Die. DomRömer. DomRömer. Informationen zum Wiederaufbau der Frankfurter Altstadt



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Transkript:

Das Haus zur Goldenen Waage: Seite 6 Die DomRömer zeitung Zeitung DomRömer Wer beseitigt das Technische Rathaus? Seite 3 Informationen zum Wiederaufbau der Frankfurter Altstadt Ausgabe 1 / Oktober 2010 Wir planen die Altstadt Die DomRömer-GmbH unter der Leitung von Michael F. Guntersdorf plant und entwickelt die Bebauung zwischen Dom und Römer im Auftrag der Stadt Frankfurt. Doch wer sind die Macher hinter dem Projekt? Das Team der DomRömer-GmbH (v.l.n.r.): Dipl.-Ing. Patrik Brummermann, Störte Becker, Geschäftsführer Dipl.-Ing. Dipl.-Arch. Michael F. Guntersdorf, Dipl.-Ing. Dipl.-BW. Marion Spanier-Hessenbruch, Dipl.-Ing. (FH) Robert Scheuerer, Sabine Alt und Dipl.-Ing. Matthias Leißner Während über die künftige Bebauung des Altstadtkerns noch heiß diskutiert wird und die Abrissbagger mit Getöse das Technische Rathaus zerlegen, wird bereits seit Monaten in aller Ruhe und Sachlichkeit das künftige Dom-Römer-Quartier geplant. Zuständig für die neue Altstadt ist die DomRömer GmbH, eine 100%ige Tochtergesellschaft der Stadt Frankfurt am Main. Erst im April 2010 hat das Entwicklungsteam um Geschäftsführer Michael F. Guntersdorf die neuen Räumlichkeiten am Liebfrauenberg bezogen. Wer das Büro im 5. Stock des schmucken Altbaus betritt, ist zunächst überrascht: Kühle Sachlichkeit herrscht vor. Für Dekoration und Schnickschnack war keine Zeit. Das nur siebenköpfige Team besteht aus Architekten, Bauingenieuren und Betriebswirten. Die im Juli 2009 gegründete städtische Gesellschaft ist mit Entwicklung, Planung und Realisierung des DomRömer-Areals betraut. Die Planungsarbeiten sind umfangreich und reichen von den Abrisstätigkeiten über den komplizierten Tiefbau bis zum Hochbau von 36 Gebäuden, dem Stadthaus, sowie bis zu sämtlichen Infrastrukturmaßnahmen. Interessenten können die Objekte schließlich auf dem Wege des Erbbaurechts auf bis zu 34 Parzellen erwerben. Also kommen auch noch Marketing und Vertrieb auf das Team zu. Sämtliche Interessenten werden direkt von der Gesellschaft betreut. Geschäftsführer Michael F. Guntersdorf: Wir arbeiten sehr effektiv und kostensparend mit einem kleinen, kompakten, aber hochprofessionellen Team. Zusätzliche Leistungen kaufen wir ein. Schließlich geht es hier um den verantwortlichen Umgang mit Steuergeldern. Dabei ist das Büro der neuen GmbH alles andere als eine Oase der Ruhe. Viele wollen verständlicherweise bei der Entwicklung der Altstadt mitreden, und daher laufen täglich zusätzlich Dutzende von Telefonaten und Mails ein von Bürgern, Architekten, Journalisten, Politikern, Initiativen und Kaufinteressenten. Denn kaum ein Projekt steht so sehr im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses wie die Wiederbebauung des Frankfurter Altstadtkerns. Schließlich soll 2013 der erste Richtkranz hochgezogen werden. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Internet-Links: www.domrömer.de www.wb-stadthaus-am-markt.de www.frankfurt.de Kontakt/Impressum: DomRömer GmbH Liebfrauenberg 39 D-60313 Frankfurt am Main T +49 (0) 69.6 53 00 07 40 F +49 (0) 69.6 53 00 07 44 info@domroemer.de Geschäftsführung: Michael F. Guntersdorf Aufsichtsratsvorsitzende: Oberbürgermeisterin Dr. h.c. Petra Roth Die Dom-Römer-Zeitung ist kostenlos und erscheint alle 8 Wochen. Informationen, Darstellungen und Angaben in dieser Zeitung entsprechen dem momentanen Planungsstand und sind nicht verbindlich. Das Dom-Römer-planungsgebiet Frankfurt am Main verfügte einst über die schönste gotische Altstadt Deutschlands, und über die größte Fachwerkaltstadt Deutschlands. Durch die alliierten Luftangriffe im März 1944 wurden fast alle der 1.200 Altstadtgebäude zerstört. Der Kern der Altstadt lag zwischen Dom und Römer, und seit Ende des Weltkrieges wird hier über den geeigneten Wiederaufbau gestritten. 1972 wurde das Technische Rathaus erbaut, das auf Beschluss der Stadtver- Fortsetzung auf Seite 3 Hinter dem Lämmchen Hühnermarkt zum Dom zum Römer Markt (Krönungsweg) Bildquellen: U. Dettmar, gettyimages, Stadtarchiv Frankfurt

Seite 2 Rückblicke und Ausblicke Grusswort der Oberbürgermeisterin So war das Altstadt-Feeling Wie Victor Hugo und andere Schriftsteller die Frankfurter Altstadt empfanden Seit dem Stadtverordnetenbeschluss, Es war wohl diese einmalige Melange Im Winter 1926 führte der Frankfurter die Frankfurter Altstadt zwischen aus Krönungsweg und Metzgerschirn. Feuilletonist Rudolf Geck einen Berliner Dom und Römer wieder aufzubauen, Die Mischung aus Weltoffenheit und Tra- Freund durch die Altstadt und sinniert: hat das Interesse der Frankfurter, ditionsbewusstsein. Die unbeschreibliche Er kam an einem der Vorweihnachts- sich mit der Geschichte ihrer Alt- Dichte von Geschichte und Geschichten. sonntage, in denen ungeheures Leben in stadt zu beschäftigen, sprunghaft Die Altstadt lag da als ein Gesamtkunst- der Altstadt flutet. Er genoss eine jener Liebe Frankfurterinnen, liebe Frankfurter, zugenommen. Buchhandlungen stellen Sondertische mit Altstadttiteln werk aus 900 Jahren Bauhistorie. silbergrauen Stunden, die das Gesicht Alt-Frankfurts so wundervoll umschleiern. mit dem Abriss des Technischen Rathauses erhält Frankfurt eine einzigartige Chance. Erstmals geht eine Stadt daran, ihren historischen Kern wieder erstehen zu lassen. Die originalgetreue Rekonstruktion von acht Altstadthäusern und der Bau weiterer, dem früheren Erscheinungsbild angepasster Gebäude wird eine Brücke aus der Geschichte in die Gegenwart schlagen. aus, Antiquariate positionieren alte Frankfurt-Bildbände in den Auslagen, und verstaubte Pläne und Zeichnungen treten wieder aus dem Stadtarchiv hervor. Gerne begeben wir uns gedanklich in die Zeit, als Frankfurt mit über 1.200 Gebäuden als Deutschlands größte und schönste gotische Altstadt galt. Mit dem Wiederaufbau der ca. 34 Gebäude zwischen Dom und Römer entsteht freilich Gerne wird heute das Bild der engen und dunklen Altstadt gezeichnet, in der es modrig roch und die Flöhe zur Plage wurden, von verarmten Familien und frechen Gassebube. Freilich war die Altstadt immer wieder einmal vom Verfall bedroht, bis 1922 der Frankfurter Stadthistoriker Fried Lübbecke endlich den Bund tätiger Altstadtfreunde gründete. 