Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck

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Transkript:

Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist: Freitag, 06. Januar 2017, 17:30 Uhr Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck Predigt im Pontifikalamt zum Hochfest der Erscheinung des Herrn JK A Freitag, 06. Januar 2017, 17:30 Uhr Hoher Dom zu Essen Texte: Jes 60,1-6; Eph 3,2-3a. 5-6; Mt 2,1-12 Liebe Mitbrüder im Bischofs-, Priester- und Diakonenamt, liebe Schwestern und Brüder, liebe Festgemeinde! I. Kinder faszinieren und öffnen die Herzen. Das ist bei der Geburt eines jeden Menschen so, das gilt für die Begegnung mit spielenden, wachen und aufmerksamen Kindern, das gilt in diesen Tagen beim Besuch der Sternsinger, die durch die Straßen unserer Pfarreien und Gemeinden ziehen. Kinder öffnen die Herzen. Sternsinger öffnen mit den Herzen auch die Hände vieler Menschen, die großzügig geben, um mit anderen zu teilen. In jedem Jahr sind es wichtige Projekte, die damit unterstützt werden, um anderen Kindern in den vielfältigen Nöten unserer Welt zu helfen und beizustehen, ihren Hunger und ihren Durst zu lindern, ihnen Kleidung und Bildung zu verschaffen. Wenn Kinder Herzen öffnen, dann fließt das Herz anderer über. II. Die Tradition der Sternsinger, die sich in den letzten Jahrzehnten intensiv herausgebildet hat und große Spendensummen für andere Kinder in Not einsammelt, ist ein schöner Hinweis auf das Wirken Gottes, der in Jesus als Mensch geboren wird und als Kind in der Krippe liegt. Obgleich das Weihnachtsfest geschichtlich wesentlich jünger ist als das Osterfest, das der Ankerpunkt der Entwicklung des Christentums und des lebendigen Glaubens an den Gott Jesu Christi ist, ist es in unserer heutigen Kultur das populärste Fest. Es rührt die Menschen an und öffnet viele Herzen. Weihnachten ist ein emotional wichtiges, aber zugleich auch immer mit 1

einer nüchternen Freude zu feierndes Fest. Hier rührt uns Gott an als Kind. Hier rührt uns Gott an als Menschen, die aufnahmefähig für Neues sind, die offen für die Welt sind, die wachen Auges auf das blicken, was auf sie zukommt, und die sich vorbehaltlos einlassen auf die Geschichte Gottes mit uns. III. Dahinter verbirgt sich eine große Wachheit, die Wachheit Gottes für uns und unsere Wachheit für Gott. Diese Wachheit, die Kinder auszeichnet, ist ein Zeichen von Gegenwart und Präsenz von dem, was Geistesgegenwart bedeutet. So kommt Gott auf uns zu, weil wir sein Wirken mit wacher Aufmerksamkeit wahrnehmen können. Gott kommt auf uns zu als waches Kind. Gott will uns aufmerksam und wach wie Kinder. Eine solche Wachheit steht unserer Kirche, steht uns als Gemeinschaft der Glaubenden in ökumenischer Weite bestens an. Eine wache Kirche erkennt und deutet die Zeichen der Zeit, hat einen wachen Blick für die Lebenswirklichkeiten der Menschen und ist aufmerksam auf das, was im Alltag geschieht, aber auch für weltweite Entwicklungen und Veränderungen. Mit den Sternsingern kommen Kinder auf uns zu, die uns daran erinnern, wach und aufmerksam zu sein. Mit einer solchen Wachheit sind wir Zeitgenossen aller Menschen, die auf ihre Weise wach sind: auf die Entwicklung ihres eigenen Inneren, auf die Entwicklungen der Menschen, die ihnen nahestehen und mit denen sie leben, auf die Entwicklung der Politik, der Gesellschaft und der Wirtschaft, auf die Entwicklung der Möglichkeiten, aber auch der Gefahren unserer Tage. Solche Wachheit ist eine Wesenseigenschaft der Kirche als Gemeinschaft derer, die auf Jesus Christus bauen, sich auf ihn verlassen und sich ganz und gar von ihm her verstehen, die von ihm her ihr Leben empfangen und ihren Glauben bezeugen. IV. Wachsam müssen auch die Sterndeuter gewesen sein, die nicht nur den Stern am Himmel sahen und ihn als Zeichen für den neugeborenen König der Juden deuteten (vgl. Mt 2,2), sondern die dann aufbrachen und sich auf den Weg machten. Mit solcher Wachheit, so beschreibt der Evangelist Matthäus ihren Weg, folgten sie dem Stern und gingen bis nach Bethlehem. Als sie dort den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt, so wird berichtet (vgl. Mt 2,10). Die Sterndeuter verdanken ihre Wachheit ihrer großen Sehnsucht nach Heil und Erlösung, nach Gott und dem Wunder des Friedens und der Gemeinschaft. Sie 2

