Umsetzung der nationalen Herdenschutzstrategie: Zahlen, Fakten und Herausforderungen 2003-2015 Daniel Mettler, Fachstelle Herdenschutz, Agridea
Herdenschutz im Wandel: zwischen Technik und Kultur Nationale Rahmenbedingungen Begriffe und Definitionen zum «Herdenschutz» Zahlen zur Entwicklung 2003-2015 Umsetzung der Konzepte und Richtlinien Schadensquoten Abschuss - Herdenschutz Rechtliche Herausforderungen 2
Nationale Rahmenbedingungen Politik Berner Konvention 1979, (Art. 6 und 9) Nationales Jagdgesetz (Kap 4, Art. 12) JSV (Art. 10) und DZV (Art. 47-49, Anhang 2) Nationales Konzept Wolf (2004, 2008, 2016) Herdenschutzrichtlinien (2014, 2017) Förderung Beratung Umsetzung
Begriffe und Definitionen zum Herdenschutz Verweis DZV auf JSV: Werden Schafe im Weidesystem Umtriebsweide gesömmert, soll neu ein gleich hoher Sömmerungsbeitrag bezahlt werden wie für das System der ständigen Behirtung, sofern der Betrieb Massnahmen zum Herdenschutz gemäss Bundesgesetz vom 20. Juni 1986 über die Jagd und den Schutz wildlebender Säugetiere und Vögel (JSG)143 (vgl. Ziff. 2.9) umsetzt. Damit werden für in Umtriebsweide gesömmerte Schafe Voraussetzungen für einen effektiven Herdenschutz gemäss Jagdgesetzgebung geschaffen. Fussnote 1 im erläuternden Bericht zur Revision der JSV: «Unter Herdenschutz ist dabei die Verhütung von Übergriffen durch Grossraubtiere auf Nutztiere zu verstehen.» «Der Begriff Herdenschutz fasst alle Massnahmen zusammen, die präventiv Verluste vor Raubtieren in Nutztierherden verhindern können. Herdenschutz als Überbegriff bedeutet eine Kombination von verschiedenen Massnahmen, die zu einem Präventionssystem zusammengefügt werden. Der Herdenschutz im Sinne eines Präventionssystem ist abzugrenzen von den übrigen Präventionsbereichen bei den Nutztieren, wie Tiergesundheit und Tierseuchen, Tierschutz (Tierwohl) oder übrigen Risiken wie Naturgefahren oder Diebstahl. Prävention im allgemeinen Sinn kann als vorausschauende Problemvermeidung verstanden werden und ist jeweils unmittelbar mit einer Risikoeinschätzung verbunden. Für den Herdenschutz bedeutet diese vorausschauende Schadensminimierung ein offener Prozess in einem dynamischen System, wo sich sowohl die Raubtiersituation wie auch die betrieblichen Voraussetzungen immer wieder ändern können. Neben den geschützten Grossraubtieren können auch Kleinraubtiere, Greifvögel oder streunende Hunde Verluste verursachen. «4
Fördermittel und Förderinstrumente (JSV Art 10ter) Herdenschutz Betriebliche Massnahmen Zusätzliche Massnahmen mit Fördermittel Weidesysteme Herdenschutzhunde, Zäune ohne Fördermittel Einstallungen, Alpfusionen Esel und Lamas Weitere Förderinstrumente Fachstellen, HSH-Wesen, Beratung und Alpplanungen 5
Förderung im Sömmerungsgebiet (SöBV-DZV) Tierkategorie 2004 2013 2014 Milchkühe 111 123 97 964 107 205 Mutter-und Ammenkühe 18 904 35 608 42 064 700 000 Tiere Anderes Rindvieh 121 169 112 340 118 533 Pferde 4 347 4 393 4 396 Schafe 25 813 23 378 23 191 Ziegen 5 664 5 971 5 856 Andere Tiere 541 533 750 Gesamtbestossung 287 561 280 187 301 995 Auswirkungen Agrarpolitik 2014-17 150 Mio Direktzahlungen Landschaftsqualität Biodiversität Sömmerung 6
Behirtung und Weidesysteme Behirtung Standweide Umtriebsweide 7
Schadensstatistik und Effizienz Anzahl Wölfe Herdenschutzmassnahmen Anzahl Risse 8
