EMK Sevelen Ressort Gottesdienst Predigt vom 28.01.18, Pfarrer Stephan Koch Predigtthema: Dankbar für das, was Gott uns schenkt Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, unserem Herrn Jesus Christus Liebe Gemeinde, Danken Dank sagen, darum geht es heute: nicht als Pflichtübung: sag danke, wie man es bei Kindern manchmal macht. Wir danken, weil Gott uns den Dank ans Herz gelegt hat. Danket dem HERRN, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. So heisst es in der Chronik. Und: Wir danken Gott immer wieder für euch alle. (1. Thess 1,2) Gott danke sagen, für das was er uns schenkt. Gott danke sagen für die Geschwister. Dankbarkeit ist ein Gefühl oder eine Haltung in Anerkennung das mir jemand geholfen hat, dass ich etwas bekommen habe. Sprachgeschichtlich kommt Dank von Denken: Dankbarkeit ist also, so könnte man sagen, eine Folge des Denkens. So verstehe ich auch das Wort aus Psalm 9: "Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen und erzähle alle deine Wunder!" Das Danken hat seinen Ausgangspunkt im meinem Nachdenken über meine Welt, über mein Leben, meine Lebenssituation. Ich trete bewusst oder unbewusst einen Schritt zurück und betrachte meine Welt. Und schaue dankbar auf das, was mir geschenkt ist. Danken macht uns bewusst: Es ist nicht selbstverständlich, dass andere da sind, mit mir zusammen auf dem Weg sind. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir einander helfen. Und: Dank ist wichtig; denn Dank tut dem anderen gut. Es wärmt einem das Herz, wenn man ein Dankeschön hört. Deswegen sagen wir Gott und euch heute danke: Danke fürs Mittragen und Mitgehen, Danke fürs Beten und Singen, Danke fürs Mitdenken und Mitarbeiten. Danke dafür, dass ihr aushaltet, wie unterschiedlich wir sind, wie fehlerhaft, wie schwach, wie wenig überzeugend. Danke, dass wir durch euch Gemeinde Gottes sein können, die nach Gott sucht und fragt, die zu ihm unterwegs ist und auf ihn hofft. Was heisst es als Gemeinde zusammen unterwegs zu sein, dankbar und fröhlich, darüber will ich mit euch und Paulus nachdenken:
Der Predigttext steht im 1. Brief an die Thessalonicher, im 5. Kapitel, die Verse 14-24: 14 Wir ermahnen euch aber, liebe Brüder: Weist die Unordentlichen zurecht, tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen, seid geduldig gegen jedermann. 15 Seht zu, dass keiner dem andern Böses mit Bösem vergelte, sondern jagt allezeit dem Guten nach untereinander und gegen jedermann. 16 Seid allezeit fröhlich, 17 betet ohne Unterlass, 18 seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch. 1. Gottes Gemeinde eine Überlebensgemeinschaft 14 Wir ermahnen euch aber, liebe Brüder: Weist die Unordentlichen zurecht, tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen, seid geduldig gegen jedermann. 15 Seht zu, dass keiner dem andern Böses mit Bösem vergelte, sondern jagt allezeit dem Guten nach untereinander und gegen jedermann. So etwa 13 Imperative bringt Paulus in diesen paar Versen. Und wenn man das so hört, könnte es einen resignieren lassen: weist zurecht tröstet tragt seid geduldig jagt nach seid fröhlich betet seid dankbar usw. Das schaff ich doch alles gar nicht. Aber es geht Paulus nicht darum, dass die Thessalonicher oder wir Superchristen werden; es geht nicht um Leistung, Anstrengung, so wie bei der Olympiade demnächst in Korea, wo jahrelang trainiert wird, um auf den Punkt Top Leistung zu bringen. Es geht vielmehr darum, den Blick auf die Gemeinde zu lenken, eine Gemeinde, die Seelsorge nötig hat: 14 Wir ermahnen euch aber, liebe Brüder: Weist die Unordentlichen zurecht, tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen, seid