Am Anfang das Staunen. Liebe Schwestern und Brüder, manchmal kommt überraschend das Staunen.

Ähnliche Dokumente
Trinitatis Fest der heiligen Dreifaltigkeit Röm.11, Alte lutherische Kirche am Kolk

%*[**4**6***]****I*6*I******9*{***m*****]******I******9{****n*****8{****b*****]]

Evangelische Messe anlässlich der Segnung von N.N. und N.N. am. Zu den mit * gekennzeichneten Teilen des Gottesdienstes steht die Gemeinde

Gottesdienst für Januar 2012 (als Wortgottesdienst oder Hl. Messe) TAUFE DES HERRN oder Tauferneuerung (dann sind einige Änderungen notwendig)

Dreifaltigkeitssonntag Lj B 27. Mai 2018 Lektionar II/B, 241: Dtn 4, Röm 8,14 17 Mt 28,16 20

Dreieiniger Gott Gott für uns Predigt zu Römer 11,32-36 (Trinitatis, )

Predigt Trinitatis. San Mateo Römer 11, 33-36

Liedplan August und September 2018 Lesejahr B

Friedensgebet Jänner 2018

Gottesdienst. V: Der Geist unseres Schöpfers und seines Sohnes sei mit euch.

11. Sonntag im Jahreskreis Lj A 18. Juni 2017 Lektionar I/A, 268: Ex 19,2 6a Röm 5,6 11 Mt 9,36 10,8

&[*6**7**]***I***7***I*****,*9{******m****n{****m**]*****I******7*****8*******b{****n*****]]

18. Sonntag im Jahreskreis - LJ B 2. August 2015 Lektionar II/B, 317: Ex 16, ; Eph 4, ; Joh 6,24 35

Predigt EGW Waltrigen 4. September Thema: Werdet stark im Herrn Titel: Den inneren Menschen stärken Text: Epheser 3,14-21 HFA

Familiengottesdienst zum Dreifaltigkeitssonntag am 05. Juni 2004

FORM V: TRAUERGOTTESDIENST OHNE BESTATTUNG ÜBERSICHT

Predigt am Sonntag Trinitatis, 19. Juni 2011, in Bad Wiessee Kirchenrat Dr. Rainer Oechslen

Liturgievorschlag für Neujahr Hochfest der Gottesmutter Maria

Erneuerung des Eheversprechens - Texte. Erneuerung des Eheversprechens als gemeinsames Gebet

Trinitas, Titel: Mal kein Ja, ABER!

Predigt des Erzbischofs em. Friedrich Kardinal Wetter beim Gottesdienst zum Weihnachtsfest 2012 im Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern in München

Predigt für einen Sonntag in der Osterzeit. Kanzelgruß: Die Gnade des Heiligen Geistes erleuchte unsere Herzen und Sinne. Gemeinde: Amen.

Dein Reich komme! Beitritt zum ECYD

Frucht des Geistes (Galater 5, 16-25)

Predigt für die Weihnachtszeit

Gottesdienst zum Jahresthema am 1. Advent 2010

Warum? Was wuerdest Du fuer eine Welt erschaffen Wenn Du Gott waerst?

Wozu sind wir als Gemeinde da?

Predigt zum Sonntag Laetare über Johannes 6, 51 63

Philipper 1, :00. H. Plank. Denn Christus ist mein Leben und Sterben ist mein Gewinn

Geschenke zu Pfingsten Predigt zu 1 Kor 2,12-16 (Pfingsten 2018)

Ostergottesdienst in Gebärdensprache

27. Sonntag im Jahreskreis A 5. Oktober 2014

Maria, Mutter des Erlösers und Zeichen der Hoffnung

DAS GLAUBENSBEKENNTNIS DER KIRCHE

Erstkommunionfeier. der Pfarrgemeinden. St. Ägidius und Herz Jesu

Predigt für das Trinitatisfest

«Ich will wissen, was ich glaube!»

