GLETSCHERKUNDE ZEITSCHRIFT FÜR UND GLAZIALGEOLOGIE INHALT VON BAND 26 (1990) HEFT2 BAND 26 (1990) HEFT2 UNIVERSITÄTSVERLAG WAGNER INNSBRUCK

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Transkript:

INHALT VON BAND 6 (990) HEFT ZEITSCHRIFT FÜR GLETSCHERKUNDE UND GLAZIALGEOLOGIE HERAUSGEGEBEN VON G. PATZELT UND M. KUHN 8 BAND 6 (990) HEFT G. Patzelt: Die Gletscher der österreichischen Alpen 988/89.............. 89-0 H. Wakonigg: Nachmessungen im Bereich der Pasterze (Glocknergruppe) im Jahre 989.............................................. 0-09 UNIVERSITÄTSVERLAG WAGNER INNSBRUCK ISSN 00-86

Band 6, Heft (990), S. 89-0 BERICHTE ZEITSCHRIFT FÜR GLETSCHERKUNDE UND GLAZIALGEOLOGIE 99 by Universitätsverlag Wagner, Innsbruck DIE GLETSCHER DER ÖSTERREICHISCHEN ALPEN 988/89 SAMMELBERICHT ÜBER DIE GLETSCHERMESSUNGEN DES ÖSTERREICHISCHEN ALPENVEREINS IM JAHRE 989 VonG. PATZELT,Innsbruck Mit 5 Abbildungen Letzter Bericht: Zeitschrift für Gletscherkunde und Glazialgeologie Bd. 5 (989) S. -0. Aus den Gebirgsgruppen wurden in 8 Berichten vom unveränderten Mitarbeiterstab die Meßergebnisse dargestellt. Von 8 Gletschern liegen Meß- und Beobachtungsergebnisse vor, nur die Fotoausbeute ist aufgrund der Witterungsbedingungen etwas geringer ausgefallen als sonst. Die Meßberichte stehen im Gletschermeßarchiv in Innsbruck zur Einsicht zur Verfügung. DER WITTERUNGSABLAUF Der Neuschnee vom 6. bis 8. Oktober 988 beendete die Abschmelzperiode des Vorjahres noch nicht, sondern schmolz in den ungewöhnlich warmen Tagen der zweiten Oktoberdekade bis in hohe Lagen wieder ab. Erst der Kaltlufteinbruch mit Schneefällen bis in Tallagen am. Oktober ist als Winterbeginn des Gletscherhaushaltsjahres 988/89 zu werten. Einern sehr kalten, im Norden zu feuchten, im Süden viel zu trockenen November folgte der außergewöhnlichste Winter dieses Jahrhunderts. Auf den Bergen lagen die Temperaturen von Weihnachten bis Mitte April fast durchgehend, im Mittel um bis 5 über den Normalwerten. Im Jänner registrierten die Bergstationen Sonnblick, Patscherkofel und Villacher Alpe die höchsten Monatsmittel seit Beginn der Instrumentenbeobachtungen, die bis zu 6 über den Normalwerten lagen. Der in Nordstaulagen in der ersten Dezemberhälfte reichlich gefallene Schnee ist bis Ende Februar immer weniger geworden. Südlich des Alpenhauptkammes blieben die Berge bis zum ersten ergiebigen Schneefall am. Februar nahezu schneefrei, was die Wintersportorte von Südtirol bis Kärnten in größte Bedrängnis brachte. Erst der April war im Süden sehr feucht ( + 00 %) und brachte am Hauptkamm auch etwas nach Norden übergreifend den Gletschern Schneemengen, die das winterliche Defizit nahezu ausglichen. Das glaziale Sommerhalbjahr begann mit Schneefall bis in die Tallagen am. Mai verheißungsvoll. Weitere Schneefälle um die Maimitte und ein deutlich zu kühler und niederschlagsreicher Juni mit bis 5 Schneefalltagen im 00-m-Niveau verzögerte die Schneeschmelze stark. Im Juli gab es im Bergland bis 5 Niederschlagstage, davon fiel auf den Gletschern Neuschnee am./ zwischen 6. und 8. und am 0./.. bis zum. August. Auf der Rudolfshütte (00 m) wurden im Juli 5 Tage mit Neuschneedecke verzeichnet. Mehrere Gewitter aber brachten ergiebige Regenfälle bis in Gipfellagen mit entsprechender Schneeschmelze. Die Hauptabschmelzung fiel diesen Sommer in die durchgehende Warmwetterperiodezeit zwischen. und 5. August. Der Kaltlufteinbruch vom 6. August brachte wieder Neuschnee, am Vortag ist auf vielen Gletschern, vor allem in Nordexpositionen, die maximale Ausaperung erreicht worden. Neuschnee folgte im September am./.5. und./8 der in den dazwischenliegenden warmen Tagen größtenteils, in sonnenexponierten Lagen auch ganz abgeschmolzen ist. Neuschnee vom. Sept. beendete die Abschmelzperiode an den meisten Gletschern.

