Hirtenbrief zum Beginn der Österlichen Bußzeit 2019 Miteinander den Weg der Erneuerung gehen

Ähnliche Dokumente
Der Erzbischof von München und Freising

Mit jungen Menschen auf der Suche nach einer glaubwürdigen Kirche

1. Sonntag der Fastenzeit C 14. Februar 2016

MEHR ALS DU SIEHST HIRTENWORT. Ein Leitwort für die Kirchenentwicklung im Bistum Limburg

ERZBISTUM HAMBURG. Pastoraler Orientierungs-Rahmen. für das Erzbistum Hamburg in Leichter Sprache

Berufung. Aufbruch. Zukunft. Beiträge des Erzbischofs (13) Hirtenbrief des Erzbischofs zum Diözesanen Forum 2014

Hirtenwort des Erzbischofs

ihrer Hingabe: Mir geschehe nach deinem Wort, ließ sie sich von Gott bis zum Rand füllen und wurde voll der Gnade.

Domvikar Michael Bredeck Paderborn

1. Sonntag der Fastenzeit Lj B 18. Februar 2018 Lektionar II/B, 69: Gen 9, Petr 3,18 22 Mk 1,12 15

2 Im Evangelium hörten wir, wie ihr der Engel die Botschaft brachte, dass sie die Mutter des Erlösers, des Gottessohnes werden solle. Sie hört, erschr

Erzbischof Dr. Ludwig Schick. O Seligkeit, getauft zu sein

#MachtLichtAn: kfd-klage-andacht zum Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche und Gebet zur Erneuerung der Kirche am 12. Dezember 2018 um 18 Uhr

Inhalt. Hinführung. 2. Woche: Der Barmherzige Vater Unzufrieden Zügellos Alles verschleudert Umkehren Neid überwinden Väterliches Mitleid.

Predigt des Erzbischofs em. Friedrich Kardinal Wetter beim Gottesdienst zum Fest Peter und Paul in der Münchner Liebfrauenkirche am 29.

1. Sonntag der Fastenzeit B 22. Februar 2015 Invocabit - Lesejahr B - Lektionar II/B, 69: Gen 9,8 15; 1 Petr 3,18 22; Mk 1,12 15

29. Sonntag im Jahreskreis - LJ C 20. Oktober 2013

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Erzbischof Dr. Ludwig Schick. Leben und herrschen durch den einen, Jesus Christus (Röm 5,17)

Pingsten Lj A 5. Juni 2017 Lektionar I/A, 215: Apg 2, Kor 12,3b oder Gal 5,16 25 Joh 20,19 23

BOTSCHAFT AUS INDIEN AN DIE GLÄUBIGEN IN DER SCHWEIZ. Liebe Geschwister im Glauben

Karfreitag. Große Fürbitten. Wenn Du an der Reihe bist, tritt bitte bis ganz an den Altar, leg Deinen Zettel nicht vor das Mikrophon und

27. Sonntag im Jahreskreis B Am Anfang war es nicht so! Liebe und Scheitern (Mk 10, 2-16)

Dein Reich komme! NOVENE. um Berufungen zum Priestertum und gottgeweihten Leben

Hirtenwort zum Dialogprozess

Das feiern wir heute, am Fest der heiligsten Dreifaltigkeit.

11. Sonntag im Jahreskreis Lj A 18. Juni 2017 Lektionar I/A, 268: Ex 19,2 6a Röm 5,6 11 Mt 9,36 10,8

Menschenwürde - Sendung und Auftrag aller Christen

O Seligkeit, getauft zu sein

Predigt am 2. Adventssonntag 2015 Thema: Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit

Texte für die Eucharistiefeier III. Thema: Geistliche Berufe

Predigt am Gründonnerstag

2. Sonntag im Advent - Lj A 4. Dezember 2016 Populus Sion Lektionar I/A, 10: Jes 11,1 10 Röm 15,4 9 Mt 3,1 12

Fest der Darstellung des Herrn 2015

Liturgievorschlag für den 2. Adventsonntag LJB

Predigt des Erzbischofs em. Friedrich Kardinal Wetter zur Priesterweihe von Frater Pascal in München-St. Anna am 8. Mai 2010

Vorschläge für Gebetsstunden am 8. jeden Monats

Predigt zu allein die Schrift und allein aus Gnade am Reformationstag 2017

3. Ostersonntag im LJ B 19. April 2015 Lesejahr B - Lektionar II/B, 196: Apg 3,12a ; 2. L 1 Joh 2,1 5a; Ev Lk 24,35 48

Wenn Du an der Reihe bist, tritt bitte bis ganz an den Altar,

Familiengottesdienst am , dem 6. Sonntag der Osterzeit Zum Thema Freundschaft und Vertrauen

Dies ist eine der zentralen Erinnerungen und Mahnungen des heutigen Festes:

Liebe Weihekandidaten, liebe Familienangehörige, liebe Schwestern und Brüder!