1937 wurde dann im Auftrag der Stadt Frankfurt ein lang geplantes Sanierungsprogramm, die sogenannte Altstadtgesundung um- Die liebe Altstadt liegt da wie ein Traum und murmelt von Erinnerung. Der Frankfurter Journalist Heinrich Theodor Wüst schwärmte auf einem Stadtrundgang 1935, vom Römerberg kommend: Und jetzt, Verehrte, Augen und Herzen auf das schönste Stadtbild Europas kommt! Hinzu kam ein ganzer Klangteppich verschiedenster Eindrücke: Zahlreiche Ebenso kann dann der ehemalige Krönungsweg zwischen Dom und Römer wieder an die historische Funktion Frankfurts als Ort der Kaiserwahl und damit als eine der politischen Schaltzentralen Mitteleuropas erinnern. nur ein kleiner Ausschnitt der früheren Altstadt. Und doch ist es der geschichtsträchtigste Ort unserer Stadt, wenn nicht gar der ganzen Republik: Hier schritten zehn Könige nach ihrer Krönung zum Kaiser vom Dom zum Römer. Hier lag der Ursprung des Bankenwesens und der gesetzt, die aus dem abgewirtschafteten Quartier wieder ein echtes Schmuckkästchen machte. Die Freude freilich war bekanntlich nur von kurzer Dauer. Einmalig war vor allem die Architektur der eleganten Patrizierhäuser: Victor Kinderstimmen erfüllten die Gassen. Handkarren polterten über das Kopfsteinpflaster, und internationales Stimmengewirr trat aus den Wirtshäusern entlang des Markts. Herzhafter Geruch zog aus den Metzgerschirnen und lud ein zum Wurstschmaus an einer der offenen Ich bin überzeugt, dass hier ein Ort entstehen wird, der Tradition und Bindung schafft, ein Ort, auf den die Frankfurter stolz sein werden. Messe. Und hier tagte in der Paulskirche das erste deutsche Parlament von 1848. Doch was war das Einzigartige, das Besondere an der Frankfurter Altstadt? Und wie Hugo schwärmte bei seinem Besuch 1838 vom Hühnermarkt: Vom Roten Haus kommt man auf einen mäßig großen Platz, der Flanderns würdig und selbst nach dem alten Markt in Brüssel Theken. Klangvoll waren auch die Namen der hochgereckten Altstadthäuser, wie etwa Goldene Schachtel, Alter Burggraf und Haus Vogelsang. Und noch einmal Rudolf Geck: Unter dem niederen Ihre Petra Roth Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main war eigentlich das Altstadt-Feeling? gerühmt und bewundert zu werden verdient. Bretterdach Verkauf im Freien: Bretzel, Kuchen, Brot, heiße Würste. In blanken Kesseln, modern beheizt, brodelts. Nette Mädchen in weißer Schürze, breite Männer in aufgerollten Ärmeln halten feil und haben alle Hände voll zu tun. Wir wissen wohl, diese Zeit ist vorbei. Aber so ein kleines Stückchen Altstadt-Feeling das könnte doch wieder kommen.

Abrissarbeiten Seite 3 Die Erschließungskerne werden zerlegt Über allem thront der Dom Abbrucharbeiten mit Skylineblick durch das Team von Müssman und Zeller Sauber, sauber! Ein ganz feiner Abriss Im Januar 2010 begann der Abriss des Technischen Rathauses. Wobei der sonst eher verniedlichende Begriff Rückbau hier tatsächlich angebracht ist. Denn wer zwischen Dom und Römer eine spektakuläre Sprengung oder das wilde Schwingen der Abrissbirne vermutet hatte, wird enttäuscht. aufmerksame Auge erkennt dann und wann, dass plötzlich hier ein Stockwerk fehlt und dort eine Brüstung entfernt wurde. Behutsamkeit ist angebracht, denn im Mittelpunkt des Rückbaus stehen die schonende Entkernung und die Demontage des mit Asbest kontaminierten Betongebäudes. Insgesamt bedeutet das, dass Fußböden, Anlagen, Fenster und Türen säuberlich voneinander getrennt gefragt. Hochbaukräne, Aufzüge und Gerüste wurden montiert. Im April begann dann die Firma Zeller mit dem Abriss des Roten Turms. Anschließend folgte die Niederlegung des Blauen Turms. Sämtliche Abbrucharbeiten werden bis Jahresende 2010 vollständig