90 Gernot Patzelt Die Gletscher der österreichischen Alpen 988/89 9 Die Abbildung zeigt die Temperatur- und Niederschlagsentwicklung im Haushaltsjahr 988/89 am Beispiel der zentralalpinen Station Obergurgl mit den Tagesdurchschnittstemperaturen (Min.+ Max.) und ihren Abweichungen vom Tagesmittelwert 95/80 sowie die Tagessummen des Niederschlages und die Abweichungen der Monatssummen von den entsprechenden Mittelwerten. Eindrucksvoll zeichnet sich der warme Winter ab. Im Gegensatz zu den acht vorangegangenen Jahren war der Witterungsablauf des Sommerhalbjahres 989 gletschergünstig. Zwischen Anfang Juli und Ende September haben acht Neuschneefallperioden die Abschmelzung jeweils für mehrere Tage unterbunden oder stark behindert. Die Temperatur der potentiellen Ablationsperiode (Mai bis September) alpiner Bergstationen lag zwischen - 0, und + 0, und entsprach im Mittel von fünf Stationen dem langjährigen Durchschnitt. DIE BEOBACHTUNGS- UND MESSERGEBNISSE Wetterbedingt waren in diesem Jahr die Meßarbeiten etwas beeinträchtigt, mehrfach mußten Begehungen abgebrochen und wiederholt werden. Die Tendenz der Längenänderung wurde von Gletschern erfaßt, einer blieb altschneebedeckt. Nachgemessen wurden 686 Marken an Gletscherenden, in vier Fällen ließ sich die Längenänderung durch Fotovergleich oder Beobachtung ermitteln. Die Meßergebnisse für die einzelnen Gletscher sind in Tabelle zusammengestellt. Eine Gruppenübersicht und die statistische Auswertung enthält die Tabelle. Abbildung zeigt die Entwicklung für die Jahre seit 959. m +lo~~-.-~-r-.-,.,.-,-~-,--~,.,.... ~-,--~r--r-.-~~~--,--.-r--.,-,.,--,-~ 0 <!) LO 0 o;, :'.' '' Cl cr> Cl '' ) 0 crj crj Cl Cl Cl z < 5 '..'.) :<'. '' 0 '..) 50... 50 - - "" > 00 Abb. : Die mittlere Längenänderung der Ostalpengletscher (oben) und die Anteile vorstoßender (schwarz), stationärer (punktiert) und zurückschmelzender (weiß) Gletscherenden von der Anzahl (n) der beobachteten Gletscher

9 Gernot Patzelt Die Gletscher der österreichischen Alpen 988/89 9 Die späte und verzögerte Ausaperung im Frühsommer und die Neuschneefälle im Hochsommer und Herbst hatten eine deutlich geringere Abschmelzung zur Folge als in den vergangenen Jahren. Gletscher, die ihrem Gleichgewichtszustand noch nahe sind, rückten daher etwas vor oder blieben nahezu unverändert. Der Anteil der vorstoßenden Zungenenden nahm von % im gletscherungünstigen Vorjahr auf % zu, desgleichen der Anteil der stationär einzustufenden Enden von auf 0 %. Der Anteil der zurückgeschmolzenen Gletscher ging dementsprechend von 8 auf 56 % zurück. Die mittlere Längenänderung aus berücksichtigten Meßwerten nahm von - 6,5 m (988) auf -,5 m ab, blieb aber klar negativ. Insgesamt sind die Meterbeträge der Längenänderung der meisten Gletscher sehr gering, in 8 Fällen ( %) liegen sie innerhalb von ±5m. Der größte Vorstoßbetrag wurde