Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich.

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Transkript:

17 Der HERR sprach zu Mose: Auch das, was du jetzt gesagt hast, will ich tun; denn du hast Gnade vor meinen Augen gefunden, und ich kenne dich mit Namen. 18 Und Mose sprach: Lass mich deine Herrlichkeit sehen! 19 Und er sprach: Ich will vor deinem Angesicht all meine Güte vorübergehen lassen und will vor dir kundtun den Namen des HERRN: Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich. 20 Und er sprach weiter: Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht. 21 Und der HERR sprach weiter: Siehe, es ist ein Raum bei mir, da sollst du auf dem Fels stehen. 22 Wenn dann meine Herrlichkeit vorübergeht, will ich dich in die Felskluft stellen und meine Hand über dir halten, bis ich vorübergegangen bin. 23 Dann will ich meine Hand von dir tun und du darfst hinter mir her sehen; aber mein Angesicht kann man nicht sehen.

In der Schriftlesung haben wir gehört wie Mose mit Gott in einen Dialog tritt, wie er mit ihm spricht, wie sie miteinander in Verhandlungen treten. Es ist erstaunlich, wie forsch und fordernd Mose gegenüber Gott auftritt. Mose verhandelt mit Gott, wie zwei Geschäftspartner miteinander verhandeln. Mose will Garantien von Gott, so wie ein Kreditgeber von einem Gläubiger Sicherheiten fordert. Wenn ich dir glauben soll, dass du mir und meinem Volk die Treue hältst, dann will etwas sehen, das mir beweist, dass ich dir glauben kann. Um diesen Text zu verstehen muss man wissen in welchem Zusammenhang er steht. Es geht um die bekannte Geschichte vom Goldenen Kalb. Mose hat sein Volk mit Erfolg und Gottes Hilfe aus der Sklaverei in Ägypten und durch das Schilfmeer geführt. Nun sind sie auf einer langen Wanderung durch die Wüste unterwegs zum gelobten Land. Mose lässt das Volk am Fuße des Berges Sinai lagern und erklimmt alleine den Berg um die berühmten Zehn Gebote zu erhalten. Es ist ein beschwerlicher Weg und Mose muss lange warten, bis Gott zu ihm spricht. Unten im Tal ereignet sich unterdessen folgendes: Man könnte es so bezeichnen: Ist die Katze erst aus dem Haus, dann tanzen die Mäuse. Den Israeliten dauert es zu lange bis Mose endlich zurück kommt. Oft schon haben sie gegen Mose aufbegehrt. Das Volk murrt, so nennt es die Bibel. Warum hast du uns aus der Sklaverei geführt, damit wir hier in der Wüste verhungern und verdursten. Wir wollen zurück zu den Fleischtöpfen Ägyptens. Wir glauben nicht mehr an den Gott, von dem du uns erzählt hast. Er lässt uns im Stich. Wir wollen diesen Gott von Mose nicht mehr, wir machen uns einen eigenen Gott, einen den man ansehen kann, der schöner und größer ist als der bisherige Gott Israels. Als Mose mit den Gesetzestafeln vom Berg herunterkommt und sieht, wie sein Volk um das Goldene Kalb tanzt, packt ihn großer Zorn und es kommt zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung.

Die Revolution mit dem Goldenen Kalb wird niedergeschlagen. Die Bibel berichtet von 3000 Toten. Für Mose war das sicher die größte Krise seines Lebens. Das Volk, für dessen Befreiung er ein Leben lang gekämpft hat, fällt ihm in den Rücken, verrät den wahren Glauben und betet ein goldenes Kalb an. Wieder macht sich Mose auf den beschwerlichen Weg auf den Berg Sinai um mit Gott zu sprechen. Er ist davon überzeugt, dass sein Volk große Schuld auf sich geladen hat und will nun stellvertretend für seine Brüder um Vergebung bitten. Würde Gott eine so große Sünde verzeihen können? Würde er dem Volk weiter treu bleiben? Gott gibt dieses Versprechen und zu Mose selbst sagt er: "Du hast Gnade vor meinen Augen gefunden, und ich kenne dich mit Namen." Mose ist noch ganz aufgewühlt von den Ereignissen, die unmittelbar zurückliegen, kann und will Gott eine so große Sünde wirklich vergeben? Wie kann er da sicher sein. Er muss sich ganz auf dass verlassen, was Gott ihm sagt. Kann aber etwas sicher sein, dass man nur hört, dass einem nur gesagt wird? Das ist wie bei einem Kredit. Kredit kommt ja von credere, lateinisch Glauben. Reicht es, wenn der Gläubiger sagt, ja ich werde Deinen Glauben nicht enttäuschen und alles pünktlich zurückzahlen? Keine Bank der Welt, die einen Kredit vergibt, verlässt sich alleine auf dieses Versprechen und Beteuerungen sondern sie will auch etwas sehen. Sie will eine Sicherheit. Genauso ist es mit Mose. Auch er will eine Sicherheit: Wie kann ich das glauben, nur weil du es sagst. Ich will auch etwas sehen. Ich will Deine Herrlichkeit sehen. Jetzt tut Mose etwas, worüber er sich gerade selbst noch maßlos aufgeregt hat. Wollten nicht auch die Israeliten etwas sehen. Wollten sie nicht einen Gott haben, den man anfassen kann, einen Götzen, ein goldenes Kalb? Man könnte jetzt erwarten, dass Gott genauso wütend wird, wie Mose es gerade eben noch selber war, als den Tanz um ein Götzenbild gesehen hat.

