~ 1 ~ Getauft auf seinen Namen Predigt zu Genesis 17, 1 7.15 16 am 1. März 2015 in Wädenswil Kanzellesung: Genesis 17, 1 7.15 16: Als Abram neunundneunzig Jahre alt war, erschien der HERR dem Abram und sprach zu ihm: Ich bin El-Schaddai (der allmächtige Gott). Wandle vor mir und sei vollkommen. Ich will meinen Bund stiften zwischen mir und dir und dich über alle Massen mehren. Da fiel Abram nieder auf sein Angesicht. Und Gott redete mit ihm und sprach: Sieh, das ist mein Bund mit dir: Du wirst zum Vater einer Vielzahl von Völkern werden. Man wird dich nicht mehr Abram nennen, sondern Abraham wird dein Name sein, denn zum Vater einer Vielzahl von Völkern habe ich dich bestimmt. Ich mache dich über alle Massen fruchtbar und lasse dich zu Völkern werden, und Könige werden von dir abstammen. Ich richte meinen Bund auf zwischen mir und dir und deinen Nachkommen, von Generation zu Generation, als einen ewigen Bund, dass ich dir und deinen Nachkommen Gott sei. Und Gott sprach zu Abraham: Sarai, deine Frau, sollst du nicht mehr Sarai nennen, sondern Sara soll ihr Name sein. Ich will sie segnen, und auch von ihr will ich dir einen Sohn geben. Ich will sie segnen, und sie soll zu Völkern werden. Könige von Völkern werden von ihr abstammen. Liebe Gemeinde Menschen bekommen einen neuen Namen. Das gibt es öfters aus unterschiedlichen Gründen z. B. bei der Hochzeit. Wenn zwei Menschen sich für einen gemeinsamen Familiennamen entscheiden, dann ist das ein schönes Zeichen ihrer Zusammengehörigkeit, ihres Bundes, den sie geschlossen haben. Ich finde es deshalb auch gut, dass heutzutage die Frauen nicht mehr automatisch den Namen des Mannes annehmen müssen. Die beiden können sich frei entscheiden, auch wie in unserem Fall für den Namen der Frau. Manchmal gibt es wiederum gute Gründe, dass beide ihren Namen behalten. Auch das geht. Ich kenne auch Personen, die ihren Vornamen geändert haben. Sie wagen das, was andere vielleicht auch gern täten, sich aber nicht trauen. Denn es ist ja so: Wir alle haben uns unsere Namen nicht selber gegeben das taten andere, als wir zur Welt kamen. Und bestimmt habt ihr alle irgendwann einmal überlegt: Bin ich eigentlich zufrieden mit meinem Namen?
~ 2 ~ Ärgerlich, ja richtig schlimm, kann es werden, wenn andere einem ohne dass man es will einen neuen Namen verpassen, also einen Übernamen oder Spitznamen. Manchmal ist das lustig. Ein Freund von mir wurde zum Beispiel Rumms genannt, weil er Türen nicht leise zumachen konnte. In manchen Fällen ist ein Spitzname aber auch richtig demütigend. Eine Gruppe oder Gemeinschaft kann damit große Macht über einzelne ausüben. Das machten sich auch die Nazis zunutze, als sie jüdische Mitbürger zwangen, zweite Vornamen Namen in den Ausweis eintragen zu lassen, die ihr Judesein offenlegten: Alle Männer hießen mit Zweitnamen Israel und alle Frauen Sara. Damit sind wir bei unserem Predigttext, in dem die Stammeltern Israels auch neue Namen bekommen: Aus Abram wird Abraham und aus Sarai wird Sara. Keine große Änderung, kann man sagen. Auch die Bedeutung der Namen bleibt fast gleich: Bei ihm ist das Wort Vater ab enthalten, ihr Name bedeutet nach wie vor Fürstin. Aber mit der Annahme des neuen Namens geschieht hier und bei einigen anderen biblischen Personen etwas Entscheidendes: Sie nehmen den neuen Namen freiwillig und bewusst an und unterstellen sich damit der Macht Gottes. Das wird später auch bei Jakob der Fall sein, der den Namen Israel annimmt. Simon, der Jünger von Jesus, wird sich Petrus nennen. Und Saulus wird nach seiner großen Lebenswende zum Paulus. Bis heute nehmen Menschen, die Gott ganz dienen möchten, oft einen neuen Namen an, zum Beispiel wenn sie in ein Kloster eintreten. Sie bezeugen damit einen Gehorsam, der ihr ganzes Leben umfassen soll. Liebe Gemeinde, wir alle haben irgendwann einen Namen bekommen. Unsere Eltern haben sich dabei in der Regel viele Gedanken gemacht. Einige haben einen biblischen Namen, in dem schon ein Hinweis auf Gott enthalten ist das sind vor allem Namen, in denen die Silben el oder ja enthalten sind. Bei anderen Namen haben die Eltern weniger auf die Bedeutung als auf den schönen Klang geachtet. Neulich habe ich mich mit einem Kollegen unterhalten, der gerade mit seiner Frau das vierte Kind erwartete. Er sagte mir, dass er glaubt, dass jedes Kind immer schon von Gott einen Namen bekommen hat. Sie als Eltern versuchen intuitiv diesen Namen herauszufinden oder wenigstens einen ähnlichen. Natürlich machen sie sich vor der Geburt schon Gedanken. Aber festlegen möchten sie sich erst, wenn sie das Kind einmal auf dem Arm gehabt haben und finden, dass der Name wirklich passt.
