Wissenschaftliche Grundlagen der Mycobacterium avium ssp paratuberculosis (MAP) Bekämpfung Dr. Susanne Eisenberg
Mycobacterium avium ssp paratuberculosis (MAP) Hohe Tenazität Verteilt sich innerhalb des Stalls auch über Staub Bis zu 1 Jahr in schattiger Umgebung; 7-24 Wochen auf Grass Gelangt über Düngung in Gewässer und ins Grundwasser Kann sich nicht in der Umwelt vermehren In Deutschland meldepflichtig bei Erregernachweis
Vorkommen von MAP in Deutschland Meldungen in TSN (12.10.2016) Seuchenobjekte in Deutschland 2012 2013 2014 2015 2016 473 499 515 564 398 Niedersachsen 2012 2013 2014 2015 2016 92 61 75 50 25 Geschätztes Vorkommen Eine Deutschlandweite Studie fehlt Stichproben in verschiedenen Bundesländern finden Herdenprävalenzen zwischen 2-42% (Serologie) und 11-54% (Erregernachweis) Einzeltierprävalenzen zwischen 4-45% (Serologie) und 5-14% (Erregernachweis) Donat, BMTW 129, (2016)
Wie Überträgt sich MAP? Ergebnisse einer systematischen Literaturstudie 23 brauchbaren Veröffentlichungen Wie überträgt sich MAP im Betrieb? Ergebnisse wiedergegeben als OddsRatio (OR; Quotenverhältnis) Ergebnis: Kontakt von Kälbern mit Fäkalien von Kühen ist der wichtigste Faktor in der Übertragung! (OR 4.59-30.5) Erhöhte Risiken der Übertragung durch Umgebung, Kolostrum oder Milch spiegeln indirekt die fäkale Kontamination wieder Review, Dore et al., J Vet Intern Med 2012;26:32 45
Wie kommt MAP in den Betrieb? Ergebnisse einer systematischen Literaturstudie ergab 17 brauchbare Studien Birgt Handel ein Risiko? Spielt die Übertragung durch Wild eine Rolle? Ergebnisse wiedergegeben als OddsRatio (OR; Quotenverhältnis) Ergebnisse: Risiko Verschleppung von MAP und Handel OR 1.3-19.2 Kein Hinweis auf Übertragung durch Wild Rangel et al., Can Vet J 2015;56:169 177
Wirtschaftliche Schäden auf dem Betrieb (sub)klinische Paratuberkulose führt zu Verminderung der Milchleistung Höhere Remontierungsrate Verminderung der Futterverwertung Gleichbleibende Futteraufnahme bei Gewichtsverlust/ weniger Milchleistung/Eiweiß/Fett
Geschätzte Verluste nur durch verminderte Milchleistung Herde mit 100 Tieren; MAP Antikörperprävalenz 10% Milchpreis 0,25 Verminderte Milchleistung pro kg Milch/Kuh/Tag kg 1,9 (Donat et al., 2014) Entgangener Ertrag/Kuh/Tag [ ] (0,25/kg) 0,48 Entgangener Ertrag /Kuh/Laktation (305 Tage) 145 Minderertrag aus Milch/Herde 10 positive Kühe 1450 Dynamische Wirtschaftlichkeitsrechnung Nach Donat, Thüringer TSK
MAP- Eine Gefahr für den Mensch? Patienten mit Morbus Crohn entwickeln ähnliche Darmveränderungen wie Rinder mit Paratuberkulose Bei Patienten mit Morbus Crohn wird 7 x häufiger MAP isoliert Laut einer Übersichtsstudie wird MAP konsequent mit Morbus Crohn assoziiert (Lancet Infect Dis. 2007; 7:607) Bei einigen Patienten mit chronischen Darmentzündungen wurde MAP aus dem Gewebe isoliert (PLOS One, 2016; DOI:10.1371) Höhere Inzidenz von Morbus Crohn in Gebieten mit viel Landwirtschaft in England, Kanada und Neuseeland (AEM 2005;71:2130-9; Am J Epidemiol 2006;164:615-23; Inflamm Bowel Dis 2006;12:936-43) Keine abschließenden Ergebnisse, aber sicher auch keine Entwarnung die Hypothese steht im Raum
MAP in Milch Pasteurisieren (15-30 Sekunden bei 72 C) effektiv bei < 1000 KbE / Liter Rohmilch (Weber et al., 2008) Ausgangszahl des Erregers ist wichtig!
Reduktion von MAP auf dem Rinderbetrieb Verbesserung der Tiergesundheit Reduktion der wirtschaftlichen Schäden Einschränkung der Weiterverbreitung in andere Betriebe Reduktion der MAP- Ausscheidung in die Milch
Schlechte Erfahrungen mit der Paratuberkulosebekämpfung Testen und entfernen positiver Tiere Programm der TSK von 1973-1998 hatte dies als Schwerpunkt In den Niederlanden wurde das Jahrzehntelang praktiziert Programme waren erfolglos
Was war da los?
