The natural way of esthetics



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Transkript:

dd NACHGEFRAGT Im Expertengespräch mit Ztm. Bernhard Egger The natural way of esthetics Ztm. Bernhard Egger ist in erster Linie durch seine Referenten- und Autorentätigkeit zur Thematik der Farbreproduktion bekannt. In dental dialogue 4/2003 hat er einen sehr fundierten Beitrag mit dem Titel Colormanagement in der Zahntechnik veröffentlicht. Wer Bernhard Egger etwas besser kennt, der weiß, dass er auch bei anderen Themen ein sehr kompetenter Gesprächspartner ist. Wir haben ihn in seinem sehr geschmackvoll eingerichteten Labor im Herzen der Füssener Altstadt besucht, wo er zusammen mit seinen beiden Mitarbeitern nach den Richtlinien der Bioästhetik arbeitet. Der Beiname des Dentallabors Bernhard Egger lautet The natural way of esthetics. Was bedeuten dies für Sie Ztm. Bernhard Egger: Wir haben lange nach einem Ausdruck gesucht, der mehrere Aspekte in sich vereint. Die Ästhetik ist etwas, worauf der Patient großen Wert legt. Nur den ästhetischen Anspruch darzustellen, war mir aber zu wenig, denn damit wären wir den klinischen Aspekten unserer Arbeit im Sinne einer funktionellen Wiederherstellung des Kauorgans nicht gerecht geworden. Die bioästhetische Lehre orientiert sich an der Natur. Von daher hat mich der Begriff Natur auch bei der Findung unserer Laborphilosophie nicht losgelassen. Wir nehmen die Natur als Vorbild und versuchen, ihre Formen und Funktionen wiederherzustellen. Damit stellen wir gleichzeitig die Ästhetik wieder her. Sinngemäß bedeutet The natural way of esthetics also den natürlichen Weg zur Ästhetik gehen. Die Übersetzung ins Englische lag aufgrund meiner Kontakte ins Ausland auf der Hand. Sie sind Fakultätsmitglied des Orognathic Bioesthetic International Institute (O.B.I), das sich der Bioästhetischen Zahnheilkunde verschrieben hat. Was hat es damit auf sich O.B.I. wurde in den USA 1994 gegründet und geht auf DDS Robert Lee zurück. Dr. Lee absolvierte vor seinem Zahnmedizin-Studium in den 50er Jahren mehrere Biologie-Semester und hat sich in die 1 2 3 4 Abb.1 bis 4 Totalsanierung nach den Richtlinien der Bioästhetik 776 dental dialogue 4. JAHRGANG 2003

NACHGEFRAGTdd Der Gründungsvater des O.B.I. DDS Robert Lee Zahnheilkunde im Zeitalter der Gnathologen aus der Sicht eines Biologen eingearbeitet. Er hat nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Tieren, die Anatomie des Kiefergelenks in Relation zu der Morphologie von Zähnen untersucht. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen standen im Widerspruch zu der klassischen Gnathologie. Zusammen mit Dr. Harry Lundeen und Dr. Charles Gibbs führte Dr. Lee Studien an 260 Patienten durch, um die Kiefergelenksbewegungen mittels eines speziell entwickelten Computers auf Magnetbänder aufzuzeichnen. Diese Aufzeichnungen führten zur Entwicklung des Panadent-Artikulators. Das von ihm gegründete Lee-Institute ging 1993 in das Orognathic Bioesthetic Institute über, sein Freund und damaliger Co-Director Dr. Charles Wold hatte den Anstoß gegeben, die Bioästhetik in eine systematische Lehre zu fassen und entsprechende Fortbildungen anzubieten. Nach dem Tod von Dr. Lee 1997 sprach O.B.I. USA über den Panadent- Importeur Gerd Loser Vertreter des Kemptener Arbeitskreises zu dem Verbindungen bereits bestanden an, ob Interesse besteht, in Deutschland diese Fortbildungskurse anzubieten. Ein fünfköpfiges Gremium, bestehend aus, Dr. Congost, Dr. Gehrig, Ztm. Mauder, Ztm. Rethwisch und mir wurde 1998 vom Director Dr. Charles Wold nach San Francisco, USA eingeladen. Anschließend