Fürchtet euch nicht! Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr Liebe Gemeinde! In einem alten Schlager heißt es: Weihnachten, Weihnachten bin ich zu Haus Seid ihr Weihnachten auch zu Hause? Und wo seid ihr zu Hause? Okay, jeder von uns könnte jetzt seine Anschrift mitteilen. Aber ist das schon die ganze Antwort?
Ich glaube nicht. In dem genannten Lied jedenfalls ist es ein bisschen komplizierter: Weihnachten, Weihnachten bin ich zu Haus, wenn auch nur im Traum Worum geht s in dem Lied? Der Sänger träumt sich zurück in die Vergangenheit, als er noch ein Kind war, als er mit Vater und Mutter unter dem Weihnachtsbaum saß. Da war er wirklich zu Hause. Ist das die Antwort? Heimat, das ist gar nicht die Adresse, wo ich jetzt wohne? Heimat, das war früher mal?
Viele sehen das so. Und wenn Heimat früher war, was ist dann heute? Vielleicht ist das für uns Erwachsene ein besonderer Reiz an Weihnachten dass wir s mit ganz vielen Erinnerungen an früher verbinden, als wir noch Kinder waren. Für die meisten von uns sind das schöne Erinnerungen. Da hat Weihnachten zu tun mit Geborgenheit, mit Aufgehobensein, mit zu Hause sein, mit Heimat eben.
Seltsam ist nur: Maria und Josef ist es in der Weihnachtsgeschichte zunächst einmal gar nicht heimatlich zu Mute. Ganz im Gegenteil: Die große Politik zwingt die beiden die Heimat, Nazareth, zu verlassen: Es begab sich aber zu der Zeit dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging Es ist nicht einmal Platz in der Herberge, wie es in der Weihnachtsgeschichte heißt. Ein Stall muss reichen. Und nach Jesu Geburt verlieren sie wieder einmal ihre Heimat auf Zeit, Bethlehem.
Siemüssen sie vor den Soldaten des Herodes nach Ägypten fliehen, um ihr neugeborenes Kind vor dem Tod zu retten. Die Weihnachtsgeschichte ist eine Geschichte von Heimatlosen. Das unterscheidet uns von Maria und Josef: Wir sind sesshaft. Aber auch uns Sesshaften kann die Heimat fremd werden. Die Welt verändert sich rasend schnell. Unser Land verändert sich. Europa verändert sich. Ich glaube viele von uns Sesshaften treibt die Sorge um,
dass ihnen die Zeit, in der wir leben, die Heimat raubt, dass wir das Gewohnte verlieren, dass wir das Vertraute verlieren, das, was man wirklich begreifen und bewältigen kann in einer Welt, die für viele immer unbegreifbarer und kaum noch zu bewältigen zu sein scheint. Wie gesagt: Viele haben Angst davor. Und natürlich gibt es Gründe Angst zu haben. Angst schlägt schnell um in Aggression gegen alles Fremde, oder gar gegen alle Fremden. Selbst die Demokratie gerät bei manchen in Verruf: Die da oben,
das sind die, die uns diese ganzen Veränderungen eingebrockt haben! Weg mit denen! Ich glaube jeder Mensch braucht Heimat. Und jeder Mensch hat ein Recht auf Heimat. Aber, das ist auch klar, niemand hat ein Recht darauf, das alles immer so bleibt, wie es früher war. Aber ist Heimat wirklich das, was früher einmal war? In der Heiligen Schrift jedenfalls ist Heimat nicht in der Vergangenheit, sondern nur in der Gegenwart und in der Zukunft zu finden.
In der Gegenwart sagt Jesus: Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Das gilt für jede Gegenwart. Auch hier und jetzt klopft Jesus an und bittet dich dein Herz aufzumachen, damit er bei dir wohnen kann. Und wenn du aufmachst, dann bist du genau da, wo du hingehörst. Dann bist du zu Haus, bei ihm. Und hinsichtlich der Zukunft sagt der Prophet: Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein.
Da werden alle, die ihm heute die Tür aufmachen, auch morgen bei ihm zu Hause sein. Liebe Gemeinde! Zurück zur Weihnachtsgeschichte: Weihnachten, Weihnachten bin ich zu Haus Das traute, hochheilige Paar, obwohl es nicht zu Hause ist, wirkt doch geborgen, gut aufgehoben, beschützt. Sie sind nicht in der Heimat, aber sie tragen Heimat in ihren Herzen. Denn sie wissen genau, wo sie hingehören.
So lassen sie sich von der fremden und manchmal auch befremdlichen Welt um sie herum keine Angst einjagen. Sie haben gehört und verstanden: Fürchtet euch nicht! Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr Der Heiland ist geboren!, sagt der Engel. Was heißt das? Gott ist Mensch geworden, heißt das.
Gott hat an Weihnachten diese verrückte Welt da draußen, wo du und ich leben, zu seiner Heimat gemacht. Was heißt das? Wo Gott zu Hause ist, sind wir niemals ganz fremd. Wo Gott zu Hause ist, können wir auch zu Hause sein. Hier bin ich zu Haus. Hier kenn ich mich aus. Hier rede ich mit. Und weil ich weiß, wo ich hingehöre, kann ich mich auch öffnen für das, was neu kommt und für die, die neu kommen.
Weil ich Wurzeln habe, kann ich auch anderen gönnen neu Wurzeln zu schlagen. Nochmal: Gott ist Mensch geworden. Gott hat an Weihnachten diese verrückte Welt da draußen, wo du und ich leben, zu seiner Heimat gemacht. Wenn wir ihn haben, kann uns niemand und nichts die Heimat nehmen, auch wenn sich um uns herum so vieles verändert. Weihnachten, Weihnachten bin ich zu Haus
Ja, aber es ist kein nostalgischer Traum von der angeblich so guten, alten Zeit. Weihnachten hat Gott uns nach Hause gebracht. Er hat seine Zelte unter uns aufgeschlagen. Und er will bleiben. Und er wird bleiben. Gott sei Dank! Fürchtet euch nicht! Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr AMEN.