Sonntag Sexagesimae mit Kirchenchor und Lobpreisteil

Ähnliche Dokumente
Predigtvorbereitung zu Apostelgeschichte 16,9-15 am Sonntag Sexagesemae, Sonntag, Lesung: Apostelgeschichte 16,9-15

Predigt Apostelgeschichte 16,

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

Sobald wir wiedergeboren sind, gehören wir zum Leib der Gläubigen dem Leib Christi.

Predigten von Hauptpastor Alexander Röder

Evangelisch-Lutherische Freikirche Zionsgemeinde Hartenstein

Im Bibeltext heißt es: Lydia war angetan von dieser Botschaft. Glaube wurde entfacht.

wo Kulturen aufeinandertreffen, da kommt es zu Problemen. Weil verschieden gelebt wird. Weil es vom Gewohnten abweicht und man sich erst kennenlernen

FeG Lörrach Predigtreihe Der Ursprung des Glauens Teil3 (Markus Vaßen) Lörrach, den

Zusammenschau (Synopse) der alten und neuen Einheitsübersetzung

Das, worum es heute geht, ist eine der wichtigsten Grundlagen des Christentums seit über zweitausend Jahren.

Predigt an Sexagesimae Pfarrer Eberhard Weber

Gottesdienst Trinitatis Dreieinheit und wir? Joh 14, Liebe Dreieinigkeits-Gemeinde, Alle guten Dinge sind drei die Zahl 3 hat

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde,

Gottesdienst am 23. Februar 2014 in der Stiftskirche Stuttgart Predigt über Apostelgeschichte 16,6-15 von Prälat Ulrich Mack

Weihbischof Wilhelm Zimmermann. Ansprache im Gottesdienst der Antiochenisch-Orthodoxen Gemeinde Hl. Josef von Damaskus

Das kleine 1x1 einer diakonischen Kirche

Bibelstudium. Martin Müller / pixelio.de

Die ersten Christen in Europa

Gottesdienst am Sonntag, 1. Juli 2018 in der Lukaskirche Teil-Kirchgemeinde Luzern-Stadt «Und er zog voll Freude seines Weges»

Homélie zum 3. Sonntag im Jahreskreis

6. SONNTAG DER OSTERZEIT, JAHRGANG C (SIXTH SUNDAY OF EASTER)

öllig überzeugt in allem Willen

Bibelstellen zur Trauung Neues Testament

Das sozial-revolutionäre Potential einer christlichen Gemeinschaft

Gottes Werkzeug. Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht (Wochenspruch Hebräer 3,15)

Römer 14, Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. 8 Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir

Offenbarung hat Folgen Predigt zu Mt 16,13-19 (Pfingsten 2015)

Gottes Geist führ t zusammen Taufe der Lydia

Gemeindeforum 2013 Leitbild und Vision

Es geht ums Ganze Predigt zu Röm 10,9-18 (17. So n Trin, )

A,4 Persönliches sich Mitteilen in der Gegenwart des Herrn (Schritt 4 und 5)

2 Wie haben die Apostel es damals geschafft, Menschen für Christus zu gewinnen? Eine erste entscheidende Voraussetzung war ihre tiefe Verbundenheit mi

Bibel für Kinder zeigt: Petrus und die Kraft des Gebets

Petrus und die Kraft des Gebets

Gottesdienst für Januar 2012 (als Wortgottesdienst oder Hl. Messe) TAUFE DES HERRN oder Tauferneuerung (dann sind einige Änderungen notwendig)

Wir haben den gleichen Geist! Predigt zum Ökum. Gottesdienst am Hohen Kreuz 2018

Der Grund, weshalb wir als christliche Kirche taufen, liegt also darin, dass Jesus es uns befohlen hat!

Version 8. Juli 2015 Völlige Freude 1. Völlige Freude durch Gehorsam und Bruderliebe

Gottesdienstpreis 2011 für die Bruderhaus-Diakonie in Reutlingen - eine Tauferinnerungsfeier mit behinderten Menschen wird ausgezeichnet

Predigt zu Epheser 1,15-23

«Ich will wissen, was ich glaube!»

Petrus und die Kraft des Gebets

Zweite Missionsreise des Apostel Paulus

Bibelstellen zum Wort Taufe und "verwandten" Wörtern Mt 3,6 sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen.

