Es eifre jeder seiner unbestochnen Von Vorurteilen freien Liebe nach! Es strebe von Euch jeder um die Wette, Die Kraft des Steins in seinem Ring an Tag Zu Legen! Komme dieser Kraft mit Sanftmut, Mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun, Mit innigster Ergebenheit in Gott Zu Hilf! Und wenn sich dann der Steine Kräfte Bei euern Kindes-Kindeskindern äußern: So lad ich über tausend tausend Jahre Sie wiederum vor diesen Stuhl. Da wird Ein weisrer Mann auf diesem sitzen Als ich; und sprechen. Geht! So sagte der Bescheidne Richter. 1 (Nathan zu Saladin in Nathan der Weise ) 1 LESSING: Nathan der Weise, (III,7). Vorbemerkung Im großen und ganzen geht es in diesem Referat um das Zeitalter der Aufklärung und um Gotthold Ephraim Lessings Nathan der Weise beziehungsweise im speziellen um die Ringparabel im Hinblick auf den Fragmentenstreit und das damit verbundene Anzweifeln der Verbalinspiration. Desweiteren möchte ich die heutige Stellung der katholischen Kirche im Bezug auf Toleranz von anderen Religionen beleuchten. In Zukunft wird es immer wichtiger werden, theologische Richtlinien zu erarbeiten, die dazu beitragen, die Vision Lessings das geschwisterliche Miteinander aller Religionen im 3. Jahrtausend zu verwirklichen. Deckblatt und Einleitung Seite 1 von 6
Kommen alle Menschen in den Himmel? Diese Frage wird oft von Kindern gestellt, kann jedoch von keinem Erwachsenen wirklich beantwortet werden. Es ist so, dass diese kindliche Frage die Erwachsenen selbst nachdenklich stimmt. Als Christ muss man sich fragen: Was passiert nach dem Tod mit Menschen, die Jesus nicht kennen lernen konnten, Menschen, die vor Jesus gelebt hatten oder auf einem fernen Kontinent so wie die Indianer? Was geschieht mit dem Dalai Lama oder türkischen Kindern, die in unserer westlichen Welt allerdings nach ihrem Glauben aufwachsen, wenn sie sterben? Sind sie für ewig verdammt, obwohl sie ein Leben lang versucht hatten, gut zu leben? Die Vorstellung, dass nur Menschen die Jesus kannten, in den Himmel kommen, passt überhaupt nicht in die kindliche Vorstellung vom Lieben Gott. Die weltpolitischen Entwicklungen seit dem 11. September 2001 zeigen, dass die Frage des Zusammenlebens der Religionen immer mehr zu einer Überlebensfrage der Menschheit wird. Extremistische religiöse Kleingruppen schüren ein Klima der Intoleranz und schrecken auch nicht davor zurück, im Namen der Religion Gewalttaten zu verüben. Aber auch in der europäischen Politik werden religiöse Fragen immer drängender: Soll Gott in der Verfassung stehen? Dürfen Schülerinnen Kopftücher tragen? Soll es islamischen Religionsunterricht geben? Diese Fragen und Problematiken, sollen aufzeigen, dass ein konstruktiver Dialog mit den anderen Weltreligionen nötiger ist als je zuvor. Doch wie kann ein solcher Dialog aussehen, wenn wir Christen einen absoluten Wahrheitsanspruch vertreten? Artet der Dialog dann soweit aus, dass tolerant sein, nicht nur den eigenen Standpunkt zu hinterfragen, sondern auch ihn nicht mehr zu vertreten, bedeutet? Die gesellschaftlichen Ereignisse weisen uns darauf hin, wie dringend wir uns der Frage stellen müssen, inwieweit Toleranz und Identität in einer multikulturellen Gesellschaft zu vereinbaren sind. In diesem aktuellen Zusammenhang stellt sich erneut die Frage: Wie kann ein Miteinander der Religionen gelingen? Wie passen die anderen Weltreligionen in den einen Plan Gottes? Ist es recht, das Heil allein für die Christen zu beanspruchen? Durch diese Fragen gelangt man schnell zu einem Theaterstück aus dem 18. Jahrhundert: Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing. Und zwar weil Lessing