überraschenderweise mit 0, m am Westlichen Trippkees (Hochalmspitzgruppe) gemessen (Vorjahr -,0 m), gefolgt vom Inneren Pirchlkarferner (Ötztaler Alpen) mit +, m (Vorjahr + 9,8 m) und Schwarzensteinkees (Zillertaler Alpen) mit +,0 m (Vorjahr ± 0 m).. Die größten Rückzugsbeträge wiesen der Südliche Klostertaler Gletscher (Silvrettagruppe) mit -,8 m (Vorjahr -8,0 m), der Östliche Grüblferner (Stubaier Alpen) mit -5, m (Vorjahr -,0 m) und der Hochjochferner (Ötztaler Alpen) mit -,6 m (Vorjahr -, m) auf. Die Zunahme der vorrückenden Gletscherenden ist, von den oben angeführten drei Fällen abgesehen, nicht auf eine Zunahme der Fließbewegung aufgrund verbesserter Ernährungsbedingungen zurückzuführen, sondern auf die geringeren Abschmelzbeträge dieses Sommers. An allen im Meßnetz eingerichteten Bewegungsprofilen (Hintereisferner, Pasterze, Hochalmkees) hat die Fließgeschwindigkeit weiterhin abgenommen. Die regionale Verteilung der Tendenz der Längenänderung zeigt die Abbildung. Tabelle : Längenänderungen der Gletscherenden 988/89 Nr. Gletscher 88/89inm ZM T Datum der Messung HOCHKÖNIG SA 60/ Übergossene Alm +, 5 V 9. 9. DACHSTEIN TR Schladminger G. +0, s. 9. TR Hallstätter G. +, V. 9. TR Schneeloch G. +, 8 V. 9. TR Gr. Gosau G. +, V. 9. z w z :::> a: (/) a: w (/) ~ g 5 ~ ~ ~ z > (/) 5 e - w -!- 0 0 r w < 0 w 0 w w - z r G Q (/) z 0 0 SILVRETTAGRUPPE SN Larain F. -9, R. 9. SN 9 Jamtal F. -6,5 R. 9. SN Totenfeld +0,8 s. 9. SN8 Bieltal F. -,9 R 6. 9. IL Vermunt G. -0,0 R. 9. IL 8 Ochsentaler G. +, V. 9. IL9 Schneeglocken G. -, 5 R. 9. IL Schattenspitz G. +, V. 9. IL Nördl. Klostertaler G. -, R. 9. IL Mittl. Klostertaler G. -0, s. 9. IL 5 Süd!. Klostertaler G. -,8 R. 9. IL Litzner G. +,6 V. 9.

96 Gernot Patzelt Die Gletscher der österreichischen Alpen 988/89 9 Nr. Gletscher 88/89 in m ZM T Datum der Messung EINZELBERICHTE SA9 Unteres Riffl K. -, 9 R. 9. SA9a Rifflkar K. B s. 9. SA9 Totenkopf K. +, 9 V. 9. SA9 Ödenwinkel K. -,6 R. 9. SCHOBERGRUPPE M00 Horn K. -,9 R. 9. M0 Gößnitz K. -, R 5. 9. GOLDBERGGRUPPE M06 Kl. Fleiß K. -, R 0. 9. M08b ö. Wurten-Schareck -0,6 s 8. 9. SA Schlappereben K. +, 5 V 0. 9. SA0 Goldberg K. -,9 5 R 0. 9. SA8 Kruml K. 8 /89 ( -,) R 9. 9. AN KOG EL-H OCHALMS PITZG RUPPE M0 Winkel K. -,5 R. 8. LI West!. Tripp K. + 0,0 V 9. 8. LI Hochalm K. - 0,8 8 s 0. 8. LI Großelend K. -, 5 R. 8. LI 5 Kälberspitz K. -,8 R. 8. LI Kleinelend K. -,0 R. 8. Mittelwerte -,5 Erläuterunoen zu Tabelle : Die Längenänderung ist als arithmetisches Mittel aus der Zahl der ein~eutigen Entfernun:Smessungen von der Meßmarke zum Eisrand berechnet. ZM =Zahl der Me~marken, F_= otov:rleich Unter T ist die Tendenz der Längenänderung angegeben: V=Vfüstoß, R=Ruckgang, S-statonar, ~n = s~hneebedeckt. Als stationär wurde eine mittlere Längenänderung zwischen ± m eingestuft. Tabelle : Anzahl der beobachteten (n), vorstoßenden (V), stationären (S), zurückschmelzenden (R) Gletscher 988/89 mit entsprechenden Prozentwerten Gebirgsgruppe Hochkönig Dachstein Silvretta Ötztaler Alpen Stubaier Alpen Zillertaler Alpen Venediger Gruppe Granatspitzgruppe Glocknergruppe Sehobergruppe Goldberggruppe Ankogel-Hochalmspitzgru ppe Summen Prozentwerte 988/89(n=) 98 /88 (n = ) 986/8 (n = 8) 985/86(n=9) 98/85 (n = 0) n 6 9 5 6 8 sn V 8 8 5 s R 9 8 5 6 66 0 56 8 0 Berichter: R. Mayer HOCHKÖNIG Im Gegensatz zu den Vorjahren blieben im oberen Plateaubereich in den Mulden zahlreiche Schneeflecken erhalten. Auch der Eisrand blieb teilweise von Altschnee bedeckt. Der Vorstoßbetrag von 6,8 m an Marke L 9 dürfte nicht auf aktive Bewegung, sondern auf einen nicht eindeutig abgrenzbaren Eisrand zurückzuführen sein. Berichter: M. Weichinger DACHSTEIN Die Ausaperung der Eisränder erfolgte spät und nicht vollständig. Der Hallstätter Gletscher zeigte daher an allen Zungenteilen leichte Vorstoßbeträge. Am Schladminger Gletscher konnte der Eisrand vor einer Marke ausgeschaufelt werden, nach dem Meßwert von +0, m wird der Gletscher als stationär eingestuft. Berichter: R. Moser Auch am Gosaugletscher war aufgrund der späten Ausaperung die Abschmelzung so gering, daß sich aus der Fließbewegung des aktiven Eisrandes an 9 von eingemessenen Marken Vorstoßbeträge ergaben, die auch im Mittelwert zu einem positiven Betrag führten. Gleiches gilt für den Schneelochgletscher, an dem 6 von 8 Meßmarken geringe Vorstoßbeträge ergaben. Berichter: G. Groß SILVRETTA Der Gebietsmittelwert von den zwölf gemessenen Gletschern beträgt -,99 m gegenüber -,66 m im Vorjahr. Hervorzuheben ist, daß der Litzner Gletscher, der im letzten Jahr erstmals einen Vorstoßbetrag ( +, m) aufwies, diese Tendenz verstärkt fortgesetzt hat, mit Vorstoßbeträgen bis zu 8 m, im Mittel +,6 m. An diesem Gletscher beginnt die Vorstoßperiode nach acht, meist stark negativen Haushaltsjahren, in einer Periode verstärkten Gletscherrückganges. Dieses interessante, außergewöhnliche Verhalten läßt auf stark abweichende topographisch bedingte Ernährungsbedingungen schließen. Das noch aktive Zungenende des Ochsentaler Gletschers hat den Rückgang des Vorjahres (-,9 m) durch einen Vorstoßbetrag von, m nahezu ausgeglichen. Am Südlichen Klostertaler Gletscher ist die Zunge ganz abgeschmolzen, das bewegungslose, derzeit nicht mehr ernährte Resteis ist als Toteiskörper zu bezeichnen. Berichter: A. Schöpf ÖTZT ALER ALPEN Die mittlere Längenänderung von 5 gemessenen Gletscherenden ergab mit -,86 m gegenüber dem Vorjahr ( -5, m) einen ebenfalls deutlich geringeren Rückzugsbetrag für den Meßbereich. Nur am Gaisbergferner ist der Rückschmelzbetrag größer geworden ( -,9 m gegenüber -,9 m von 988), ansonsten haben sich sowohl die negativen als auch die positiven Werte der Längenänderung verringert und zeigen damit ausgeglichenere Verhältnisse an.

