4. Wiederholen und Anwenden von Grundlagenwissen
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- Arwed Michel
- vor 8 Jahren
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1 4.1 Die Inhaltsangabe Wie du ja bereits weißt, beziehen sich die Prüfungsaufgaben in der Regel auf folgende Textsorten: a) lyrische Texte (Gedicht, Ballade, Lied), b) literarische Prosatexte (Kurzgeschichte, Erzählung u. a.), c) Sachtexte (z. B. Zeitungsbericht, Reportage u. a.). Eine Inhaltsangabe wird in der Regel in den Prüfungsaufgaben zum literarischen Prosatext und zum Sachtext gefordert. Beim Gedicht wird meist auf eine vollständige Inhaltsangabe verzichtet. Dafür erwarten dich Fragen zum Inhalt und gegebenenfalls ist ein Einleitungssatz zu formulieren. Auch spielt der formale Aufbau bei einem Gedicht eine wichtige Rolle (mehr dazu in Kapitel 4.2.1). Im Folgenden werden grundlegende Dinge zur Inhaltsangabe wiederholt und anhand von einfachen Beispielen geübt. Gut zu wissen: Was ist eine Inhaltsangabe? Eine Inhaltsangabe ist eine kurze Zusammenfassung für einen Leser, dem die Handlung einer Geschichte oder der Sachverhalt eines Zeitungsberichtes unbekannt ist und in der in wenigen Sätzen das Wesentliche wiedergegeben wird. Sie wird im Präsens geschrieben. Sie hält sich an die Reihenfolge der einzelnen Handlungsschritte. Sie wird sachlich geschrieben. Sie enthält keine Spannung. Sie enthält keine wörtliche Rede. Sie ist keine Nacherzählung Aufwärmen: Den Inhalt eines Erzähltextes erschließen und wiedergeben A. Der Einleitungssatz mit der TATT-Formel Die Einleitung einer Inhaltsangabe beginnt immer mit einem Kernsatz, in dem die vier wichtigsten Angaben zum Text genannt werden: TEXTSORTE: AUTOR: TITEL: THEMA: Um welche Art von Text handelt es sich? Wer hat den Text verfasst? Wie heißt der Text? Von was handelt der Text? Diese vier Angaben kannst du dir gut anhand ihrer Anfangsbuchstaben merken. Mit der TATT-Formel hast du den Schreibbeginn immer sicher im Griff. 23
2 Beispielübung Der Rollentausch Eine Anekdote 1 über den berühmten Physiker Albert Einstein berichtet, dass dieser von einem Chauffeur zu seinen zahlreichen Vorträgen und Reden gefahren wurde. Das Reden erschien ihm anstrengend genug und so verzichtete er gern auf das Selbstfahren. Diese Verhaltensweise wäre eigentlich nichts Besonderes, aber der Fahrer Einsteins wartete nicht im Auto, sondern folgte ihm in den Vortragsraum und hörte sich die Ausführungen immer wieder aufmerksam an. Eine dieser Vortragsreisen führte die beiden zu einer Gesellschaft, in der das Ansehen Einsteins zwar groß, sein Aussehen aber unbekannt war. Da kam der Physiker auf die Idee, seine Rolle mit dem Chauffeur zu tauschen. Dies wurde natürlich vor der Gesellschaft absolut geheim gehalten. Der Vortrag des Fahrers war brillant und schön anzuhören. Es herrschte ein andächtiges Schweigen. Doch dann meldete sich ein Wissenschaftler zu Wort und fragte: Sind Sie, sehr verehrter Herr Kollege, mit mir der Meinung, dass mit dem Urknall der Wandel von der Materie zur Metaphysik begann? Da geriet unser Chauffeur zunächst etwas ins Schwimmen. Nach einem kurzen Moment jedoch antwortete er: Ich finde Ihre Frage so einfach, dass ich sie auch von meinem Fahrer beantworten lassen kann. Unbekannter Verfasser Aufgabe 1: Im Folgenden findest du drei Möglichkeiten für einen Einleitungssatz. Kreuze denjenigen an, der den Inhalt der Anekdote am besten wiedergibt. Vergleiche mit dem Lösungsteil. a) In der Anekdote Rollentausch, die von einem unbekannten Verfasser erzählt wird, geht es um Albert Einstein und seinen Chauffeur, die auf Vortragsreisen sind. b) Die Anekdote Rollentausch, die von einem unbekannten Verfasser erzählt wird, handelt von Albert Einstein, der sich einmal bei einem Vortrag von seinem Chauffeuer vertreten lässt. c) In der Anekdote Rollentausch, geht es um Albert Einstein und seinen Chauffeur, die sich gemeinsam einen Streich überlegen. B. Der Hauptteil mit der zusammengefassten Wiedergabe der wichtigsten Handlungen und der Klärung der W-Fragen. Beispielübung zum Hauptteil Aufgabe 2: Lies die Anekdote zweimal und markiere die Stellen, die Antworten auf die W-Fragen geben. a) Um welche Personen geht es im Text? b) Was geschieht? c) Wo findet die Handlung statt? 24 1 Anekdote: Kurzer, humorvoller Erzähltext über eine Person, die es tatsächlich gegeben hat.
