Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde

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Transkript:

Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde Serie B (Geologie und Paläontologie) Herausgeber: Staatliches Museum für Naturkunde, Rosenstein 1, D-70191 Stuttgart Stuttgarter Beitr. Naturk. Ser. B Nr. 311 6 S., 2. Abb., 1 Tab. Stuttgart, 30. 11. 2001 Ein neuer Cricetodon aus dem Miozän von Petersbuch bei Eichstätt A new Cricetodon from the Miocene of Petersbuch near Eichstätt Von Michael Rummel, Weißenburg i.b. Mit 2 Abbildungen und 1 Tabelle Abstract In several carst and molasse faunas of the middle Miocene a large species of Cricetodon is represented for which different names have been used in the literature. Comparisons with other representatives of the genus Cricetodon indicate a new species named herein. Cricetodon jumaensis n. sp. to our current knowledge is restricted to the biostratigraphic units MN 6 and MN 7/8 showing a slight morphologic change. Zusammenfassung In mehreren Karst- und Molassefaunen des Mittelmiozäns tritt eine große Cricetodon-Art auf, die unter verschiedener Bezeichnung in der Literatur genannt wird. Nach Vergleichen mit verschiedenen Vertretern der Gattung Cricetodon wird dieser Großhamster neu benannt. Cricetodon jumaensis n. sp. ist, soweit bisher bekannt, auf den biostratigraphischen Bereich MN6 und MN7/8 beschränkt, wobei eine geringe Merkmalsänderung auftritt. Key words: Mammalia, Cricetodontini, Miocene, Petersbuch, Germany. Einleitung Eine Cricetodon-Art aus dem Miozän Süddeutschlands, welche bereits mehrfach in der Literatur unter der Bezeichnung Cricetodon jotae angeführt wurde, wird speziell nach Vergleichen mit Zahn-Material von der Lokalität Manchones als eigenständige Art Cricetodon jumaensis n. sp. neu benannt. Die artliche Bestimmung der verschiedenen Cricetodon-Arten setzt meist eine größere Materialmenge mit verschiedenen Zahnpositionen voraus. Bei der neuen Art eignet sich neben den M1 und m1 insbesondere der M3 zur Abgrenzung gegenüber anderen Cricetodon-Arten. Cricetodon jumaensis n. sp. konnte bisher an

2 stuttgarter beiträge zur naturkunde Ser. B, Nr. 311 verschiedenen Fundstellen in Süddeutschland und in der Schweiz nachgewiesen werden. Dank Für die Ausleihe von Cricetodon jotae-material der Lokalität Manchones bedanke ich mich bei Herrn Dr. Hans de Bruijn, Utrecht. Herrn Dr. D. Kälin, Zollikofen, und Herrn Dr. T. Bolliger, Winterthur, bin ich für die kritische Durchsicht des Manuskripts zu Dank verpflichtet. Cricetodon jumaensis n. sp. v Cricetodon sp. ENGESSER 1980, S. 286, Abb. 114. v Cricetodon jotae. HEISSIG 1989, S. 250. pars Cricetodon sp. BOLLIGER & RUMMEL 1994, S. 243, 250. v Cricetodon cf. sansaniensis. BOLLIGER 1994, S. 127, Tab. 2; RUMMEL 1995, S. 120. v Cricetodon aff. jotae. RUMMEL 1999, S. 363; 2000, S. 158ff., Taf. 1, Fig. 12. Holotypus: rechter M1, Forschungsinstitut Senckenberg Frankfurt a. M., Inv.-Nr. SMF 2000/254. Orig. zu RUMMEL 2000, Taf. 1, Fig. 12. Locus typicus: Karstfüllung Petersbuch 18 im Steinbruch der Firma JUMA bei Petersbuch. Stratum typicum: Mittelmiozän, MN6-MN7/8. Derivatio nominis: Nach der Firma JUMA, Gungolding, für die Erlaubnis zur Materialbergung und für die wertvolle Unterstützung bei dieser Tätigkeit im werkseigenen Steinbruch bei Petersbuch. Weiteres Belegmaterial: Forschungsinstitut Senckenberg Frankfurt a. M., Inv.- Nr. SMF 2000/251 253, 255 256. Das bearbeitete Material der Typlokalität befindet sich in der Sammlung des Autors (RUMMEL 2000, 159ff). Weitere Vorkommen: In den Karstfaunen von Petersbuch 6 und Petersbuch 35, sowie an den Schweizer Lokalitäten Schmidrüti und Anwil, zudem aus der süddeutschen Molassefundstelle Laimering 4 (RUMMEL 2000). Diagnose. Großer Vertreter der Gattung Cricetodon. Die Quergrate der unteren Molaren sind überwiegend kurz ausgebildet. Meistens ist am m1 neben dem Metalophulid I auch ein Metalophulid II entwickelt. Der Anteroconus des M1 ist massig und gespalten. Der Anterolophulus verbindet sich mit dem lingualen Anteroconus-Höcker. Ein lingualer Quersporn ist häufig vorhanden. Die Postectolophe sind am M1 kurz und beim M2 und M3 halblang ausgebildet. Der M3 ist im posterioren Bereich nicht in der Breite reduziert, der Posteroloph ist halblang. Es tritt vereinzelt eine Dreiwurzeligkeit am m2 auf. Beschreibung des Holotypus. Der rechte M1 zeigt einen massigen Anteroconus, der anterior gefurcht ist. Der Anterolophulus ist kräftig ausgebildet. Der linguale Anteroloph-Arm reicht bis an den lingualen Zahnrand, wo er in einem kleinem Styl endet. Der Postectoloph ist halblang und der Mesoloph endet an der anterioren Metaconus-Flanke. Ein lingualer Quersporn fehlt bei diesem Exemplar. Der Zahnschmelz ist teilweise gerunzelt. Beschreibung der Gesamtpopulation. Eine Beschreibung von Cricetodon der Fundstellen Petersbuch 6, Petersbuch 18 und Petersbuch 35 sowie eine Darstellung der Merkmals-Variabilität erfolgte bereits (RUMMEL 2000). Differentialdiagnose Cricetodon jumaensis wird verglichen mit C. meini, C. aureus, C. bolligeri, C. jotae, C. albanensis und C. sansaniensis.