h. h Alpen 988/89 Die Gletscher der österrec isc en 99 Gernot Patzelt Abb. : Eisrandbereich des Taschachferners in ca. 800 m Höhe am. September 98. Die rechts bis knapp unter dem Wallfirst des 850er Hochstandes abgelagerte Seitenmoräne wurde vom ansteigenden Eis bis 980 aufgeschoben. Es ist zum Aufnahmezeitpunkt 98 bereits 5 bis m eingesunken, während das Zungenende bis 98 bzw. 989 noch insgesamt m vorrückte. Foto: G. Patzelt stubaler ALPEN Berichter: H. Schneider Die im inneren Rofental eingemessenen Gletscherenden sind durchwegs kürzer geworden. Aufgrund der geringeren Ablation waren die Rückschmelzbeträge jedoch geringer als im Vorjahr, obwohl durchwegs eine weitere Abnahme der Fließgeschwindigkeiten festzustellen war. Sie nahmen an den Steinlinien 6 und am Hintereisferner von,9auf, m bzw. von,6auf0, m ab. Damit sind diese Beträge auf das Niveau der Zeit vor 965 abgesunken. Bei Linie 6 wurde sogar die geringste Fließgeschwindigkeit seit ihrem Bestehen (98) gemessen. Auch am Pegel ZE am Zungenende des Kesselwandferners nahm die Fließgeschwindigkeit von,0 auf,6 m ab. Die Meßwerte der Steinlinien auf dem Hintereisferner: Linie 6 (655 m): Jahresbewegung, m (Mittel aus 9 Steinen) gegenüber,9 mim Vorjahr; Dickenänderung vom 8. 8. 988 bis. 8. 989 -, m. Linie (50 m): Jahresbewegung 0, m (Mittel aus 9 Steinen) gegenüber,6 mim Vorjahr. ZlLLERTALER ALPEN Berichter: G. Patzelt Im Pitz- und Kaunertal zeichnet sich trotz geringerer Abschmelzung das Ende der Vorstoßperiode weiterhin ab. Der Gepatschferner 98 mit +, m noch im Vorstoß, 988 mit +0,8 m stationär weist 989 mit -, m einen klaren Rückzugsbetrag auf. Am Taschachferner ist bis 98 der gesamte Eisrand am Zungenende vorgerückt. Seither ist das Eis im linken Zungenbereich 9 bis 0 m von der Vorstoßmoräne zurückgeschmolzen, während der rechte Eisrand gegenwärtig noch vorrückt und eine bis m hohe Vorstoßmoräne vor sich herschiebt. Es ist dies ein schönes Beispiel dafür, daß Endmoränen einer Vorstoßperiode an gleichen Gletschern deutlich unterschiedlich alt sein können (Abb. und 5).

00 Gernot Patzelt Die Gletscher der österreichischen Alpen 988/89 0 Berichter: W. Slupetzky Das Wildgerloskees zeigt sehr uneinheitliche Veränderungen von -0, m bis +, m, im Mittelwert von fünf Marken - 0,6 m und wird somit als stationär eingestuft. Berichter: P. Fritz Das steilem Fels aufliegende Zungenende des Schönachkeeses wird rasch flacher und dünner. Dadurch erhöhte sich der Rückzugsbetrag von,5 m (988) auf,5 m (989). Berichter: L. Oberwalder VENEDIGER GRUPPE Auch in der Venedigergruppe ist der Gebietsmittelwert von elf eingemessenen Zungen 989 mit -, m deutlich geringer als im Vorjahr (-9,5 m), ohne daß daraus auf verbesserte Ernährungsverhältnisse geschlossen werden darf. Die Gletscher der Südseite sind aufgrund der winterlichen Schneearmut wieder sehr stark ausgeapert. Auch am Frosnitzkees scheint die Vorstoßperiode nunmehr auszulaufen, wobei den Vorstoßbeträgen des rechten, schuttbedeckten Teiles, Rückschmelzbeträgte am linken Zungenrand gegenüberstehen. Der Vorstoßbetrag des Krimmlerkeeses betrifft nur die obere rechte Zunge. Das Obersulzbachkees endet jetzt oberhalb der Steilstufen in einem flachen Talbodenabschnitt und weist daher verringerte Längenabnahme auf. Ein dort entstandenes Gletschertor in Form einer großen 0 m tiefen und m hohen Grotte zeigt an, daß das Gletscherende weiterhin zerfällt. Das auch heuer wieder deutlich zurückgeschmolzene Zungenende des Untersulzbachkeeses wird von einer 9 bis m vor dem Eisrand liegenden Endmoräne umrahmt. Am Schlatenkees liegt der Eisrand bis m hinter einer Vorstoßmoräne. Auflösungserscheinungen zeigt das schuttbedeckte Zungenende