Von der Zehe bis zur Ferse - Fußprobleme und deren Behandlung



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Transkript:

Von der Zehe bis zur Ferse - probleme und deren Behandlung Anatomie Der ist in seiner Struktur sehr komplex. 26 Knochen bilden mit über 100 Bändern und 20 Muskeln eine stabile Einheit. Zahlreiche Nerven erfassen Druck und Bewegungsmuster und sorgen zusammen mit einer gut trainierten Muskulatur für sicheren Stand und Fortbewegung. Ein Büroarbeiter legt pro Tag etwa 1400 Schritte zurück, eine Hausfrau mit Kindern gut 13000 und Postboten 18000 Schritte pro Tag (Bundesministerium f. Gesundheit). Unsere Füße werden also im Durchschnitt mit 1 bis 2 Millionen Schritte pro Jahr belastet. Enges Schuhwerk verschlimmert sicherlich bestehende Beschwerden, ist aber wahrscheinlich nicht deren Auslöser. Störungen entstehen durch: Verdickung und Verformung des Großzehenballens (Hallux valgus) Entzündung des Schleimbeutels am Großzehenballen Einsteifung des Großzehengelenkes (Hallux rigidus) Hammer- oder Krallenzehen Spreizfußbeschwerden mit Hornhautschwielen Großzehenprobleme - Hallux Valgus Verdickung am Großzehengrundgelenk, begünstigt durch Druckstellen in engem Schuhwerk lassen die Großzehe nach außen wandern. Entzündliche Schübe am Ballen kommen erschwerend hinzu. Im Anfangsstadium reicht eine Kapseleinkerbung mit Straffung innen und Lösung außen aus (reine Weichteil-OP, z.b. Methode nach McBride) Eventuell wird ein Teil des vergrößerten Mittelfußköpfchens an der Innenseite abgetragen. Abb. 1: Darstellung eines schweren Hallux valgus durch Knochenumstellung (Quelle: www.stiftung-fusschirurgie.de) Abb. 2: Großzehenkorrektur nach Scarf (Quelle: www.stiftung-fusschirurgie.de) 93

Von der Zehe bis zur Ferse - probleme und deren Behandlung Bei erheblicher Großzehenfehlstellung muß auch am Knochen korrigierend operiert werden. Hierzu gibt es eine Vielzahl von Verfahren. Die früher übliche und auch heute manchmal noch angewandte Methode, das Grundgelenk der Großzehe einfach zu resezieren (OP nach Keller-Brandes) sollte heute nur noch in Ausnahmefällen angewandt werden, da es erprobte Möglichkeiten gibt, das Zehengrundgelenk zu erhalten. Beispiele hierzu sind die OP nach Chevron oder Kramer bei mittelschweren Fällen oder Scarf und Hackenbroich in schweren Fällen. Die Nachbehandlung geschieht im Allgemeinen ohne Gips. Auftreten ist mit dem sog. Vorfuß-Entlastungsschuh oder Vacuum-Laufschuh (z.b. Vacopedes) möglich. Abb. 3-4: Röntgenbild vor und nach einer Korrektur der Groß- und Kleinzehen bei schwerer Deformation (Quelle: DePuy) 94

