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Transkript:

Soziale Phobie

Fortschritte der Psychotherapie Band 28 Soziale Phobie von Prof. Dr. Ulrich Stangier, Prof. Dr. David M. Clark und Prof. Dr. Anke Ehlers Herausgeber der Reihe: Prof. Dr. Dietmar Schulte, Prof. Dr. Kurt Hahlweg, Prof. Dr. Jürgen Margraf, Prof. Dr. Dieter Vaitl Begründer der Reihe: Klaus Grawe, Kurt Hahlweg, Dietmar Schulte, Dieter Vaitl

Soziale Phobie von Ulrich Stangier, David M. Clark und Anke Ehlers GÖTTINGEN BERN WIEN TORONTO SEATTLE OXFORD PRAG

Prof. Dr. Ulrich Stangier, geb. 1958. 1978-1984 Studium der Psychologie in Marburg. 1987 Promotion. 1999 Habilitation. 1999-2004 Hochschuldozentur für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der J.W. Goethe-Universität Frankfurt und Leiter der Poliklinischen Institutsambulanz. Seit 2004 Inhaber der Professur Klinisch-psychologische Intervention an der Universität Jena. Prof. Dr. David M. Clark, geb. 1954. 1973-1979 Studium der Experimentellen und Klinischen Psychologie in Oxford und London. 1983 Promotion. 1983-1993 Lecturer in Psychiatry, 1993-2000 Wellcome Principal Research Fellow und Professor an der University of Oxford und der University of Pennsylvania, Philadelphia. Seit 2000 Professor of Psychology und Leiter des Department of Psychology, Institute of Psychiatry am King s College London und Direktor des Centre for Anxiety Disorders and Trauma am Maudsley Hospital. Prof. Dr. Anke Ehlers, geb. 1957. 1976-1983 Studium der Psychologie in Kiel und Tübingen. 1985 Promotion. 1990 Habilitation. 1991-1993 Professorin für Klinische Psychologie an der Universität Göttingen. 1993-2000 Wellcome Trust Principal Research Fellow am Department of Psychiatry, UK. 2004-2005 Fellow am Center for the Advanced Study in Behavioral Sciences, Stanford, USA. Seit 2000 Professor of Experimental Psychopathology und Wellcome Trust Principal Research Fellow am Department of Psychology, Institute of Psychiatry am King s College London und Research Director des Centre for Anxiety Disorders and Trauma am Maudsley Hospital. Wichtiger Hinweis: Der Verlag hat für die Wiedergabe aller in diesem Buch enthaltenen Informationen (Programme, Verfahren, Mengen, Dosierungen, Applikationen etc.) mit Autoren bzw. Herausgebern große Mühe darauf verwandt, diese Angaben genau entsprechend dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes abzudrucken. Trotz sorgfältiger Manuskriptherstellung und Korrektur des Satzes können Fehler nicht ganz ausgeschlossen werden. Autoren bzw. Herausgeber und Verlag übernehmen infolgedessen keine Verantwortung und keine daraus folgende oder sonstige Haftung, die auf irgendeine Art aus der Benutzung der in dem Werk enthaltenen Informationen oder Teilen davon entsteht. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handele. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. 2006 Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG Göttingen Bern Wien Toronto Seattle Oxford Prag Rohnsweg 25, 37085 Göttingen http://www.hogrefe.de Aktuelle Informationen Weitere Titel zum Thema Ergänzende Materialien Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz: Grafik-Design Fischer, Weimar Druck: Schlütersche Druck GmbH & Co. KG, Langenhagen Printed in Germany Auf säurefreiem Papier gedruckt ISBN-10: 3-8017-1102-1 ISBN-13: 978-3-8017-1102-3

Inhaltsverzeichnis Danksagung........................................... 1 1 Beschreibung der Störung........................ 2 1.1 Bezeichnung....................................... 2 1.2 Definition......................................... 2 1.3 Differenzialdiagnosen................................ 6 1.4 Epidemiologie...................................... 7 1.5 Risikofaktoren...................................... 8 1.6 Verlauf und Prognose................................ 10 1.7 Komorbidität....................................... 11 1.8 Diagnostische Verfahren.............................. 12 2 Störungstheorien und Erklärungsmodelle.......... 14 2.1 Kognitive Theorien.................................. 14 2.1.1 Die Theorie von Beck................................ 14 2.1.2 Das Modell von Clark und Wells....................... 15 2.2 Andere Theorien.................................... 21 2.2.1 Lernfaktoren und soziale Einflüsse..................... 21 2.2.2 Interpersonelle Faktoren.............................. 22 2.2.3 Neurobiologische Theorien............................ 23 3 Diagnostik und Indikation......................... 24 3.1 Exploration und Eingangsdiagnostik.................... 24 3.2 Indikation und differenzielle Indikation.................. 25 3.3 Berücksichtigung von Komorbidität in der Therapieplanung........................................... 26 4 Behandlung...................................... 28 4.1 Grundsätze und Rahmenbedingungen der Behandlung...... 28 4.1.1 Umfang und Setting der Behandlung.................... 28 4.1.2 Behandlungskonzept und Überblick über den Behandlungsablauf............................................ 29 4.1.3 Therapeut-Patient-Beziehung.......................... 31 4.1.4 Vorbereitung der Behandlungssitzungen................. 34 4.1.5 Ablauf der Behandlungssitzungen...................... 34 4.1.6 Technische Hilfsmittel............................... 35 V