gründeten wir O.B.I. Germany, das nach dem Beitritt Spaniens mittlerweile O.B.I. Europe heißt. Das O.B.I. Institute stellt die orognathe Wiederherstellung der Funktionen des Kauorgans in den Mittelpunkt aller zahnmedizinischen Bemühungen. Damit ergibt sich eine völlig andere Ausrichtung und Sicht bei der Rekonstruktion der Zahnmorphologie. Seit 1993 in den USA und 1998 in Europa bietet O.B.I. eine Ausbildung zum Bioesthetic Dentist als ein von der EDA und ADA (European Dental Associa-tion und American Dental Association) zertifiziertes Postgraduate-Programm an. Zahntechnikern steht die Zertifizierung zum Bioesthetic Dental Techni-cian (BDT) offen. Was kann man tun, wenn man sich für die Bioäthetische Zahnheilkunde interessiert O.B.I. hat eine informative, englischsprachige Website: bioesthetics.com. Oder man wendet sich an das Orognathic Bioesthetic International Institute Europe, das seinen Sitz in Deutschland in Zell am Main in der Nähe von Würzburg hat (freecall 0 800. 6 24 38 76). Die Kurse des O.B.I. sind weltweit gleich aufgebaut. Die Ausbildung ist in vier Levels, das heißt in vier Lehrbereiche, gegliedert. Diese sind wiederum in mehrere Sessions, die jeweils zwei bis drei Tage dauern, unterteilt. Es ist ohne weiteres möglich, einen Level in Deutschland zu absolvieren und den nächsten in den USA, Mexiko, Kanada oder Spanien. Sie setzen zur Kommunikation mit ihren zahnärztlichen Partnern moderne Computertechniken ein von der Digitalfotografie, der digitalen Zahnfarbbestimmung bis hin zur Konferenzschaltung via Internet. Was raten Sie Kolleginnen und Kollegen, die damit noch keine Erfahrung haben oder sich gar davor scheuen Das ist sehr schwer zu beantworten, weil es immer darauf ankommt, auf welches Niveau ich meinen eigenen Anspruch stelle. Für mich ist die moderne Kommunikationstechnik ein Muss. Sie gehört ebenso ins Labor wie die Orientierung an der Natur, erfordert aber auch ein hohes Maß an Disziplin und Lernbereitschaft. Ich muss mich mit der Thematik auseinandersetzen und mir das entsprechende Wissen aneignen. Meiner Erfahrung nach fehlt dem Großteil unserer Kolleginnen und Kollegen dazu die Motivation. Sie glauben, dass sich diese Investitionen nicht rechnen oder ihr Klientel ganz anders sind. Da muss man sehr viel Überzeugungsarbeit leisten. Dies geht letztlich darauf zurück, dass das theoretische Wissen um die Farbe und die Farbreproduktion weder Bestandteil der Gesellen- Ausbildung, noch der Meisterausbildung ist. Wir sehen uns alle gerne als Farb-Spezialisten, aber die entsprechenden Kenntnisse darüber sind marginal.. Was sind die Möglichkeiten und Grenzen des Farbmessgerätes ShadeEye NCC (Shofu) Die gesamte Farbthematik unterteilt sich in zwei Bereiche, nämlich das Erkennen und Reproduzieren. Das Erkennen nimmt mir das Gerät ab, bei der Umsetzung herrschen egal um welches Gerät es sich handelt irrige Annahmen. Viele gehen davon aus, dass mit der Investition die ganze Problematik der Farbreproduktion gelöst ist. Das ist jedoch nicht der Fall. Unsere persönliche Erfahrungen beim Schichten, bei der Brandführung etc. sind von großer Bedeutung. Auch spielt der visuelle Farbeindruck und die daraus gewonnene Vorlage bei der Farbreproduktion weiterhin eine Rolle. Elektronische Farbmessgeräte stellen jedoch eine neutrale Kontrollinstanz unseres eigenen Farbsehens dar und bieten einen sehr guten Lerneffekt. Der entscheidende Punkt ist, dass ich mit meiner visuellen Wahrnehmung von zu vielen begleitenden Faktoren abhängig bin, die ich nicht kontrollieren kann. Dazu zählen das Umgebungs- 4. JAHRGANG 2003 dental dialogue 777