des Maurerkeeses. Berichter: H. Slupetzky GRANATSPITZGRUPPE Die höhergelegenen Gletscher blieben am Zungenende altschneebedeckt und wurden nicht nachgemessen. Das Sonnblickkees rückte wieder etwas vor und ließ eine leicht positive Massenbilanz abschätzen. GLOCKNERGRUPPE Berichter: H. Slupetzky Eigenverantwortlicher Mitarbeiter: R. Hasenauer Am Ödenwinkelkees hat sich der Rückgang neuerlich verringert und wies mit -,6 m den bisher geringsten Wert der 9jährigen Meßreihe auf. Das konsolidierte Gletscherende hat erst jetzt einen ausgeglichenen Zustand erreicht. Berichter H. Wakonigg Die Pasterze ist weiterhin stark zurückgeschmolzen, wenn auch mit, m deutlich geringer als im Vorjahr (, m). Durch die verminderte Ablation ist vor allem der schuttbedeckte Teil weniger stark zerfallen (-5,6 m [989] gegenüber -68,8 m [988]). Vor der Gletscherstirn war südlich der Felsschwelle ein schon 98 erwähnter Waller zum Beobachtungszeitpunkt (9. 9.) eindrucksvoll in Betrieb, mit etwa,5 m hoch aufwallendem Wasser, mit dem auch Geröll emporgerissen wurde. Aus den Profilmessungen auf der Pasterzenzunge ergibt sich ein mittlerer Einsinkbetrag von,6 m und in allen Profilen eine weitere Abnahme der Fließgeschwindigkeit. Profilmessungen auf der Pasterzenzunge (Berichter: H. Wakonigg) a) Höhenänderung der Gletscheroberfläche (in Metern) 98/88 (96,86 m) -,50 (9, m) -,0 (69, m) -, (88 m) -,5 (0 m) -, (9. 9.) V.-Paschinger-Linie (9. 9.) Seelandlinie (8. 9.) Burgstallinie (. 9.) Linie Hoher Burgstall (. 9.) Firnprofil b) Fließbewegung V.-Paschinger-Linie Seelandlinie Burgstallinie Linie Hoher Burgstall ( Steine) ( Steine) (0 Steine) ( Stein) 98/88 6, 8,65 0,,00 988/89 -, -,59 -,6 +0,0 +0, 988/89 5,5 8, 8,5,60 +0,0 m +, +, +,8 +,68-0,80-0,5 -,56-0,0 Berichter: G. Patzelt Nahezu unverändert ist der schuttbedeckte Zungenendeisrand am Karlingerkees, obwohl der Eisnachschub über die Steilstufe deutlich nachgelassen hat und das Felsgelände im rechten Stufenbereich zunehmend stark ausapert. Die Eisränder des hochgelegenen Eiser- und Grießkoglkeeses sind erst wenige Tage vor dem Meßt_ermin (. 9.) schneefrei geworden, sodaß hier kaum Abschmelzung stattfinden konnte, woraus sich der Vorstoßbetrag bzw. das stationäre Verhalten erklärt. SCHOBERGRUPPE Berichter: G. Lieb Der starke Eiszerfall am Gößnitzkees hat sich wegen später Ausaperung und der wiederholten Abschmelzunterbrechung durch Neuschneebedeckung nicht fortgesetzt. Am Hornkees ist der Rückgang unverändert gering. GOLDBERGGRUPPE Berichter: N. Hammer Das Schlapperebenkees weist einen geringen Vorstoßbetrag, alle anderen Gletscher einen gegenüber dem Vorjahr verringerten Rückzugsbetrag auf. Alle Gletscher haben im Haushaltsjahr 988/89 an Masse verloren, jedoch weniger als in den Vorjahren. ANKOGEL-HOCHALMSPITZGRUPPE Berichter: H. Lang Das Gebietsmittel des Rückganges hat sich von 6,5 m (988) auf 0,8 m (989) verringert. Das ist hauptsächlich auf den großen, durch zwei Marken gut belegten Vorstoßbetra<> des Westlichen Trippkeeses zurückzuführen, das auf Veränderungen der Haushaltsbedingunge; ungewöhnlich rasch reagiert. Die Nachmessung der Profillinien ergab folgende Höhenänderungen: Hochalmkees Profil A seit 988-0,9 m Profil B seit 98 -, m Profil III seit 98 -,8 m Steinreihe seit 98 -, m Großelendkees Profil Z seit 988 + 0, m Profil P seit 988-0,5 m Kälberspitzkees Profil seit 988 -, m Die Fließgeschwindigkeit an der Steinreihe am Hochalmkees hat 98 /89 auf 9,5 ml Jahr abgenommen, gegenüber,99 m/jahr im Meßzeitraum 985/8. Manuskript eingelangt am. Februar 99 Anschrift des Verfassers: Ao. Univ.-Prof. Dr. G. Patzelt, Institut für Hochgebirgsforschung Universität Innsbruck, Innrain 5, A-600 Innsbruck