Stadt und Bibliotheken

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Transkript:

Stadt und Bibliotheken Aktuelle Debatten und Forschungsfragen aus einem europäischen Netzwerk Prof. Dr. Rudolf Mumenthaler (HTW Chur) Dr. Karsten Schuldt (HTW Chur) FHO Fachhochschule Ostschweiz

NLUS - Network on Libraries in Urban Space Interdisziplinäres, europäisches Forschungsnetzwerk Architektur, Stadtplanung, Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Soziologie Mitglieder aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Niederlande, Norwegen, Schweiz (Universitäten, Fachhochschulen, Institute) www.nlus.eu Seite 2

NLUS - Network on Libraries in Urban Space Ziel: Gemeinsame Forschung In kleineren Gruppen, in nationalen und transnationalen Projekten 1. Identity of Public Libraries 2. Livable cities, libraries and the creation of place/space 3. Impact of Public Libraries Interdisziplinär Langfristige Perspektive: Gemeinsames Forschungsprojekt (EU/Schweiz) Aufbau von Wissen (Kompetenz, Publikationen) zum Themenbereich Workshop on Public Libraries and the City, November 2014, Chur Zweiter Workshop, Sommer 2015, Oslo Workshop on Public Libraries and the City, November 2014, Chur (Bild: Rudolf Mumenthaler) Seite 3

Städte in Europa: Herausforderungen Städte in Europa, insbesondere die kleineren und mittleren, sind ähnlichen Herausforderungen ausgesetzt De-Industrialisierung, Flexibilisierung von Arbeit und Alltag Veränderungen in der Nutzung der Stadt (z.b. Verkehr, Gebäude) Veränderungen in den Rhythmen der Stadt (z.b. weniger einheitliche Arbeits- und Ausgehzeiten) Zurücklassen von ungenutzen Arealen Gleichzeitig: Wiedergeburt der Städte Seite 4

Städte in Europa: Herausforderungen Soziale Spannung und Spaltungen (teilweise angenommen, teilweise real) Armut und Einkommensverteilung Diversität und Migration (national, europäisch und international) Konzepte wie Informationelle Stadt, Creative City etc., die nur zum Teil im kleinen Rahmen funktionieren Teilweise sind diese Konzepte auf junge, kinderlose Menschen zugeschnitten Seite 5

Städte in Europa: Entwicklungsrichtungen Einige Entwicklungen sind widersprüchlich Auf- und Abwertung von Quartieren (Gentrification, Verfall) Schrumpfende Städte (vor allem, aber nicht nur, in Ostdeutschland) Wachsende und neue Städte Metropolen (Berlin, Amsterdam, Wien etc. wachsen; insbesondere innerstädtisch) Gemeinden entwickeln einen urbane Grösse und Qualität (vor allem Schweizer Agglomoration) Teilweise Wachstum von Vorstädten, teilweise Stagnation in Mittelstädten Seite 6

Städte in Europa: Entwicklungsrichtungen Auf die Entwicklungen wird reagiert Soziale Auseinandersetzungen z.t. durch Veränderungen der Stadtplanung ermöglicht (z.b. Quartiersmanagement Ermutigung der Bevölkerung zur Mitarbeit) Stadtplanung (widersprüchlich) Konzentration auf Landmarks und Leuchtturm-Projekte Einbindung der lokalen Community Orientierung an internationalen Vergleichen (wo nicht alle gewinnen können), teilweise Abwendung von diesen Teilweise langfristige Pläne, teilweise keine Pläne Urbane Qualität wird als wichtig angesehen (nur, was ist das?) Seite 7

Städte in Europa: Entwicklungsrichtungen Auf die Entwicklungen wird reagiert Diskurse Creative City, Informationelle Stadt, Stadt als Piazza etc. Oft: Förderung von kreativen Industrien Architektur und Stadtplanung Einbindung der Community und lokalen Tradition wird wichtig Abwendung von grossen Plänen von oben Bauen von offenen Räumen Gleichzeitig: Bilbao Effekt suchen Seite 8

Bibliothek und Stadt (Öffentliche) Bibliotheken werden in diesen Planungen/Steuerungsversuchen genutzt Bibliotheken sind von ihnen beeinflusst Bibliotheken können (und zum Teil wollen) darauf reagieren Hieraus ergeben sich Forschungsfragen für das Netzwerk Seite 9

Fragestellungen Lebensqualität und Bibliothek (liveable city) Trägt die Bibliothek zur urbanen Qualität bei? Vermutung: Ja. Aber: Was genau heisst das? Wie genau tut sie das? Lässt sich das steuern? Lyon (Bild: thierry llansades, https://flic.kr/p/pndakv, CC BY-NC-ND 2.0) Seite 10

Fragestellungen Bibliothek als Teil der Stadtplanung Bibliotheken werden in der Stadtplanung eingesetzt Generierung von Urbanität ( neue Städte, Revitalization), für neue Zentren (shrinking cities), als Leuchtturm-Projekte Wieso? Was erhofft man sich dabei? Funktioniert das und wenn ja, wie? Was wirkt: Architektur oder Bibliotheksarbeit? Newcastle City Library (Bild: Richard Aird, https://www.flickr.com/photos/ricaird/3879408476/in/set-72157622084965261, CC BY- NC 2.0) Seite 11

Fragestellungen Kreativität, Citizenship und neue Räume (einige) Bibliotheken verstehen sich als Teil der neuen Kreativität Was heist das genau? Mehr Arbeitsplätze, mehr Makerspaces, mehr Veranstaltungen, mehr kreative Möbel? Weniger Bestand? Kann und soll die Verantwortung an Nutzerinnen und Nutzer abgegeben werden? Wie? Wie sehr ist die Bibliothek dann noch Bibliothek? Welchen Einfluss hat die Programmierung der Bibliothek? Hjørring Library (Bild: jenniferjoan, https://www.flickr.com/photos/jenniferjoan/9052248157/in/photostream/, CC BY 2.0) Seite 12

Fragestellungen Stadtplanung und Bibliotheksbau Welche Erwartungen bestehen beim Bau von Bibliotheken? Was wird mit der Intervention bezweckt? Welche Akteure beteiligen sich an dieser Diskussion oder wer bestimmt das Konzept? Wie wird der Plan konkret umgesetzt? Welche Veränderungen werden im Vergleich zur Konzeption vorgenommen? Wie wird der Raum (um und in der Bibliothek) tatsächlich genutzt? Nathalie Vallet et al. Identity of Public Libraries. Draft (2015) Seite 13

Fragestellungen Identität von Bibliotheken, Identität von Städten, Identität von Menschen Prägen urbane Bibliotheken eine eigene Identität aus? Wie sehr ist diese mit dem Ort Stadt verknüpft? Wie nutzen Menschen in Städten die Bibliothek (anders)? Tragen Bibliotheken zur Identität der jeweiligen Städte bei? Wie? (Gebäude oder Angebot/Programm?) Seite 14

Zukunft Forschungsprojekt HTW Chur & FH Potsdam zu Libraries as Interventions in Urban Space eingereicht (SNF/DFG) Weitere Forschungsprojekte und Publikationen im Rahmen des Netzwerks NLUS geplant Interesse an Forschungsprojekten (interdisziplinär) vorhanden, immer von der Finanzierung abhängig Netzwerk wird fortgeführt Zweiter Workshop im Herbst 2015 (Oslo) Seite 15

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. FHO Fachhochschule Ostschweiz Seite 16