Update Medizin Grenzen des VIKIA HIV 1 / 2 Schnelltest AK Sexuelle Gesundheit 19. Oktober 2011 Christian Ramolla Gesundheitsamt Köln Paulo dos Santos Inhalt Gesetzliche Grundlagen Testzahlen Gesundheitsamt Köln 2011 Einfluss des Hämatokrit (HKT) auf den HIV- Schnelltest Fallvorstellung falsch-negativer Test Fallvorstellung falsch-positive Tests 1
Gesetzliche Grundlagen u.a. gegeben durch: Gesetz über Medizinprodukte (Medizinproduktegesetz - MPG) Verordnung über das Errichten, Betreiben und Anwenden von Medizinprodukten (Medizinprodukte-Betreiberverordnung - MPBetreibV) Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen (Biostoffverordnung - BioStoffV) technische Regeln für biologische Arbeitsstoffe (TRBA) 100 / 250 / 462 Verordnung über das Europäische Abfallverzeichnis (Abfallverzeichnis-Verordnung - AVV) HIV-Schnelltests im Gesundheitsamt Köln HIV-Testverfahren 400 350 300 250 200 150 100 50 0 Februar März April Nur ST Mai Juni Juli Nur Konventioneller Test August September 2
Einfluss des Hämatokrit (HKT) auf den HIV-Schnelltest Aus dem Beipackzettel Hämatokritwerte zwischen 30 und 60% haben keinen Einfluss auf die Testergebnisse (außerhalb diesen Bereichs deutliche Beeinträchtigung) 3
Was ist der Hämatokrit? Anteil aller zellulären Bestandteile am Volumen des Blutes. (hauptsächlich von den roten Blutzellen abhängig) Normal: Frauen 37 47% Männer 40 54% Was kann den HKT erhöhen? Dehydratation (Austrocknung) z. B. bei Erbrechen / Durchfall Polyglobulie (Vermehrung der roten Blutzellen) Höhenaufenthalte Doping und / oder Therapie mit Erythropoetin und Androgenen 4
Was kann den HKT verringern? Hyperhydratation (Überwässerung) Anämie (Blutarmut) bei Nährstoffmangel (Eisen, Vit B12, Darmerkrankungen inkl. Wurmbefall) Blutungsanämie (Blutverluste, auch Monatsblutung) Thalassämie: Erbkrankheit in einstigen Malariagebieten im Mittelmeerraum, im vorderen Orient und bei der afrikanischstämmigen Bevölkerung Sichelzellanämie: Erbkrankheit der schwarzafrikanischen Bevölkerung, Häufigkeit von 1:250 Malaria Sonderfall: HIV-assoziierte Anämie in der frühen Infektionsphase bei fortgeschrittenem Immundefekt 25. Sullivan PS, Hanson DL, Chu SY, Jones JL, Ward JW. Epidemiology of anemia in human immunodeficiency virus (HIV)-infected persons: results from the multistate adult and adolescent spectrum of HIV disease surveillance project. Blood. 1998 Jan 1;91(1):301-8. 5
Dtsch Arztebl 2011; 108(31-32) August 2011 6
Tipps für die Testberatung Frage: Haben Sie eine chronische Bluterkrankung? bei auffällig blassen Klientinnen und Klienten keinen Schnelltest empfehlen Achtung bei HIV-Hochprävalenz-Ländern meist deckungsgleich mit Malaria HPL 7
Indikationen HIV-Schnelltest zu empfehlen Menschen mit positivem Partner und hoher Testroutine (ohne zeitgleiche Luesdiagnostik) unbetreute Schwangerschaft 34. SSW oder bei anderen Begleiterkrankungen als Entscheidungsgrundlage für PEP bei Nadelstichverletzungen (eines Angestellten von 533/4) zur Erhebung eines HIV-Status des Klienten möglich privat oder gesetzlich Versicherte ohne Symptome, ohne hohes Risiko, mit hoher Kompetenz hohes Infektionsrisiko und ängstlich keine Wiedervorstellung zur EM möglich (hochmobil) Drängen auf Schnelltest nicht zu empfehlen kein Risiko (generell keine Testindikation gegeben) einmaliger Risikokontakt < 12 Wochen psychische Instabilität oder Krankheitsphobie im Rahmen des STI- Screening von SexarbeiterInnen schwerer Zugang zur Therapie bei positivem Befund wenn Beratung und EM durch sprachliche und/oder intellektuelle Probleme massiv erschwert sind chronische Bluterkrankung Herkunft: HIV-HPL-Land CAVE: höchste Priorität haben in der Indikationsstellung die roten Empfehlungen! Tipps für das Labor Bevorzugung von Serumproben im Zweifelsfall visuelle HKT-Kontrolle mit Normogramm 8
Fallvorstellung falsch-negativer Schnelltest 10. Mai 2011 Klient: 35 Jahre, MSM bisher 2 HIV-Tests letzter negativer Test vor 35 Monaten nach eigener Angabe beschwerdefrei Luesdiagnostik aktuell nicht gewünscht Ergebnis: negativ 9
13. Juli 2011 Klient stellt sich erneut vor erkundigt sich zur Sicherheit des Schnelltests habe 15kg abgenommen habe eine Hautauffälligkeit entwickelt Dermatologin habe Verdacht auf Kaposi-Sarkom und HIV-Test veranlasst Diagnose HIV positiv VL 1,5 Mio/ml CD4-Zellen 250/µl August 2011 Referenzzentrum Retroviren Erlangen HIV-1, Subtyp B keine Resistenzen aufgrund Bandenmuster eher alte, möglicherweise seit Jahren bestehende Infektion August 2011 Parallele Durchführung von zwei VIKIA-Schnelltests mit aktueller Serumprobe des Klienten in unserer Beratungsstelle Identische Charge Identisches Serum Identische Laufzeit abweichendes Ergebnis 10
29. August 2011 Vorkommnismeldung Fallvorstellung falsch-positive Schnelltests gleiche Chargennummer gleiches Datum 11
14. 09. 2011 Klient: 23 Jahre, männlich, hetero bisher kein HIV-Test Testmotivation: neue Freundin Ergebnis: reaktiv 14. 09. 2011 Klient: 33 Jahre, männlich, hetero 2 negative Vortests letzter negativer HIV-Test vor 4 Jahren Testmotivation: Sexualpartnerin aus HPL Ergebnis: reaktiv 12
16. 09. 2011 In beiden Fällen negatives Laborergebnis Kontrolle bei Ergebnismitteilung 13
Kontakt Gesundheitsamt Köln Beratungsstelle zu sexuell übertragbaren Erkrankungen (STD) einschließlich Aids Neumarkt 15-21 50667 Köln Telefon 0221 / 221-24602 Telefax 0221 / 221-27236 STD-AIDS@stadt-koeln.de 14