Seite 1 Beispiel : 1.MPU Gutachten : negativ, Radfahrer Im November 2007 geht ein 35 jähriger Mann zur MPU, weil er im Juni d.j. bei einer Trunkenheitsfahrt auf dem Fahrrad mit 1,88 um 20 Uhr der Polizei auffiel. Die Führerscheinstelle in ländlicher Region hatte ihn angeschrieben und ein positives Gutachten gefordert, andernfalls ist der Führerschein Klasse C Anfang Dezember abzugeben. Hier nur der Psychologische Teil Gutachterin: Diplom-Psychologe ABC Allgemeine Angaben Mit Unterstützung durch eine anlassbezogene schriftliche Befragu ng wurden persönliche Daten erfragt, die die allgemeine und die berufsbezogene Lebenssituation des Untersuchten betreffen. Die entsprechende Information diente dazu, mögliche Rahmenbedingungen kennenzuernen, die gemäß fachwissenschaftlicher Erfahrungen für die Beantwortung behördlichen Fragestellung von Bedeutung sein können. Unter Bezug auf diefahrerlaubnisverordnung (Anlage 15 Pkt. i) werden persönliche Daten zur Lebenssituation im Gutachten nur dann wiedergegeben, wenn sie im vorgenannten Sinne von Bedeutung sind. In diesem Fall werden sie dem Abschnitt Exploration zugeordnet. Verkehrserfahrunqen Hinsichtlich seiner Verkehrserfahrungen teilte Herr XY den Besitz der Fahrerlaubnis seit 1989 für PKW uind seit 2002 für Motorrad mit. insgesamt habe er etwa 600.000 bis 700.000 Kilometer aktiv am Straßenverkehr teilgenommen und in den letzten 12 Monaten etwa 10.000 Kilometer zurückgelegt. Exploration In der psychologischen Untersuchung, dem Gespräch zur Vorgeschichte und zu den jetzt vorherrschenden Einstellungen und Verhaltensweisen, wurden dem Untersuchungsanlass entsprechend die aktenkundigen Sachverhalte, vor allem die Ausprägung und Verfestigung der Gewohnheiten des früheren Alkoholkonsums, des jetzigen Verhältnisses zu Alkohol sowie die Vorstellungen des Untersuchten zur Vermeidung zukünftigen Substanz-Missbrauchs angesprochen. Die Angaben des Untersuchten wurden handschriftlich und z.t. wörtlich notiert.
Seite 2 Es wurden folgende Fragebögen eingesetzt. (Die Ergebnisse dieser Fragebogen werden nur dann unten, aufgeführt, wenn sie für sden Ausgang des Gutachtens bedeutsam sind: Fragen zur Person Fragen zu Alkoholwirkungen Das Untersuchungsgespräch dauerte von 10:13 Uhr bis 10:53 Uhr. Über seine persönliche Lebenssituation teilte der Untersuchte mit, dass er von Beruf Schmied sei und in der Holzindustrie arbeite. Der Untersuchte lebe in einer Partnerschaft. Er sei Vater zweier Kinder. Die Auswertung der Fragebögen ergab, dass sich Schwachen insbesondere hinsichtlich folgende- Aspekte ergaben: - Alkoholabbau - Errechnen einer Alkoholisierung Der Untersuchte gab zu Beginn des Untersuchungsrespräches an, dass er verwundert sei, sich überhaupt einer Be gutachtung unterziehen zu müssen. Dieses wurde ihm zu Beginn des Gespräches kurz erläutert. Zum Delikt am xx.6.2007 berichtete Herr XY, er habe sich wie fast jeden Sonntag zum Motorradfahren mit anderen getroffen. Anschließend habe er zur Verabredung mit Freunden den Biergarten mit dem Fahrrad aufgesucht. Er schätze dort 8 bis 10 halbe Liter Bier getrunken zu haben. Grund sei gewesen, dass man gemütlich zusammen gesessen habe. Weitergehend könne er diese Frage nicht beantworten. Die anderen hätten auch so viel getrunken. Auf Befragen, wie es dann zum Fahren mit dem Fahrrad gekommen sei, führte der Untersuchte an, er habe eine stärkere Alkoholwirkung verspürt und habe nach Hause fahren wollen. Am Folgetag habe er arbeiten müssen. Er sei mit dem Fahrrad auf dem Bürgersteig gefahren und aufgefallen, da er geschwankt sei. Angesprochen auf seinen Alkoholkonsum vor dem Delikt, berichtete der Untersuchte, ein- bis zweimal wöchentlich nach Feierabend 2-3 Bier getrunken zu haben. Da er Maschinen bediene und es im Betrieb Alkoholverbot gebe, habe er tagsüber keinen Alkohol getrunken. Auf Nachfragen hinsichtlich Gelegenheiten höheren Alkoholkonsums verneinte der Untersuchte. Wie er sich dann erkläre, dass er plötzlich 8-10 halbe Liter Bier getrunken habe? Das habe er höchstens ein- bis dreimal jetzt überhaupt getan. Gefragt, wie viele Gelegenheiten höheren Alkoholkonsums von 2 Bier es gegeben habe, berichtete der Untersuchte, dass er vor 12 Jahren bereits einen Entzug der Fahrerlaubnis gehabt habe.