im Bezug auf den Toleranzgedanken gegenüber anderen Religionen ein Vordenker seiner Zeit war. Es ist äußerst aufschlussreich, wie ein an der Theologie interessierter Schriftsteller das Zusammenleben der Religionen Judentum, Christentum und Islam vor ca. 250 Jahren gesehen hat. Die Sichtweise Lessings fasziniert seitdem viele Menschen bis in das jetzige Jahrhundert hinein. Die Ringparabel, die Lessing berühmt gemacht hat, gehört wohl mit zu den bekanntesten literarischen Werken der Neuzeit und fordert Theologen immer wieder heraus, sich mit ihrem Anspruch auseinanderzusetzen. In der neuen Aufl age des Lexikons für Theologie und Kirche fi ndet man unter dem Begriff Fragmentenstreit, einige Aussagen zu Lessing: Hier erinnerte der Dichter, z.t. aus solider Kenntnis der früheren Kirchenväter, die evangelische Theologie seiner Zeit an vergessene Wahrheiten und Prinzipien: [ ] Entgegen der damaligen Überbetonung äußerlich-historischer Argumente zur Legitimation des Christentums setzte er auf dessen innere, der Vernunft einleuchtende und der Humanität förderliche Wahrheit. [ ] Die wegweisende Bedeutung von Lessings Anregungen fi ndet in der gegenwärtigen Theologie neues Interesse. 2 2 SCHILSON: Art. Fragmentenstreit: in LThK3 Band III, 1378. http://www.diplomarbeiten24.de/vorschau/25301.html Deckblatt und Einleitung Seite 2 von 6
Die Aufklärung als beherrschende Geistesrichtung Lessing lebte im Zeitalter der Aufklärung, die Ende des 17. Jahrhunderts in England ihren Ausgang nahm und im 18. Jahrhundert das geistige Leben in ganz Europa und Nordamerika bestimmte. Sie wurde im Wesentlichen vom Bürgertum getragen. Die Aufklärung war allgemein eine Epoche in der Geschichte der Völker, in der die religiösen Überlieferungen, die sittlichen Vorschriften, die Gesetze und politischen Einrichtungen nicht mehr einfach geglaubt und hingenommen, sondern dem Urteil der Vernunft unterworfen wurden. Die Literatur und insbesondere das Theater leisteten einen wesentlichen Beitrag die neuen Ideen verwirklichen zu können. Lessing war ein Befürworter dieser Epoche: Lessing gilt als herausragender Vertreter der Ideale und Aktivitäten der Aufklärung in ihrem Eintreten für die Vernunft, Toleranz, Freiheit, Menschlichkeit, gegen Vorurteil, kirchliche Bevormundung und Fürstenwillkür. In der Theologie führte die Auseinandersetzung mit der kirchlichen Orthodoxie zur Entwicklung einer eigenständigen Theologie der Aufklärung. Das Selbstverständnis der Menschen durch das orthodoxe Gedankengut, an das zu glauben, was die Tradition überlieferte, geriet ins Wanken: [ ] [Die Aufklärung] richtete sich gegen die Meinung, dass die Berichte der Bibel nicht natürlich, sondern unmittelbar als göttlich zu begreifen sind. Nicht mehr Gott, sondern der Mensch selbst, war beherrschend in der Geistesrichtung des 18. Jahrhunderts. Es wurde versucht die Religion aus den Bindungen der Tradition zu lösen und das Verhältnis von Vernunft und Offenbarung neu zu bestimmen. Durch öffentliche Diskussionen mischte sich auch erstmals das bürgerliche Volk in theologische Fragen ein. Laien veröffentlichten theologische Schriften und Theologen versuchten, im Laienpublikum eine gezielte Meinung über theologische Dinge zu fördern, um eine kirchenpolitische Position durchsetzen zu können. Anhand dieser Entwicklung entstand eine Mannigfaltigkeit von theologischen Positionen und somit eine Komplexität der Theologie. Die Aufklärung ist ein Ereignis, das Lessing um der Eigenart des Glaubens willen bejaht hat. Auch er versuchte, das Verhältnis von Vernunft und Offenbarung neu zu defi nieren, was in seiner veröffentlichten Schrift