Die Antworten in der Heiligen Messe

Was wir glauben. Inhaltsverzeichnis

HGM Hubert Grass Ministries

Gottesdienst (April) Ostern - Emmaus Ostermontag - Lesejahr B

Bewegung, liebe Gemeinde, ist Zeichen und Ausdruck von Leben und Lebendigkeit!

Du bist begabt_teil 2

+ die Kirche. Eine Einführung. M.E., September Alle Bilder selbst produziert oder Gemeingut/Public Domain.

Fürbitten zur Tauffeier

Mariae Aufnahme in den Himmel - LJ C 15. August 2013

Weihnachten Oktavtag 1. Januar 2016 H der Gottesmutter Maria - Lektionar III/C, 41: Num 6,22 27; Gal 4,4 7; Lk 2,16 21

TAUFE VON MARKUS ENGFER GreifBar plus 307 am 15. April 2012 LIED: IN CHRIST ALONE BEGRÜßUNG WARUM TAUFEN WIR: MT 28,16-20

Eph. 2,4-10 Predigt am 7. August 2016 in Landau. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

FESTGOTTESDIENST IN BAJA 9. August 2015, 18 Uhr ERÖFFNUNG (VOLK VOR GOTT 144)

11. Sonntag im Jahreskreis - LJ C 16. Juni 2013

Liturgievorschlag zum Herz Jesu Fest 2015

Gottesdienst für Juni 2015 Fronleichnam

Gott, der Dreieinige, für uns Predigt zu Epheser 1,3-14 (Trinitatis, 27. Mai 2018)

KAPITEL 1 DER START ALLES WIRD NEU

9. Sonntag im Jahreskreis Lj B 3. Juni 2018 Lektionar II/B, 281: Dtn 5, Kor 4,6 11 Mk 2,23 3,6 (oder 2,23 28)

Was ist da geschehen? Woher kommt das Brot? Wie soll man das verstehen?

Wortgottesdienst mit Totengedenken Entwurf für November 2014

Predigt von Bischof Dr. Heiner Koch bei seiner Einführung als Bischof von Dresden-Meißen am 16. März 2013 in der Dreifaltigkeitskathedrale zu Dresden

Predigt über Römer 14,7-9 am in Oggenhausen und Nattheim (2 Taufen)

Geburt Johannes des Täufers 24. Juni 2017 Lektionar I/A, 381: Jes 49,1 6 Apg 13, Lk 1,

HGM Hubert Grass Ministries

beten singen feiern Ein Gebet- und Messbuch für Kinder Zur Feier der heiligen Messe und zur Buße Von Karl Heinz König und Karl Joseph Klöckner Kösel

3. Sonntag der Fastenzeit - Lesejahr A 23. März 2014

)Hl. Franz von Assisi) Allgemeines Friedensgebet

Christi Himmelfahrt 7. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C (Sonntag nach Himmelfahrt, auch am 6. Sonntag im Jahreskreis vor Himmelfahrt zu verwenden)

3. Sonntag im Jahreskreis B 25. Januar 2015 Lesejahr B - Lektionar II/B, 261: Jona 3,1 5.10; 1 Kor 7,29 31; Mk 1,14 20

Maiandacht am in Zell - Maria vom guten Rat Zusammenstellung: Irmgard Huber (FB Frauenseelsorge EOM)

Bistum Münster und Bistum Aachen Wortgottesdienst für Januar 2013 Die Hochzeit in Kana (vom 2. Sonntag im Jahreskreis C auch an anderen Tagen möglich)

Wie lese ich die Bibel?

Predigt des Erzbischofs Friedrich Kardinal Wetter beim Pontifikalgottesdienst zum Weihnachtsfest 2007

Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden Halleluja (Halleluja).

Predigt des Erzbischofs em. Friedrich Kardinal Wetter beim Gottesdienst zum Dreifaltigkeitsfest am 7. Juni im Bürgersaal in München

3. Sonntag im Jahreskreis C 24. Januar 2016 Lektionar III/C, 254: Neh 8,2 4a Kor 12,12 31a (oder 12, ) Lk 1,1 4; 4,14 21

Identität als Kinder Gottes Christian Hagen

Gebete für Heilungsvideo Teil 1

Gebete für Heilungsvideo Teil 1

Predigt über die Lutherrose 22. So n Trin, Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liturgievorschlag für Maria Empfängnis

Das Kreuzzeichen. Das Vater unser. DerLobpreis des Dreieinigen Gottes. Im Namen des Vaters + Und des Sohnes + Und des Heiligen Geistes. + Amen.