rummel, neuer cricetodon aus dem miozän 3 Die artliche Unterscheidung der Cricetodon-Arten wird überwiegend am M1 oder m1 vorgenommen. Bei der Abgrenzung von Cricetodon jumaensis gegenüber Cricetodon jotae und Cricetodon albanensis ist zudem auch der M3 sehr gut geeignet. Neben der größeren Dimension zeichnet sich der letzte obere Molar von Cricetodon jumaensis gegenüber diesen beiden Arten durch einen primitiveren Habitus aus (vgl. Tab. 1). Unterschiede zu Cricetodon meini (Vieux Collonges): C. jumaensis besitzt größere Zahnmaße. Am m1 tritt bei C. meini ein Ectomesolophid häufiger auf, gleiches gilt für den Hypoconid-Sporn der unteren Molaren. Eine Einschnürung oder Einkerbung am posterioren m1-bereich zwischen Hypoconid und Posterolophid bei C. meini fehlt oder ist nicht in dem Maß ausgebildet wie bei der neuen Art. Das Mesolophid der unteren Molaren ist im Durchschnitt bei C. meini etwas länger. Die Postectolophe der oberen Molaren von C. jumaensis sind deutlich länger als diejenigen von C. meini. Der relativ selten bei C. jumaensis auftretende Entomesoloph am M1 fehlt bei C. meini. Während bei C. meini nur ein Protolophulus II vorhanden ist, kann bei C. jumaensis zusätzlich ein Protolophulus I am M1 entwickelt sein. Unterschiede zu Cricetodon aureus (Vieux Collonges): C. jumaensis ist geringfügig größer als C. aureus. Während ein labialer Anteroconus-Sporn am M1 bei C. jumaensis auftreten kann, fehlt dieser bei C. aureus. Das Metalophulid I des m1 tritt bei C. jumaensis häufiger auf als das Metalophulid II, bei C. aureus ist es umgekehrt. Unterschiede zu Cricetodon aff. aureus (Petersbuch 39): Die Zahnmaße von C. jumaensis sind größer. Ein Entomesoloph am M1 kann bei C. aff. aureus auftreten, fehlt aber bei C. jumaensis. Das Postectoloph am M3 von C. aff. jumaensis ist deutlich länger ausgebildet als bei C. aff. aureus. Unterschiede zu Cricetodon jotae (Manchones): Die M3 beider Arten unterscheiden sich deutlich voneinander. Während der M3 von C. jumaensis eine primitive Morphologie aufweist (langgestreckte Form und einen langen Mesoloph), ist der hintere Molar von C. jotae deutlich im posterioren Bereich in der Breite reduziert (ein Mesoloph fehlt meistens oder ist nur kurz entwickelt). C. jumaensis zeigt eine deutlich größere Dimension der Molaren. Ein Antectoloph am M 1 fehlt bei der neuen Art im Gegensatz zu C. jotae, bei der dieses Element vereinzelt auftreten kann. Der Anteroconus am M1 ist bei C. jumaensis breiter und massiger. Während am M1 bei C. jumaensis deutliche linguale Quersporne auftreten, fehlen diese bei der Art von Manchones. Die Postectolophe am M1 bei C. jumaensis sind im Durchschnitt länger ausgebildet als bei C. jotae.

