Mit grossem 09 Bootsmarkt september 2015 4,50 im test Comitti Venezia 25 / 28 Delphia Nano Jeanneau Merry Fisher 605 Sirius 40 DS Freikarten hanseboot Interboot Infos auf Seite 3 Special Bordelektronik High-tech handlich Österreich 5,20 Schweiz 8,50 CHF Schöne Klassiker Comitti 25/28 im Doppeltest Segeln 90 Jahre H-Jolle Praxis Besser sitzen Messen Interboot, Cannes Yachting Festival
17 C 5-7 Beaufort 1-2 m bewölkt Werften unserer Größe können nur erfolgreich sein, wenn sie sich Zeit für die Entwicklung lassen und zukünftige Kunden bei der Entwicklung mit einbeziehen, sagte Sirius-Werftchef Schmidt einmal. Ein Ergebnis dieses Ansatzes haben wir bei der neuen Sirius 40 DS kennengelernt. Text Michael Krieg Fotos Michael Krieg, Aus Plön in die Welt Loïc Madeline, Graham Snook Es gehört zur Erfolgsstrategie der Segelyachtwerft im schleswig-holsteinischen Plön, unterschiedlichste Kundenwünsche so weit wie möglich zu berücksichtigen. Die Ergebnisse sind vielfältig, und die Serienboote in ihrer Umsetzung fast schon mit exklusiven Einzelbauten vergleichbar. Bei der von uns getesteten 40er geht das mit fünf unterschiedlichen Einrichtungsplänen los. Tatsächlich ist es so, dass die Neue so viel Raum bietet, dass noch weit mehr Gestaltungsvarianten möglich sind. Für den Werftchef selbst, der uns beim Test begleitet, ist die größte Überraschung aber die neue Achterkoje. Sie ist zwar nicht die wichtigste und schönste Koje im Schiff, denn die liegt mit drei optionalen Außenwandfenstern zweifellos unter dem Salon. Aber bei der Größe der Yacht muss man eine Achterkabine mit anbieten. Es können acht Personen unter Deck schlafen, wenn man zusätzlich den großen absenkbaren Salontisch ordert. In der Standardversion hat das Schiff keine Achterkoje, sondern an deren Stelle 52 Bootshandel 09/2015 09/2015 Bootshandel 53
Lage, Lage, Lage: Blick voraus (o.) und achteraus (ganz o.) beim Testtörn. Im Schatten des Deckshauses sitzt man im praxisgerecht gestalteten Cockpit geschützt vor Wind und Wetter. zwei riesige Backskisten. Während alle Fender und Festmacher im Ankerkasten gestaut werden können, ist hier Platz für Segel, Schlauchboot und sogar für Klappräder. Ohne Achterkoje ist die Pantry noch etwas länger, und die dann breitere Naviecke rückt nach hinten. Auch ein großer Ölzeugschrank direkt am Niedergang ist vorhanden, doch den gibt es auf Exemplaren mit Achterkoje auch. Dieser Schrank ist bei unserem Testschiff beheizbar mit einem Fach für Seestiefel und Rettungswesten darunter. In Summe bietet die Sirius 40 DS sechs Fuß mehr Innenraum als vergleichbare Segelyachten. Das liegt daran, dass an der breitesten Stelle des Schiffs durch die Etagenbauweise der Raum komplett doppelt genutzt wird. Um Vergleichbares zu finden, was die Maße von Raum, Betten, Pantryund Badgröße angeht, wird man bei Schiffen um 46 Fuß Länge suchen müssen. Mit dem Cockpit zusammen stehen 55 m 2 Wohnfläche zur Verfügung. Unter Deck herrscht Luxus, wohin das Auge blickt: mit einer bestens ausgestatteten Pantry mit Grill, Mikrowellenherd und Geschirrspüler, dazu Stauraum im Überfluss, individuell angepasst auf die Wünsche der Eigner. Es gibt keinen noch so kleinen Raum, der nicht genutzt wird auch wenn