Seite 3 Seitdem sei es etwa dreimal vorgekommen, dass er 4-5 halbe Liter Bier getrunken habe. Nachgefragt, ob er in seinem Leben Phasen erhöhten Alkoholkonsums gegeben habe, verneinte der Untersuchte. Nochmals gebeten zu erklären, weshalb er die hier angegebenen Trinkmengen 1m Zusammenhang mit dem Delikt deutlich überschritten habe, berichtete der Untersuchte, Krüge seien herumgegangen. Es sei so warm gewesen. Es sei so schnell gegangen mit dem Trinken. Es sei durstiges Wetter" gewesen. Ob er denke, viel Alkohol vertragen zu haben? Ich dächte, ich vertrage nicht viel." Auch seine Partnerin sage das. Er denke, dass sein Körper von der schweren Arbeit ausgelaugt sie, sodass er nur wenig Alkohol vertrage. Ob er von früherem Alkoholmissbrauch ausgehe? Was heißt das, Alkoholiker oder wie?" Der Untersuchte verneinte auf eine nochmalige Erläuterung ein problematisches Verhältnis zum Alkohol gehabt zu haben. Auf Konfrontation mit dem Aspekt einer hohen Alkoholgewöhnung, gab der Untersuchte an, er wisse nichts dazu zu sagen. Vielleicht seien es am Delikttag auch nur 6 oder 7 halbe Liter Bier gewesen. Er habe ja auch schnell getrunken und sei davon auch schnell kaputt" gewesen. Ob es durch Alkohol jemals Nachteile, Schwierigkeiten oder Probleme gegeben hübe? Herr XY verneinte. Auf Nachfragen gab er an, er sei die 2-3 mal in den letzten 5 Jahren, in denen er viel getrunken habe, morgens nicht so fit gewesen. Ob er jemals ein Kraftfahrzeug unter Alkoholeinfluss geführt habe? Der Untersuchte verneinte. Er berichtete in diesem Zusammenhang nochmals, dass vor 12 bis 14 Jahren wegen Alkohols die Fahrerlaubnis entzogen worden sei mit einer ähnlichen Alkoholisierung wie beim aktuellen Delikt. Nach fast 2 Jahren habe er dann viermal am Wochenende einen Kurs besuchen müssen. Eine Fahreignungsbegutachtung habe es jedoch nicht gegeben. Seitdem sei er nicht nochmals unter Alkohol gefahren, denn dieses sei ihm eine Lehre gewesen, die sehr teuer gewesen sei. Wie er derzeit mit Alkohol umgehe? Ich trinke halt wesentlich weniger. Hiermit meine er den zeitraum seit dem Entzug der Fahrerlaubnis vor 12 Jahren. Mit dem Motorrad sei alkoholisiertes Fahres besonders gefährlich.da habe er ohnehin keinen Alkohol getrunken. Ob es seit Juni 2007 eine Änderung im Alkoholkonsum gegeben habe? Solche Massen habe er auf keinen Fall mehr getrunken.er habe seitdem noch maximal ein bis zweimal wöchentlich bis zu 2 halben Liter Bier getrunken. Er habe den Alkoholkonsum reduziert,da er nicht nochmals sich einer MPU unterziehen wolle.er wolle mit der Polizei nichts mehr zu tun haben. Er wolle sich nicht wieder schlecht fühlen wie nach dem derzeitigen Delikt.