bringen aber mit ihrer Wachheit und Sehnsucht auch das zur Krippe, was Sie besonders auszeichnet, nämlich die Gaben von Gold, Weihrauch und Myrrhe, die an das Sein und den Weg Jesu erinnern und an das, was er für uns bedeutet. An ihren Gaben erkennen wir, dass die weihnachtliche Geschichte von Ostern her erzählt wird und die österliche Wachheit, die nötig ist, um den Auferstandenen zu sehen und zu erkennen, auch für diejenigen notwendig ist, die auf das weihnachtliche Geheimnis Jesu schauen wollen. Die Sterndeuter, die in unserer Tradition zu den Königen aus dem Morgenland geworden sind, sind wache, glaubende Menschen. In der Geschichte der Kirche ist, nicht nur für die orthodoxe Tradition, gerade das heutige Hochfest der Erscheinung des Herrn dasjenige Fest, das am tiefsten deutlich macht, was Weihnachten bedeutet: Gott ist als Mensch unter uns, berührt und rührt uns an als Kind, damit wir selber Kinder Gottes würden (vgl. Joh 1,12), wach für das Wirken Gottes in dieser Welt, wach auf die Regungen des Herzens und des Verstandes, wach für das Neue, das auf uns zu kommt und wach für die Menschen, die Gott suchen, die in Not sind und Beistand benötigen. V. Die Sternsinger, die durch unsere Straßen ziehen und als Kinder für Kinder in dieser Welt sammeln, sind uns dafür ein Bild. Eine solche Wachheit schlägt Brücken in viele Welten und zu Menschen, keinen einfachen Zugang zum Christentum, zum Glauben, zur Kirche und zum Geheimnis von Weihnachten haben. Diese Kinder sind erst recht ein Zeichen für die Friedensfähigkeit, die von einem wachen unschuldigen Kind ausgeht, das noch nicht zur Gewalt, zu Hass und Dunkelheit verführt worden ist. Darum ist das heutige Fest auch eine Einladung, der Kinder zu gedenken, die Opfer von Gewalt geworden sind und werden. Denken wir nur an den in der Kindheitsgeschichte Jesu berichteten Mord an den Jungen in Bethlehem und der ganzen Umgebung (vgl. Mt 2,13-18, bes. 16), aber auch an die unzähligen Opfer der Gewalt in allen Ländern dieser Erde, wo Kinder unendlich leiden. Und: Es gibt solche Machthaber, die nicht einmal davor zurückschrecken, Kinder in eine solche Abhängigkeit zu bringen, dass sie selber zu Kindersoldaten werden, zu missbrauchenden und missbrauchten Werkzeugen für den Hass, die Rach- und Gewaltsucht anderer. An all das mögen wir in diesen Tagen denken, wenn wir mit dem Gang der Sternsinger durch die Straßen unserer Städte und Gemeinden erleben, dass sie Gottes Segen zu den Menschen bringen. Es ist der Segen der Wachheit, der Segen der Wachsamkeit, der Segen der Aufmerksamkeit, der Segen der großen, offenen, vertrauensvoll blickenden Augen, der Segen 3

der Kinder, die sich freuen. Daran gilt es, Maß zu nehmen. Da ist Weihnachten! Denn wo das geschieht, da wird aus Finsternis Licht, da wird das Dunkel überstrahlt, da kann das Herz der Menschen vor Freude beben (vgl. Jes 60,5). Da geschieht Gottes Lob! Nichts anderes bewirkt unsere Wachsamkeit als Christen für die Menschen, mit denen wir gemeinsam die Welt gestalten, in der wir leben. Wer wach ist, der lobt Gott. So haben es auch die Weisen aus dem Morgenland getan. So tun wir es heute! Amen. 4

Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist: Freitag, 06. Januar 2017, 17:30 Uhr Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck Predigt im Pontifikalamt zum Hochfest der Erscheinung des Herrn JK A Freitag, 06. Januar 2017, 17:30 Uhr Hoher Dom zu Essen Texte: Jes 60,1-6; Eph 3,2-3a. 5-6; Mt 2,1-12 Liebe Mitbrüder im Bischofs-, Priester- und Diakonenamt, liebe Schwestern und Brüder, liebe Festgemeinde! I. Kinder faszinieren und öffnen die Herzen. Das ist bei der Geburt eines jeden Menschen so, das gilt für die Begegnung mit spielenden, wachen und aufmerksamen Kindern, das gilt in diesen Tagen beim Besuch der Sternsinger, die durch die Straßen unserer Pfarreien und Gemeinden ziehen. Kinder öffnen die Herzen. Sternsinger öffnen mit den Herzen auch die Hände vieler Menschen, die großzügig geben, um mit anderen zu teilen. In jedem Jahr sind es wichtige Projekte, die damit unterstützt werden, um anderen Kindern in den vielfältigen Nöten unserer Welt zu helfen und beizustehen, ihren Hunger und ihren Durst zu lindern, ihnen Kleidung und Bildung zu verschaffen. Wenn Kinder Herzen öffnen, dann fließt das Herz anderer über. II. Die Tradition der Sternsinger, die sich in den letzten Jahrzehnten intensiv herausgebildet hat und große Spendensummen für andere Kinder in Not einsammelt, ist ein schöner Hinweis auf das Wirken Gottes, der in Jesus als Mensch geboren wird und als Kind in der Krippe liegt. Obgleich das Weihnachtsfest geschichtlich wesentlich jünger ist als das Osterfest, das der Ankerpunkt der Entwicklung des Christentums und des lebendigen Glaubens an den Gott Jesu Christi ist, ist es in unserer heutigen Kultur das populärste Fest. Es rührt die Menschen an und öffnet viele Herzen. Weihnachten ist ein emotional wichtiges, aber zugleich auch immer mit 1

einer nüchternen Freude zu feierndes Fest. Hier rührt uns Gott an als Kind. Hier rührt uns Gott an als Menschen, die aufnahmefähig für Neues sind, die offen für die Welt sind, die wachen Auges auf das blicken, was auf sie zukommt, und die sich vorbehaltlos einlassen auf die Geschichte Gottes mit uns. III. Dahinter verbirgt sich eine große Wachheit, die Wachheit Gottes für uns und unsere Wachheit für Gott. Diese Wachheit, die Kinder auszeichnet, ist ein Zeichen von Gegenwart und Präsenz von dem, was Geistesgegenwart bedeutet. So kommt Gott auf uns zu, weil wir sein Wirken mit wacher Aufmerksamkeit wahrnehmen können. Gott kommt auf uns zu als waches Kind. Gott will uns aufmerksam und wach wie Kinder. Eine solche Wachheit steht unserer Kirche, steht uns als Gemeinschaft der Glaubenden in ökumenischer Weite bestens an. Eine wache Kirche erkennt und deutet die Zeichen der Zeit, hat einen wachen Blick für die Lebenswirklichkeiten der Menschen und ist aufmerksam auf das, was im Alltag geschieht, aber auch für weltweite Entwicklungen und Veränderungen. Mit den Sternsingern kommen Kinder auf uns zu, die uns daran erinnern, wach und aufmerksam zu sein. Mit einer solchen Wachheit sind wir Zeitgenossen aller Menschen, die auf ihre Weise wach sind: auf die Entwicklung ihres eigenen Inneren, auf die Entwicklungen der Menschen, die ihnen nahestehen und mit denen sie leben, auf die Entwicklung der Politik, der Gesellschaft und der Wirtschaft, auf die Entwicklung der Möglichkeiten, aber auch der Gefahren unserer Tage. Solche Wachheit ist eine Wesenseigenschaft der Kirche als Gemeinschaft derer, die auf Jesus Christus bauen, sich auf ihn verlassen und sich ganz und gar von ihm her verstehen, die von ihm her ihr Leben empfangen und ihren Glauben bezeugen. IV. Wachsam müssen auch die Sterndeuter gewesen sein, die nicht nur den Stern am Himmel sahen und ihn als Zeichen für den neugeborenen König der Juden deuteten (vgl. Mt 2,2), sondern die dann aufbrachen und sich auf den Weg machten. Mit solcher Wachheit, so beschreibt der Evangelist Matthäus ihren Weg, folgten sie dem Stern und gingen bis nach Bethlehem. Als sie dort den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt, so wird berichtet (vgl. Mt 2,10). Die Sterndeuter verdanken ihre Wachheit ihrer großen Sehnsucht nach Heil und Erlösung, nach Gott und dem Wunder des Friedens und der Gemeinschaft. Sie 2