dd NACHGEFRAGT Ztm. Bernhard Egger an seinem Computerarbeitsplatz licht, der Simultankontrast, also unstrittige Dinge. Mit einem elektronischen Farbmessgerät kann ich die Farbe objektiv bestimmen. Steht das Gerät bei Ihren Behandlern Nein. Das ShadeEye NCC steht bei mir im Labor. Mitbewerber von Shofu verfolgen zum Teil einen anderen Ansatz. Sie wollten aufgrund ihres Marketingansatzes die zahnärztliche Praxis als bestimmenden Faktor mit einbinden, was meines Erachtens falsch ist. Nicht aufgrund der Qualifikation, sondern weil diese Geräte dadurch einen finanziellen Steigerungsfaktor erfahren, der die Technologie fast unbezahlbar macht. Derjenige, der die Farbe reproduziert, muss sich zwingend auch einen visuellen Farbeindruck verschaffen können, um seine Umsetzung der Farbrezeptur im Mund zu sehen. Dieser entscheidende Lerneffekt stellt das größte Schulungspotential dar. Das bedeutet einen erhöhten Aufwand. Setzen Sie das Gerät standardmäßig ein oder nur dann, wenn sie es auch berechnen können Wir setzen das Gerät standardmäßig ein, auch bei Kassenpatienten. Wir gehen davon aus, dass jeder Patient eine gute Versorgung bekommen möchte. In dem Gespräch, das wir mit unseren Patienten führen, versuchen wir, den erhöhten Aufwand deutlich zu machen. Ich habe von zwei oder drei Ausnahmen abgesehen noch nie einen Patienten erlebt, der keinen Wert auf Ästhetik legt. Die Patienten haben natürlich Verständnis dafür, dass der Aufwand in Rechnung gestellt wird. Aber die Vorraussetzung dafür ist die Information über den qualitativen Aufwand. Gleichfalls spielt der Marketing-Aspekt eines elektronischen Farbmessgerätes eine nicht unerhebliche Rolle für den Behandler und das Labor. Noch eine Detailfrage zum ShadeEye NCC, das ja auf die Vintage Halo Keramik ausgelegt ist, sich aber prinzipiell für alle am Markt befindlichen Keramiksysteme eignet. Worin besteht hierbei der Unterschied Wir verwenden neben Vintage Halo selbst auch andere Keramiken, das funktioniert. Um den Unterschied in der Verwendung der Shofu-Keramik im Vergleich zu anderen Keramiken zu verstehen, muss man wissen, welche Konzeption dem ShadeEye NCC zu Grunde liegt. Es gibt Untersuchungen, die bis 1930 zurück gehen und klar belegen, dass es in der Natur mehr als nur 16 oder 22 verschiedene Zahnfarben gibt. Aufgrund dieser Ergebnisse hat Makoto Yamamoto zusammen mit Shofu eine Studie gemacht, bei der über 3.500 Zahnfarben mit einem Spektralphotometer eruiert wurden. Es wurde belegt, dass sich der natürliche Farbraum aus den Farbgruppen Gelb, Orange und Rot zusammensetzt. Diese Farbtöne unterscheiden sind hinsichtlich ihrer Intensität und ihrer Helligkeit. Daraus ergibt sich ein visuell wahrnehmbarer Farbraum von zirka 260 Farbnuancen. Ein Farb-messgerät macht nur dann Sinn, wenn es sich auf diesen natürlichen Farbraum bezieht und Funktionelle Maßgaben im Frontzahnbereich 778 dental dialogue 4. JAHRGANG 2003

NACHGEFRAGTdd Fallbeispiel einer Einzelzahnrestauration mit der fluoreszierenden Presskeramik Shofu VINTAGE Press nicht wie bei verschiedenen anderen Anbietern ein vom menschlichen Auge definierter Farbring in das System eingespeist wird. Um nun richtige Farbrezepturangaben machen zu können, müssen sich entsprechend eingefärbte keramische Massen auf den natürlichen Farbraum beziehen. Die einzigen Keramikmassen, die bislang auf diesen Umstand abgestimmt sind, sind die Massen des Vintage Halo Systems. Bei allen anderen Keramiken bleibt dem Gerät nichts anderes übrig, als sich auf die fehlerbehafteten klassischen Farbringe zu beziehen, bei denen beispielsweise