Kontrolle und Effizienznachweis Grundsatz: Vertrauen ist besser als Kontrolle HSH-Zucht und HS-Beratung Stichprobensystem Bienenschutz Zauneffizienz durch Eigenverantwortung Sömmerungskontrolle alle 8 Jahre (DZV) Grundsatz: «Best Practise-Methode» Evaluation Statistik «geschützte Alpen» (seit 2012) Evaluation Zaunstatistik (erstmals 2016) Jährliche nationale Datenauswertung für alle Massnahmen (noch nicht geplant) 9
Todesursachen Schafsömmerung 2011 Weidesystem Anzahl Schafe in Prozent Anzahl Abgänge Ständige Behirtung 81 563 1.96 1599 Umtriebsweide 52 490 1.77 929 Standweide 74'921 2.26 1693 Total 208'974 2.02 4221 10
Anzahl geschützte Alpen mit HSH 11
Anzahl Herdenschutzhunde im Einsatz 12
Anzahl Herdenschutzhunde im Einsatz 13
Entwicklung der Unterstützungsbeiträge 14
Umsetzung von Konzept und Richtlinien BAFU Bundesamt für Umwelt Nationales Konzept Wolf (2004, 2008, 2016) Herdenschutzrichtlinien (2014, 2017) Förderung Beratung Welche Massnahmen? Umsetzung Beitragshöhe Effizienznachweis Anreizsystem Praxistauglichkeit Qualitätssicherung Nachhaltigkeit
Rollenentwicklung und Institutionalisierung 1999-2005 Punktuelle Unterstützungen in Pilotregionen 2006 2013 Präventionsperimetern und «Hot-Spots» 2014 2017 Grundlage JSV und Richtlinien Landwirt KORA Landwirt Agridea Landwirt Beratung Landwirt - Agridea Landwirt kant. Beratung Landwirt kant. Verwaltung 16
Beispiel Präventionsperimeter (2010): Risikozonen und Ressourcenverteilung 17
Wahrscheinlichkeitsanalyse dank Wolfsnachweisen 18
Risikomanagement Wolf und Bär 2015 19
Monitoring und Herdenschutz in der Dynamik der Wolfsverbreitung Situation 1: Einzelne Transit-Wölfe Situation 2: residente Einzelwölfe Situation 3: Wolfspaar Situation 4: Wolfsrudel 20
Risikomanagement: Wahrscheinlichkeit von Wolfsangriffen 2016 21
Richtlinien und Förderbeiträge 2016 Allgemeine Rahmenbedingungen Provisorisch in Kraft bis 30.4.2017 Neues Wolfskonzept 2016 Grundlagen für die kantonalen Beratungen (Autonomie) 2. Bundesratsbericht 2017 Änderungen für Übergangsjahr 2016 ab März Alppauschale für Alpen mit HSH (2000.-/500.-) Beitrag für Auszäunen von Wanderwegen bei HSH-Präsenz Erhöhung für LN-Zaunbeiträge (70 + 30 Rp. pro Laufmeter) 80% Finanzierung für «Übrige Massnahmen» Notfallmanagement durch Kantone 22
Unheilige Allianz: Herdenschutz und Abschuss Verknüpfung von «geschützt» oder «ungeschützt» und den Schadensquoten (15, 25 oder 35 tote Tiere) Problembegriffe «unzumutbar und nicht schützbar» Auswirkung seit 2004 auf Nachhaltigkeit des Herdenschutzes Politisierung des gesunden Menschenverstandes Herdenschutz umsetzen = Wolf befürworten 23
Juristische Herausforderungen 24
Recht, Normen und Präzedenzfälle Die «normative Kraft des Faktischen»: Wenn eine neue Hundehaltung nach Gesetzesanpassungen verlangt. «Würde der Kreatur»: Vorwurf der Instrumentalisierung der Arbeitshunde Selbstbestimmung und Gewohnheitsrecht in der Alpwirtschaft: Weiderechte, lokale Organisationsformen und Basisdemokratie Freier Weidegang im Tessin: Tradition oder Illegalität? Herdenschutz mit Eseln: Verbot von Einzelhaltung Zauntypen und Stromspannung: Baugesuche, Schwellenwerte und Wildproblematik HSH-Haltung: Haftpflicht, Sorgfaltspflicht und Rechtspraxis 25
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