Predigt am Palmsonntag, , Vikarin L. Teuchert

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Können Sie sich vielleicht auch noch daran erinnern, wie Sie sich fühlten, als Sie diesen Brief lasen?

Transkript:

Predigt am Palmsonntag, 25.3.2018, Vikarin L. Teuchert Predigttext: Jes 50,4-9 Liebe Gemeinde, Er weckt mich alle Morgen, er weckt mir selbst das Ohr. Als Jochen Klepper dieses Lied über unseren Predigttext schreibt, hat er schon einiges hinter sich. An einem Morgen in der Karwoche 1938 liest er wie immer die Bibelverse der Herrnhuter Losungen für das jeweilige Datum. Seit einigen Jahren schon beginnt er so seinen Tag. Was ihm an den Bibelworten besonders wichtig ist, übernimmt er dann als erstes in sein Tagebuch. So entstehen Jahr um Jahr umfangreiche Schilderungen, in denen sich Bibelwort und Zeitgeschehen mischen. Heute aber lässt ihm der Bibelvers auch den Tag über keine Ruhe. Ich schrieb heute ein Morgenlied über Jes 50,4.5.7.8, die Worte, die mir den ganzen Tag nicht aus dem Ohr gegangen waren., steht am Abend in seinem Tagebuch. Wieso geht ihm dieses Lied vom Gottesknecht denn ein Lied ist es nämlich auch in der Bibel ursprünglich wieso geht ihm das so zu Herzen? Wahrscheinlich zuallererst, weil er ihm so ähnlich ist. Eine Gestalt, körperlich angegriffen wie er. Klepper hat Theologie studiert, aber wegen seiner labilen Gesundheit das Studium abgebrochen und auf das Pfarramt verzichtet. Stattdessen wird er Journalist und Dichter, schreibt Artikel für die Feuilletons und Kirchenlieder. Der große Erfolg bleibt aus. Ein Theologe ohne Abschluss, ein Publizist ohne publizistische Karriere, so lese ich in einem Porträt. Nach der Gleichschaltung des Rundfunks durch die Nationalsozialisten wird er aus seiner Stellung entlassen, weil er eine jüdische Frau hat und eine Zeit lang Mitglied der SPD war. Er zieht weiter, aber auch an seiner neuen Arbeitsstelle wird ihm gekündigt. Als er das Lied schreibt, ist er bereits seit einem Jahr aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen und hat damit faktisch Berufsverbot. Auf seinem Stolperstein in Berlin Nikolassee steht: Hier wohnte Jochen Klepper. Gedemütigt, entrechtet.

Genau das könnte auch auf einem Gedenkstein für den Gottesknecht aus dem Jesajabuch stehen. Auch er lebt in einem Land, das die Israeliten unterdrückt, im babylonischen Exil. Auch er muss Schläge einstecken, auch er erntet Spott und hat Schwierigkeiten, seinen Auftrag auszuführen. Täglich holt er sich dafür Gottes Kraft am Morgen, er muss sich überwinden, wieder aufzustehen und weiterzumachen. Was ist sein Auftrag? Mit den Müden zu reden. Sensibel, zuhörend, tröstend und aufrichtend mit den Menschen zu reden, die das Exil nicht mehr aushalten können, das ist sein Beruf. Entgegen der herrschenden Politik im Land. Ob Klepper sich auch darin wiedergefunden hat? Die Sprache war jedenfalls auch sein Geschäft. Einen Roman hat er hinterlassen, er heißt Der Vater. Darin porträtiert er König Friedrich Wilhelm I als einen guten Herrscher, der seinem Land eher dienen will als es herrisch anzuführen. Dieser Roman kostete ihn die freie Berufsausübung. So preußisch und rückwärtsgewandt er ist, steckt im Gedanken von einem dienenden König in dieser Zeit doch ein Stück Oppositionsliteratur. So wie das Jesajabuch einmal als Oppositionsliteratur bezeichnet worden ist. Klepper stößt also auf eine Gestalt in der Bibel, in der er sich wiederfinden kann, in seiner entrechteten Lage. Die Gestalt des Gottesknechtes, die Gestalt Jesu in der Passion. Das rührt ihn an. Aber noch mehr: Es verändert ihn. Es befähigt ihn. Dazu nämlich, einen aufrechten Gang zu bewahren. Gott der Herr hat mir das Ohr geöffnet. Und ich bin nicht ungehorsam und weiche nicht zurück., sagt der Gottesknecht. Sich an diese Gestalt zu halten, befähigt Klepper, aufrecht weiterzugehen. Andere beschämen ihn, aber er schämt sich nicht. Er übernimmt ihren Blick nicht. Er wird geradezu scham-los. Ja, ich meine: der Gottesknecht und Jochen Klepper sind zwei Gestalten, die bei Gott ihre Scham losgeworden sind. Offenen Blicks widersteht Klepper den Chefredakteuren, die ihn entlassen, den Menschen auf der Straße, die ihn und seine Frau schräg anschauen. Gott sagt ihm täglich, dass er sich dafür nicht zu schämen braucht. Für seine Frau nicht, für

