Die Schweiz auf dem Weg zur Spurenstoffelimination aus kommunalem Abwasser eine Standortbestimmung

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Transkript:

Die Schweiz auf dem Weg zur Spurenstoffelimination aus kommunalem Abwasser eine Standortbestimmung Marc Böhler, Eawag Christian Abegglen, Markus Koch (VSA), Michael Schärer (BAFU), Hansruedi Siegrist (Eawag) Fachsymposium im Kongress Wasser Berlin 2013, 24. April 2013

Überblick» Überblick über bisherige Arbeiten in der Schweiz» Gesetzgebung in der Schweiz» Aktivitäten der Eawag, Abteilung Verfahrenstechnik» VSA Plattform «Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen»

Projekt «Strategie Micropoll»»Projekt «Micropoll» des BAFU 2006 2012»Fokus: Mikroverunreinigungen im gereinigtem kommunalem Abwasser» Haben wir in der Schweiz ein Problem mit Mikroverunreinigungen in Gewässern?» Wenn ja, wo und mit welchen Stoffen?» Mit welchen Massnahmen können Einträge vermindert werden?

«Konzentrations Problematik»» Regionale Problematik: Bevölkerungsdichte, hoher Abwasseranteil, «schwache» Vorfluter, Überlagerung verschiedener Stoffe und Effekte Druck auf Gewässer nimmt zu

Flussnahe Trinkwasserbrunnen» Beeinflussung von flussnahen Trinkwasserbrunnen über Uferinfiltration von Flusswasser.

Fazit der Situationsanalyse Handlungsoptionen Stark belastet sind vor allem Gewässer im Mittelland mit hoher Bevölkerungsdichte = hoher Abwasseranteil! Ausläufe von Kläranlagen sind bedeutende Quellen von MV! In der Schweiz besteht daher ein Handlungsbedarf verschiedene Handlungsoptionen stehen offen, wie Massnahmen an den Quellen (regulatorische Massnahmen) oder sogenannter «end of pipe» Massnahmen Massnahmen sind sinnvoll bei grossen Kläranlagen (Frachtreduktion) und ARA, die in ein Gewässer einleiten, das zur Trinkwassergewinnung genutzt wird (Vorsorgeprinzip) Situationsanalyse und Handlungsoptionen Bafu-Bericht : «Mikroverunreinigungen in den Gewässern» (Umweltwissen 17/09)

Umsetzungskonzept Bafu» Weitergehende Massnahmen in ARA sind zielführend und technisch umsetzbar» Keine flächendeckende Umsetzung notwendig, um Problematik anzugehen Massnahmen:» Bei grossen ARA (Frachtreduktion, Oberliegerverantwortung)» ARA an Gewässer mit hohem Abwasseranteil (Schutz von Ökosystemen)» ARA an Gewässer, die für die Trinkwassergewinnung relevant sind (vorsorglicher Trinkwasserschutz)

Zeitplan Gesetzgebung in Kürze Vorschlag GSchV Motion Ständerat Vorschlag GSchG Beratung GSchG Parlament Ausbau von ausgewählten ARA 2010 2011 2012 2013 Auswertung Anhörung Motion angenommen Vernehmlassungsfrist GSchG Bau der Reinigungsstufen bis ~ 2035 80% begrüssen zielorientierten Ausbau Finanzierung?! Frist zur Umsetzung!? Gesetzliche Grundlage für verursacher gerechte Finanzierung Spezialfinanzierung über Abwasserabgabe

Umsetzungskonzept aktuell Reduktion der Spurenstofffracht aus ARA um 50% Behandlung von rd. 50% des kommunalen Abwassers Betroffene Kläranlagen:» 80 000 Einwohner» 24 000 Einwohner an Seen» 8 000 Einwohner an Gewässern mit über 10% Abwasseranteil» Ca. 100 ARA von rd. 700 betroffen Kosten und Finanzierung» Investitionskosten: ca. 1 Mia.» Jahreskosten ca. 100 Mio. (Abschreibung und Betrieb)» Abwasserabgabe pro Einwohner (max. 9 CHF/E/a)» Subvention: 75% Investitionskosten aus Abwasserfonds

Wo stehen wir Technologien Schweiz» Gross und halbtechnische Versuche in «Strategie Micropoll» abgeschlossen» Überblick über Verfahren» Auswertungen diverser Pilotierungen (Ozon, Aktivkohle)» Überblick andere Verfahren» Laufende Projekte: Umwelttechnologieförderung BAFU, KTI, Kantone, ARA Betreiber, Ausrüster

Aktuelle Projekte Eawag (Auswahl) Optimierung, Regelung sowie Überwachung der Eliminationsleistung der Ozonung via Absorbanzmessung Praxistest First Mover ARA Neugut 2014 Evaluation geeigneter, alternativer Technologien zur biologischen Nachbehandlung nach der Ozonung (Projekt in Detailplanung, Technologieförderung)» strukturiertes Festbett» Wirbelbett» konventioneller Sandfilter» GAK Filtration (BAC, biological activated carbon filtration)

VSA Plattform «Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen» 1. Kompetenzaufbau in der Praxis: Kenntnisse breit streuen und Erfahrungen aus der angewandten Forschung und Praxis weitergeben (Zielpublikum: v.a. Ingenieurbüros, Behörden, Betreiber) 2. Erfahrungsaustausch: nationaler und internationaler Erfahrungsaustausch, Einbindung aller relevanten Akteure (vorhandene Anlagen, Pilotanlagen) Austausch mit NRW und Baden-Württemberg 1. Klären von offenen Fragen bezüglich Verfahrenstechnik Arbeitsgruppen

VSA - Plattform» Derzeitige Arbeitsgruppen: Projekttitel Fragestellung Dimensionierung Welche Auswirkungen haben verschiedene Vorgaben bezüglich Dimensionierung, Redundanz und Vorbehandlung auf den Betrieb, Energieverbrauch und die Kosten? Betriebsüberwachung Wie kann ein ARA Betreiber sicherstellen, dass seine Anlage ordnungsgemäss betrieben wird und die Einleitbedingungen eingehalten werden? First Mover Kennzahlen Nachbehandlung Bei welchen Verfahren bestehen noch die grössten Wissenslücken und wie können diese möglichst bald gefüllt werden? Welche AnforderungenwerdenanARAfürdieBeantwortungsolcherFragen gestellt? Welche Kennzahlen sind geeignet, um weitergehende Verfahren zu beurteilen. Welche Daten müssen erhoben werden und wo werden zweckmässigerweise die Systemgrenzen gelegt? Welche Anforderungen werden an eine Nachbehandlungsstufe von weitergehenden Verfahren (Ozonung, PAK Adsorption) gestellt (z.b. Filter, Wirbelbett, Festbett)?

Interesse, Anregungen und weitere Informationen unter:» http://www.vsa.ch» http://www.micropoll.ch/» http://www.eawag.ch Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit