Rauch. Langstrof / Müller. Gefährdung durch Wärme und Brandgase. Effektive Maßnahmen zur Entrauchung.

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Transkript:

Rauch Langstrof / Müller Gefährdung durch Wärme und Brandgase. Effektive Maßnahmen zur Entrauchung.

Ziel der Unterweisung Gefahren durch Wärme und Brandgase für Einsatzkräfte und Betroffene erkennen. Lernen Sie die Zusammensetzung von Brandgasen die Möglichkeiten der Gefahrenabwehr Langstrof / Müller Rauch 2

Was ist Rauch? Ist ein Aerosol, das hauptsächlich aus Rauchgasen und festen Teilchen besteht (DIN 14011). Feste Stoffe ( Ruß, Asche) ergeben schwarze Rauchfarbe. Wasserdampf ergibt weiße Rauchfarbe. Schwelgase ergeben gelblich - grüne Rauchfarbe. Langstrof / Müller Rauch 3

Rauch: Inhaltsstoffe Gefährdung durch Atemgift Sind stark vom Brandgut abhängig Häufig angetroffene Inhaltsstoffe: Kohlenstoffmonoxid Kohlenstoffdioxid Nitrose Gase, Stickoxide Schwefeldioxid Blausäure Halogen Wasserstoffe u.a. CO CO2 NOx SO2 HCN Langstrof / Müller Rauch 4

Zu Erwartende Rauchzusammensetzung Kohlenmonoxid Kohlendioxid Ruß Wasserdampf Polyvinylchlorid - PVC Polyurethan - PU Schaum Gummi Schafwolle, Federn Polyamid - PA Textilfasern Polyethylen - PE Plastikeimer Holz Salzsäure Phosgen Schwefeldioxid Blausäure Ammoniak Langstrof / Müller Rauch 5

Stoff Rauchentwicklung von 10 kg Probenmaterial (Angaben x 1000 m³) Hart-PVC Spanplatte Sperrholz Polypropylen Zellulose-Papier Weichschaum aus PE, PU, od. PVC Schaumgummi Heizöl 0 5 10 15 20 25 X 1000 m³ Langstrof / Müller Rauch 6

Wirkung von Kohlenstoffmonoxid auf den menschlichen Körper Konzentration in Inhalationszeit in Luft Symptome/ Wirkung Vol. % PPM 0,003%. 30 ppm 8 h ist MAK Wert, keine Schädigung zu erwarten 0,020% 200 ppm 2-3 h leichte Kopfschmerzen 0,040% 400 ppm 1-2 h starke Kopfschmerzen, breiten sich im ganzen Kopf aus 0,080% 800 ppm ca 45 min zusätzlich Schwindel Übelkeit Gliederzucken,- bewußtlos ( ca 2h) 0,160% 1600 ppm ca. 20 min wie vor, Tod in ca. 2 h 0,320% 3200 ppm ca 5 min wie vor, Tod in 30 min 0,640% 6400 ppm ca 1-2 min wie vor, Tod in 2 min 1,280% 12800 ppm 1-3 min Tod Langstrof / Müller Rauch 7

Rauch: Gefährdung durch Wärme Temperaturverteilung in einem Brandraum 250 cm 800 C Brand eines Sofas, Heizleistung ca. 2,1 MW 160 cm 200 C Überlebens - Chancen auch für Einsatzkräfte nur in Bodennähe! 80 cm 60 C (in Versuchen ermittelte Werte) 0 cm Langstrof / Müller Rauch 8

Langstrof / Müller Rauch 9

Langstrof / Müller Rauch 10

Langstrof / Müller Rauch 11

Brandschutzordnung B In-Sicherheit-Bringen Wie ist der Gefahrenbereich zu verlassen Wann ist der Gefahrenbereich zu verlassen Gefährdete, Behinderte oder verletzte Personen mitnehmen Wie macht man sich bei verrauchtem Fluchtweg bemerkbar Wo sind Erste-Hilfe-Stationen und Sammelplätze Langstrof / Müller Rauch 12

Eintreffzeit der Feuerwehr Vom Brandausbruch (oder sonstigem Schadenereignis) bis zum Wirksamwerden von Einsatzmaßnahmen der Feuerwehr entstehen folgende Zeitverluste: Brandausbruch Brandentdeckung Brandmeldung Alarmierung Ausrücken der Einsatzkräfte Eintreffen an Einsatzstelle Auftragerteilung Wirksamwerden von Maßnahmen Entdeckungszeit Meldezeit Bearbeitungszeit Alarmierungszeit Anfahrtzeit Erkundungszeit Entwicklungszeit Welche Zeiten sind beeinflussbar? Langstrof / Müller Rauch 13