seine Überzeugungen nicht, für seine Gebrechlichkeit nicht. Im Gottesknecht, in Jesus Christus, hat Gott die Maßstäbe gedreht, wofür man sich schämen sollte und vor allem, wofür nicht. Das allein ist schon ein Evangelium, das die Welt braucht, finde ich. Denn wer sich wofür schämt, das ist unserer Welt doch manchmal etwas schräg, wenn man vom Maßstab des Gottesknechtes her darauf schaut. Fragen wir uns einmal: Wofür schäme ich mich heute, nur weil eine herrschende Kultur es mir vorgibt? Für meinen Körper? Der nicht so ist, wie er angeblich sein sollte? Für mein Scheitern? Beruflich oder privat? Und auch: Für wen schämen wir uns? Wer ist uns peinlich, obwohl er es nicht sein müsste von Gott aus betrachtet? Die gebrechlichen Menschen, die mit Behinderung? Ich glaube: Wer seine Scham bei Gott los wird, heute wie damals, der wird widerständig. Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel. Aber Gott der HERR hilft mir, darum werde ich nicht zuschanden. Darum hab ich mein Angesicht hart gemacht wie einen Kieselstein; denn ich weiß, dass ich nicht zuschanden werde. Er ist nahe, der mich gerecht spricht; wer will mit mir rechten? Lasst uns zusammen vortreten! Wer will mein Recht anfechten? Der komme her zu mir! Siehe, Gott der HERR hilft mir; wer will mich verdammen? So singt der Gottesknecht. Und auch der Schluss des Textes, dass sie alle zerfallen werden wie ein Kleid und Motten sie fressen, hat sich durch die Geschichte auf lange Sicht bewahrheitet, wenn ich an Klepper denke. Vielleicht befähigen Bibeltexte auch dazu, in größeren Bögen der Geschichte zu denken, und die aktuellen Herrscher relativ zu sehen. Wie der Gottesknecht wird Klepper fähig, die Schläge und die Beschämung einzustecken, ihnen offen und ohne Scham entgegenzutreten, das Spiel nicht mitzumachen und kleinbeizugeben. Sich nicht kleinmachen zu lassen von anderen, von einer herrschenden Ideologie.

In der Karwoche, die heute anbricht, betrachten wir diese wunderlichen Gestalten: den Gottesknecht und Jesus, in dem sich die Gestalt aus Jesaja spiegelt. Diese unansehnlichen Gestalten anzuschauen, das macht widerständig und geradezu schamlos ohne sich zu versteifen. Ohne hart zu werden und die Lippen aufeinanderzupressen. Es macht aufrecht und frei, frei zum Hören und Reden, beweglich im Gespräch mit Gott und mit Menschen, stark gerade darin, verletzlich zu bleiben. Doch bevor ich Ihnen das Hohelied des Durchhaltens singe, muss ich Ihnen das Ende der Geschichte erzählen, liebe Gemeinde. Am Ende nämlich hat Jochen Klepper der Müdigkeit nicht mehr widerstehen können. Auch er wurde müde, lebensmüde sogar. Am Ende hat er es nicht mehr geschafft, sich und seine Familie der sicheren Deportation auszuliefern, also die Wange hinzuhalten und den Rücken. Vielleicht wäre es sogar besser gewesen, er hätte schon viel früher damit aufgehört und wäre ins Ausland geflohen. Am Ende ist er zurückgegangen zu seinem Vater, als seine Kraft zu Ende war. Aber wissen Sie, das ist das Schöne: Zu widerstehen bis zuletzt, das müssen wir als Christinnen und Christen letzten Endes auch nicht leisten. Einer hat es für uns schon getan. Diese Kraft, nie lebensmüde zu werden, hat nur Gott, der das Leben gibt und von dem alle Lebenskraft kommt. Die Kraft, dem Tod die Stirn zu bieten, fließt Jesus von Gott her zu. Keiner von uns muss so heroisch sein. Jesus hatte diese Kraft wie kein anderer, er hat es ausgehalten, er hat sich hingegeben und er hat es an unserer Stelle getan. Sie und ich, liebe Gemeinde, dürfen müde sein und uns darauf verlassen. Tagtäglich wartet Gott an der Schwelle des Tages, um uns aufzurichten und uns ins Leben zu locken, trotz aller Widrigkeiten und doch hängt es nicht an uns. Wenn es aber gelingt und Gott unser Ohr öffnen kann, dann scheint etwas auf davon: dass Gott uns umhüllt mit seinem Wort und Licht, damit uns nichts gebricht, wie Klepper dichtet,

dass wir nicht zuschanden werden und uns schämen für die falschen Dinge, sondern aufgerichtet in den Tag gehen können. Amen.