Zustand der Biodiversität in der deutschen Ostsee - Ergebnisse der MSRL-Anfangsbewertung - Dr. Britta Knefelkamp Umweltministerium Schleswig-Holstein BUND-Dialogforum, 12.03.2014, Berlin
Begründungen und Ziele der MSRL Begründung 2: Es ist offensichtlich, dass der Druck auf die natürlichen Ressourcen des Meeres und die Inanspruchnahme von Dienstleistungen des Meeresökosystems oft zu hoch sind... Begründung 3: Ziel, die biologische Vielfalt zu bewahren und vielfältige und dynamische Ozeane und Meere zur Verfügung zu haben, die sauber, gesund und produktiv sind. Artikel 1(1): Mit dieser Richtlinie wird ein Rahmen geschaffen, innerhalb dessen die Mitgliedstaaten die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um spätestens bis zum Jahr 2020 einen guten Zustand der Meeresumwelt zu erreichen oder zu erhalten. BUND-Dialogforum, 12.03.2014, Berlin Folie 2
Aufgaben nach MSRL 1. Bewertung des Ist-Zustands 2. Beschreibung des Soll-Zustands (GES) 3. Festlegung von Umweltzielen Grundlage waren vorhandene Daten & Informationen 4. Überwachungsprogramm Konzeptionierung und Umsetzung bis 15.10.2014 5. Maßnahmenprogramm Konzeptionierung bis 31.12.2015 und Umsetzung bis 31.12.2016 6. Datenmanagement 7. Reporting BUND-Dialogforum, 12.03.2014, Berlin Folie 3
Bewertung nach MSRL Anforderungen der MSRL: physikalische, chemische & biologische Merkmale, Biotoptypen (z.b. Phytoplankton und marine Säugetiere) vorherrschende Belastungen und Auswirkungen, einschließlich des menschlichen Handelns (z.b. Entnahme lebender und nicht-lebender Ressourcen) wirtschaftliche und gesellschaftliche Analyse (ESA) der Nutzung und der Kosten einer Verschlechterung der Meeresumwelt BUND-Dialogforum, 12.03.2014, Berlin Folie 4
Anfangsbewertung 2012 Grundlagen: Helsinki - Übereinkommen Fauna-Flora-Habitat - Richtlinie Wasserrahmenrichtlinie Umweltqualitätsnormen-Richtlinie Badegewässerrichtlinie Artspezifische Abkommen (z.b. ASCOBANS und Jastarnia Plan) Rote Listen BUND-Dialogforum, 12.03.2014, Berlin Folie 5
Anfangsbewertung 2012 Biotoptypen: Nicht alle FFH-LRT haben den guten Erhaltungszustand erreicht, nach HELCOM und den Roten Listen muss von einer Gefährdung ausgegangen werden. Hauptbelastungen: grundberührende Fischerei, großflächige Sedimententnahme und Verschlickung verursachende Nutzungen Phytoplankton: Nach WRRL ist der Zustand überwiegend mäßig bis unbefriedigend, nach HELCOM sehr gut bis schlecht. Hauptbelastungen: Anreicherung von Nährstoffen und Auswirkungen der Klimaänderungen BUND-Dialogforum, 12.03.2014, Berlin Folie 6
Anfangsbewertung 2012 Makrophyten: Nach WRRL ist der Zustand überwiegend mäßig bis unbefriedigend, nach HELCOM mäßig bis schlecht. Hauptbelastungen: Anreicherung von Nährstoffen, großflächige Substratentnahme und grundberührende Fischerei Makrozoobenthos: Nach WRRL ist der Zustand überwiegend mäßig oder schlechter, nach HELCOM mittel bis sehr gut. Hauptbelastungen: Anreicherung von Nährstoffen, grundberührende Fischerei und großflächige Substratentnahme BUND-Dialogforum, 12.03.2014, Berlin Folie 7
Anfangsbewertung 2012 Fischfauna: Nach FFH-RL, HELCOM und ICES ergeben sich deutliche Belastungen der Fischfauna. Hauptbelastungen: Auswirkungen der Fischerei, Klimaänderungen und Anreicherung von Nährstoffen Marine Säugetiere: Nach HELCOM ist der Zustand schlecht, nach FFH-RL ungünstig - schlecht, nach den Roten Listen gefährdet. Hauptbelastungen: Fischerei, Einleitung von anorganischen und organischen Schadstoffen und Unterwasserschall BUND-Dialogforum, 12.03.2014, Berlin Folie 8
