Wasser, Düngerwahl und ph-aussteuerung



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Wasser, Düngerwahl und ph-aussteuerung Fachseminar Clever düngen!, Dresden-Pillnitz, 22.01.2015

Problemstellung Bei Einsatz von Standarddüngern und weichem Wasser kommt es bei vielen Kulturen zu einem starken Absinken des ph-werts im Substrat. Insbesondere bei Verwendung von Regenwasser sollte Kalksalpeter in Kombination mit einem PK-Basisdünger angewendet werden. PK-Basisdünger und Kalksalpeter sind nicht in der Stammlösung mischbar, da ansonsten Calziumphosphat ausfällt. Es wird spezielle Dosiertechnik benötigt oder müssen zwei einfache Dosiergeräte nacheinander geschaltet werden. Zur Vermeidung des höheren technischen Aufwandes wurden Spezialdünger entwickelt, die eine ph-stabilisierung aus einer Nährlösung ermöglichen. 2 20.10.2010 Stephan Wartenberg

Einflussfaktoren Karbonathärte des Gießwassers Düngerform Düngungsniveau Kalkgehalt im Substrat Kalkform und Korngröße im Substrat Pflanzenart 3 20.10.2010 Stephan Wartenberg

Wasserqualität Merkmal Einheit offene Systeme geschl. Systeme Karbonathärte d.h. 5-10 < 5,0 ph-wert ph 5,0-7,0 5,0-6,0 Leitfähigkeit, EC-Wert ms/cm 0,25-1,0 < 0,72 Salzgehalt mg KCl/l < 650 < 450 Natrium (Na) mg/l < 60 < 30 Sulfat (SO4) mg/l < 80 < 80 Nitrat (NO3) mg/l Düngung? < 50 Kalium (K) mg/l Düngung? Calcium (Ca) mg/l 30-100 Chlorid (Cl) mg/l < 40 < 35 Magnesium (Mg) mg/l 10-50 Bor (B) mg/l < 0,22-0,5 < 0,5 Eisen (Fe) mg/l < 0,02-1,0 < 1,0 Zink (Zn) mg/l < 0,02-0,1 < 0,5 Fluorid mg/l < 1,5 Mangan (Mn) mg/l < 0,02-0,1 4 20.10.2010 Stephan Wartenberg

Wasseranalysen Wann? Verdacht auf Schadensursache vor Investitionsentscheidung je nach Stabilität der Wasserquelle im Abstand von bis zu 3 Jahren Wer? Serviceleistung der Dünger- bzw. Substratanbieter zuständiges Trinkwasserlabor anerkannte Privatlabors nur eingeschränkt durch Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft (BfUL) www.bful.sachsen.de Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen Sachsen www.lua.sachsen.de 5 20.10.2010 Stephan Wartenberg

Spezialdünger für weiches Wasser Planta Fertiplant Acid für weiches Wasser 15+10+15 (+2MgO) (+7CaO) Fertiplant Acid für weiches Wasser 12+7+24 (+2MgO) (+7CaO) Yara Kristalon Green Calcium Kristalon Blue Calcium Kristalon Red Calcium 14+14+14 (+2MgO) (+6CaO) 15+5+17 (+2MgO) (+6CaO) 11+11+24 (+1,8MgO) (+6CaO) Scotts Peters Excel CalMag Grower 15+5+15 (+3MgO) (+7CaO) Peters Excel CalMag Finisher 13+5+20 (+2MgO) (+7CaO) Osmosol für weiches Wasser 614R 19+5+12 (+2MgO) (+6CaO) Osmosol für weiches Wasser 215R 13+5+25 (+3MgO) (+3CaO) 6 20.10.2010 Stephan Wartenberg

