Gruppen und Rollen innerhalb einer Gruppe



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Transkript:

Gruppen und Rollen innerhalb einer Gruppe Begrifflichkeit - Entstehung - Bedeutung Diese Arbeit wurde im Rahmen des Studiums der Religionspädagogik an der Katholischen Fachhochschule Freiburg von Peter Büche erstellt. Sie darf nur vollständig (mit diesem Deckblatt) ausgedruckt oder anderweitig privat genutzt werden. Eine kommerzielle Nutzung ist nicht zulässig. Es kann keinerlei Haftung für den Inhalt der Arbeit übernommen werden. Gerne darf auf die Homepage www.pbueche.de hingewiesen werden. Es ist jedoch nicht gestattet, diese Arbeit (auch ausschnittsweise) weiterzugeben, zu verbreiten oder zu veröffentlichen. H:\Studium\VÖ\amg-ref1.doc Seite 1 von 14

Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis... 2 Der Begriff Gruppe... 3 Entstehung von Gruppen - Warum entstehen Gruppen?... 3 Entstehung formeller Gruppen... 4 Entstehung informeller Gruppen... 5 Gefahren und Vorteile von Gruppen... 6 Entstehung von Rollen... 6 Der Rollenbegriff... 6 Typische Rollen... 8 Der Gruppenführer... 8 Der Beliebteste (als zweiter Führer)... 9 Der Außenseiter... 9 Rollenkonflikte... 10 Verwendete Literatur... 12 Handreichung zum Referat: Gruppen... 13 Handreichung zum Referat: Rollen... 14 H:\Studium\VÖ\amg-ref1.doc Seite 2 von 14

Der Begriff Gruppe Der Gruppenbegriff ist kein eindeutiger Begriff. Als Gruppe bezeichnet man beispielweise: eine Clique von Jugendlichen den Stammtisch eine Familie Die Soziologie definiert die Gruppe als intermittierendes soziales System, das bedeutet, dass eine Gruppe auch dann fortbesteht, wenn ihre Mitglieder nicht an einem Ort versammelt sind. Die Gruppe ist personengebunden und nicht sachgebunden. Das bedeutet, dass die Austauschbarkeit von Personen in einer Gruppe begrenzt ist und dass die Gruppe sich nicht unbedingt wegen einem klaren Zweck besteht. Trotz der großen Bedeutung der Einzelperson für die Gruppe muss die Personalität begrenzt bleiben. Wesentliche Merkmale von Gruppen sind, dass die Mitglieder häufig und über längere Zeit miteinander Kontakt 1 haben, direkt miteinander in Beziehung treten können, eigene Sprache, Verhaltensweisen und Ziele entwickeln, sich gegenüber Nichtmitgliedern oder anderen Gruppen abgrenzen und Aufgaben selbst verteilen. Entstehung von Gruppen - Warum entstehen Gruppen? Menschen leben von Natur aus in Gruppen, sie sind mit anderen Menschen zusammen und treten mit diesen in Beziehung. Jeder Mensch hat Bedürfnisse und Erwartungen an seine Umwelt. Dazu gehören exemplarisch die Bedürfnisse nach Information, Kontakt, Sicherheit, Zugehörigkeit und Prestige. Der Einzelne hat zur Erfüllung dieser Bedürfnisse oft nur geringe Möglichkeiten. Die Gruppe bietet hier zwei Vorteile: erstens die verbesserte Bedürfniserfüllung innerhalb der Gruppe und zweitens der größere, gebündelte Einfluss der Gruppe auf die Umwelt. 1 Bähr, Wilhelm H. Ausbildung in der Gruppe. Berlin/Bonn 2 1999. S. 6E-6 H:\Studium\VÖ\amg-ref1.doc Seite 3 von 14

Speziell bei Jugendlichen spielt es eine wichtige Rolle, die eigenen Motive und Lebensziele in der Gruppe klären zu können. Diese Vorteile, die jede Gruppe hat, bedeuten aber nicht, dass alle Gruppen die gleiche Struktur haben. Es gibt zwei Arten von Gruppen: Formelle und Informelle. Menge, Informelle Ansammlung. Gruppe. Die Menschen, die nur Mitglieder kurzfristig gestalten selbst zusammenkommen Aufgaben, Ziele und keine und Rollen der Beziehungen Mitglieder. zueinander haben. Leiter Formelle Gruppe. Leiter Formelle Der Leiter legt die Gruppe. Die Gruppenbildung und Beziehungen Organisation der der Gruppen- Gruppenprozesse mitglieder von außen fest. werden durch den Leiter definiert und organisiert. Abbildungen: Bähr, Wilhelm H. Ausbildung in der Gruppe. Berlin/Bonn 2 1999. S. 6E-6 Entstehung formeller Gruppen Kennzeichen der formellen Gruppe ist die erkennbare Organisationsstruktur und Mitgliedschaft. Beispiele für formelle Gruppen sind: Die Gruppe von Chef und Abteilungsleitern in einem Betrieb, die Familie, Kindergarten, Schule und Vereine. Beim Verein ist die formelle Struktur deutlich zu erkennen: Es gibt einen Vorstand, einen Kassewart, einen Pressebeauftragten, einen Schriftführer und andere Aufgaben, die durch H:\Studium\VÖ\amg-ref1.doc Seite 4 von 14

Struktur festgelegt sind. Wenn Jugendlichen eine bestimmte Struktur begegnet, ist es gut möglich, dass sie an eine bestimmte Gruppe erinnert werden. Beispielsweise kann es so geschehen, dass Jugendliche in einer Gruppe passiv und lustlos reagieren, wenn sie an die Struktur des Schulunterrichts erinnert werden. Entstehung informeller Gruppen Besonderes Merkmal der informellen Gruppe ist, dass sie sich ohne ausdrückliche Absprachen bildet. Es gibt verschiedene Bedingungen, die die Bildung einer solchen Gruppe begünstigen: Menschen treten oft miteinander in Kontakt, sodass ein Zusammengehörigkeits- Gefühl entsteht. Eine solche Gruppe kann sich auch innerhalb einer formellen Gruppe bilden. Ein möglicher Grund für die Entstehung einer solchen Gruppe ist, dass sich Einzelne gemeinsam bedroht fühlen. So können sich beispielsweise Lerngruppen von Studenten bilden, wenn mehrere eine Bedrohung oder Überforderung durch die steigenden Arbeitsanforderungen vor den Klausuren empfinden. Die Erkenntnis, dass sich gemeinsam Ziele besser erreichen lassen, als alleine. Beweggründe können sein: - dazugehören wollen, nicht allein sein wollen - man möchte die Zeit in angenehmer Gesellschaft verbringen - man kann sich gemeinsam besser wehren - man kann gemeinsame Interessen entwickeln - die Lebensweise anderer kennen lernen und sich damit selbst entwickeln - soziale Anerkennung bekommen durch die Übernahme einer Aufgabe 2 2 frei nach: Bähr, Wilhelm H. Ausbildung in der Gruppe. Berlin/Bonn 2 1999. S. 6E-7 H:\Studium\VÖ\amg-ref1.doc Seite 5 von 14

Gefahren und Vorteile von Gruppen Wir haben nun einige Beweggründe für die Gruppenbildung kennen gelernt. Gerade Minderheiten schließen sich in jeder Gesellschaft besonders häufig zu Gruppen zusammen. Dies können sprachliche, nationale, religiöse oder andere Minderheiten sein. Ständige Missachtung und eingeschränkte Handlungsmöglich-keiten lassen sich gemeinsam besser ertragen. Besonders Jugendliche vergessen in einer solchen Gruppe ihr Minderwertigkeitsgefühl und fühlen sich in der Gruppe stark. Die Gefahr liegt darin, dass diese Gefühle in der Gruppe umkippen hin zu Überheblichkeit und Allmachtsgefühlen, die leider die Entstehung von Hass und Gewalt begünstigen. Ganz anders ist die Situation, bei der Jugendliche ein gemeinsames Projekt starten, dass sie herausfordert und begeistert. Große Kraftreserven können bei einem solchen Projekt zum Vorschein treten. Diese Erfahrung kann helfen, das Selbstwertgefühl eines Jugendlichen zu stärken. Entstehung von Rollen Wir können von einem Schachverein oder einen Tennisklub einen ersten Eindruck bekommen, wenn wir die Rollen betrachten, die es in dem Verein gibt. Diese Rollen werden von Personen eingenommen. Die Rollenverteilung kann sich an den Fähigkeiten und Besonderheiten der einzelnen Personen orientieren, so kennt einer alle wichtigen Leute in der Ortschaft, ein anderer kann gut in der Öffentlichkeit repräsentieren, ein weiterer bringt bei jeder Diskussion kritische Gedanken mit ein, einer kümmert sich um alle und hält die Gruppe zusammen und so weiter. Jeder beeinflusst die Gruppe auf seine Art und Weise, testet seine Freiräume aus, verändert sein Verhalten und seine Erwartungen. So wächst der Einzelne in seine Rolle hinein. Der Rollenbegriff H:\Studium\VÖ\amg-ref1.doc Seite 6 von 14

Die Rolle beschreibt die Position eines Menschen in einem Beziehungsgeflecht. In der Soziologie wird unterschieden zwischen der Rolle und der Gruppenfigur. Die Rolle ist an die Position bzw. Aufgabe gebunden, die Gruppenfigur hingegen an die Person. Der Einfachheit wegen werde ich hier von dieser Unterscheidung Abstand nehmen und den Begriff Rolle im Folgenden so verwenden, wie er im Alltagsgebrauch üblich ist: Unter Rolle versteht man die Gesamtheit der Verhaltensweisen, die eine Gruppe von einem Mitglied in einer bestimmten Situation erwartet. 3 Oft werden diese Erwartungen den Mitgliedern erst bewusst, wenn einer gegen sie verstößt und Irritation in der Gruppe auslöst. Der Einzelne kann mit seiner Rolle sehr verbunden sein, er kann in ihr Erfüllung finden und sie kann ihm so wichtig sein, dass er ohne diese Rolle sich sogar wertlos vorkommen würde. Aber auch das Gegenteil ist möglich: Jemand geht spielerisch mit seiner Rolle um, erfüllt sie nur zum Teil und entwickelt Distanz zu ihr. So erschließt sich die ganze Bandbreite. Je mehr jemand mit seiner Rolle verbunden ist, desto besser erfüllt er die Erwartungen der Gruppe an ihn. Es gibt aber auch Fälle, in denen jemand den Erwartungen nicht nachkommt, obwohl er weder bequem noch unfähig ist, sondern einfach anders vorgeht, als erwartet und damit das bestehende Rollenverständnis auf eine kreative Art verändert. Jeder kann sich in seiner Rolle ausprobieren und seine sozialen Fähigkeiten kennen lernen und verbessern. Man sollte darauf achten, dass der Erfolg eines Mitgliedes in einer bestimmten Rolle nicht zu einem einseitigen Verhalten führt. Rollen sind nützlich. Sie verschaffen den Mitgliedern Sicherheit und erleichtern die Kommunikation. Es kann aber auch passieren, dass jemand von der Gruppe auf eine Rolle festgelegt wird und dieser aus Bequemlichkeit nachgibt. Hier engt die Rolle den Rolleninhaber ein. Es gibt Gruppenmitglieder, die Rollen 4 einnehmen, die vorrangig mit ihnen oder ihrer Lebenserfahrung zu tun haben, beispielweise der Gruppenclown, der Nörgler, der 3 Bähr, Wilhelm H. Ausbildung in der Gruppe. Berlin/Bonn 2 1999. S. 6E-8 H:\Studium\VÖ\amg-ref1.doc Seite 7 von 14

Unterstützungsbedürftige. Eine solche Rolle hält sich nicht, außer sie stößt in der Gruppe auf Resonanz. Typische Rollen Wer in einer Gruppe anerkannter Führer ist, kann in einer anderen Gruppe Außenseiter sein. Die Rolle ist also mit der einzelnen Gruppe, ihrer Zusammensetzung und ihren Zielen verbunden. Der Gruppenführer Nicht bestimmte Führungseigenschaften sind die Voraussetzung, Gruppenführer zu werden. Voraussetzung ist, dass er die Gruppe versteht und die Gruppe ihn. Gruppenführer wird, wer die Gruppennormen besonders erfüllt. Der Führer erkennt, dass es seine Aufgabe ist, zu führen und wenn er in der richtigen Szene ist, wird er darin auch bestätigt. In kleinen Vereinen kann es auch vorkommen, dass dir Gruppe jemanden als Führer erkennt, der sich dessen nicht bewusst ist. Oft erfüllt er dann aber zu seiner eigenen Verwunderung die Erwartungen. Übliche Erwartungen sind: Setzen von Gruppenzielen Vertretung der Gruppe nach außen Engagement für die Gruppenziele unter strenger Einhaltung der Gruppenregeln Aufgabenverteilung nach den Fähigkeiten der Einzelnen und so, dass der Zusammenhalt in der Gruppe gestärkt wird Fair bleiben bei Konflikten und bei Bedarf Einzelne schützen 5 Wichtig ist, dass der Gruppenleiter, z. B. der Gemeindereferent, Verständnis für den Gruppenführer hat, dass er ihn mag. 4 soziologisch korrekt: Gruppenfiguren H:\Studium\VÖ\amg-ref1.doc Seite 8 von 14

Der Beliebteste (als zweiter Führer) Der Beliebteste fühlt sich für die zwischenmenschlichen Belange der Gruppe zuständig. Er ist meist engagiert und beliebt. Wenn er nur eines von beidem ist, ist seine Rolle nicht gesichert. Von dem Beliebtesten wird üblicherweise erwartet: zuhören, Anteil nehmen, beruhigen, ermutigen Gegensätze innerhalb der Gruppe ausgleichen Andere unterstützen, sich zu engagieren Anderen nicht nach dem Mund reden / nicht schleimen 6 Es muss aber nicht immer der Beliebteste die zweite Führerrolle innehaben. Es kann auch ein Opponent des Führers sein. Der erste Gruppenführer kann jemanden zu seinem besonderen Vertrauten machen, sodass dieser dann die Rolle des zweiten Führers einnehmen kann. Auch besonderes Fachwissen kann ein Zugang zu dieser Rolle sein. Grundsätzlich ist es aber jedem möglich, in die Zweitführer-Rolle zu gelangen. Der Außenseiter Es gibt verschiedene Ausprägungen der Außenseiter-Rolle: der Trottel, der Sündenbock, der unerwünschte Mitläufer oder einfach ein nicht beachtetes Gruppenmitglied. Mögliche Gründe für die Entstehung von Außenseiter-Rollen sind: ein Neumitglied kennt die Umgangsformen der Gruppe nicht und löst Befremden aus eine besondere Beziehung zum Gruppenleiter (Hauptamtlichen) Andersartigkeit: Nationalität, Sprache, Religion, Abteilung extreme Ansichten, auch wenn diese zutreffen können geringe Belastbarkeit im Vergleich zu den anderen Mitgliedern 5 frei nach: Bähr, Wilhelm H. Ausbildung in der Gruppe. Berlin/Bonn 2 1999. S. 6E-8 H:\Studium\VÖ\amg-ref1.doc Seite 9 von 14

Andere haben Gerüchte verbreitet über das Gruppenmitglied 7 Der Außenseiter fühlt sich meist unwohl, weil die Gruppenmitglieder nur Schlechtes von ihm erwarten ihm mißtrauen ihn meiden Unangenehmes an ihm besonders hervorheben und etwas dazudichten Es ist keineswegs einfach, die Außenseiter-Rolle aufzulösen, denn der Betroffene gewöhnt sich an seine Rolle und passt sein Verhalten an. Er kommt aus dem Trott von Rückzug und Aggressivität nicht mehr heraus, auch wenn es keinen aktuellen Grund mehr dafür gibt. In Gruppen gibt es außerdem die Gesetzmäßigkeit, dass eine Gruppe den Sündenbock braucht. Den Außenseiter auszugrenzen schweißt den Rest der Gruppe zusammen. Eine Kleinigkeit kann Grund sein, dass jemand in die Außenseiter-Rolle gedrängt wird, er muss dafür kein auffälliges Verhalten haben. Der Außenstehende (formeller Gruppenleiter, Hauptamtlicher) kann hier nur versuchen mit viel Geduld, Ausdauer und Zuversicht in kleinen Schritten eine Lösung zu finden. Er kann mit dem Außenseiter sprechen, um dessen Situation zu verstehen und anschließend versuchen, die Gemüter in der Gruppe durch ein Gespräch etwas abzukühlen. Auch ein Gespräch mit allen Beteiligten kann sinnvoll sein. Rollenkonflikte 6 nach: Bähr, Wilhelm H. Ausbildung in der Gruppe. Berlin/Bonn 2 1999. S. 6E-9 7 frei nach: Bähr, Wilhelm H. Ausbildung in der Gruppe. Berlin/Bonn 2 1999. S. 6E-9 H:\Studium\VÖ\amg-ref1.doc Seite 10 von 14

Jeder Einzelne steht in einem andauernden Rollenkonflikt. Gemeint ist damit, dass ständig, je nach Situation und Gruppe, verschiedene oder gar gegensätzliche Verhaltensweisen von uns gefordert werden. Jeder gehört mehreren Gruppen mit unterschiedlichen Zielen und Normen an und nimmt unterschiedliche Rollen ein. Das ist zunächst kein Problem, wenn die Rollen ähnlich sind. Beispielsweise ist ein Filialleiter gleichzeitig Familienhäuptling und Vorstand des Schachklubs. Schwieriger wird es, wenn diese Rollen sehr unterschiedlich aussehen. Abbildung: Bähr, Wilhelm H. Ausbildung in der Gruppe. Berlin/Bonn 2 1999. S. 6E-10 Jugendliche wollen verschiedene Rollen ausprobieren, aber es wird auch von der Gesellschaft von ihnen erwartet. Die Rollen können sich bis zum Erwachsenenalter leicht und ausgeprägt ändern. In den unterschiedlichen Gruppen werden ganz verschiedene Erwartungen an den Jugendlichen gerichtet, sodass er nicht allen Erwartungen voll entsprechen kann. Dieses Problem nennen wir Rollenkonflikt. H:\Studium\VÖ\amg-ref1.doc Seite 11 von 14

Verwendete Literatur Bähr, Wilhelm H. Ausbildung in der Gruppe. Berlin/Bonn 2 1999. S. 6E-10 Eigene Soziologie - Aufzeichnungen Eigene Aufzeichnungen vom Lehrgang zur Vorbereitung auf die Ausbildereignungsprüfung N.N. Gruppe, Rolle in: N.N. Der Brockhaus Multimedia 2004, Mannheim 2004. H:\Studium\VÖ\amg-ref1.doc Seite 12 von 14

Handreichung zum Referat: Gruppen Wesentliche Merkmale von Gruppen sind, dass die Mitglieder häufig und über längere Zeit miteinander Kontakt haben, direkt miteinander in Beziehung treten können, eigene Sprache, Verhaltensweisen und Ziele entwickeln, sich gegenüber Nichtmitgliedern oder anderen Gruppen abgrenzen und Aufgaben selbst verteilen. Gründe für Gruppen: Verbesserte Erfüllung von Bedürfnissen, z. B. Information, Kontakt, Zugehörigkeit, Sicherheit, Prestige Verbesserter, gebündelter Einfluss auf die Umwelt Bei Jugendlichen auch: Klärung von eigenen Motiven und Lebenszielen Verschiedene Gruppenstrukturen: Menge, Ansammlung. Menschen, die nur kurzfristig zusammen-kommen und keine Beziehungen zueinander haben. Informelle Gruppe. Die Mitglieder gestalten selbst Aufgaben, Ziele und Rollen der Mitglieder. Leiter Formelle Gruppe. Der Leiter legt die Gruppenbildung und Organisation der Gruppenprozesse von außen fest. Leiter Formelle Gruppe. Die Beziehungen der Gruppenmitglieder werden durch den Leiter definiert und organisiert. Abbildungen: Bähr, Wilhelm H. Ausbildung in der Gruppe. Berlin/Bonn 2 1999. S. 6E-6 Formelle Gruppen Kennzeichen: erkennbare Struktur und Mitgliedschaft Beispiele: Familie, Kindergarten, Schule, Vereine Beispiel Vereinsstruktur: Vorstand, Kassenwart, Schriftführer sind festgelegt Jugendliche : stellen gedankliche Verbindungen zwischen verschiedenen Gruppen mit gleicher oder ähnlicher Struktur her. Informelle Gruppen Bildung: ohne ausdrückliche Absprache Bildung begünstigt durch: Zusammengehörigkeitsgefühl bei gemeinsamer Bedrohung oder Überforderung (vgl. Lerngruppen). Ziele lassen sich gemeinsam besser erreichen, als alleine. Dazugehören wollen, Gemeinschaft, andere kennen lernen und sich entwickeln, Anerkennung durch Aufgabenübernahme H:\Studium\VÖ\amg-ref1.doc Seite 13 von 14

Gefahren von Gruppen Der Zusammenschluss von Minderheiten birgt die Gefahr, dass sich die Gefühle von Unterdrücktsein und Minderwertigkeit umkippen hin zu Überheblichkeits- und Allmachtsgefühlen, was die Entstehung von Hass und Gewalt begünstigt. Vorteile von Gruppen Ganz anders ist die Situation, bei der Jugendliche ein gemeinsames Projekt starten, dass sie herausfordert und begeistert. Große Kraftreserven können bei einem solchen Projekt zum Vorschein treten. Diese Erfahrung kann helfen, das Selbstwertgefühl eines Jugendlichen zu stärken. Handreichung zum Referat: Rollen Unter Rolle versteht man die Gesamtheit der Verhaltensweisen, die eine Gruppe von einem Mitglied in einer bestimmten Situation erwartet. 8 Diese erwarteten Verhaltensweisen werden oft erst bei deren Verletzung klar. Rollen, beispielsweise in einem Verein, werden von verschiedenen Personen eingenommen. Typische Rollen Der Gruppenführer: o Voraussetzung: Er versteht Gruppe, Gruppe versteht ihn. o Erfüllt Gruppennormen ganz besonders. o Übliche Erwartungen: - Setzen von Gruppenzielen - Vertretung der Gruppe nach außen - Engagement für die Gruppenziele unter strenger Einhaltung der Gruppenregeln - Aufgabenverteilung nach den Fähigkeiten der Einzelnen und so, dass der Zusammenhalt in der Gruppe gestärkt wird - fair bleiben bei Konflikten und bei Bedarf Einzelne schützen. o Wichtig: Gruppenleiter bzw. Hauptamtlicher sollte Verständnis für ihn haben / ihn mögen. Der Beliebteste (als zweiter Führer) o zuständig für zwischenmenschliche Belange der Gruppe o meist engagiert und beliebt o zweiter Führer kann aber auch Opponent des ersten oder ein Fachmann sein. o Grundsätzlich kann jeder diese Rolle einnehmen. Der Außenseiter o Gründe: Neumitglied, Andersartigkeit, extreme Ansichten, Gerüchte o Unwohl, weil: schlechte Erwartungen, Misstrauen, Meiden, Andichten o Schweißt den Rest der Gruppe zusammen o Auflösen der Rolle ist sehr schwierig 8 Bähr, Wilhelm H. Ausbildung in der Gruppe. Berlin/Bonn 2 1999. S. 6E-8 H:\Studium\VÖ\amg-ref1.doc Seite 14 von 14