Kreuzzeichen L.: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes A.: Amen.

zum Beten mit der Liturgie

Geschenke zu Pfingsten Predigt zu 1 Kor 2,12-16 (Pfingsten 2018)

29. Sonntag im Jahreskreis - Lj C 16. Oktober 2016

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck

Herr Bischof, haben wir bisher alles falsch gemacht? Über Fragen, die der Begriff Neuevangelisierung auslöst.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Wo Himmel und Erde sich berühren

Monat der Weltmission 2011

WORTGOTTESDIENST ZUM VIERTEN ADVENT

1. Johannes 4, 16b-21

Aufnahmefeier für neue KLJB-Mitglieder

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck. Wort des Bischofs zum 01. Januar 2018

seit dem 1. Juli 2014 hat der Seelsorgebereich Neusser Süden keinen leitenden

Fest der Heiligen Familie Heilig sein oder: Der sein, der ich bin. Heilige Familie welche Bilder laufen da vor unserem inneren Auge ab, wenn wir

Kirche das sind die Freundinnen und Freunde Jesu

Meister, wo wohnst du? Er sagte: Kommt und seht!

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, Essen Geistliches Wort zum Sonntag, 22. Februar Fastensonntag Katholische Kirche im WDR

NEUES LEBEN IST MÖGLICH Predigt zur Osternacht 2017

Ignatianische Gemeinschaften im Umfeld der Jesuiten

Päpstliche Missionswerke in Österreich. Gebete

Gottesdienst (April) Ostern - Emmaus Ostermontag - Lesejahr B

SEELSORGEEINHEIT RENCHEN

Rosenkranz zur Familiensynode 2015

1. Fürbitten. 1. Wir beten in der Stille, dass dieses Kind ein treuer Zeuge des Evangeliums wird.

6. Ostersonntag im Lj C 1. Mai 2016

A,4 Persönliches sich Mitteilen in der Gegenwart des Herrn (Schritt 4 und 5)

Reinhard Kardinal Marx: Predigt zum Requiem von Prof. Eugen Biser 1 München, St. Ludwig, 4. April 2014

Ein Brief vom Bischof

Gott ohne Volk? Die Suche nach Wegen aus der Krise. Pfarrkirchen

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck

Predigt des Erzbischofs Friedrich Kardinal Wetter beim Gottesdienst in der Frauenkirche zum Papstsonntag am 22. April 2007

Wenn Jesus kommt, verändert sich alles!

SOLIDARITÄTSAKTION GRUSSKARTE, GEBET UND SPENDE. Liebe Leserin, lieber Leser

22. Sonntag im Jahreskreis - Lj C 28. August 2016

Der alte, heilige Pförtner und der immer junge Glaube

Vorstellungsgottesdienst der Erstkommunionkinder 2008/2009 Mit Jesus unterwegs

Seht her, nun mache ich etwas Neues, spricht der Herr, schon kommt es zum Vorschein

LEITBILD. Kloster Mengkofen. Kreuzschwestern Bayern. Provinz Europa Mitte

Mit Jesus Christus den Menschen nahe sein

Erzbischof Dr. Ludwig Schick. Getauft und gesendet!

Berufung in Zeiten des Umbruchs

Vorbeter: Lasst uns beten, dass es kraft der Taufe und Firmung ein treuer Diener und Zeuge des Evangeliums werde.

Welche Musik hört Ihr eigentlich gerne? Welche Musik tut Euch gut? Welche Musik erhebt Euch über Euren Alltag hinaus und beflügelt Euch?