Von der Zehe bis zur Ferse - probleme und deren Behandlung Großzehenarthrose Hallux rigidus Nach Unfällen, chronischer Überlastung (z.b. durch einige Verstauchungen beim ball), kann ein Gelenkverschleiß im Großzehengrundgelenk zu schmerzhafter Bewegungseinschränkung führen. Erste Abhilfe ist eine Einlage mit versteifter Einlage und einer Abrollhilfe an den Schuhsohlen. Als operative Empfehlung gilt immer noch die Versteifung im Großzehengrundgelenk, weil damit erfahrungsgemäß eine schmerzfreie normale Belastbarkeit ohne größere Spätfolgen erzielt werden kann. Wenn nur die Knochenvorsprünge stören und die Arthrose noch nicht so weit fortgeschritten ist, kann eine operative Gelenksäuberung ggf. zusammen mit einer leichten Verkürzung zumindest eine Zeit lang helfen. Kleine künstliche Zehengelenke sind ebenfalls denkbar, führen aber nicht in jedem Falle zu zufriedenstellender Vollbelastbarkeit. Abb. 5: Hallux rigidus nach Versteifung Kleinzehenprobleme Hammerzehen Durch ungleichen Muskelzug kommt es zu einer Verkrümmung einer oder mehrerer Kleinzehen. Druckstellen entstehen am hochstehenden Mittelgelenk sowie an der Zehenspitze und unter dem Mittelfußköpfchen. Im Anfangsstadium bei noch ausgleichbarer Fehlstellung reicht eine Einlagenversorgung aus. Abb. 6: Druckprobleme bei Hammerzehe (Quelle: www.stiftung-fusschirurgie.de) Abb. 7: Rückversetzung des Mittelfußköpfchens OP nach Weil (Quelle: DePuy) Bei kontrakter Fehlstellung wird das Köpfchen des Grundgliedes entfernt (OP nach Hohmann), so dass sich ein Ersatzgelenk bildet. Die Nachbehandlung geschieht im allgemeinen ohne Gips. Auftreten ist mit dem sog. Vorfuß-Entlastungsschuh möglich. Modernere OP-Verfahren erhalten das Kleinzehengrundgelenk (OP nach Weil) und können zudem den Vorfuß-Abrollschmerz (Metatarsalgie) besser reduzieren. 95

Von der Zehe bis zur Ferse - probleme und deren Behandlung Mittelfuß Ermüdungsbruch Längerdauernde Überlastungen, wie z.b. Jogging, lange Wanderungen, können zu Haarrissen im Knochen führen, welche zu Beginn auf normalen Röntgenbildern gar nicht sichtbar sind. Eine Kernspinaufnahme deckt auch hier rasch die Diagnose auf. Die Behandlung ist in aller Regel konservativ, d.h. Entlastung oder einen Gipsersatzschuh, wie z.b. Vacopedes. wurzel Abb. 8: Knochenbildung nach Ermüdungsbruch am Mittelfußknochen Arthrose Die kleinen wurzelknochen können ebenso, wie die großen Gelenke des Körpers Knorpelschäden entwickeln und verschleißen. Ein künstlicher Gelenkersatz ist hier aber nicht nötig, da mit einer Versteifung der betroffenen kleinen Knochen in der Regel eine gute und schmerzfreie Belastbarkeit wieder hergestellt werden kann, ohne dass es zu Funktionseinschränkungen kommt. Nach einer solchen Versteifungsoperation muss der einige Wochen an Krücken entlastet werden. Oft ist nach etwa 4 Wochen eine gehstockfreie Vollbelastung in einem abnehmbaren Gipsersatzschuh (z.b. Vacopedes, Abb. 9) möglich. Knochendurchblutungsstörungen (aseptische Knochennekrose) Abb. 9: Gipsersatz durch abnehmbaren Vacuum-Stützschuh (Quelle: Oped GmbH, Vacopedes) Erst seit einigen Jahren ist, vor allem durch kernspintomographische Untersuchungen, das Krankheitsbild des Knochenödems bekannt, wobei die Ursachen vielfach noch nicht genau erforscht sind. Diskutiert werden Überlastungen, Microfrakturen, Durchblutungsstörungen usw. (http://de.wikipedia.org/wiki/aseptische_knochennekrose). Der Patient hat ohne näheres Unfallereignis belastungsabhängige schmerzen, äußerlich sieht man meist keine Veränderungen. Eine ursächliche Therapie ist bis auf nachgewiesene Ermüdungsbrüche noch nicht bekannt. Der Therapieansatz versucht neben entlastenden Maßnahmen wie Schonung, Einlagen bzw. Entlastung oder Ruhigstellung die Durchblutung gezielt zu verbessern. Im Frühstadium konnten gute Heilungserfolge mit der hyperbaren Sauerstofftherapie erzielt werden, jedoch bestehen im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung keine Erstattungsmöglichkeiten. Alternativ versucht man seit einigen Jahren kreislaufaktivierende Infusionen (Iloprost). Auch hier werden deutliche Abkürzungen des schmerzhaft behindernden Krankheitsverlaufes beobachtet. Operative Maßnahmen kommen in den Spätstadien zur Anwendung (Anbohrung des kranken Knochenbezirkes, in Gelenknähe auch Knorpel-Knochentransplantationen, z.b. Knie oder Sprunggelenk bis hin zum Gelenkersatz in schweren Fällen). 96

