Humanities Geisteswissenschaften Sciences humaines

Ähnliche Dokumente
Sammlung Metzler Band 246

Krise der Aufklärung und Neuansatz

The New Grove Die großen Komponisten. Herausgeber: Stanley Sadie Deutsche Redaktion: Uwe Schweikert

Bibliotheca Zelteriana

The New Grove Die großen Komponisten. Mozart

Monika Köstlin. Im Frieden der Wissenschaft. Wilhelm Grimm als Philologe

Peter Baumann. Erkenntnistheorie. Lehrbuch Philosophie. Verlag J. B. Metzler Stuttgart Weimar

Sammlung Metzler Band 277

CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek

Medialität und Gedächtnis

GERMANISTISCHE ABHANDLUNGEN VON DER»ZAUBERFLÖTE«ZVM»LOHENGRIN«

Simone Preuß Buchmarkt im Wandel

This page intentionally left blank

ALFRED BEHRMANN WAS IST STIL? Zehn Unterhaltungen über Kunst und Konvention J. B. METZLER VERLAG STUTTGART. WEIMAR

Sammlung Metzler Band 277

Einführung in die Landeskunde Frankreichs

Weimarer Nietzsche-Bibliographie

METZLER LITERATUR CHRONIK

Cornelia Ortlieb. Poetische Prosa. Beiträge zur modernen Poetik von Charles Baudelaire bis Georg Trakl. Verlag J. B. Metzler Stuttgart Weimar

Romantik und Religion

Die Stuttgarter Hofkapelle

DAS PROJEKT DER DEUTSCHEN LITERATURGESCHICHTE

Sammlung Metzler Band262

Wozu noch Germanistik?

Fantastik im Realismus

DIE SPRACHTHEORIE DER KABBALA ALS ÄSTHETISCHES PARADIGMA

»Alles ist nach seiner Art«

JAHRBUCH DES STAATLICHEN INSTITUTS FÜR MUSIKFORSCHUNG

Annette Rehr1' Illustrierte Ausgaben von Goethes Lyrik

Wozu braucht der Mensch Dichtung?

Gender-Studien. Eine Einführung. Verlag J. B. Metzler Stuttgart Weimar. Herausgegeben von Christina von Braun und Inge Stephan

Gerold Prauss - Die Welt und wir

ZENSUR IN DER WEIMARER REPUBLIK

Weimarer Nietzsche-Bibliographie

Sammlung Metzler Band 332

Kinderliteratur, Kanonbildung und literarische Wertung

»Diese Hoffnung, eines Tages nicht mehr allein zu denken«

DISKURS, GESCHLECHT UND LITERATUR

Geschichte der Antike

Sammlung Metzler Band 258

Ralf Schnell. Medienästhetik. Zu Geschichte und Theorie audiovisueller Wahrnehmungsformen. Verlag J. B. Metzler Stuttgart Weimar

Meike Feßmann. Spielfiguren.

BACH 2000 VERLAG... ~ J. D. METZLER

HEINES BEGRIFF DER GESCHICHlE

Weimarer Nietzsche-Bibliographie

Richter I Schonert I Titzmann (Hrsg.) Die Literatur und die Wissenschaften

Sammlung Metzler Band 326

Peter Braun Die doppelte Dokumentation

The New Grove Die großen Komponisten. Wagner

Q.. 1m Schatten cler Moclernitiit (1)

Springer Spektrum, Springer Vieweg und Springer Psychologie.

JAHRBUCH DES STAATLICHEN INSTITUTS FÜR MUSIKFORSCHUNG

Norbert Wokart. Die Welt im Kopf

Französische Renaissance

Naturkatastrophen in der Antike

KINDER- UND JUGENDLITERATURFORSCHUNG 2001/2002

MNEMOSYNE. ZEIT UND ERINNERUNG IN HÖLDERLINS DENKEN

Antike Sujets und moderne Musik

Veronika Koch Erwachsenengerichtshilfe

Springer Spektrum, Springer Vieweg und Springer Psychologie.