Gott schenke uns ein Wort für unser Herz und ein Herz für sein Wort. Amen

GOTTESDIENSTORDNUNG ST. NIKOLAIKIRCHE PRITZWALK

Glauben wie ein Kind Wiedergeboren oder wiedergezeugt?

«Ich will wissen, was ich glaube!»

Nach dem Tod das Leben Predigt zu Joh 5,24-29 (Ewigkeitssonntag 2015)

Glaube kann man nicht erklären!

Liturgievorschlag für Maria Empfängnis. Beginn Jeder Mensch, der in diese Welt hineingeboren wird, ist ein Hoffnungszeichen!

Predigt zu Jesaja 43,1-4a Themengottesdienst am Du bist Gold wert 2015 Wetzlar, Dom 1

Predigt für das Trinitatisfest. Die Gnade des Heiligen Geistes erleuchte unsere Herzen und Sinne.

Gottesdienst für August Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr B (auch an anderen Sonntagen im August zu gebrauchen)

Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist Predigt zu Röm 9, (10. So n Trin, )

HGM Hubert Grass Ministries

WAS BEWEGT MICH IN BEZUG AUF EURE FIRMUNG?

GNADE ist ein Geschenk!

Informationen zur Taufe für Eltern und Paten

Predigt Röm 16, 25 27, 2.So.n.Christfest, , Konstanzer Kirche Ditzingen, Bezirksgottesdienst zum Thema Diakonie.

2. Korinther 9, 6-15 Erntedankfest September 2016 in Crailsheim und Landau

4. Sonntag im Advent 21. Dezember 2014 Rorate - Lesejahr B - Lektionar II/B, 18: 2 Sam 7,1 5.8b 12.14a.16; Röm 16,25 27; Lk 1,26 38

Betstunde. für. Deckblatt: Name, Daten, ev. Bild von der /dem Verstorbenen oder Symbol. eev. Text unter dem Bild. z.b. Möglicher Ablauf: 1.

Transkript:

Predigt von Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr auf dem Generalkonvent des Sprengels Ostfriesland-Ems am 18. Mai 2016 in der Martin-Luther-Kirche in Emden zu Trinitatis Am Anfang das Staunen Liebe Schwestern und Brüder, manchmal kommt überraschend das Staunen. Wir stehen da, machen große Augen und formen mit den Lippen ein großes O. Wir sagen dann vielleicht O, wie schön!, oder O, ich bin total begeistert!, oder O, ich bin überwältigt!. Staunen ist etwas Wunderbares, das wir nicht machen können, es widerfährt uns als Geschenk. Vielleicht erinnern Sie sich an einen Augenblick Ihres Lebens, wo Sie ins Staunen gekommen sind. Ein unverhofft schöner Anblick eines liebenswerten Menschen oder einer berührenden Landschaft. Das bewegende Staunen über die Geburt eines Kindes, das dankbare Staunen, von einem anderen Menschen geliebt zu werden. Und nicht zuletzt das Staunen darüber, dass alles noch mal anders gekommen ist, als man es erwarten konnte. Ein Staunen, das aus dem Rückblick auf das eigene Leben kommt. Da sagt mir der achtzigjährige Jubilar bei seiner Geburtstagsfeier: Wissen Sie, wenn ich so an mein Leben denke, dann kann ich nur staunen. Ich bin in so vielen Situationen regelrecht bewahrt worden. Ich bin reich beschenkt worden durch meine Familie und durch gute Freunde. Und selbst in den schweren Stunden von Krankheit und Abschied von geliebten Menschen bin ich irgendwie gehalten worden. Auch wenn manches anders kam, als ich so dachte. Ich kann nur staunen. Gottes Erbarmen Ähnlich ging es dem Apostel Paulus, der in seinem Brief an die Gemeinde in Rom auch nur staunen kann über sein Leben und vor allem darüber, wie Gott sein Leben begleitet. Und wie treu und verlässlich Gott zu dem steht, was er einmal versprochen hat. Seine Liebe und Treue zu seinem Volk Israel und seine Liebe und Treue zu allen Menschen, wie sie in Jesus Christus sichtbar geworden ist. 1