Von der Zehe bis zur Ferse - probleme und deren Behandlung Ferse Plantarer Fersensporn Entzündungen der Sehnenplatte der sohle können ebenso wie der vergleichbare Tennisellenbogen zu hartnäckigen Schmerzen führen. Die Behandlung ist fast immer konservativ mit Physiotherapie, Schonung, entzündungshemmende Medikamente (auch Kortisoninfiltrationen), Stoßwellenbehandlung (nebenwirkungsfrei) oder Röntgenentzündungsbestrahlung. In jüngster Zeit hat sich bei hartnäckigen Fällen auch die Einspritzung körpereigener Wachstumsfaktoren in Verbindung mit Entlastung, z.b. wieder durch einen abnehmbaren Gipsersatzschuh bewährt. Rückfuß- und Achillessehnenprobleme Ein zunehmend größer werdender Fersenknochen (Haglundexostose) kann bei jedem Schritt die Achillessehne irritieren und druckschädigen, so dass es hier zu chronischer Entzündung und Auffaserung bis hin zu schweren Teilrupturen der Sehne kommen kann. Die körpereigenen Reparaturvorgänge versuchen mit überschießender Narbenbildung diesen Bereich wieder zu überbrücken, was aber durch Sehnenverdickung die Beschwerden eher verstärkt. Wenn die konservative Therapie (entzündungshemmende Medikamente, Physiotherapie, Achillessehnenbandagen, Schonung usw.) nicht mehr ausreichen, hat sich mittlerweile die arthroskopische Abtragung des knöchernen dorsalen Fersenbeinhöckers und Glättung und Anfrischung der Achillessehne gut bewährt, z. T. auch mit zusätzlicher Infiltration körpereigener Wachstumsfaktoren, was die Heilung der von Natur aus schlecht durchbluteten Achillessehne unterstützt. Auch hier geben wir dem Patienten gerne für einige Wochen einen Vacuum-Gehstiefel. Insgesamt ist diese Knochenabtragung eine dankbare Operation und sollte nicht durch unnötige konservative Versuche zu lange hinausgeschoben werden. Abb. 10: Haglundexostose vor OP Abb. 11: Ferse nach operativen Knochenabschliff 97

