Haus Düsse, 29. Januar 2010



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Transkript:

Mini-BHKW: Stand der Technik und Wirtschaftlichkeit Strom erzeugender Heizungen (SEH) Haus Düsse, 29. Januar 2010 Stefan Blome Landwirtschaftskammer NRW Referat 24 Energie, Bauen, Technik T: +49 2821 996 166

Der Weg zur Strom erzeugenden Heizung Schritt 1: Aus Gebäudetypologie grundsätzliche Einsatzmöglichkeiten ermitteln Schritt 2: Ermittlung des durchschnittlichen Energiebedarfs der letzten fünf Jahre Schritt 3: Ermittlung zukünftiger Einflüsse auf den Energiebedarf Schritt 4: Wirtschaftlichkeitsrechnung anfertigen lassen Schritt 5: Wirtschaftlichkeitsrechnung überprüfen Schritt 6: Vorbereitungen zur Realisierung treffen Schritt 7: Angebote einholen Schritt 8: Beachtung der rechtlichen Rahmenbedingungen Schritt 9: Beauftragung der Anlage Schritt 10: Abnahme der Installation aus: Chancen, Hemmnisse und Systemoptionen für Strom erzeugende Heizungen, Otto, Otte, Raatz, 2009 2

Schritt 1: Aus Gebäudetypologie grundsätzliche Einsatzmöglichkeiten ermitteln 3

Jahresdauerlinie und Tagesganglinie als Grundlage Der Jahreswärme bedarf wird nach der Leistung (kw th ) geordnet Unter die Jahresdauer linie werden die BHKW eingeordnet Die Tagesganglinien für Strom und Wärme geben an, welcher Anteil Strom selbst gebraucht werden kann 4

Schritt 2: Ermittlung des durchschnittlichen Energiebedarfs der letzten fünf Jahre Schritt 3: Ermittlung zukünftiger Einflüsse auf den Energiebedarf 5

Schritt 4: Wirtschaftlichkeitsrechnung anfertigen lassen Je höher der Jahreswärmebedarf, umso eher ist die SEH wirtschaftlich. Eine auf den Anwendungsfall bezogene Wirtschaftlichkeitsvorschau kann von den Systemanbietern/Herstellern, von Planungsbüros und von der Landwirtschaftskammer NRW angefordert werden. Schritt 5: Wirtschaftlichkeitsrechnung überprüfen Mit steigenden Energiepreisen auf der Wärmeseite sinkt die Wirtschaftlichkeit von SEH, wenn der Strompreis nicht entsprechend steigt. SEH mit hoher Stromkennzahl sind bei höherem Wärmepreis benachteiligt. Mit steigendem Wärmebedarf steigen die möglichen Mehrinvestitionen der SEH. 6

Schritt 6: Vorbereitungen zur Realisierung treffen Standort mit direkter Anbindung an Heizsystem und Brennstoffversorgung Pufferspeicher in der Nähe der SEH Schallemissionen berücksichtigen Anforderungen an Abgassystem beachten statische Belastungsfähigkeit prüfen Schritt 7: Angebote einholen Berücksichtigung von Heizungstechnik und Elektrotechnik Generalübernehmer als Gesamtverantwortlicher Komplettsysteme (Erzeuger, Speicher, Überwachung) sollen bevorzugt werden Referenzen erfragen und prüfen Wartung anbieten lassen 7

Schritt 8a: Beachtung der rechtlichen Rahmenbedingungen Der Betrieb einer SEH wird sowohl durch erhöhte Einspeisevergütungen (EEG, KWKModG) als auch durch steuerliche Vorteile unterstützt. Um diese Förderungen und Steuererleichterungen in Anspruch zu nehmen, sind entsprechende Meldungen vorzunehmen und einzureichen. Stromsteuergesetz: Strom, der in Anlagen mit bis zu 2 MW erzeugt wird und zum Selbstgebrauch oder zur Leistung an Dritte im räumlichen Zusammenhang entnommen wird, ist von der Stromsteuer befreit (2,05 Ct/kWh el ). Energiesteuergesetz: stationäre Anlagen zur gekoppelten Erzeugung von Kraft und Wärme bis 2 MW mit einem Jahresnutzungsgrad von mindestens 70 % werden von der Energiesteuer entlastet (0,55 Ct/kWh HO für Erdgas) 8