bringen aber mit ihrer Wachheit und Sehnsucht auch das zur Krippe, was Sie besonders auszeichnet, nämlich die Gaben von Gold, Weihrauch und Myrrhe, die an das Sein und den Weg Jesu erinnern und an das, was er für uns bedeutet. An ihren Gaben erkennen wir, dass die weihnachtliche Geschichte von Ostern her erzählt wird und die österliche Wachheit, die nötig ist, um den Auferstandenen zu sehen und zu erkennen, auch für diejenigen notwendig ist, die auf das weihnachtliche Geheimnis Jesu schauen wollen. Die Sterndeuter, die in unserer Tradition zu den Königen aus dem Morgenland geworden sind, sind wache, glaubende Menschen. In der Geschichte der Kirche ist, nicht nur für die orthodoxe Tradition, gerade das heutige Hochfest der Erscheinung des Herrn dasjenige Fest, das am tiefsten deutlich macht, was Weihnachten bedeutet: Gott ist als Mensch unter uns, berührt und rührt uns an als Kind, damit wir selber Kinder Gottes würden (vgl. Joh 1,12), wach für das Wirken Gottes in dieser Welt, wach auf die Regungen des Herzens und des Verstandes, wach für das Neue, das auf uns zu kommt und wach für die Menschen, die Gott suchen, die in Not sind und Beistand benötigen. V. Die Sternsinger, die durch unsere Straßen ziehen und als Kinder für Kinder in dieser Welt sammeln, sind uns dafür ein Bild. Eine solche Wachheit schlägt Brücken in viele Welten und zu Menschen, keinen einfachen Zugang zum Christentum, zum Glauben, zur Kirche und zum Geheimnis von Weihnachten haben. Diese Kinder sind erst recht ein Zeichen für die Friedensfähigkeit, die von einem wachen unschuldigen Kind ausgeht, das noch nicht zur Gewalt, zu Hass und Dunkelheit verführt worden ist. Darum ist das heutige Fest auch eine Einladung, der Kinder zu gedenken, die Opfer von Gewalt geworden sind und werden. Denken wir nur an den in der Kindheitsgeschichte Jesu berichteten Mord an den Jungen in Bethlehem und der ganzen Umgebung (vgl. Mt 2,13-18, bes. 16), aber auch an die unzähligen Opfer der Gewalt in allen Ländern dieser Erde, wo Kinder unendlich leiden. Und: Es gibt solche Machthaber, die nicht einmal davor zurückschrecken, Kinder in eine solche Abhängigkeit zu bringen, dass sie selber zu Kindersoldaten werden, zu missbrauchenden und missbrauchten Werkzeugen für den Hass, die Rach- und Gewaltsucht anderer. An all das mögen wir in diesen Tagen denken, wenn wir mit dem Gang der Sternsinger durch die Straßen unserer Städte und Gemeinden erleben, dass sie Gottes Segen zu den Menschen bringen. Es ist der Segen der Wachheit, der Segen der Wachsamkeit, der Segen der Aufmerksamkeit, der Segen der großen, offenen, vertrauensvoll blickenden Augen, der Segen 3

der Kinder, die sich freuen. Daran gilt es, Maß zu nehmen. Da ist Weihnachten! Denn wo das geschieht, da wird aus Finsternis Licht, da wird das Dunkel überstrahlt, da kann das Herz der Menschen vor Freude beben (vgl. Jes 60,5). Da geschieht Gottes Lob! Nichts anderes bewirkt unsere Wachsamkeit als Christen für die Menschen, mit denen wir gemeinsam die Welt gestalten, in der wir leben. Wer wach ist, der lobt Gott. So haben es auch die Weisen aus dem Morgenland getan. So tun wir es heute! Amen. 4

Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist: Freitag, 06. Januar 2017, 17:30 Uhr Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck Predigt im Pontifikalamt zum Hochfest der Erscheinung des Herrn JK A Freitag, 06. Januar 2017, 17:30 Uhr Hoher Dom zu Essen Texte: Jes 60,1-6; Eph 3,2-3a. 5-6; Mt 2,1-12 Liebe Mitbrüder im Bischofs-, Priester- und Diakonenamt, liebe Schwestern und Brüder, liebe Festgemeinde! I. Kinder faszinieren und öffnen die Herzen. Das ist bei der Geburt eines jeden Menschen so, das gilt für die Begegnung mit spielenden, wachen und aufmerksamen Kindern, das gilt in diesen Tagen beim Besuch der Sternsinger, die durch die Straßen unserer Pfarreien und Gemeinden ziehen. Kinder öffnen die Herzen. Sternsinger öffnen mit den Herzen auch die Hände vieler Menschen, die großzügig geben, um mit anderen zu teilen. In jedem Jahr sind es wichtige Projekte, die damit unterstützt werden, um anderen Kindern in den vielfältigen Nöten unserer Welt zu helfen und beizustehen, ihren Hunger und ihren Durst zu lindern, ihnen Kleidung und Bildung zu verschaffen. Wenn Kinder Herzen öffnen, dann fließt das Herz anderer über. II. Die Tradition der Sternsinger, die sich in den letzten Jahrzehnten intensiv herausgebildet hat und große Spendensummen für andere Kinder in Not einsammelt, ist ein schöner Hinweis auf das Wirken Gottes, der in Jesus als Mensch geboren wird und als Kind in der Krippe liegt. Obgleich das Weihnachtsfest geschichtlich wesentlich jünger ist als das Osterfest, das der Ankerpunkt der Entwicklung des Christentums und des lebendigen Glaubens an den Gott Jesu Christi ist, ist es in unserer heutigen Kultur das populärste Fest. Es rührt die Menschen an und öffnet viele Herzen. Weihnachten ist ein emotional wichtiges, aber zugleich auch immer mit 1

einer nüchternen Freude zu feierndes Fest. Hier rührt uns Gott an als Kind. Hier rührt uns Gott an als Menschen, die aufnahmefähig für Neues sind, die offen für die Welt sind, die wachen Auges auf das blicken, was auf sie zukommt, und die sich vorbehaltlos einlassen auf die Geschichte Gottes mit uns. III. Dahinter verbirgt sich eine große Wachheit, die Wachheit Gottes für uns und unsere Wachheit für Gott. Diese Wachheit, die Kinder auszeichnet, ist ein Zeichen von Gegenwart und Präsenz von dem, was Geistesgegenwart bedeutet. So kommt Gott auf uns zu, weil wir sein Wirken mit wacher Aufmerksamkeit wahrnehmen können. Gott kommt auf uns zu als waches Kind. Gott will uns aufmerksam und wach wie Kinder. Eine solche Wachheit steht unserer Kirche, steht uns als Gemeinschaft der Glaubenden in ökumenischer Weite bestens an. Eine wache Kirche erkennt und deutet die Zeichen der Zeit, hat einen wachen Blick für die Lebenswirklichkeiten der Menschen und ist aufmerksam auf das, was im Alltag geschieht, aber auch für weltweite Entwicklungen und Veränderungen. Mit den Sternsingern kommen Kinder auf uns zu, die uns daran erinnern, wach und aufmerksam zu sein. Mit einer solchen Wachheit sind wir Zeitgenossen aller Menschen, die auf ihre Weise wach sind: auf die Entwicklung ihres eigenen Inneren, auf die Entwicklungen der Menschen, die ihnen nahestehen und mit denen sie leben, auf die Entwicklung der Politik, der Gesellschaft und der Wirtschaft, auf die Entwicklung der Möglichkeiten, aber auch der Gefahren unserer Tage. Solche Wachheit ist eine Wesenseigenschaft der Kirche als Gemeinschaft derer, die auf Jesus Christus bauen, sich auf ihn verlassen und sich ganz und gar von ihm her verstehen, die von ihm her ihr Leben empfangen und ihren Glauben bezeugen. IV. Wachsam müssen auch die Sterndeuter gewesen sein, die nicht nur den Stern am Himmel sahen und ihn als Zeichen für den neugeborenen König der Juden deuteten (vgl. Mt 2,2), sondern die dann aufbrachen und sich auf den Weg machten. Mit solcher Wachheit, so beschreibt der Evangelist Matthäus ihren Weg, folgten sie dem Stern und gingen bis nach Bethlehem. Als sie dort den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt, so wird berichtet (vgl. Mt 2,10). Die Sterndeuter verdanken ihre Wachheit ihrer großen Sehnsucht nach Heil und Erlösung, nach Gott und dem Wunder des Friedens und der Gemeinschaft. Sie 2