Achillessehnenprobleme Achillodynie Hier liegt eine reine Weichteildegeneration inmitten der schlecht durchbluteten Achillessehne vor. Unvollständige körpereigene Reparaturversuche führen zu schmerzhafter Sehnenverdickung. Ursachen sind oft: monotone Überlastungen (verstärktes Lauftraining besonders bei verkürzter Achillessehne), Überpronation (Knickfuß) oder andere fehlstellungen, zu starre Schuhsohlen oder zu sehr gedämpfte Puffer-Absätze, wodurch die Achillessehne bei jedem Schritt eine starke Vordehnung erfährt, arthrosebedingte Fehlbelastung (Knie, Hüfte usw.). Abb. 1: Achillodynie (links mit Verdickung) Abb. 2: Achillodynie mit Teilruptur der Achillessehne Im Anfangstadium harmlos, aber schmerzhaft. Therapie zunächst konservativ mit Reduktion der Trainingsbelastung, Überprüfung von Laufschuhen und Dämpfung, Physiotherapie mit Anleitung zu Dehnübungen, eventuell auch Kinesiotape. Individuelle Einlagen, insbesondere nach fachgerecht durchgeführter Video-Lauf- und Ganganalyse. Stoßwellentherapie (gesetzliche Krankenkassen bezahlen derzeit nicht) und auch eine entzündungs- und schmerzlindernde Röntgen- oder Photonenbestrahlung. Auch hier haben wir zunehmend gute Erfahrungen mit der Injektionstherapie körpereigener Wachstumsfaktoren (siehe Kapitel Ortho-Biologie, S. 48) gemacht, während sonstige Infiltrationen mit z.b. Kortison äußert vorsichtig und zurückhaltend wegen Rupturgefahr der Sehne anzuwenden sind. Bei Therapieresistenz wird operativ die degenerative Sehnenverdickung entfernt. Neuere amerikanische Betrachtungsweisen fassen die genannten Rückfuß-, Fersenund Achillessehnenbeschwerden aber auch deren Ausläufer zum Mittelfuß samt Vorfußdeformitäten als CT-Band-Syndrom zusammen (Calf-to-Toe-Band, J. Oster 2009) und betrachten und behandeln Unterschenkel mit Wadenmuskulatur, Achillessehne, Plantarfascie, - und Zehengelenke als eine Einheit. 98

Achillessehnenprobleme Achillessehnenruptur Der komplette Durchriss der Achillessehne gehört zu den häufigsten Sportverletzungen, meist bei Männern zwischen 30 und 50 Jahren. Dieser muss behandelt werden, ansonsten ist eine narbige Verlängerung der Sehne mit z. T. erheblicher Krafteinbuße und Gangstörungen die Folge. Eine konservative Behandlungsmöglichkeit besteht, wenn die Sehnenenden noch nicht auseinandergewichen sind. Innerhalb der ersten 24 Stunden wird für 4 Wochen ein Unterschenkel-Spitzfußgips angelegt (oder konsequent getragene Unterschenkelorthese), danach für weitere 4 Wochen ein angepasster Unterschenkelwalker, welche nur nachts und zur Körperpflege abgenommen werden darf. Anschließend ist weiterhin Physiotherapie nötig. Die Vor- und Nachteile solch einer konservativen Behandlung sind in Fachkreisen immer noch umstritten. Wir sehen bessere und vor allem raschere positive Ergebnisse in der sofortigen operativen Versorgung in minimalinvasiver Technik (kleine Hautschnitte, Naht zum initialen Zusammenhalt der Sehnenfasern und Heilungsbeschleunigung durch Anlagerung von Wachstumsfaktoren). Vielfach ist der Patient mit geeigneten Orthesen dann nach 4-5 Wochen schon gehfähig. Abb. 3: Minimalinvasive Achillessehnennaht Abb. 4: Injektion körpereigener Wachstumsfaktoren (PRP) Abb. 5: OP-Wunde verschlossen 99