4.2 Die erste Behandlungssitzung.......................... 36 4.2.1 Allgemeine Exploration.............................. 36 4.2.2 Ableitung eines kognitiven Erklärungsmodells............ 37 4.2.3 Weitere Ergänzungen des Modells...................... 44 4.3 Demonstration der negativen Effekte von Selbstaufmerksamkeit und Sicherheitsverhalten................ 45 4.3.1 Experiment zur Selbstaufmerksamkeit/Sicherheitsverhalten.. 45 4.3.2 Erstes Videofeedback: Gefühle und Körperempfindungen als irreführende Informationsquelle für die eigene Erscheinung.. 52 4.4 Überprüfen der negativen Gedanken und Entwicklung eines realistischeren Eindrucks des sichtbaren Selbst im weiteren Verlauf der Therapie....................... 54 4.4.1 Verhaltensexperimente............................... 55 4.4.2 Videofeedback...................................... 66 4.4.3 Vorstellungsübungen zum Aufbau eines zutreffenden Bildes des sichtbaren Selbst............................... 67 4.4.4 In-vivo-Verhaltensexperimente......................... 68 4.4.5 Selbstgeleitete Verhaltensexperimente................... 73 4.4.6 Aufmerksamkeitstraining............................. 74 4.5 Weitere Methoden zur Umstrukturierung sozialphobischer Überzeugungen..................................... 76 4.5.1 Identifikation und Bearbeitung negativer automatischer Gedanken......................................... 76 4.5.2 Modifikation antizipatorischer Verarbeitung.............. 78 4.5.3 Abbau nachträglicher Verzerrung durch Grübeln........... 80 4.6 Veränderung dysfunktionaler Grundüberzeugungen........ 81 4.6.1 Generelles Vorgehen................................. 82 4.6.2 Überwindung eines negativen Selbstbildes............... 84 4.6.3 Eine neue Sicht vergangener Erfahrungen entwickeln....... 88 4.7 Rückfallprophylaxe, Therapieabschluss und Auffrischungssitzungen.......................................... 93 5 Effektivität....................................... 95 5.1 Effektivität des dargestellten Behandlungsansatzes......... 95 5.2 Effektivität anderer verhaltenstherapeutischer Methoden.... 96 5.3 Medikamentöse Behandlung........................... 96 6 Literatur......................................... 97 7 Anhang.......................................... 102 Sozialphobie-Wochenprotokoll (SWP)................... 102 Fragebogen zu Sozialphobischen Kognitionen (SPK)....... 103 Verhaltensexperiment-Tagebuch/Protokoll................ 104 Bearbeitung der Faktoren, die die soziale Angst aufrechterhalten........................................... 105 VI

Arbeitsblatt: Kognitives Modell........................ 106 Gedankentagebuch.................................. 107 Fragen zur Anregung von alternativen Gedanken.......... 108 Liste von typischen sozialphobischen Sicherheitsverhaltensweisen............................................ 108 Beispiele für typische sozialphobische Grundüberzeugungen..................................... 109 Karte: Leitfaden zur Exploration VII

Danksagung Unser Dank gilt den Kollegen und Mitarbeitern des Warneford Hospitals in Oxford, des Institute of Psychiatry in London und der Verhaltenstherapieambulanz der J. W. Goethe-Universität in Frankfurt für ihre wertvollen Anregungen und die Bereitschaft, die Entwicklung und Evaluation des in diesem Buch beschriebenen Behandlungsansatzes in Forschungsprojekten zu unterstützen. Besonders danken möchten wir Paul Salkovskis, Adrian Wells, Anne Hackmann und Melanie Fennell, die wesentlichen Anteil an der Entstehung des kognitiven Modells der Sozialen Phobie und des hieraus abgeleiteten Therapieansatzes hatten. Für ihren Einsatz für die Umsetzung des Behandlungskonzeptes in Frankfurt möchten wir besonders Thomas Heidenreich, Monika Peitz und Merith Steffens danken. Wir danken Susann Taeger und Katrin von Consbruch für die Durchsicht und Korrektur des Manuskriptes. Anke Ehlers und David Clark danken dem Wellcome Trust für die Förderung der hier beschriebenen Forschungsvorhaben und dem Center for Advanced Study in the Behavioral Sciences für die Gelegenheit, dieses Buchprojekt zu verwirklichen. Jena und London, Januar 2006 Ulrich Stangier, David Clark und Anke Ehlers 1

