Menschliches Verhalten: Der Turing-Test. C. Künstliche Intelligenz. Loebner-Preis für Turing-Test. Dimensionen der Künstlichen Intelligenz

Ähnliche Dokumente
C. Künstliche Intelligenz

Dimensionen der Künstlichen Intelligenz. C. Künstliche Intelligenz. Loebner-Preis für Turing-Test. Menschliches Verhalten: Der Turing Test.

Definitionen der Künstlichen Intelligenz. Übersicht. Loebner-Preis für Turing-Test. Menschliches Verhalten: Der Turing Test

Übersicht. 1. Einführung. I Künstliche Intelligenz

Seminar Künstliche Intelligenz Wintersemester 2013/14

Seminar Künstliche Intelligenz Wintersemester 2014/15

Vorlesung Künstliche Intelligenz Wintersemester 2009/10. Teil I: Überblick. Kap.1: Themen und Techniken der KI

Vorlesung Künstliche Intelligenz Wintersemester 2008/09. Teil I: Überblick. Kap.1: Themen und Techniken der KI

Einführung in die Methoden der Künstlichen Intelligenz

Vorlesung Künstliche Intelligenz Wintersemester 2007/08. Teil I: Überblick. Kap.1: Themen und Techniken der KI

Teil I: Überblick. Kap.1: Themen und Techniken der KI. Was ist Künstliche Intelligenz?

Vorlesung Künstliche Intelligenz Wintersemester 2006/07. Teil I: Überblick. Kap.1: Themen und Techniken der KI

1.1 Was ist KI? 1.1 Was ist KI? Grundlagen der Künstlichen Intelligenz. 1.2 Menschlich handeln. 1.3 Menschlich denken. 1.

Grundlagen der Künstlichen Intelligenz

Modul Künstliche Intelligenz. Prof. Dr. Heinrich Jasper TU Bergakademie Freiberg Künstliche Intelligenz und Datenbanken

Einführung in die AI

Künstliche Intelligenz

Motivation und Geschichte. Geschichte der Logik Logik und Informatik

Künstliche Intelligenz

Wissensrepräsentation

1.1 Was ist KI? Grundlagen der Künstlichen Intelligenz. 1.1 Was ist KI? 1.2 Eine kurze Geschichte der KI. 1.3 KI-Systeme früher und heute. Was ist KI?

Künstliche Intelligenz

/26

Einführung in die Artificial Intelligence. Jochen Renz

Motivation und Geschichte. Geschichte der Logik Logik und Informatik

Suche in Spielbäumen Projektvorschläge

Grundlagen der Künstlichen Intelligenz

Sudoku. Warum 6? Warum 6?

Künstliche Intelligenz

Physical Symbol Systems Hypothesis (Newell, Simon)

Einführung in die Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz Geplanter Inhalt

Einführung in die Artificial Intelligence

7. Vorlesung Neuronale Netze

Entwicklung und Einsatz von Expertensystemen

Woher Methoden der KI stammen Gebiete der Künstlichen Intelligenz wissensbasierte Systeme

Computerlinguistische Grundlagen. Jürgen Hermes Wintersemester 17/18 Sprachliche Informationsverarbeitung Institut für Linguistik Universität zu Köln

Künstliche Intelligenz

COMPUTERLINGUISTISCHE PROBLEME BEI DER BEARBEITUNG GROSSER TEXTMENGEN

Logik und Beweisbarkeit

auf einer Suche basierender problemlösender Agent (Kapitel 3) logischer Planungsagent (Kapitel 10)

Einführung in die Theoretische Informatik

Einführung in die Theoretische Informatik. Woche 1. Harald Zankl. Institut für UIBK Wintersemester 2014/2015.

Prof. Dr. Lars Schmidt-Thieme. Schüler-Universität, 10. Mai 2012

Einführung in die Computerlinguistik

Die Geschichte der künstlichen Intelligenz

Einführung in Expertensysteme

Werden wir Schoßhunde der Roboter sein? Herbert Stoyan Universität Erlangen

Image: (CC-0) Künstliche Intelligenz & Bildung Nicht nur für ExpertInnen

Einführung in die Künstliche Intelligenz

Maschinelles Lernen Entwicklung und aktuelle Anwendungen

Kognitionswissenschaft

Vorlesung. Wissensbasierte Systeme

Konnektionismus und Kognition

Thermostaten und Computer. das Versprechen der KI

Fuzzy Logic und Wahrscheinlichkeit

Formale Logik. PD Dr. Markus Junker Abteilung für Mathematische Logik Universität Freiburg. Wintersemester 16/17 Sitzung vom 9.