Seite 4 Durch das Vorkommniss habe es auch Stress in der Familie gegeben. Seine Frau habe nämlich geschimpft. Ein Freund habe ihn vor dem Fahren auf dem Rad angerufen und ihm gesagt, er solle das Fahrrad schieben, denn die Polizei sei im Ort gesehen worden. Wie er weiterhin mit Alkohol umgehen wolle?er wolle maximal 1-2 Bier trinken.auf nachfragen, wie er mit Verführungssituationen umgehe,, gab der Untersuchte an, darauf lasse er sich nicht mehr ein.er gehe dann nach Hause. Er habe ja nicht gewusst, dass Fahren mit dem Rad unter Alhokoleinfluß verboeten sei. Gefragt, ob er sich weitergehend über Alkohol informiert habe oder eine Beratung in Anspruch genommen habe, verneinte der Untersuchte. Der Termin zur Begutachtung sei schnell zustande gekommen.allerdings habe ihn sein Anwalt darüber aufgeklärt, dass es möglich sei., dass er sich einer Begutachtung unterziehen müsse. Ob die Reduktion des Alkoholkonsums schwierig gewesen sei? Der Untersuchte verneinte, er trinke nun auch mal alkoholfreies Bier. Das schmecke genau so gut. Auf Nachfragen, ob es positive Effekte durch den reduzierten Alkoholkonsum gebe,berichtete Herr XY, er fühle sich morgens fit und sei. abends nicht so schnell müde. Wie er Fahrten unter Alkohol mit dem Kraftfahrzeug vermeiden wolle? Fr wolle keinen Alkohol trinken, wenn er fahren müsse. Das habe er ohnehin niemals gemacht. Mit dem Auto habe er das seit 12 Jahren nicht getan. Über ein Verbot alkoholisiert Fahrrad zu fahren habe er nichts gewusst. Der Untersuchte gab an, dass er nicht mehr solche Trinkmengen zu sich nehme.bei mehr als 2 Bier wolle er ohnehin nicht mehr Fahrrad fahren.auf Nachfrage, wie viel er denn maximal noch trinken wolle,wenn er nicht mehr fahren müsse, berichtete er, er wolle nicht mehr als 2-3 Bier trinken. Die Frage, ob er dem Gespräch noch etwas hinzufügen wolle, wurde verneint.... Psychophysische Funktionsprüfung......... Z u s a m m e n f a s s e n d e B e f u n d w ü r d i g u n g D i e m e d i z i n i s c h e U n t e r s u c h u n q h a t k e i n e f r a g e s t e I l u n g s s p e z i f i s c h e n A u f f ä l l i g k e i t e n u n d k e i n e f a h r e i g n u n g s a u s s c h i e ß e n d e n B e f u n d e e r g e b e n. E i n m e d i z i n i s c h, u n a u f f ä 1 l i g e s E r g e b n i s a l l e i n l ä s s t k e i n e p o s i t i v e V e r k e h r s p r o g n o s e z u, d a h e r k o m m t d e n E r g e b n i s s e n d e s
Seite 5 p s y c h o l o g i s c h e n U n t e r s u c h u n g s g e s p r ä c h e s a u s s c h l a g g e b e n d e B e d e u t u n g z u. D i e A b k l ä r u n g d e r p s y c h o p h y s i s c h e n L e i s t u n g s v o r a u s s e t z u n g e n h i n - s i c h t l i c h m ö g l i c h e r L e i s t u n g s m ä n g e l - z u d e n v e r k e h r s r e l e v a n t e n F ä h i g k e i t s b e r e i c h l i e ß i m V e r g l e i c h z u r G e s a m t n o r m e i n n o r m q e - r e c h t e s L e i s t u n g s b i l d e r k e n n e n. I m E i n k l a n g m i t u n s e r e n s o n s t i g e n B e f u n d e n i s t d a v o n a u s z u g e h e n, d a s s p s y c h o p h y s i s c h e L e i s t u n g s b e e i n t r ä c h t i g u n g b e i d e m U n t e r s u c h t e n n i c h t v o r l i e g t...... I m p s y c h o l o g i s c h e n U n t e r s u c h u n g s g e s p r ä c h s c h i l d e r t e H e r r X Y d e n a u s g e s p r o c h e n h o h e n A l k o h o l k o n s u m i m J u n i a l s A u s n a h m e. E r s c h i l d e r t e, a n d i e s e m T a g 8-1 0 B i e r, e v e n t u e l l e a u c h n u r 6-7 h a l b e L i t e r B i e r g e t r u n k e n z u h a b e n, o h n e e r s i c h t l i c h e n A n l a s s. N i c h t n a c h v o l l z i e h b a r i s t d e r h o h e A l k o h o l k o n s u m v o r d e m H i n t e r g r u n d s e i n e r A n g a b e, d a s s e r i n n e r h a l b d e r l e t z t e n 1 2 J a h r e v o r d e m D e l i k t l e d i g l i c h d r e i m a l e i n e T r i n k m e n g e v o n 4-5 h a l b e n L i t e r n B i e r e r r e i c h t h a b e u n d s o l c h e t r i n k m e n g e n w i e a m D e l i k t t a g i n s g e s a m t m a x i m a l d r e i m a l i n s e i n e m L e b e n z u s i c h g e n o m m e n h a b e. I n s o f e r n b e s c h r i e b d e r U n t e r s u c h t e d i e s e s a l s A u s n a h m e s i t u a t i o n. Es fiel auf, dass Herr XY im weiteren Verlauf des Untersuchungsgespräches eine Trunkenheitsfahrt vor etwa 12 Jahren mit einer Alkoholisierung in ähnlicher Höhe wie im Juni 07 einräumte. Dieses weist darauf hin, dass es bereits Hinweise auf einen extrem überhöhten Alkoholkonsum gegeben hat, den der Untersuchte offensichtlich auch bis in die jüngere Vergangenheit nicht ausreichend konsequent verändert hat. Herr XY schilderte, dass ihm nicht bekannt gewesen sei, dass das Führen eines Fahrrads im stark alkoholisierten Zustand untersagt sei, obwohl er gleichzeitig auch angab, dass ein Freund ihn vor dem Delikt angerufen und ihn hiervor gewarnt habe. Es steht jedoch im Vordergrund, dass sich aufgrund der erreichter, Alkoholisierunq deutliche Hinweise auf einen bis zumindest Juni 2007 erheblichen Alkohoimissbrauch ergaben, wodurch die Gefahr bestehtd, dass Herr XY- sich auch zukünftig beim Erreichen rechtsrelevanter Promille, grenzen nicht alkoholbedingt beeinträchtig fühlen wird und somit die Gefahr ansteigt, dass er auch ein Kraftfahrzeug im alkoholisierten Zustand führen wird.
