Die neue Regelung ist für Luchs und Wolf von grosser Bedeutung. Sie macht aus dem ersten Grundsatz einem natürlichen Prozess einen «Schaden».

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Transkript:

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Die neue Regelung ist für Luchs und Wolf von grosser Bedeutung. Sie macht aus dem ersten Grundsatz einem natürlichen Prozess einen «Schaden». Fressen Luchse also zu viele Rehe, so schädigt dies nach neuem Recht den Kanton. Doch so wenig wie der einzelne Jäger einen Anspruch auf einen bestimmten Jagdertrag hat, so wenig kann ein Kanton einen solchen Anspruch an seine Jagdeinnahmen stellen. Beide haben Anrecht auf die Nutzung dessen, was vorhanden ist. Der Luchs reguliert diese natürlichen Voraussetzungen mit. Pro Natura hat diese Auslegung von Schaden von Anfang an abgelehnt. Frisst ein Luchs ein Reh, so ist das nach unserer Auffassung der Lauf der Natur. Greifvögel fressen Mäuse. Amseln fressen Würmer. Luchse jagen Rehe. Pro Natura ist der Meinung, dass es kein Recht auf eine bestimmte Ertragshöhe für den Kanton gibt. Das Jagdregal ist das Monopol des Kantons die Jagd zu organisieren. Die Jagd gehört somit dem Kanton, nicht aber die Tiere. 4

Gleichzeitig gibt es offenbar ein grosses Wildschadenproblem. 5

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Ein Gutes hat die vorher kritisierte JSV-Revision aber. Sie bestärkt nämlich den Einfluss von W&L auf das Waldsystem. Die Verbisssituationdurch Schalenwild im Wald ist ausschlaggebend, ob ein Bestand von Wölfen oder Luchsen reguliert werden darf. Eine gute natürliche Waldverjüngungssituation ist also Voraussetzung dafür, dass ein Kanton überhaupt ein Regulationsgesuch mit Chancen einreichen soll. Wenn jemand also will, dass ein Luchsbestand im Raum x reguliert wird, muss er dafür schauen, dass es nicht zu viele Wildtiere hat, die den Wald schädigen. Luchs und Wolf können dabei helfen. 8

Es ist anzunehmen und bisherige Erfahrungen zeigen, dass Wolf und Luchs einen positiven Einfluss auf die natürliche Waldverjüngung haben können. Einerseits werden die Schalenwildbestände reguliert, andererseits wirkt die Präsenz von Grossraubtieren einer räumlichen Konzentration des Schalenwildes entgegen. Beides hilft, die Probleme mit Wildverbiss im Forst zu entschärfen. Die Kantone werden durch das eidgenössische Jagd-und Waldgesetz verpflichtet, die Jagd so zu planen, dass sie sich positiv auf die natürliche Waldverjüngung auswirkt. Helfen ihnen Luchs und Wolf mit ihrer natürlichen Regulation dabei, so ist dieser positive Effekt bei einer Beurteilung der Auswirkungen von grossen Beutegreifern auf die Jagdregalerträge ebenfalls mit einzuberechnen. Verjüngungssituation im Wald Bei einem allfälligen Antrag muss der Kanton dem BAFU Angaben zur Verjüngungssituation im Wald machen (Art. 4 Abs. 2 Bst. f JSV). In den Erläuterungen zur JSV wird festgehalten, dass eine Zustimmung zu einer Grossraubtierregulation keinen Sinn mache, solange hohe Wildschäden vorhanden sind. Als Beurteilungsgrundlage wird die Vollzugshilfe Wald-Wild des BAFU (2010) genannt. Folglich muss der Kanton nachweisen, dass im betreffenden Kompartiment kein Wildschadenproblem nach der Definition der Vollzugshilfe Wald-Wild auftritt. 9

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Datengrundlagen sind Voraussetzung für Regulation In den Erläuterungen zur JSV wird verlangt, dass der Kanton in seinem Antrag an das BAFU einen hohen Bestand der Konfliktart (Art. 12 Abs. 4 JSG) explizit nachweisen, eine hohe Einbusse beim Jagdregal dokumentieren, sowie die kausale Verknüpfung zwischen dem Bestand der Konfliktart und der Regaleinbusse plausibel aufzeigen muss (Art. 4 JSV). Dabei darf die reklamierte Einbusse der Nutzungsmöglichkeit beim Schalenwild nicht durch andere Faktoren, wie z.b. Wintersterben oder Tierseuchen, erklärbar sein. Damit braucht es folgende auf gleichen Gebietseinheiten basierte, wissenschaftliche und öffentliche Datengrundlagen, um einen solchen Antrag stellen zu können: - Huftiermonitoring - Grossraubtiermonitoring - Jagdstatistik 11

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