Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, iss, was du vor dir hast! Iss diese Schriftrolle und geh hin und rede zum Hause Israel!

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Pastorin Ina Brinkmann Meldorfer Dom Sexagesimae 8. Februar 2015 Predigt zu Hesekiel 2, 1 bis 3, 2 Gott sprach zu mir: Du Menschenkind, tritt auf deine Füße, so will ich mit dir reden. Und als er so mit mir redete, kam Leben in mich und stellte mich auf meine Füße, und ich hörte dem zu, der mit mir redete. Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, ich sende dich zu den Israeliten, zu dem abtrünnigen Volk, das von mir abtrünnig geworden ist. Sie und ihre Väter haben bis auf diesen heutigen Tag wider mich gesündigt. Und die Söhne, zu denen ich dich sende, haben harte Köpfe und verstockte Herzen. Zu denen sollst du sagen:»so spricht Gott der HERR!«Sie gehorchen oder lassen es denn sie sind ein Haus des Widerspruchs, dennoch sollen sie wissen, dass ein Prophet unter ihnen ist. Und du, Menschenkind, sollst dich vor ihnen nicht fürchten noch vor ihren Worten fürchten. Es sind wohl widerspenstige und stachlige Dornen um dich, und du wohnst unter Skorpionen; aber du sollst dich nicht fürchten vor ihren Worten und dich vor ihrem Angesicht nicht entsetzen denn sie sind ein Haus des Widerspruchs, sondern du sollst ihnen meine Worte sagen, sie gehorchen oder lassen es; denn sie sind ein Haus des Widerspruchs. Aber du, Menschenkind, höre, was ich dir sage, und widersprich nicht wie das Haus des Widerspruchs. Tu deinen Mund auf und iss, was ich dir geben werde. Und ich sah, und siehe, da war eine Hand gegen mich ausgestreckt, die hielt eine Schriftrolle. Die breitete sie aus vor mir, und sie war außen und innen beschrieben und darin stand geschrieben Klage, Ach und Weh. Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, iss, was du vor dir hast! Iss diese Schriftrolle und geh hin und rede zum Hause Israel! Da tat ich meinen Mund auf und er gab mir die Rolle zu essen und sprach zu mir: Du Menschenkind, du musst diese Schriftrolle, die ich dir gebe, in dich hinein essen und deinen Leib damit füllen. Da aß ich sie und sie war in meinem Munde so süß wie Honig.

Gnade sei mit Euch und Frieden von Gott, der uns Vater und Mutter ist, und von Jesus Christus, unserem Bruder und Heiland. Liebe Gemeinde, ein neues Herz und einen neuen Geist! 1 Auf dass die Wärme nicht verschwinde von dieser Welt, die so oft so kalt erscheint. Damit Brücken gebaut werden, auf denen ein Weg zum Nächsten führt. Damit sich darin zeige, was für uns Gottes Frieden und Freiheit bedeute. Ein neues Herz und einen neuen Geist! Um das zu sagen, sucht Gott sich einen, der für ihn spricht. Damit die steinernen Herzen zu fleischernen werden, damit Mitgefühl wachse im Lande unter den Leuten. Mitgefühl sogar für die, die ihre Häuser nur aus Widerspruch zimmern. Die sagen, das war schon immer so. Warum sollten wir uns hier verändern? Warum sollten wir nicht so weiter machen wie bisher? Wir haben es doch so gut hier. Warum sollten wir das mit denen teilen, die gar nicht in unser Land gehören? Die fragen: Wieso sollte ich darüber nachdenken, ob es noch etwas anderes gibt, was die Menschheit hält und trägt außer Wachstum und Handelsabkommen? Was uns Menschen Hoffnung auf eine Zukunft macht, die uns noch etwas anderes gibt, als sich nur um sich selbst zu kümmern. Meinen Laden. Mein Marktplatz. Mein Ansehen hier in Meldorf und anderswo. Um den Menschen in ihr Gewissen zu reden, kommt Gott erst einmal Hesekiel nah, schauerlich nah. Und Hesekiel kommt Gott nah. Er spürt diese Nähe am ganzen Leibe. So, dass es ihn auf die Füße reißt. Auf beiden Beinen stehen, das soll er. Ein neues Herz und einen neuen Geist! 1 Hesekiel 36, 26 ff

Das soll sein auf dieser Erde. Gottes Geist. Um das zu sagen, braucht es Leute wie Hesekiel. Einen, der mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen steht und seinen Mund aufmacht und die wunden Punkte dieser Zeit anspricht. Der darin beharrlich bleibt. Der die Stimme erhebt. Immer und immer wieder. Dem die Menschen abspüren: Das hier ist kein Schwafler. Eher ein Vieldenker. Einer mit Hauptsätzen. Der ohne die vielen Nebensätze auskommt, mit der das Reden über die Zustände dieser Welt angefüllt ist. Der kein Machtinteresse hat. Der sich auch nicht wiederwählen lassen will. Sag mir, bist du auch so einer, so eine - wie Hesekiel? Nein? So nicht? Kein Hesekiel? Du seiest doch kein Prophet, sagst du. Warum nicht? Du sagst, du hättest nicht die Gabe? Nicht den Stand. Du seiest nur ein ganz kleines Licht? Du fändest nicht die rechten Worte zur rechten Zeit? Du würdest doch nicht wollen, dass andere dich für betrunken oder gar durchgeknallt hielten? Und du wollest auf gar keinen Fall Gefahr laufen, dass dich keiner mehr mag. Dass sie nur noch auf dich zeigen und damit meinen: Die ist keine von uns. Anderen auf den Kopf zuzusagen, was sich verändern muss in ihrem Leben, damit diese Erde ein bisschen friedlicher und freundlicher werde, das macht verdammt einsam. Nichts für dich, meinst du. Dir fehlt der Mut dazu. In der Tat: Mut ist ein ganz besonderer Geist. Und so manches Mal wird Hesekiel ihn entbehrt haben. Wie sehr hätte er es sich gewünscht, auch in manchen Teilen gleichgültig, herzkalt und blutarm zu sein. Wie gern hätte er denen gleich getan, die es geschickt schaffen, sich zu flüchten in die Wichtigkeiten dieser Welt.