Café-Etikette Café-Etikette Café-Etikette Café-Etikette

2. Sonntag der Fastenzeit C 21. Februar 2016

9. Tag 19. September 2016 Abschlussgottesdienst in der Pilgerkapelle. Lesung: / Evangelium

BEGLEITHEFT STATIO IN DEN KIRCHEN STATIO IN KALK ABSCHLUSSMESSE IM DOM GOTTES GERECHTIGKEIT IST SEINE BARMHERZIGKEIT.

TRAUUNGSRITUS BEFRAGUNG NACH DER BEREITSCHAFT ZUR CHRISTLICHEN EHE. 12. Der Zelebrant fragt zuerst den Bräutigam:

Licht für die Welt Salz für die Erde Wortgottesfeier

Liebe Schwestern und Brüder,

Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung

Ist denn Christus zerteilt? (1 Kor 1,1-17)

ZEIT FÜR UNS FAMILIENSONNTAGE IM BISTUM ERFURT. 5. Familiensonntag am 18. Februar 2018: Bitte. Danke. Entschuldigung.

Liturgievorschlag für den 3. Adventsonntag LJC Gaudete

Predigt zu Johannes 14, 12-31

WORTGOTTESDIENST IM JULI 2016 Fest Mariä Heimsuchung ( 2. Juli )

Transkript:

Hirtenbrief zum Beginn der Österlichen Bußzeit 2019 Miteinander den Weg der Erneuerung gehen Liebe Schwestern und Brüder, welche Vorsätze haben Sie für diese Fastenzeit gefasst? Worauf wollen Sie verzichten? Sieben Wochen ohne Süßigkeiten oder Alkohol oder soziale Medien? Oft geht es beim Verzichten eigentlich um uns selbst, um unser persönliches Wohlergehen, darum innerlich unabhängiger zu werden oder zu probieren, ob wir auf bestimmte Annehmlichkeiten verzichten können. All das hat seinen Wert. Doch in der Fastenzeit geht es um noch mehr: Es geht darum, das eigene Leben wieder neu zu orientieren, sich bewusst zu werden, was es heißt, Christ zu sein. Denn: Jeder von uns hat eine Mission, eine Sendung, einen Auftrag! In der Fastenzeit sollten wir neu überlegen, ob wir unserer Lebenssendung treu sind und wie wir die Kraft finden, den Weg zu gehen, der wirklich unser Weg ist, den nur wir selbst gehen können. Das Evangelium des ersten Fastensonntages erzählt von der Fastenzeit, die Jesus in der Wüste verbringt. Die 40 Tage sind für ihn ein Nachdenken, Ringen und Beten. Er fragt sich: Was ist meine Sendung? Wie kann ich den Auftrag Gottes an mich verstehen? Was soll ich tun? Was soll ich den Menschen verkünden? Wie soll ich leben? Diese Fragen und die Versuchungen falscher Antworten begleiten ihn durch die Tage in der Wüste. In seinem Ringen und Beten kristallisiert sich eine Entscheidung, eine Wahl, klar heraus. Es ist die Entscheidung, auf keinen Fall den Weg der Macht und der Herrschaft über andere Menschen zu gehen, sondern im Zeichen der Machtlosigkeit, ja der Ohnmacht, die am Ende am Kreuz sichtbar