Anfangsbewertung 2012 Marine Säugetiere: Nach HELCOM ist der Zustand schlecht, nach FFH-RL ungünstig - schlecht, nach den Roten Listen gefährdet. Hauptbelastungen: Fischerei, Einleitung von anorganischen und organischen Schadstoffen und Unterwasserschall Seevögel: Seit langem intensive Erfassung im Küstenbereich, aber kein einheitliches Verfahren zur Bewertung. Reihe von ökologisch sensiblen Arten sind nicht im guten Zustand. Hauptbelastungen: Fischerei, Schiffsverkehr, Bauwerke, Sand- und Kiesabbau, Müll und Jagd BUND-Dialogforum, 12.03.2014, Berlin Folie 9
Anfangsbewertung 2012 Kontamination durch gefährliche Stoffe: weiterhin zu hoch Nach HELCOM ist der Zustand mäßig bis schlecht, nach WRRL überwiegend gut (Wasserphase). Für eine Bewertung mariner Sedimente und Organismen sind bestehende UQN zu verbessern oder neu zu entwickeln. Anreicherung mit Nährstoffen und organischem Material: weiterhin zu hoch Nach HELCOM ist der Zustand moderat bis schlecht, nach WRRL wird der gute ökologische Zustand aufgrund von Eutrophierungseffekten verfehlt. BUND-Dialogforum, 12.03.2014, Berlin Folie 10
Anfangsbewertung 2012 Biologischen Störungen: weiterhin zu hoch aktuell praktizierte grundberührende Fischereien führen zu negativen Auswirkungen auf Zielarten, Nichtzielarten und benthische Lebensgemeinschaften, HELCOM bewertet Auswirkungen der Fischerei als negativ (Beifang und Rückwurf einiger Fischereien weiterhin zu hoch); mikrobielle Pathogene werden nicht bewertet, gefährden aber nicht die gute Qualität der Badegewässer; Belastungen durch nicht einheimische Arten werden nicht bewertet, HELCOM betrachtet ihre Einbringung jedoch als Risiko. BUND-Dialogforum, 12.03.2014, Berlin Folie 11
GES sub GES Anfangsbewertung 2012 Merkmale: schlecht: Biotoptypen, Phytoplankton, Makrophyten, Fischfauna, marine Säugetiere, Seevögel unbefriedigend: Makrozoobenthos unbekannt: Zooplankton, nicht einheimische Arten, mikrobielle Pathogene BUND-Dialogforum, 12.03.2014, Berlin Folie 12
GES sub GES Anfangsbewertung 2012 Belastungen: schlecht: Kontamination durch gefährliche Stoffe, Anreicherung mit Nährstoffen und organischem Material, biologische Störungen unbekannt: physischer Verlust, physische Schädigung, physikalische Störungen, Interferenzen mit hydrologischen Prozessen, systematische und/oder absichtliche Freisetzung von Stoffen, kumulative und synergetische Wirkungen BUND-Dialogforum, 12.03.2014, Berlin Folie 13
Anfangsbewertung 2012 Gesamtergebnis der Anfangsbewertung 2012: Da im Rahmen der vorliegenden Bewertungen nach Gemeinschaftsrecht und HELCOM die Merkmale und Belastungen des Ökosystems Ostsee nicht im Bereich eines guten Zustands liegen, erreicht die deutsche Ostsee den guten Umweltzustand nicht. BUND-Dialogforum, 12.03.2014, Berlin Folie 14
Bewertung 2018 Was muss getan werden? regionale und inhaltliche Lücken schließen Monitoring und Bewertungssysteme entwickeln (Merkmale: Zooplankton, nicht einheimische Arten, mikrobielle Pathogene; Belastungen: physischen Verlust, physische Schädigung, physikalische Störungen, Interferenzen mit hydrologischen Prozessen, systematische und/oder absichtliche Freisetzung von Stoffen, kumulative und synergetische Wirkungen; ESA: Analyse der Nutzung und der Kosten einer Zustandsverschlechterung) Interkalibrierung und ggf. Anpassung bestehender Bewertungssysteme BUND-Dialogforum, 12.03.2014, Berlin Folie 15
Bewertung 2018 Was muss getan werden? Ökosystemansatz, Vorsorgeansatz und Verursacherprinzip weiter analysieren und entsprechend anwenden Harmonisierung mit anderen Richtlinien und Abkommen (z.b. GFP, GAP) Harmonisierung auf regionaler Ebene BUND-Dialogforum, 12.03.2014, Berlin Folie 16
Britta.Knefelkamp@melur.landsh.de Alle Fotos aus Nord- und Ostsee von M. Hauswirth Vielen Dank!