Händle/Oesterreich/Trommer Aufgaben politischer Bildung in der Sekundarstufe I

Astrid Köhler. Salonkultur im klassischen Weimar

Irene Raehlmann Interdisziplinäre Arbeitswissenschaft in der Weimarer Republik

KINDER- UND JUGENDLITERATURFORSCHUNG 1994/95

JAHRBUCH DES STAATLICHEN INSTITUTS FÜR MUSIKFORSCHUNG

Ralf Bohnsack Rekonstruktive Sozialforschung

Gene Zelazny Wie aus Zahlen Bilder werden

Der Direktvertrieb in Mehrkanalstrategien

Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf Archiv Bibliothek Museum Herausgegeben vonjoseph A. Kruse Band 5

Die Sprache der Musik

Handbuch Promotion. Forschung Förderung Finanzierung. Herausgegeben von Ansgar Nünning und Roy Sommer. Verlag J. B. Metzler Stuttgart Weimar

Stefan Orgass. Disposition und Ausarbeitung in Bachs spaten C1avier-Werken ( )

Logistik, Transport und Lieferbedingungen als Fundament des globalen Wirtschaftens

Wolfgang Clemens Ältere Arbeitnehmer im sozialen Wandel

»Ich will das rote Sefchen küssen«

Politische Philosophie in der Weimarer Republik

Held, Horn, Marvakis Gespaltene Jugend

Band II Heinz-Hermann Krüger Einführung in Theorien und Methoden der Erziehungswissenschaft

H. Günther. Programme und Tools für Erddruck und Erdwiderstand mit gekrümmten und ebenen Gleitflächen

Planung der Materialbereitstellung in der Montage

Reiner Schmalz-Bruns Ansätze und Perspektiven der Institutionentheorie

Geschichte der deutschen Lyrik

Antike Stätten am Mittelmeer

Wolfgang Luthardt. Sozialdemokratfsche Verfassungstheorie in der Weimarer Republik

Aufgaben zum Skriptum Informatik

William K. Frankena. Ethik. Eine analytische Einführung 6. Auflage

John Gribbin. Am Anfang war... Neues vom Urknall und der Evolution des Kosmos. Aus dem Englischen von Hilmar W. Duerbeck.

Politische Kultur in Ost- und Westdeutschland

Sammlung Metzler Band 321

Andreas Wernet Einführung in die Interpretationstechnik der Objektiven Hermeneutik

Bettina Heberer. Grüne Gentechnik. Hintergründe, Chancen und Risiken

Handbuch Anthropologie

Christof Forderer Ich-Eklipsen

Metzler Philosophen Lexikon. Von den Vorsokratikern bis zu den Neuen Philosophen

Gianfranco Walsh David Dose Maria Schwabe. Marketingübungsbuch. Aufgaben und Lösungen. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage 2016

Sammlung Metzler Band 278

Martin Schweer (Hrsg.) Interpersonales Vertrauen

ispa Prof. Dr. K.-F. Ackermann. Risikomanagement im Personalbereich

Geschichte der antiken Biographie

Elektrisch leitfähige Polymerwerkstoffe

Transkript:

Humanities Geisteswissenschaften Sciences humaines

Søren Kjørup Humanities Geisteswissenschaften Sciences humaines Eine Einführung Aus dem Dänischen von Elisabeth Bense Verlag J.B. Metzler Stuttgart Weimar

IV Die Geisteswissenschaften Titel der Originalpublikation: Menneskevidenskaberne. Problemer og traditioner i humanioras videnskabsteori. Roskilde Universitetsforlag, 1996 Die Deutsche Bibliothek CIP-Einheitsaufnahme Kjørup, Søren: Humanities : eine Einführung = Geisteswissenschaften / Søren Kjørup. Aus dem Dän. von Elisabeth Bense Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2001 Einheitssacht.: Menneskevidenskaberne <dt.> ISBN 978-3-476-01823-6 ISBN 978-3-476-04380-1 (ebook) DOI 10.1007/978-3-476-04380-1 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 2001 Springer-Verlag GmbH Deutschland Ursprünglich erschienen bei J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 2001 www.metzlerverlag.de info@metzlerverlag.de