wird, deutlich zu machen, wer Gott für uns Menschen ist. Es geht ihm ja um das Reich Gottes, darum, dass das Geheimnis Gottes den Menschen erfahrbar wird, dass der Himmel sich öffnet, dass die Wirklichkeit der Liebe Gottes zugänglich wird. Dafür steht Jesus von Nazareth mit seinem Wort, mit seinem Leben und mit seinem Tod. Wenn wir nun die Österliche Bußzeit beginnen, persönlich und als Kirche, als Volk Gottes, dann werden wir eingeladen, mit Jesus diesen Weg zu gehen und unseren Blick frei zu machen für unsere Sendung, für unseren Auftrag in dieser Zeit. Die Fastenzeit soll ja eine Zeit der Exerzitien für die ganze Kirche sein. Um den Blick frei zu machen und manchen Ballast abzuwerfen, der uns beschwert und unseren eigentlichen Auftrag verdeckt, gibt uns die geistliche Tradition der Kirche einen Dreischritt an die Hand, den auch Papst Franziskus immer wieder in der Tradition der Spiritualität der Jesuiten neu einübt. Es ist eine geistliche Übung in drei Schritten. Diese drei spirituellen Schritte gehen so: 1. Es beginnt damit, hinzuschauen und hinzuhören auf das, was geschieht. Die Wirklichkeit in all ihren Dimensionen muss wirklich ernst genommen werden, und die Stimmen der Menschen, besonders der Schwachen, müssen Eingang finden in unser Herz. Es braucht eine Zeit des Hörens. 2. Dann kommt der zweite Schritt: das Verstehen, das Unterscheiden. Das ist wichtig, um die Fülle des Wahrgenommenen und der Eindrücke nach Kriterien zu ordnen. Es geht darum, zu begreifen, was Gott mir sagen will durch das, was aus der Realität auf mich zukommt. Hierbei sind die Orientierung am Evangelium und das Gebet das Wichtigste. 3. Und dann erst kommen die Entscheidungen, die Wahl der konkreten Schritte, die neuen Vorsätze und Selbstverpflichtungen, das neue Handeln in unserem persönlichen Leben und im Leben der Kirche. Ich lade Sie ein, dass wir auch im Erzbistum München und Freising versuchen, immer wieder neu diese Schritte zu gehen. Dabei weiß ich sehr wohl, dass ich als Ihr Bischof besonders gefordert bin, voranzugehen. Doch in den großen Herausforderungen, vor denen wir stehen, brauchen wir einander, brauchen wir den gemeinsamen Weg. Und deshalb ist für mich diese Fastenzeit 2019 auch ein besonderer geistlicher Moment, eine Einladung, gemeinsam und mit Jesus Christus zusammen diese

40 Tage zu erleben, um neu zu begreifen, wozu wir gesandt sind, und auch zu verstehen, was hinter uns bleiben muss, wo wir uns ändern müssen und wo wir Wege der Erneuerung gehen können. Deshalb möchte ich die drei Schritte noch einmal durchdenken: Erster Schritt: Hinhören, Hinschauen Wenn wir auf die letzten Monate blicken, erfüllt uns mich jedenfalls immer wieder das Gefühl der Erschütterung über das, was inmitten der Kirche geschehen ist. Seit Jahren wird uns das mehr und mehr bewusst. Schon seit 2010 beschäftigen wir uns intensiv in der Frage sexuellen Missbrauchs mit Maßnahmen der Prävention und des Kinderschutzes. Und wir haben viel erreicht. Aber ich habe den Eindruck, dass erst jetzt vielen die Herausforderung dieses Geschehens vor Augen steht und auch die Erkenntnis, dass die selbstverständlich notwendigen Maßnahmen zur Prävention, zur Aufarbeitung, zur Orientierung an den Betroffenen nicht ausreichen. Wirklich hinschauen und hinhören bedeutet auch zu sehen, wo falsche Machtstrukturen Hindernisse aufbauen, wo Rechthaberei, Eifersucht und Machtmissbrauch das Klima in der Kirche, in den Pfarreien, in unseren Gemeinschaften vergiften. Wir müssen verstehen, dass wir manche Ursachen des Missbrauchs nur dann überwinden, wenn wir der Wahrheit nicht ausweichen durch Beschwichtigungen und Tabus. Letztlich gilt für das ganze Volk Gottes, für uns alle, liebe Schwestern und Brüder, aber natürlich besonders für uns Bischöfe und Priester: Wo Anspruch und Wirklichkeit auseinander fallen - wo das, was verkündet wird und das was gelebt wird, nicht mehr in Übereinstimmung zu bringen sind -, wird die Glaubwürdigkeit der Kirche zerstört und damit unser Auftrag und unsere Sendung unwirksam. Zweiter Schritt: Verstehen, Unterscheiden Vom Evangelium her ist klar, dass der Schutz von Kindern und Jugendlichen in der Kirche selbstverständlich sein muss. Das Engagement in dieser Aufgabe müssen und werden wir stetig ausbauen und verbessern. Aber im Blick auf Jesus sehen wir auch, dass ein Kern des Problems der Machtmissbrauch in der Kirche ist. Jesus selbst geht den Weg der Machtlosigkeit. Wir müssen gemeinsam im Blick auf das Evangelium eine erneuerte Kirche werden, in der ein anderes Miteinander aller sichtbar wird. Ich weiß