geduldig gegen jedermann. Das sagt Paulus zuerst der Gemeindeleitung, meint aber eigentlich alle in der Gemeinde. Unordentlich ataktos steht da, also aus dem Takt: Gemeindeglieder sind aus dem Takt geraten. Und wahrscheinlich meint Paulus hier Gemeindeglieder, die sich vor ihrer Arbeit drücken. Es mag welche in der Gemeinde gegeben haben, die gedacht haben: Jesus kommt bald warum noch arbeiten gehen. Ihnen soll der Kopf, der Sinn zurechtgerückt werden, denn natürlich sollen sie weiter arbeiten und nicht der Gemeinde zur Last fallen. Dann sind da die Kleinmütigen, das Wort hierfür heißt ursprünglich 'kurzer Atem' oder kleine Seele: sie sind niedergedrückt, mutlos, trauen ihrem Glauben nicht mehr viel zu und sollen getröstet werden. Und es sind die Schwachen, die ohne Stärke, die von den anderen getragen werden sollen. Paulus
räumt mit der Illusion auf, dass zur Gemeinde nur starke, standfeste, überzeugte, leidensbereite Christen gehören. Es gibt auch die Schwachen, die Zweifelnden und Kurzatmigen. Und ich glaube jeder von uns ist mal einer der Starken und einmal einer der Schwachen. Eine Gemeinde zeichnet sich dadurch aus, dass sie eine Lebensgemeinschaft und damit auch eine Überlebensgemeinschaft ist: was wir hier im reichen Europa vielleicht vergessen haben, anderswo wissen das Gemeinden noch. Gemeinde sein heisst einander tragen. Gemeinde sein heißt eben auch füreinander da sein, sich gegenseitig trösten, zurechtweisen, füreinander sorgen, Christus kann unser Vorbild sein: So wie er sollen wir miteinander liebevoll, langmütig, großherzig umgehen. Und dafür können wir dankbar sein: Gemeinde ist eine Lebens- und Überlebensgemeinschaft. 2. Danken beten fröhlich sein Und jetzt setzt Paulus noch einen drauf: Wenn mein Leben als Christ gelingen soll, wenn unsere Gemeinde als Lebensgemeinschaft unterwegs sein soll, dann kann sie das nur, wenn sie nah bei Gott ist: Paulus sagt das so: 16 Seid allezeit fröhlich, 17 betet ohne Unterlass, 18 seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch. Ihr habt es vielleicht gemerkt: in meiner Überschrift habe ich die Reihenfolge umgekehrt: Danken beten fröhlich sein: Paulus sagt das in erfrischender Radikalität: Seid dankbar in allen Dingen, in allen Lebenslagen, ganz egal was kommt. Das heisst nicht: seid dankbar für alles. Das wäre eine verlogene Dankbarkeit. Und ihr wisst ja auch wie oft in den Psalmen geklagt wird, über Ungerechtigkeit und Krankheit. Seid dankbar in allen Dingen: Das kann nur funktionieren, wenn ich diesen Schritt zurück mache: Wie war das in Psalm 9 "Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen und erzähle alle deine Wunder!" Gottes Wunder in meinem Leben sehen. Wahrnehmen: was ist mein Leben vor Gott, wie wäre es ohne Gott. Und Gott dafür loben. Seid dankbar in allen Dingen denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch. Warum will Gott das? Weil gelingendes Leben dankbares Leben ist. Weil Gott in meinem Leben heilvolle und liebevolle Spuren hinterlassen hat, die auch durch Leid und Krankheit nicht ausgelöscht werden können. Denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch: weil Jesus für uns sein Leben gelassen hat; weil da das heilmachende,