der rötliche Farbbereich nicht repräsentiert wird. Der Keramiksektor ist heute sehr differenziert. Es gibt hochschmelzende Keramiken, niedrigschmelzende Keramiken, Titankeramiken und das gesamte Spektrum vollkeramischer Systeme. Selbst für ein und die selbe Indikation kommen oft verschiedenartige Materialien in Frage. Wie kann man da noch den Überblick behalten Eigentlich gar nicht. Für den Normalverbraucher unter uns Zahntechnikern ist das nicht möglich. Es fehlt die Transparenz. Man muss sehen, dass sehr viele Keramiken heute vom ein und demselben Hersteller kommen und von verschiedenen Anbietern auf Private-Label-Basis vermarktet werden. Der zweite Punkt ist, dass man sehr viel technologisches Wissen haben muss, um eine rationell begründbare Entscheidung treffen zu können. Ich muss immer wieder feststellen, dass einige Kollegen die Keramik sehr gerne auf eine philosophische Ebene stellen. Dabei sollten wir bei Materialien und Technologien die Dinge gründlicher auseinander dividieren. Wer Kongresse und Vorträge besucht oder Fachbücher und Fachjournale studiert, dem kann ich nur empfehlen, mit den angebotenen Informationen kritisch umzugehen und sich zu fragen, welche Intentionen der Autor verfolgt. Dann wird man sehr schnell feststellen, wo fachliche Substanz vorliegt und was vom Marketing des entsprechenden Unternehmens stammt. Sind Sie jemand, der gerne mal eine neue Keramik ausprobiert oder vertrauen Sie lieber auf Bewährtes Im Rahmen meiner Tätigkeit als Technicial Adviser für SHOFU bin ich dazu verpflichtet, mich mit neuen Produkten auseinander zusetzen. Ich verschaffe mir immer einen aktuellen Marktüberblick. So hatte ich vergangenes Jahr hatte einige Pressöfen zu Testzwecken im Labor. Neue Materialien und Technologien haben mich aber schon immer interessiert. Wenn man nicht bereit ist, sich ein Stück weit auf das damit verbundene Risiko einzulassen, beschneidet man sich selbst dessen Potenzials. Hat Shofu schon eine Presskeramik Shofu hat eine Presskeramik, die Vintage Press. Sie wurde dieses Jahr auf der IDS vorgestellt und ist nun über den Fachhandel erhältlich. Neben der Presskeramik beginnt auch die CAD/CAM-Technologie die Massen zu bewegen. Haben Sie damit schon Erfahrung Wir haben in Lohnarbeit schon Aufträge vergeben. Um uns ein solches System ins Labor zu stellen, sind mir die Investitionskosten noch zu hoch. Ich verfolge den Markt seit zirka zehn Jahren sehr aufmerksam und hatte auch schon mit vielen Herstellern Kontakt. Computergestütztes Konstruieren ist nach meiner festen Überzeugung die zahntechnische Zukunft. Das Potenzial dieser Technologie wird der- 4. JAHRGANG 2003 dental dialogue 779

dd NACHGEFRAGT zeit aber noch nicht voll ausgeschöpft. Wenn ich ein solches System einsetze, erwarte ich echte Vorteile. Vollkeramik beziehungsweise metallfreie Rekonstruktionen aller Art müssen das Ziel sein, die durchschnittliche Präzision muss höher sein als heute, und über CT-Scans sollte es möglich sein, die dynamische Okklusion mit einzubeziehen. Dabei greift der Konstrukteur auf eine virtuelle Datenbank zurück, in der verschiedene genetische Zahnformen hinterlegt sind, die dann entsprechend der individuellen Faktoren des Patienten eingepasst werden. Die technischen Voraussetz-ungen dafür sind gegeben, es geht nun darum die einzelnen Komponenten, wie Material und Rechnerkapazitäten zusammen zubringen. Was bringt Ihnen die Kooperation mit Shofu für Ihre tägliche Arbeit im Labor Sehr viel. Ich erhalte neue Produkte im Durchschnitt zirka ein Jahr bevor sie auf dem Markt kommen und kann mich mit deren Stärken und Schwächen sehr viel früher auseinandersetzen. Ich sehe dadurch, dass ich sehr viel mit den hochwertigen Produkten der Firma Shofu arbeite, einen erheblichen Technologievorsprung. Wie ist die Zusammenarbeit mit der Firma Shofu zustande gekommen Ich hatte mir für die Meisterprüfung individuelle Ersatzzähne hergestellt, damals noch mit dem Verblendwerkstoff Dentacolor von Kulzer. Meine Mitschüler sprachen mich daraufhin an, zu diesem Thema einen Kurs zu geben, was ich dann auch gemacht habe. Kulzer stellte das Material zur Verfügung und hat in der darauf folgenden Zeit weitere Kurse organisiert. 1994 war ich dann in Japan bei einer Fortbildung von Makoto Yamamoto und bin mit dem Komposit Solidex von Shofu konfrontiert worden. Das Produkt, mehr aber noch die Unternehmensphilosophie hat mich überzeugt, und ich bekam nach dem Kurs bei Yamamoto auf der Heimreise ein Angebot des Geschäftsführers Wolfgang van Hall. Das war der Grundstein unserer Zusammenarbeit. Sie sind als Referent für Shofu weltweit unterwegs. Was können wir Europäer von unseren Kollegen in Asien oder Amerika lernen Und was haben wir ihnen voraus Von den Asiaten können wir die Didaktik und die Systematik lernen, mit der sie Zahnersatz herstellen. Bei den Amerikanern sind es andere Dinge, keine technischen Details, sondern ihr Pragmatismus, ihre Zielorientierung, ihre Motivation, ihr Marketing und nicht zuletzt auch der Teamgedanke, der dort einen höheren Stellenwert hat als bei uns. Der zweite Teil ist etwas schwieriger zu beantworten. Es zählt letztlich die Motivation des Einzelnen, nicht die Nationalität. Aber wir haben sicher die schöneren Labors und mit Bezug auf die USA das bessere Ausbildungssystem. Wie sollten wir uns heute gegenüber Zahnärzten darstellen Was sollten wir anbieten und wo sollten wir uns raushalten Die Euphorie, die uns nach der Gesundheitsreform 1998 ergriff, wo jeder gesagt hat, du musst unbedingt für das Marketing etwas tun, die ist verflogen. Man hat klar gesehen, dass man nicht ohne den Behandler eine Strategie entwickeln kann, zum Beispiel was die Werbung beim Patienten angeht. Das Verhältnis, das ich zum Behandler habe, entscheidet darüber, ob ich auch den Patienten erreiche. Letzten Endes reden wir hier über Vertrauen und Vertrauen fußt auf Qualifikation. Wenn ich mich als Zahnarzt darauf verlassen kann, dass mein Partner in fachlicher Hinsicht die entsprechende interdisziplinäre Qualifikation mitbringt und meine Problemstellungen kennt, dann werde ich als Ansprechpartner ganz anders geschätzt und bekomme auch das Vertrauen, mit dem Patienten technische Varianten zu besprechen. Für das Vertrauen sind sicherlich auch interdisziplinäre Arbeitskreise dienlich. Absolut. Die Zugehörigkeit zu Arbeitskreisen drückt die Motivation aus, sich fortzubilden und seine Qualifikation zu verbessern. Wenn jemand keine Fortbildungen besucht, ist das über längere Sicht auch eine Aussage darüber, wie er seinen Beruf betreibt. Und an die Patienten kommen wir nur über die Zahnärzte ran Viele Kollegen hatten die Vorstellung, über das Internet oder Tage der offenen Tür Patienten in das Labor zu bekommen, dort zu beraten und sie dann zum Zahnarzt zu schicken. Das funktioniert nicht. Es stellt sich doch immer die Frage, worüber ich die Patienten aufklären möchte. Ich habe weder die fachliche Ausbildung, noch die notwendigen Unterlagen, eine Diagnose zu stellen. Meine Information kann nur technischer Natur sein. Der Patient kommt aber mit der Erwartungshaltung, dass ich ihm sage, was sein spezielles Problem ist. Denken wir noch etwas in die Zukunft. Woran sollten wir Zahntechniker weiter arbeiten Ich stehe auf dem Standpunkt, dass das durchschnittliche Fachwissen insbesondere auf dem Gebiet der Kaufunktion und der damit verbundenen Anforderung an die Zahnmorphologie viel zu gering ist. Der Schwerpunkt heute liegt in erster 780 dental dialogue 4. JAHRGANG 2003