sehr wohl, dass auch hier wir als Bischöfe besonders gefordert sind, und dem werde ich mich auch stellen in meinen unterschiedlichen Aufgaben. Die Phase der Unterscheidung ist nicht möglich ohne das Gebet. Das Gebet öffnet unser Herz und unseren Verstand für die Wahrheit, für die Begegnung mit Jesus Christus, für das Wort des Evangeliums. Ohne das gemeinsame und das persönliche Gebet wird der Schritt der Unterscheidung und des Verstehens nicht wirklich getan werden können. Schon jetzt kann man es spüren. Innerhalb der Kirche scheint das Gegeneinander unterschiedlicher Gruppen und theologischer Überzeugungen größer zu werden. Der Schritt des Zuhörens wird nicht gemacht, und damit auch nicht der Schritt des gemeinsamen Verstehenwollen. Nur aus der Kraft des Gebetes, davon bin ich überzeugt, kommt der Mut, auch wirklich einen Weg der Erneuerung zu gehen, der Veränderung bedeutet und nicht nur zurückblickt, der auf die Zukunft schaut und neue Wege für die Kirche aufzeigt. Deshalb lade ich in dieser Fastenzeit zu drei Gebetszeiten in die Bürgersaalkirche in München ein, damit wir gemeinsam um die Erneuerung der Kirche beten. Und ich bitte auch Sie alle, liebe Schwestern und Brüder, in diesen Wochen besondere Zeiten des Gebetes für eine Erneuerung der Kirche zu halten. Denn wer zu schnell vom ersten Schritt des Hinschauens zum Handeln weitergeht, überspringt den notwendigen Schritt des Verstehens, des Unterscheidens im Licht des Evangeliums. Dazu ist das Gebet unerlässlich. Dritter Schritt: Handeln, Entscheiden Es ist jetzt an der Zeit, als Kirche diese drei Schritte, diesen Weg wirklich zu gehen. Es macht keinen Sinn, nur ein paar Forderungen aufzustellen, ohne dass wir einen solchen geistlichen Weg gehen. Dazu möchte ich auch die Bischofskonferenz ermutigen. Es geht hier nicht einfach um einige kirchenpolitische Maßnahmen, sondern um einen Weg der Erneuerung, der allerdings auch mutig die Themen anpackt, die von den Gläubigen eingebracht werden und die sich auch durch die Diskussionen der letzten Monate als wichtig für den Weg in die Zukunft herausgestellt haben. In der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz haben wir bereits drei Themenfelder genannt, die aber noch eine wirkliche Vertiefung im Sinne der drei Schritte erforderlich machen: das Thema der Macht, des Machtmissbrauchs und der Kontrolle von Macht in der Kirche, der Blick auf die Ausbildung der Priester und die priesterliche Lebensform und ein erneuerter Blick auf Fragen der Sexualmoral der Kirche.

Wir können all das nur miteinander besprechen und auch gemeinsam vorangehen, wenn wir die Schritte des Hinhörens und des Unterscheidens nicht auslassen. Liebe Schwestern und Brüder, ich verspreche Ihnen, dass ich mich sehr dafür einsetzen werde, dass dieser Weg in unserem Erzbistum und auch in der Kirche in Deutschland gegangen wird mit dem Mut, der aus der Kraft des Gebetes kommt. Und so gehe ich mit Ihnen auch persönlich in diese Österliche Bußzeit mit all den Fragen, die ich mir auch selbst stelle, im Blick auf den Weg der Kirche, aber auch auf mein eigenes Leben, so wie Sie es auch tun, wenn Sie sich neu auf den Weg machen, um zu entdecken, was es heißt, heute Christ zu sein. So wünsche ich Ihnen eine gute Zeit des Hörens, des Unterscheidens und des Handelns. Ihr Reinhard Kardinal Marx Erzbischof von München und Freising München, im Februar 2019 Zur Information: Die Gebetszeiten mit Kardinal Marx finden statt in der Bürgersaalkirche in München jeweils am Freitag um 19.30 Uhr am: 8. März 2019, 15. März 2019 und 22. März 2019. Es wird gebeten, den Hirtenbrief am 1. Fastensonntag, 10. März 2019, in allen Gottesdiensten (auch am Vorabend) zu verlesen oder bekannt zu machen. Ergänzend beigefügt ist ein Vorschlag für die Fürbitten.