1 Beschreibung der Störung 1.1 Bezeichnung Späte Berücksichtigung in psychiatrischen Klassifikationen Krankhafte Schüchternheit und Vermeidung von Kontakten zu anderen Menschen wurden bereits in der Antike u. a. von Hippokrates als seelisches Leiden beschrieben. Die Bezeichnung Soziale Phobie wurde erstmals von Janet 1903 verwendet ( phobie des situations sociales ). Dieser Begriff fand zunächst keine Verbreitung; die Störung wurde unter phobische Neurosen subsumiert, und es wurden vielfältige Bezeichnungen verwendet, z. B. in der deutschen Psychiatrie Anthropophobie, Kontaktneurose oder Soziale Neurose. In neuerer Zeit wurde die Bezeichnung erstmalig im Jahre 1966 von Marks und Gelder aufgegriffen. Sie definierten Soziale Phobien als phobias of social situations, expressed variably as shyness, fears of blushing in public, of eating meals in restaurants, of meeting men or women, of going to dances or parties, or of shaking when in the center of attention. (S. 228). Erst 1980 wurde die Soziale Phobie als eigenständiges Störungsbild in das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders der American Psychiatric Association (APA, 1980) aufgenommen. In enger Anlehnung an Marks und Gelder wurde die Störung zunächst als eng umschriebene spezifische Phobie konzipiert. Insbesondere durch die nachfolgenden Revisionen des DSM wurde das Störungskonzept jedoch erheblich ausgeweitet und umfasst jetzt auch stark generalisierte und beeinträchtigende chronische soziale Ängste. Angesichts der erweiterten Definition und der gravierenden Beeinträchtigungen durch die Störung wird der Begriff Soziale Phobie heute vielfach nicht mehr als angemessen angesehen. Deshalb hat sich in den letzten Jahren in der wissenschaftlichen Literatur zunehmend der Begriff Soziale Angststörung durchgesetzt. 1.2 Definition In die International Classification of Diseases and Causes of Death wurde die Diagnose der Sozialen Phobie erst 1991 mit der zehnten Version (WHO, 1991) aufgenommen. Die in den Kriterien (vgl. Kasten) angesprochenen situativen Auslöser (A) sind jedoch etwas weniger detailliert beschrieben als im DSM-IV. Zudem haben einige der unter Kriterium B genannten körperlichen Symptome eine geringe Relevanz für die Diagnose. Deshalb werden häufig die Kriterien des DSM-IV (in der Textrevision aktualisiert: APA, 2000) vorgezogen. 2

Zentrales Merkmal von Sozialen Phobien ist die Überzeugung oder Erwartung, dass das eigene Verhalten oder sichtbare körperliche Symptome wie Erröten, Schwitzen oder Zittern von anderen Menschen als lächerlich bewertet werden. Diese Befürchtungen können zum einen in Situationen ausgelöst werden, in denen eigene Handlungen einer Beobachtung und Bewertung durch andere unterliegen (so genannte Performance -Situationen), z. B. Reden oder Essen in der Öffentlichkeit. Zum anderen können Soziale Phobien Interaktionssituationen betreffen, wie z. B. mit Fremden sprechen oder Blickkontakt aufnehmen, Interaktionen mit einer Person des anderen Geschlechts, Umgang mit Autoritätspersonen etc. Sehr häufig finden sich Überzeugung der Peinlichkeit von Verhalten oder Körpersymptomen Diagnostische Kriterien der Sozialen Phobie nach der ICD-10 (300.23) (WHO, 1992) A: Entweder (1) oder (2): (1) deutliche Angst, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder sich peinlich oder beschämend zu verhalten, (2) deutliche Vermeidung, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder von Situationen, in denen die Angst besteht, sich peinlich oder beschämend zu verhalten. Diese Ängste treten in sozialen Situationen auf, wie Essen und Sprechen in der Öffentlichkeit, Begegnung von Bekannten in der Öffentlichkeit, Hinzukommen oder Teilnahme an kleinen Gruppen, wie z. B. bei Partys, Treffen oder in Klassenräumen. B: Mindestens zwei Angstsymptome in den gefürchteten Situationen, mindestens einmal seit Auftreten der Störung sowie zusätzlich mindestens eines der folgenden Symptome: (1) Erröten oder Zittern, (2) Angst zu erbrechen, (3) Miktions- oder Defäktionsdrang bzw. Angst davor. C: Deutliche emotionale Belastung durch die Angstsymptome oder das Vermeidungsverhalten. Einsicht, dass die Symptome oder das Vermeidungsverhalten übertrieben und unvernünftig sind. D: Die Symptome beschränken sich vornehmlich auf die gefürchtete Situation oder auf die Gedanken an diese. E: Die Symptome des Kriteriums A sind nicht bedingt durch Wahn, Halluzinationen oder andere Symptome der Störungsgruppen organische psychische Störungen, Schizophrenie und verwandte Störungen, affektive Störungen oder eine Zwangsstörung und sind keine Folge einer kulturell akzeptierten Anschauung. 3