Eintreffzeit der Feuerwehr Unter dem Begriff Hilfsfrist versteht man die Zeit, die zwischen Brandmeldung und dem Eintreffen des ersten Einsatzfahrzeuges an der Einsatzstelle verstreicht. Für den Ersteinsatz ist mindestens eine Gruppe 1/8/9 mit entsprechenden Fahrzeugen, z.b. LF+RTW, TLF+DL+RTW, RW/GW+RTW, erforderlich Brandausbruch Brandentdeckung Brandmeldung Feuer Bearbeitungszeit Alarmierungszeit Anfahrtzeit Erkundungszeit Wirksamwerden von Maßnahmen - x min 0 min 10 min + Alarm Eintreffen Langstrof / Müller Rauch 14

Natürliche Ventilation Maßnahmen für den Einsatz Vorteile: Keine Geräte erforderlich wird durch Brandwärme gefördert Nachteile: Witterung kann Ventilation unterdrücken Öffnungen müssen in der Nähe der Brandstelle sein großer Zeitbedarf größere Gefährdung höherer Brandschaden Langstrof / Müller Rauch 15

Maßnahmen für den Unterdruckbelüftung Einsatz Vorteile: Abluft kann gezielt geführt werden gut zum Abführen explosiver Gase geeignet Nachteile: Einsatzkräfte müssen mit Geräten in die Brandgase Luft strömt auf dem Weg des geringsten Widerstandes (toter Luftraum) Lüfter steht im Weg Starke Geräteverschmutzung Langstrof / Müller Rauch 16

Maßnahmen für den Überdruckbelüftung Einsatz Vorteile: Effektiver als Unterdruckbelüftung. Einsatzkräfte kommen nicht mit Verbrennungs - produkten in Verbindung. Weniger Einsatzkräfte erforderlich Alle Räume können durchlüftet werden Uneingeschränkter Zugang möglich Nachteil: Aufwendige Geräte Langstrof / Müller Rauch 17

Be- u. Entlüftungsgerät muß gegebenenfalls in das Brandgas gebracht werden ist EX geschützt hat Elektroantrieb (2,4 kw, Luftstrom ca.120 m³/min) kann Saugen und Blasen benötigt Saug u. Drucklutte kann auch Leichtschaum erzeugen Langstrof / Müller Rauch 18

Überdrucklüfter, Geräte Antrieb: Verbrennungsmotor (3,7 kw od. 7,6 kw) Luftstrom : ca. 260 bzw. 440 m³/min Vorteil: Schnell eingesetzt. leichte Handhabung. gutes Einsatzergebnis. Nachteil: Nicht liegend einsetzbar Nicht EX geschützt. Abgase des Motors werden in das Gebäude geblasen. Langstrof / Müller Rauch 19

Überdrucklüfter, Geräte Antrieb: Wasserturbine (22kW) Luftstrom : ca. 900 m³/min Vorteil: Sehr hohe Luftleistung Ex geschützt kann auch horizontal betrieben werden (Schachtbelüftung) kann Wassernebel erzeugen Nachteil: Aufwendiger Betrieb relativ unbeweglich Langstrof / Müller Rauch 20

Überdruckbelüftung, Vorgehensweise Gerät muß Druckkegel über der Tür aufbauen Idealer Abstand ca. 3 m bei 2 x 1m Tür hängt von der Türgröße ab (Bedienungsanleitung beachten) Langstrof / Müller Rauch 21

Luftwege Zu- und Abluftöffnungen schaffen, Luftstrom leiten Abluftöffnung größer wie Zuluftöffnung Langstrof / Müller Rauch 22

Luftwege Tip: Raum nach Raum belüften Langstrof / Müller Rauch 23

Belüften eines toten Raumes Luftwege toter Raum? ist ein Raum mit nur einer Öffnung Tip: mit Lüfter in Türnähe unten einblasen. Oben entweicht die Abluft schlechter Wirkungsgrad Langstrof / Müller Rauch 24

Mehrere Geräte im Einsatz Reihenschaltung: höherer Druck besonders bei großen verwinkelten Gebäuden. Tip: Luftkegel des hinteren Lüfters deckt Türöffnung ab, der Luftstrom des vorderen Lüfters strömt voll in die Tür. Parallelschaltung: größeres Volumen größerer Luftkegel auch bei größeren Türöffnungen Langstrof / Müller Rauch 25

Luftwege Langstrof / Müller Rauch 26

Luftwege Einsatz in großen Gebäuden mit mehreren Geräten Langstrof / Müller Rauch 27

Einsatzbeispiel Belüftung eines Silos Langstrof / Müller Rauch 28