Ergotherapeutische Behandlungsansätze bei Demenz Sebastian Voigt-Radloff Radloff, EuMScOT Ergotherapieforscher Zentrum für Geriatrie und Gerontologie Freiburg Universitätsklinikum
Ziel der Ergotherapie All-täglich sinnvoll erlebte und die Gesundheit stabilisierende Aktivitäten ermöglichen
PEO-Modell der Ergotherapie Sensomotor., kognitive und psycho-soz. Funktionen mit alltagsnahen Aktivitäten beüben Person Umwelt fördernde Faktoren fördern limitierende limitieren Assessment Zielfindung Behandlung Evaluation Nachsorge- Empfehlungen Aktivität subjektiv wichtige, alltagsrelevante und auffordernde Aktivitäten suchen
Review zur Ergotherapie Voigt-Radloff S, Schochat T, Heiß HW (2004) Kontrollierte Studien zur Wirksamkeit von Ergotherapie bei Senioren. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 37(6):444-58 31 Studie, davon 10 zu Schlaganfall 6 zu Demenz 5 zur Prävention 4 zur Pflegebedürftigkeit 6 zu anderen Krankheiten
Studien zur Ergotherapie Reichenbach VR, Kirchman MM (1991) Effects of a multy-strategy program upon elderly with organic brain syndrome. Physical and Occupational Therapy in Geriatrics 9 (3/4): 131-52 Strichprobe 72 Altenheimbewohner mit Demenz 43% Intervention Multimodale ET Aktivierung Routine 79% Outcome- Parameter Aktivitäten zur körperlichen Selbstversorgung, kognitive und psychosoziale Funktionen Ergebnis IG > KG, p =.001 bis.03 38%
Studien zu ET bei Demenz Bach D, Bohmer F, Fruhwald F, Grilc B (1993) Aktivierende Ergotherapie - Eine Methode zur Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit bei geriatrischen Patienten, Zeitschrift für Gerontologie; 26(6):476-81 Strichprobe 44 Demenzpatienten einer Langzeiteinrichtung 59% Intervention Routine + ET Gruppenaktivierung Routine 50% Outcome- Parameter Depression, Befindlichkeit, kognitiver Status 53% Ergebnis nach 6 Monaten IG > KG, p <.05
Studien zur Ergotherapie Rovner BW, Steele CD, Shmeuly Y, Folstein MF (1996) A randomized trial of dementia care in nursing homes. JAGS 44: 7-13 Strichprobe 89 Demenzpatienten im Pflegeheim 87% Intervention Outcome- Parameter Routine + umfassendes Demenzmanagement mit ET Gruppen Routine Reduktion der Verhaltensauffälligkeiten und der antipsychotischen Medikation, Gruppenaktivitäten, Kosten 58% 55% Ergebnis IG > KG, p =.001 bis.056 Kosten IG: 8,94 $ pro Pat. & Tag; KG: 1,13 $
Studien zur Ergotherapie Gitlin LN, Corcoran M, Winter L, Boyce A, Hauck WW (2001) A randomized controlled trial of a home environmental intervention: Effect on efficacy und upset in caregivers and on daily function of persons with dementia. The Gerontologist 41(1): 4-14 Strichprobe 171 Demenzkranke & Familienangehörige 64% Intervention Routine + ET Hausbesuche Routine 75% Outcome- Parameter Aktivitäten zur eigenständigen Lebensführung 33% Ergebnis IG > KG, p =.03
Neue Entwicklungen Graff et al. (2006)( Community based occupational therapy for patients with dementia and their care givers: : randomised controlled trial. BMJ Graff et al. (2007)( Effects of community occupational therapy on quality of life, mood, and health status in dementia patients and their caregivers: a randomized controlled trial. J Gerontol A Biol Sci Med Sci. Graff et al. (2008) Community occupational therapy for older patients with dementia and their care givers: cost effectiveness study. BMJ