Was führt zum Erfolg? Ein andere Denkansatz: Reduktion statt Sanierung Aufklärung und Motivation der Beteiligten Verschiebung der Schwerpunkte Vermehrt das Entstehen von Neuinfektionen verhindern Nicht alle positiven Tiere finden, sondern nur stark positive Tiere entfernen
Computermodelle zeigen den langfristigen Erfolg Entfernen direkt nach 2. pos ELISA Verbessertes Management Kudal et al., 2008; J. Dairy Sci. 91:4599 4609
Korrelation Blut ELISA- Erregerausscheidung Nach Dr. A.P.Koets, CVI Lelystad
Korrelation Blut ELISA- Erregerausscheidung Nach Dr. A.P.Koets, CVI Lelystad
Erfahrungen aus der Praxis Herdenprävalenz 10-20% (Serologie) Management: Sauberer Abkalbestall für einzelne Kühe; nur für Testnegative Kühe Kuh-Kalb < 2 Std trennen Hygienisch gewonnenes Kolostrum von einer testnegativen Kuh (4ltr innerhalb von 6 Std nach der Geburt) MAT oder pasteurisierte Milch verfüttern Kälber und Kühe räumlich getrennt auf stallen Positive Kühe entfernen Kälber negativer Kühe zur Aufzucht behalten Kein Ankauf zur Remontierung! Testfrequenz 1x pro Jahr Biosicherheitsanalyse
Biosicherheitsanalyse erarbeitet in der National Johne s Working Group, United States Animal Health Association (USAHA) Biosicherheitsanalyse Der Betrieb ist eingeteilt in 6 Bereiche (Geburtshygiene, Milchkälber, Nachzuchtkälber, Färsen, Milchkühe und Bullen, Remontierung) Beurteilung mit Hilfe einer Checkliste mit Punktesystem (höhere Punkte = höheres Übertragungsrisiko) Gesamtpunktzahl Priorisierung der Maßnahmen zur Reduzierung der Übertragung Jährliche Wiederholung durch zertifizierten Tierarzt (on-line Training)
Anteil der ELISA positiven Rinder bei Beginn (schwarz) und am Ende (gestreift) der Studie Prävalenz in den Herden nimmt in den 6 Jahren ab
Teilnahme 5 Jahre Herdenprävalenz 6-28% (Serologie) Management: Sauberer Abkalbestall für einzelne Kühe Kuh-Kalb schnell trennen Kein gepooltes Kolostrum; Kolostrum von einer testnegativen Kuh MAT oder pasteurisierte Milch verfüttern Kontakt Kälber mit Kuhkot reduzieren Futter und Wasser sauber halten Positive Kühe entfernen Kein Ankauf zur Remontierung oder nur von Low-risk Herden! Separate Geräte für Kälber und Kuhstall Testfrequenz 1x pro Jahr Biosicherheitsanalyse Ähnliche Maßnahmen
Was macht die Prävalenz? Die durchschnittliche Herdenprävalenz sinkt von 8 auf 3,6% Reduzieren sich die Neuinfektionen? Es wurden Alterskohorte gebildet Beginn Studie -2-1 0-1 +2 Laufzeit Studie 24-12 12-0 0-12 12-24 24-36
Risiko MAP positiv zu werden nimmt ab Reduktion des Risikos für Rinder in der ersten Laktation ELISA positiv zu sein nimmt ab. Dies gilt schon für den Cohort -1, obwohl die Jungtiere zu Beginn des Programms schon geboren waren keine verbesserte Geburtshygiene. a HR=Hazard Ratio (<1 = geringeres Risiko MAP positiv zu werden)
Zusammenfassung MAP kommt auf vielen Betrieben vor MAP hat eine tiergesundheitliche und eine wirtschaftliche Bedeutung für Rinderbetriebe Durch Handel findet Verschleppung zwischen Betrieben statt Verbraucher treffen auf MAP in Rohmilch und der Umgebung Verbesserung der Biosicherheit kann das entstehen von Neuinfektionen reduzieren Test positive Tiere aus der Herde entfernen ist sinnvoll Zur Unterstützung der Biosicherheitsmaßnahmen Zur Begrenzung des wirtschaftlichen Schadens Zur Verbesserung der Qualität der Rohmilch
Dr. Bernhard Bang (1892) über den Tuberkulintest: 'It is found that the tuberculin-test is no more perfect than are other things in this world. Animals with a very real degree of tuberculosis will sometimes fail to react a positive reaction has been observed several times in animals in which no tuberculous changes were found but it would be the greatest folly to reject this method because it is not able to give everything we desire.' Von Unbekannt Royal Library Copenhagen, Denmark