Sprunggelenkerkrankungen und deren Behandlung Anatomie Das Sprunggelenk setzt sich zusammen aus dem oberen und dem unteren Sprunggelenk. Letzteres ist weit seltener von Verletzungen betroffen, weshalb es später bei der Sprunggelenkarthrose besprochen wird. Das obere Sprunggelenk (OSG) ist das Bindeglied zwischen dem Bodenkontakt aufnehmenden mit dem Sprungbein als unterer Gelenkpartner und dem das Körpergewicht übertragendem Schienbein, welches die obere Gelenkfläche zusammen mit dem Innenknöchel bildet. Seitlich liegt das Wadenbein (Fibula). Diese Konstruktion erlaubt eine Scharnierbewegung = Beugung und Streckung und ermöglicht den Abdruck beim Gehen und Springen. Gegen seitliches Verkippen schützen stabile Bänder. Am Innenknöchel das breite und stabile Deltaband, am Außenknöchel drei deutlich dünnere Bänder, von denen das vordere und mittlere Außenband häufig bei Umknickverletzungen (Supinationstrauma, Distorsion) teilweise oder komplett zerreißen. Bandverletzungen Zerrung der Bänder und Gelenkkapsel, Verstauchung (Grad I) Behandlung: Eis, Kompression, Hochlagerung, Vollbelastung nach wenigen Tagen möglich. Teilruptur (Grad II) Behandlung: wie Grad I, zusätzlich Gehstockentlastung für einige Tage und Anlegen einer stabilisierenden Knöchelorthese (z.b. Aircast, Aircast oder Malleo- Tri-Step) für 2-4 Wochen. Physiotherapie zur Besserung der Koordination und muskulären Stabilisierung als Schutz vor neuen Verletzungen. Ruptur der Bänder (Grad III). Behandlung: wie Grad II, jedoch längere Gelenkschienung mit Orthese bis 6 Wochen. Bei ausgeprägter Instabilität auch operative Bandnaht. Chronische Außenbandinstabilität nach mehrfacher Distorsion: wenn Physiotherapie, Absatzverbreiterung und elastische Bandagen keine Besserung bringen, dann ist eine operative Bandplastik sinnvoll. Bei genügend stabiler aber ausgeleierter Narbe kann diese übereinander gedoppelt wieder vernäht und somit gestrafft werden (OP nach Broström). Vorteil: anatomische Rekonstruktion. Bei Ruptur von zwei Bändern oder erheblicher Instabilität muss eine Bandverstärkung durch zusätzliches Material erfolgen, z.b. Knochenhaut (Periostlappenplastik), Sehnen vom oder neuerdings aus dem Kniebereich. Vorteil: recht gute Stabilisierung. Nachteil: aufwändige OP, anatomische Positionierung ist schwierig. Komplikationen bei solchen Operationen: Infektion (unter 1%) Leichte Bewegungseinschränkung (1-2%) Gefühlsstörung an der außenseite Unzureichende Stabilisierung Syndesmosenruptur: Riss der straffen Bandverbindung zwischen Außenknöchel und Schienbein. Bei nachgewiesener Ruptur (Kernspinaufnahme) ist eine Fixierung mit einer Schraube und Gehstockentlastung für 6 Wochen erforderlich. 100

Sprunggelenkerkrankungen und deren Behandlung Sehnenverletzungen Subluxation der Peronealsehne: die Sehnen hinter dem Außenknöchel können seitlich herausschnappen. Therapie: operative Sicherung durch Weichteilraffung oder Verschiebung einer Außenknöchellamelle. Einrisse der Tibialis-posterior Sehne: Schwäche oder Ruptur der Beugesehne hinter dem Innenknöchel mit zunehmend schmerzhaftem Knickfuß. Wenn hier konservative Maßnahmen keinen Erfolg zeigen, dann sind meist Rekonstruktionen der Sehne, oft kombiniert mit einer knöchernen Fersenbeinkorrektur gegen die Knick- Senkfußfehlstellung notwendig. Knöchelbruch Außenknöchelbruch (zweithäufigster Knochenbruch). Behandlung: kleinere stabile Abrisse können konservativ mit Orthese oder Gips behandelt werden. Größere Frakturen am Innen- oder Außenknöchel stellen ernste Gelenkfrakturen dar und müssen operativ versorgt werden, sonst droht verfrühter Gelenkverschleiß (Arthrose). Arthroskopische Sprunggelenk-Operation Allgemein Am Sprunggelenk gibt es eine Vielzahl von Sport- und Verschleißerkrankungen. Die Indikation zur Operation wird meist auf Grund von Schmerz, Schwellung, Bewegungseinschränkung, Instabilität, Einklemmungen oder Blut im Gelenk gestellt. Abb. 1: Schema einer Sprunggelenkspiegelung: links eine Motorfräse, rechts die Optik mit aufgesetzter Kamera (Dyonics, McGinty 91) 101