abgeschlossen Fast unsichtbar knabbern die etwa 60 Mitarbeiter der Firmen Müssmann und Zeller mit ihrem mobilen Baugerät an Wänden, Decken und Fußböden des Betonbaus aus dem Jahre 1972. Nur das entsorgt werden müssen. Seit Februar 2010 läuft die zweite Rückbauphase: Jetzt waren die Spezialisten der Bilfinger Berger Umweltsanierung sein. Übrig bleibt dann vorerst nur das Erdgeschoss, um zu verhindern, dass die im Wasserbett darunter liegende Tiefgarage vom Grundwasser aufgeschwemmt wird. Das Dom-Römer-Planungssgebiet - Fortsetzung von Seite 1 ordnetenversammlung von 2004 derzeit abgerissen wird. Nach Durchführung eines städtebaulichen Wettbewerbs, Gründung mehrerer Altstadtinitiativen, Einrichtung einer Planungswerkstatt und eines Dom- Römer-Ausschusses wurde beschlossen, den Dom-Römer-Bereich auf historischem Grundriss wieder aufzubauen. Somit können insgesamt ca. 34 Gebäude wiedererrichtet und spätestens ab 2011 auf Erbpachtbasis erworben werden. Mindestens acht Gebäude sollen rekonstruiert werden. Abhängig vom privaten Engagement können auch mehr weitgehend originalgetreu rekonstruierte Gebäude entstehen und einen Eindruck von der einstigen Altstadt vermitteln. Parzellen, die nicht mit Rekonstruktionen bebaut werden, werden im Rahmen eines europaweit ausgeschriebenen Architekturwettbewerbes geplant. Damit die Neubauten in das Ensemble passen, unterliegt diese Gestaltung zudem den Vorgaben aus der Gestaltungssatzung. Im Mittelpunkt des Areals liegen der sogenannte Krönungsweg (Markt) und der Hühnermarkt. Der Archäologische Garten wird mit einem multifunktionalen Gebäude überbaut werden und somit ganzjährig begehbar und kulturell nutzbar sein. Ab 2013 wird mit der Fertigstellung der ersten Gebäude gerechnet. Insgesamt soll das Dom-Römer-Quartier durch die Wohnbebauung, aber auch durch Einzelhandel und Gastronomie wieder ein lebendiges, die Historie vermittelndes Viertel werden, das an die große Geschichte der einst freien Reichsstadt Frankfurt erinnern wird. Ich will hier leben Architekt Michael Landes über Café, Kunst und keine Autos Ich mit meiner Familie kann mir sehr gut vorstellen, im Herzen von Frankfurt zu wohnen und zu arbeiten, und im Erdgeschoss ist mein italienisches Restaurant. Hier zwischen Dom und Römer ist alles, was der Stadtmensch braucht: Bäcker, Metzger, Café, Kunst, Politik, Piazza, Geschichte und kein Auto. Nach dem Krieg wieder aufgebaute Stadtgrundrisse gibt es in Freiburg, München und Münster zum Beispiel. Hier stimmen der stadträumliche Maßstab und die Atmosphäre. Das alltägliche Leben lebt. Von der neuen Dom-Römer- Bebauung erwarte ich, dass diese Ziele erreicht werden. Dem Stadtbürger wird seine Stadt zurückgegeben. Im Herzen der Stadt wird wieder gewohnt. Weitere Infos: www.domroemer.de

Seite 4 Stadthaus am Markt Wettbewerbsergebnisse der zweiten stufe Stadthaus am Markt Die neue Altstadt soll vor allem nutzbare Stadthaus wird direkt Das Stadthaus wird an die südliche Bebau- Vorhaben, das viel Einfühlungsvermögen ein Ort der Kultur und der Be- über dem Archäologischen Gar- ung der teilweise rekonstruierten Häuser- von den teilnehmenden Architekten ver- gegnung werden. Diesem Leit- ten errichtet werden, um hier zeile am Markt anschließen. langte. 