Ökonomische Analyse des Rechts Schlussbemerkung: Wettbewerb und Evolution Harald Wiese Universität Leipzig Wintersemester 2011/2012 Harald Wiese (Universität Leipzig) Schlussbemerkung: Wettbewerb und Evolution Wintersemester 2011/2012 1 / 12
Gliederung der Vorlesung Einleitung E zienz Externe E ekte und Umverteilungsbemühungen Externe E ekte für Fortgeschrittene (Coase) Eigentum versus Haftung Spieltheorie Schadenersatzrecht, spieltheoretisch Strafrecht Privates Eigentum Vertragsrecht Sex und Kinder Aggregation individueller Präferenzen I (normativ) Aggregation individueller Präferenzen II (positiv) Schlussbemerkung: Wettbewerb und Evolution Harald Wiese (Universität Leipzig) Schlussbemerkung: Wettbewerb und Evolution Wintersemester 2011/2012 2 / 12
Überblick Schlussbemerkung: Wettbewerb und Evolution Rückblick und Milchmann Tevje Friedrich August von Hayek Wissen rationalistisches Vorurteil zerstreutes Wissen Regeln, im evolutionären Prozess herausgebildet Konsequenzen Harald Wiese (Universität Leipzig) Schlussbemerkung: Wettbewerb und Evolution Wintersemester 2011/2012 3 / 12
Rückblick Bisher haben wir versucht, gesetzliche Regelungen aus ökonomischer Perspektive (z.b. Nettogewinnprinzip) zu verstehen. Aber: Manche Gesetze und moralische Vorstellungen haben sich über viele Jahrhunderte entwickelt. Möglicherweise erfüllen sie Zwecke, die wir nicht durchschauen, konnten sie sich im Laufe der Zeit durchsetzen (waren erfolgreich), weil sie den Gruppen von Menschen, die sie befolgen, wirtschaftlich und demogra sch nützlich waren. Harald Wiese (Universität Leipzig) Schlussbemerkung: Wettbewerb und Evolution Wintersemester 2011/2012 4 / 12
The ddler on the roof Tevye But in our little village of Anatevka, you might say every one of us is a ddler on the roof, trying to scratch out a pleasant, simple tune without breaking his neck. It isn t easy. You may ask, why do we stay up there if it s so dangerous? We stay because Anatevka is our home... And how do we keep our balance? That I can tell you in one word... Tradition. Because of our traditions, we ve kept our balance for many, many years.... For instance, we always keep our heads covered and always wear a little prayer shawl... This shows our constant devotion to God. You may ask, how did this tradition start? I ll tell you - I don t know. But it s a tradition... Because of our traditions, everyone knows who he is and what God expects him to do. Harald Wiese (Universität Leipzig) Schlussbemerkung: Wettbewerb und Evolution Wintersemester 2011/2012 5 / 12
Friedrich August von Hayek 8. Mai 1899 (Wien) 23. März 1992 (Freiburg im Breisgau) Studium der Rechtswissenschaft, der Volkswirtschaftslehre und der Psychologie in Wien 1931 Ruf an die London School of Economics (Opponent von John Maynard Keynes) 1950 University of Chicago 1962 Universität Freiburg 1974 Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften zusammen mit Gunnar Myrdal Harald Wiese (Universität Leipzig) Schlussbemerkung: Wettbewerb und Evolution Wintersemester 2011/2012 6 / 12
