gesundvariante erreichte mit drei Behandlungen im Mittel 23 dt/ha Mehrertrag. Allerdings konnte aufgrund der Fungizidwahl (Bardos) Mehltau nicht ganz ausgeschaltet werden. Durch die gezielte Vorgehensweise nach Bekämpfungsschwelle gegen Cercospora beticola wurde mit durchschnittlich 0,6 Fungizidmaßnahmen (Bardos) auf die Krankheitssituation angemessen reagiert. Die weitaus geringeren Behandlungskosten führen zu einer wirtschaftlichen Überlegenheit gegenüber der Gesundvariante. Bei zusätzlicher Berücksichtigung der Bekämpfungsschwelle gegen Erysiphe beticola erhöhte sich die Behandlungshäufigkeit auf 0,9 (Fungizidwahl: Alto 100 SL). Einige Fungizidanwendungen waren früher erforderlich als bei alleiniger Berücksichtigung von Cercospora beticola. Diese Strategie lag sowohl im Mehrertrag als auch im Zuckergehalt tendenziell an der Spitze der geprüften Varianten und zeigte sich deshalb auch in der Wirtschaftlichkeit überlegen. Aus der mehrjährigen Betrachtung wird der Vorteil der gezielten Vorgehensweise im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle und auch im Vergleich zur Gesundvariante deutlich. Trotz der zunehmenden Verbreitung weniger anfälliger Sorten muß Cercospora beticola nach wie vor die größte Ertragsrelevanz beigemessen werden. Die mit dem neuen Sortenspektrum verbundene höhere Anfälligkeit für Mehltau bedingt eine Zunahme der Bedeutung dieses Erregers. Bei Schwellenüberschreitungen bis Ende August ist mit einer Rentabilität von Fungizidmaßnahmen zu rechnen, insbesondere bei späten Rodeterminen. 15