Alan Mathison Turing: Computing Machinery and Intelligence

Maschinelle Intelligenz. Stefan Nordhausen

Case-Based Reasoning und anderen Inferenzmechanismen

Einführung in die Methoden der Künstlichen Intelligenz, WS 02/03

Zusammenhänge präzisieren im Modell

A O T Agententechnologien in betrieblichen Anwendungen und der Telekommunikation A O T

Logik für Informatiker

Organisatorisches. Zeit und Ort: Di 8 10 MZH 1090 Mi MZH 1110

Einführung in die Künstliche Intelligenz

Perzeptronen. Katrin Dust, Felix Oppermann Universität Oldenburg, FK II - Department für Informatik Vortrag im Rahmen des Proseminars 2004

Bisher angebotene Vorlesungen

Künstliche Intelligenz

Was ist mathematische Logik?

Teil II: Einstieg in Expertensysteme

Künstliche Intelligenz

Logik. Vorlesung im Wintersemester 2010

Künstliche Intelligenz

Logik in der Informatik

Künstliche Intelligenz

Logik für Informatiker

Künstliche Intelligenz im Informatikunterricht -Unterrichtseinheit Chatbots- Klasse 9/10. Helmut Witten & Malte Hornung

EINLEITUNG. Kurs: Der Sprachinstinkt (Gergely Pethő), 1. Sitzung

in der Versorgungstechnik? Prof. Dr. Michael Krödel

Was versteht man unter Intelligenz

Künstliche Intelligenz

Verhaltensbasierte Robotik

1.1 Motivation. Theorie der Informatik. Theorie der Informatik. 1.1 Motivation. 1.2 Syntax. 1.3 Semantik. 1.4 Formeleigenschaften. 1.

Handbuch Wissensmanagement

1 Symbolische Repräsentation

Sprachsynthese und Spracherkennung

Was können lernende Maschinen wissen?

MATHEMATIQ. Der Newsletter der MathSIG (Interessensgruppe innerhalb der Mensa Österreich) Ausgabe 4.

Maschinelles Lernen II

Interdisziplinäre fachdidaktische Übung: Sprache und Modelle. SS 2015: Grossmann, Jenko

Kapitel MK:I. I. Einführung. Künstliche Intelligenz Starke KI versus Schwache KI Geschichte der KI Gebiete der KI

1 Symbolische Repräsentation

Logische Programmierung

Grundlagen der Künstlichen Intelligenz

Transkript:

Menschliches Verhalten: Der Turing-Test C. Künstliche Intelligenz Def.: Intelligentes Verhalten ist die Fähigkeit, menschliche Performanz in allen kognitiven Bereichen zu erreichen, so dass ein Interviewer getäuscht wird. Turing Test (1950): Ein Mensch kann (nach 30 Minuten freiem Dialog) nicht entscheiden, ob sein Gegenüber ein Mensch oder eine Maschine ist (Kommunikation nur über Terminal). Erforderliche Fähigkeiten: - Sprachverarbeitung - Wissensrepräsentation - Schlussfolgerungsfähigkeit - Lernfähigkeit Siehe [Norvig, Russell 2004]. Eweiterung zu totalem Turing Test für Umgang mit physikalischen Objekten: - Bildverarbeitung -Robotik Slide 1 Slide 3 Dimensionen der Künstlichen Intelligenz Loebner-Preis für Turing-Test Systeme, die wie Menschen denken Systeme, die rational denken Seit 1990 (gestiftet von Loebner, vergeben in Cambridge/USA) http://www.loebner.net/prizef/loebner-prize.html Ablauf: Eine Jury kommuniziert mit 8 Programmen sowie 2 Menschen und soll beides auseinanderhalten. Systeme, die wie Menschen handeln Systeme, die rational handeln Preise: Gold: 100000 $ für natürlichsprachlichen Dialog, Silber: 25000 $ für schriftlichen Dialog, Bronze: 2000 $ für bestes Programm Slide 2 Slide 4