man unter den Bodenbrettern in den Keller schaut. Das Deckslayout ist klassisch eine Decksalonyacht. Wer will, platziert die Eignerkoje vorn, weil das ein Inselbett erlaubt. Für mich ist, wie schon bei den kleineren Sirius- Modellen, der schönste Raum der in der Schiffsmitte unterm oberen Salon. Das durchgehend 1,60 m breite Bett liegt am tiefsten und ruhigsten Punkt des Schiffs direkt über dem Kiel. Hier gibt es kein Wasserschlagen und -klatschen wie bei Achterkojen üblich. Bei dieser Konstruktion kommt dem Raum außerdem eine ganz andere Bedeutung zugute: Ist mehr als eine Person an Bord und sind die Interessen unterschiedlich, kann man sich zurückziehen und sein eigenes Ding unter Deck machen. Man hat Licht und Luft, ist aus dem Weg und kann sich ungestört (wohl-)fühlen. Beim Blick ins Eignerbad fällt sofort das 70 cm breite Keramikwaschbecken auf. Es gibt zwei Toiletten: die Haupttoilette als Süßwassertoilette, die andere mit Seewasserspülung als Tages-WC und Sitz in Fahrtrichtung, sodass man sich bei Lage unterwegs gut einkeilen kann. Hier befindet sich auch die abgeteilte, 80 x 90 cm große Dusche mit Wänden aus italienischer Keramik das ist nicht nur edel, sondern auch pflegeleicht. Zur Grundausstattung jeder Sirius gehört auch der begehbare Technikraum, der über eine Luke unterhalb der Sitzgruppe im Decksalon zu erreichen ist. Man sitzt auf der Werkzeugkiste, einem rollbaren Koffer mit 260 Instrumententeilen, die auf die Sirius 40 abgestimmt sind. Alles hat die entsprechende Höhe, um an alles wie Filter, Ersatzteile, Schubladen, Maschine heranzukommen. Treffpunkt Cockpit: Hier ist genug Platz zum Leben und zum Arbeiten. Nirgends ist das Konzept einer Decksalonyacht so konsequent zu Ende gedacht wie bei Sirius. Die Werft nimmt damit eine Alleinstellung auf dem Markt der Decksalonyachten ein. Das ganze Schiff ist um eine einheitliche Sichtachse konzipiert: Egal wo man sich aufhält ob im Salon an Backbord in der u-förmigen Sitzecke um den großen Tisch, im Stehen in der Längspantry oder im Sitzen am Innensteuerstand, an der Navigationsecke steuerbords (wobei man den Sitz hochfahren kann) oder im Cock pit man hat immer dieselbe Augenhöhe. 54 Bootshandel 09/2015
Die Sirius 40 DS bietet sechs Fuß mehr Innenraum als vergleichbare Segelyachten, da durch die Etagenbauweise Skandinavisch klar präsentieren sich Vorschiffs- (o. l.) und die Mittschiffskammer. Und auf Augenhöhe sind ringsherum, mit Blick in alle Richtungen, die großen Fenster angeordnet. Vor allem genießt man hier eine perfekte Sicht voraus. Das ist ein unschätzbarer Vorteil, wenn man ohne Sichtbehinderung im geschützten Cockpit selbst steuert, den Autopiloten einsetzt oder bei Schietwetter den Innensteuerstand aufsucht. Die Sirius 40 DS bietet das perfekte Drinnen-/Draußen-Gefühl. Das erlaubt eine ganz andere Art zu reisen für Menschen, die aktiv und gern segeln, aber nach einer gewissen Zeit ihr Soll erfüllt haben, auf Autopilot umschalten, um mal etwas anderes zu machen. In diesem Fall kann man reingehen, kommt aus dem Wind, der Sonne, Kälte, vielleicht dem Regen heraus, und steuert innen technische daten wie gesegelt Rumpflänge: 11,99 m Länge Wasserlinie: 10,99 m Breite: 4,08 m