Der Apostel kommt ins Staunen, weil er erkennen muss, dass er Gottes Handeln und seine Wege nicht begreifen kann, ja, dass kein Mensch auf Erden Gott begreifen wird. Denn kein Mensch ist Gottes Ratgeber gewesen, oder kennt seine Gedanken. Paulus staunt über Gott, weil Gott sich immer wieder den Menschen mit Liebe und Erbarmen zuwendet. Dieses Erbarmen Gottes, seine Zuwendung zu den Menschen ist es, die den Apostel so ins Staunen versetzt: O welch eine Tiefe Gottes! Wie, wenn alles im Glauben mit diesem Staunen beginnt. Nicht mit dem Wissen und den Erklärungen, wie Gott ist oder zu sein hat. Sondern mit einem tiefen Staunen darüber, wie Gott sich uns Menschen zeigt. In seinem Wort und in seinem Handeln auf unterschiedliche Weise, aber so, dass wir darin erfahren dürfen, wie sehr er uns liebt. Gott können wir nicht begreifen. In seinem Handeln, ja selbst in seiner Liebe zu uns, bleibt Gott uns Menschen unerforschlich. Paulus staunt über Gottes wunderbares Geheimnis und bekennt: Von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen. Gott, der Vater von ihm ist alles geschaffen. Gott, Jesus Christus durch ihn sind wir vom Tod zum Leben befreit. Gott, Heiliger Geist zu ihm bitten wir wieder und wieder um lebendigen Glauben. Gott ist ein Geheimnis Paulus wusste: Ich kann noch so viel über Gott nachdenken, ihn beschreiben oder zu verstehen suchen. Gott bleibt für uns Menschen ein Geheimnis. Und selbst da, wo er sich uns zuwendet, werden wir nicht begreifen, warum er sich ausgerechnet uns zuwendet. Es ist Gottes Entscheidung, sein freier Wille, sich in Jesus Christus allen Menschen in Liebe zuzuwenden. Gott bleibt allen Erklärungsversuchen von Menschen entzogen. Vermeintlich einfache Gottesbilder mögen für unser Denken sehr bequem sein; dem Geheimnis des einen Gottes nachzuspüren, stehen sie aber eher im Weg. Wir machen selbst die Erfahrungen, dass sich unser Bild von Gott im Laufe unseres Lebens wandelt. Vom so genannten Kinderglauben hin zu einem Erwachsenenglauben. Von 2

einem selbstsicheren hin zu einem zweifelnden Glauben. Oder von einem angefochtenen Kleinglauben hin zu einem festen Vertrauen auf Gott. Gottesbilder, die uns von anderen, von unseren Müttern und Vätern im Glauben weiter gegeben werden, prägen unsere Vorstellung von Gott. Und wir geben in unserem Reden über unseren Glauben diese Vorstellungen an andere weiter. Wichtig ist, dass wir entdecken, wie die Bibel selbst von ganz unterschiedlichen Gotteserfahrungen berichtet. Gott als Schöpfer, als Erlöser und als Heiliger Geist. Und in allen Erfahrungen immer wieder die eine Botschaft: Gott wendet sich den Menschen voll Erbarmen zu, auch da, wo sie es nach menschlichem Augenmaß anders verdient hätten. Von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei die Ehre in Ewigkeit! (Röm 11,36) Diesen staunenden Satz des Paulus hat die Christenheit in ihrer Geschichte zu einem dreifachen Bekenntnis zu dem einen Gott entfaltet. Wir bekennen in jedem unserer Gottesdienste: Ich glaube an den Vater, ich glaube an Jesus Christus, ich glaube an den Heiligen Geist. Und doch ist immer der eine und derselbe Gott gemeint, den wir in dieser dreifachen Weise preisen und loben. Manchmal wird uns Christen vorgeworfen, wir hätten ja drei Götter, die wir verehren. Martin Luther sagte dazu: Durch die Lehre von der Dreifaltigkeit machen wir nicht unterschiedliche Götter, sondern glauben, dass in rechter Einigkeit ein einiger Gott und ein unvermengtes göttliches Wesen sei. Das Bekenntnis zu dem Dreifaltigen Gott beschreibt wahrlich kein einfaches oder leichtes Gottesbild. Aber es lässt die Glaubenden bekennen, auf welch vielfältige Weise Gottes Erbarmen zu uns Menschen erfahrbar wird. Die Personen Gottes bezeichnen unterschiedliche Wirkungsweisen des einen Gottes. Gott Vater ist die schöpferische Kraft, Gottes Sohn die erlösende Liebe und Gottes Heiliger Geist die unmittelbare Gegenwart Gottes. Gott ist wie ein Kleeblatt Es war der Schutzpatron der Iren, der Heilige Patrick, der im 5. Jahrhundert lebte und der auf die wunderbare Idee kam, dem keltischen König die Dreifaltigkeit Gottes mit einem Kleeblatt zu erläutern. Die drei Personen des einen Gottes Vater, Sohn und Heiliger Geist seien wie die drei Blätter an einem Kleeblatt. Gleich gestaltet und gleicher Art, je für sich und doch miteinander verbunden. Wie die Dreiheit der Blätter zu dem einen Kleeblatt gehören, so 3

bilden auch die drei göttlichen Personen die eine Gottheit. Den keltischen König soll das überzeugt haben, denn er soll daraufhin dem Patrick erlaubt haben, das Christentum auf der irischen Insel zu verbreiten. Noch heute ziert das Kleeblatt das Wappen der Iren. Spuren Gottes In seiner Predigt über unseren heutigen Predigtext sagte Martin Luther 1538: Mit unserem einfachen Verstand können wir Gott nicht ergründen. Es ist auch keine Kreatur so klug, dass sie aus sich selbst heraus Anfang, Mitte und Ende verstehen könnte. Und wer hat auch nur je sagen können, wie es zugeht, dass ein Blatt aus einem Baum hervor wächst, oder ein Körnchen Wurzeln treibt, oder eine Kirsche aus der Blüte durch Holz und Kern wächst? Und wer könnte verstehen, wie eines Menschen Leib und Glieder wachsen und zunehmen? Noch viel weniger könnten wir die inneren Kräfte der Seele mit ihren Gedanken, Sinne und Gedächtnis verstehen. Was ist es denn, dass wir uns vermessen könnten, Gottes ewiges, unsichtbares Wesen mit der Vernunft zu messen und zu fassen? (Hauspostille, 1538) Paulus, Augustinus, Luther wussten, je mehr sie sich mit Gott beschäftigten, je mehr sie die Bibel durchforschten, um so mehr lernten sie, wie sehr sie auf Gott angewiesen sind. Gott selbst aber wurde ihnen ein immer größeres Geheimnis. Und wir, liebe Schwestern und Brüder, je länger wir glauben und je mehr wir in unserem Leben Spuren Gottes entdecken dürfen, es wird auch bei uns dazu führen, dass Gott nicht kleiner, verstehbarer, durchschaubarer wird. Vielmehr wird er auch für uns in seinem göttlichen Wesen immer größer und geheimnisvoller werden. Auch wir können immer nur staunend sagen: Ihm sei Ehre in Ewigkeit. Amen. BETEN Ich will ein Licht anzünden im Namen Gottes: Die Welt hat er hell gemacht und mir den Lebensatem eingehaucht. 4

Ich will ein Licht anzünden im Namen des Sohnes: Die Welt hat er errettet und seine Hand nach mir ausgestreckt. Ich will ein Licht anzünden im Namen des Heiligen Geistes: Er umschließt die Welt und segnet meine Seele mit Sehnsucht. Gott über uns, Gott neben uns, Gott mitten unter uns, der Anfang, das Ende und der, der bleibt. Amen. (Aus Schottland) 5