Sprunggelenkerkrankungen und deren Behandlung Arthroskopische Sprunggelenk-Operationen Folgeschäden nach Verrenkungen mit Belastungsschmerzen, Instabilität oder Blockaden durch freie Gelenkkörper sind die häufigsten Ursachen. Auch Entzündungen der Gelenkschleimhaut (Synovitis), Verwachsungen und Vernarbungen mit Bewegungseinschränkung (Arthrofibrose) und Bewegungseinschränkungen als Folge von sich einklemmendem Narbengewebe (Meniscoidsyndrom) lassen sich arthroskopisch gut behandeln. Überstehende Knochenkanten (Osteophyten) an der Vorderseite des Unterschenkelknochens und des Sprungbeins sind insbesondere bei Ballsportlern und Tänzern eine häufige Ursache von Schmerzen, Schwellung und Bewegungseinschränkung. Die arthroskopische Abtragung der Osteophyten ist in diesen Fällen eine erfolgversprechende und bewährte Behandlung. Bei Schädigung des Gelenkknorpels kann, ähnlich wie am Kniegelenk, eine Knorpelbehandlung durchgeführt werden. Am häufigsten wird der geschädigte Knorpel sorgfältig entfernt, geglättet und ggf. der darunter liegende Knochen angefrischt, um die Neubildung eines Faserknorpels zu fördern. Seltener ist auch die Transplantation von Knorpel notwendig. Größere Sprunggelenk-Operationen Tiefe Knorpeleinbrüche mit darunterliegendem Knochendefekt nennt man Osteochondrosis dissecans (OD). Sie liegen meist an der schwer zugänglichen Innenseite des Sprungbeines. Als Ursache gelten schwere Distorsionen, chronische Instabilitäten oder Durchblutungsstörungen des Knochens. Hier gilt eine vierteilige Stadieneinteilung: Grad I: Knochenödem, Durchblutungsstörung ohne strukturelle Veränderungen am Knochen, intakte Knorpeldecke. Behandlung: Schonung, Entlastung an Gehstützen, durchblutungsfördernde Maßnahmen (hyperbare Sauerstofftherapie HBO oder Infusionen mit Iloprost, siehe Kapitel S. 93). Bei hartnäckigem Verlauf kann dieser krankhafte Bezirk unter arthroskopischer Kontrolle von der Rückseite her angebohrt werden. Grad II: beginnende Demarkierung, Ablösung eines meist ovalären Knorpel- Knochenfragmentes, meist noch intakte Knorpeldecke, manchmal aber schon eingerissen. Diese Läsion ist potentiell instabil und schreitet unbehandelt fort in Stadium III. Also rechtzeitig konsequent konservativ mit längerer Entlastung oder operativ behandeln. Grad III: das Knorpel-Knochenfragment hat sich komplett aus dem Sprungbeinknochen gelöst, liegt aber noch in seinem Mausbett. Dieser Zustand heilt von alleine nicht mehr aus. Therapie siehe Stadium IV. Grad IV: Das Knorpel-Knochenfragment ist herausgebrochen und klemmt als freier Körper im Gelenk ein und führt zu zusätzlichen Schäden. Behandlung ist nur operativ möglich. In günstigen Fällen Refixation des Fragmentes, ansonsten ist eine einfache Entfernung und Anfrischung zur Selbstheilung (geht meist ohne Abtrennung des Innenknöchels, hat aber schlechtere Heilungschancen) möglich. Eine weitere erfolgversprechende Methode ist die Knorpel-Knochentransplantation: ein gesunder Knorpel-Knochenzylinder wird 102