Schritt 8b: Beachtung der rechtlichen Rahmenbedingungen KWKG: Für eingespeisten Strom erhält der Betreiber den Baseload-Preis der EEX des vorangegangenen Quartals (zuletzt 4,94 Ct/kWh el ), den KWK- Zuschlag (5,11 Ct/kWh el ) für 10 Jahre, das Entgelt für vermiedene Netznutzung (1,84 Ct/kWh el ), und die von der Stromkennzahl abhängige Energiesteuer (bei Erdgas 2,2 bis 7,4 Ct/kWh el ), insgesamt 14,09 bis 19,29 Ct/kWh el. Für selbst gebrauchten Strom erhält der Betreiber neben den vermiedenen Stromkosten (18,2 Ct/kWh el ) die Energiesteuer (bei Erdgas 2,2 bis 7,4 Ct/kWh el ) erstattet, insgesamt 19,83 bis 25,03 Ct/kWh el. Erneuerbare Energien Gesetz: Für Strom aus Biomasse erhält der Betreiber bis zu einer Leistung von 150 kw el mindestens 11,55 Ct/kWh el für 20 Kalenderjahre. Für die Verwendung nachwachsender Rohstoffe erhält der Betreiber den NawaRo-Bonus (6,0 Ct/kWh el ), für die Nutzung der Abwärme den KWK-Bonus (3,0 Ct/kWh el ) und für den Einsatz neuer Technologien den Innovationsbonus (2,0 Ct/kWh el ), insgesamt 22,55 Ct/kWh el. 9

Mini-KWK-Zuschuss (1) Für die Beheizung eines Objektes mit 200 m2 ist der Einbau einer KWK-Anlage mit einer elektrischen Leistung von 4,6 kw und einer thermischen Leistung von 10 kw geplant. Der Anlagentyp erfüllt die Voraussetzung für den Umweltbonus und das BHKW würde aufgrund des errechneten Wärmebedarfs durchschnittlich 2.800 Vollbenutzungsstunden (Vbh) im Jahr laufen. Der Zuschussbetrag errechnet sich folgendermaßen: Für die ersten 4 kwel x = 4 kwel 1.550 x = 6.200 Für 4 bis 4,6 kwel y = 0,6 kwel 775 y = 465 Zwischensumme 1 (ZS1) ZS1 = x + y ZS1 = 6.200 + 465 ZS1 = 6.665 Quelle: www.bafa.de 10

zuzüglich Umweltbonus (U) U = 4,6 kwel 100 U = 460 Zwischensumme 2 (ZS2) ZS2 = ZS1 + U ZS2 = 6.665 + 460 ZS2 = 7.125 Zuschussbetrag (ZB) Mini-KWK-Zuschuss (2) Anstatt der max. 5.000 Vbh ist die Anlage für 2.800 Vbh projektiert. Deshalb wird die errechnete Zwischensumme 2 anteilmäßig gekürzt. ZB = ZS2 5000 Vbh 2800 Vbh ZB = 7.125 5000 Vbh 2800 Vbh ZB = 3.990 Quelle: www.bafa.de 11

Gleichzeitige Strom- Zusammenfassung und Ausblick und Wärmeerzeugung zählt zu den effizienten Techniken rationeller Energienutzung. Die ersten SEH-Systeme sind am Markt verfügbar. Weitere SEH befinden sich in aussichtsreichen Feldtests und stehen kurz vor der Markteinführung. Allerdings wird deutlich, dass sich der Einsatz von SEH nur dann wirtschaftlich darstellen lässt, wenn die Einsatzbedingungen stimmen. In Gebäuden mit hoher Energieeffizienz und geringem Jahreswärmebedarf ergeben sich zu geringe Volllaststunden. Bei Gebäuden und Liegenschaften mit einem höheren Jahreswärmebedarf werden höhere Volllaststunden erreicht. Allerdings kann sich auch in den Fällen mit hohen Laufzeiten der Betrieb unwirtschaftlich gestalten, wenn Investition, Wartung oder die Energiekosten der Wärmeseite zu hoch sind. Die Investitionskosten von SEH sind derzeit noch deutlich zu hoch. Insofern zeigt die Marktentwicklung bei SEH Parallelen zur Entstehung des PV-Marktes. Es kann davon ausgegangen werden, dass, sobald die Einsatzbedingungen von SEH erstens über längere Zeiträume von mindestens 15 Jahren und zweitens mit einfachen, lukrativen Vergütungsstrukturen ausgestattet werden, eine rege Marktentwicklung einsetzen wird, die längerfristig wie bei PV-Anlagen die Investitionspreise in wirtschaftliche Regionen senken wird. 12