Nein, Gott kommt Mose sogar ein Stück weit entgegen. Du kannst zwar nicht meine Herrlichkeit und auch nicht mein Antlitz sehen, ich werde aber an dir vorüber gehen und wirst mich von hinten sehen können. Diese merkwürdige Wendung hat einen sehr tiefen Sinn. Es ist in der Tat so, dass wir Gott nicht sehen können. Der Versuch Gott sichtbar zu machen ist auch heute noch Götzendienst, oder Fetischismus. Fetischismus ist, wenn ein Mensch sich einen Fetisch, eine Puppe, ein Ammulet oder Ähnliches herstellt und es dann für Gott oder gottähnlich hält. Wir tanzen auch heute noch um das goldene Kalb und nennen es den freien Markt. Die Hohen Priester dieser Religion wollen uns einreden, die Gesetze des Marktes seien ewig und unwandelbar, so als seien sie von Gott gegeben und es gäbe zu ihnen keine Alternative. Dabei bereichern sie sich nur selbst in dem sie die anderen dumm halten. Gott aber ist unsichtbar und unberechenbar. Er sagt zu Mose: Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich. Wir können Gott in keine Form gießen, wie wir ihn gerne hätten und ihn anbeten wie ein goldenes Kalb. Gott entzieht sich unserem Zugriff. Wir sind und bleiben auf seine Gnade angewiesen. Warum aber erlaubt Gott Mose, ihn von hinten zu sehen? Einfach deshalb, weil es in der Tat so ist, dass wir Gott nur von hinten sehen können. Solange wir in unserem Leben unterwegs sind, wie das Volk Israel reagieren wir in der gleichen Weise. Wie die Israeliten sind wir oft unzufrieden mit dem was uns widerfährt und nicht selten machen wir auch Gott dafür verantwortlich, dass er dieses oder jenes Unglück zugelassen hat oder sogar selbst dafür verantwortlich ist. Wir nennen das die Theodizee Frage, die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes.

Die Gnade und Barmherzigkeit Gottes scheint uns so fern, wie sie nur sein kann. Selbst Jesus ruft in seiner dunkelsten Stunde am Kreuz: Mein Gott warum hast du mich verlassen. Das gnädige und barmherzige Wirken Gottes wird oft erst von hinten, im Nachhinein offenbar. Denken sie an die Josefsgeschichte im ersten Buch Mose. Josef wird von seinen Brüdern in die Sklaverei verkauft. Dort steigt er aber zum Vizekönig auf und kann seine Familie in einer Dürre vor dem Hungertod erretten. Am Ende der Geschichte steht in der Bibel der denkwürdige Satz: Das Böse was die Menschen wollten, hat Gott zum Guten gewendet. Genau das ist es: Die Gnade und die Barmherzigkeit Gottes, die Mose von Angesicht sehen will, kann er erst im Nachhinein, von hinten erkennen. Ihm selbst war es zwar nicht mehr vergönnt, selbst in das gelobte Land zu kommen, er hat es am Ende seines Lebens aber noch gesehen und wusste, dass seine Kinder dieses Land in Besitz nehmen werden. Die Gnade und Barmherzigkeit Gottes ist mehr als ein einzelner Mensch in einem Einzelnen Leben fassen kann. Auch in unserem Leben erkennen wir erst viel später, wie auch schwere Krisen uns zu dem haben werden lassen, der wir sind und können es im Nachhinein, sozusagen von Hinten, als das erkennen was es ist: Als Gottes gute Führung und seine große Barmherzigkeit. Amen