Erziehung des Menschengeschlechts zum Ausdruck kommt. Einen erneuten Versuch, dieses Kernproblem zu thematisieren, unternimmt Lessing im Nathan der Weise in der Form eines dramatischen Gedichts. Das Ideal der allgemein geforderten religiösen Toleranz fand vollendeten Ausdruck: Das Wahrheitsproblem der Religionen ist dem Verfügungsbereich der theoretischen Vernunft entzogen und der praktischen Vernunft zur Entscheidung vorgelegt. [ ] Die sittliche Praxis wird zum Kriterium der Beantwortung der Frage nach der wahren Religion. [ ] Die vielberufene Toleranz erwächst bei Lessing [ ] einem leidenschaftlichen Interesse an den Wirkungen eines lebendigem Glauben, bei dem allein die Wirksamkeit und Lebendigkeit für seine Wahrheit zeugen. Wesentlich waren ihm die Toleranz und die Vorstellung einer vernunftsgemäßen natürlichen Religion, in der die konfessionellen Grenzen bedeutungslos wurden. Diese Forderung prägte die Epoche der Aufklärung maßgebend. Aufklärung als Weltbürger Seite 3 von 6
Vom Fragmentenstreit zum dramatischen Gedicht Gotthold Ephraim Lessing beschloss 1748 als einer der ersten Schriftsteller frei, also ohne Geldgeber, die eventuell Einfl uss auf seine Schriften hätten nehmen können, zu arbeiten. Eines seiner letzten Werke war das 1779 erschienene dramatische Gedicht Nathan der Weise welches aus dem Fragmentenstreit hervorging. Die zwei unversöhnlichen Parteien, die sich im Fragmentenstreit gegenüberstanden: Die orthodoxe Buchstabengelehrsamkeit des Pastors Goeze, die stur auf den Machtinteressen von Staat und Kirche beharrte und die Verfechter einer kritisch gebrauchten Vernunft, die als einzige Autorität nur sich selbst verpfl ichtet ist und der sich auch Staat und Kirche nicht entziehen können. Hierbei soll aufgezeigt werden, welchen großen Einfl uss das Werk und der Fragmentenstreit auf die damalige und nachfolgende Generation hatte und bis heute ausübt. http://www.grin.com/de/preview/38593.html Fragmentenstreit Mit dem Titel Fragmentenstreit wird die bedeutendste theologische Auseinandersetzung des 18. Jahrhunderts in Deutschland und die wohl wichtigste Kontroverse zwischen der Aufklärung und der orthodoxen lutherischen Theologie bezeichnet. Im Fragmentenstreit standen sich der orthodoxe Pastor Goeze und Lessing als Dichter der Aufklärung gegenüber. Ablauf Der hamburger Gymnasialprofessor für orientalische Sprachen Hermann Samuel Reimarus verfasst 1735-1767/68 eine Schrift Apologie oder Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes. Mit dieser Schrift soll die natürliche Religion gegen die Zumutungen eines biblischen Glaubens an übernatürliche Offenbarungen und Wunder verteidigt werden. Reimarus wagt aber nicht, die Schrift zu veröffentlichen. Seine Erben stellen Teile einer früheren Fassung der Apologie Gotthold Ephraim Lessing unter der Bedingung zur Verfügung, dass der wahre Verfasser anonym bleibt. Lessing ist ab 1770 Leiter der herzöglichen Bibliothek in Wolfenbüttel und gibt in dieser Funktion ab 1773 die Zeitschrift Zur Geschichte und Litteratur aus den Schätzen der herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel heraus. Darin veröffentlicht er 1774-78 sieben der ihm zugänglichen Passagen aus der Apologie in mehreren Beiträgen unter dem Titel Fragmente eines Ungenannten. Durch irreführende Andeutungen versucht Lessing zusätzlich, den wahren Verfasser zu verbergen. Besonders der vierte Beitrag von 1777 ruft starke Reaktionen hervor. Allein 1777-78 erscheinen 30 Gegenschriften gegen die Fragmente (insgesamt sind es mehr als 50 Schriften). Lessing wird für den Inhalt der Fragmente verantwortlich gemacht, obwohl er die darin vertretenen Positionen nur teilweise teilt und auch eine kritische Abhandlung zu ihnen verfasst. Lessings Hauptgegner in dem Streit ist der hamburger Hauptpastor Johann Melchior Goeze, gegen den Lessing 1778 15 Schriften (u.a. elf Anti-Goeze benannte Schriften) veröffentlicht. 