3 4.1 Die Inhaltsangabe d) Wie läuft die Handlung ab? e) Worum geht es vor allem? Aufgabe 3: Verfasse nun einen zusammenhängenden Hauptteil unter Berücksichtigung der Hinweise unter Gut zu wissen: Was ist eine Inhaltsangabe?. Schreibe in dein Heft. a) Schreibe in eigenen Worten, aber nicht in der Ich-Form. b) Fasse dich kurz! Formuliere maximal fünf Sätze. c) Vergleiche mit dem Lösungsheft. Tipp zum Verfassen des Hauptteils: Verwende Konjunktionen (Bindewörter) oder Adverbien (Umstandswörter) zum Verbinden der einzelnen Sätze, z. B. nachdem, deswegen, sowohl, weil, dann, deshalb, infolgedessen usw. C. Der Schluss mit der Zusammenfassung der Hauptaussage oder mit einer kurzen Stellungnahme über die Absicht des Textes oder des Autors Beispielübung zum Schluss: Aufgabe 4: Verfasse einen Schlusssatz. Ob du dich für die Zusammenfassung der Hauptaussage entscheidest, begründete Aussagen über die Absicht des Autors machst oder eine kurze Stellungnahme abgibst, musst du im Einzelfall entscheiden. Im Schlusssatz kannst du auch in ein bis zwei Sätzen deine eigene Meinung zum Inhalt des Textes formulieren. Diese solltest du begründen. Tipp zum Verfassen des Schlusssatzes: Wenn dir die Geschichte oder das Gedicht nicht zusagen, so darfst und sollst du auch Kritik üben, doch bleibe dabei immer sachlich. Vermeide Aussagen wie: Das Gedicht ist blöd, schon wieder so eine langweilige Geschichte oder der Autor hat doch keine Ahnung. Versuche deine Meinung mit Argumenten zu belegen, ansonsten wirst du mit deiner Kritik nicht ernst genommen. 2
4 Gute Beispiele für den Beginn eines Schlusssatzes sind: Diese Anekdote soll zeigen, dass... Der Leser soll darüber schmunzeln, dass... An dieser Anekdote wird deutlich, dass... Der unbekannte Verfasser will verdeutlichen, dass... Dies ist zu daran zu ersehen, wie... Dies lässt sich daran erkennen, dass... Ich bin der Meinung, dass der Autor mit seiner Anekdote zum Ausdruck bringen will, dass... Zu guter Letzt: Lies die gesamte Inhaltsangabe, die du verfasst hast, noch mal durch. Achte besonders darauf, dass du das Präsens beibehalten hast. Die Anekdote ist sehr kurz. Entsprechend knapp sollte auch deine Inhaltsangabe sein Training: Die Inhaltsangabe Übung 1: Den Inhalt eines Sachtextes erschließen und wiedergeben Im folgenden Beispiel handelt es sich nicht um eine Anekdote, sondern um einen Zeitungsbericht. Das Prinzip, nach dem du die Inhaltsangabe verfasst, bleibt jedoch gleich. Aufgabe 1: Verfasse selbstständig eine komplette Inhaltsangabe mit Einleitung, Hauptteil und Schluss zu dem unten stehenden Bericht. Der Nachwuchs futtert sich pleite Studie: Für Teenager birgt der Fastfood-Imbiss ein größeres Schuldenrisiko als das Handy 1 20 BERLIN. Das Handy hat offenbar zu Unrecht den Ruf, den Nachwuchs in die Schuldenfalle zu treiben: Auf der Liste der Verschuldungsursachen bei Kindern und Jugendlichen steht es ganz am Ende. Das zumindest ergab eine repräsentative Studie, die gestern die Kreditauskunftstelle Schufa vorstellte. Demnach besitzen zwar 70 Prozent der Minderjährigen zwischen und 17 Jahren