NACHGEFRAGTdd Linie auf der Ästhetik. Esthetic Dentistry ist ein schöner Begriff, bezieht sich aber im Grunde auf den sichtbaren Bereich und minimiert unser Anforderungsprofil. Die Qualifikation hinsichtlich der Funktion ist aber absolut notwendig. Der Wettbewerb in dem wir stehen, sei es als Laborleiter oder als Mitarbeiter, nimmt weiter zu. Es bleiben nur zwei Richtungen, die Quantität oder die Qualität. Da der Patient tiefer in die Tasche greifen muss, überlegt er sich sehr gut, wofür er sein Geld ausgibt und wird in jedem Fall ein qualitativ einwandfreies Produkt erwarten. Dem muss man Rechnung tragen, sonst hat man keine Aufträge mehr. Die Orientierung an der Qualität ist in der Vergangenheit nicht genügend gepflegt worden. Es ist derzeit aber auch schwer zu beurteilen, welche Fortbildungen gut und welche schlecht sind. Ein europäisches Zertifizierungssystem ist daher notwendig. Kann der qualitativ hochwertige Bereich für alle die Lösung sein oder brauchen wir auf der anderen Seite auch die Quantität Ich glaube, dass der auf Quantität ausgelegte Markt in Deutschland überschätzt wird. Wir haben jahrelang einen hohen Standard gehabt und verglichen mit anderen Ländern haben wir den heute auch noch. Das ist in den Köpfen der Menschen drin. Sie lassen ihren Zahnersatz nicht einfach in Fernost machen. Wir müssen uns an der Qualität orientieren, denn alles andere ist schon aufgrund der Lohnkosten hierzulande nicht zu machen. Preislich können wir mit Ungarn oder Asien nicht mithalten. Was wünschen Sie der Zahntechnik für die Zukunft Ich wünsche mir kritische Zahntechniker. Zahntechniker, die informiert sind, viele Fortbildungen besuchen und durch ihr Know-how die Industrie unter Druck setzen, Produkte und Serviceleistungen weiter zu verbessern. Die Industrie tut nur so viel, wie der Markt fordert, und das ist zu wenig. VITA VON Bernhard Egger, geb. am 24. September 1962 in Füssen/Deutschland 1990 erfolgreicher Abschluss der Meisterprüfung an der Meisterschule München; Firmengründung mit den Schwerpunkten interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Zahnärzten und Kieferorthopäden, bioästhetische Rekonstruktion des funktionsgestörten Kauorgans seit 1992 Mitglied des Kemptener Arbeitskreises seit 1995 Technical Adviser und Referent von SHOFU Inc. Japan. Studien, Vorträge und Veröffentlichungen national und international über Farbtheorie und deren Einfluss auf die Reproduktion von Zahnfarben. SHOFU ist Hersteller zahntechnischer und zahnmedizinischer Produkte und Verbrauchsmaterialien. seit 1998 Einsatz des computergesteuerten Farbmessgeräts ShadeEye zur Reproduktion von Zahnfarben. seit 1999 Fakultätsmitglied des Orognathic Bioesthetics International Institute (O.B.I.) mit Sitz in den USA und in Deutschland. O.B.I. ist die Schule für bioästhetische Zahnheilkunde und widmet sich dem Verständnis und der Lehre bioästhetischer Zahnheilkunde zur klinischen Anwendung in der Praxis. seit 2002 Gründungsmitglied der Dental Excellence International Laboratory Group. In dieser Gruppe vereinigen sich Laboratorien, die sich zu qualitativ hochwertiger Prothetik bekennen, die ihren Qualitätsanspruch nachweisen und die diesen Qualitätsanspruch gemeinsam nach außen tragen wollen. Vielen Dank für das Gespräch. oe 4. JAHRGANG 2003 dental dialogue 781