bringen aber mit ihrer Wachheit und Sehnsucht auch das zur Krippe, was Sie besonders auszeichnet, nämlich die Gaben von Gold, Weihrauch und Myrrhe, die an das Sein und den Weg Jesu erinnern und an das, was er für uns bedeutet. An ihren Gaben erkennen wir, dass die weihnachtliche Geschichte von Ostern her erzählt wird und die österliche Wachheit, die nötig ist, um den Auferstandenen zu sehen und zu erkennen, auch für diejenigen notwendig ist, die auf das weihnachtliche Geheimnis Jesu schauen wollen. Die Sterndeuter, die in unserer Tradition zu den Königen aus dem Morgenland geworden sind, sind wache, glaubende Menschen. In der Geschichte der Kirche ist, nicht nur für die orthodoxe Tradition, gerade das heutige Hochfest der Erscheinung des Herrn dasjenige Fest, das am tiefsten deutlich macht, was Weihnachten bedeutet: Gott ist als Mensch unter uns, berührt und rührt uns an als Kind, damit wir selber Kinder Gottes würden (vgl. Joh 1,12), wach für das Wirken Gottes in dieser Welt, wach auf die Regungen des Herzens und des Verstandes, wach für das Neue, das auf uns zu kommt und wach für die Menschen, die Gott suchen, die in Not sind und Beistand benötigen. V. Die Sternsinger, die durch unsere Straßen ziehen und als Kinder für Kinder in dieser Welt sammeln, sind uns dafür ein Bild. Eine solche Wachheit schlägt Brücken in viele Welten und zu Menschen, keinen einfachen Zugang zum Christentum, zum Glauben, zur Kirche und zum Geheimnis von Weihnachten haben. Diese Kinder sind erst recht ein Zeichen für die Friedensfähigkeit, die von einem wachen unschuldigen Kind ausgeht, das noch nicht zur Gewalt, zu Hass und Dunkelheit verführt worden ist. Darum ist das heutige Fest auch eine Einladung, der Kinder zu gedenken, die Opfer von Gewalt geworden sind und werden. Denken wir nur an den in der Kindheitsgeschichte Jesu berichteten Mord an den Jungen in Bethlehem und der ganzen Umgebung (vgl. Mt 2,13-18, bes. 16), aber auch an die unzähligen Opfer der Gewalt in allen Ländern dieser Erde, wo Kinder unendlich leiden. Und: Es gibt solche Machthaber, die nicht einmal davor zurückschrecken, Kinder in eine solche Abhängigkeit zu bringen, dass sie selber zu Kindersoldaten werden, zu missbrauchenden und missbrauchten Werkzeugen für den Hass, die Rach- und Gewaltsucht anderer. An all das mögen wir in diesen Tagen denken, wenn wir mit dem Gang der Sternsinger durch die Straßen unserer Städte und Gemeinden erleben, dass sie Gottes Segen zu den Menschen bringen. Es ist der Segen der Wachheit, der Segen der Wachsamkeit, der Segen der Aufmerksamkeit, der Segen der großen, offenen, vertrauensvoll blickenden Augen, der Segen 3

der Kinder, die sich freuen. Daran gilt es, Maß zu nehmen. Da ist Weihnachten! Denn wo das geschieht, da wird aus Finsternis Licht, da wird das Dunkel überstrahlt, da kann das Herz der Menschen vor Freude beben (vgl. Jes 60,5). Da geschieht Gottes Lob! Nichts anderes bewirkt unsere Wachsamkeit als Christen für die Menschen, mit denen wir gemeinsam die Welt gestalten, in der wir leben. Wer wach ist, der lobt Gott. So haben es auch die Weisen aus dem Morgenland getan. So tun wir es heute! Amen. 4