Notwendige Anpassungen der Wirtschaftspolitik im Rahmen der Industrie 4.0 Prof. M. G. Siegle Professor für Logistik und Produktion, Supply Chain Management, Optimierung, Simulation, Decision Support
Industrielle Entwicklungsgeschichte Vier Stufen der industriellen Revolution Industrie 4.0 Ende 18. Jh. Beginn 20. Jh. Beginn 1970er Jahre Aufbau, Optimierung und Steuerung von ganzen Wertschöpfungsnetzwerken in Echtzeit in 20 Jahren Industrialisierung Rationalisierung Automatisierung Durchgängigkeit/ Vernetzung 2
Industrie 4.0 Leitbild für die Zukunft Definition Der Begriff Industrie 4.0 steht für die vierte industrielle Revolution, einer neuen Stufe der Organisation und Planung, Steuerung und Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette über den Lebenszyklus von Produkten. Dieser Zyklus orientiert sich an den zunehmend individualisierten Kundenwünschen und erstreckt sich von der Idee, dem Auftrag über die Entwicklung und Fertigung, die Auslieferung eines Produkts an den Endkunden bis hin zum Recycling, einschließlich der damit verbundenen Dienstleistungen. Basis ist die Verfügbarkeit aller relevanten Informationen in Echtzeit durch Vernetzung aller an der Wertschöpfung beteiligten Instanzen sowie die Fähigkeit aus den Daten den zu jedem Zeitpunkt optimalen Wertschöpfungsfluss abzuleiten. Durch die Verbindung von Menschen, Objekten und Systemen entstehen dynamische, echtzeitoptimierte und selbst organisierende, unternehmensübergreifende Wertschöpfungsnetzwerke, die sich nach unterschiedlichen Kriterien wie bspw. Kosten, Verfügbarkeit und Ressourcenverbrauch optimieren lassen. 3
Produktion 4.0 intelligent und vernetzt Paradigmenwechsel Heute Zentrale Steuerung Etablierten Wertschöpfungsketten Passiven, vorgeplant betriebenen Produktionssystemen Mensch folgt dem Takt der Produktion Starre Mitarbeiteranwesenheit Produktion 4.0 Dezentrale Selbstorganisation Virtuelle Ad-hoc- Organisationen Aktive autonom organisierende Produktionseinheiten Produktion folgt dem Takt des Menschen Individuelle Verfügbarkeitskalender Intelligente Produkte unterstützen den Produktionsprozess aktiv Aufträge steuern sich selbst durch die dynamische Wertschöpfungsketten Ad-hoc-Vernetzung auf Produktions- und Geschäftsebene Auflösung der klassischen Branchengrenzen 4
Quantitative Nutzenpotenziale Einsparungspotenzial in [%] Reduktion Lagerhaltungskosten, Erhöhung Automatisierungsgrad Vermeidung des 100 Bullwhip- Effektes 90 in der Supply 80 Chain 70 60 50 40 30 20 10 0 30-40 10-20 10-20 Verbesserung Overall Equipment Effectiveness (OEE), Verbesserung Personalflexibilität Reduktion von Entwicklungsaufwand für Varianten, Rüstaufwendungen, sowie Trouble -Shooting 60-70 Optimierung der Lagerbestände Ersatzteilen, Zustandsorientierte Wartung Digitale Durchgängigkeit des Engineering (Digital Enterprise Platform) Aufbau von 50-60 echtzeitnahen 40-50 40-50 Qualitätsregelkreisen 20-30 10-20 Aufbau, Planung, Steuerung und Optimierung von ganzen Wertschöpfungsnetzwerken in Echtzeit Wirtschaftsforum 2014 Perspektive Friesland Prof. Siegle 5 16.10.2014 5
Wo stehen wir heute? Das Verständnis für Industrie 4.0 und die dazugehörige Bedeutung kommen langsam in die Breite allerdings haben KMUs größtenteils noch keine Handlungsnotwendigkeit für sich erkannt. Es gibt verständlicherweise Vorbehalte gegen die Nutzung offener Netze. Strukturen für die Entwicklung und Umsetzung von Industrie 4.0 sind aber vorhanden. Es stehen ca. 240 Mio. EUR Fördermittel zur Verfügung. Erste Projekte wurden umgesetzt. Deutschland steht in weltweitem Wettbewerb. Sehr unterschiedliche Interessen der Industrie. Geschwindigkeit Sehr große Erwartungshaltung (der Politik 6
Wo steht Niedersachsen? In Niedersachsen sind wesentliche Treiber für Industrie 4.0 angesiedelt. Das betrifft unsere führenden Unternehmen aus allen Branchen und die Informations- und Kommunikationstechnologien ebenso wie wirtschaftsnahe Forschungseinrichtungen. Das Thema Industrie 4.0 ist ein wichtiger Innovationstreiber für den gesamten Standort Niedersachsen. Da Niedersachsen das Land der Ingenieure ist und durch Tradition und Innovation in Wertschöpfung besticht, bietet sich die Chance, auch bei dem Thema Industrie 4.0 seine Kernkompetenzen weiter auszubauen. Dafür müssen allerdings schon heute die richtigen Weichen gestellt werden, um den Vorsprung zu erarbeiten, der die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes sichern soll. 7
Niedersachsen strategisch und Intelligent entwickeln Niedersachsen sollte intelligent und strategisch entwickelt werden. Zu diesem Zweck sollte das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr ein Lenkungskreis einberufen. Das Gremium könnte aus 20 Vertretern des Ministeriums, der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Gewerkschaften bestehen und soll das bereits vorhandene Know-how im Land bündeln und zu einer Allianz 4.0 Niedersachsen zusammenführen. Eine Strukturstudie "Industrie 4.0 für Niedersachsen" und ein internetgestützter Kompetenzatlas könnte Unternehmen aller Branchen identifizieren, die in Industrie 4.0 - Projekte eingebunden werden sollen. Der Lenkungskreis erstellt einen Masterplan Industrie 4.0 und bereitet konkrete Projekte sowie die Allianz 4.0 Niedersachsen vor. Im ersten Quartal 2015 könnte dann die Allianz offiziell gegründet werden. Für die Allianz würde der Lenkungskreis als zentrales Steuerungsgremium dienen. 8
Arbeitskreis Die Jade Hochschule und der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) haben einen Arbeitskreis Industrie 4.0 gegründet. Arbeitskreis Industrie 4.0 Erste Informationen bekommen Sie unter: Jade Hochschule Wilhelms haven/oldenburg/els fleth S tandort Wilhelmshaven Arbeits kreis leitung Prof. M. G. S iegle Friedrich-Paffrath-S tr. 101 26389 Wilhelmshaven Tel.: 0172-5140068 E-mail: manfred.s ieg le@ jade-hs.de 9
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