Die gern vergessen machen wollen, dass sie Menschen- Kinder sind, also Sterbliche, und keine Superhelden oder Allmachthaber. Wie oft hat Hesekiel wohl Zeit um Zeit abgewartet, und solange auf sein Herz geschlagen, dass es doch endlich für wen anders schlage als für Gott und Gottes Liebe. Wie gern hätte Hesekiel sich wohl selbst ins Herz geschrieben: Was kümmert es mich, dass du nun schon wieder mal Sorgen hegst für deine Mitmenschen. Deine Mitbürger. Deine Welt. Aber er kann sich nicht wegstehlen. Nicht vor sich selbst. Nicht vor Gott. Gott ist ihm wirklich an die Herznaht gegangen. Stattdessen brennt es. Sein Herz steht unter Starkstrom. Es lässt sich leiten durch das, was geschrieben steht über die Kraft Gottes. Was die Weisungen in den Schriftrollen hergeben und davon erzählen. Dass der Ewige mehr ist als ein Hirngespinst der Alten. Mehr als ein Märchen. Mehr ist als ein flüchtiger Freund, dessen Dienstleistung man abrufen kann, wenn man sie mal gerade braucht. Gegen die Nachtschatten der eigenen Seele. Hesekiel merkt: Es schlägt sich ganz gut durch, mein Herz. Gegen die eigene Furcht. Gegen die Garstigkeit der anderen. Hesekiel heißt, was er ist. Und er ist das, wie er heißt: Gott möge kräftigen. Daher kommt sein Mut. Denn wenn er zu sich sagt: Ich-bin-stark-ich-bin-stark-ich-bin-stark, sich immer wieder Mut macht, dann heißt das letztlich nichts anderes als Ich habe noch Träume. Für meine Mitmenschen. Für meine Welt, in der ich lebe. Von dieser Vision redet er und schweigt nicht. Er hat sie in sich hineingefressen mit den Weisungen. Denn auf Gottes Geheiß kann nur aus dem Mund heraus

kommen, was zuvor hineingegangen ist. Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe. In der Tat: Ein neues Herz und einen neuen Geist braucht diese Erde. Um das zu sagen, sucht Gott sich dich und mich. Du Menschenkind. Sterbliche, hinein geboren in diese Welt. Tue das also, so gut du kannst. Wir sollen den Mund ruhig aufmachen. Das heißt aber nun nicht: Noch mehr Lärm zu produzieren. Noch mehr Gerede zu verursachen über die Verhältnisse in dieser Welt. Es braucht Worte, die ganz anders Radau machen. Und zwar keine lautstarken Parolen gegen den Frust, gegen die Pegidaleute oder etwa für sie. Oder wohl sortierte, tagelang überlegte für eine bessere Europapolitik. Sondern es sind eher deutliche Worte aus Mitgefühl für das Leben eines jeden, die es braucht. Vielleicht sogar für die, die mit harten Köpfen und verstockten Herzen herum laufen. Gerade für die. Ich weiß, das macht das Leben nicht etwa leichter. Denn dazu braucht es Geduld. Oft eine Engelsgeduld. In aller Deutlichkeit Mitgefühl zu zeigen für die einen wie für die anderen, das bedeutet viel auszuhalten. Es auszuhalten, dass so manches Mal das Verständnis und die Liebe für die einen oder die anderen fehlt. Dass sogar die Angst wächst, wenn du zeigst, dass du mitfühlend deutlich machst, dass wirklich niemand fehlerfrei sei. Oder dass durch Äußerungen des Mitgefühls sogar Dauerstreit und Traurigkeit in so manchen Familien noch deutlicher wird. Diese Art von Radau aus Mitgefühl muss aber sein. Denn der Gegensatz von mangelnder Liebe und mangelndem Verständnis ist nicht etwa Wut. Und der von Angst auch nicht nur einfach Mut. Der Gegensatz von ständigem Streit ist nicht etwa Ausweichen oder Stillhalten. Und das Gegenteil von Traurigkeit bedeutet nicht einfach

platte Scherze zu reißen und überschwängliche Freude zu zeigen. Der Gegensatz von allen wichtigen Dingen in dieser Welt, die vor allem auch deine ist, der Gegensatz ist Gleichgültigkeit. Also übe dich in Mitgefühl. Versuche dich darin, wenn Wut in dir aufkeimt. Oder gar der Mut. Wenn du lieber ausweichende Sätze sprechen möchtest und stillhalten. Wenn dir nach Schulterklopfen ist und du schon Ach, das wird schon wieder auf den Lippen trägst. Übe dich in Mitgefühl. Denn dann lernst du für Gott zu sprechen. Wenigstens so ab und an. Für einen neuen Geist. Auf deine Weise. Mit Radau im Herzen. Damit sich darin die Hoffnung bewahre. Für dich und mich und für die, die nach uns kommen. Damit denen nicht eines Tages Hören und Sehen vergeht in ihren Zeitläuften. Also tue es, so gut du es vermagst. Tue es für die Zukunft. Nicht nur für deine. Amen IBri. Es gilt das gesprochene Wort www.inabrinkmann.com www.kirche-meldorf.de