1778 wird Lessing die Zensurfreiheit für die Beiträge aberkannt, gleichzeitig erhält er ein generelles Publikationsverbot für das Gebiet der Religion. Er setzt die Diskussion mit dem dramatischen Gedicht Nathan der Weise als Literatur fort. Die Fragmente werden in der folgenden Zeit mehrfach nachgedruckt, aber erst 1813 wird die Apologie als Gesamtwerk bekannt und Reimarus als der wahre Verfasser nachgewiesen. Die erste vollständige Ausgabe erscheint allerdings erst 1972 im Druck. Fragmentstreit als Inspiration für ein dramatisches Gedicht / Ablauf des Fragmentstreites Seite 4 von 6
Inhalte des Fragmentenstreits Nicht so sehr die deistischen (der Glaube an Gott aus Gründen der Vernunft) Positionen, mehr noch die radikale Bibelkritik in der Apologie von Reimarus ruft starke Empörungen hervor. Einige wichtige Darlegungen: Für Reimarus gibt es keine Wunder, daher sind für ihn die Propheten, Apostel und auch Jesus Christus Betrüger, wenn sie behaupten, Wunder zu tun. Reimarus zweifelt darüber hinaus auch an der moralischen Integrität der biblischen Personen, da ihre Handlungen so vielfach von den Regeln der Tugend, ja des Natur- und Völkerrechts abweichen (Reimarus). Die Apostel werden angeklagt, die Geschichte und Lehre Jesu verfälscht zu haben. Widersprüche in den biblischen Auferstehungsberichten werden nachgewiesen. Die Auferstehung und die Gottessohnschaft Jesu werden abgestritten. Reimarus und Lessing wenden sich gegen die orthodoxe Buchstabenhörigkeit (Bibliolatrie, Lehre der Verbalinspiration (Schrift sei wörtlich von Gott diktiert)) und unterscheiden zwischen den Buchstaben und der Bibel auf der einen Seite und dem Geist bzw. der Religion auf der anderen Seite. Nach Lessing können notwendige Vernunftwahrheiten nicht von zufälligen Geschichtswahrheiten abhängig gemacht werden. Lessings Hauptgegner Goeze hält dagegen an der Verbalinspiration fest. Sein zentrales Anliegen ist die Verteidigung der Bedeutung von historischen Ereignissen und deren Wahrheitsgehalt für den Glauben. Christlicher Glaube könne nicht bestehen, wenn wesentliche Inhalte der (neutestamentlichen) Geschichte geleugnet werden. Lessing stellt den durch die Vernunft begründeten Glauben über einen, der sich nur auf zufällige historische Begebenheiten beruft. Goeze wiederum argumentiert, dass Glaubenswahrheiten nicht unbedingt Vernunftwahrheiten sein müssen und wirft Lessing mehrfach vor, den Rahmen des christlichen Glaubens verlassen zu haben. Zu einem echten Dialog zwischen Goeze und Lessing kommt es indes nicht. Beide Kontrahenten steigern sich immer stärker in eine auch von persönlichen Angriffen gekennzeichnete Polemik hinein. Die Orthodoxie hat im Grunde nicht die Möglichkleit, auf Lessings Thesen zu reagieren, andersherum versteht es Goeze auch nicht, die Schwächen in Lessings Argumentation aufzuweisen. Für Goeze ist der Streit eine ernste Herzensangelegenheit, Lessing bezeichnet ihn jedoch als Katzbalgerei und betont mehrfach, keine Dogmen formulieren zu wollen, sondern Diskussionsbeiträge vorzustellen. Obwohl Goeze ein geachteter Gelehrter ist, kann er jedoch mit seinen sprachlichen und argumentativen Möglichkeiten nicht gegen Lessing bestehen. Auswirkungen Der Fragmentenstreit ist die letzte große Auseinandersetzung der Orthodoxie. Erkennbar werden die Abkehr vom Dogmatismus und die Hinwendung zur Ethik in der Epoche der Aufklärung. Der Fragmentenstreit zeigt, dass eine kritische Betrachtung und Hinterfragung der Bibel mit Mitteln der Vernunft und der historischen Forschung nun möglich wird. Reimarus und Lessing haben Einfl uss auf die weitere Entwicklung der Geistesgeschichte und Theologie (z.b. Historisch-kritische Methode in der Exegese (wörtliche Auslegung) und Initiierung der Leben-Jesu-Forschung). http://www.adlexikon.de/fragmentenstreit.shtml Fragmentstreit - Inhalte und Auswirkungen Seite 5 von 6
2. Vatikanisches Konzil - Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen Nostra aetate 1. Gemäß ihrer Aufgabe, Einheit und Liebe unter den Menschen und damit auch unter den Völkern zu fördern, fasst die Kirche vor allem das ins Auge, was den Menschen gemeinsam ist und sie zur Gemeinschaft untereinander führt. Alle Völker sind eine einzige Gemeinschaft und haben denselben Ursprung; auch haben sie Gott als ein und dasselbe letzte Ziel. Die Menschen erwarten von den verschiedenen Religionen Antwort auf die ungelösten Rätsel des menschlichen Daseins, die heute wie früher die Menschen im tiefsten bewegen: Was ist der Mensch? Was ist Sinn und Ziel unseres Lebens? Was ist der Weg zum wahren Glück? Was ist der Tod, das Gericht und die Vergeltung nach dem Tode? Und schließlich: Was ist jenes letzte und unsagbare Geheimnis unserer Existenz, aus dem wir kommen und wohin wir gehen? 2. Bis heute fi ndet sich bei den verschiedenen Völkern eine gewisse Wahrnehmung einer verborgenen Macht. Alle Religionen suchen Antworten auf die gleichen Fragen. Die Religionen weisen Wege: Lehren und Lebensregeln sowie auch heilige Riten. Die katholische Kirche lehnt nichts von alle dem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist. Mit aufrichtigem Ernst betrachtet sie jene Handlungs- und Lebensweisen, jene Vorschriften und Lehren, die zwar in manchem von dem abweichen, was sie selber für wahr hält und lehrt. Unablässig aber verkündet sie und muss sie verkündigen Christus, der ist der Weg, die Wahrheit und das Leben (Joh 14,6), in dem die Menschen die Fülle des religiösen Lebens fi nden. 3. Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten, den Schöpfer Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat. Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten. Überdies erwarten sie den Tag des Gerichtes, an dem Gott alle Menschen auferweckt und ihnen vergilt. Deshalb legen sie Wert auf sittliche Lebenshaltung und verehren Gott besonders durch Gebet, Almosen und Fasten. 4. Die Kirche glaubt, dass Christus, Juden und Heiden durch das Kreuz versöhnt und beide in sich vereinigt hat. Auch hält sie sich gegenwärtig, dass aus dem jüdischen Volk die Apostel stammen. Obgleich die jüdischen Obrigkeiten mit ihren Anhängern auf den Tod Christi gedrungen haben, kann man dennoch die Ereignisse seines Leidens weder allen damals lebenden Juden noch den heutigen Juden zur Last legen. Gewiss ist die Kirche das neue Volk Gottes, trotzdem darf man die Juden nicht als von Gott verworfen oder verfl ucht darstellen, als wäre dies aus der Heiligen Schrift zu folgern. Darum sollen alle dafür Sorge tragen, dass niemand in der Katechese oder bei der Predigt des Gotteswortes etwas lehre, das mit der evangelischen Wahrheit und dem Geiste Christi nicht im Einklang steht. Auch hat ja Christus, wie die Kirche immer gelehrt hat und lehrt, in Freiheit, um der Sünden aller Menschen willen, sein Leiden und seinen Tod aus unendlicher Liebe auf sich genommen, damit alle das Heil erlangen. So ist es die Aufgabe der Predigt der Kirche, das Kreuz Christi als Zeichen der universalen Liebe Gottes und als Quelle aller Gnaden zu verkünden. 