4 stuttgarter beiträge zur naturkunde Ser. B, Nr. 311 Der m1 von C. jumaensis weist ein breiteres und massigeres Anteroconid mit einem häufiger auftretenden lingualen Anterolophid-Arm auf als C. jotae. Bei C. jotae ist ein Metalophulid I häufiger als bei der Art von Petersbuch. Unterschiede zu Cricetodon bolligeri (Petersbuch 10): C. jumaensis besitzt die größeren Zähne. C. jumaensis fehlen die für C. bolligeri typischen, stark ausgeprägten Stylide bzw. Style an den Molaren. Ein labialer Anteroconus-Sporn/Antectoloph am M1, welcher bei C. bolligeri deutlich entwickelt ist, fehlt bei C. jumaensis weitgehend. Der M3 von C. bolligeri ist relativ modern, zeigt allenfalls einen kurzen Mesoloph und weist eine Verschmelzung von Hypo- und Metaconus auf, alles Merkmale, welche bei C. jumaensis fehlen. Unterschiede zu Cricetodon albanensis (La Grive M): Im Gegensatz zu C. jumaensis zeigt der M1 von C. albanensis seine maximale Breite an der Linie Para-/Protoconus, während bei C. jumaensis die Breite an den vier Haupthöckern gleich ist. Der M3 von C. albanensis ist im Unterschied zur süddeutschen Art durch eine deutliche Breitenreduktion im posterioren Zahnbereich und durch das Fehlen eines Mesolophs und Posterolophs gekennzeichnet. Ein labialer Anteroconus-Sporn am M1 ist im Gegensatz zu C. jumaensis bei C. albanensis häufig und kräftig entwickelt. C. jumaensis zeigt gegenüber C. albanensis eine geringeren Hypsodontie. Der m2 ist bei C. jumaensis weniger häufig 3-wurzelig, als dies bei C. albanensis der Fall ist. Unterschiede zu Cricetodon sansaniensis (Sansan): Die Zähne von C. jumaensis sind größer dimensioniert als diejenigen von C. sansaniensis. Gegenüber Cricetodon jumaensis zeigt der m1 von Cricetodon sansaniensis (Sansan) häufiger ein Metalophulid II. Ein Metalophulid I tritt häufiger (ohne Metalophulid II) am m1 bei C. jumaensis auf, bei C. sansaniensis ist es das Metalophulid II (ohne Metalophulid I). Der Anteroconus des M1 von C. jumaensis ist massiger und breiter ausgebildet. Der Postectoloph am M3 ist bei C. jumaensis länger ausgebildet als bei C. sansaniensis. Unterschiede zu Cricetodon aff. sansaniensis (Petersbuch 31): Der M3 ist bei C. jumaensis deutlich primitiver entwickelt mit langem Mesoloph und einer fehlenden Reduzierung in der Breite des posterioren Zahnbereiches. Die oberen Molaren zeigen kürzere Postectolophe als bei C. aff. sansaniensis, gleiches gilt für die Länge des Mesolophs am M1 und am M2. Ein Metalophulid I am m1 fehlt weitgehend. Die Mesolophide am m2 und besonders am m3 sind deutlich länger entwickelt. Entwicklungstendenzen: Cricetodon jumaensis nimmt in den Faunen Petersbuch 18, Petersbuch 6 und Petersbuch 35, in dieser Reihenfolge der Lokalitäten, an Größe zu. Das kombinierte Auftreten eines Metalophulid I und II tritt an der jüngsten der drei Fundstellen, Petersbuch 35 häufiger auf als an den beiden älteren. Der Mesoloph am M1 nimmt an