Tiefgang: Festkiele 2,10 m (optional) 2,00 m / 1,75 m / 1,50 m, Kimmkiel (optional) 1,40 m, Schwenkkiel (optional) 1,00 m bis 2,40 m weiter. Die Sirius 40 DS ist unter Deck ausgesprochen seegerecht konzipiert. Man kann sich überall durchschieben, hat etwas zum Greifen, sodass man sich bei Lage gut festhalten kann. Und das ist an unserem Testtag auch nötig. Denn es weht beim Lokaltermin auf der Ostsee in Böen mit teils mehr als 30 Knoten bei Gewicht: 11.600 kg davon Ballast: 3.450 kg (30 %) Besegelung: Großsegel (serienmäßig) 48,2 m 2, Selbstwendefock 32,3 m 2 (serienmäßig), Genua 69,0 m 2, Spinnaker 150,0 m 2, Rollgennaker 132,0 m 2, Rolldrifter 81,0 m 2 viel Raum fast komplett doppelt genutzt wird. Motorisierung: Volvo-Penta D2 mit 55 PS (41 kw) Schlafplätze: 5 bis 8 CE-Kategorie: A Preis: ab 480.000 Euro wie gesegelt: rund 650.000 Euro entsprechender Welle ideale Testbedingungen für das 10,5 t schwere Schiff. Bei der Beurteilung dieser außergewöhnlichen Yacht lediglich die Wohn- und Bauqualität in den Vordergrund zu stellen, wird dem Schiff nicht gerecht. Gerade auch die Segeleigenschaften können überzeugen, wie wir bei unserem Test feststellen. Immer noch hält sich vielerorts hartnäckig die Meinung, dass Decksalon-Yachten nur mit gemäßigten Segelleistungen aufwarten können. Diese Meinung wurde von uns schon bei früheren Tests (vergleiche Bootshandel-Magazin Februar 2012 für die Sirius 35 DS) aller kleineren Sirius-Yachten widerlegt. Selbst die heute nicht mehr gebaute 32er (getestet im Bootshandel-Magazin Mai 2008), die über Jahre das Bild der Sirius-Yachten geprägt hat, überzeugt seglerisch. Zunächst einmal ist die Manövrierfähigkeit unter Motor beeindruckend. Mit gezielt eingesetzten Gasstößen vor- und Standardausstattung (Auswahl) Großsegel mit 2 Reffreihen, Selbstwendefock, Furlex-Rollanlage, Rohrkicker, Gusseisenkiel, Anker, Kette, elektrische Ankerwinde, Teakdeck und Teak im Cockpit, massive Scheuerleiste, Logge, Echolot, Windmessanlage, 2-Flammen-Gasherd mit Backofen, 130-l-Kühlschrank mit Eisfach, Doppelspüle, 2 WC-Räume, Dusche, Cockpitdusche, Druckwasseranlage, Warmwasserboiler, klappbare Badeplattform, 2 Badeleitern, fester Cockpittisch, Landanschluss, Antifouling Extras (Auswahl) Kuttertakelung, leinenverstellbare Holepunkte, klapp bare Radsteuerung, Innensteuerstand, Heizung, Rumpffenster, 8 Ausbauvarianten achteraus kann die Yacht auf engstem Raum zwischen den Stegen und fast auf der Stelle drehend rückwärts oder vorwärts aus oder in die Boxengasse bugsiert werden. Aus acht Knoten Fahrt auf freiem Wasser kommt die Yacht in eineinhalb Schiffslängen zum Stand. Unser Testschiff ist mit Kimmkielen ausgestattet, was den ermittelten Leistungen nicht zum Nachteil gereicht. Die Linienführung des Rumpfs mit langer Wasserlinie ist modern. Es wurde aber darauf geachtet, dass die Yacht angenehm in die Wellen eintaucht. Und Wellen sind am Testtag reichlich vorhanden. Wie die meisten Sirius-Yachten ist auch die 40-Fuß-Neuheit mit einer aufpreispflichtigen Kuttertakelung ausgerüstet, damit man je nach Witterung im Nu zwischen der serienmäßigen Selbstwendefock und der großen Genua wechseln kann. Zunächst geht es unter Vollzeug, also mit Groß und Genua, raumschots mit maximal 9,3 Knoten hinaus in die Neustädter Bucht. Dann wird die Garderobe massiv verkleinert. Das dau- Man hat das Schiff jederzeit gut im Griff, vor allem auch beim Einhandbedienen. 56 Bootshandel 09/2015