5. Wir können aber Gott, den Vater aller, nicht anrufen, wenn wir irgendwelchen Menschen, die ja nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, die brüderliche Haltung verweigern. Die heilige Schrift sagt: Wer nicht liebt, kennt Gott nicht (1 Joh 4,8). So wird also jeder Theorie oder Praxis das Fundament entzogen, die zwischen Mensch und Mensch, zwischen Volk und Volk bezüglich der Menschenwürde und der daraus fl ießenden Rechte einen Unterschied macht. Deshalb verwirft die Kirche jede Diskriminierung eines Menschen oder jeden Ge- waltakt gegen ihn um seiner Rasse oder Farbe, seines Standes oder seiner Religion willen, weil dies dem Geist Christi widerspricht. Und dementsprechend ruft die Heilige Synode, den Spuren der heiligen Apostel Petrus und Paulus folgend, die Gläubigen mit leidenschaftlichem Ernst dazu auf, dass sie einen guten Wandel unter den Völkern führen (1 Petr 2,12) und womöglich, soviel an ihnen liegt, mit allen Menschen Frieden halten, so dass sie in Wahrheit Söhne des Vaters sind, der im Himmel ist. http://www.weltreligionen.at Offizielle Stellungnahme der kath. Kirche im Bezug auf Toleranz anderer Religionen Seite 6 von 6
Kurze Biografie von Gotthold Ephraim Lessing: Lessing wurde am 22.01.1729 (in der Zeit der Aufklärung) in Kamenz/ Sachsen als Sohn eines Pfarrers geboren. Er besucht die Fürstenschule und studierte Theologie und Philologie in den Jahren 1746-1748. Anschließend wird er Journalist in Berlin und Dramaturg in Hamburg. 1776 heiratet er Eva König, die jedoch bereits 14 Monate später stirbt. Bis zu seinem Tod am 15.02.1781 bleibt Lessing schriftstellerisch produktiv. In seiner Lebenslaufbahn verkehrte Lessing mit bedeutenden Persönlichkeiten, wie Friedrich Nicolai, Moses Mendelssohn, Klopstock etc. Zu seinen bedeutendsten Werken gehören: Die Juden, Miss Sara Sampson, Emilia Galotti und Nathan der Weise. Lessing war einer der bedeutendsten deutschen Dichter, er hat auch wichtige Abhandlungen in der Literatur geschrieben. Als führender Vertreter der deutschen Aufklärung wurde er zum Vordenker für das neue Selbstbewusstsein des Bürgertums. Kurze inhaltliche Zusammenfassung Der Kern des Stückes ist die Erzählung der Ringparabel vor dem Sultan, die sich bereits bei Giovanni Boccaccio fi ndet. Lessings Nathan der Weise geht aus der Auseinandersetzung mit dem Hamburger Hauptpastor Johann Melchior Goeze hervor. Die Handlung spielt zur Zeit der Kreuzzüge in Jerusalem. Als der Jude Nathan von einer Geschäftsreise zurückkommt, erfährt er, dass seine Tochter Recha von einem christlichen Tempelherrn aus dem Feuer gerettet wurde. Dieser Tempelherr verdankt sein Leben der Begnadigung durch den muslimischen Herrscher, Sultan Saladin. Dieser hatte ihn als Einzigen begnadigt, weil er seinem verstorbenen Bruder Assad ähnlich sah. Nathan überredet/überzeugt den Tempelherrn zu einem Besuch, damit sich seine Tochter bedanken kann. Sultan Saladin hat Geldsorgen (möchte seine Schwester Sittah mit einem Bruder des englischen Königs Richard Löwenherz verheiraten). Er stellt Nathan eine Frage um durch seine Antwort, Geld von ihm zu bekommen. Er fragt Nathan nach der wahren Religion. Dieser antwortet mit der Ringparabel. Der Sultan ist davon beeindruckt und bittet, Nathans Freund sein zu dürfen. Der Tempelherr hat sich zu dieser Zeit in Recha verliebt und möchte sie heiraten, obwohl sie die Tochter eines Juden ist. Als er aber herausfi ndet, dass Recha aufgenommen worden ist und ihre leiblichen Eltern Christen waren, wendet er sich an den Patriarchen von Jerusalem. Am Ende stellt sich heraus, dass Recha und der Tempelherr Geschwister sind. Und zugleich die Kinder von Assad, der Bruder von Saladin. Personenkonstellation Benjamin Peter Handout