Sprunggelenkerkrankungen und deren Behandlung vom Knie entnommen und an die zerstörte Sprungbeindefektstelle transplantiert. Hierzu muss meistens der Innenknöchel abgelöst werden, damit man die zerstörte Sprungbeinstelle erreichen kann. Anschließend wird der Innenknöchel wieder verschraubt. Vorteil: rasch belastungsstabile Situation innerhalb von 5-6 Wochen. Einzeitige Operation möglich. OP-Methode wird von gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Nachteil: Transplantatentnahme aus dem Knie. Alternative Möglichkeit: Autologe ChondrozytenTransplantation (ACT) = Züchtung und Transplantation körpereigener Knorpelzellen (siehe Kapitel Arthrose, S. 39). Vorteil: HighTech-Verfahren mit bester Gewähr für Ausbildung eines belastungsstabilen hyalinen Knorpels. Keine Kniegelenkentnahme notwendig. Bei neueren Techniken der sphäroiden ACT kann manchmal auf eine Abtrennung des Innenknöchels verzichtet werden. Nachteil: teuer (gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten nur in beschränktem Unfang, meist ist den Kliniken die Anzahl der ACT-Operationen limitiert). Operativ anspruchsvoll. Diese Methode eignet sich nur bei flachen Defekten, ansonsten muss bei der Zellentnahme der Knochendefekt erst aufgefüllt werden. Zwei OP-Schritte (Entnahme von Zellen zur Züchtung und später Transplantation) notwendig. Manchmal muss nach operativer Sicherung der Diagnose und Indikation erst die Kostenübernahme von der Krankenkasse eingeholt werden. Dies bedeutet dann 3 notwendige OP-Schritte. 103

Sprunggelenkerkrankungen und deren Behandlung Neben der Aufklärung beachten Sie bitte die folgenden Hinweise: Vor der Operation Überlasten Sie Ihr Gelenk nicht unnötig, denn sonst ist auch die Genesungsphase nach der OP mühsamer. Trainieren Sie ggf. das Laufen mit Gehstützen. Verabreden Sie mit Ihrem Krankengymnast oder Masseur Behandlungstermine, beginnend 1 oder 2 Tage nach der Operation. Weitere Informationen zu einer geplanten Operation finden Sie ab Seite 18 im Kapitel Anästhesie. Nachbehandlung Bei einer Sprunggelenksoperation wird meist eine erweitere postoperative Betreuung vereinbart. Die genaue Nachbehandlung entnehmen Sie bitte dem OP-Bericht. In der Regel gilt: Den in den ersten Tagen nicht voll belasten, zu Hause hochlagern. Bis zum Abschluss der Wundheilung (5-10 Tage) Entlastung oder Teilbelastung des es mit Gehstützen. Das Gelenk mit trockenem Eisbeutel mehrmals täglich für ca. 15 Min. kühlen. Bewegung und Drainage Stehen Sie nach 2-3 Stunden Ruhe wieder auf und gehen Sie einige Schritte. Durch Aktivierung der Unterschenkelmuskulatur können Sie selbst am besten eine Thrombose verhüten helfen. Sollte die kleine Drainageflasche volllaufen, lassen Sie bitte alles in Ruhe, keinesfalls entleeren, es passiert nichts. Verbandwechsel und Nachbehandlung Am Tag nach der Operation bitte Verbandwechsel bei uns in den ARCUS Kliniken. Den nächsten Verbandwechsel nach 2-3 Tagen bei Ihrem zuweisenden Facharzt oder Hausarzt durchführen lassen. Duschen meist nach 1 Woche, Entfernen der Fäden nach ca. 14 Tagen. Vollbelastung meist nach 5-10 Tagen erlaubt. Bitte unbedingt den Abschnitt Nachbehandlung des mitgegebenen OP-Berichtes durchlesen, welcher Ihnen, den mitbehandelnden Ärzten und Physiotherapeuten zur Information dient. 3 Wochen und ggf. 3 Monate nach der OP erbitten wir eine Nachuntersuchung. 104

Ergänzende bilanzierte Diät Bewegung aktiv erleben Die ernährungsmedizinische Arthrose therapie mit synergistischen Knorpel bau steinen und gelenkaktiven Mikronährstoffen Darreichungsform Orthomol Arthro plus ist ein diätetisches Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (bilanzierte Diät). Orthomol Arthro plus zur diätetischen Behandlung von arthrotischen Gelenkveränderungen. www.orthomol.de 105