ein Mobiltelefon. Doch anscheinend haben die meisten inzwischen gelernt, die Geräte einigermaßen kostenbewusst zu benutzen zum Beispiel mittels Guthabenkarten. Im Gegensatz zu einem Langzeitvertrag können die Kosten so begrenzt werden. Unsere Erhebungen zeigen, dass die Kinder und Jugendlichen rational2 mit ihrem Geld umgehen, resümiert Elmar Lange von der Universität Bielefeld, der die Studie leitete. Für die Schufa-Umfrage Schuldenkompass sind über Kinder und Jugendliche zwischen und 17 Jahren sowie je ein Elternteil befragt worden. Laut der Studie sparen rund 84 Prozent der befragten Minderjährigen einen Teil ihres Geldes. Dennoch sind mehr als Kinder und Jugendliche in Deutschland derart verschuldet, dass sie das geliehene Geld nicht mehr selbst zurückbezahlen können. Nur in jedem hundertsten Fall ist das Handy schuld an der finanziellen Schieflage. Im Durchschnitt belaufen sich die Schulden dieser Kinder auf 72 Euro. Wenn Kinder und Jugendliche sich verschulden, dann vor allem für Fastfood. 23 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich für Fastfood schon einmal Geld geliehen haben. Ob sich ein Kind verschuldet oder nicht, hat laut der Schufa-Studie nichts mit dem sozialen Hintergrund der Minderjährigen zu tun. Verschuldete Kinder und Jugendliche stammen nicht aus zerrütteten Familien, erklärt Lange. Sie seien vielmehr in allen Gruppen und Schichten zu finden. 2 rational: vernünftig 26
5 4.1 Die Inhaltsangabe 2 Frank Wiedenhaupt von der Schuldnerberatung in Berlin-Neukölln sieht dieses Ergebnis der Studie in seinem Arbeitsalltag allerdings nicht bestätigt: Je schlechter die Schulbildung, desto mehr Schulden haben die Jugendlichen, beobachtet der Berater bei seiner täglichen Arbeit. Wichtig ist, dass die Kinder früh lernen, wie man richtig mit Geld umgeht, so Wiedenhaupt. Um den Nachwuchs fit zu machen für den Umgang mit Geld, fordert der Bielefelder Jugendkonsumforscher Lange an den Schulen Unterricht in Finanzfragen. Ein Vorhaben, das auch Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) positiv bewertet. Übung 2: Den Inhalt eines lyrischen Textes erschließen und wiedergeben Cigdem Akyol, taz, Es sitzt ein Vogel auf dem Leim Es sitzt ein Vogel auf dem Leim, Er flattert sehr und kann nicht heim. Ein schwarzer Kater schleicht herzu, Die Krallen scharf, die Augen gluh. Am Baum hinauf und immer höher Kommt er dem armen Vogel näher. Notizen zum Inhalt Der Vogel denkt: Weil das so ist Und weil mich doch der Kater frißt, So will ich keine Zeit verlieren, Will noch ein wenig quinquilieren Und lustig pfeifen wie zuvor. Der Vogel, scheint mir, hat Humor. Wilhelm Busch An einem leichten Gedicht von Wilhelm Busch wollen wir nun mögliche Fragestellungen zum Inhalt einüben und uns so den Sinn des Textes erschließen. Aufgabe 2: Formuliere für jede Strophe eine Kernaussage. Strophe 1: Strophe 2: Aufgabe 3: Formuliere einen vollständigen Einleitungssatz mit der Kernaussage des Gedichts mithilfe der TATT-Formel. Aufgabe 4: Was ist die Moral des Gedichtes? 27
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