Geisteswissenschaften und Wissenschaftstheorie V Inhalt Vorwort.............................................. VII I Die Geisteswissenschaften............................ 1 1 Geisteswissenschaften und Wissenschaftstheorie............ 3 2 Die Geschichte der Geisteswissenschaften.................. 18 3 Geisteswissenschaft, Humanismus und Gesellschaft.......... 49 II Die Probleme........................................ 67 4 Das Vorbild der Naturwissenschaften...................... 69 5 Paradigmen und Schulen................................ 86 6 Wissenschaft und Geschlecht............................ 101 7 Das Wissen über die Vergangenheit....................... 122 8 Erklären, Verstehen, Erzählen............................ 136 9 Kunst und Wissenschaft................................. 151 10 Der korrekte Text...................................... 165 III Die Traditionen...................................... 187 11 Rhetorik.............................................. 189 12 Semiotik.............................................. 212 13 Hermeneutik.......................................... 235 14 Positivismus.......................................... 256 15 Marxismus............................................ 274 16 Strukturalismus....................................... 297 17 Dekonstruktion........................................ 319 Literatur............................................. 341 Register.............................................. 363

Geisteswissenschaften und Wissenschaftstheorie VII Vorwort Was haben so unterschiedliche Fächer wie Linguistik und Geschichte, Germanistik und Musikwissenschaft, Archäologie und Psychologie eigentlich gemeinsam und gemeinsam mit Fächern wie Anthropologie und Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft und Ethnologie? Eine Antwort auf diese Frage könnte sein, dass sie alle (und noch viele andere) vom Menschen und seinem kulturellen Schaffen handeln. Es sind Menschenwissenschaften so der Titel dieses Buches in seiner dänischen Orginalausgabe. Im Französischen spricht man ganz analog von sciences humaines und im Englischen von humanities. Das Deutsche verwendet dafür die Bezeichnung Geisteswissenschaften. Jedes einzelne Fach hat natürlich seine eigenen theoretischen und methodischen Probleme und seine eigenen Traditionen. Dennoch sind manche wissenschaftstheoretische Fragen für viele der geisteswissenschaftlichen Fächer die gleichen, und einige Fragen sogar für sie alle. Viele Fächer wollen Dinge erklären aber was ist eigentlich eine Erklärung? Die Kunst-, Literatur- und Musikwissenschaft wollen Kunstwerke beschreiben und deuten aber kann Kunst überhaupt durch die Wissenschaft erfasst werden? Die meisten Geisteswissenschaften haben eine historische Dimension aber können wir über die Zukunft sichere Aussagen machen? Vor 30 Jahren waren Strukturalismus, Semiotik und Marxismus vorherrschende Strömungen in den Geisteswissenschaften (und wenigstens die Semiotik ist immer noch aktuell). Aber was waren eigentlich die Grundgedanken und Ziele dieser theoretischen Richtungen? Und was soll man von neueren Richtungen wie Dekonstruktion und Postmodernismus halten? Und was ist überhaupt der tiefere Sinn all dieser Forschungen über den Menschen? Wir alle, die sich intensiver mit einer dieser»menschenwissenschaften«befassen, sei es als Forscher, als Lehrer oder als Studierender, stoßen früher oder später auf Fragen dieser Art. Dafür wurde dieses Buch geschrieben: als eine gründliche Einführung in die wissenschaftstheoretischen Grundlagen unserer Fächer. Ich habe allerdings versucht den Stoff so darzustellen, dass auch Interessierte aus anderen Betätigungsfeldern folgen können. Fachleute werden deshalb ab und an der Meinung sein, dass ich auch die einfachsten Dinge ziemlich ausführlich erkläre. Aber niemand ist gezwungen, alles zu lesen! Wie der Leser sogleich bemerken wird, habe ich den Stoff und damit das Buch in drei Teile geteilt. In den ersten drei Kapiteln soll eine allgemeine Einführung gegeben werden. Die immer wieder gestellte Frage nach der Relevanz der Geisteswissenschaften für den Einzelnen und für die Gesellschaft wird ausführlich erörtert, vor allem anhand von Einblicken in die Geschichte und die gegenwärtige Praxis der Geisteswissenschaften und ihrer einzelnen Fächer. Im zweiten Teil werden sieben grundlegende wissenschaftstheoreti-