befreiende, erlösende Wunder überhaupt geschehen ist, deswegen gibt es für uns Christen so viel zu danken. Durch ihn, durch Christus gehören wir zu Gott. Und dieser Dank reicht sogar in die Zukunft. In Psalm 42 heisst es: Warum nur bin ich so traurig? Warum ist mein Herz so schwer? Auf Gott will ich hoffen, denn ich weiß: Ich werde ihm wieder danken. Er ist mein Gott, er wird mir beistehen! (Psalm 42) Auch in der tiefsten Depression weiss der Beter: Gott lässt mich nicht im Stich. Ich werde wieder Grund haben zu danken! Das ist vielleicht einfach gesagt, aber in Krankheit oder Trauer unendlich schwer zu glauben. Dann: Betet ohne Unterlass Meine Dankbarkeit für Gottes Wunder in meinem Leben ist auch Grundlage und Motivation meines Betens. Wes Herz voll ist, des Mund läuft über. Durch Christus werden wir zu Kindern Gottes. Und weil wir in Gott einen liebevollen Vater haben der für uns da ist, mit uns mitgeht, deshalb bete ich, lobe ich, weil ich die Wunder Gottes in meinem Leben sehe, weil ich in meinem Leben erlebe, dass Gott mich hält und trägt, auch wenn es schwierig wird. Paulus schreibt: in allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten, als die Unbekannten und doch bekannt; als die Sterbenden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten und doch nicht getötet; als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; (1. Kor 6,4.9-10) Deswegen: Betet pausenlos. Ich kann auch beten, ohne zu sprechen und ohne die Hände zu falten. Mein Arbeiten, mein Gehen, mein Schlafen, mein Essen und Trinken soll Gebet sein. Alles kann ich mit Gott besprechen, ich lobe ihn und danke, ich seufze, ich singe, ich langweile mich vor Gott. Ich hadere, klage und streite mit Gott. Gott ist nah bei uns, er geht unter die Haut, er umgibt uns, wie die Luft, die wir atmen. Er ist jedem von uns nicht fern. (Apg 17,27) Er geht und läuft mit, fährt Fahrrad und Zug. Es gibt keinen Ort, an dem Gott nicht mit uns ist. Und mein Dank ist eine Stimmlage meines Gebetes. Und zuletzt: Seid immer fröhlich betet ohne Unterlass seid allezeit fröhlich. Haben wir nicht oft genug Grund zur Sorge, Grund schlecht gelaunt zu sein. Ein Tag voller Regen der Winter ist trübe und grau wir müssen zur Arbeit haben schlecht geschlafen: Und zack aus mit fröhlich. Ganz abgesehen von den heftigeren Gründen für Trauer, Kummer und Sorge. Seid allezeit fröhlich. In meiner Jugend gab es den Button: Lach doch Gott liebt dich. Da war ich schon aus Prinzip schlecht gelaunt, wenn ich den gesehen habe. Paulus schöpft seine Freude, seine Fröhlichkeit aus der Gewissheit: Jesus ist für mich gestorben und auferstanden
und der Herr kommt, der Herr ist nah. Das mag uns zu wenig scheinen, da leuchtet für uns vielleicht keine Freude heraus. Für Paulus war das anders: Er schreibt: Unsere Trübsal ist zeitlich und leicht; aber sie bewirkt eine über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit. Aus Paulus leuchtet diese Freude heraus: Gott liebt mich in Christus, wie mich kein Mensch lieben kann. Ich bin ihm so kostbar, dass er mich nicht aufgibt und nicht verlässt. Nichts kann mich scheiden von dieser Liebe. Auch wenn Paulus vielleicht manchmal weinen wollte, so ist er doch fröhlich in seinem Gott. 16 Seid allezeit fröhlich, 17 betet ohne Unterlass, 18 seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch. Man hat diese Verse auch eine Grundordnung für die Gemeinde genannt. Gott will, dass wir, damit unser Leben gelingt: fröhlich sind, beten, dankbar auf die guten Dinge in unserem Leben schauen: Dank für die Menschen, die mein Leben begleiten. Danke für die, die sich engagieren, die einen Dienst tun, egal wie gross oder klein er ist. Wer in Christus ist, an Christus festhält kann dankbar und fröhlich seine Wege gehen. Ich soll auch wissen: Gottes Horizont reicht weiter als unsere Sorge. Gott gibt mir Gutes, meine Rettung, mein Heil. Dankbarkeit ist die Antwort meines Vertrauens. Und der Friede Gottes, der weiter reicht als unsere Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen