Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.v. Infobrief 04 / 13 1. April 2013 Liebe Freunde der brandenburgischen Dorfkirchen, sehr geehrte Damen und Herren, der aktuelle Rundbrief des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg informiert Sie über folgende Themen: 1. Dorfkirche des Monats Februar 2013 Brodowin (Landkreis Barnim) 2. Neuenhagen (Stadt Freienwalde / Landkreis Märkisch Oderland): Orgel bei Kirchenbrand vernichtet 3. Benefizkonzerte für Stiftung Brandenburgische Dorfkirchen 4. Busexkursion zu Kirchen im Havelland 5. Buchtipp des Monats Streifzüge zwischen Oder und Drage 6. Link des Monats www.kirche-darsikow.de Dorfkirche des Monats April 2013 Brodowin (Landkreis Barnim) Dorfkirche des Monats April 2013 Brodowin (Landkreis Barnim) Als Ökodorf ist Brodowin inzwischen weit über die Region hinaus bekannt. Milchprodukte und Eier, Gemüse und Wurst aus dem zwischen Angermünde und Oderberg am Ufer des Parsteinsees gelegenen Ort fehlen in keinem halbwegs gut sortierten Bioladen Berlins. Seit kurzem ist Brodowin um eine Attraktion reicher: Nach der umfassenden Sanierung des Baukörpers und einer am historischen Vorbild orientierten Restaurierung des Innenraumes ist die Brodowiner Kirche zu einer wirklichen Sehenswürdigkeit geworden. 1
Erstmals urkundlich erwähnt wird das Dorf Brodowin im Jahr 1258; es gehörte zur Ausstattung des in diesem Jahr gegründeten Klosters Mariensee, aus dem kurz darauf das Zisterzienserkloster Chorin hervorging. Nach der Säkularisierung des Klosterbesitzes verblieb der Ort im Eigentum des Kurfürstlichen (später Königlichen) Domänenamtes Chorin. Bevölkerungsverluste durch den Dreißigjährigen Krieg wurden durch die Ansiedlung hugenottischer Glaubensflüchtlinge allmählich wieder ausgeglichen, so dass Brodowin im 19. Jahrhundert ein kräftig entwickeltes Dorf mit ständig wachsender Einwohnerzahl war. Im August 1848 jedoch fielen einem Dorfbrand nicht nur zahlreiche Bauernhöfe, sondern auch die barocke Kirche zum Opfer. Relativ schnell stellte der preußische König Friedrich Wilhelm IV. finanzielle Mittel für einen Kirchenneubau zur Verfügung und beauftragte mit der Planung seinen Architekten Friedrich August Stüler. Bereits am 12. Juni 1853 konnte in Anwesenheit des Königs der Kirchenneubau geweiht werden. Entstanden ist ein aufwändiger Saalbau mit Apsis und einem 36 Meter hohen spitzen Turm in den Formen der Neugotik. Während die Mauern des Kirchenschiffes aus sauber gespaltenen und farblich genau abgestimmten Feldsteinen besteht, wurden der Turm mit seinem durchgehend gemauerten oktogonalen Spitzhelm, der westliche Ziergiebel, die spitzbogigen Fenstergewände und weitere Gliederungselemente aus rotem Backstein gemauert. Im Innenraum blieb unter einem offenen Dachstuhl die einheitliche Ausstattung der Bauzeit erhalten, die sich jedoch wie auch das Kirchengebäude selbst bis vor kurzem noch in einem ziemlich desolaten Zustand befand. Nachdem bereits 2005 der Kirchturm gesichert und instandgesetzt werden konnte, war es nun, dank einer Grundfinanzierung aus EU-Mitteln, seit 2012 möglich, das gesamte Kirchengebäude denkmalgerecht zu sanieren. Ein wesentlicher Teil der Hölzer des Dachstuhls wurde ausgetauscht und das Dach neu mit Schiefer gedeckt. Dank Spenden konnte auch die Turmuhr repariert werden. Die größte Überraschung bietet jedoch nach Abschluss der Arbeiten der Innenraum, der seine originale, von Friedrich August Stüler konzipierte, lange jedoch unter späteren Übermalungen verborgene, originale Farbigkeit wieder erhielt. Während lange Zeit dunkelbraune Holz- und weiße Wandflächen einen eher kargen Anblick boten, dominieren nun zum Teil recht kräftige Farben: Die Wände sind in einem warmen Goldockerton gehalten und werden durch akzentuierende farbige Zierstriche gegliedert. Das Orgelgehäuse erstrahlt in auffälligem Grün. Alle Fenster sind neu bleiverglast und die alten Scheiben haben ganz neue Strahlkraft erlangt. 2
An der östlichen Wand wurden links und rechts der Apsis zwei etwa doppelt lebensgroße Engelsbilder wiederentdeckt. Da diese Figuren durch mehrfaches Überstreichen mit ungeeigneten Farben nicht mehr komplett erhalten sind und Details nicht nachvollziehbar sind, wurden die Engel nur als Fragmente freigelegt und wirken dadurch fast transparent. Mit ihren Attributen einem Buch für das Evangelium auf der linken und einem Kelch für das Abendmahl auf der rechten Seite symbolisieren sie Wort und Sakrament die beiden Säulen des protestantischen Gottesdienstes und geben dem Raum in ihrer jetzigen Form eine fast etwas mystische Ansicht. Aufgrund von starker Schädigung durch Holzwurmbefall und Verseuchung durch das Holzschutzmittel Hylotox war das Gestühl nicht zu retten; es wurde nach altem Vorbild neu hergestellt. Um erneute Schäden durch Kondensfeuchte an den Wänden zu vermeiden, wurde eine raumumlaufende Sockelheizung eingebaut. Noch sind die Arbeiten nicht vollständig abgeschlossen; so sollen das äußere Mauerwerk neu verfugt und fehlende Zwickelsteine ersetzt werden, sobald die Temperaturen dies zulassen. Auch an der Emporenbrüstung bedürfen zu retuschierende Schablonenmuster und Begleitstriche noch sorgfältiger restauratorischer Behandlung. Trotzdem wurde am Palmsonntag, dem Sonntag vor dem Osterfest, bereits die Einweihung der sanierten, zu diesem Anlass bis auf den letzten Platz besetzten, Brodowiner Kirche mit einem Festgottesdienst feierlich begangen, in dem Generalsuperintendentin Heilgard Asmus die Predigt hielt. Nachdem wegen der Bauarbeiten im vergangenen Jahr der traditionelle Kirchensommer Brodowin nur mit einem Notprogramm stattfinden konnte, laden 2013 insgesamt neun hochkarätige Konzerte zu einem Besuch ein jedes einzelne davon ein Grund, Brodowin und seiner renovierten Kirche einen Besuch abzustatten! Weitere Informationen: Ev. Pfarramt Brodowin-Chorin; Pfarrer Andreas Lorenz; Brodowiner Dorfstr. 11; 16230 Chorin; Tel.: (03 33 62) 7 08 08; Mail: a.lorenz.brodowin@t-online.de, www.kirchensommer-brodowin.de Neuenhagen (Stadt Freienwalde / Landkreis Märkisch Oderland): Orgel bei Kirchenbrand vernichtet Dorfkirche Neuenhagen, Foto: Wikipedia Vermutlich wegen eines technischen Defektes brach am Sonntag, dem 17. März in der unter der seitlichen Empore der Kirche in Neuenhagen (Stadt Bad Freienwalde) befindlichen Winterkirche ein Feuer aus, mit dessen Bekämpfung 55 Feuerwehrleute anderthalb Stunden beschäftigt waren. Dabei wurde die Kirche, die nach Sturmschäden im August 2012 gerade wieder saniert worden war, stark beschädigt. 3
Völlig zerstört wurde die 1902 durch den in Königsberg / Neumark ansässigen Orgelbauer Paul Bütow geschaffene zweimanualige mechanische Kegelladen-Orgel, die gleichzeitig mit dem damaligen Kirchenneubau geweiht wurde. Durch eine Initiative des Orgel-Fördervereins Insel Neuenhagen e.v. war das Instrument erst 2011 aufwändig restauriert worden. Benefizkonzerte für Stiftung Brandenburgische Dorfkirchen Dankenswerterweise hat sich Prof. Dr. Joachim Dorfmüller, Kirchenmusikdirektor und Organist an der Lutherkirche Wuppertal Barmen, Präsident der Deutschen Edvard-Grieg- Gesellschaft, bereiterklärt, zwei Benefizkonzerte für die Stiftung Brandenburgische Dorfkirchen des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.v. zu spielen: Samstag, 6. April um 18 Uhr in der St. Nikolaikirche, Berlin-Spandau Sonntag, 7. April um 18 Uhr in der St. Marienkirche am Berliner Alexanderplatz Dargeboten werden Orgelwerke u.a. von Johann Sebastian Bach, Felix-Mendelssohn- Bartholdy, Ludvig Mathias Lindeman und Edvard Grieg. Der Eintritt ist frei; am Ausgang wird um Spenden für die Stiftung Brandenburgische Dorfkirchen des Förderkreises Alte Kirchen gebeten. Wir würden uns sehr freuen, Sie als Zuhörer in einem der Konzerte begrüßen zu dürfen. Busexkursion zu Kirchen im Havelland Am Freitag, dem 31. Mai 2013 bietet Pfarrer Arnulf Kraft, der Regionalbetreuer des FAK für den Landkreis Havelland, für die Evangelische Wichern-Radeland-kirchengemeinde Berlin- Spandau eine Busexkursion zu Kirchen im Havelland an. Gäste sind dazu herzlich eingeladen. Informationen erhalten Sie direkt bei Arnulf Kraft telefonisch unter (0 30) 3 75 22 44 oder per Mail unter alte-kirchen@kraftspandau.de. Buchtipp des Monats Streifzüge zwischen Oder und Drage Reise- und Wanderführer für die Neumark, die in frühen Quellen schlicht terra transoderiana (Land jenseits der Oder) genannt wurde, sind in den Vergangenen Jahren einige erschienen. Den kulturhistorisch interessierten Leser ließen diese Publikationen zumeist jedoch etwas unbefriedigt, da die Geschichte dieser Landschaft nur skizzenhaft, oft auch arg vereinfacht, dargestellt wurde und die Vorstellung der Sehenswürdigkeiten sich in einigen dürren Zeilen und einem unscharfen Foto erschöpfte. Das Deutsche Kuturforum östliches Europa mit Sitz in Potsdam hat nun als nachgeschobenen Katalog-Ersatz einer bereits 2006 präsentierten Ausstellung Die Neumark Begegnung mit einer historischen Landschaft ein Buch vorgelegt, dass die auf deutscher Seite vergessene und auf polnischer Seite oftmals unbekannt gebliebene Kulturgeschichte der Städte und Dörfer dieser Region in Einzeldarstellungen ausführlich und 4
fundiert darstellt. Darüber hinaus befassen sich Themenkapitel u.a. mit der Bautätigkeit und Alltagskultur der geistlichen Orden, der Sakralarchitektur des Mittelalters, der Entstehung der Städte sowie der Schlösser und Herrenhäuser. Jedem, der die geschichtsträchtige Landschaft Ostbrandenburgs näher kennenlernen möchte, sei das Buch, das auch in polnischer Sprache erschienen ist, wärmstens empfohlen. Paweł Rutkowski (Hg.): Streifzüge zwischen Oder und Drage. Begegnungen mit der Neumark. Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam 2012; ISBN 978-3-936168-44-0; 19,80 Link des Monats www.kirche-darsikow.de Über Jahrzehnte hinweg befand sich die im Jahr 1832 durch den damaligen Besitzer des Dorfes Darsikow (Landkreis Ostprignitz-Ruppin), Amtmann Carl Johann Hartwig Binder erbaute Kapelle aus gespaltenen Feldsteinen in tiefem Dornröschenschlaf. Ein rühriger Verein, der Kleine Kirche Darsikow e.v., hat das Gebäude aus der Dornenhecke befreit und wieder wach geküsst. Im vergangenen Jahr 2012 konnten Dachstuhl und Dachdeckung saniert, die Fassade instandgesetzt und die Fenster erneuert werden. Über die Aktivitäten in dem ganze 12 (!) Einwohner zählenden Dorf informiert mit vielen Fotos die Internetseite des Vereins. Übrigens: Am 27. April um 15 Uhr beginnt in Darsikow das Frühlingsfest. Bis dahin wird hoffentlich auch der letzte Schnee geschmolzen sein. Mit freundlichen Grüßen, Ihr Bernd Janowski P.S. Wir würden uns freuen, wenn wir über die elektronischen Rundbriefe auch die Kommunikation und den Gedankenaustausch zwischen den Freunden der brandenburgischen Dorfkirchen anregen können. Für Rückmeldungen, Hinweise, Terminankündigungen etc. sind wir Ihnen dankbar. Wenn Sie diesen Rundbrief nicht mehr empfangen möchten, schicken Sie eine kurze Nachricht an: altekirchen@aol.com. 5
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