Seite 6 Weiterhin war zu erkennen, dass er die beschriebene Reduktion des Alkoholkonsums seit dem Delikt auch lediglich mit der Fahreignungsbegutachtung begründete, d e n o ffensichtlichen früheren M i s s b r a u c h j e d o c h n o c h n i c h t e r k a n n t h a t. Das wurde daran ersichtlich, d a s s e r a n führte, eine hohe Alkoholgewönung bei sich bisher nicht festgestellt zu haben. Somit kann der beschriebenen Reduktion des Alkoholkonsums derzeit auch erst eine Zweckorientierung zugrunde l i e g e n. Eine nochmalige differenzierte Auseinandersetzung mit der Frage der Vermeidung überhöhten AI koholkonsums war nicht festzustellendieses b e q r ü n d e t e Herr XY mit dem kurzen Zeitraum bis zur Fahreignungsbegutachtung. I n s g e s a mt kann im Ergebnis des psychologischen Untersuchungsges p r ä c h e s n o c h k e i n e p r o b l e meinsichtige Aufarbeitung des früheren und v o n i h m bisher nicht erkannten Alkoholmissbrauchs bestätigt werden, s o d a s s d i e Gefahr alkoholbedingter Enthemmung und somit auch einer Fahrt mit dem Kraftfahrzeug noch nicht ausreichend reduziert schei Abschließende Stellungnahme
Seite 7 Hinweise auf fahreignungsrelevante psychophysische Leistungsbeeinträchtigungen ergaben sich nicht.----im psychologischen Untersuchungsgespräch wurde deutlich, dass Herr XY den früheren offensichtlichen Alkoholmissbrauch noch nicht angemessen erkannt und aufgearbeitet hat. Unter dem Aspekt der zeitlichen Stabilität und der inhaltlvchen Absicherung kann eine problemeinsichtige und zuverläss i ge Verraltensänung derzeit nicht bestätigt werden.es ist derzeit nicht hinreichend zuverlässig auszuschließen, dass der Untersuchte zukünftig auch ein Kraftfahrzeug unter Alkoholeinfluss führen wird. Beeinträchtigungen, die das sichere Führen eines Kraftfahrzeuges der o. g. Fahrerlaubnisklasse in Frage stellen, waren nicht festzustellen. Wir empfehlen dem Untersuchte-, seine Problemeinsicht zu vertie-fen und sich mit Strategien zu befassen, wie er ein erneutes Fehlverhalten zuverlässig vermeiden möchte. Hierzu empfiehlt es sich fachkundige Unterstützung möglichst in Einzelgesprächen durch einen Diplom-Psychologen mit verkehrspsychologischer Qualifikation oder eine Suchtberatungsstelle in Anspruch zu nehmen. Herr XY sollte sich hinsichtlich seines Trinkverhaltens selbstkritisch mit der Frage befassen, ob ihm kontrolliertes Trinken von Alkohol grundsätzlich möglich ist oder ob er eine dauerhafte Alkoholabstinenz anstreben möchte oder muss und sich mit Strategien befassen, wie er dieses dauerhaft absichern kann. Entsprechend den Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahrereignung (2000) muss das jeweilige Verhalten über in der 'Regel ein Jahr, Jedoch über mindestens ein halbes Jahr erprobt sein.hinsichtlich einer erneuten Begutachtung empfehlen wir dem Untersuchten, in etwa achtwöchigen Abständen Leberwerte (GOT, GPT, Ga-mma-GT) erheben zu lassen, und diese bei einer erneuten Begutachtung vorzulegen: (Originalbefunde mit Angabe von Maßeinheiten, Normwertgrenzen, Unterschrift und Stempel der Arztpraxis). Stempel und Unterschrift der BfF
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