WHEDA-Studie Die Wirksamkeit Häuslicher Ergotherapie für Demenzerkrankte und ihre Angehörigen eine multizentrische randomisiert kontrollierte Studie zur Evaluation des niederländischen Ergotherapie-Programms im deutschen Kontext Leuchtturm Demenz - Finanzierung BMG Studienzentrale Freiburg + Dr. Maud Graff Studienzentren: Berlin, Bonn, Freiburg, Karlsruhe, Mainz, Marburg, Tübingen
Ziel der WHEDA-Studie Primäre Zielgröße Wirkung eines Beratungsbesuchs vs. zehn ergotherapeutischer Hausbesuche auf die Alltagsbewältigung und Lebensqualität von leicht bis mittelschwer Demenzerkrankten Sekundäre Zielgrößen Lebensqualität und Betreuungskompetenz der Angehörigen Praktikabilität und Aufwand beider Interventionen
WHEDA-Projektstruktur Schulung Einarbeitung Rekrutierung Intervention Jun 08 Jul-Aug 08 Sep 08 - Mär 09 Sep 08 - Mai 09 Follow up 16. Woche Follow up 26. Woche Nachbefrag. 52. Woche Jan 09 - Aug 09 Mär 09 - Okt 09 Ab Sep 09
PEO-Modell in WHEDA Person Umwelt Aktivität
WHEDA-Ansatz Ansatz Aktivität 1 h offenes Interview mit dem Demenzerkrankten Wie erleben Ihre täglichen Aktivitäten? Welche Aktivitäten sind Ihnen wichtig? Was haben Sie früher gerne gemacht? Was wollen Sie zukünftig wieder gerne tun? 1 h offenes Interview mit dem Angehörigen s.o. Wie erleben Ihre täglichen Betreuungsaktivitäten Ziel: Aktivitäten identifizieren, für die beide hoch motiviert sind und die positiv veränderbar sind
WHEDA-Ansatz Ansatz Umwelt Therapie direkt vor Ort 1 h Erstkontakt und erste Umfeldeinschätzung Zeit für Kontaktaufbau Ist die Wohnung sicher und demenzfreundlich strukturiert? 1 h Aktivitäten- und soziale Umfeldanalyse Welche Aktivitäten führt der Patient wie aus? Wie gut unterstützt der Angehörige dabei? Ziel: Vertrauen aufbauen und Ansätze für Adaptationen im physikalischen und sozialen Umfeld identifizieren
WHEDA-Ansatz Ansatz Person Fertigkeiten des Patienten nicht Funktionen allgemein werden trainiert, sondern die spezifischen Fertigkeiten, die für die wichtigsten Aktivitäten notwendig sind durch das Gelingen soll Motivation für weitere Aktivitäten entstehen Auch der Angehörige wird als Klient betrachtet Wie können seine Problemlöse- und Supervisions- kompetenzen verbessert werden (Lernen am Modell)? Ziel: Erfahrung der Selbstwirksamkeit vermitteln, Hilfe zur Selbsthilfe geben
WHEDA-Ansatz Ansatz Person Umwelt 1h für klientenzentrierte Zielvereinbarung Therapeut bereitet ca. 10 Karten von möglichen Zielaktivitäten vor Patienten und Angehöriger priorisieren ihre Zielaktivitäten, erst separat, dann gemeinsam alle Beteiligten vereinbaren gemeinsam, 1 bis 2 Ziele anzugehen Patienten und Angehöriger bewerten Durchführungs- qualität und ihre Zufriedenheit bei diesen Zielaktivitäten Aktivität Ziel: höchstmögliche Motivation und Mitarbeit aller Beteiligten erreichen
Zusammenfassung Ergotherapie bei Demenz hat sich international in den letzten 20 Jahren von erfahrungsbasierten Ansätzen hin zu evidenzbasierten Methoden entwickelt. Es gilt, die besten internationalen Programme in Deutschland zu prüfen und zu implementieren. In Tübingen bietet die WHEDA-Studie die Möglichkeit, an dieser Aufgabe zum Wohle der Patienten und Angehörigen mitzuwirken.