2009 wurde daher ein breit ange- gedanken folgend, beschloss die gleichzeitig die geschichtlich legter Realisierungswettbewerb mit insge- Stadtverordnetenversammlung, ein bedeutsamen Mauerreste aus rö- Der Archäologische Garten ist die Keimzelle samt 26 Teilnehmern ausgerufen, aus dem multifunktionales Gebäude mit der mischer und karolingischer Zeit Frankfurts. Für das darüber zu errichtende in einer ersten Stufe im Dezember 2009 Arbeitsbezeichnung Stadthaus am besser zu schützen und optimal Stadthaus eine geeignete Architektur zu zunächst vier Architekturbüros in die en- Markt zu planen. Das öffentlich zu präsentieren. finden war daher ein äußerst ambitioniertes gere Wahl kamen. Die vier Preisträger der Entwurf des Büros Winking Architekten. Das Hauptgebäude wurde vergrößert. Das Belvederchen wurde als Gebäudeanhang angefügt. Entwurf des Büros Kleihues + Kleihues: Auch hier wurde das Raumprogramm deutlich vergrößert. Ebenfalls zu erkennen: das Belvederchen der Goldenen Waage. Meldung kurz vor Redaktionsschluss: Empfehlung Wir berichten in unserer nächsten Ausgabe ausführlich Entwurf der Arge Meurer Architekten mit Christian Bauer & Associés Architectes: Spitzgiebelhäuser gruppieren sich um ein zentrales Flachdachgebäude Entwurf des Büros Braun & Schlockermann und Partner: Dem langgestreckten Zentralbau folgen zwei giebelständige Anbauten

Stadthaus am Markt Seite 5 Winking-Entwurf mit großem Anbau Kleihues + Kleihues-Entwurf mit Satteldach-Anbauten Empfehlung Arge Meurer Architekten mit Christian Bauer & Associés Architectes mit lebendiger Fassade Braun & Schlockermann und Partner mit zwei giebelständigen Anbauten ersten Runde, Prof. Bernhard Winking Nachdem die Ergebnisse dieser zweiten Schirn und zum Dom sowie die Eingangs- einem so wichtigen Gebäude wie dem Architekten BDA, Kleihues + Kleihues Runde vorlagen, hat sich die Stadt Frankfurt situationen zum Archäologischen Garten Stadthaus nur gut sein, auf der anderen Gesellschaft von Architekten mbh, Braun noch einmal intensiv mit den Entwürfen für und zum Veranstaltungsbereich im Stadt- Seite herrscht bei der Stadthausplanung & Schlockermann und Partner sowie die das Stadthaus auseinandergesetzt und den haus stehen hier im Mittelpunkt. Bis das aber auch enormer Zeitdruck, schließ- Arge Meurer Architekten mit Christian Architekten einige Punkte mit auf den Weg Endergebnis feststeht, wird es also noch lich soll mit dem Bau bereits Ende 2011 Bauer & Associés Architectes, wurden auf- zu einer weiteren Überarbeitung gegeben. etwas dauern. Auf der einen Seite kann begonnen und das Stadthaus 2013 der gefordert, ihre Entwürfe zu überarbeiten. Insbesondere der zukünftige Abstand zur eine intensive Auseinandersetzung mit Öffentlichkeit übergeben werden. Anzeige 140 Jahre Binding! GARKÜCHENPLATZ 7 IN FRANKFURT DIE WURZELN DER BINDING BRAUEREI 118942_BIN_Anz_DomRoemerZtg_220x105.indd 1 23.09.10 11:10

Seite 6 Altstadthaus des Monats da der hohe Bau ihrer Meinung nach der seitlichen Gasse Licht und Luft genommen sowie die Feuergefahr erhöht hätte. Möglicherweise aber gönnten sie ganz einfach dem Zuwanderer den Bau nicht. In der Niederschrift heißt es, von Rechts- und Billigkeitswegen dürfe man einen Niederländer, der ohnehin zu lauter Vorteil geboren sei, nicht vor anderen einheimischen alten Bürgerskindern bevorzugen. Anfang Juli 1618 wurden Erdgeschoss und Fachwerkskelett der Goldenen Waage fertiggestellt. Doch sogleich