VIII Die Geisteswissenschaften sche Probleme erörtert, welche sich für die geisteswissenschaftliche Forschung stellen; einige althergebracht, ja, schon fast abgedroschen, andere jedoch vielleicht weniger bekannt. Bei der Erörterung wird deutlich werden, dass die Lösungsansätze für diese Kernprobleme zugleich die spezifische Leistung der Geisteswissenschaften im Gefüge der Wissenschaften und der Gesellschaft erkennen lassen. Im letzten Teil werden (in historischer Reihenfolge) die nach meiner Auffassung wichtigsten sieben wissenschaftstheoretischen Traditionen der Geisteswissenschaften vorgestellt. Da diese Traditionen sich sehr voneinander unterscheiden, muss natürlich auch die Art ihrer Darstellung unterschiedlich ausfallen. Dabei werden jeweils nicht nur die theoretischen Grundlagen erörtert, sondern auch konkrete Beispiele für die wissenschaftlichen Praxis gegeben; dem liegt zumeist die Absicht zugrunde, den Leser für die Beschäftigung mit älteren Arbeiten und Artikeln zum Thema zu motivieren ab und zu aber auch die gegenteilige Absicht. Im Großen und Ganzen (besonders im zweiten und dritten Teil) behandeln die Kapitel jeweils ein bestimmtes Thema oder eine bestimmte Fragestellung. Der Stoff der anderen Kapitel wird dabei nicht vorausgesetzt, sie können somit unabhängig voneinander gelesen werden. In den ersten Übersichtskapiteln war ich jedoch hin und wieder genötigt, Namen oder Begriffe zu verwenden, die erst in späteren Kapiteln gründlich erörtert werden. Auch einige Wiederholungen ließen sich nicht vermeiden. Dieses Buch zu schreiben, hat ziemlich lange gedauert. Das hängt vor allem damit zusammen, dass ich, was die Themen, die Sichtweisen oder die Struktur einer breiteren Darstellung der Geisteswissenschaften angeht, keine zufriedenstellenden Vorbilder gefunden habe, zu denen ich mich positiv übereinstimmend oder negativ abgrenzend hätte verhalten können. Der Text des Buches ist also das Ergebnis eines zähen (und interessanten) Forschungsprozesses, der sich umso langwieriger gestaltete, als ich mehr und mehr die Notwendigkeit realisierte, nicht nur die erkenntnistheoretischen Probleme und die Fächer, in denen ich mich selbst betätigt habe, aus nächster Nähe zu betrachten, sondern auch den historischen Stoff und die Probleme aller anderen geisteswissenschaftlichen Fächer. Wenn man sich einmal darauf eingelassen hat, zu den Quellen zurückzugehen, dann ist es schwer, damit aufzuhören. Denn allzu häufig stellt sich heraus, dass die Sache in Wirklichkeit ganz anders aussieht, als es nach der Lektüre der zumeist auf Sekundärliteratur beruhenden Übersichtsdarstellungen den Anschein hatte. Ein großer Teil des sogenannten Standardwissens über die Geschichte der Geisteswissenschaften und ihre spezifischen Eigenschaften hält schlicht einer näheren Betrachtung nicht stand! Aber wie der Leser und die Leserin bemerken werden, habe auch ich eine ganze Reihe von Gebieten auf der Basis vorliegender Untersuchungen darstellen müssen.

Geisteswissenschaften und Wissenschaftstheorie IX Die Publikation der deutschen Ausgabe erforderte einige Veränderungen, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass ich etliche skandinavische Beispiele und Erläuterungen mit solchen ausgetauscht habe, die meinen deutschen Lesern besser bekannt sind oder die ihnen nützlicher sein mögen. Dennoch werden sicherlich viele Einzelheiten im Text den skandinavischen Hintergrund des Autors entlarven! Bei meiner Arbeit an den dänischen Ausgaben erhielt ich wertvolle Unterstützung von einer Reihe von Kollegen: Kasper Bilsted Graversen, Hroar Klempe, Hanne Knudsen, Arne Melberg, Terje Rasmussen, Gjertrud Sæter und Jon Hareide Aarbakke. Und bei der Arbeit für die deutsche Ausgabe verdanke ich dem kritischen Blick der Übersetzerin, Elisabeth Bense, Hinweise auf einige Unklarheiten und Unstimmigkeiten an verschiedenen Stellen des Textes. Viel Vergnügen bei der Lektüre! Roskilde, Juni 2001 Søren Kjørup