rummel, neuer cricetodon aus dem miozän 5 Länge ab und der linguale Quersporn ist seltener zu beobachten. Die Anzahl der m2 mit 3 Wurzeln steigt. Diese Umstände scheinen die Alterseinstufung bzw. die Altersabfolge dieser Lokalitäten Petersbuch 18 (MN7/8) Petersbuch 6 (MN7/8) Petersbuch 35 (MN 8) zu bestätigen. Ein Vergleich von Cricetodon jumaensis der Schweizer Lokalität Schmidrüti (höchste MN 6) mit dem Material von Petersbuch 35 zeigt ein annähernd vergleichbares Entwicklungsniveau, sieht man von der etwas größeren Dimension des m1 im Schweizer Material ab. Die Variabilität von Cricetodon jumaensis sowie ein Vergleich mit Cricetodon jotae und Cricetodon albanensis sind in Tab. 1 dargestellt. Tab. 1. Merkmalsdarstellung von Cricetodon jumaensis von Petersbuch, Cricetodon jotae von Manchones und Cricetodon albanensis von La Grive M Mw=Mittelwert; L=Länge, B=Breite, -/+= fehlt meist, kann aber auch vorhanden sein. Lokalität Petersbuch Petersbuch Petersbuch La Grive M Manchones 6 18 35 MN- Zone 7/8 7/8 8 7/8 6 Art Cricetodon Cricetodon Cricetodon Cricetodon Cricetodon jumaensis jumaensis jumaensis albanensis jotae Maße: Mw. LxB, m1 2,70 x 1,77 2,80 x 1,83 2,88 x 1,92 2,96 x 1,84 2,53 x 1,70 Maße: Mw. LxB, m3 2,55 x 1,88 2,71 x 2,01 2,60 x 2,09 2,63 x 1,93 2,29 x 1,80 Maße: Mw. LxB, M1 3,24 x 2,10 3,32 x 2,13 3,49 x 2,27 3,63 x 2,20 3,29 x 2,04 Maße: Mw. LxB, M3-2,18 x 1,97 2,14 x 2,06 2,07 x 1,96 1,86 x 1,73 Mesolophid m1 1 / 3 -lang fehlt bis lang fehlt fehlt bis kurz fehlt bis sehr kurz Ectomesolophid m1 -/+ -/+ -/+ fehlt fehlt bis sehr kurz Metalophulid I/II m1 I + II I + II I + II I + II I + II Anzahl d. Wurzeln m2 2 2 2 u. 3 2 u. 3 2 u. 3 Mesolophid m3 halblang halblang lang fehlt oder fehlt bis 3 / 4 -lang kurz Hypoconid-Sporn mx meist vorh. z.t. vor- fehlt fehlt vorhanden, handen schwach Anteroconus M1 massig massig rel. schmal breit, massig rel. klein Mesoloph am M1 fehlt / 1 / 2 -lang kurz oder fehlt / kurz meist sehr kurz 1/ 2 -lang 1/ 2 -lang bis kurz Entomesoloph am M1 fehlt fehlt selten fehlt fehlt Postectoloph M1 fehlt / 1 / 2 -lang kurz bis fehlt bis meist 1 / 2 -lang fehlt bis 1 / 2 -lang 1 / 2 -lang lang Protolophulus I/II M1 II II/I II II I/II lab. Anteroc.-Sporn M1 -/+ -/+ + meist 1 / 2 -lang fehlt bis kurz ling. Quersporn M1 -/+ +/- fehlt fehlt meist fehlt Meta-/Hypoc. am M3 - separat separat separat separat Postectoloph am M3 - lang lang 1 / 2 -lang lang fehlt bis lang Mesoloph am M3 - meist lang lang fehlt meist fehlt bis 1 / 2 -lang Posteroloph am M3 - halblang halblang fehlt bis +/- fehlt bis sehr kurz Morphologie M3 - primitiv primitiv gering gering progressiv progressiv

6 stuttgarter beiträge zur naturkunde Ser. B, Nr. 311 2 1 1000 µm Abb. 1. Cricetodon jumaensis n. sp., rechter M1, Holotypus, SMF 2000/254. Abb. 2. Cricetodon jumaensis n. sp., rechter M3, SMF 2000/256. Literatur BOLLIGER, T. & RUMMEL, M. (1994): Säugetierfunde aus Karstspalten die komplexe Genese am Beispiel eines Steinbruches bei Petersbuch, Südliche Frankenalb (Bayern). Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 34: 239 264, 6 Abb., 2 Taf.; München. ENGESSER, B. (1972): Die obermiozäne Säugetierfauna von Anwil (Baselland). Tätigkeitsber. naturforsch. Ges. Baselland, 28: 35 363, 134 Abb., 6 Tab., 38 Diagr., 6 Taf.; Liestal. HEISSIG, K. (1989): Neue Ergebnisse zur Stratigraphie der mittleren Serie der Oberen Süßwassermolasse Bayerns. Geologica Bavarica, 94: 239 257, 5 Abb.; München. RUMMEL, M. (1995): Cricetodon bolligeri n. sp. ein neuer Cricetide aus dem Obermiozän von Petersbuch bei Eichstätt. Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 35: 109 123, 8 Abb., 1 Taf.; München. RUMMEL, M. (1999): Tribe Cricetodontini. In: RÖSSNER, G., & HEISSIG, K. (Hrsg.): The miocene land mammals of Europe. S. 359 364; München (Pfeil). RUMMEL, M. (2000): Die Cricetodontini aus dem Miozän von Petersbuch bei Eichstätt. Die Gattung Cricetodon LARTET 1851. Senckenbergiana lethaea, 80: 149 171; Frankfurt a.m. Anschrift des Verfassers: Dr. M. Rummel, Römerstr. 17, D-91781 Weißenburg. E-mail: mi-ru@t-online.de

ISSN 0341-0153 Schriftleitung: Dr. Gert Bloos, Rosenstein 1, D-70191 Stuttgart Gesamtherstellung: Gulde-Druck GmbH, D-72072 Tübingen