Mit dem dramatischen Gedicht Nathan der Weise beschäftigte sich Gotthold Ephraim Lessing, der seit 1748 als einer der ersten Schriftsteller frei, also ohne Geldgeber, arbeitete, auf seine weise mit der Problematik von Toleranz fremder Religionen. Gerade Heute ist dieses Thema aktueller denn je. Aktuell sind fragen wie: Soll Gott in der Verfassung stehen?; Dürfen Jesuskreuze in Klassenzimmern hängen?; Dürfen Lehrerinnen im Unterricht, aus religiösen Gründen Kopftücher tragen? und und und. Hiermit soll aufgezeigt werden, welchen großen Einfl uss Nathan der Weise auf die damalige und nachfolgende Generation hatte und bis heute ausübt. Das Werk war eines von Lessings letzten, das 1779 erschien. Dieses ging aus dem Fragmentenstreit hervor. Im Fragmentenstreit standen sich die orthodoxe Buchstabengelehrsamkeit des Pastors Goeze und die Verfechter einer kritisch gebrauchten Vernunft, gegenüber. Der Fragmentenstreit war die bedeutendste theologische Auseinandersetzung des 18. Jahrhunderts in Deutschland und die wohl wichtigste Kontroverse zwischen der Aufklärung und der orthodoxen lutherischen Theologie. Hermann Samuel Reimarus verfasst 1735-1767/68 eine Schrift Apologie oder Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes. Diese Schrift ist sehr Bibelkritisch und äußerte u.a.: Es gibt keine Wunder, daher sind die Propheten, Apostel und auch Jesus Christus Betrüger, wenn sie behaupten, Wunder zu tun. Zweifel an der moralischen Integrität der biblischen Personen, da ihre Handlungen so vielfach von den Regeln der Tugend, ja des Natur- und Völkerrechts abweichen Die Apostel müssen angeklagt werden, die Geschichte und Lehre Jesu verfälscht zu haben. Widersprüche in den biblischen Auferstehungsberichten. Die Auferstehung und die Gottessohnschaft Jesu sei gelogen. Reimarus wagt aber nicht, die Schrift zu veröffentlichen. Seine Erben stellen Teile einer früheren Fassung der Apologie Gotthold Ephraim Lessing zur Verfügung. Lessing veröffentlicht 1774-78 sieben der ihm zugänglichen Passagen aus der Apologie in mehreren Beiträgen unter dem Titel Fragmente eines Ungenannten. Allein 1777-78 erscheinen 30 Gegenschriften gegen die Fragmente Lessing wird für den Inhalt der Fragmente verantwortlich gemacht, obwohl er die darin vertretenen Positionen nur teilweise teilt und auch eine kritische Abhandlung zu ihnen verfasst. Lessings Hauptgegner in dem Streit ist der hamburger Hauptpastor Johann Melchior Goeze, gegen den Lessing 1778 15 Schriften veröffentlicht. 1778 wird Lessing die Zensurfreiheit für die Beiträge aberkannt, gleichzeitig erhält er ein generelles Publikationsverbot für das Gebiet der Religion. Die Fragmente werden in der folgenden Zeit mehrfach nachgedruckt, aber erst 1813 wird die Apologie als Gesamtwerk bekannt und Reimarus als der wahre Verfasser nachgewiesen. Die erste vollständige Ausgabe erscheint allerdings erst 1972 im Druck. Es stellt sich Heute die Frage, wie kann ein Dialog zwischen den unterschiedlichen Religionen aussehen, wenn wir Christen einen absoluten Wahrheitsanspruch vertreten? Artet der Dialog dann soweit aus, dass tolerant sein, nicht nur den eigenen Standpunkt zu hinterfragen, sondern auch ihn nicht mehr zu vertreten, bedeutet? In Zukunft wird es immer wichtiger werden, theologische Richtlinien zu erarbeiten, die dazu beitragen, die Vision Lessings das geschwisterliche Miteinander aller Religionen im 3. Jahrtausend zu verwirklichen. Referat online unter: www.marcel-prinz.net > Schule > GMTG > FTP > Deutsch Prinz Handout