Cecilia Guerrero, 11 September 2013 Sambia Bericht 2 I Alltag Nun sind wir genau ein Monat hier und es wundert mich wie schnell, man sich an die Gegebenheiten gewöhnt. Es ist nichts besonderes mehr seine Wäsche per Hand zu waschen, ein paar Stunden kein Strom zu haben oder dass es mal kein Wasser gibt. Andererseits werden die Dinge die man gewohnt war zu etwas Besonderes. Zum Beispiel hat es letztens ein bisschen geregnet. Da die Regensaison erst in November beginnt war es doch ein kleines Highlight und ich muss zugeben, dass ich mich über die paar Tropfen sehr gefreut habe. Das Essen hier mag ich immer mehr, und nach langen Bitten und Geschirrspülen hat mir Maria, die Haushälterin, beigebracht wie man Nshima (Gericht aus Maismehlteig) macht. Die Integration schreitet voran. II Kinder Spiele-Nachmittage Es ist auch noch immer so, dass wir jeden Nachmittag mit den Kindern von 15-17 Uhr spielen. Kristina und ich ergänzen uns da sehr gut, da sie lieber die Kinder mag die ca. 5 Jahre alt sind und ich die älteren Kinder bevorzuge. Mit ihnen spielen wir vor allem Ballspiele. Ein Problem dabei ist jedoch das Verständnis. Ein Fall hat mich sehr bekümmert. Ein Mädchen namens Annie hatte ein Problem und hat sich in sich selbst zurückgezogen. Mit gebrochenem Bemba haben wir erfahren, dass es um ihren Vater ging. Als Sister Patience dann dazu gekommen ist, hat Annie behauptet sie wäre krank. Da sie es Sister Patience nicht sagen wollte und es Kristina und mir nicht sagen konnte, blieb uns nichts anderes übrig als sie nach Hause zu schicken. Es war ein Gefühl der Ohnmacht und wir haben auch nicht erfahren was mit ihr war. Insgesamt ist die Phase der Verzauberung und des Neuen vorbei und es ist die ungeliebte Phase eingetreten wo man Grenzen ziehen muss weil die Kinder, vor allem die Jungs, sie austesten. Es mangelt sehr oft an soziales Verhalten in einer großen Gruppe. Es ist dann schwierig für uns die Kinder zu bestrafen, denn da viele von Ihnen zu Hause geschlagen werden, relativiert das jegliche andere Bestrafung. Manche Jungs führen sich auf wie kleine Patriarchen, die es gewohnt sind, dass Mädchen vor ihnen weichen müssen. Ich merke wie sie ganz baff sind, wenn ich ihnen zeige, dass ich als Mädchen auch mal ein Tor schießen oder den Ball hochhalten kann. Vor allem i Moses hat eine Sonnenbrille entdeckt beim Volleyball sehe ich wie erstaunt sie sind, dass ich ihnen in Sachen
Sport etwas beibringen kann. In Sachen Fußball allerdings, kann ihnen keiner was vormachen. Schon die Kleinsten Jungs fangen an zu kicken und die Großen haben dann sehr coole Tricks drauf. III Frauen- Sister Regina Projekt Bei den Frauen läuft es immer besser. Jetzt da wir sie besser kennen ist es angenehmer Zeit miteinander zu verbringen. Leider ist Sister Regina oft unterwegs so dass wir keine Zeit gefunden haben sie zu Hause zu besuchen. Trotzdem konnten wir damit anfangen ihnen das Lesen und Schreiben beizubringen und da wir erst mal mit dem Alphabet begonnen haben, konnten Kristina und ich da mithelfen. Es war wirklich erfüllend ii Erste Stunde im Lesen und Schreiben ihnen etwas so essentielles beibringen zu können. Man hat dabei gemerkt, dass es ihnen sehr schwer gefallen ist diese Welt zu verstehen in der man Zeichen mit Laute und Bedeutungen verknüpft. Eine Frau hat sogar geweint weil ihr das so schwer fiel andere aber waren sehr stolz auf sich. Daraufhin haben wir den Frauen Hefte und Stifte gekauft und die Hefte mit den Anfangsbuchstaben vom Alphabet beschriftet. Wir wollten sie den Frauen geben damit sie auch zu Hause üben können aber uns wurde dann erzählt, dass die Frauen sie ihren Kindern geben würden und die Hefte deswegen bei den Sisters bleiben müssen. Leider konnten wir den Unterricht nicht fortsetzen, da der Kindergarten angefangen hat und wir sonst im Garten zu viel Lärm gemacht hätten. Wir haben die Hefte und Stifte iii Die Frauen warten gebannt auf ihre Lektion der Sister Regina gegeben damit sie, wenn der Shelter fertiggestellt wird, dort weitermachen kann.