Eine Sternstunde der europäischen Geschichte Gottesdienst mit Abendmahl an Sexagesimae in der Nikolauskirche Satteldorf am

Predigt zu allein die Schrift und allein aus Gnade am Reformationstag 2017

Der Herr öffnete ihr das Herz Lydia und der Weg zum Glauben

EV.-LUTH. NEUSTÄDTER MARIEN-KIRCHENGEMEINDE BIELEFELD

Apostelgeschichte 16, Liebe Gemeinde,

16 Jesus sprach zu ihnen:

Himmelsbürger Predigt zu Phil 3,17-21 (23. So n Trin, )

Berufen, die großen Taten des Herrn zu verkünden (vgl. 1 Petrus 2,9)

Wer Christ ist, der lässt sich taufen.

Gottesdienst (April) Ostern - Emmaus Ostermontag - Lesejahr B

Weil ich euch in meinem Herzen habe Predigt zu Phil 1,3-11 (22. So n Trin, )

Gottesdienst im Januar 2018 Taufe Jesu (7.1.)

A. Gott möchte jeden gebrauchen

Phil. 1,3-11 Predigt zum 22.S.n.Trinitatis, in Landau und Crailsheim

Was suchst du? Predigt zu Joh 1,35-42 (GrE, 13. So n Trin, )

Kirche und Heimat? Kirche wirft eine neue Wertigkeit des Begriffs in die Diskussion.

Predigt im Gottesdienst am 3. Advent, in der Cyriakuskirche Illingen Predigttext: Römer 15,5-13

Das Leben ist erschienen Predigt über 1. Johannes 1,1-4. Weihnachten 2011

Ostern Gottes Traum. zerbrochene Träume ist es das, was uns Menschen immer wieder bevorsteht: dass

Die Antworten in der Heiligen Messe

Petrus und die Kraft des Gebets

WORTGOTTESDIENST IM MAI 2019 Christi Himmelfahrt

Predigt (1.Joh 4,16-21): Kanzelgruß: Gnade sei mit uns und Friede von Gott, unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.

In der Taufe hat Gott uns angenommen. Wir sind seine Kinder. Jesus ist unser Bruder.

"Folge mir nach!" Miteinander Jesus nachfolgen!

Karnevalssonntag 2013 (Lk 5,1-11)

G:\Predigtskript\GoDi P Stenger In Jesus Christus bleiben (Taufgottesdienst).docx. Johannes 15, 1-8

Vorstellungsgottesdienst der Erstkommunionkinder 2008/2009 Mit Jesus unterwegs

1. Fürbitten. 1. Wir beten in der Stille, dass dieses Kind ein treuer Zeuge des Evangeliums wird.

Brot teilen Kommunion feiern

Manchmal geben uns die Leute einen Spitznamen.

TAUFE VON MARKUS ENGFER GreifBar plus 307 am 15. April 2012 LIED: IN CHRIST ALONE BEGRÜßUNG WARUM TAUFEN WIR: MT 28,16-20

Rede, Herr! Dein Diener hört Lesung aus dem ersten Buch Samuel

Bleibt in meiner Liebe! Predigt zu Joh 15,9-16 (Konfirmation 2019)

Vom Verfolger Zum Prediger

Bibel für Kinder zeigt: Vom Verfolger Zum Prediger

Führst du ein Tagebuch? Es könnte sein, dass

Evangelische Messe anlässlich der Segnung von N.N. und N.N. am. Zu den mit * gekennzeichneten Teilen des Gottesdienstes steht die Gemeinde

11. Sonntag im Jahreskreis Lj A 18. Juni 2017 Lektionar I/A, 268: Ex 19,2 6a Röm 5,6 11 Mt 9,36 10,8

Ablauf und Gebete der Messfeier

Vorlage für die Verabschiedung eines Menschen, dem unsere Christlichen Rituale nicht ohne weiteres vertraut sind.