DIE MITBEWERBER Nordship 40 DS Regina 40 Vilm 41 DS Die ausgereifte, komfortable und gut zu segelnde Decksalon-Yacht bietet beste Bauqualität aus Dänemark. Das geteilte Cockpit bietet vorn sieben Personen Platz, der Rudergänger kann separat in der Plicht sitzen. Das offene Layout erlaubt eine großzügige Einrichtung unter Deck. Tel. (0045-7555) 91 55, nordship.dk Die Regina 40 genießt den Ruf eines echten Blauwasserseglers mit hervorragenden Segeleigenschaften. Die geräumigen Kabinen und zwei Nasszellen ermöglichen bequemes Leben an Bord. Vom Innensteuerstand aus hat der Steuermann einen guten Überblick über das Geschehen außerhalb. Tel. (0046-304) 316 65, reginayachts.se Die konsequent auf Einhandbedienung ausgelegte Vilm 41 DS ist eines der Flaggschiffe der Rüganer Werft. Mit Blick auf alle fahrtenseglerischen Ansprüche bietet die Yacht guten Komfort, segelt sehr agil und präsentiert sich auf hohem Qualitätsniveau. Tel. (038301) 435, vilm-yacht.de Rumpflänge: 12,20 m Breite: 3,90 m Tiefgang: 1,80 m (optional 2,00 m) Gewicht: 10.500 kg Besegelung: 78 m² Preis: ab 465.000 Euro Rumpflänge: 12,20 m Breite: 3,78 m Tiefgang: 1,75 m Gewicht: 11.600 kg Besegelung: 87 m² Preis: ab 449.000 Euro Rumpflänge: 12,40 m Breite: 3,91 m Tiefgang: 1,95 m Gewicht: 9.000 kg Besegelung: 83,7 m² Preis: ab 386.000 Euro ert zusammen mit dem Einlegen des zweiten Reffs plus Vorsegelwechsel nur drei Minuten. An der Kreuz pendelt sich die Geschwindigkeit nun konstant bei 6 bis 6,5 Knoten ein. Was mich an Bord erstaunt, sind die geringen Wendewinkel, die wir ermitteln. Sie liegen deutlich unter 80 Grad! Bei 90 Grad Windeinfall kommen wir fast auf die Rumpfgeschwindigkeit von 8,1 Knoten. Im Schatten des Deckshauses und dank des hohen Sülls sitzt man im praxisgerecht gestalteten Cockpit geschützt vor Wind und Wetter auf den breiten, ergonomisch korrekt geformten Bänken. Die schwenkbare Steuersäule und die großen Frontfenster innen erlauben gute Sicht nach vorn in allen Sitzpositionen. Man hat selbst bei den harten Bedingungen des Testtags das Schiff jederzeit gut im Griff. Das gilt vor allem auch fürs Einhandbedienen. Die Plöner Werft spielt in der Oberklasse und hat mit seinem durchdachten Konzept heute einen Exportanteil von 70 bis 80 %. 24 Länder wurden inzwischen beliefert. 14 Schiffe gehen zurzeit jedes Jahr raus. Der Qualitätsstandard jeder einzelnen Yacht ist kaum zu überbieten. Nicht von ungefähr ist die 40 DS für den Award des englischen Fachmagazins Sailing Today in der Cruising-Klasse nominiert worden. Man muss sie gesegelt haben, um zu erfahren, welches Potenzial in der Sirius 40 DS steckt. Das hat natürlich alles seinen Preis. Die Markentreue der Sirius-Kunden ist bemerkenswert, und wer innerhalb der Klasse auf die nächst größere umsteigt, weiß, was er (oder sie) fürs Geld erhält. Für die freundliche Unterstützung danken wir der Sirius-Werft GmbH Ascheberger Straße 68, 24306 Plön, Tel. (04522) 74 46 10, sirius-werft.de 58 Bootshandel 09/2015