Provokationstest 2008/09 Cyclamen als ph-empfindliche Kultur Schnittcyclamen als Langzeitkultur Schwach aufgekalktes Substrat mit Ausgangs-pH von 5,4 Einsatz von Regenwasser mit ph 6,4 und 0 dh, ab KW 39 Wechsel zu Brunnenwasser (1,8 mmol Ca/l bzw. 10,1 dh) wegen zu stark abfallender ph-werte Allgemeine Kulturdaten KW 21 Topfen 16-cm-Töpfe, Rassen Luckenwalder, Decora (Schott) und 'Lucky (S&G) KW 25 Rücken 10 Pfl/m², Beginn Differenzbehandlung Bewässerungsdüngung KW 30 Erntebeginn / KW 32 Heizen T/N 12 C, Lüften T/N 13 C KW 36 Heizen T/N 14 C, Lüften T/N 16 C KW 39 Heizen T/N 16 C, Lüften T/N 18 C KW 07 Versuchsende 7 20.10.2010 Stephan Wartenberg

Provokationstest 2008/09 Entwicklung der ph-werte 5,6 5,4 5,2 ph-wert 5 4,8 4,6 R 2 = 0,7031 Flory Basis + Calcinit CalMag Kristalon Calcium Fertiplant Acid Osmosol R 2 = 0,6641 4,4 R 2 = 0,8138 4,2 R 2 = 0,6553 R 2 = 0,8096 4 02.05.09 30.05.09 27.06.09 25.07.09 22.08.09 19.09.09 17.10.09 14.11.09 12.12.09 09.01.10 06.02.10 06.03.10 Datum 8 20.10.2010 Stephan Wartenberg

Provokationstest 2008/09 Zusammenhang ph-wert und Ausfälle durch Cyclamenwelke 5,6 5,4 5,2 ph-wert 5 4,8 4,6 R 2 = 0,7031 R 2 = 0,6641 Flory Basis + Calcinit CalMag Kristalon Calcium Fertiplant Acid Osmosol 100 4,4 R 2 = 0,8138 90 4,2 R 2 = 0,6553 80 4 02.05.09 30.05.09 27.06.09 25.07.09 22.08.09 19.09.09 17.10.09 Datum 14.11.09 12.12.09 09.01.10 06.02.10 R 2 = 0,8096 06.03.10 Ausfall in % der Pflanzen 70 60 50 40 30 20 10 0 9 20.10.2010 Stephan Wartenberg 28.07.2009 11.08.2009 25.08.2009 08.09.2009 22.09.2009 06.10.2009 20.10.2009 03.11.2009 17.11.2009 Datum 01.12.2009 15.12.2009 29.12.2009 12.01.2010 26.01.2010 09.02.2010

Einfluss der Düngungshöhe auf den ph-wert Bsp.: Poinsettien 5,50 Bewässerungsdüngung 0,06 % 0,08 % 0,11 % 5,00 Luftfeuchte niedrig hoch ph-wert Punkte/Linien zeigen Mittelw erte 4,50 28.08.07 18.09.07 09.10.07 06.11.07 27.11.07 10 20.10.2010 Stephan Wartenberg Datum

Kalk: (extra) Zuschlag, Kalkform und Korngröße Ziel: ph 5,5 bis 6,5 Substratmischung 100% Weißtorf 80% Weißtorf + 20% Rindenhumus 50% Weißtof + 50% Rindenhumus 80% Weißtorf + 20% Sand 50% Weißtorf + 50% Kompost 100% Schwarztorf 80% Schwarztof + 20% Rindenhumus 60% Schwarztorf + 40% Rindenhumus 80% Schwarztorf + 20% Sand 50% Schwarztorf + 50% Kompost Kalkzugabe in kg CaCO 3 / m 3 6,0 6,0 3,0 5,5 0...2,0 8,0 6,0 3,5 5,5 1...3 verändert nach GRANTZAU 1992 11 20.10.2010 Stephan Wartenberg

Kalk: (extra) Zuschlag, Kalkform und Korngröße kohlensaurer Kalk, Naturkalk fein vermahlen => rasche Wirkung gröber vermahlen (bis 2 mm) langsamere Wirkung Faustregel: Bei ausschließliche Verwendung von Regenwasser 2-3 kg/m³ extra Zuschlag verändert nach GRANTZAU 1992 12 20.10.2010 Stephan Wartenberg