25. JANUAR TAG DER BERUFUNG DES APOSTELS PAULUS. dass man auf Erden erkenne deinen Weg, * unter allen Heiden dein Heil.

Apostelgeschichte 16,6-15, Predigt Sexagesimae 2014


Ökumenischer Gottesdienst am Pfingstmontag Ist denn Christus zerteilt? (1 Kor 1,1-17)

Text:!! Römer 14,7 13 Lesung:! Römer 13,8 10 Thema:! Was uns verbindet ist stärker als das, was uns trennt.

Input zum Thema "Taufe"

Versöhnung - die Liebe Christi drängt uns (vgl. 2 Korinther 5,14)

1. LESUNG Apg 4, 8-12 In keinem anderen ist das Heil zu finden Lesung aus der Apostelgeschichte

32. SONNTAG IM JAHRESKREIS C / EINGANG:

Liebe Schwestern und Brüder in Christus!

Glaube an Gott braucht keine Kirche! Christ sein ohne Kirche ist nicht möglich!

Transkript:

Sonntag Sexagesimae 23.2.2014 mit Kirchenchor und Lobpreisteil Apostelgeschichte 16, 9-15 Dort hatte Paulus in der Nacht eine Vision. Ein Mazedonier stand da und bat ihn: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns! 10 Auf diese Vision hin wollten wir sofort nach Mazedonien abfahren; denn wir waren überzeugt, dass uns Gott dazu berufen hatte, dort das Evangelium zu verkünden. Das Wirken des Paulus in Philippi 11 So brachen wir von Troas auf und kamen nach Philippi, in eine Stadt im ersten Bezirk von Mazedonien, eine Kolonie. In dieser Stadt hielten wir uns einige Tage auf. 13 Am Sabbat gingen wir durch das Stadttor hinaus an den Fluss, wo wir eine Gebetsstätte vermuteten. Wir setzten uns und sprachen zu den Frauen, die sich eingefunden hatten. 14 Eine Frau namens Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; sie war eine Gottes-fürchtige und der Herr öffnete ihr das Herz, sodass sie den Worten des Paulus aufmerksam lauschte. 15 Als sie und alle, die zu ihrem Haus gehörten, getauft waren, bat sie: Wenn ihr überzeugt seid, dass ich fest an den Herrn glaube, kommt in mein Haus und bleibt da. Und sie nötigte uns. Es freut mich, liebe Schwestern und Brüder, über Lydia, die erste europäische Christin zu predigen, nicht nur weil dieser Name eine wichtige Rolle in meinem Leben spielt. Diese kurze Episode über die Bekehrung einer bemerkenswerten Frau und ihrer Familie, birgt in sich den Anfang einer Entwicklung, die unseren Erdteil und die Welt aufs nach-haltigste geprägt hat und immer noch prägt, wir werden Zeugen, wie sie entsteht: die Ortsgemeinde, auch Parochie genannt. Lydía muss eine bemerkenswerte Frau gewesen sein: selbständige Unternehmerin in der Purpur-Branche. Ost-West-Import-Export aus ihrer Heimat Lydien hinein ins Römerreich, Handel mit sehr teuren Luxustextilien, die nur für die Creme de la Creme, für gekrönte Häupter und dergleichen bestimmt war.

Keine Jüdin, sondern eine der vielen sog. Gottesfürchtigen. So bezeichnete man die Heiden, die mit dem Judentum sympathisierten, die sich den Glauben an den einen Gott und die ethische Lehre aneigneten, ohne völlig zu Juden zu werden, was gar nicht so einfach möglich ist. Lydía ist eine in vieler Hinsicht außergewöhnliche Frau, eine, die aus dem Rahmen fällt, Außenseiterin, Ausländerin, Geschäftsfrau in einer Männerwelt, die auch in Sachen Religion selbstbewusst auftritt. In der jungen Garnison Philippi gibt es zwar eine kleine jüdische Gruppe, aber keine Synagoge. So feiert man ersatzweise am Fluss Gottesdienst, (vielleicht so, wie der Kirchenchor traditionell am Neckar an einer geschützten Stelle unterm Krappenfelsen Sommerfest feiert.) Dort hört Lydía den soeben aus Asien eingetroffenen Wandermissionar Paulus und der Herr öffnete ihr das Herz, sodass sie den Worten des Paulus aufmerksam lauschte. Umgehend erfolgt die Taufe - von Taufunterricht und schriftlichem Antrag ist nicht die Rede. Das Familienoberhaupt Lydia lässt sich taufen mit ihrem ganzen Hause, d.h. ihrer familia, der Hausgemeinschaft, zu der die Unmündigen (Kinder und Sklaven) selbstverständlich dazu gehören. Die erste Unmündigen-Taufe, von der wir in der Bibel hören. Und dann spricht Lydia einen sehr interessanter Satz: Wenn ihr anerkennt, dass ich fest an den Herrn glaube, kommt in mein Haus und bleibt da. Und sie drängte, sie nötigte uns. Lydia, die Selbstbewusste und Selbständige nötigt Paulus und seine Begleiter, in ihr Haus zu kommen und zu bleiben. Dazu waren wohl mehr als 2,3 Worte nötig waren, eher die orientalische dreimalige Aufforderung. Wir alle wissen, wie Nötigung aussieht. Es gibt Leute, die sind wirklich gut im Nötigen. Ein Schulkamerad, der unbedingt etwas von seinen Freunden haben will. Ein Gastgeber, der uns zum Dableiben nötigen will, zum Abendessen, zu einem zweiten Stück Braten oder einem zweiten Viertel Wein, was oft auch etwas Erpresserisches an sich hat. Wer lässt sich schon gerne drängen und nötigen? Andere sind nicht gut im Nötigen, bei denen kann es dann spaßeshalber heißen: Das Essen war gut, nur die Nötigung war schlecht. Die frischbekehrte Heidenchristin Lydia will, dass der Volljude und christliche Missionar Paulus ihr Haus betritt. Doch Paulus zögert. Was befürchtet er? Was geht ihm gegen den Strich? Ich denke die Haus-und Tischgemein-schaft mit einer solchen Frau, würde ihn angreifbar machen für die orthodoxen Juden.

Das wird Lydia sehr wohl wissen, wenn sie volle Gemeinschaft und Anerkennung erbittet, ja richtiggehend fordert: Wenn ihr wirklich anerkennt, dass ich fest an den Herrn glaube, dann bitteschön- habt auch Gemeinschaft mit mir. Lydias Worte haben etwas Forderndes, ja sogar ein bisschen Unverschämtes: Freilich, ich kann ich kein rechtgläubiges Judentum vorweisen, entspreche auch nicht dem traditionellen Frauenbild. Doch nun gehören ich und meine Familie durch unsere Taufe zu euch: darum sollt ihr uns anerkennen, ja ihr müsst es! Oder geht eure Nächstenliebe und Toleranz etwa doch nicht so weit?... So entstand die erste christliche Hausgemeinde auf europäischem Boden, der noch viele andere folgen sollten, bis dann im Laufe der ersten Jahrhunderte im ganzen römischen Reich und darüber hinaus das System der Ortsgemeinden heranwuchs, das bis heute besteht: Christenmenschen, die in einem überschaubaren Gebiet beieinander wohnen, bilden eine Parochie oder Pfarrgemeinde. Sie gehören zueinander, sie versammeln sich zum öffentlichen Gottesdienst, zum Bibelstudium und zu anderen Aktivitäten, betreiben Diakonie und Unterricht und melden sich in der Gesellschaft zu Wort. Freilich wir leben inzwischen im 3. Jahrtausend. Die Völker, Gesellschaften und Kirchen haben sich fortentwickelt und entwickeln sich in geradezu atemberaubender Weise weiter. Und doch- was Gemeinde anbetrifft- befinden wir uns immer wieder an dem Punkt, an dem Lydia und Paulus waren. Immer wieder neu stellt sich die Frage nach gegenseitiger Anerkennung und Zugehörigkeit. Eine spannende Frage, zumal dann, wenn eine Orts-Gemeinde wie in unserem Fall 5200 Seelen zählt und unsere Landeskirche immerhin noch etwa 2 Millionen. Ich möchte die Fragen genauer fassen: - Anerkennen wir wirklich, dass alle, die unserer Gemeinde und Kirche angehören, gleiche Rechte, gleiche Würde und Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse erfahren sollen? Auch die Randgruppen, die Außenseiter, die von der sog. Norm abweichenden, z.b. die Demenzkranken? - Anerkennen wir, dass pietistisch und evangelikal Geprägte, Liberale und kritische Geister bei aktuellen Diskussionen um Lebens-fragen, Lebensformen und auch theologischen Fragen zu anderen, manchmal sogar gegensätzlichen Ergebnissen kommen?