Menschliches Denken: Kognitionswissenschaft Grundlagendisziplinen der KI Voraussetzung für den Turing Test ist, dass Programme ähnlich wie Menschen denken. Menschliches Denken wird von der Kognitionswissenschaft untersucht. Zugangsmethoden: Introspektion Psychologische Experimente Falls eine hinreichend präzise Theorie aufgestellt wurde, kann man sie als Computerprogramm ausdrücken und vergleichen, ob dessen Ein-/Aus- Gabeverhalten dem von Menschen entspricht. Abstraktionsebene: "Wissen" oder "neuronale Schaltkreise"? Letzteres ist Gegenstand der Neurowissenschaften Zugangsmethode: Beobachtung des Gehirn KI, Kognitionswissenschaft & Neurowissenschaften eigenständig Philosophie: Logik, Schlussfolgerungsmethoden, Gehirn als physisches System, Grundlagen des Lernens, der Sprache, der Rationalität Mathematik/Informatik: Formale Repräsentationen und Beweise, Algorithmen, Berechenbarkeit, Entscheidbarkeit, Komplexität, Wahrscheinlichkeit Psychologie: Anpassung, Phänomene der Wahrnehmung und der Muskelsteuerung, Experimentelle Techniken Wirtschaftswissenschaften: Formale Theorie rationale Entscheidungen Linguistik: Wissensrepräsentation, Grammatik Neurowissenschaften: physische Gegenstände für mentale Aktivitäten Kontrolltheorie: homöostatische Systeme, Stabilität, einfache Entwürfe für optimale Agenten Slide 5 Slide 7 Rationales Denken: "Gesetze des Denkens Geschichte der Künstlichen Intelligenz Logisches Schließen: Gesetze, die richtige Schlußfolgerungen aus richtigen Prämissen ableiten. Beispiel: Syllogismus von Aristoteles: Prämisse 1: Alle Menschen sind sterblich. Prämisse 2: Sokrates ist ein Mensch. Konklusion: Sokrates ist sterblich. Im Gegensatz etwa zur Arithmetik können mit der Logik qualitative Aussagen über die Welt und ihre Relationen gemacht werden. Seit 1965 existieren Programme, die mit genügend Zeit und Speicherkapazität für beliebige in logischer Sprache formulierten Probleme eine Lösung finden, sofern eine Lösung existiert. 1942-1956: Vorlaufphase 1952-1969: Früher Enthusiasmus, große Erwartungen 1966-1974: Relativierung durch Realitätsbezug 1969-1979: Wissensbasierte Systeme 1980-1988: Beginn der wissensbasierten Industrie 1985-1995: Rückkehr der Neuronalen Netze seit 1995 Agenten Probleme dieses Ansatzes: Formulierung eines informellen Problems in logischer Sprache. Unterschied, etwas prinzipiell oder tatsächlich tun zu können. Slide 6 Slide 8

Vorlaufphase der KI (1943-56) Früher Enthusiasmus 1952-69 (2) Cullach & Pitt 1943: Integration dreier Quellen zum Vorschlag eines Netzes künstlicher Neuronen: Physiologie der Neuronen Aussagenlogik Theorie der Berechenbarkeit (Turing) 1951: Minsky (mit Edmonds) bauen ersten Neuronalen Computer 1950: Turing: "Computing Machinery and Intelligence": einschl. Turing Test, Lernen Dartmouth-Workshop 1956 (Newell, Simon, Minsky, Mc Carthy et al.): Prägung des Begriffes "Künstliche Intelligenz". Früher Enthusiasmus 1952-69 (1) Slide 9 Explizite Wissensrepräsentation Mikrowelten (Minsky, MIT) - SAINT (Slage, 1963): Integral-Rechnung - ANALOGY (Evans, 1968): IQ-Tests: Geometrische Analogie - STUDENT (Bobrow, 1967): Lösen natürlichsprachlicher schulmathematischer Textaufgaben Einheitliche Domäne: Klötzchen-Welt (MIT): - Bildverarbeitung (Huffman, 1971) - Bildverarbeitung und Constraint-Propagierung (Waltz, 1975) - Sprachverarbeitung (SHRDLU, Winograd, 1972) - Lerntheorie (Winston, 1970) - Planung (Fahlman, 1974) Neuronale Netze - Perceptron-Konvergenz-Theorem (Rosenblatt, 1962). Relativierung durch Realitätsbezug (1966-74) Slide 11 Anfangs wurden die (relativ primitiven) Computer nur als Rechenmaschinen betrachtet ("eine Maschine kann niemals X tun). KI-Forscher erregten viel Aufmerksamkeit, indem sie für ein X nach dem anderen Programme entwickelten. Logic Theorist (Newell &Simon, CMU): Beweisen mathematischer Theoreme. General Problem Sover (Newell & Simon, CMU): Allgemeine Problemlöse-Architektur. Geometry Theorem Prover (Gelernter, IBM): Benutzung einer numerischen Repräsentation von Diagrammen beim Beweisen. Checker-Program (Samuel, IBM): Lernfähiges Spielprogramm LISP (Mc Carthy, MIT, 1958). Time-Sharing (Mc Carthy, MIT, 1958). Advice Taker (Mc Carthy, MIT, 1958). Slide 10-1966 Abbruch der US-Forschungsförderung für Sprachübersetzung (gefördert seit Sputnik-Schock 1957) - Nichterfüllen der Prophezeiung von Simon (1958), dass in 10 Jahren ein Computer Schachweltmeister und ein wichtiges neues mathematisches Theorem maschinell bewiesen worden sei. - Entdecken der Skalierungsprobleme: "Wenn ein Programm ein Problem im Prinzip lösen kann, heißt dies nicht, dass es für einen praktischen Erfolg erforderliche Mechanismen enthält." - Fehlschlag bei Experimenten zur Maschinen-Evolution (heute: Genetische Algorithmen) trotz tausender CPU-Stunden. - Lighthill-Bericht (1973): Abbruch der KI-Forschungsförderung in Großbritannien (mit Ausnahme von zwei Unis) - Die von Minsky & Papert (1969) gezeigten theoretischen Grenzen von Perceptrons führen zu einem weitgehenden Ende der Forschungsförderung im Bereich neuronaler Netze Slide 12

Wissensbasierte Systeme (1969-79) Rückkehr der Neuronalen Netze (1986-95) "In the knowledge lies the power" (Feigenbaum) - und nicht in universellen ("schwachen") Problemlösungsmethoden. - DENDRAL (Stanford, 1969): Interpretation von Massenspektrogrammen zur Aufklärung von Molekül-Strukturformeln. - MYCIN (Shortliffe, Stanford, 1976): "Großvater der Expertensysteme"; Antibiotikumtherapie; Trennung Regeln & Inferenz Das Buch von Rummelhard & McClelland "Parallel Distributed Processing" 1986 verbreitet neue Erfolge mit dem wiederentdeckten Backpropagation-Algorithmus (der bereits 1969, im gleichen Jahr in dem das kritische Buch von Minsky und Papert erschienen ist, von Bryson & Ho publiziert wurde). siehe Vorlesung Knowledge Discovery Minsky (1975) fasst viele Ideen der Zeit in dem Konzept der "Frames" zusammen. Auch bei der Sprachverarbeitung wird die Bedeutung von Weltwissen (stereotype Situationen, Skripts) - im Gegensatz zu den bisher syntaktisch orientierten Programmen wie SHRDLU betont (Roger Schank, Yale) - LUNAR (Woods, 1973): Erstes extern genutztes natürlichsprachliches Anfragesystem für Datenbank über Mondgestein. Slide 13 Slide 15 Beginn der wissensbasierten Industrie (1980-88) R1/XCON (Mc Dermott/DEC 1982): Erstes kommerziell erfolgreiches Expertensystem zur Konfiguration von Computern bei DEC (Einsparungen von ca. 40.000.000 $ pro Jahr) Entstehen zahlreicher KI-Firmen mit meist hybriden Expertensystem- Werkzeugen und Beratung (Teknowledge, Carnegie Group, Inference, Intellicorp) & spezieller KI-Hardware (LISP-Maschinen) Fifth Generation Project (Japan, 1981). 10-Jahres-Projekt zur Entwicklung von intelligenten Maschinen. Agenten (seit 1995) Betonung der Interoperabilität, auch unter nicht-idealen Bedingungen (z.b. Wahrnehmung ist nie perfekt) Erfolge in vielen Teilbereichen verstärken wieder den Blick auf das "Ganze Internet: interessante Umgebung für Software-Agenten Nachziehen der USA (MCC-Konsortium) und Europa (Alvey-Bericht wiederbelebt die KI-Forschung in Großbritannien, BMFT startet Verbundprojekte in Deutschland). KI-Umsatz stieg 1980-88 von einigen Millionen auf 2 Mrd. $. 1988-93 Rückschlag wegen zu hoher Erwartungen ("KI-Winter";). Slide 14 Slide 16

Gegenwärtige Trends KI ist etabliert. Meiste Informatik-Abteilungen haben KI-Professur, wissensbasierte Techniken werden in Industrie breit genutzt. Relative Selbständigkeit anwendungsorientierter Teilbereiche: Wissenssysteme (Diagnostik, Konfigurierung; Scheduling, Planung, Simulation; Wissensportale) Sprachverarbeitung (Hohe Qualität bei gesprochener Sprache; einfaches Verstehen geschriebener Texte - shallow parsing) Bildverarbeitung (relativ selbstständig) Robotik (relativ selbstständig; Robocup, Aibo, Marsroboter) Betonung logischer Grundlagen (z.b. Hidden Markov Models, Bayessche Netze, logik-basierte Wissensrepräsentationen): - "Normative versus empirische Expertensysteme". Agenten; Verbreitung über Internet Slide 17 Aktuelle Erfolge - Schachprogramme haben Weltmeisterniveau erreicht. - Natürlichsprachliche Auskunftssysteme (z.b. Reisebuchung) - Erfolgreiche Expertensysteme in vielen Bereichen - Automatische Planung und Scheduling in der Raumfahrt - Automatischer Autofahrer - Roboter auf dem Mars; für Hüftoperationen Slide 18