richteten sich weitere Anzeigen aus der Nachbarschaft gegen den markanten Eckbau. Eine Baubegehung durch die Schöffen ergab, dass das Erdgeschoss fast 30 cm zu hoch geraten war, was beinahe zu einem Rückbau des Gebäudes von Amts wegen geführt hatte. Doch van Hamel löste das Problem mit Zahlung einer entsprechenden Strafe an die Stadt. Besonders originell ist der einmalige Dachgarten mit herrlichem Blick über die Altstadt. Das Belvederche genannte Kleinod war praktisch der Vorläufer heutiger Penthäuser. In den folgenden Jahrhunderten wechselte der Prachtbau die Besitzer mit teils recht prominenten Namen: Wilhelm Sonnemann, die Familie Barckhausen und die Familie von Lahr seien hier genannt, bis 1898 schließlich die Stadt Eigentümer wurde. Daher fungierte die Goldene Waage ab 1913 auch als Historisches Museum, um den Besuchern das typisch eingerichtete Bürgerhaus des frühen 18. Jahrhunderts vorzuführen. Wie eine künftige Goldene Waage genutzt werden wird, steht derzeit noch nicht fest. Klar ist hingegen, dass die Goldene Waage gebaut wird und dass die Stadt Frankfurt die Nutzung vorgeben wird. Äußerlich war die Goldene Waage auf den ersten Blick ein typisches Renaissancegebäude der Frankfurter Altstadt: Ein hoher Sockel aus rotem Sandstein zeigte nach außen filigrane, reich verzierte Arkaden vier auf der zur Höllgasse gewandten Seite, zwei zum Markt hin Das Haus zur Goldenen Waage Holländisches Prunkstück mit Neidfaktor Kragstein an der Hausecke Belvederchen um 1900 Das 1619 erbaute Fachwerkhaus wurde von einem holländischen Zuckerbäcker erbaut und erzürnte seinerzeit wegen seines Prunks so manchen Zeitgenossen. Dies war in Frankfurt nicht üblich. Bis zu ihrer Zerstörung 1944 war die Goldene Waage neben dem Römer eines der meistfotografierten Altstadthäuser und eines der beliebtesten Postkartenmotive. Bis 2014 wird das Prunkstück wieder aufgebaut werden. Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich hart erarbeiten. Das war wohl auch das Leitmotiv des erfolgreichen niederländischen Zuckerbäckers Abraham van Hamel, als er sich 1605 entschloss, das exponierte Eckgrundstück am Dom, Ecke Markt zu kaufen, um darauf das prunkvolle Gebäude Goldene Waage zu errichten. Sein Vorhaben war von heftigen Widerständen des Rates und missgünstiger Nachbarn begleitet. Die öffentliche Zurschaustellung von Reichtum war in Frankfurt nämlich verpönt. Van Hamel jedoch war ein streitbarer Mann, der seine Ziele meist mit großem Nachdruck verfolgte, ohne sich weiter darum zu scheren, was die Nachbarn denken. Wurde ihm eine Genehmigung versagt, zog er vor Gericht und klagte, ganz zum Missfallen der alteingesessenen Frankfurter Bürgerschaft. 1618 reichte van Hamel erstmalig einen Bauantrag ein, einen vierstöckigen Neubau errichten zu dürfen, denn schon damals musste man sich an strenge Bauvorschriften halten. Obwohl Hamel versprach, die Bauvorschriften einzuhalten und auf die damals schon teilweise verbotenen Auskragungen zu verzichten, hielt er sich nicht daran und nutzte den Raum maximal aus. Interessant ist, dass schon seinerzeit die enge Bebauung der Altstadt ein großes Thema war und hier gewisse Regeln nicht übertreten werden durften. Und so kam es, dass die Nachbarn, allesamt alteingesessene Frankfurter Patrizierfamilien, Widerspruch einlegten, Laden und Bobbelage im Erdgeschoss