~ 3 ~ Ich finde, das ist ein sehr schöner Gedanke: Jeder und jede von uns hat bei Gott seinen Namen. Und mit diesem Namen verbindet sich eine Bestimmung im Leben, eine Aufgabe, ein Sinn, den ich immer wieder suchen und finden kann. Denn dieser Name steht für das, was genau zu mir passt meinen Gaben, meinen innersten Interessen, meiner Sehnsucht, aber auch meine ganz eigenen Herausforderungen, die nur ich im Leben bewältigen muss, aber auch bewältigen kann. Gott sagt ja im Jesajabuch (43, 1+2): Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu mir. Wenn du durch Wasser gehst - ich bin bei dir, und durch Flüsse - sie überfluten dich nicht. Wenn du durch Feuer schreitest, wirst du nicht verbrannt, und die Flamme versengt dich nicht. So hat auch Jesus Menschen sehr persönlich gerufen, dass sie sich mit ihm auf den Weg machen sollen eben einen Simon, der zum Petrus wurde, oder einen Levi, der später Matthäus hieß. Einmal sagte er wir haben es vorhin in der Lesung bereits gehört (Mk. 8. 34): Wenn einer mir auf meinem Weg folgen will, verleugne er sich und nehme sein Kreuz auf sich, und so folge er mir. Und nun verstehen wir das auch besser: Sich verleugnen das heißt gerade nicht, sich selber aufgeben, die eigene Identität zu vergessen. Es geht vielmehr darum, das eigene wahre Selbst zu entdecken, eben diesen Namen, bei dem Gott mich gerufen hat meine wahre Bestimmung, die so oft überdeckt ist von Fremdbestimmung oder von materiellen Interessen, die mich vom eigentlichen ablenken. Es geht darum, vom Lebensmodus des Habens wieder zum Modus des Seins zu kommen. Zum Angewiesen-Sein. Denn ich bin ja nicht, was ich habe, was ich erreicht und geleistet habe. Es ist anders. Herman van Veen, der holländische Sänger, hat das einmal so schön gesungen:
~ 4 ~ Alles, was ich weiß, weiß ich von einem andern, und alles. was ich lass', lass' ich für einen andern, alles, was ich hab', ist ein Name nur, den hab' ich von einem andern. Herman, ruft ein Mann, und ich lauf' fort. Herman, ruft eine Frau, und ich zögere. Herman, ruft ein Kind, und ich fühl' mich alt. Herman, ruft der Wind, und mir wird kalt. Alles was ich sag', sag' ich einem andern, und alles, was ich geb', geb' ich einem andern, alles was ich hab', ist ein Name nur, den hab' ich von einem andern. Die Hand, die ich geb', geb' ich einem andern, und die Tränen, die ich lass', wein' ich um einen andern. Den Sinn, den ich hab', hab' ich in einem andern, und die Liebe, die ich fühl', ist für einen andern. Nur meine Gänsehaut ist von mir selbst! Liebe Gemeinde, der Name, den wir tragen manchmal sind wir damit zufrieden, manchmal nicht. Manchmal passt er zu uns, manchmal nicht. Wir müssen in jedem Fall nicht einen neuen Namen für uns finden oder er-finden. Das Entscheidende ist dann geschehen, wenn wir getauft worden sind. Denn bei unserer Taufe sind wir eben gerade nicht auf unseren Namen ob nun Stefan oder Weller oder wie auch jeder heißen mag wir sind nicht auf unseren Namen getauft worden wie vielleicht ein Schiff auf den Namen Esmeralda getauft wird wir sind alle auf Christus getauft. Wenn ein Pfarrer oder eine Pfarrerin einen Menschen ob klein oder groß tauft, dann übergießt sie die Person mit Wasser und spricht: Ich taufe dich auf den Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Wer getauft ist, wird zu Recht Christ genannt, denn diese Person gehört nun zu Christus, auch zu seinem Leib, der Kirche. Und in dieser Bezeichnung Christ und in dem Symbol der Taufe mit Wasser leuchtet etwas davon auf, dass dieser Menschen zu Gott
~ 5 ~ gehört und mit ihm seinen ganz eigenen, unverwechselbaren Weg geht. Wer Christ ist, steht in einem Bund mit Gott. Und auch das bezeugt die Taufe, dass Gott zusagt, den Bund zu halten und diese Person durch dick und dünn zu begleiten: Wenn du durch Wasser gehst - ich bin bei dir, und durch Flüsse - sie überfluten dich nicht. Daran dürfen wir uns erinnern, wenn wir getauft sind. Und dazu sind alle eingeladen, die noch nicht getauft sind. Gott schenkt uns nicht immer ein leichtes Leben, aber eines, das unserem Namen entspricht und in dem wir unsere Bestimmung, unsere Aufgabe und unseren Sinn finden. Das ist das Geheimnis seiner Liebe zu uns. Amen.