IV Ireen Ireen ist einer der Frauen dieser Gruppe. Sie ist gehbehindert, sorgt alleine für ihre Kinder. Sie ist immer sehr fröhlich und macht das Beste aus ihrer Situation. Deswegen hatten wir uns sehr darauf gefreut sie zu besuchen. Als wir da waren wurden wir sehr herzlich empfangen und ehe wir uns versahen war eine Traube von iv Zu Besuch bei Ireen Nachbarn da die uns auch begrüßen wollte. Wir haben zunächst zwei Moringabäume für Ireen gepflanzt und da wir viel zu viele Samen dabei hatten, haben wir welche an die Nachbarn und Frauen der Umgebung verteilt. Ich freu mich schon in Deutschland zu sein und daran zu denken, dass ein oder zwei Bäumchen in Afrika wachsen die wir gepflanzt haben. V Grace Ende August haben wir Grace kennengelernt. Sie war die erste Frau die wir zu Hause besucht haben. Sie hat keine Arbeit und da sie Witwe ist muss sie ihre fünf Kinder allein versorgen. Eins davon ist Samuel, er ist sehr krank und hatte bereits Malaria und Magenwürmer. Als wir Samuel das erste Mal gesehen haben, war das ein sehr trauriges Erlebnis. Am Samuel kann man nämlich die Grenzen vom materiellen Glück erkennen. Kein Spielzeug der Welt hätte ihn glücklich gemacht, denn er wollte einfach nur gesund sein. Kristina und ich wollten Grace helfen. Sie schlug selbst vor Frittas (heißer Snack) zu machen, zu verkaufen und mit dem Geld unter anderem Essen für Sam kaufen, da er Nshima nicht verträgt. Sister Regina hielt es für eine gute Idee, denn das Haus von Grace liegt an einer von Schülern oft frequentierten Straße. Unser Plan war, mit Grace die Zutaten für die Frittas zu kaufen, ihr bei der Zubereitung zu helfen und ihr das Reinvestieren beibringen. Hochmotiviert sind wir dann die Zutaten für umgerechnet 70 einkaufen gegangen und dachten, dass es bald wenn nicht sofort losgehen würde. An dieser Stelle würde ich gern berichten wie viel besser es heute Grace geht und das auch Samuel wieder zur Schule gehen kann. Leider ist es aber nicht wie gewünscht verlaufen. Als wir Grace verkündet haben, dass wir ihr helfen wollen hat sie sich sehr verhalten gezeigt, wenn nicht sogar es als selbstverständlich wahrgenommen. Zum Einkaufen hat sie uns erst mal eine Stunde warten lassen und als wir sie besucht haben hatte sie noch immer nicht mit dem Verkauf begonnen.
vi Grace und Sam beim ersten treffen. Sie haben sich über die Seife und den Zahnbürsten sehr gefreut v Samuel bei unserem letzten Treffen Als wir unserer Enttäuschung darüber geäußert haben hat uns Sister Joan erzählt, dass Grace sehr viel mit sich selbst zu tun hat, da sowohl sie als auch Samuel HIV-positiv sind. Sie konnte sich zurzeit nicht um die Frittas kümmern, da sie sich erst mal um Samuel kümmern musste. Sein Zustand hatte sich noch verschlechtert. Als wir sie das letzte Mal besucht haben hatte noch mehr abgenommen und seine Augen schauten nur noch ins Leere. Nun haben wir Kazembe verlassen und hoffen, dass es den beiden besser geht, ob durch unsere Hilfe bezweifle ich. Ich würde mir gern vorstellen, dass es Samuel bald besser geht, dass Grace mit dem Frittas-Verkauf beginnt und dass die Familie mit dem Geld mehr machen kann. Ich glaube jedoch eher, dass sie die Zutaten bereits verbraucht hat. Man müsste sich jetzt darüber ärgern, vor allem mit dem Argument, dass man aus dem Geld, jemand anders oder einer Gruppe hätte geholfen werden können. An dieser Stelle bin ich froh, dass Kristina und ich das selbst finanziert haben und kann Grace nicht böse sein, denn ich glaube im Nachhinein, dass Kristina und ich da ein bisschen naiv an die Sache drangegangen sind. Wir wollten ihr helfen, aber ob es ihr langfristig damit besser geht, das hat sie selbst entschieden. Für uns waren es 70, für sie hätte es mehr werden können. VI Waisenhaus Das Waisenhaus von Kazembe war ein sehr interessanter Besuch. Es wird von einen Amerikanischen Pärchen geleitet. Dort wohnen 27 Kinder die ein sehr verwestliches Leben führen. Sie essen nur einmal die Woche traditionell und haben TV-time sowie auch Sweets-time. Die Spielsachen sind sehr bunt, sie haben sehr viele Bücher zur Verfügung und auch die gesundheitliche Versorgung ist sehr gut. Ich konnte nicht umhin zu bemerken, dass es diesen Kindern im Waisenhaus bei weitem besser geht als vielleicht bei ihren leiblichen Eltern.
Als wir sie besucht haben waren auch zufällig auch zwei Freiwillige da die deutsch gesprochen haben. Sie waren auch diejenigen die uns rum geführt haben. Es war sehr spannend von ihrer Arbeit zu erfahren, die hauptsächlich die Einzelförderung von Kindern war. Ein paar Tage später haben sie uns dann bei den Schwestern besucht und die vii Ein Kindertraum von einem Spielplatz mitten im Busch Frauen kennengelernt. VII Lufubu Lufubu war auch ein sehr schöner Ausflug wohin uns Father Peter, unser Nachbar, mitgenommen hat. Anlässlich eines christlichen Wettbewerbs hatten die Jugendliche und Kinder der Gemeinde eine Vorstellung auf die Beine gestellt mit Theater, Tanz & Gesang. Die Traditionellen Tänze fand ich allerdings am Besten. Die Kinder haben bereits so eine Körperbeherrschung, das war wirklich erstaunlich. Nach der Vorstellung haben wir mit der Gemeinde getanzt, gesungen und durften uns viii Traditioneller Tanz aufgeführt von den Kindern der Gemeinde Lufubu nach dem sambischen Motto The beat is here! uns auch an den Trommeln versuchen. Da hatten wir auch die Möglichkeit andere Freiwillige zu treffen. Die drei Polnische Mädels waren sehr charismatisch und haben über Lufubu sehr geschwärmt. Als wir anderntags zusammen bei den Ntumbachushi Falls waren haben wir sie näher kennengelernt. Es ist wirklich immer interessant zu erfahren was andere Freiwillige für eine Arbeit machen und wie sie den Sambischen Lebensstil erfahren.