Wissen: rationalistisches Vorurteil von Hayek, Die Verfassung der Freiheit, S. 30f: Die meisten Vorteile des sozialen Lebens, insbesondere in seiner fortschrittlichen Form, die wir Zivilisation nennen, beruhen darauf, daßder Einzelne aus viel mehr Wissen Nutzen zieht, als ihm bewußt ist.... Zivilisation... ist das Ergebnis... des Handelns einiger hundert Generationen. Das heißt aber nicht, daßdie Zivilisation das Produkt eines menschlichen Planes ist, oder auch nur, daßder Mensch weiß, wovon ihr Funktionieren oder ihr Fortbestehen abhängt. Harald Wiese (Universität Leipzig) Schlussbemerkung: Wettbewerb und Evolution Wintersemester 2011/2012 7 / 12
Wissen: zerstreutes Wissen von Hayek, Die Verfassung der Freiheit, S. 33: Es ist nicht mehr als eine Metapher, vom Wissen der Gesellschaft als ganzer zu sprechen. Die Summe des Wissens aller Einzelnen existiert nirgends als integriertes Ganzes. Das große Problem ist, wie alle von diesem Wissen pro tieren können, das nur verstreut als getrennte, partielle, und manchmal widersprüchliche Meinung aller Menschen existiert. Harald Wiese (Universität Leipzig) Schlussbemerkung: Wettbewerb und Evolution Wintersemester 2011/2012 8 / 12
Regeln, im evolutionären Prozess herausgebildet Vanberg: Kulturelle Evolution und die Gestaltung von Regeln, S. 5 Nach Hayek wurden die Regeln und Institutionen, auf denen das menschliche Zusammenleben beruht, in einem evolutionären Prozeßvon Versuch und Irrtum geformt [...], einem Prozeß, in dem die Erfahrungen mit den Funktionseigenschaften solcher Regeln über Generationen hinweg angesammelt wurden. Diese Erfahrung... ist weitgehend implizit in kulturellen Traditionen und gewohnheitsmäßigen Praktiken enthalten und übersteigt bei weitem das, was seine heutigen Nutznießer in dem Sinne wissen, daßsie in der Lage wären, es zu artikulieren. Hayek (nach Vanberg, S. 22): nicht vom Verstand, sondern vom Erfolg gelenkt Harald Wiese (Universität Leipzig) Schlussbemerkung: Wettbewerb und Evolution Wintersemester 2011/2012 9 / 12
Konsequenzen I Friedrich August von Hayek is berühmt für seinen Vortrag von 1968: Der Wettbewerb als Entdeckungsverfahren Hayek (nach Vanberg, S. 43): Wenn wir fortschreiten sollen, müssen wir Raum lassen für eine fortwährende Revision unserer gegenwärtigen Vorstellungen und Ideale, die durch weitere Erfahrung notwendig gemacht wird. Vanberg: Kulturelle Evolution und die Gestaltung von Regeln, S. 43f.... das Bild eines mehrfach abgestuften Systems von Regeln... Harald Wiese (Universität Leipzig) Schlussbemerkung: Wettbewerb und Evolution Wintersemester 2011/2012 10 / 12
Konsequenzen II Da wir nicht wissen können, welches die beste Methode ist, Autos herzustellen, sorgen wir für einen Marktrahmen, in dem alternative Produktionsverfahren unter geeigneten wettbewerblichen Bedingungen ausprobiert werden können. Da wir nicht wissen können, welche Regeln für den Marktwettbewerb am geeignetsten sind, sollten wir versuchen einen Rahmen zu etablieren, z.b. innerhalb eines föderativen politischen Systems der es erlaubt, alternative Marktregeln auszuprobieren.... Und da wir nicht im voraus wissen können, welches die besten Regeln für den politischen Entscheidungsprozeßsind, der seinerseits über Regeln entscheidet, sollten wir versuchen, auch jene Regeln geeigneten wettbewerblichen Beschränkungen auszusetzen. Harald Wiese (Universität Leipzig) Schlussbemerkung: Wettbewerb und Evolution Wintersemester 2011/2012 11 / 12
Danke für s Zuhören!! Klausur am 25.01., 11:30-12:30 Rückgabe am 01.02., 11:15 Harald Wiese (Universität Leipzig) Schlussbemerkung: Wettbewerb und Evolution Wintersemester 2011/2012 12 / 12