-Anerkennen wir, dass die Mitglieder unserer Gemeinde und Kirche in ganz unterschiedlichen Lebenswelten oder Milieus leben? Salopp gesagt, dass es unter uns SWR 1, 2, 3 und auch SWR 4-Hörer gibt. Die Radiokanäle stellen sehr markante Stilunterschiede dar. Wir sind da in der Regel sehr festgelegt und wenig kompromissbereit. Bei den Milieus spricht da von den Ekel-Schranken des Geschmacks. -Anerkennen wir, dass die Generationen und Lebenswelten ihren jeweils eigenen Stil, ihre eigene Lebenswelt und Lebensform haben? Anerkennen die Jungen, dass die Traditions-bewussten ihre Bedürfnisse haben, was die Form der Gottesdienste, der Predigtsprache und auch der musikalischen Stile gibt? Anerkennen das auch die Traditionsbewussten gegenüber den Progressiven und nach Veränderung Drängenden? Gerade beim letzteren, den Musikstilen habe ich persönlich noch zu lernen und will das auch tun. Wer wie ich mit Bach und Händel groß geworden ist und von Jugend auf in der Kirche nicht viel mehr als Orgel, Kirchen- und Posaunenchor kannte, tut sich zuerst ein bisschen schwer, wenn andere Musikstile dazukommen sollen und zwar gleichberichtigt: Gospel, Pop, Jazz, Rock oder wie heute die Lobpreisband. Doch in Taizé, auf Kirchentagen und in meiner Arbeit, habe ich Toleranz, auch in Punkto Kirchenmusik gelernt und auch an vielem Neuem Geschmack gefunden. Und so kann ich es mit den schönen Versen von Simon Dach halten: Gott stehet mir vor allen, die meine Seele liebt. Drum soll mir auch gefallen, wer mir sich herzlich gibt. Gott hat mir Glaubensgeschwister gegeben und darum lasse ich mir ihre Art ihr Christsein zu leben, zu singen und zu muszieren einfach gefallen - wenn sie sich mir herzlich geben, d.h. wenn wir uns öffnen und uns gegenseitig gelten lassen. Ich habe mir meine Glaubensgeschwister ja nicht ausgesucht! Hätte ich mir meine Mitchristen selber zusammen gesucht, dann fürchte ich, hätte ich womöglich nicht einmal meine Kinder an meiner Seite. Dann wäre das in meinem Fall eine Gemeinde der Bachfreunde. Es wäre eine Klassik- Gemeinde, aber keine Kirche. Es wäre keine geschwisterliche Gemeinschaft und -bei Lichte betrachtet- recht langweilig. Geschwister sucht man sich nicht aus, Geschwister hat man, die sind uns gegeben, so wie uns unsere Eltern, unsere Kinder und Enkel gegeben sind. Das haben Paulus und seine Begleiter beherzigt und sich ins Haus der Lydia

bitten lassen und Gemeinschaft gelebt. So entstanden in Europa Hausgemeinden, in denen Juden und Nichtjuden, Freie und Sklaven, Männer und Frauen gleichberechtigt waren. Das war und ist unerhört, revoluzionär und richtungsweisend. Weil Menschen sich einander willen gefallen ließen - um Christi Willen und allen Unterschiede zum Trotz, darum entstanden die Ortsgemeinden. Und die sind, da stimme ich voll und ganz zu, die sind die Hoffnung der Welt. Eine Kirchengemeinde ist mehr als die Summe ihrer Mitglieder. Und eine Kirche ist mehr als die Ansammlung von Einzelgemeinden. Kirche und Gemeinde ist kein Verein wie andere Vereine, sie ist Gemeinschaft der Heiligen, ja sie ist der Leib Christi. Der auferstandene Jesus Christus ist die Hoffnung der Welt. Darum und nur darum- ist die Gemeinde die Hoffnung der Welt. Alles andere wäre vermessen. Strahlen brechen viele aus einem Licht. Unser Licht heißt Christus. Glieder sind es viele, doch nur ein Leib. Und wir sind eins durch ihn Amen